Das lustige und auch interessante ist, dass das gesamte Geschäft eigentlich am besten mit amerikanischen Begriffen oder auch englischen Wörtern zu beschreiben ist. Dies hat zwei Ursachen. Ursache eins: Die Amis sind einfach innovativ. Sie erkennen ein Phänomen, irgendein interessantes Erscheinungsbild, und finden sofort ein prägnantes, treffendes, schlüssiges Wort dafür. Und das wird dann einfach ab sofort verwendet. Die Begriffe sind sogar häufig so hübsch, dass ich womöglich noch ein Kapitel nur mit den lustigsten, hübschesten, oder am besten gleich allen Begriffen anhänge.
Einen der lustigsten muss ich hier gleich mal einfügen: Wenn man beim Pokern, der Texas Hold´em Variante, Ass und König hat, als hole cards, schon wieder so ein Ausdruck, dann ist das eine ganz passable Hand. Das ist offensichtlich. Man hat gegen jede beliebige Hand einen Vorteil, weil man ohnehin die höheren Karten auf der Hand hat. Wenn also das „Board“ (der nächste Begriff), die auf dem Tisch liegenden Karten, alle 5 zusammen, keinem der beiden Spieler helfen, hat man immer noch gewonnen. Wenn man allerdings gegen ein Paar spielt, dann hat man immer quasi 50%, die typischen, wie Michael Körner sagen würde, Münzwurfentscheidungen. Nur gegen die Paare Asse oder Könige wäre man klarer Außenseiter. Nur: ausgerechnet diese beiden sind ja am unwahrscheinlichsten, weil man ja selber je eine davon hat. Also Ass König ist eine der beliebtesten Hände, um „All-in“ (schauen Sie, es häuft sich: „All-in“, alle Chips in die Mitte, Augen zu, beten. Der Zug hat übrigens, für alle Pokerfreunde mal eingefügt, einen ganz gewaltigen Vorteil: sowie Sie ihn gemacht haben, können Sie keinen Fehler mehr machen, nur noch der Gegenspieler) zu gehen.
Ein ziemlich langer Exkurs, aber immerhin rede ich ja übers Spielen: Wenn jemand also Ass König in der Hand hat, hat er eigentlich ein ganz gutes Blatt. Nur: Gewinnen ist damit auch schwer. Wer mitspielt, also das „all-in“ bezahlt, hat auch etwas. Deshalb nennt man Ass König, also AK, auch gerne „Anna Kournikova“. Begründung? „Sieht gut aus, gewinnt aber selten.“ Nennt man das nun Ironie, Sarkasmus oder gar Zynismus?
Na gut, Sie freuen sich jetzt also schon auf das Kapitel, ich spüre das. Aber ich bleib mal bei der jetzigen Überschrift: Den swings. Was sind denn nun die ominösen swings? Man kann es nicht mal übersetzen. Mein dänischer Freund und Partner, Kristian Hansen, sagt dann immer, wohl um mir einen Gefallen zu tun, „Schwünge“. Das ist seine Übersetzung. Nur ist mir dieses Wort kaum bekannt. Der swing ist der Unterschied zwischen Gewinn und Verlust. Sagt das etwas? Es gibt sogar zwei verschiedene Arten von swings.
Also der Unterschied zwischen Gewinn und Verlust: Jörg Pilawa, den ich übrigens so wie Sie auch sehr gerne mag, sagt zum Beispiel immer: „bei der nächsten Frage geht es um 50000 Euro.“ Und, Entschuldigung, Herr Pilawa, aber das ist grober Unfug. Wenn die 50000 Euro Frage gestellt wird, dann ist immer gesichert die erste Gewinnstufe eingeloggt. Aber bei allen Kandidaten, die ich bisher gesehen habe, war es auch die zweite. Also geht es niemals um 50000 Euro. Wollen Sie, dass es sich spannender anhört oder wissen Sie es tatsächlich nicht? Ich fürchte das Schlimmste… Also, wenn die zweite Gewinnstufe bei 20000 Euro lag und man derzeit bei 30000 Euro steht, wie in dem vorherigen Beispiel, dann ist der swing, um den es geht, lediglich 30000 Euro. Sie können zurückfallen auf die 20000 Euro oder hochspringen auf die 50000 Euro. Und dann ist ja das Ende noch nicht erreicht, aber das gehört hier nicht hin. Der swing ist also 30000 Euro.
Es gibt aber noch ganz andere Beispiele für solche swings: Wenn Sie ein Quote von 1.1 mit 1000 Euro spielen, haben Sie einen hohen Einsatz, aber nur einen kleinen, möglichen Gewinn (hoffentlich mit gut kalkulierter Eintrittswahrscheinlichkeit!). Also einen swing von 1100 Euro. Wenn Sie dagegen 100 Euro auf eine Quote von 20.0 setzen, dann haben Sie einen swing von 2000 Euro!
Also man tut gut daran, beim Abschluss seiner Wetten den möglichen oder auch den beabsichtigen swing einzuschätzen. Es ist eine Entscheidungshilfe. Welchem swing setze ich mich hier aus?
Bei Kombi- bzw. Systemwetten wird das ganze noch ein bisschen komplizierter. Der Effekt, dass sich die Vorteile bei Kombinationswetten multiplizieren, also erhöht, tritt ja dann ein, wenn einige Spiele bereits eingetroffen sind, andere noch ausstehen. Dazu muss man natürlich noch erwähnen, dass es fast immer so ist, zumindest bei mir, da ich die Wetten nach Vorteilen und nicht nach Ligen geschweige denn nach Anstoßzeiten ausgewählt habe, dass die Spiele, viele davon, nacheinander stattfinden. Also wenn man jetzt bei einer Kombi- bzw. in diesem Falle noch besser einer Systemwette, ein paar Spiele getroffen hat, also richtig getippt, dann wird das ganze Geld „weitergeschoben“ auf die nächsten Spiele. Die folgenden Spiele sind dann also künstlich mit einem höheren Einsatz gespielt worden.
Sie bekommen also die Auszahlung noch nicht, sondern das Geld lebt weiter. Es wird ein höherer Einsatz auf das nächste Spiel transportiert. Plötzlich sind Sie sehr hohen swings ausgesetzt. Das ist zwar in gewisser Weise beabsichtigt, denn es ist ja der Vorteil der Kombiwette. Ihre Vorteile werden deshalb vergrößert, weil der Vorteilsbetrag, die Gewinnequity, rein rechnerisch auf die nächsten Spiele gesetzt wird. Auch ist es in dem Sinne beabsichtigt, dass Sie natürlich nur dann (auch mal) viel gewinnen können, wenn Sie viele Spiele richtig tippen. Aber andererseits sind Sie auch ungewollt plötzlich sehr hohen Risiken ausgesetzt.
Es ist dadurch nichts verändert, es lohnt sich nur, dass immer im Auge zu behalten. Man kann gelegentlich sogar „versichern“. Wenn man also einen sehr hohen Betrag auf einem Spiel hat, welcher der Qualität dieser Wette gar nicht entspricht, dann kann es durchaus ratsam sein, mal zum versichern die andere Mannschaft zu spielen. Ich nenne das dann „swing rausnehmen“. Der Effekt ist zwar meist der: man macht eine Wette mit Nachteil, mit negativer equity. Aber man tut es bewusst, um den swing zu reduzieren. Weil hohe swings auch immer tatsächlich hohe Risiken bedeuten, Denn es kann durchaus passieren, dass eine Serie von hohen swings zu Ihrem Nachteil ausgeht.
Die andere Form des swings ist diese hier: Spieler gewinnen und verlieren. Auch Vorteilsspieler gewinnen oder verlieren. Auch die Nachteilsspieler. Das heißt aber nicht, dass es sich kontinuierlich in diese Richtung bewegt. Es schwingt hin und her. Man kann längere Phasen viel, zu viel gewinnen. Man kann aber auch längere Phasen zu wenig gewinnen, gar nichts gewinnen oder auch verlieren. Auch gut Spieler. Auch schlechte Spieler können sich in Phasen nach oben oder nach unten bewegen. Das Pendel kann auch schon an einem Abend in beide Richtungen schwingen. Man fängt an zu gewinnen, egal, ob Vor- oder Nachteil. Und plötzlich fängt man an zu verlieren. Ich habe im Kapitel „Simulationen“ mal einige Diagramme erstellt, an denen man die langfristigen Bewegungen ablesen kann, also die langfristigen swings. Die Ergebnisse sind aus Simulationen entstanden.