Man möge stets berücksichtigen, dass die ganz großen Manipulationen nur dadurch denkbar wurden, dass es einen wachsenden Wettmarkt gab, an welchem allmählich sehr hohe Wetten getätigt werden konnten, welche auch für „Großanleger“ interessant sein konnten. Man könnte beinahe sagen, dass überall, wo sehr hohe Beträge im Einsatz sind, fast automatisch Betrüger angezogen werden, die versuchen, sich einen Teil dieser Einsätze auf illegale, eben betrügerische Art zu sichern.
Der eine Teil der möglichen hohen Umsätze wurde durch den hierher übergreifenden asiatischen Wettmarkt möglich. (seit der Jahrtausendwende etwa hatte dieser Markt einen zunehmend großen, anwachsenden Einfluss). Nur kann man über diesen Markt sagen, dass sich der Anbieter so gut es geht heraushält mit eigenem Risiko. Durch die veränderlichen Quoten tariert der Anbieter die Einsätze so aus, dass er möglichst bei allen Spielausgängen mit positiven Erträgen herauskommt. Bei manipulierten Spielen kann es zwar gelegentlich vorkommen, dass er auch in die eigene Tasche muss, jedoch in der Regel nur mit kleineren Beträgen, da der Wettmarkt sehr aufmerksam beobachtet wird (vom Anbieter) und auffällige Umsätze – lange vor betradar – schon abgefangen werden. Jeder ist sich dort selbst der Nächste. Und: jeder akzeptiert diese Gesetzmäßigkeiten.
So kam es, dass die besonders großen Manipulationen nur am Markt stattfinden konnten, der (fast) unbegrenzt Geld sowie möglichst unveränderliche Quoten hat. Der einzige Anbieter, der diese Vorgaben erfüllte war der staatliche Anbieter Oddset.
Oddset hat dementsprechend eine ganze Menge Lehrgeld bezahlen müssen durch diese unfassbare Naivität (dem Autoren sind einige Fälle noch lange vor Hoyzer bekannt, in denen diese Naivität ausgenutzt wurde, teils bis in Millionenhöhen von Gewinnen von professionellen Spieler, welche nichts weiter taten, als diese Dummheit zu bestrafen).
Oddset nun hat in einer Zeit die Quotengarantie angeboten, also Fixquoten, sowie die Auszahlung, bis zu einem gewissen, aber für Wetter doch verlässlichen Grade garantiert. Dies war nun wie das Schlaraffenland für Betrüger, die sich im Einzelnen nicht einmal so fühlen mussten. Der Staat war so dämlich, dass man fast hätte garantieren können, dass das eines Tages passiert, er also ganz handfest betrogen wird.
Der Aufschrei war natürlich umso lauter. Nur hätte es genügt, bevor man an diesen Markt (das berühmte Haifischbecken) geht, dass man sich zunächst mit ein paar Marktgegebenheiten vertraut macht. Die Dummheit, dies nicht zu tun, hat sozusagen die ganzen Wettskandale provoziert.
Betradar ist ein alberne Konsequenz. Denn: so lange man mit Marktgerechten Quoten und vernünftigen Höhen von akzeptierten Einsätzen – und damit Auszahlungen – agiert, kann man derartige großflächige Manipulationen ziemlich verlässlich im Keine ersticken. Wie bitte sollte man betrügen wenn es niemanden gibt, der einem dafür die Auszahlung garantiert, nicht einmal sehr hohe Einsätze annimmt?
Dennoch kommt es weiterhin hier und da vor, dass Spiele manipuliert werden, wie die jüngste Vergangenheit (2007) zeigte.
Hier eine weitere Liste interessanter Fragen in dem Zusammenhang:
- Von was für einem Spiel ist die Rede?
- Um was ging es bei dem Spiel?
- Welche Art von Manipulation soll es sein?
- Wie wird gewettet?
- In welchen Größenordnungen kann verdient werden?
- Wer sind die Geschädigten?
- Was sind die sportlichen Folgen und die Folgen für den Sport?
- Wie kann man in Zukunft Manipulationen vermeiden?
zu 1) Von was für einem Spiel reden wir?
Wenn von „Betrug“ oder „Manipulation“ die Rede sein soll, muss man zunächst schauen, welche Art von Spielen betroffen, ausgewählt sein könnte. Zu unterscheiden ist ganz klar, ob es sich um sehr kleine, kleine, mittlere oder große Spiele handelt. Kleine Spiele sind gefährdeter, da die teilnehmenden Personen, also Schiedsrichter, Spieler, Trainer, Manager eher für „Nebenverdienste“ anfällig sind, da sie häufig selbst kein besonders hohes Einkommen haben, die zu verdienenden Beträge also womöglich das eigene Gehalt übersteigen oder zumindest verführerisch klingen. Kleine Spiele sind alle Spiele unterhalb des Profi-Bereichs.
Bei mittleren Spielen ist es bereits so, dass die Teilnehmer größeren Gefährdungen ausgesetzt sind. Die Spiele werden viel besser beobachtet, mehr Zuschauer, teilweise auch Offizielle (Schiedsrichterbeobachter!), teilweise auch in bewegten Bildern aufgezeichnet. Zusätzlich haben die Teilnehmer eine eigene Karriere, die sie gefährden könnten, und nicht zuletzt sind die Einkommen bereits in Dimensionen, wo ein kleiner Nebenverdienst, auch aufgrund der Risiken, keine besondere Verlockung mehr darstellt.
Bei großen Spielen gibt es ziemlich große Bedenken, ob es zu Manipulationen kommen kann. Dies könnte nur in der Endphase einer Meisterschaft geschehen, wo die Entscheidungen bereits gefallen sind.
zu 2) Um was geht es bei dem Spiel?
Selbstverständlich sind die Spiele besonders geeignet, bei denen sportliche Ziele nicht gefährdet sind. Wenn es also spät in der Meisterschaft ist, wo die Saisonziele vielleicht schon erreicht sind, dann sind Manipulationen wesentlich mehr zu befrüchten (dies war aber schon zu Zeiten, da es noch keine Wetten gab der Fall; siehe Gladbach – Dortmund, 13:0). Dann kann es auch bei großen Spielen geschehen (sein). Auch in der Champions League ist es möglich, da es oft genug vorkommt, dass in der Gruppenphase gegen Ende einige Mannschaften ausgeschieden oder aussichtslos sind, abgesehen davon, dass kleinere Mannschaften dabei sein können, die keine sportlichen Aussichten haben und dazu noch kleinere Einkünfte.
zu 3) Welche Art von Manipulation soll es sein?
Die größte Schwachstelle sind weiterhin die Schiedsrichter. Im Fußball haben sie im Prinzip die Alleinherrschaft und können beinahe frei entscheiden, wie ein Spiel ausgeht. Da es meist nur um ein Tor geht, welches man ohne Konsequenzen aberkennen oder anerkennen kann, liegt es in der Macht des Schiedsrichters, einen Spielausgang zu bestimmen. Hier ein Elfmeter gegeben, dort nicht. Hier ein Abseits erkannt, dort weiter laufen lassen – das Spiel ist entschieden. Und keiner, der dem Herren in Schwarz näher auf die Finger schaut: „Das hat er wohl anders gesehen“ oder „hier irrte er sich“ oder „hier hätte er Elfmeter geben müssen“ ist alles, was man darüber zu lesen/hören bekommt. Nächste Woche ist er wieder auf dem Platz.
Die aktiven Spieler hingegen können einen Spielausgang nicht garantieren, zumindest nicht einzelne, höchstens im Kollektiv. Der Trainer könnte sogar, falls es sich um maximal drei handelt, diese drei vom Platz nehmen, so er mit der Leistung nicht einverstanden ist. Als Einzelne bieten sich nur Torhüter an, die hier oder da mal einen durchlassen. Nur würde der Trainer auch da reagieren können. Vor allem für das nächste Spiel.
Falls es sich um eine Absprache der Mannschaften handeln sollte, so ist die Anzahl der Mitwisser bereits so groß, dass die Risiken bereits die in Aussicht stehenden zu gewinnenden Beträge nicht rechtfertigen. Falls so etwas geschieht, dann bei sehr kleinen Spielen (und in ziemlich östlichen Ländern..).
zu 4) Wie wird gewettet?
Die Wettangebote sind durch das asiatische Handicap nicht nur vielfältiger geworden sondern auch undurchsichtiger, was das Manipulieren jedenfalls begünstigt.
Zunächst muss man grundsätzlich unterscheiden zwischen Wetten auf den Spielausgang und Wetten auf die Toranzahl. Die Toranzahlwetten sind in den letzten Jahren sehr viel populärer geworden, da es gerade in Asien sehr gerne gewettet wird. Dazu ist das Live Wetten auf dem Vormarsch. Dort kann man inzwischen auch sehr hohe Beträge unterbringen.
Der klassische 1-X-2 Markt ist dabei vom asiatischen Markt verdrängt worden, zumindest ganz sicher für Großspieler. Das bedeutet, dass Spielausgänge nur noch mit zwei Seiten gewettet werden. Und das nicht mehr im Sinne von „Sieg“ oder „Niederlage“, sondern im Sinne des asiatischen Handicaps. Dabei wird das Handicap so angesetzt, dass es nach Möglichkeit die beiden Ausgänge gleich wahrscheinlich macht. Die Torvorgabe soll also den Spielstärkeunterschied in dem konkreten Spiel ausgleichen. Die Idee dahinter ist, dass beide Seiten für den Wetter gleich attraktiv sind. Es gibt nicht mehr den klaren Favoriten, der „sicher gewinnt“, sondern es kommt plötzlich darauf an, wie hoch er gewinnt. Bei ausgeglichenen Spielen ist das Handicap klein, bei sehr unausgeglichenen Spielen hoch. Die Quoten sind in der Regel auf beide Seiten in etwa gleich, das war ja die Grundidee, für Chancengleichheit zu sorgen.
Da Fußball aber ein Spiel mit sehr wenigen Toren ist, muss das Handicap in sehr kleinen Schritten erhöht werden. Diese Schritte sind Vierteltorschritte. Also ein Spiel kann total ausgeglichen sein, dann ist das Handicap 0. Wenn man auf ein Spiel mit Handicap 0 wettet, dann gibt es drei möglich Ausgänge, was diese Wettart von früheren unterscheidet: Entweder die gewettete Mannschaft gewinnt, dann bekommt man die Wette komplett ausgezahlt, weiterhin als Einsatz * Quote. Wenn die Mannschaft verliert, ist die Kohle weg, wie früher. Wenn das Spiel aber Unentschieden endet, ist die Wette pari, man bekommt das Geld zurück.
Wenn das Spiel nicht ganz ausgeglichen ist, dann ist die eine Mannschaft im nächsten Schritt ein viertel Tor Favorit. Die Auswirkungen dessen sind nur verschiedene mögliche Ausgänge der Wette. Wenn man den Favoriten spielt mit einem viertel Tor Rückstand, dann gewinnt man die Wette nach wie vor, wenn die Mannschaft gewinnt. Man verliert auch die Wette, wenn die Mannschaft verliert. Nur wenn das Spiel Unentschieden ausgeht, dann gibt es eine neue Form der Abrechnung: Man verliert die halbe Wette, also den halben Einsatz. Aus Sicht desjenigen, der den Außenseiter in dem Spiel spielt, sieht es so aus: Wenn seine Mannschaft gewinnt: Voller Gewinn. Wenn seine Mannschaft verliert: Voller Verlust. Wenn das Spiel Unentscheiden ausgeht: Halber Gewinn. Das bedeutet, er bekommt den halben Einsatz mal der Quote als Gewinn ausgezahlt, die andere Hälfte des Einsatzes bekommt er zurück.
Die Auswirkungen am Wettmarkt sind die: Zunächst mal ist es ein beweglicher Markt. Das bedeutet, dass hohe Einsätze akzeptiert werden, aber wenn sie eingehen, die Quoten sofort angepasst werden. Durch die gleich hohe Attraktivität auf beide Seiten ist gewährleistet, dass es Wetter gibt, die sich für die eine Seite interessieren und solche, die sich für die andere Seite interessieren (das nur im Gegensatz zum traditionellen Wettanbieter, bei dem in der Regel nur Wetten auf klare Favoriten eingehen). Diese Ausgewogenheit macht die hohen Einsätze erst möglich und dadurch hat sich der asiatische Markt hier in Europa durchgesetzt.
Das zur Erklärung, warum am asiatischen Markt überhaupt so hoch gespielt werden kann, was die Manipulationen erst verlockend macht.
Dazu kommt aber ein Effekt, der hierzulande nicht recht wahrgenommen wird: Durch das Handicap, welches die Spielstärkeunterschiede ausgleicht, kann es zu Wettangeboten kommen, bei denen die eine Mannschaft im sportlichen Sinne gewinnt, im Sinne des Handicaps aber verliert. Wenn also das Handicap über ein Tor hoch ist, dann kann der Favorit gut und gerne mit einem Tor Unterschied gewinnen, was ihm den sportlichen Erfolg garantiert, zugleich aber auch alle Wetten am Wettmarkt einstreichen, falls getätigt. Denn diese würde man klugerweise auf den Gegner platzieren. Diese neue Qualität der möglichen Manipulation hat aus Sicht der Durchführenden den Vorteil, dass sie ihr Gewissen reinwaschen können. Denn die Siegesfeier muss nicht ausfallen, im Gegenteil, man kann gleich doppelt feiern. Kohle drin und Spiel gewonnen!
Die Wetten auf die Toranzahl laufen genauso mit dem asiatischen Handicap. Es ist gibt eine „line“, eine Toranzahl Vorgabe, und man kann auf „over“ und auf „under“, also mehr oder weniger als die vorgegebene „line“. Die Abrechnung solcher Wetten erfolgt analog zu oben. Jedoch ist für mich hier offensichtlich, dass die Wetten darauf in keinem direkten Zusammenhang mehr mit den sportlichen Zielen steht, was die Manipulation wesentlich wahrscheinlicher, besser möglich macht. Man kann quasi mit „reinem Gewissen“ wetten.
zu 5) In welchen Größenordnungen kann verdient werden?
Es hängt natürlich von der Größe des Spiels ab. Bei kleineren Spielen kann man annehmen, dass man kaum mehr als 20.000, maximal 30.000 Euro verdienen kann, die dann noch unter den Mitwissern aufgeteilt werden müssen. Ganz einfach deshalb, weil nicht genügend Wetter an diesen Wetten teilnehmen. Und: erfahrenere Wetter meiden Spiele, bei denen es drastische Kursentwicklungen gibt.
Bei großen Spielen gehen die Beträge sicher sehr viel höher. Jedoch bewegen sich auch die Spieler und andere Beteiligte in anderen Dimensionen. Wenn man es geschickt anstellen würde, könnte man aber sicher auf ein einzelnes Premier League Spiel 500.000 Euro, vielleicht mehr, verdienen. Aber auch hier: Risiko und Ertrag stehen in keinem gesunden Verhältnis, nicht für die Spieler. Schwachstelle bleiben die Schiedsrichter.
zu 6) Wer sind die Geschädigten?
Die Geschädigten sind logischerweise die Kleinspieler. Am asiatischen Markt, wo die großen Umsätze getätigt werden, haben die Anbieter ihr eigenes „Frühwarnsystem“. Das sind die Geldeingänge. Wenn dort etwas Auffälliges geschieht, gibt es drastische Kursveränderungen. Später werden dann die Handicaps verändert. Sollten bei den Anbietern keine Beträge auf die andere, die vermutlich „falsche“, also vermutlich verlierende (man bedenke, dass von manipulierten Spielen die Rede ist) Seite eingehen – trotz veränderter Handicaps oder erhöhter Quoten – wissen die Leute schon, das zu deuten. Entweder werden Spiele dann komplett herausgenommen aus dem Angebot oder aber die Quoten und Handicaps weiter verändert. Bei kleinen Spielen genügen für drastische Kursveränderungen aber schon überschaubare Beträge, da sich der Anbieter nicht ins (zu hohe) Risiko begeben möchte.
Nun muss man aber einen Effekt dringend berücksichtigen: Zunächst mal genügen bei exotischen oder sehr kleinen Spielen schon kleine Beträge, um Kurseinbrüche auszulösen. Das kann natürlich Manipulation zur Ursache haben. Jedoch ist es auch möglich, dass ein Kurssturz von gewissenhaften Marktbeobachtern nur als untrügliches Indiz für eine Manipulation ausgelegt wird. Diese spielen dann unter Umständen kursunabhängig einfach die Seite, auf die der Kurssturz zu beobachten war. Das sind die so genannten Trittbrettfahrer. Falls jedoch die Ursache fehlgedeutet wurde und es sich gar nicht um Manipulation sondern nur um Wettleidenschaft oder winziger Informationsvorsprung einzelner Marktteilnehmer handelt, so spielen die Trittbrettfahrer einfach nur zu verfehlten Kursen. Für den Markt ist das völlig unerheblich. Für den Anbieter ein erfreulicher Nebeneffekt. Die Konsequenz aus Anbietersicht ist jedoch so: In der Summe machen wir mit diesen absurden Kursentwicklungen keine wirklich schlechten Erfahrungen. In der Summe machen wir kein Minus, im Gegenteil. Also gibt es keinen Anlass, das Verhalten zu verändern. Der Rubel rollt, meist in die gewünschte Richtung. Warum überhaupt darüber nachdenken? Diese Anbieter wissen sehr wohl, dass es Manipulationen gibt. Nur: wenn sie davon mehr profitieren als dass es Schaden anrichtet, warum reagieren? Auf einzelne Spiele kann es dann schon mal zu Verlusten kommen. Das ist kein Problem. Ansonsten ist der Geschädigte der einzelne Klein- bis Mittelspieler, der sich für schlau hält.
Man muss dabei auch dringend mit berücksichtigen, dass die Spielausgänge zwar häufig manipuliert, aber nicht garantiert werden können. Theoretisch sind sich drei Spieler einer Mannschaft einig, dass sie den Gegner gewinnen lassen wollen. Je nach Absurdität ihres Spielverhaltens hat der Trainer auch noch Einflussmöglichkeiten durch die Auswechslungen. Aber auch sonst können die anderen 8 Spieler das „ausbügeln“ und trotzdem gewinnen. Das bedeutet, dass die Kursentwicklung und Handicap Veränderung eventuell einfach der Realität entspechen. Das heißt, dass der kleine Kurs oder das hohe Handicap, was im Angebot ist, die tatsächliche Chancenverteilung widerspiegelt. Dass also die Wetter, die dann immer noch darauf setzen, gar keinen Vorteil mehr haben, was dem Anbieter dann wieder in die Karten spielt.
Es gibt sogar noch einen weiteren möglichen Effekt: Der Anbieter könnte seine Kurse einfach nach gusto verändern, nur um das Spielverhalten auszutesten. Das heißt, dass eine Kursentwicklung gar nicht auf Wetteinsätzen beruht, diese also nur suggeriert werden, die Trittbrettfahrer aber in Richtung Manipulationsgedanken gelenkt werden sollen. So werden Beträge auf die falsche oder schlechte Seite angelockt, was dem Anbieter wiederum noch höhere Gewinne garantiert.
Denkbar wäre sogar, dass eine geplante Manipulation verschleiert wird, indem tatsächlich eine Weile lang die falsche Seite gespielt wird. Das bringt eine möglicherweise chaotische Marktreaktion mit sich, bei der hohe Umsätze die Folge sein können, die auf dieses Spiel platziert sind. Weitere Folge ist die, dass die Limits in die Höhe gehen. Ausnutzen könnte man so etwas am Wettmarkt, indem man entweder noch vor dem Spiel die andere Seite auf die steigenden Limits platziert, oder aber auch auf Live-Wetten, also während des Spiels.
Eines ist sicher: Geschädigt werden nur solche, die selber gerne Geld verdienen wollen, sich für schlau halten und in dem großen Geschäft einfach nur ausgeliefert sind, und zwar den großen Spielern. Vergleichbar ist das mit der echten Börse. Der Kleinanleger schwimmt im Gunde nur irgendwie mit und weiß gar nicht so recht, was mit seinem Geld geschieht. Das Vertrauen, dass er mitbringt wird aber nach Möglichkeit von allen Wirtschaftsbossen, die die Fäden in den Händen halten aufrecht erhalten. Er investiert nach seiner Vorstellung in „stabile Werte“. Das mag ein kleiner Unterschied zum Wettmarkt sein.
Der Geschädigte, der jetzt für schützenswert erklärt wird, ist im Grunde der, auf den die Gesellschaft – gerade bei uns – mit dem Finger zeigt. „Wer wetten will, will auch betrügen“ ist der Standardsatz, mit dem wir aufwachsen. „Wetten? Bloß Finger weg! Das bringt unweigerlich den Ruin mit sich.“ Jeder, der am Wettmarkt teilnimmt, muss die Verantwortung für seine Geldeinsätze tragen. Und ich denke, dass es auch jedem bewusst ist. Also: Nicht teilnehmen ist immer eine Option und im Grunde der Ratschlag, den 99% der Bevölkerung einem erteilen würden. Und in diesem Falle muss ich ausnahmsweise mal den 99% Recht geben…
zu 7) Was sind die sportlichen Folgen und die Folgen für den Sport?
Sicherlich ist das Vertrauen des zahlenden Zuschauers – und das sind im Grunde wir alle – erschüttert. Zugleich aber ist dieser für die ganze Ware Sport, speziell Fußball, die tragende Kraft, die es zu erhalten gilt. Dennoch stellt man fest, dass die bisher genannten betroffenen Spiele nach wie vor so unbedeutend sind, dass nicht wirklich die negativen Folgen des Vertrauensverlustes zu fürchten sind.
Sportliche Folgen sind die, dass teilweise Saisonziele verfehlt werden können, die Ansprüche der Vereine hervorrufen könnten. Das wäre aber nur bei bekannten Schiedsrichterbeeinflussungen denkbar, dann aber mit unabsehbaren Folgen. Wer soll denn bitte die nicht verdienten 2 Millionen aufbringen?
zu 8) Wie kann man in Zukunft Manipulationen vermeiden?
Die ganz große Schwachstelle Schiedsrichter soll hier nur kurz so kommentieren: Die Schiedsrichter werden nach eigener Einschätzung zu milde behandelt, was Spiel entscheidende Fehler angeht. Ein nicht gegebenes Tor, welches ganz offensichtlich korrekt erzielt war, wird völlig verharmlost, obwohl es in der Konsequenz nicht weniger Wirkung erzielt, als ein anerkanntes Nicht-Tor. Nur geschieht letzteres sehr selten, wodurch es überhaupt sehr wenige Tore gibt – es gibt für jede Aberkennung eine akzeptierte Begründung – und das ein einzelnes Tor ein Spiel entscheidet. Insofern hat Christoph Daum Recht mit seiner (viel belächelten) Bemerkung, dass die Spielleiter immer mehr zu Spielentscheidern werden. Das ist die Wahrheit. Für Manipulationen eine El Dorado.
Ansonsten sollte man auf die Selbstreinigung des Marktes vertrauen. Wer sein Geld einfach so nach Belieben oder aus reiner Spielfreude auf irgendwelche Ereignisse setzt, von denen er keine Ahnung hat, wird entweder noch rechtzeitig schlau und lässt die Finger davon, oder hat irgendwann kein Geld mehr. Später können die Schlauen versuchen, sich gegenseitig zu bestehlen…