Es scheint mir doch wert, diesem Thema ein eigenes Kapitel zu widmen. Es gibt zu viele Menschen, die mich entweder fragen, ob ich es mache oder, wenn ich erzähle, dass ich es gelegentlich mache fragen, was es damit auf sich hat. Und andere vielleicht, ob es nicht eine Geschäftsidee sein könnte, es nur auf settlements anzulegen.
Wie üblich müssen wir dazu aber zunächst genau erklären, oder auch definieren, was wir unter Settlement verstehen wollen.
1) Begriffserklärung „Settlement“
Grundsätzlich ist ein settlement so aufzufassen, dass man eine bereits laufende Wette ganz oder teilweise verkauft. Der Effekt, den man damit, ebenso grundsätzlich, zu erzielen gedenkt, ist es, den „swing“ auf eine Wette zu reduzieren. Der swing ist, wie an anderer Stelle noch präziser erklärt, der Unterschied zwischen Gewinn und Verlust. Also wenn an vor einem Settlement einen swing hat von zum Beispiel 4000 Euro, dann hat man nachher einen geringeren Swing. Er kann dabei auf 2000 Euro heruntergehen, man kann ihn, in der Theorie zumindest, auch ganz herausnehmen. also den Swing auf 0 Euro setzen. Man kann aber bei anderen Settlements auch unterschiedliche, neue Ausgänge schaffen, die den Swing anders verteilen.
Ein Settlement ist also sehr oft eine Wette, die man aus Angst oder auch aus Vernunftgründen abschließt, deren hauptsächliches Ziel aber nicht darin besteht, eine Vorteilswette zu machen, sondern aus einer bereits laufenden Wette zum Teil oder auch ganz „auszusteigen.“ Ausgestiegen ist man dann, wenn der Swing 0 ist. Denn dann unterscheidet einen als Spieler nichts vom Rest der Bevölkerung. Der Ausgang ist einem, in finanzieller Hinsicht, gleichgültig.
Ein Settlement muss keineswegs immer einen Gewinn sichern. Man kann auch ab und zu eine Wette mit Verlust settlen. Die Wette gefällt einem nicht mehr, man hat sich verspekuliert oder sie ist einem schlicht zu hoch. Man spielt einen Teil auf die Gegenseite und nimmt dadurch Swing heraus. Der einem Settlement am ähnlichste Begriff aus dem Deutschen ist der Begriff „Versicherung“. Es passt nicht ganz, kann aber hier und da auch verwendet werden. Der Unterschied besteht darin, dass eine „Versicherung“ gemeinhin grundsätzlich mit Nachteil gemacht wird. Das muss bei einem Settlement keineswegs der Fall sein. Wie im Kapitel „Eine Strähne“ beschrieben — wo im Backgammonturnier zwei noch nicht im Geld befindliche, aber weit gekommenen Spieler etwas Geld sichern wollen — kann man auch in besonderen Fällen mit dem Gegner gemeinsam settlen und da ist es eine Verhandlungssache. Man kann dann entweder selber profitieren oder der Gegner profitiert oder auch ist die Abmachung einfach nur gerecht und beiderseits einvernehmlich. Man hat gesettled aber nicht unbedingt versichert. Da wäre dann der Begriff „abgesichert“ der bessere.
2) Begriffserklärung „sure bet“
Eine „sure bet“ ist eine Wette, bei der man bei allen möglichen Ausgängen eines Ereignisses Geld gewinnt oder wenigsten pari ist, also nichts verliert. Dieser überaus wünschenswerte Effekt ist dann möglicherweise zu erzielen, wenn zwei verschiedene Anbieter auf das gleiche Ereignis so unterschiedliche Quoten bezahlen, dass man die Einsatzhöhen so wählen kann, dass man garantiert bei jedem Ausgang mit größer oder gleich 0 im Geldergebnis abschneidet.
Um ein kleines Zahlenbeispiel zu nehmen, gebe ich hier ein einziges Spiel an mit den dazugehörigen 1-X-2 Quoten von zwei verschiedenen Anbietern. Also wir haben ein Spiel aus der Bundesliga, das da lautet 1.C Köln – Borussia Dortmund. Hier jetzt zunächst die Quoten, die zwei verschiedene Anbieter darauf zu zahlen bereit sind:
1 | X | 2 | ||||
1.FC Köln | Borussia Dortmund | 2.60 | 3.00 | 2.60 | 110.26% | |
2.00 | 3.00 | 3.80 | 109.65% | |||
Maximum | 2.60 | 3.00 | 3.80 | 98.11% |
Die Anbieter haben extrem voneinander abweichende Einschätzungen. Man sieht, dass jeder einzelne Anbieter für seine eigenen Quoten einen Gewinn kalkuliert hat. Die Zahlen von 110.26% und 109.65% sind der so genannte „Quotenschnitt“, der den Gewinn repräsentiert, den der einzelne Anbieter bei Wetten auf alle drei Chancen im Idealfall gewinnen würde. Zu ermitteln ist diese Zahl als Summe der Kehrwerte dieser drei Zahlen.
Jedoch sieht das anders aus, wenn wir die Zeile „Maximum“ betrachten. Dort sind die Höchstwerte auf die 3 Chancen angegeben und bei Summierung der Kehrwerte erscheint eine 98.11%. Diese Zahl liegt unter 100% und das bedeutet, aus Anbietersicht, dass er weniger als 100% zurückbekommt. Diese 1.89% zu 100% wären Ihr Gewinn. Das aber auch nur bei geschickter Betragswahl.
Falls Sie mal in die günstige Gelegenheit kommen sollten, ein solches Angebot vor sich zu haben, kann ich Ihnen gerne die Rechenoperation zur Verfügung stellen, mit welcher Sie dann auch perfekt und gefahrlos diese 1.89% „einstreichen“ können. Und selbst der Gedanke, dass es heute solche gigantischen Abweichungen gar nicht mehr gibt, ist nicht gänzlich richtig. Man kann diese Überlegungen zumindest beim Live Wetten unter Umständen hier und da mal nutzen. Davon aber später mehr. Hier jetzt erst mal die sehr einfache Rechenanleitung:
Kehrwerte | ||||
1 | X | 2 | ||
0.38 | 0.33 | 0.26 | ||
Einsätze | ||||
berechnet auf | 1 | X | 2 | Summe Einsatz |
€1,000.00 | €384.62 | €333.33 | €263.16 | €981.11 |
Auszahlung | €1,000.00 | €1,000.00 | €1,000.00 |
Wir berechnen also einfach die Kehrwerte der angebotenen Maximalquoten. Dann berechnen wir die Einätze anhand er erwünschten Auszahlung. Wir wollen also hier im Beispiel in allen Fällen 100 Euro ausgezahlt bekommen. Dann müssen wir den Kehrwert auf die Quote auf den Heimsieg mit 1000 multiplizieren. Wir wetten letztendlich auf jeden Kehrwert den Betrag der auf die Auszahlung 1000 berechnet ist. Wir müssen also 384.62 Euro auf den Heimsieg, 333.33 Euro auf Remis und 263.16 Euro auf den Auswärtssieg wetten. Wenn wir das getan haben, können wir uns schlafen legen und das Ergebnis später aus der Tageszeitung ablesen. Die Auszahlung ist, da so berechnet, in allen Fällen 1000 Euro, während der Gesamteinsatz nur 981.11 Euro war, wie sich in der Summe der Einsätze ergibt. Wir haben also einen Reingewinn von 18.89 Euro erzielt.
Für Nichtstun eigentlich nicht gar so schlecht. Aber zum ernähren? Wenn man nun annimmt, dass man auf alle Chancen ganz clever einfach das 10-fache wettet und dann schon 189.90 Euro verdient, dann scheitert das in der Regel an den verfügbaren Beträgen auf den Wettkonten oder daran, dass zumindest einer der beiden keinen so hohen Betrag annimmt. Jedoch ist dies hier ja nur die Theorie…
3) Begriffserklärung „Arbitrage betting“
Das so genannte „Arbitrage betting“ unterscheidet sich nur unwesentlich von einer „sure bet“. Jemand, der das „Arbitrage betting“ betreibt, versucht, mit einer Vielzahl kleinerer sure bets seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Arbitrage betting ist das wiederholte Anwenden von sure bets als grundsätzliche Geschäftsidee. Man sollte den Begriff aber zumindest mal gehört haben, da viele, die der Meinung sind, etwas davon zu verstehen, einem alsbald diesen Begriff unter die Nase reiben und damit sofort als Experten identifiziert werden wollen. Die Begriffe sind erklärt, jetzt ein paar konkretere Überlegungen ihrer Bedeutung in der Praxis.
Ich fasse noch einmal zusammen: Das settlen dient dazu, den Swing aus einer Wette zu reduzieren. Im Idealfall führt es dazu, dass man gar keinen Swing mehr hat sondern in allen Fällen einen gesicherten Gewinn. Das ist nämlich dann der Sonderfall der „sure bet“. „Arbitrage betting“ beschreibt den Versuch, sich langfristig von sure bets zu ernähren.
4) Ein paar grundsätzliche Überlegungen dazu
Das ganze Wettprinzip mit „günstig settlen“ oder „sure bets“ zu machen, also das gesamte „Arbitrage betting“ hat folgende gedankliche Grundlage:
Ich versuche, herauszufinden, ob verschiedene Anbieter so große Fehler machen, dass ich am Ende von einem der beiden oder auch eventuell von beiden leben kann. Dabei ist der erforderliche Aufwand schnell beschrieben: Ein paar Wettkonten eröffnen und anschließend ein paar Kehrwerte aufaddieren. Dann muss ich noch freundlich mit den Menschen reden, damit sie auch über einen möglichst langen Zeitraum meine Wetten akzeptieren. Obwohl ich auch weiß, dass mindestens einer der beiden Anbieter einen großen Fehler macht, ist mir das egal. Das brauche ich nicht zu wissen, um trotzdem Geld zu verdienen.
Vielleicht merken Sie selber bei dieser Formulierung, dass das ein bisschen armselig ist. Abgesehen davon, dass die Anbieter, auch in früheren Zeiten schon wussten, dass es die damals so genannten „Dreiwegspieler“ gibt, die, die genau nach diesem Prinzip also vorgehen und alle drei Seiten spielen. Die sind und waren ausgesprochen unbeliebt. Der Anbieter sagte sich dann stets: „Was kann der schon? Eigentlich nichts. Kehrwerte aufaddieren. Schafft mein Sohn in der 5. Aber der Typ will sich bei mir bereichern? Nein danke.“
Im Prinzip ist es also ein lächerliches und noch dazu leicht durchschaubares. Noch dazu macht man sich definitiv unbeliebt. Denn man muss ja oft genug die Frage stellen „Wie viel nehmen Sie den an auf das Spiel?“ Wenn der Anbieter so etwas hört(e), dann wusste er doch, mit wem er es zu tun hat. Denn „mutig“ werden die Spieler dann, wenn sie eben eine „sure bet“ haben. „Kann ich nicht eventuelle doch 1000 DM spielen?“. Da zeigt sich das Hasenherz. Ich würde dann als Anbieter gerne antworten: „Ja, du kannst. Aber nur, wenn du die Gegenseite nicht spielst.“ Dann würde Hasenherzchen nämlich ganz schnell das selbige in die Hose rutschen.
Ich habe das also nie verfolgt. Es ist offensichtlich, dass es Fehler gibt. Vor allem dann, wenn die Quoten so weit voneinander abweichen, dass man eine „sure bet“ machen könnte. Ich habe dann mannhaft nach dem Fehler gesucht (aber das nicht nur in diesem Falle) und dann die Seite mit dem Fehler mutig gespielt. Weder Hasenherz noch in der Hose.
Tatsächlich ist es auch so, dass meine Methode mathematisch gesehen effektiver ist(wenn auch nur langfristig). Denn: es bleibt dabei, dass man langfristig nur mit Vorteilswetten gewinnen kann. Wenn man beide Seiten (oder, wie oben, alle drei Seiten) spielt, dann verringert man seine eigene Equity dadurch, dass man wahrscheinlich die eine Seite mit Nachteil spielt. Das kommt oft genug vor. Denn die Fälle, wo beide Seiten einen kleinen Fehler machen sind eher selten. Natürlich nimmt man gerne in Kauf, eine Wette mit Nachteil abzuschließen, wenn man sowieso gewinnt. Jedoch ist rechnerisch die Equity kleiner (sicher wird dieser Effekt zum Teil dadurch ausgeglichen, dass man natürlich mit der Gewissheit, beide Seiten zu spiele und immer zu gewinnen, auch ein wenig mutiger und spielt eventuell doch noch höher).
Aber der eine Effekt ist dabei noch nicht betrachtet. Und der besteht darin, dass man bei zwei verschiedenen Anbietern spielen muss. Und man muss mit einem der beiden anfangen. Wenn man dann also glücklich seine Wette bei dem ersten platziert hat und man anschließend bei dem anderen auch wetten möchte, und zwar genau das Gegenereignis, dann kann es sein, dass sich der Kurs längst geändert hat. Man bleibt auf der einen Seite, der hohen und gar nicht gewollt hohen Wette, einfach sitzen. Es sei denn, man settled anschließend mit Verlust…
5) Früher – heute
a. Theorie früher
Man muss zunächst ganz klar unterscheiden zwischen den „guten alten Zeiten“ und „heute“. Dabei ist „heute“, gerade in einem Buch, stets ein etwas fragwürdiger Begriff. Der Wettmarkt entwickelt sich weiter und wer weiß, wie es 2020 aussieht? Sie, da Sie das Buch gerade in jetzt, diesem Jahr in den Händen halten? Der Wunsch eines jeden Autors muss es natürlich sein, seine Werke so zu gestalten, dass sie möglichst zeitlos Gültigkeit haben oder zumindest zu jeder Zeit gelesen werden können. Also an allen Stellen, wo ich von „heutiger“ oder „gängiger“ Praxis erzähle, muss ich immer das aktuelle Datum oder wenigstens das Jahr angeben. Nebenbei können Sie auch noch mitverfolgen, wie das Werk entstanden ist und in welcher Reihenfolge ich meine Texte verfasst habe. Das ist doch auch etwas?
Heute ist also der 8.Juli 2009. „Früher“ gilt immer und war (lange) vorher. Der asiatische Markt ist mit seiner Tsunami-Welle ab ca. 2000 endgültig „herübergeschwappt“ und hat den Wettmarkt grundsätzlich verändert. „Früher“ bezeichnet bei mir also prinzipiell die Zeit vor 2000. Die Vernetzung der Welt hat aber durch das „world wide web“ sowieso stattgefunden, so dass es allein dadurch nur eine Frage der Zeit war, wann und wodurch konkret der Wettmarkt sich schließlich verändern würde. So ist es halt dadurch geschehen. Die traditionellen Wettangebote wurden vom asiatischen Markt allein schon durch die geniale Erfindung des „asiatischen Handicaps“ (siehe auch Kapitel „Der Wettmarkt“) grundsätzlich überholt. Das Live Wetten hielt noch Einzug, ebenso genial wie auch beinahe zwangsläufig zu erwarten, trug auch noch entscheiden dazu bei, dass nichts mehr so ist wie früher. Ich untersuche trotzdem einmal kurz das settlen aus den früheren Jahren. Und das tue ich am besten an einem Beispiel.
Sehr früh schon, nämlich genau genommen im Jahre 1990 zur Weltmeisterschaft, hatte ich die erste Begegnung mit einer wirklich faszinierenden „sure bet“. Es war die Anfangszeit des Wettens in Deutschland und vor allem auch die Anbieter selber haben zu der Zeit noch recht viele Fehler gemacht. Die größeren Fehler wurden auch zumeist dann gemacht, wenn es um Langzeitwettangebote ging. Da ist das Problem, dass viele Anbieter einfach keine rechte Erfahrung damit hatten, da es nicht ihr täglich Brot war. Ich habe auch nie etwas darüber erfahren, wie ein Quotenmacher solche Wettangebote wirklich erstellte (ich hatte nur einmal so eine Art Zahlenjongleur hier zu Gast, der die Zahlen mehr oder weniger einfach „aus dem Ärmel geschüttelt“ hat. Als er mit seiner Arbeit fertig war, haben wir meine Computerzahlen mit seinen verglichen. Die Abweichungen waren ziemlich groß. Lag das an mir?). Jedenfalls ergaben sich dort oft Haar sträubende Fehler, wie man aber gelegentlich erst bei genauerem Hinsehen feststellte.
b. Theorie heute
Die sehr beweglichen Kurse von heute sorgen dafür, dass man das Prinzip des Abritrage bettings leichter anwenden könnte. Es ist aber nicht so, dass man zu einem Zeitpunkt bei zwei verschiedenen Anbietern sehr uneinheitliche Kurse bekommt, so dass man einen sicheren Gewinn hätte. Vielmehr ist es so, dass die Beweglichkeit der Kurse dafür sorgt, dass man einen Kurs zu einem Zeitpunkt einkaufen kann und zu einem anderen Zeitpunkt wieder verkauft.
Also hier kurz am Beispiel erklärt: Man wettet am Montag nach Eröffnung des Marktes auf die Bundesligaspiele eine Mannschaft mit –0.5 Toren, also auf Sieg, für eine Quote von 2.0. Im Laufe der Woche entwickelt sich der Kurs. Er geht vielleicht sogar mal rauf und mal wieder runter, jedoch ist er am Samstag zum Spiel hin doch so verändert, dass man die andere Seite mit +0.5 Toren spielen kann für einen 2.05. Man kann dann den gewetteten Betrag „zurückspielen“, also zum Beispiel die 1000 Euro von Montag auf „Sieg Köln“ am Samstag auf „Dortmund verliert nicht“ setzen. Man hätte im einen Fall die Auszahlung von 2000 Euro, falls Köln gewinnt, im anderen Falle, falls Köln nicht gewinnt, 2050 Euro Auszahlung, das Ganze bei 2000 Euro Einsatz. Also eine „sure bet“.
Das hört sich ebenfalls von der Theorie her recht einfach an. Das Problem, was man dabei hat ist, dass man die Kursentwicklungen schwerlich vorhersehen kann. Beziehungsweise formuliere ich um: Die Kunst bei diesem Geschäft wäre es, die Kursentwicklungen vorherzusehen. Man hat also am Montag schon eine bestimmte eigene Einschätzung von den Spielen. Man hat dazu ein paar Teamnews von denen man hofft, dass man sie „exklusiv“ hat. Zumindest kann man versuchen, aus den verletzten und gesperrten Spielern etwas abzuleiten. Oder wenn man irgendwelche anderen positiven oder negativen Entwicklungen vorhersieht. Es ist eine Kunst, aber es kann eine durchaus lohnende Kunst sein. Ein kleines Problem bleibt dabei, dass die Beträge blockiert sind, die man dann auf beide Seiten platziert hat. Obwohl der Anbieter ja auch schon sehen könnte, dass man in beiden Fällen eine Auszahlung sicher hat. Aber da gilt: Alles, was im Einsatz ist, ist vom Wettkonto runter.
Also das zum einzigen Geschäftsprinzip zu erheben, scheint mir auch nicht umsetzbar. Es erfordert einen hohen Aufwand, überhaupt die Kursentwicklungen gut vorherzusehen und immer rechtzeitig zu reagieren. Man muss ja sogar in Kauf nehmen, dass man eine Seite, die man in der Hoffnung, einen fallenden Kurs gespielt zu haben einkauft, später für einen noch schlechteren Kurs wieder verkaufen muss. Dann nämlich, wenn die Teamnews sich insgesamt ungünstig entwickeln. Man steigt dann aus aus der Wette und hat Verlust genommen. Diese dadurch verlorenen Beträge muss man dann zunächst mit einer Anzahl guter Wetten wieder aufholen. Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass man durch das Blockieren von Kontokredit auf andere, vielleicht viel attraktivere Wetten verzichten muss, dann erscheint mir das ganze kaum noch durchführbar, also in der Form, dass es einem ausreichend viel Geld einspielt zum Leben.
c. Praxis 1 früher
Jedenfalls hatte ich mit Partner Michael damals die Gelegenheit, eine Wette der folgenden Bauart abzuschließen: Bei dem einen Anbieter konnte man wetten „Österreich scheidet in der Vorrunde aus“ und beim anderen „Österreich erreicht das Viertelfinale“. Die Quoten, die uns damals angeboten wurden waren so: Ausscheiden in der Vorrunde für Quote 1.40 und auf der anderen Seite das Angebot „Österreich erreicht das Viertelfinale“ mit Quote 4.50. Wenn man hierauf unser oben erlerntes Prinzip zum Errechnen des Gewinnvorteils und der Einsätze anwendet, erhält man folgende Zahlen:
Die Summe der Kehrwerte von 1.40 und 4.50 sind 0.7143 + 0.2222 = 0.9365. Wir hätten also ohnehin bie geschickter Betragswahl 6.35% gewonnen. Das hört sich doch schon mal ganz vernünftig an. Aber der Clou an der Sache: Man hatte das Ereignis „Österreich erreicht das Achtelfinale und scheidet dort aus“ frei. Falls es so käme, hätte man alle beide Wetten komplett gewonnen. Das nenn ich mal „Arbitrage“. Das sind nämlich satte 100%!
Noch interessanter an der Geschichte ist übrigens die Auflösung, welche ganz speziell in diesem Falle eine Besonderheit parat hatte: Da wir uns schon damals darüber im Klaren waren, dass man nur mit Vorteilswetten gewinnen kann, diese Angebot aber dermaßen verlockend aussah, dass man einfach ungeachtet solcher Überlegungen einfach reinbeißen musste, fragte ich Micha noch vor Turnierbeginn, was er glaube, wer da den Fehler gemacht hatte. Und mein Computer hatte mir darauf bereits die Antwort geliefert. Micha rechnete für sich einen etwas längeren Moment (nur kurze Minuten) und antwortete: „Meiner Meinung nach haben beide einen Fehler gemacht.“
Und genauso war auch mein Ergebnis. Für solche Wetten gilt eindeutig: Man muss zur Maximierung der Equity beide Seiten wetten. Der Nebeneffekt, dass man dann auch noch in allen Fällen etwas gewinnt und in einem Fall sogar alles, ist dabei nur als „erfreulich“ zu betrachten. Übrigens schied Österreich in der Vorrunde aus. Die kleinste Quote war gewonnen..
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d. Praxis 2 früher: Langzeitwetten Settlement
Dieses Prinzip gilt natürlich früher wie heute. Nur werden einfach nicht so viele Langzeitwetten abgeschlossen. Ich hatte in der ganz frühen Zeit, also noch vor meinem richtigen Einstieg ins Wettgeschäft schon einmal eine so günstige Wette abgeschlossen und dann über ein Settlement nachgedacht. Die Europameisterschaft 1988 war vorbei. Ich hatte ganz gut gewonnen, so ca. 2000 DM. Eingebildet habe ich mir natürlich, dass ich das durch mein Expertentum und mein Fußballverständnis gewonnen hätte. Aber es war wohl eher Glück. Jedenfalls hatte ich im Anschluss Geld auf dem SSP Konto gelassen, um hier oder da mal eine Wette machen zu können.
Und eine der ersten Wetten, die mir einfiel war ein Außenseitertipp. Es war die Wette „Steaua Bukarest gewinnt den Europapokal der Landesmeister“. Der Wettbewerb war der Vorgänger der Champions League. Für Steaua bekam eine Quote von 80.0. Wie ich darauf kam, kann ich mir heute selber kaum noch erklären. Aber ich war ganz sicher der Meinung, dass die Mannschaften aus dem Ostblock generell unterschätzt wurden. Und Steaua hatte es ja sogar schon einmal geschafft und im Finale den FC Barcelona im Elfmeterschiessen besiegt.
Und tatsächlich setzte Steaua sich durch, Runde für Runde. Und sie erreichten tatsächlich das Finale. Der Gegner und haushohe Favorit: Der AC Mailand. Ich hatte nur 10 DM gewettet, so dass ich vor einem möglichen Gewinn von 800 DM stand. Und ich habe doch noch ein paar Wochen Zeit gehabt, über ein Settlement nachzudenken. Ich war aber doch relativ unerschrocken, zumal diese 800 DM ja im Vergleich zu meinen Umsätzen im Backgammon oder Black Jack noch ein recht kleiner waren. Dennoch: Da es ein neues Geschäft ist, was man betreibt oder zu betreiben gedenkt, gibt es gute Gründe, auch eine solche Wette zu settlen. Man sichert sich einfach einen Gewinn, Ich habe es dennoch nicht getan und der AC Mailand gewann das Finale mit 4:0.
e. Theorie 2: Langzeitwetten Settlement
Trotzdem rechne ich hier einmal kurz vor, wie man eine solche Wette setllen könnte. Der Unterschied besteht hier darin, dass man eine günstige Langzeitwette, und das lange vorher, abgeschlossen hat. Weiter oben ist von recht kurzfristigen Settlements mit teilweise sehr kleinen Gewinnen vorgerechnet. Hier sieht die Sache anders aus. Bedauerlicherweise wurde Steaua bis zum Finale nicht so recht akzeptiert. Das bedeutete natürlich, dass man auf Milan auch nur einen recht kleinen Kurs bekam. Der Kurs vor dem Spiel auf das Ereignis „Milan gewinnt den Pokal“ war 1.30. Dennoch wäre ein sehr gutes Settlement möglich gewesen. Es würde ja genügen, 40 DM auf Milan Cupsieger zu spielen. Ich bekäme im Gewinnfalle 52 DM ausgezahlt, hätte also 12 DM Reingewinn auf diese Wette (52 – 40) und müsste davon noch die 10 DM auf Steaua Cupsieg abziehen, da diese dann verloren wäre. Der Gewinn wäre nur 2 DM, aber immerhin. Man könnte nicht verlieren. Das kann auch psychologisch wichtig sein.
Jetzt kann man aber die kleine Rechenoperation anstellen, wie man die Wette so settlen könnte, dass man gar keinen Swing mehr hat. Das Problem dabei ist das, dass man eigentlich das Spiel schauen möchte und Spannung empfinden möchte. Und, vielleicht stellen Sie das eines Tages auch fest, das ist wirklich ein wichtiges Argument. Dennoch kann man sozusagen „optimal setllen“. Und man kann sich das Rüstzeug dafür zumindest mal zulegen.
Wir sind im Moment einem Swing ausgesetzt von 800 DM. Bei Gewinn Steaua haben wir +790 DM, bei Sieg Milan –10 DM. Diesen wollen wir minimieren, also auf 0 setzen. Die Rechenvorschrift ist relativ simpel. Wir wollen so viel setzen auf Sieg Milan, dass wir in beiden Fällen den gleichen Betrag übrig behalten als Gewinn. Das erreichen wir genau dann, wenn wir so viel auf Milan setzen, dass die Auszahlung auch 800 DM ist. Also, einfache Rechnung:
x * 1.3 = 800
Dann dividieren wir beide Seiten durch x.
x = 800 / 1.3 = 615.38
Wir müssen also auf Milan gewinnt den Cup 615.38 DM setzen. Offensichtlich haben wir auf beide Seiten nun einen Swing von 800 DM, denn so haben wir den Betrag ja berechnet. Da wir aber auf beide Seiten den gleichen Swing haben, ist der Swing dementsprechend 0. Wir bekommen in beiden Fällen 800 DM zurück. Wir müssen zur Berechnung unseres Gewinnes nur noch den Gesamteinsatz ermitteln. Und der ist offensichtlich 615.38 DM + 10 DM, denn die 10 DM auf Steaua zählen natürlich mit als Einsatz. Also habe wir 625.38 DM Einsatz und 800 DM Auszahlung, egal, wie es ausgeht. Das macht einen Nettogewinn von 800 – 625.38 = 174.62 DM.
Ich habe es nicht gemacht, aber ein solches Settlement kann durchaus ratsam sein. Man hat doch für seine ursprünglich nur 10 DM Einsatz einen ganz ordentlichen Gewinn erzielt, 17-faches Geld erhalten.
f. Praxis 3 heute
Mir ist noch einmal so eine Sache begegnet und das ist heute (also 2009) erst ein paar Jahre her. Es gab eine neue Wettbörse, die einen großen Einstieg ins Wettgeschäft plante. Wir hatten dort sofort ein Konto mit reichlich Kreditrahmen. Dafür gab es aber erst wenige andere Spieler, so dass der Markt dort noch keineswegs „gefestigt“ war. Es gab einfach ein paar abstruse Wettangebote. Und wenn keiner der (wenigen) Teilnehmer das rechtzeitig bemerkt hatte, konnten wir die Wette aufkaufen. So etwas geht eben nur in einer Anfangszeit mit wenigen Teilnehmern, da bei vielen Teilnehmern einfach irgendjemand vor einem da wäre.
Nun gut, es spielte Live Everton – Blackburn, Englische Premier League. Wir schauten das Spiel live im Sky TV, als plötzlich Christian dieses Wettangebot entdeckte. Einen Riesenfehler bei der neuen Wettbörse, zumindest eine gigantische Abweichung von den anderen Anbietern. Christian fragte mich sofort, was er machen sollte. Der Spielverlauf war bisher so, dass die richtige Seite nach meiner bescheidenen Einschätzung ohnehin Blackburn war. Also rief ich ihm gleich zu: „Spiel zuerst den Fehler. Und der ist auf Blackburn.“ Everton hatte bisher, es war schon so Richtung 40.Minute, noch keine einzige Torchance. Christian platzierte also die Wette auf Blackburn, dass diese nicht verlieren würden. Die Wette ging um 8000 Euro. Wir hätten sicher nicht so viel gespielt, wenn wir nicht die Gegenseite auch hätten spielen wollen. Die Wetten sind an den Wettbörsen immer ein paar Sekunden auf „Waiting“, bevor man die Bestätigung erhält.
Diese Wette war genau so lange auf „waiting“, bis Everton in Ballbesitz kam und einen Angriff startete. Christian versuchte jetzt verzweifelt, die andere Seite zu spielen, also den Sieg von Everton. Christian klickte also Everton Sieg an. Diese Wette war auf „waiting“. Everton trug seinen Angriff vor, und unsere Wette bekam den Status „rejected“.
Das Spiel endete übrigens mit 1:0 für Everton. Ich wusste schon immer, dass „Arbitrage betting“ nicht mein Geschäft ist…
6) Live Wetten
Beim Live Wetten, was in den letzten Jahren gewaltig auf dem Vormarsch ist, seiht alles schon wieder völlig anders aus. Es bleibt grundsätzlich dabei, dass man immer nur dann langfristig gewinnen kann, wenn der Großteil der eigenen Wetten mit Vorteil abgeschlossen wird. Ein Settlement, was gerade hier auch ganz gut eine Versicherung sein kann, kann aber trotzdem gewisse Vorteile mit sich bringen. Dazu muss man aber noch einmal unterscheiden zwischen vor dem Ereignis abgeschlossenen Wetten und sämtlichen Live abgeschossenen Wetten. Ich untersuche das getrennt.
a. Vor dem Ereignis abgeschlossenen Wetten
Man kann also sehr gut vor einem Spiel eine Wette auf dieses Spiel abschließen, welches man dann Live im Fernsehen sieht und welches man dann live auf diese oder jene Art settlen möchte. Die Frage, die man sich hierbei oft genug stellen muss ist die, ob man die Wette nur abgeschlossen hat mit der Absicht sie zu settlen oder ob man einfach nur live eine Beobachtung macht und daraufhin den Swing reduzieren möchte, sei es mit positiver oder auch negativer Tendenz.
Auch hier können sich die Fälle noch weiter unterteilen. Es gibt die Fälle, in denen man einen Außenseiter hat oder in denen man einen Favoriten hat. Wenn man einen Außenseiter hat, gibt es wiederum den Fall, dass die Mannschaft führt, das Spiel ausgeglichen steht oder der Außenseiter zurückliegt. Das Gleiche gilt für den Favoriten. Man spielt ihn, er führt, er führt nicht oder er liegt sogar hinten.
Ich spreche jetzt nur noch vom asiatischen Markt. Dort ist also die Situation immer so, dass man, wenn man einen Favoriten spielt, Tore aufholen muss, hingegen wenn man einen Außenseiter spielt, man einen Torvorsprung verteidigen muss. Das heißt, so lange der Außenseiter nicht zurückliegt ist das Ergebnis immer günstig. Beim Favoriten braucht man, wie gewohnt, die Führung. Manchmal aber kann es auch sein, dass man erst bei höheren Siegen gewinnt (das asiatische Handicap ist im Kapitel “Der Wettmarkt“ ausführlich erklärt). Dennoch ist eine Führung natürlich günstig.
Zum günstigen settlen bieten sich hierbei offensichtlich die Fälle an, in denen die eigene Mannschaft ein günstiges Zwischenergebnis erzielt hat. Wenn man also einen Außenseiter hat und der führt sogar oder liegt zumindest nicht zurück, beziehungsweise, falls man den Favoriten hat und dieser führt. In diesen Fällen könnte sich also ein settlement anbieten.
Am besten erklären sich diese Dinge, wie üblich, am Beispiel. Wir nehmen also an, wir haben einen Außenseiter gespielt. Und dieser geht überraschend nach 35 Minuten in Führung, die Mannschaft spielt aber auch gut. Wir hatten eine ganz schlichte Wette. Den Außenseiter also mit +0.5 Toren. Das bedeutet, dass man immer dann gewinnt, wenn diese Mannschaft nicht verliert. Gut, das Verlieren ist in weite Ferne gerückt nach dem Führungstor. Aber man denkt trotzdem über ein kleines Settlement nach. Man führt, man hat eine gute Wette gemacht, aber man möchte nicht leer ausgehen. Dann gibt es in der Praxis ein paar Strategien, um den Gewinn zu sichern.
Eine Möglichkeit besteht zum Beispiel darin, jetzt einfach den Favoriten zu spielen. Das Handicap wird wohl immer noch –0.5 sein. Das bedeutet aber nur, dass die Mannschaft ab diesem Zeitpunkt und Spielstand noch gewinnen müsste. Weiterhin würde es bedeuten, dass man bei einem Endergebnis von 1:1 oder 2:2, also einem Unentschieden, beide Seiten gewinnen würde. Die erste Wette auf den Außenseiter hat man überlebt, da sie die 0.5 Tore Vorsprung über die Ziellinie gerettet haben. Die Live Wette auf den Favoriten hat man aber auch gewonnen, da sie ab dem 0:1 ja noch gewonnen haben. Das wäre dann ein so genannter Jackpot.
Nur stellt sich da die Frage, wie hoch man live spielen sollte. Man möchte sich einen Gewinn sichern, aber wie viel spielt man nun? Sicher besteht die Möglichkeit, den gesamten Betrag zu spielen, nach dem 0:1, auf den Favoriten. Da die Kurse immer in der Größenordnung von 2.0 liegen, bedeutet das, dass man quasi nicht mehr verlieren kann. Man kann sozusagen dann mit pari herauskommen oder den Jackpot ziehen. Die weitere Frage aber: ist das wünschenswert? Und die anschließende: Gibt es keine bessere Strategie?
Ich finde den Effekt nicht wünschenswert. Vor allem deshalb nicht, weil man den Swing gar nicht herausgenommen hat. Sogar im Gegenteil hat man ihn gesteigert. Man kann zwar nicht mehr verlieren, und deshalb scheint es doch attraktiv. Aber als professioneller Spieler hat man sowieso immer viele Wetten zu laufen. Da geht es nicht darum, bei einer Wette keinen Verlust zu haben. Und der Swing auf das Unentschieden ist sogar noch höher, da man dann beide Seiten gewinnt. Das wäre zwar traumhaft schön, erzielt aber nicht den Effekt, den Swing zu reduzieren.
Deshalb schlage ich als eine mögliche Strategie vor: Man spielt die Hälfte der Wette auf den Favoriten, live, beim erfreulichen Zwischenstand von 1:0 für den Außenseiter, für die eigene Mannschaft. Zunächst mal hat man damit offensichtlich den Swing reduziert. Falls der Favorit doch noch gewinnt, hat man wenigstens eine der beiden Wetten gewonnen und nicht so viel verloren. Falls der Favorit verliert, hat man auch eine der beiden Wetten gewonnen. Diesmal aber sogar die höhere der beiden, man gewinnt also etwas, nur nicht so viel, wie man gewonnen hätte, wenn man nicht gesettled hätte. Dafür hat man aber noch einen dritten Ausgang. Und der lautet: Das Spiel endet Unentschieden. Beide Wetten sind komplett gewonnen.
Der Swing ist jedenfalls reduziert, da man nur noch die Hälfte des ursürpnglichen Betrages verlieren kann. Und es gibt ein Jackpot-Ergebnis, bei dem man alles gewinnt. Und jetzt kommt erst noch der Clou an dieser Art des settlens: Wenn man live nach der Führung der eigenen Mannschaft den Favoriten mit der Hälfte des Einsatzes „zurückspielt“, also einfach wettet, dann kann man, falls der Favorit tatsächlich den Ausgleich erzielt, sogar noch günstiger settlen. Nach dem Ausgleichstor steht man sozusagen auf dem Jackpot-Ergebnis. Falls das Spiel so bleibt, würde man alles gewinnen. Das bedeutet auch, dass das gesamte Geld, was man jetzt gewinnen würde „frei“ ist. Man kann jetzt einen beliebigen Teilbetrag dessen wieder einsetzen. Und dazu gibt es dann folgenden Möglichkeiten: Man spielt noch einmal den Favoriten. Man spielt dazu die zweite Hälfte des Ursprungseinsatzes. Da die Zeit vorangeschritten ist, wird man vermutlich jetzt ein Handicap von –0.25 bekommen. Das hieße sogar, dass man, falls es Unentschieden bleibt, sogar nur die Hälfte dieses zweiten Einsatzes verlieren würde.
Nochmal zu der aktuellen Situation: Das Spiel steht 1:1, man hat eine Wette auf den Außenseiter, die man bei diesem Spielstand noch gewinnen würde. Und man hat einen Wette mit der Hälfte des Betrages auf den Favoriten, die man auch im Moment gewinnen würde. Man steht auf dem Jackpot-Ergebnis. Man überlegt, was zu tun ist. Die eine Möglichkeit, jetzt den Favoriten noch einmal zu spielen, ist oben erläutert. Der Alternativvorschlag lautet:
Man spielt live ein over. Man wettet, zum Beispiel auch mit der Hälfte des ursprünglichen Einsatzes auf den Außenseiter jetzt das over. Man behauptet damit, es fällt noch ein Tor. Wenn es fällt, dann bekommt man den versicherten Betrag ausgezahlt. Wenn das Tor vom Favoriten erzielt wird, ist man immer noch auf das gesamte Spiel pari. Das hört sich zwar nicht toll an, aber man bedenke dabei: man hatte einen Außenseiter gespielt und dieser hat verloren. Ohne Versicherung, ohne settlen, hätte man alles verloren. Falls der Außenseiter dann aber noch ein Tor erzielt, dann hätte man das over und die ursprüngliche Wette gewonnen, jedoch die live Wette auf den Favoriten verloren. Wenn der Favorit dann aber noch den Ausgleich erzielt, hätte man wieder einen kompletten Jackpot. Alle Wetten gewonnen.
Ich schlage dennoch eine andere Strategie vor, die man genauso gut spielen kann.
Den günstigen Fall gegeben, dass man einen Außenseiter gespielt hat, der zur Halbzeitpause in Führung liegt kann man noch auf eine andere Art perfekt settlen: Man spielt ein over, live. Die line ist sicher bei (noch) 1.25, 1.5 oder 1.75 Toren. Das bedeutet, dass man auch im ungünstigsten Fall, dass der Favorit noch zwei Tore erzielt und das Spiel gewinnt, man etwas Geld retten würde. Jedoch sind alle Ergebnisse, in denen der Außenseiter noch ein Tor erzielt und dann noch mindestens ein weiteres fällt, allesamt Jackpot-Ergebnisse. Man gewinnt alle Wetten, und das erscheint doch gar nicht einmal so schwierig?
Wenn man jedoch ursprünglich einen Favoriten gespielt hat und dieser in Führung geht, dann kann man natürlich auch settlen. Man spielt dann einfach den Außenseiter im asiatischen Handicap. Und da der Favorit ja eben Favorit war, wird die line live auf den Außenseiter, selbst wenn dieser zurückliegt, immer noch mit plus Toren sein. Angenommen, wie oben, der Favorit hatte vor dem Spiel eine line von –0.5 Toren und er geht in Führung, dann dürfte die line live auf den Außenseiter immer noch +0.25 Tore sein. Man verlagert dann das Jackpot-Ergebnis auf den Sieg mit einem Tor Vorsprung. Die ursprüngliche Wette wäre gewonnen und die Live Wette wäre zur Hälfte gewonnen. Und es ist ja wohl gar nicht mal so unwahrscheinlich, dass ein Favorit in Führung geht und dann genau mit einem Tor gewinnt. Entsprechend kann man natürlich ab einer gewissen Spielminute auch das over spielen. Dieses Settlement, diese Versicherung, ist aber wesentlich schwieriger, da die Zeit dazu erst noch genügend voranschreiten muss. Wenn man beispielsweise zur Halbzeit das over spielen würde, dann würde man sich der Gefahr aussetzen, dass der Außenseiter genau noch den Ausgleich erzielt und das Ergebnis dann bestehen bleibt, das Spiel also 1:1 endet. Dann hätte man einen wunderbaren „Antijackpot“, von denen ich Ihnen ein Lied singen könnte.
Dazu hatte ich noch die Unterscheidung getroffen, ob man die Absicht hatte, zu settlen. Das ist in dem Sinne wichtig, da man unter Umständen eine Wette mit einem zu hohen Einsatz abschließt, dieses aber bewusst tut, da man ohnehin live etwas davon verkaufen möchte. Es kann sogar so sein, dass man ursprünglich sogar auf einen günstige Kursentwicklung gehofft hatte, man also am „Early Market“ gespielt hat, der Kurs sich aber nicht wie gewünscht entwickelt hat. Dann muss man live noch besonnener agieren, da man sich unerwünscht hohen Swings ausgesetzt hat. Natürlich bleibt es in allen Fällen so, dass man live auch Verlust nehmen kann. Also Settlements, die nicht günstig sind, keinen Gewinn erzielen, aber dennoch den Swing herausnehmen.
Dennoch bitte ich hierbei zu bedenken, dass in all diesen Fällen nur Strategien besprochen wurden, wie man mit seinem Geld umgeht. Man hat ein günstiges Zwischenergebnis und überlegt, wie man nun günstig den Gewinn absichern, erzwingen kann. Dabei ist in keiner Weise die Rede von der Qualität der Wetten die Rede. Jede einzelne Wette hat ihr Qualität, ihre Equity. Und diese ist überhaupt nicht erwogen worden. Man hat einen günstigen Zwischenstand erreicht, man sichert sich Gewinn, indem man…
Das ist eine Frage des Moneymanagements. Die andere Frage ist die: Welche Wette ist wirklich günstig? Und ich wiederhole noch einmal: Langfristig kann man sich nur von Vorteilswetten ernähren.
Es kann aber sehr wohl sein, dass man einen Favoriten gespielt hat, dieser aber nicht gut spielt und dann trotzdem in Führung geht. Dann würde sich das Settlement viel eher anbieten. Oder auch spielt man einen Außenseiter, der lange Zeit hinten dicht hält, aber man dennoch das Gefühl hat, dass die Abwehr früher oder später noch zusammenbricht. Dann spielt man live den Favoriten, hat einen Gewinn genommen, und ist überzeugt davon eine gute Wette zu machen. Das sind natürlich dann auch „schön“ Settlements.
b. Während eines Ereignisses abgeschlossene Wetten
Dennoch sprachen wir im Allgemeinen von Wetten, die vor dem Spiel abgeschlossen wurden. Sicher war dabei eine Grundvoraussetzung, dass man diese Wetten nach Möglichkeit mit Vorteil gemacht hat. Bei mir persönlich geben darüber die Zahlen Auskunft. Aber jeder, der wetten, wird sich natürlich etwas dabei denken. Und hoffentlich, außer der Möglichkeit, bewusst mit Nachteil zu spielen zwecks Unterhaltung, mit einem Vorteil kalkulieren. Wenn man dann das Spiel live sieht, auf dem man bereits eine laufende Wette hat, sind die Überlegungen dennoch ein wenig anders, als wenn man sich live für etwas entscheidet.
Eine Live Wette auf eine der beiden Seiten kann man aus der Überzeugung heraus machen, dass die eine Seite ganz offensichtlich heute „gut drauf“ ist. Wenn das der Fall ist und man spielt diese Seite, dann hat man in der Folge natürlich auch Möglichkeiten, wie oben erklärt, zu agieren. Jedoch hat man diese Live Wette ja nicht aufgrund der angezeigten Zahlen abgeschlossen sondern aufgrund eines optischen Eindrucks. Das verändert wirklich den Blickwinkel. Die Möglichkeiten verändert das prinzipiell nicht, jedoch die Perspektive lässt einen anders dabei empfinden. Man hat die gespielte Mannschaft sozusagen live „adoptiert“.
Man muss dazu einfach akzeptieren, dass das gesamte Live Wetten ein eigenes Geschäft ist. Dir Ursprungseinschätzung kann von Live Bildern komplett überschrieben werden. Der ganze Markt ist sozusagen „anarchisch“. Es gibt kaum feste Regeln, an denen man sich orientieren kann. Die Kursentwicklungen sind auch teilweise nur vom optischen Eindruck abhängig. Jedoch gibt es da auch komplexe Verstrickungen von anderen Spielern, die eine der oben vorgeschlagenen Settlement Strategien verfolgen. Die machen Umsätze aus anderen Beweggründen als einem optischen Eindruck. Das hat wiederum einen unvorhersehbaren Einfluss auf die Kursentwicklung, auch und gerade während des Spieles. Der ganze Markt ist in seiner Komplexität vergleichbar mit der Börse.
c. „All Green“