Es gibt ja offensichtlich doch auch unter Ihnen eine große Begeisterung, was das Messen von Vorhersagen angeht. Sicher, nicht um Geld. So was macht man ja nicht. Oder doch ein kleiner Einsatz von jedem? Um den Sieger bei der nächsten Bundesliga Saison zu ermitteln? Oder den besten Propheten für die nächste Fußball WM oder EM? Sicher, das ist alles harmlos und nicht mal verboten. Dann kann man noch Preise aussetzen. Es gibt auch das kicker manager Spiel, wo man auch irgendwie versucht, durch geschicktes Agieren, also auch mithilfe guter Einschätzungen, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Im internet gibt es auch zahlreiche Tippspiele. Es gibt sogar da auch die Möglichkeit, Preise zu gewinnen. Es scheint ja sogar, zumindest für die großen Turniere, ein jeder, mit dem ich spreche, bei irgendeinem Tippspiel teilzunehmen.
Also kann es ja nicht schaden, auch hier mal einen Blick drauf zu werfen. Kann man auch diese Spiele gut spielen? Was macht den Reiz aus? Wo liegen die Ungerechtigkeiten? Und: Gibt es nicht vielleicht sogar ein ganz gerechtes Spiel?
Ich persönlich nehme übrigens auch an einem teil. Und obwohl es nicht um Geld geht macht es mir großen Spaß. Die internet Seite, bei der man daran auch teilnehmen kann, lautet www.tipmaster.de. Einfach anmelden und mitspielen. Es ist sogar das bisher beste und „gerechteste“ was ich kenne. Wohl auch ein Grund, dass ich daran teilnehme. Man übernimmt dabei als Trainer eine Mannschaft, die man zu Ruhm und Ehren zu führen versucht. Um erfolgreich zu sein, muss man allwöchentlich aus einer Auswahl von 25 real stattfindenden Spiele 20 auswählen, die man auf 1-X-2 tippt. Und hier kommt das gute an dem Spiel: Man erhält Punkte für die richtigen Tipps. Und: die Quotenhöhe „belohnt“ einen angemessen für gute Tipps. Also wenn man einen Außenseiter auf Sieg spielt, bekommt man viele Punkte, falls er gewinnt. Man bekommt sozusagen echte Buchmacherquoten. Pro Wochenende macht man 4 Spiele gegen andere Teilnehmer. Man spielt in einer Liga mit 18 Mannschaften. Also eine Saison dauert 9 Wochen, es werden ca. 4 Spielzeiten pro Jahr durchgeführt. Es gibt ein korrektes Ligasystem, von der Kreisklasse bis zur Bundesliga. Und wenn man wirklich gut tippt, kann man eines Tages sogar „Deutscher Meister“ werden. Und warum ich das alles so genau erzähle? Klar, Sie kennen mich gut genug inzwischen: Ich bin schon zwei Mal Deutscher Meister geworden. Und es gibt im Schnitt ca. 7000 Teilnehmer!
Und dabei werden alle meine Tipps ausschließlich von meinem Computer gemacht. Ich habe ein kleines Programm geschrieben, was mir die optimalen Tipps berechnet. Aber außer, dass ich angeben wollte, wollte ich natürlich (auch für mich) überprüfen, ob mein Computer gut rechnen kann und gut programmiert ist. Es ist eine neutrale Überprüfungsmethode der Qualität meiner Einschätzungen.
Jetzt versuche ich aber erstmal, das gängigste aller Tippspiele auf dessen Qualität zu prüfen. Dazu fällt mir natürlich auch gleich wieder eine kleine Geschichte ein. Eine Kollegin bei meiner damaligen Arbeit hatte zur WM 1990 auch an einem derartigen Tippspiel teilgenommen. Mein Computerprogramm war schon fertig, es hat bereits Prognosen erstellt. Sie wusste davon und bat mich also, für sie die Tipps abzugeben, bzw. ihr also die besten Tipps vorzuschlagen. Mein Computer ist aber genau so doof wie man das immer gerne sagt. Er ist einfältig, primitiv, ahnungslos. Er tippte ganz einfach immer das wahrscheinlichste Ergebnis. Nun, das alleine scheint noch nicht besonders spektakulär. Nur: Er tippte praktisch bei relativ ausgeglichenen Spielen stets auf 1:1 und sowie es einen relativ klaren Favoriten gab, tippte er auf 2:0, manchmal auch 1:0. Sie hat nach ein paar Tagen abgebrochen. Klar, nicht nur, dass die Spiele nicht so ausgingen. Noch dazu war es ihr anscheinend etwas peinlich oder auch einfach nur zu langweilig.
Korrekt waren seine Ideen aber sicher dennoch. Fakt ist, dass es bei der herkömmlichen Methode, bei der man für die richtige Tendenz einen Punkt bekommt, für die richtige Differenz 2 Punkte und für einen Volltreffer, das richtige Ergebnis 3 Punkte. So sind die meiste Tippspiele organisiert. Und teilweise, wie ich höre, gibt es auch wirklich viele Teilnehmer. Es kann also durchaus für Spannung sorgen.
Und dennoch hat das ganze nichts mit „Gerechtigkeit“ zu tun. Sicher, für alle gelten die gleichen Regeln, insofern könnte man es auch als gerecht bezeichnen. Aber: Wenn man keinen angemessenen Lohn bekommt für einen Außenseitertipp, dann ist es nicht ratsam, so einen Tipp abzugeben. Das Spiel selber mag zwar irgendwie auch interessant sein, aber durch die Vorgabe der Regeln gibt es so einschneidende Einschränkungen, dass mich nichts reizen könnte, daran teilzunehmen.
Oder, grad wo ich’s sage: Sollte ich es doch einmal probieren, um auch da die Überlegenheit meines Computers nachzuweisen? Gut, ich denk drüber nach.
Nun gut, anstatt an so einem Tippspiel teilzunehmen habe ich mir lieber Gedanken gemacht, wie ein besseres, gerechtes System aussehen müsste. Gibt es so etwas? Die Antwort wird Sie längst nicht mehr verblüffen: Ja, das gibt es. Es leitet über zum nächsten Kapitel…