1) Worauf wird gewettet?
Der Wettmarkt wird bestimmt von den täglichen Fußballspielen, die europaweit stattfinden. Beschränken wir uns in der Betrachtung hier mal auf die Deutsche Fußball Bundesliga. Es steht also ein normales Bundesligawochenende bevor und wir betrachten den Wettmarkt dazu.
a. Wetten auf die Spiele
Die nach wie vor bestimmenden Wetten sind die auf Heimsieg – Unentschieden – Auswärtssieg, in der Kurzform auf 1-X-2, welche uns auch hier beschäftigen sollen. Die nachfolgenden beiden alternativen Wettformen stelle ich nur kurz vor:
b. Over/under Wetten
In letzter Zeit gibt es eine verstärkte Tendenz in Richtung over/under Wetten. Das bedeutet, dass man wetten kann, ob in einem Spiel viele oder wenige Tore fallen. Dieser Markt ist wachsend.
c. Langzeitwetten
Die Langzeitwetten spielen am Wettmarkt eine untergeordnete Rolle. Eine Frage wie „Wer wird Deutscher Meister“ oder „wer steigt ab“ mag sich zwar spannend anhören, jedoch gibt es ein ganz offensichtliches Problem: Wenn man es bei einem Buchmacher wetten möchte, dann muss man das Geld vorher einlegen. Wenn man also 100 Euro auf „Bayern wird Deutscher Meister“ wettet, dann kann man mit diesen 100 Euro das ganze Jahr über nicht mehr spielen. Man könnte andererseits 34 Mal damit Spannung haben oder noch öfter. Es ist zwar interessant, aber es macht auch trotzdem irgendwie keinen Spaß. Sooo lange auf Geld warten, wenn man überhaupt gewinnt.
2) Was stellen die Quoten dar?
Die Quote bestimmt, wie viel Geld wir zurückbekommen, falls das von uns gewettete Ereignis eintritt. Wenn es eine Quote von 1.5 gibt und wir darauf 10 Euro wetten, dann bekommen wir im Gewinnfall Quote * Einsatz, also 10 * 1.5 Euro = 15 Euro zurück. Wir hätten 5 Euro Gewinn erzielt.
Die Quote, die man auf ein bestimmtes Ereignis bekommt, auf das man wetten möchte, reflektiert im Prinzip die Eintrittswahrscheinlichkeit. Eine sehr kleine Quote bedeutet, dass man auf ein sehr wahrscheinliches Ereignis wettet, eine hohe Quote, dass man auf ein sehr unwahrscheinliches Ereignis wettet.
Die meisten Spieler bevorzugen es, auf sehr wahrscheinliche Ereignisse zu wetten, da man intuitiv am liebsten doch das spielen möchte, was auch kommt. Damit sich das wetten dennoch lohnt, werden dann Spiele miteinander kombiniert.
3) Die Kombinationswetten
Mathematisch gesehen werden bei einer Kombinationswette alle Quoten miteinander mal genommen, falls alle Spiele so ausgehen, wie vorhergesagt. Viele Spieler kombinieren dann zehn nach ihrer Ansicht klare Favoriten für sehr kleine Quoten und sind dann doch meist überrascht, dass die Wette wegen einem einzigen Spiel nicht eingetroffen ist. Ich entgegne darauf gerne, dass die Wahrscheinlichkeit, von 10 klaren Favoriten genau einen falsch zu haben, 10 Mal so groß ist, gegenüber dem, alle Spiele richtig zu haben. Da man nämlich für das falsche Spiel 10 Chancen hat.
Dennoch wird so gewettet. Mathematisch gesprochen ist es auch korrekt, dass die Quoten miteinander multipliziert werden, da die Wahrscheinlichkeiten bei unabhängigen Ereignissen auch miteinander multipliziert werden müssen, um die Gesamtwahrscheinlichkeit zu errechnen.
Der Irrglaube besteht bei den meisten Spielern darin, dass sie es für wahrscheinlicher halten, dass 10 nach ihrer Einschätzung klare Favoriten gewinnen, als dass ein einziger Außenseiter gewinnt. Das ist mathematische betrachtet aber falsch, der besagte Irrglaube. Wenn man mit den zehn kombinierten Spielen eine Quote von 8.5 erzielt und für den Auswärtssieg von Bochum bei Bayern München ebenfalls eine 8.5 bekommt, dann ist das beides wohl auch ähnlich wahrscheinlich. Aber wer würde schon auf einen Sieg von Bochum in München setzen?
4) Wie entsteht die Quote?
Sagen wir mal, ein Spieltag ist abgeschlossen und die neue Woche beginnt. Dann gibt es eine Reihe von Quotenmachern, die die anstehenden Spiele einschätzen und dafür ihre Quoten machen. Dazu gibt es einen Markt von Spielern, die allmählich anfangen, auf diese Quoten ihre Wetten zu platzieren. Die ursprünglichen Quoten werden in aller Regel nach einfachsten analogen Verfahren von den meisten Anbietern aus dem Kopf gemacht. Natürlich bekommt jeder Quotenmacher sehr schnell eine Orientierung, was die Konkurrenz macht und wo man eventuell eine zu hohe Quote errechnet haben könnte.
Heutzutage gibt es auch praktisch keine Fixquoten mehr, so dass die Quoten veränderlich sind und kurzerhand marktgerecht angepasst werden. Geben Sie einem beliebigen Quotenmacher (zu denen ich mich persönlich auch zählen darf) eine fiktive Spielpaarung (eine, die nicht am Wochenende stattfindet) und er wird eine Quote „aus dem Ärmel schütteln“. Wie gut sie ist, würde sich dann am Wettmarkt mit den konkurrierenden Einschätzungen allmählich zeigen. Sicher gibt es da individuell Qualitätsunterschiede der Quotenmacher, die jedoch heutzutage weitest gehend irrelevant sind, aufgrund der möglichen Quotenanpassung und der Informationsverbreitung im Internet..
Selbstverständlich bekommt der Spieler die Quote ausgezahlt, zu der er die Wette abgeschlossen hat, selbst wenn diese im Anschluss auch verändert werden sollte.
5) Spielstrategien
Allgemeine Spielstrategien müssen im Prinzip die „Fehler“ in den allgemeinen Einschätzungen versuchen, auszunutzen. Es gibt ein paar Standardfehler, die der gesamte Markt eigentlich macht. Nur: Sowie man darüber redet und auf diesen Fehler aufmerksam macht, dann wird – ähnlich wie an der Börse – eventuell ein gegenteiliger Effekt ausgelöst. Insofern sind diese Fehler vielleicht nur als temporär zu bezeichnen und haben dauerhaft eine nur geringe Bedeutung. Insofern spreche ich über genau heute:
Ein Fehler ist der, dass ein bestimmtes Spiel mit dem entsprechenden Kommentar eine übertriebene Euphorie auslöst, welches zu einer Übertreibung der empfundenen Spielstärke einer Mannschaft führt. Wenn also Schalke souverän und überzeugend in einem tollen Spiel 3:0 gewinnt, dann kann man am nächsten Wochenende eher nicht Schalke spielen, weil der Kurs verhältnismäßig zu klein ausfällt. Alle haben das tolle Spiel gesehen, alle wollen Schalke haben, (zu) viele spielen Schalke, der Kurs, die Quote, die man erzielt ist, marktbedingt, zu klein.
Ein weiterer Fehler ist der, dass oftmals bei kleineren, unbedeutenderen Spielen auf die Ergebnisse zu viel Wert gelegt wird. Also eine Mannschaft verliert in einem eigentlich guten Spiel mit 0:2, sagen wir mal es handelt sich um Duisburg in Cottbus oder so etwas, dann hat man eine gute Chance, am nächsten Wochenende Duisburg zu spielen. Der Markt reagiert zu sehr auf das Ergebnis und nicht auf den wirklichen Spielverlauf, Die Quote, die man dann auf Duisburg erzielt, könnte zu hoch sein im Verhältnis zur Eintrittswahrscheinlichkeit für einen Sieg.