Was wäre wenn… man sich mal ernsthaft mit dem Aspekt der „Spannung“ beschäftigen würde?
Die Beschäftigung damit, wer eigentlich beim Fußball zuschaut und wie dieses riesige Geschäft eigentlich am Laufen gehalten wird und was der noch immer dafür zuständige Zuschauer „verkraften“ muss oder vielleicht auch, was diesem noch immer Freude daran bereitet, bringt einen irgendwann zu dieser Fragestellung: hat es was mit Spannung zu tun? Ist man noch immer bereit, das mitzufinanzieren – jeder für sich befragt, vielleicht, nachdem er es sich beschämt bewusst gemacht hat –, weil der Fußball doch den ausreichenden Unterhaltungseert bietet?
Unterhaltung ist dabei eine Art Stichwort: es muss doch etwas mit Unterhaltung zu tun haben? „Nein, ich schaue die Sportschau nur, weil ich informiert sein will. Das ist schließlich Allgemeinbildung“? Schwer zu glauben, dass sie jemand so „herausredete“. Oder: „Ich möchte nur diesen tollen Fußball sehen. Mir ist egal, wie ein Spiel ausgeht oder ob Tore fallen. Das ist Sport auf dem allerhöchsten Niveau, das gefällt mir. Sieger, Verlierer, Tragödien, Jubel? Alles nicht mein Ding. Ein schönes Tackling, eine tolle Parade, eine artistiche Flugeinlage, ein faires Kopfballduell, eine gelungene Ballannahme. Das ist es, warum ich einschalte.“ So herzlich willkommen dieser Vertreter wäre: wo gibt es den?
Der letzte Kandidat wäre jener: „Ich spiele selbst Fußball und träume davon, so gut wie die zu werden. Dazu muss ich schauen, weil ich lernen will. Ich schaue aufmerksam hin, was die Leute da mit dem Ball und ohne den Ball anstellen. Ob es Tore gibt? Wer vorne ist in der Meisterschaft, wer absteigt? Wie ein Spiel ausgegangen ist? Einen Lieblingsverein? Alles nicht meine Baustelle. Ich möchte lernen, das ist alles.“ Auch einen solchen würde man schwerlich antreffen. Wenn er gut wäre und eine Chance hätte, dann hätte er sicher einen Trainer und ist schon in einer guten Mannschaft, wo Videostudium längst dazu gehört.
Schönheit, Ästhetik, gar eine Kunstform? Es gibt in seltenen Momenten diese Aspekte. Aber es könnte als Auswahlkriterium nicht ernsthaft in Frage kommen – der Vollständigkeit halber hier angeführt.
Es bleibt letztendlich der Unterhaltungswert übrig. Hier könnte man sich nun zuvörderst in Hollywood erkundigen, was der Zuschauer als „Unterhaltung“ empfindet. Was auf jeden Fall dazu gehören dürfte, ist jedoch rasch auf den Punkt gebracht: es müssen irgendwo Emotionen ins Spiel kommen. Hierzu würde natürlich Freude und Trauer gehören, die Freude gerne auch mal per Heiterkeit in Form von Lachen. Witzig wäre demnach ein (Hollywood) Aspekt. Und man sollte davon ausgehen, dass in einem guten Film, egal von welcher Bauart, auf eine gewisse Achterbahnfahrt wert gelegt wird. Das heißt, dass eine breitere Pallette von Empfindungen angesprochen und ausgelöst wird. Am besten und Rundum-Paket, bei dem alles vertreten ist. Man muss mal lachen und kann mal die Tränen kaum verbergen, man ist mal angespannt, mal erfreut, man fiebert mit oder entspannt sich und genießt. Lerninhalte sind eher untergeordnet, könnten aber sogar eine Rolle spielen, teils sogar, um Rechtfertigungsgründe zu finden, einen solchen zu schauen.
Wer Fußball schaut, schaut keinen Hollywood Film. Wobei die Alternative ja sogar frei stünde? Er soll aber Fußball schauen, weil er diesen nämlich auch zu finanzieren hat. Die Sendeanstalten müssen sich einfach dafür interessieren, was den Zuschauer da packen könnte, was ihn motivieren könnte, dass er wieder schaut oder dass er mehr schaut. Tun sie das?
Von den genannten Unterhaltungswerten bleibt beim Fußball im Grunde nur der eine übrig. Das ist die Spannung. Mit Humor dürfte nicht zu rechnen sein, die Lerneffekte höchstens ein Nebeneffekt und auf keinen Fall ein „Verkaufsargument“, Trauer oder Freude wären als Nebeneffekte von sich auflösender Spannung aufzufassen. Der Angriff, das Spiel, die Meisterschaft ist vorbei. Man hat es geschafft, man hat es überstanden oder man hat alles verloren. Angriff ein Tor oder keines oder eines kassiert? Spiel gewonnen, verloren, unentschieden? Klassenerhalt geschafft oder verfehlt, Europa erreicht oder verfehlt, Meisterschaft gewonnen oder wieder nur Meister der Herzen? Jetzt heraus mit den derartigen Emotionen.
Der Fokus muss in der Argumentation einfach auf die Spannung gehen. „Heute Abend ist ein Spiel im Fernsehen. Kommst du vorbei und wir schauen zusammen?“ „Äh, warum sollte ich?“ „Na, weil es spannend ist?“ Was könnte man sonst sagen, um dafür selbst Werbung zu machen? Ich schaue, weil es spannend ist, was denn sonst? Die Antwort könnte allerdings lauten: „Nein, heute Abend nicht, da läuft ein Hollywood Film erstmals im Free TV. Den muss ich sehen.“ Pech gehabt, Fußball?!
Also: es geht um die Spannung, kann man das erstmal so durchgehen lassen? Die anderen Aspekte alle aufgenommen und untersucht, es bleibt dieser, als übertgeordnete und vorrangige Zuguckmotiviation. Nur unterteilt sich bereits die Spannung selbst in ein paar Teilaspekte.
Eine Differenzierung wäre beispielsweise diese: ein Spiel über 90 Minuten oder eine Zusammenfassung? Die Antwort hierauf schon einmal recht schlicht: wenn die eigene Mannschaft spielt schon über 90 Minuten. Ansonsten nur in der Zusammenfassung. Das heißt irgendwie: 90 Minuten sind zu lang für ein beliebiges Spiel. Da reicht die Spannung nicht aus. Wobei kurioserweise (aber sicher kein reiner Zufall?) dies in etwa die Länge klassicher Spielfilme ist.
Es ging aber vor allem um Aspekte der Spannung. Eine Zusammenfassung bietet diese vielleicht. Es sind ein paar Minuten, die Highlights herausgepickt, die Tore, ein paar Stimmen dazu, vielleicht sogar ein paar Emotionen dabei („denen habe ich das gegönnt“ oder „die tun mir leid“), das war es und das reicht auch so. Die 90 Minuten wären vielleicht die Gesamtsendedauer für alle Spiele. Das bekäme dann schon Spielfilmcharakter, in der Länge und in der Anzahl der Momente, die einen so oder so anrühren können, mitreißen, faszinieren, umhauen, enttäuschen oder maßlos ärgern.
Noch immer eine etwas weiter gehende Differenzierung der Spannung erforderlich, selbst wenn oben schon kurz angesprochen : es gibt die Spannung, wie eine Aktion ausgeht, es gibt jene, wie ein Spiel ausgeht und es gibt jene, wie ein Wettbewerb ausgeht. Wobei die Wettbewerbe sich ebenfalls ein wenig differenzieren lassen. Nationaler Cup, Internationaler Cup, Meisterschaft, großes Internationales Turnier? Die Meisterschaft ist und bleibt einfach der Alltag und hier müsste der Fokus drauf gelegt werden. Alle anderen Wettbewerbe sind Ausnahmen und haben ihren eigenen bestimmten Charakter. Jedoch ist der Alltag auch das, was häufiger ist und was dementsprechend für die großen Einnahmen zu sorgen hätte. Insofern im Text hier ebenfalls der Fokus darauf gelegt: die nationale Meisterschaft.
Dort ist mit Sicherheit ein wesentlicher Faktor noch immer die Tabellenbilder, die sich verändern und entwickeln können und teils sicher noch immer zum Studium einladen. Sicher, die Frage „wo steht mein Verein?“ im Vordergrund, aber man schaut sicher auch nach oben oder nach unten, für den eigenen Verein aber auch sonst aus Interesse am Gesamtbild und an einer Entwicklung. Nur hätte dieser Faktor – so wertvoll er auch weiterhin für die Vermarktung des Fußballs sein mag – nicht direkt mit dem Spiel zu tun. Dennoch kann die Meisterschaft und die Entwicklung in der Tabelle mit angeführt werden. Auch hier mt Sicherheit ein Aspekt: ist der Wettbewerb selbst ein spannender?
Bevor auf diesen näher eingegangen wird, die anderen Aspekte noch genau so kurz angeführt: der Ausgang eines Spieles ist mit Sicherheit eine spannende Frage. Wenn der Samstagmorgen in einem beliebigen deutschen Haushalt hereinbricht, dann ist sicher noch immer bei vielen eine gewisse Vorfreude auf den nachmittäglichen Bundesliga Spieltag zu registrieren. Hierbei die Frage: wie wird meine Mannschaft spielen? Aber sicher auch vertreten diese: „Heute Dortmund gegen Schalke. Da bin ich mal gespannt. Leverkusen gegen Gladbach hat es aber auch in sich.“ Die Spiele stehen an und man ist gespannt darauf, welche Ergebnisse und damit welche Veränderungen im Tabellenbild – siehe oben – einhergehen. Die Frage wäre hier aber dennoch leicht kritisch zu stellen: würde man sich auch für das Zustandekommen interessieren? Und hierbei eben ausdrücklich: auf das Zustandekommen über die gesamte Spieldauer? Nein, so lautet die gemutmaßte Antwort. Die eigene Mannschaft spielt beispielsweise gar nicht an diesem Tag (könnte ja eine Zweitligamannschaft sein oder die eigene am Freitag oder Sonntag angesetzt sein). Das Ergebnis interessiert, die Paarung selbst prickelnd oder brisant, das Zustandekommen des Ergebnisses jedoch nur für die Zusammenfassung später interssant. Nicht um es 90 Minuten zu schauen.
Der letzte Aspekt der Spannung wäre jener des Ausgangs einer einzelnen Aktion. Das wären also die temporären Adrenalinkicks, mit denen man zum Zuschauen bewegt werden könnte. Diese unterteilten sich meist in Hoffen oder Bangen. Ist die eigene Mannschaft im Angriff oder der Gegner? „Bitte, bitte, ein Tor“ oder „bitte, bitte, kein Tor“. Wobei hier ja bereits vorausgewählt wäre: man schaut das Spiel mit eigener Beteiligung. Ohne diese wäre man gar nicht hier? Es gibt auf jeden Fall diesen Aspekt. Wie auch immer er sich auswirkt und was noch über diesen zu sagen wäre.
Der Reihe nach also die einzelnen Aspekte dieser Spannung näher beleuchtet. Der Aspekt der Spannung auf eine ganze Saison, die nationale Meisterschaft bezogen: man kann dies allgemeiner oder auch konkreter betrachten. Allgemein ist es sicher noch immer ein guter Grund, dem Fußball irgendwie treu zu bleiben. Die Meisterschaft erstreckt sich über einen langen Zeitraum und man hat doch mehr oder wengier Woche für Woche ein bestimmtes Teilereignis, auf welches man sich freuen kann. Die Entwicklung in der Tabelle ist dabei sicher der eine, die Positionierung der eigenen Mannschaft gehört dazu, aber natürlich auch die anderen brisanten Fragen. Wer steigt ab, wer darf nach Europa, wer wird Meister? Auch sonst sind die Tabellenpositionen heute erheblicher als früher, also schon ein einziger Platz besser bringt etwas ein.
Etwas konkreter könnte man über die Meisterschaftsentscheidungen der großen Ligen bereits etwas trefflicher und kritischer „philosophieren“. Denn: jene haben häufig nicht mehr die großen Überraschungen zu bieten. Meister wird nur eine kleine Auswahl von Mannschaften. Und Deutschland sogar darunter mit einer bestimmten Ausnahmestellung: FC Bayern. In Italien Juve, aber Inter, Milan, die Roma, Napoli könnten anklopfen. In England sowieso mindestens sechs Mannschaften (ManU, Man City, Liverpool, Chelsea, Arsenal, Tottenham) und da es Leicester 2016 geschafft hat: sogar ein solches Ereignis möglich. Frankreich wäre derzeit (2017) ebenfalls zu deutlich mit PSG.
Die Meisterschaftsentscheidung keine spannende, für Deutschland zumindest. Ursachen und Folgen: Ursache ist ziemlich offensichtlich die gigantische Geldumverteilung, welche die FIFA mit der Champions League vorgenommen hat. Wer es schafft, sich dort regelmäßig zu qualifizieren, hat einen eindeutigen Wettbewerbsvorteil im Inland. Die Bayern jedoch würden logischerweise so argumentieren: wie sollen wir international anders mithalten? Wir MÜSSEN hier KLAR die Besten sein, um uns dort behaupten zu können – und die Champions League ist nun mal das Größte auf Vereinsebene. Dennoch durchaus ein zu bedenkender Aspekt: die Entscheidung nicht mehr wirklich spannend, wer Meister wird. Und das missfällt durchaus diesem oder jenem, wie man schon ab und an hört.
Zu der Spannung, die einen einzelnen Spielausgang betreffen: die Unterscheidung über die 90 Minuten ist ja bereits getroffen worden und soll hier außer acht gelassen werden. Wie wird ein Spiel ausgehen, als spannende Frage an den Live Zuschauer gerichtet. Wie spanndend ist es? Reicht diese Spannung aus, um einen zum Zuschauen zu bewegen?
Hier tauchen schon ein paar Randfragen auf. Eine wäre: wie lange ist ein Spiel spannend? Eine andere: welchen Einfluss haben viele oder wenige zu erwartende Tore? Eine weitere, vielleicht in dieser Form noch gar nicht bekannte: wie wahrscheinlich ist dien Tendenzwechsel in einem Spiel?
Die Frage danach, wie lange ein Spiel spannend ist, ist schon etwas schwierig zu beantworten. Hierzu müsste man ein paar Spielstände und Entwicklungen annehmen, um das deutlich zu machen, wie das Problem daran gelagert ist. Man könnte es etwa so sagen: so lange ein Spiel 0:0 steht, müsste der Spielstand allein durchaus für Spannung sprechen. Wird überhaupt einer gewinnen und wenn wer? Es ist sozusagen alles offen. Andererseits gibt es das grundsätzliche Problem, welches man auch per Frage an einen Alien erläutern könnte. Denn jener, auf die Frage, wie es ausgehen würde, könnte doch ohne jegliche weiteren Kenntnisse nur antworten: „0:0“. Denn: es ist noch kein Tor gefallen, warum sollte sich das ändern? Genau so empfindet man es als Zuschauer aber unausgesprochen und nicht einmal artikulierbar auch: es passiert nix. Wobei hier durchaus der Schiedsrichter eine Rolle spielt. Denn: je länger es 0:0 steht, umso klammer werden seine Entscheidungen. Denn: je näher dem Schlusspfiff, umso sicherer würde der Sieger feststehen. Und irgendwie möchte man dafür nicht verantwortlich sein.
Sehr viel anders ist es aber auch bei 1:1 nicht. Wobei hier der Alien schon sagen würde: „Ich weiß nicht, wie es ausgeht.“ Immerhin haben beide schon einmal getroffen. Vielleicht gelingt es noch ein weiteres Mal? Auch der Schiri und die Zuschauer empfänden ein wenig anders: ist schon mal, könnte wieder.
Bei 1:0 sieht es so aus, dass das Ergebnis selbst natürlich weiterhin Spannung verspricht. Ein Tor Abstandt ist immer eng und könnte jederzeit „kippen“. Andererseits haben die einen noch gar nicht getroffen – also der Alien könnte nur mutmaßen, dass der Führende auch gewinnen wird –, andererseits ist der Vorsprung so wertwoll, dass er mit Zähnen und Klauen verteidigt wird. Sprich: es ist auf keinen Fall ein Offensivspektakel zu erwarten. Torszenen sind selten, somit auch die Spannungsmomente oder die empfundene Spannung. Es ist nur „nominell“ wirklich spannend. Allerdings darf man schon zugeben, dass nicht jedes Spiel, welches 1:0 steht (das tun alle, die nicht 0:0 enden irgendwann) auch 1:0 ausgeht. Also: es ist schon irgendwie spannend.
Die Schlussfolgerung für die engen Spielstände: klar, es bleibt bis zum Schluss spannend, allerdings sind Veränderungen des Spielstandes nicht unbedingt befördert von der Enge des Spiels. Der Schiri spielt eine wichtige Rolle bei den oftmals engen Entscheidungen. Und diese fallen (weiterhin) gegen die Stürmer aus. Gerade dann, wenn es Unentschieden steht. Er möchte nicht „entscheiden“ und wählt deshalb die „Unentscheidung“ für das „Unentschieden“.
Spiele, welche 2:0 stehen, verlieren oftmals schon viel zu früh ihre Spannung. Jeder weiß, wie er eine solche Führung verteidigt und/oder sogar ausbaut, während der Gegner – der eine noch wichtigere Rolle spielt – zwar vielleicht die Ahnung hätte, noch etwas reißen zu können, andererseits aber wüsste, wie schwer es ist und wie selten es geschieht, dass er sich vielleicht schon für „Krafteinteilung“ für das nächste wichtige Spiel entscheidet?
Hier wäre der Begriff aus den USA importiert oftmals ein angebrachter. Der US-Amerikaner spricht von „garbage time“. Diese garbage time liegt innerhalb der 90 Minuten, steht aber für sinnlose Minuten, da der Spielausgang nicht mehr offen ist. Man könnte auch abpfeifen. Diese garbage time müsste man in Deutschland nur beispielsweise mal messen (vielleicht 10% der Gesamtspielzeit, auf alle Spiele gerechnet?), aber sie ist natürlich entscheidend mit beeinflusst von der Anzahl der Gesamttore. Wobei der Einfluss hier nicht so eindeutig ist, wie man meinen könnte. Denn: durch die geringe Anzahl der Gesamttore kommt es ja wesentlich seltener überhaupt schon zu 2:0 Spielständen.
Ein 2:0 wäre natürlich von Hause aus nicht als entschieden anzusehen. Aber in der 80. Minute dann allmählich schon?
Die geringe Toranzahl sorgt für enge Spielstände, aber das Ausbrechen aus diesen ist nicht so arg einfach und teils schwer vorstellbar. Es steht 0:1 und man soll Nägel kauen? Nein, das täte man nicht. Die Chance, dass ein Tor fällt, ist dafür zu klein.
Alles in allem gibt es einige Zusammenhänge, die nicht ein schlichtes Urteil und eine klare Richtlinie vorgeben, was wünschenswert wäre oder wie es empfunden wird von den Zuschauern. Es gäbe ja sogar noch die Unterscheidung, ob ein Favorit oder ein Außenseiter führt? Dennoch wäre eine schlichte Schlussfolgerung: sofern es mehr Tore gäbe, würde man länger Spannung empfinden, sowie natürlich zeitgleich eine wesentlich häufiger (was im nächsten Punkt der einzelnen Aktionen eine größere Rolle spielt und dort näher gebracht wird) auftretende Spannungsmomente. Obwohl die „Gefahr“ bestünde, dass bei mehr Toren die Spiele früher entschieden sein könnten – also nur noch „garbage time“ gespielt würde –, hätte der Aspekt, dass man auch bei Rückständen, sogar von zwei Toren, nicht hoffnungslos zurück wäre den größeren Einfluss. Abgesehen davon, dass es selbst bei entschiedenen Spielen Spaß machen würde, die garbage time anzuschauen, weil selbst in dieser noch häufig genug Tore fallen können, welche man dann einfach so und gerne und dankend hinnimmt und sich daran erfreut.
Man kann auf den Apsekt des reinen Spielausgangs nur den einen Schluss ziehen: mit mehr Toren wäre dieser erhöht. Es ist bei den wenigen Toren zu schwer vorstellbar, dass ein Treffer kommt, so dass man zwar hofft, aber dennoch nicht ernsthaft daran glaubt. Einen derartigen Effekt kann man übrigens oftmals beobachten, wenn man in die Gesichter von echten Fans schaut, wenn ihre Mannschaft zurückliegt. Da macht sich oft Verzweiflung breit. Sie spüren einfach: das ist zu schwer, das aufzuholen, das schaffen die nicht. Obwohl es nur ein einziges Törchen ist.
Nun zum letzten Aspekt der Spannung auf den Ausgang einer einzelnen Aktion: man wäre sicher gespannt, wie diese ausginge. Es stehen dennoch zwei Dinge im Wege: erstens wäre es die Häufigkeit des Auftretens und zweitens wäre es die Unterbrechungswahrscheinlichkeit durch einen Pfiff. Beides sicher nicht sofort einsichtig, wie es aufzufassen ist?
Die einzelne Szene wäre sicher spannend. Da ist ein Stürmer frei durch, man hofft, geht sogar aus dem Sessel, springt auf, oder man bangt, weil man das Tor nicht sehen möchte, da es gegen die eigene Mannschaft wäre. Spannung pur, sozusagen. Das Problem der Häufigkeit des Auftretens ist aber wesentlich ernster, als es sich anhört. Es tritt nämlich so selten auf, dass man es als sinnlos empfindet, auf diese Szene zu warten. Und somit ist die Spannung schon lange vorher raus. Man kann diese nicht einfach so ausbauen. Im Szenario vielleicht so vorstellbar: die eigene Mannschaft liegt zurück. Man sitzt zu Hause vor dem TV. Auch hier macht sich in gewisser Weise diese empfundene Verzweiflung der Fans breit: „Das wird nix mehr.“ Man schaltet innerlich ab, man greift zu den Chips, man holt sich das Bier. Die Szenen, die man sehen könnte, gäben einfach keinen Anlass, Nägel zu kauen oder mit weit aufgerissenen Augen auf den nächsten Angriff zu warten. „Oh, ja, komm, spiel ab, jetzt nach rechts raus, ja, weiter so, die Flanke, und?“ Das funktioniert einfach nicht, wenn die Wahrscheinlichkeite des Auftretens zu gering ist. Falls nun aber doch dieser eine Moment kommt, dann kann man diese Anspannung einfach nicht künstlich aufbauen, die man vorher schon runtergefahren hat. Man hat sich mit dem Spielausgang abgefunden oder ist auf dem besten Wege dazu. Jetzt ist der Stürmer aber dennoch frei durch. Jetzt mal schnell ran an die Nägel? Daraus wird nix.
Die geringe Frequenz und damit geringe Wahrscheinlichkeit eines Auftretens einer derart „spannenden Toraktion“ ist dafür verantwortlich, dass man die einzelne, selbst, wenn sie auftritt, vom Spannungsmoment her „verpasst“. Das ist ein wirklich sehr relevanter Punkt. Diesen nehmen übrigens auch die Sprecher in ihren Kommentaren so auf beziehungsweise vermitteln sie unter keinen Umständen das Gegenteil. Das Spiel steht, wie es steht und so dürfte es auch bleiben – so wird einem vermittelt, so empfindet man selbst und so liegt man leider auch am nächsten der Wahrheit.
„Sag mir, wie ein Spiel steht und ich sage dir wie es ausgeht.“ „Was, und du willst nicht einmal die Spielminute wissen?“ „Nein, brauche ich nicht, so lange du das Spiel und die Minute zufällig auswählst.“ Man hätte mit dieser schlichten Strategie die beste Trefferquote: es geht so aus, wie es gerade steht.
Nun kommen die Schiedsrichter mit ihrer Regelauslegung noch dazu. Denn: der Stürmer ist zwar frei durch und man würde gerne angespannt sein – sagen wir, ein Unerfahrener wäre es –, aber man ahnt schon: da ist bestimmt die Fahne oben. Die gewisse Warnung, sich nur ja nicht zu früh in die „Anspannungsposition“ zu begeben, geht an die Vernunft. „Bloß nicht jetzt aufspringen, das ist sicher Abseits oder irgendwas sonst.“ Also hätte man eher künstlich gelernt, sich das gespannt sein abzugewöhnen. Da nun mal so gut abtrainiert, bekommt man es natürlich nicht so leicht wieder zurück. „Das ist bestimmt Abseits. Ach, ist gar nicht? Na toll, aber jetzt springe ich auch nicht mehr auf.“
Man darf hier gerne noch den letzten Aspekt zur Kenntnis nehmen: xxx Vergessen aber da war was? xxx
Rundherum ist es so, dass die Spannungsmomente zu selten sind. Die Entwicklung über eine Saison mag sich dabei nicht groß verändert haben über die Jahre, wobei hier ja der Aspekt war, dass die Besten immer besser werden und sich zu sehr abheben vom Rest. Somit ist ein wichtiger Teil der Spannung über eine Saison zumindest teilweise nicht mehr gegeben. Bayern, sicher, aber mit wie vielen Punkte diesmal und ab welchem Spieltag sicher? Keine spannende Frage.
Der Ausgang eines Spiels offen, sicher, da meist torarm, demzufolge enge Spielstände. Die Enge der Spielstände ist vornehmlich auf die Seltenheit eines Treffers zurückzuführen. Insofern ist eine Veränderung des Spielstandes/der Tendenz zu unwahrscheinlich, um sie als Spannungsmoment wahr zu nehmen. „Pass mal gut auf, könnte jederzeit ein Tor fallen?“ „Nein, ist nicht, könnte schon, aber mir zu selten, ich schlafe lieber, weck mich, wenn doch was passiert. Außerdem sehe ich die Tore ja eh in der Zusammenfassung.“
Die einzelne Szene wäre spannend, aber sie tritt ebenfalls zu selten auf, um auf sie „angespannt“ zu warten. Zudem die klammen Schiedsrichterenschtscheidungen, die immer, wenn es spannend wäre, unerwünscht dazwischen funken.
Fazit: Fußball ist in der derzeitigen Form einfach nicht spannend (genug). Eine Einzelmeinung? Jeder möge sich dies selbst fragen und dabei bitte ein Spiel ohne eigene Beteiligung als Anhänger über 90 Minuten schauen. Wenn er es täte – oder das sogar regelmäßig tut – ist er selbstverständlich einspruchsberechtigt. „Ich fand es irre und ich tue es wieder. Noch dazu werde ich alle meine Kumpels einweihen, dass sie was verpassen, wenn sie es nicht tun. Und wirst schon sehen: bald schauen alle nur noch Fußball.“ E-Mail bitte an:
Es wäre nur noch die Frage zu klären, warum sich dafür eigentlich keiner von offizieller Seite aus interessiert? Die Antwort darauf ist schon gegeben. Der Fußball ist so groß, dass man Angst hätte, bei Änderungen etwas zu verschlechtern und es zugleich nicht für nötig hielte, dieser Frage nachzugehen. Fußball die Nummer 1. Für immer und ewig?