- Die faire Wette oder ein ganz faires Spiel
Das ist auch eine Erfindung der Mathematik. Dieses Spiel in der Praxis zu finden, ist ebenso unmöglich. Selbst der Münzwurf um gleiches Geld wäre kein absolut faires Spiel. Die Münze kann ja gar nicht ausgewogen sein, eine Seite ist schwerer oder leichter bzw. ist der Schwerpunkt nicht in der Mitte (wo wäre diese überhaupt?). Und dann die üblichen Fragen: Wer wirft, auf welchen Untergrund und wer hat welche Absicht etc. Also es ist eben mehr ein theoretisches Spiel. Aber hierbei interessant, dass es sozusagen zumindest theoretisch immer die faire oder korrekte Auszahlungsquote gibt. Beim Würfeln, wenn Sie auf eine Zahl setzen, wäre diese 6:1 bzw. 6.0. 100 Euro Einsatz, im Erfolgsfall 600 Euro Auszahlung, das bedeutet 500 Euro Gewinn. Also 5 Mal verlieren Sie 100 Euro, einmal gewinnen Sie 500 Euro. Das nenn ich fair. Langfristig sollte es zumindest in der Größenordnung liegen: 5 Mal kommt Ihre Zahl nicht, 1 Mal kommt sie. Macht unterm Strich 500 DM verloren und 500 DM gewonnen. Und wenn einer einen Vorteil hat, wissen es die Beteiligten (meist) nicht.
Aber ich gebe Ihnen jetzt mal ein wirklich interessantes anderes Beispiel, wie man durch leichte Modifikation des Spiels bereits ein spannendes Spiel machen kann, bei dem es möglicherweise schon einen Anteil Spielstärke gibt: Einer der beiden Spieler nimmt die Münze in eine Hand. Der andere muss versuchen, zu erraten, in welcher Hand sie sich befindet. Anschließend werden die Seiten gewechselt (oder auch nicht, es müsste nicht sein). Die Folge: Wäre es dann ein Geschicklichkeitsspiel? Hat womöglich bereits eine Seite einen Vorteil durch die Fähigkeit, die Gedanken des anderen besser zu lesen? „Er möchte mich jetzt bestimmt reinlegen und nimmt die Münze wieder in die gleiche Hand, danach noch mal.“
Also, so weit ich weiß, wird dieses Spiel, außer als Sching-Schang-Schong, wo man ja drei Möglichkeiten hat und man nur unwichtige Entscheidungen ausknobelt, nicht gespielt. Aber interessant wäre es. Nur habe ich sogar das Gefühl, dass man sich davor scheut (ich habe das Spiel einmal in der Schulzeit mit einem Klassenkameraden gespielt. Ohne Einsatz, versteht sich. Aber eigentlich wollten wir uns auch beweisen, wie gut wir uns kennen. Und tatsächlich haben wir beide weit mehr als 50% Treffer gehabt. Zufall?).
Aber eine Lösung habe ich auch anzubieten: Sollten Sie sich auf dieses Spiel einlassen, kann ich Ihnen mit einem einfachen Trick zumindest 50% versprechen: Werfen Sie die Münze heimlich vor jedem Versuch, in welche Hand Sie sie nehmen sollen. Dann nützen Ihrem Gegenspieler alle psychologischen Tricks nichts. Er kann nicht mehr als 50% erreichen, langfristig gesehen. Allerdings werden Sie auch garantiert nicht mehr als 50% erreichen. Wenn Sie also dieses Spiel mit Vorteil spielen wollen, müssen Sie schon tief in die Psyche Ihres Gegners einzutauchen versuchen.
In dem Zusammenhang fällt mir noch ein Problem ein, dem ich schon öfter mal begegnet bin. Es hört sich so einfach an, aber eine ganz richtige Lösung habe ich eigentlich noch nicht gefunden. Vielleicht fällt Ihnen mal etwas garantiert Wirksames ein dazu? Die Fragestellung ist die Folgende: Wir spielen eine Partie Schach. Kein Problem, wir losen die Farben aus. Klar. Aber wir spielen die Partie telefonisch. Wer hat Weiß? Wer darf anfangen? Wie losen wir das aus? Ganz fair und korrekt?
Die einzige Lösung, die mir je dazu einfiel, sah so aus: Man einigt sich zunächst, wer die geraden Zahlen und wer die ungeraden Zahlen nimmt. Der Sieger hat selbstverständlich die Farbwahl. Beide Personen sagen gleichzeitig eine Zahl, zur Einschränkung am besten zwischen 0 und 9, die 0 muss dabei sein, denn es muss eine gerade Anzahl zur Auswahl stehen. Diese beiden Zahlen werden aufaddiert. Die Summe ist gerade oder ungerade. 0 selber ist gerade. Einer der beiden hat gewonnen. Problem nur, ein wenig verwandt mit dem Sching-Schang-Schong Problem, wo man gelegentlich die Hand des anderen aufgehen sieht (oder auch zu, zum Stein), und daraufhin seine Entscheidung trifft oder variiert: Wann und wie ist gleichzeitig? Und: gleichzeitig hören und sprechen kann auch zu Fehldeutungen führen. „Was hattest du gesagt? Ich hab aber 2 gehört.“