Da es sich um einen recht konkreten und auch umfassenden Angriff auf die Medien handelt, die ihrer Verantwortung gegenüber dem Fußball und dessen Verbreitung nicht gerecht werden, muss man sich natürlich recht gründlich erkundigen, inwieweit Deckungsgleichheit erzielt werden kann mit anderer Menschen Ansichten. Insofern wurden also etliche Gespräche geführt, zumal das Problem ja schon recht früh erkannt wurde. Man wundert sich vielleicht schon in der Kindheit darüber, warum man in der Sportschau bei einer Zusammenfassung bereits nach wenigen Sekunden erahnt, wie das Spiel wohl ausgehen wird. Man fragt sich dann, ob der Sprecher tatsächlich die einzelne Spielsituation sieht, beurteilt und wertet, oder ob er eher dieses Verständnis aus der Bekanntheit des Endergebnisses ableitet? Warum überhaupt käme es ihm in den Sinn, mit einigen Bedeutungsschwangeren Worten anzudeuten, in welche Richtung das Spiel verlaufen könnte? Die Position des Wissenden einzunehmen, um eventuell dadurch ein Schulterklopfen mehr ernten zu können, anstatt den reinen Unterhaltungs- oder Spannungsgehalt zu steigern?
Insofern herrschte bereits vor langer, langer Zeit im familiären Kreis darüber Einigkeit, dass diese Art der Berichterstattung fragwürdig ist, dass man zumindest mal über alternative Formen ernsthaft nachdenken könnte. Später begann man sich darüber zu wundern, warum auf einmal eine gesamte Mannschaft sich im kollektiven Tiefschlaf befunden haben soll, nur weil – an sich eine absolut wünschenswerte Situation, sofern man nicht Anhänger der das Tor kassierenden Mannschaft ist – direkt nach der Pause ein Tor fiel? Wer befand sich im Tiefschlaf und woran erkannte man es. außer daran, dass ein Tor gefallen war?
Nun, sobald man also ein klein wenig kritisch veranlagt ist, kommt einem da so einiges spanisch vor. Selbstverständlich beginnt man also, bald hier oder bald dort über die gemachten Beobachtungen zu erzählen, zumal diese beginnen, ein ernstes Ärgernis darzustellen. Dann wird ebenfalls sehr (selbst-)kritisch die Antwort und Reaktion abgewartet. Die beste, die man dabei bekommen kann, die gerade noch in Richtung „Rechtfertigung“ der gemachten Mediendarbietung erkennen lässt, lautet: „Tja, das ist das, was die Leute hören wollen.“
Nachdem man aber dem 52. Bekannten befragt hat, und auch dieser nur jene ernüchternde Erklärung abgibt, sich aber selbstverständlich nicht zu jener Gruppe dazugehörig sieht, da es ihm selbst ebenfalls nicht schmeckt, wie es ist, so beginnt man doch darüber zu sinnieren, von welchen „Leuten, die das so hören wollen“ eigentlich die Rede sein soll? Gibt es zumindest irgendwo mal einen Repräsentanten, der sagt: „Nein, du redest Unsinn. Mir gefällt es so, wie es ist.“
Da dieser Mensch offensichtlich nicht interessiert, man viel eher nur einen Kommentatornamen oder einen seiner Kommentare aussprechen muss, um direkt rudelweise Fürsprecher zu finden – und dieses noch im Verlaufe eines mittlerweile recht lange Lebens in sehr unterschiedlichen Bekanntenkreisen, zu Illustration hier nur erwähnt, dass sich sowohl Schachspieler als auch Fußballer darunter befanden –, so kommen einem doch nicht nur erhebliche Bedenken, dass es irgendjemandem gefällt, sondern es schält sich die Gewissheit heraus, dass es allenthalben auf Widerstand stößt und als unerfreuliche, aber eben als Begleiterscheinung, hingenommen wird. Es ist schlecht, aber was willste machen?
Nun, der erste Schritt, etwas zu machen war die Idee, darüber schreiben zu wollen. Weitere folgten, die sich immer konkreter mit den mangelhaften Inhalten oder der Darbietungsform beschäftigten, oder immer neue Testpersonen zurate zogen, die später beinahe zufällig – die Kneipe bietet sich an – befragt wurden. Die Ergebnisse davon waren so überwältigend, dass die Idee nun hier und jetzt verwertet werden soll.
Übrigens kam ein eigenes, dafür beinahe für die jetzige Umsetzung entscheidendes „Aha-Erlebnis“ bei der ersten Ansicht eines Spieles mit englischem Kommentar. Da konnte unmittelbar festgestellt werden, dass es wirklich anders geht. Bedauerlicherweise konnte dazu jedoch hierzulande fast niemand befragt werden, jedoch die ganz wenigen, die es ausprobiert haben, konnten die Ansicht ebenfalls bestätigen: Dort gut, hier schlecht.