1) Das Spiel Fußball
a. Warum spielt man?
Was treibt den Menschen dazu, überhaupt irgendein Spiel zu spielen? Der Spieltrieb ist quasi angeboren. Irgendwann kommen Regeln dazu. Dann die Idee, sich im Wettkampf zu vergleichen. Oftmals bleibt man einer Sportart treu, als Aktiver.
b. Einzel- oder Mannschaftssport
Der Mannschaftssport wird sogar bei Einzelsportarten eingeführt, indem man einzelne Matches macht, die zu einem Mannschaftsergebnis aufaddiert werden. Man betreibt seine Sportart im Verein, wo oftmals das Zusammentreffen mit Gleichgesinnten Motivation und Freude ist. Dennoch haben die Mannschaftssportarten, wo man direkt von der Leistung der Teammitglieder abhängt, eine besonderen Reiz.
c. Bewegungs- oder Denksport
Normalerweise ist es so, dass sich Bewegungssportarten auch oder besonders für Zuschauer eignen. Steigt die Komplexität, sinkt die Attraktivität.
d. Fußball ist die Nummer 1. Schlicht und einfach
Der Fußball hat seinen Status als Nummer 1 der Sportarten der Einfachheit des Spiels zu verdanken. Einen Ball, eine Wiese und zwei Leute genügen schon. Der Ball als Spielgerät fasziniert.
e. Der Fußball früher – heute
Das Problem der Torarmut existierte früher im wesentlich geringeren Maße. Dazu war die Sportlichkeit für lange Zeit dem Erfolg übergeordnet. Heute ist reine Professionalität gefragt, die Fair-Play als Gedanken verdrängt hat. Es geht nur um den Erfolg.
f. Die Rolle der Medien, die olympische Idee?
Die Medien haben die Chance, die Aufmerksamkeit auf das zu legen, was sie mögen. Wenn man also herausstellt, dass das Zustandekommen eines Sieges nicht hinterfragt wird und ausschließlich Sieger in den Headlines abbildet, auf den Verlierern aber herumhackt, dann wird das Verhalten von Fans und Betreibern des Sports davon gesteuert. Die Alternative wäre: Sehr wohl nach dem Zustandekommen fragen, sehr wohl den Verlierer würdigen oder sogar über den Sieger erheben. Das würde eine angenehmere Atmosphäre überall ergeben, der Sport hätte gewonnen. Und die Zuschauer würden es garantiert honorieren.
g. Was macht ein Spiel spannend?
i. Als Ausübender
Für einen Aktiven stehen ganz andere Fragen im Zentrum als für den Zuschauer. Zumal es die Sportarten gibt, die sich (fast) nur zum Betreiben eignen, da sie für Zuschauer unzugänglich sind. Fußball ist anders.
ii. Als Zuschauer
Der Zuschauer hat die Perspektive, dass er Spannungsmomente haben möchte. Die empfundene Spannung hängt mit der Ungewissheit des Ausgangs über einen möglichst langen Zeitraum zusammen, dazu einer mögliche Veränderung des Favoriten, die sehr plötzlich eintreten kann. Auf Fußball bezogen: Ein Tor kurz vor Schluss, welches den Sieger bestimmt. Man muss natürlich dringend unterscheiden zwischen den neutralen Zuschauern und den Fans einer Mannschaft.
iii. Die einzelne Szene
An erster Stelle steht natürlich das Tor, direkt dahinter die Torszene. Ansonsten können es sein ein Freistoß oder Eckball, ein böses Foulspiel, eine Handgreiflichkeit, eine Rote Karte, eine Ausschreitung.
iv. Ein ganzes Spiel
Das Spiel ist dann spannend, wenn der Ausgang lange offen bleibt, aber einigen Schwankungen ausgesetzt ist. Am besten also, wenn es mehr als ein Tor gibt, die Tore aber auf beide Seiten gut verteilt sind.
v. Ein ganzes Turnier
Die Ermittlung des Siegers in einem gesamten Wettbewerb kann insbesondere durch den Austragungsmodus spannend (oder auch weniger) gemacht werden. Selbstverständlich bezieht ein großes Turnier wie eine WM oder EM die eine recht kurze Laufzeit haben die Spannung daraus, dass man täglich diskutieren kann, sich aber auch fast täglich Veränderungen ergeben. Bei einer nationalen Meisterschaft bleibt das Ziel das gleiche, aber über einen längeren Zeitraum: Besser, man weiß nicht zu früh, wer das Turnier gewinnt. Dafür wurden natürlich in den einzelnen Ligen andere Anreize geschaffen: Euro-League, Champions-League Platz, Auf- oder Abstieg.
h. Was macht es sonst sehenswert?
Auf Fußball bezogen: Es kann auch Kampf, Leidenschaft, Emotion sein, es kann aber auch eine einzelne tolle Szene sein, eine gelungene Grätsche, ein Hackentrick oder ein gelungenes Dribbling, ein Doppelpass, eine Ballannahme. Hier sind speziell die Szenen gemeint, die nicht direkt in einer Torsituation münden. Sogar Hooligans haben ihre Motivation, die außerhalb des Platzes liegt. Bei Zuschauern kann es aber auch der gesellschaftliche Event sein, der sie anlockt. Hier treffen Menschen zusammen und feiern – oder trauern.
i. Die Fans gegenüber den neutralen Zuschauern
Die Behauptung steht: Der neutrale Zuschauer wird immer mehr in den Hintergrund gedrängt durch das Absinken der Spannungsmomente. Ein Spiel, das lange 0:0 steht (wie sehr häufig heutzutage) „lebt“ schon längst nicht mehr wirklich von der Spannung über die Ungewissheit des Ausgangs, wenn es einfach keine Situationen gibt, in denen sich ein Tor anbahnt. Der Fan erträgt, der neutrale schaut nicht mehr hin. Da liegt aber das größte, einzufangende Potenzial: der neutrale Zuschauer, Er könnte bei jedem Spiel in der Überzahl sein, sofern er mit Spannung, aber auch Gerechtigkeit und Fair-Play versorgt wird.
2) Die Fußball Regeln und ihre Anwendung
a. Die Verantwortung gegenüber dem Zuschauer
Die Verantwortung, speziell der Regelmacher, hat sich im Fußball noch nie direkt an den Bedürfnissen der Zuschauer orientiert. Die Theorie: Der Fußball erscheint so gigantisch groß, dass man das Gefühl hat, dass er sowieso immer weiter existieren wird und nicht kaputt gehen kann. Wenn man die Spannungselemente – hier natürlich an erster Stelle Tore genannt – erhöht, würde man garantiert dieser Verantwortung gerecht werden, sofern man den als Folge in der Überzahl befindlichen neutralen Zuschauer hervorhebt.
b. Herleitung des beabsichtigten Zieles: Wie steigert man die Spannung?
Die Spannung wird gesteigert, sofern entweder direkt mehr Tore fallen würden, aber natürlich auch dann, wenn man in einer beliebigen Szene das Gefühl hätte, dass ein Tor fallen könnte, selbst wenn es weder zu Tor noch zu Torsituation kommt. Dann schaut man, nein, man schafft es gar nicht, wegzuschauen. Die Behauptung steht aber, dass die Frequenz der Spannungsmomente so gering ist, dass es sich eigentlich nicht lohnt (wieder für neutrale Zuschauer gemeint; der Fan ist angeblich „leidensfähig“), eine Aktion anzuschauen, da man im Grunde schon weiß, dass es kein Tor wird. Sofern man erkennt, dass eine 35-minütige durchschnittliche Wartezeit auf ein Tor zu hoch ist, um einen ernsthaft Spannung empfinden zu lassen, zumindest, was die gerade beobachtete Spielsituation angeht.
c. Psychologische Ursachen für Verhaltensweisen
i. Der Spieler
Die Spieler wissen recht genau, welches Verhalten ihnen Erfolg bringt. Sie richten es im Grunde nur nach diesem Erfolg, da das von den Medien vorgegeben wird. Auch hier wäre ein schlichtes Umdenken ratsam, dass den Gedanken der Fairness wieder Platz verschafft. Die Spieler wüssten auch dann, dass sie sich entsprechend zu verhalten hätten.
ii. Der Schiedsrichter
Die Schiedsrichter haben eigentlich nur einen Wunsch: Eine gute Benotung zu bekommen. Die bekommt man dann, wenn man mit Entscheidungen nicht aneckt. Das wiederum erreicht man, sofern man die besonders kritischen Entscheidungen – und das sind jene, die zu einem Tor führen – richtig bekommt. Falls man ein Tor zu Unrecht anerkennt, ist der Rummel groß. Erkennt man eines zu Unrecht ab, passiert einem nichts. Die Folge: Eher unterbinden. Dabei werden Torsituationen, aufgrund der Erkenntnis, dass sie fast immer die kritischen sind, oft schon in der Anbahnung unterbunden. Also: Eine Ecke segelt in den Strafraum. Der Schiri pfeift ab. Sicher, sagt jeder, ein Gerangel. Dass es stets von mehreren Spielern, ausgewogen beider Parteien, zustande kommt und oftmals genauso gut als Elfer geahndet werden könnte, ist dabei nur ein Teilaspekt. Der Schiri aber pfeift ab — und ist fein raus.
d. Die Tendenz der Entscheidungen: Gegen die Angreifer
Die Folge der Psychologie der Schiedsrichterentscheidungen ist die, dass sie nicht nur in der angesprochenen Szene gegen die Angreifer ausfallen. Fast jeder Zweikampf, bei dem Angreifer und Abwehrspieler gleichermaßen ziehen, zupfen, zerren, Arm ausfahren, wird zugunsten der Verteidigung ausgelegt. Tatsächlich hat der Schiri nie etwas zu fürchten, da man das Vergehen sogar nachweisen kann, also stets der Pfiff zurecht ertönt. Dass er auch für den Angreifer ausfallen könnte – und im Grunde ebenso gut gerechtfertigt wäre – wird nicht wahrgenommen, nicht einmal in einer Diskussion angeregt.
e. Beweistechniken
Auf die Abseitsentscheidungen bezogen genügt die einfache Zähltechnik: Ein beliebiger Bundesligaspieltag und man addiert die Situationen auf, in denen man nach dem Abseitspfiff zu der Erkenntnis kommt, dass es doch kein Abseits war, und dagegen hält die Situationen, in denen das Spiel weiter läuft, die Analyse aber ein Abseits nachweist. Sofern die Regel, die zur WM 1994 in den USA niedergeschrieben wurde, dass im Zweifel für den Angreifer zu entscheiden angewandt würde, müsste das Verhältnis der beiden Zahlen zugunsten der Angreifer ausfallen. Sie würde aber, so sei versichert, weitaus zu ihren Ungunsten sein.
Bei Foul-oder-nicht-Foul-Situationen müsste man sich die Mühe machen, mit technischen Hilfsmitteln die Linien, die Mitspieler und die Zuschauer wegzuretouchieren, so dass nur noch die Szene übrig bliebe. Anschließend müsste man Schiedsrichter bitten, diese Situationen nachzubeurteilen: Foul oder kein Foul? Auch da würde das Ergebnis zeigen: Die Entscheidungen würden gegenüber der tatsächlichen Entscheidung aus dem Spiel aufdecken, dass die Tendenz eindeutig ist: Gegen die Angreifer.
f. Umdenken genügt
Sofern man diese Grundtendenz anerkennt, wird ohne weiteres einsichtig, dass nichts weiter erforderlich ist als dieses Umdenken. Immerhin ist ja das Bemühen der FIFA erkennbar, durch ein paar oberflächliche Regeländerungen zu mehr Attraktivität beizutragen, wobei dort der unmittelbare Zusammenhang zwischen der Toranzahl und der Spannung eindeutig ist. So sei erwähnt, dass die Rückpassregel eingeführt wurde, damit das Spiel schneller wird, Schauspielerei, Blutgrätschen oder Trikotzupfen sollen umgehend mit Gelben (oder teilweise Roten) Karten bestraft werden, damit diese Unsportlichkeiten nach Möglichkeit ausbleiben. Die Drei-Punkte-Regel wurde weltweit eingeführt, in allen Ligen und Klassen. Ziel all dieser Maßnahmen: Offensivgeist fördern, den aktiven Kräften, den besseren Fußballern mehr Freiräume zu verschaffen, damit sie ihre Kreativität ausspielen können.
Noch nie erwogen wurde allerdings die „Regel“, im Zweifel dem Stürmer Vorfahrt zu verschaffen. Als „Regel“ genügte: Im Zweifel zugunsten des Angreifers. Wie haben eine Verantwortung für die neutralen Zuschauer.
g. Einzelne Regeln und ihre Auslegung
i. Abseits
Gerade das Abseits eignet sich am besten, um die Problematik aufzuzeigen: Zu der Weltmeisterschaft in den USA wurden etliche Regeländerungsvorschläge diskutiert. Ziel all dieser Vorschläge, bei dem die treibende Kraft der Ausrichter war: Steigerung der Attraktivität durch mehr zählbare, also Tor-, Erfolge. Die FIFA Offiziellen haben sich nur auf sehr geringfügige Änderungen eingelassen, aus einem konservativen Denken heraus „vor den Änderungen wissen wir jedenfalls, was wir haben. Was nach Einführung von Änderungen wäre, wissen wir nicht.“
Jedoch der zentrale Passus, den die Offiziellen sich möglicherweise sogar unterjubeln ließen war jener: Bei kritischen Abseitsentscheidungen solle im Zweifelsfall die Fahne unten gelassen werden, die Situation weiter laufen. Genau dort wurde sogar verbal verankert, was sich der Ami wünschte: Man bekommt doch mehr Tore, sofern man bei Abseitspfiffen großzügig ist? Alles geht so schnell, man ist sich nicht sicher. Der Zuschauer ist begeistert, wenn ein Spieler alleine vorm Tor auftaucht — außer den paar Fans der betroffenen Mannschaft. Gönnen wir ihm die Freude: Er möchte die Toraktion. Der linesman wird legitimiert, mal eines, mal beide Augen zuzudrücken. Ihm droht kein Ungemacht, falls er mal daneben liegt.
Die Praxis zeigt, dass gerade hier das Gegenteil im Verhalten aufgetreten ist. Ein zu Unrecht gegebenes Tor durch Abseits wird angeprangert, eine zu Unrecht gestoppte Aktion wird ignoriert. Wie gesagt: Die besondere Eignung der Abseitsregel liegt darin, dass sie in den Regeln verankert wurde – nur im Anschluss nicht umgesetzt. Die Fahne ist heute bei allen kritischen Situationen praktisch immer oben. Hinterher kann diskutiert werden. Der Leid tragende: Der neutrale Fan, den es (bald) nicht mehr gibt.
ii. Elfmeter
- Durch Foulspiel
Eine Foulsituation im Strafraum wird nur in besonderen Fällen mit einem Strafstoß geahndet. Man spürt sozusagen, dass ein simples Foul, welches nicht einmal aus einer Torchance entstand mit einem Elfmeter und damit ziemlich sicheren Tor bestraft würde, eine zu harte Strafe wären. Demnach denkt man: „Na, ein Elfer war das nicht.“. Beweise auch hier: Woher kommt der Begriff „nicht elfmeterrreifes Foul“? Man spricht die Anerkennung eines Foulspiels aus, erklärt aber zugleich, dass die Strafe zu hart wäre.
Die Engländer haben das übrigens längst erkannt. In solchen Szenen sprechen sie davon: „Anywhere else on the pitch it´s a foul, in the area it´s not.“ Überall auf dem Platz wäre das Vergehen ein Foul, im Strafraum ist es nicht. Die wahren (psychologischen) Ursachen haben sie allerdings in den Diskussionen auch noch nicht erkannt. Man möchte keinen Elfer geben. Es wäre zu viel. Das ist der Grund. Nicht etwa das so häufig zitierte „das hat er nicht gesehen“ oder „wenn er es gesehen hätte, hätte er…“ Pustekuchen. Er hat gesehen, er möchte nicht. - Durch Handspiel
Tatsache ist, dass den Verteidigern ziemlich großzügig Freiräume eingeräumt wurden, die von „absichtlichem Handspiel“ und „aktiver Bewegung zum Ball“ sprechen. Nun, sobald man das als Verteidiger weiß, kann man sich im Strafraum wie ein Handballtorwart bewegen. Wenn man den Ball dann gegen Hand oder Arm bekommt, so war es in dieser speziellen Situation und an dieser Stelle zumeist nicht gewollt oder beabsichtigt. Aber es ergibt sich dennoch logisch aus dem Breitmachen, welches Berührungen hervorruft. Eben wie einem Handballtorwart, der, falls irgendwo „abgeschossen“ sicher nicht von einer absichtlichen Bewegung zum Ball sprechen konnte. Seine Kunst bestand darin, breit (und unerschrocken) zu sein.
iii. Anzeige der Nachspielzeit
Die Anzeige der Nachspielzeit hat keinen Vorteil gebracht. Seit es so ist, geschieht in der Nachspielzeit wesentlich seltener etwas. Der Führende zieht sofort seine sorgsam aufgesparte Auswechseloption, die Auswechselspieler schleichen vom Platz, die geschundenen Sekunden werden nie angehängt. Ein Ballbesitz mit Kontermöglichkeit des Führenden endet oftmals in absolut unschönen Szenen an der Eckfahne, die nichts einbringen sollen außer Spielsekunden.
Sowie man das feststellt, muss man die Regel dringend verbessern. Eine Idee: Sowie die Auswechseloption gezogen wird, wird nicht nur die geschundene Spielzeit draufgepackt, sondern diese einfach verdoppelt. Wenn man eine Minute herausschinden möchte, dann wird man mit zweien bestraft. Die Spieler würden sehr schnell lernen…
iv. Mauerabstand
Der Mauerabstand wird sehr selten eingehalten. Sowie er erzielt ist, beginnt das Tippeln der Mauer dem Schützen entgegen. Abgesehen davon: Ein direkter Freistoß bringt ganz selten ein Tor. Wer hat gesagt, dass 10 yards Abstand die einzige mögliche Entfernung sein sollte? Why not twelve?
v. Fair Play
Das Fair-Play ist eine reine Farce. Die Medien machen die Vorgaben. Das Fair-Play, den Ball auszuspielen, falls ein Spieler (des Gegners) verletzt am Boden liegt, wird längst genutzt, indem man umgekehrt bei einem Ballverlust einfach am Boden liegen bleibt, auch ohne jegliche Anzeichen einer Verletzung. Fair-Play? Eine leere Worthülse.
vi. Torhüterschutz
Der Torhüterschutz mag seinen Sinn haben. Tatsache ist aber, dass er von den Keepern weidlich ausgenutzt wird. Wenn sich ein Angreifer im Fünfer aufhält, so wird dieser angesprungen, um an den Ball zu gelangen. Falls das gelingt, so wird garantiert der Stürmer schuldig gesprochen. Im Grunde hat es gar keinen Sinn mehr, sich als Stürmer im Fünfmeterraum aufzuhalten. Ein Tor erzielen? Quasi unmöglich. Abgesehen davon wird oft genug eine Behinderung des eigenen Spielers zum theatralischen Fallen genutzt und vom Schiri — wegen Unübersichtlichkeit – mit Freistoß „belohnt.“ Außerdem beschränkt sich der Torhüterschutz längst nicht mehr auf den Fünfer. Sofern er außerhalb ist und einen Ball fallen lässt behält er glänzende Chancen, einen Pfiff zu seinen Gunsten zu erhalten.
vii. Die Drei-Punkte-Regel
Statistisch gesehen hat die Einführung keinen Erfolg gebracht. Der Toreschnitt ist gleich geblieben, die Anzahl der Unentschieden beinahe unverändert. Das erhöhte Risiko mag sich zwar mathematisch gesehen lohnen, wenn man bei einem ausgeglichenen Spielstand alle Mann nach vorne jagt. Tun würde es keiner, da er bei einem kassierten Tor durch diesen Übereifer nicht nur vom Publikum verhöhnt und von der Presse niedergemacht würde, sondern sogar dem Trainer – selbst wenn er es erklären sollte – den Job kosten würde.
h. Verbesserungsideen
So fest die Überzeugung ist, dass das Umdenken eine rasante Verbesserung aller dieser oftmals für den neutralen Zuschauer so ärgerlichen Szenen bringen würde, dennoch gibt es eine Anzahl als sinnvoll erachteter Regeländerungsvorschläge, die ergänzend für mehr Gerechtigkeit sorgen könnten. Stichpunkte hier: Mauerabstand, alternative Strafe zum Elfmeter (kurze Ecke?), Anzeige der Nachspielzeit (wie oben erwähnt).
3) Die Berichterstattung
a. Vergleich Ausland – Deutschland
Durch die jahrelange Beobachtung ausreichend vieler ausländischer Sportberichte kann gesichert ausgesagt werden: Im Ausland sind die Reportagen vom Tonfall und dem Engagement, dem Spannungsaufbau und der Objektivität her wesentlich interessanter und wären es bereits bei Unkenntnis der Sprache: Hörenswert. Die Frage steht auch, ob, selbst wenn der Sprecher alles schon gesehen hat und alles vor allem schon besser gesehen hat und noch dazu alles vorhersehen könnte, ob es dann sinnvoll wäre, dem Zuschauer dies auf die Nase zu binden. Gedankenexperiment: Wenn ein Sprecher das Endergebnis kennte und die Reportage dennoch im Nachhinein zu sprechen hätte, so wäre die berechtigte Frage, ob man das Wissen ausposaunen sollte oder der Verantwortung dem Zuschauer gegenüber, ihn an das Geschehen zu fesseln gerecht zu werden hätte.
b. Die einfache Aufgabe für Reporter
Die Erkenntnis: Ein Angriff wird nach aller Wahrscheinlichkeit kein Tor ergeben. Also empfiehlt es sich, schon während eines Angriffs zu erklären, dass man schneller spielen müsste, mehr über außen spielen oder das 1 gegen 1 suchen, falls nicht gerade über links nichts geht oder die Flanken allesamt unpräzise sind oder bei den langen Innenverteidigern keinen Erfolg versprechen. Sollte der Angriff dann wieder erwarten das Tor bringen – ausgesprochen selten, dieser Fall – so hat man noch genügend Chancen, die ganze Schuld dem katastrophalen Abwehrverhalten anzulasten, da es nämlich, wie gerade erklärt, eigentlich nie etwas hätte werden können. Die Analyse hinterher bestätigt: So ein Tor darf wirklich nie und nimmer fallen. Der Schluss, den der Zuschauer schon gar nicht mehr ziehen kann, da er schon längst abgeschaltet hat lautet: Wenn es nur endlich gelänge, diese ganzen unfassbaren, katastrophalen Fehler in den Griff zu bekommen, dann wäre man bald am Ziel: Es gäbe nämlich gar keine Tore mehr.
c. Spannung einfangen oder schlau sein?
Der Berufswahl muss doch für jeden Journalisten eine Ursache haben: Man möchte gerne die Story präsentieren können. Wow, ich hab die Story und Sie, lieber Zuschauer werden Zeitzeuge. Die Faszination, die Begeisterung ist praktische nie zu spüren. Es sei denn, Deutschland wird mal wieder grad Weltmeister… So wird in aller Regel das Misslingen einer Situation abgewartet um dann zu erklären, dass es so unter keinen Umständen etwas werden kann. Wenn das 1:0 dann aber fällt, so wird garantiert kurz danach erklärt, dass es absolut verdient war. Emotion? Fehlanzeige. Leidenschaft? Nix da. Nüchterne, meist falsche, Analysen, das ist alles. Der Unterhaltungswert von „Queen Mum besucht Berlin“ ist sicher größer.
4) Die Berechenbarkeit des Fußballs
a. Grundsätzliche Überlegungen
i. Was bedeutet Berechnen eigentlich?
Die Berechnung basiert darauf, dass die Wahrscheinlichkeiten für die möglichen Spielausgänge bestimm werden. So wenig sich dies nach „Berechnung“ anhört, so ineffektiv wäre die Alternative, einen Sieger vorhersehen zu wollen. Es spielt sich alles in Wahrscheinlichkeiten ab. Es sind 11 Spieler je Mannschaft, ein Ball, ein Schiedsrichter. Das sieht nach gleichen Voraussetzungen, demnach gleichen Chancen aus. Es ist aber nicht, da die Befähigungen der einzelnen Mannschaften unterschiedlich sind. Sowie man also Vorhersagen im Sinne von Wahrscheinlichkeiten trifft, sagt man, dass diese Mannschaft gegen jene 60% Favorit ist, in einer anderen Paarung aber der Favorit vielleicht nur auf 55% kommt, was zwar in dem Sinne keine besondere Erhellung bringt, da man absolut nicht sicher sein kann, in beiden Fällen, wer gewinnt und im Einzelfall das weiterhin nach reinem Zufall aussieht. In der Folge wird aufgezeigt, dass es sehr wohl einen Unterschied zwischen 55% und 60% gibt, der sich aber nur langfristig zeigt.
ii. Mathematische Herleitung: 100% vergeben.
Sowie man ein beliebiges Ereignis vorhersagen möchte, im oben angegebenen Sinne, so muss man stets die gesamte Palette der möglichen Ausgänge berücksichtigen und darauf achten, dass die Summer aller Einzelwahrscheinlichkeiten 100% ergibt. Auf ein Fußballspiel bezogen ist es zunächst die Chance für Sieg Mannschaft 1, der Chance auf das Unentschieden und der Chance für den Sieg der Mannschaft 2. Falls man eine ganz Bundesligasaison vorhersagt, so gibt es bei 18 teilnehmenden Mannschaften 18 mögliche Ausgänge, wer denn nun deutscher Meister würde. Es ist also ratsam, für jede Mannschaft eine Chance von mehr als 0% anzugeben und darauf zu achten, dass die Summer aller 18 Einschätzungen 100% ergeben.
iii. Die Motivation und Ermittlung der einzelnen Parameter
Es gibt ein paar klar definierbare Parameter, die sich als relevant für den Ausgang eines Spiels nachweisen lassen. In dem verwendeten Ansatz ist es so, dass die Mannschaften zunächst eine Offensiv- und eine Defensivstärke haben, welche sich in durchschnittlich erwarteten Toren ausdrücken lassen, die sie pro Spiel kassieren beziehungsweise erzielen. Die Verrechnung dieser Parameter in eine konkrete Prognose von erwarteten Toren für Mannschaft 1 und für Mannschaft 2 ist einfach und wird ebenso erklärt, anhand der Durchschnittswerte für eine gesamte Liga. Hinzu kommen die Parameter Heimvorteil und ein sehr spezieller, aber erforderlicher, der sich Remisfaktor nennt.
Interessanterweise erkennt man an Letzterem, wie sehr sich das Spielverhalten der beiden Mannschaften am Spielstand orientiert. Die Erkenntnis: Bei einem ausgeglichenen wird weniger offensiv agiert, was häufig genug beide Mannschaften betrifft.
iv. Umsetzung dessen in Computerlogik; Das Prinzip der Simulation
- Einzelspiel
Um per Programmlogik Ergebnisse herauszubekommen muss man natürlich diese Ergebnisse der erwarteten Tore pro Spiel für die beiden Mannschaften noch irgendwie umsetzen in Wahrscheinlichkeitsaussagen. Diese ergeben sich, sobald man im ersten Schritt das Prinzip der Simulation einsetzt. Dabei wird ein einzelnes Spiel beispielsweise 5.000 Mal mit den gleichen Erwartungen durchgespielt. Die Tore werden dabei auf die 90 Minuten verteilt im Sinne von Torchancen, die zu einem gewissen Prozentsatz ein Tor ergeben. Insofern können über die 5.000 Durchläufe alle möglichen Ergebnisse auftreten, diese jedoch mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten. Die Summe aller erzielten Siege von Mannschaft 1 geteilt durch die Anzahl der Simulationen ergibt dann die relative Häufigkeit – und damit eine möglichst realistische — Einschätzung der Siegchancen für diese Mannschaft. Für das Remis und den Sieg von Mannschaft 2 gilt das gleiche.
In einem weiteren Schritt wurde die Simulation durch eine in den Ergebnissen gleiche, aber zuverlässigere Funktion ersetzt. - Turnier
Für die Simulation eines gesamten Turniers ist es erforderlich, zunächst dem Computer die korrekten Regeln beizubringen. Bei den großen Turnieren kann dies zur kleinen Aufgabe werden, da regelmäßig andere Kriterien für die Ermittlung der Tabellenreihenfolge bei Punktgleichheit gelten. Auch bei den nachfolgenden Paarungen für Achtel- Viertel- und Halbfinale muss man natürlich die Regeln berücksichtigen. Ansonsten wird Spiel für Spiel simuliert, bis das Turnier beendet ist. Die dann mitgezählten Werte ergeben bei Wiederholung des Verfahrens die Wahrscheinlichkeiten beispielsweise für den Turniersieg, den Vizesieger, für das Weiterkommen in der Gruppenphase oder was so alles interessant ist (und mitgezählt wird).
v. Die Anpassung der Parameter auf tatsächliche Ergebnisse
Die Spielstärken zu ermitteln ist das eine Problem, welches man hat, wenn man möglichst realistische Vorhersagen erstellen möchte. Sicherlich ist es möglich, aufgrund der Beschränkung der Parameter auf die wesentliche, da zählenden Werte – die Tore –, anhand vorliegender, früherer Ergebnisse, Ranglisten zu erstellen. Jedoch gibt es vor jeder Saison eine Reihe von veränderlichen Größen, als Beispiel seien nur Trainer- oder Spielerwechsel genannt, die eine Neueinstellung erfordern. Dieser Vorgang bleibt intuitiv, da es ausgeschlossen ist, eine Veränderung der Größen aufgrund zukünftiger, zu erwartender Ergebnisse vom Computer zu verlangen (Anmerkung hier: Es ginge, sofern man verlässliche Einschätzungen der Spielstärken aller einzelnen Spieler hätte; jedoch ist gerade so etwas unrealistisch, da, falls man viele Parameter zu pflegen hätte, die erforderlichen Anpassungen nur schwerlich realistisch durchgeführt werden könnten).
Die Spielstärken verändern sich aber auch so, durch erzielte Resultate. Eine Mannschaft, die drei Siege hintereinander erzielt wird – selbst wenn man das Zustandekommen in der nachträglichen Analyse als glücklich bezeichnete – durch das gewachsene Selbstvertrauen besser sein als zuvor. Diese Anpassung muss ebenfalls möglichst realistisch vorgenommen werden. Dazu gibt es eine überzeugende mathematische Methode, die hier erklärt werden soll.
vi. Die „faire Quote“: Was ist eine „Vorteilswette“?
Das Grundprinzip beim Wetten ist das Verhältnis zwischen Eintrittswahrscheinlichkeit und Auszahlungsquote. Je höher die Wahrscheinlichkeit, umso kleiner die Quote, je geringer die Wahrscheinlichkeit, desto höher die Quote. Es ist ein reziprokes Verhältnis, welches, mathematische gesprochen, einem Kehrwert entspricht.
Sofern man eine verlässliche Wahrscheinlichkeitseinschätzung hat – und dies wurde in den vorherigen Kapiteln überzeugend erarbeitet –, hat man durch den Kehrwert dieses Wertes die so genannte faire Quote. Sofern die am Markt erzielte Quote oberhalb dieser fairen Quote liegt, hat man einen Vorteil. Sofern man das fortgesetzt tut, so würde sich – das verspricht die Mathematik – nach und nach eine Gewinnsumme ergeben.
Die Praxis zeigt, dass dieser Ansatz funktioniert.
vii. Das System: Die Systemwette
Ein Kuriosum: Der sicherste Weg, diese Vorteile langfristig zu realisieren ist es, die Wetten in Systemen zu kombinieren. Problem hierbei: Die meisten Wetter sind nicht in der Lage, die korrekte Berechnung der Gewinnsumme bei einer Systemwette durchzuführen. Systemwetten und deren Gewinnberechnung wird hier einfach erklärt und verständlich gemacht.
viii. Prüfbarkeit der Qualität der Zahlen/“Vorhersagen“
Diese Methode ist jedenfalls etwas anspruchsvoller und erfordert einiges Hineindenken. Eine Vorhersage ist ja, wie oben erklärt, nur eine Wahrscheinlichkeitseinschätzung. Gerade dieser Begriff – es scheint wahr (!?) — lässt sowohl das Eintreffen und Nichteintreffen zu, so dass der Sinn der Vorhersage aufgelöst scheint. Es kommt oder es kommt nicht. Es kommt dies oder jenes. So schlau, bildet man sich ein, war man auch zuvor. Hier wird auf mathematische Art nachgewiesen, dass man sehr wohl an der Höhe der Wahrscheinlichkeit etwas ablesen kann und sogar die Qualität der Vorhersage prüfen. Dies funktioniert sowohl, wenn man zwei verschiedene Vorhersager auf die gleichen Ereignisse betrachtet, als auch, wenn man die einzelnen Vorhersagen nur mit sich selbst abgleicht.
ix. Das perfekte Tippspiel
Hier wird ein Tippspiel vorgestellt, welches zwar auf seine Art mathematisch absolut einwandfrei und korrekt ist, aber, da es ebenfalls nur auf Wahrscheinlichkeitsaussagen beruht, wohl nie ernsthaft Einzug in die Praxis der Tippspiele erhalten wird. Eine Idee wäre aber, dass im Internet groß zu organisieren. Vielleicht entwickelt sich dann allmählich das Verständnis dafür, und daraus die Spielfreude? Hier würde sich wirklich langfristig zeigen, wer gute Prognosen abgibt! Der gekürte Gewinner wäre mit Sicherheit kein Zufallsprodukt.
5) Historisch: Die Deutsche Mannschaft bei den großen Turnieren seit ´66
Der Weg der deutschen Mannschaft bei allen großen Turnieren, die der Autor selbst verfolgt hat, wird unter die Lupe genommen. Dabei ist die Basis im Wesentlichen die Erinnerung, die das zwar nur eingeschränkt historisch wertvoll macht, aber dennoch der Unterhaltungswert hoch sein dürfte. Man wird sich wohl mit der eigenen Erinnerung beschäftigen und einen Abgleich herstellen. Natürlich wird auch ein Aspekt betont: Glück. Gibt es dafür Ursachen? War es überhaupt Glück? Kann man es transportieren? Es ist in dem Sinne auch ein philosophischer Ansatz darin.