Mal wieder ein Beispiel gefällig, wie Menschen gegen den Zufall ankämpfen und ihn auf ihre Seite bringen wollen?
Ich spielte 1988 den Superjackpot der Backgammonweltmeisterschaft in Monte Carlo mit. In einer frühen Runde musste ich gegen einen ziemlich üblen Zeitgenossen antreten, der auch gerne mit anderen Mitteln nachhalf, um die Vorteile auf seine Seite zu bringen. Er würfelte die ganze Zeit so komisch, nicht ganz korrekt. Es gibt ja auch Regeln. Diese besagen, dass man den Würfelbecher zuhalten muss, die Würfel auf- und abschütteln muss, eine Hand dabei den Becher bedecken muss, dann beim Würfeln müssen die Würfel mindestens eine Bande im Board berühren (dem Spielfeld). Er schaute immer möglichst unauffällig in den Becher, rüttelte den dann nur hin- und her und kullerte die Würfel dann nur so raus, ohne, dass sie die Bande berührten. Dann rief ich einen Schiedsrichter. Dieser bestätigte mir die fehlerhafte Ausführung der Würfe meines Gegners und blieb dann tatsächlich längere Zeit am Brett, um sich davon zu überzeugen, dass er es ab jetzt richtig machte. Mein Gegner hat es dann auch nicht wieder versucht. Ich gewann das Match, später sogar das ganze Turnier, Gewinnsumme 316000 FF (ja, diese verfluchte Eitelkeit).
Noch ein Beispiel? Ein Freund von mir hatte 1986 mit dem noch amtierenden Backgammon Weltmeister Charles Henri Sabet zu tun. Ein Match im Turnier um die Weltmeisterschaft. Das match war so gut wie entschieden. Mein Freund klar auf der Siegerstrasse in der entscheidenden Partie. Aber Sabet bekam noch eine Chance am Ende. Er musste eine 4 würfeln, um das Match noch gewinnen zu können. Sabet unterbrach (illegal) das match, während er am Wurf war (man darf das match nur zwischen zwei Partien unterbrechen, ein break machen, nicht während einer Partie). Er rief seinen „Glücksbringer“ Mario an den Tisch. Und Mario musste ihm kurz vor dem Wurf unterm Tisch die Hand geben, als „Glücksritual“. Sabet würfelte eine 4 und gewann. Solch ein Ritual wäre höchst ungewöhnlich, wenn es nicht dem Zwecke gedient hätte, einen präparierten Würfel zu übergeben.
Mein Freund meinte, er hätte gewusst, was sich abgespielt hat, aber ihm hätte die Geistesgegenwart gefehlt, direkt nach dem Wurf in die Würfel zu greifen und diese als corpus delicti der Turnierleitung vorzulegen. Denn der „Händedruck“ war garantiert ein Austausch der Würfel. Dieser ausgetauschte Würfel war nach dem Wurf sofort wieder verschwunden, Mario verließ den Tisch, Sabet gewann das match. Habe ich sämtliche Klischees bedient?
Ich möchte keine Antiwerbung gegen das Spielen machen. Ich mache nur darauf aufmerksam, dass es überall da, wo es um viel Geld geht, also auch beim Spielen, zu kleineren illegalen bis sogar kriminellen Handlungen kommen kann. Aber sind nicht sogar unsere Politiker gelegentlich in irgendwelche Skandale verwickelt, die oftmals mit Unterschlagungen oder ähnlichen Gaunereien zu tun haben?
Ich gebe Ihnen mal noch ein ganz kleines Beispiel, wie auch bei anderen Geschäften „nachgeholfen“ wird, das ist wirklich alltäglich:
Ein Freund von mir hat ein kleines Café eröffnet, ein Eiscafé. Nun möchte man gerne ein paar Gäste anlocken, das versteht sich. Also hat er hier am Rande Berlins am Mauerweg eigenhändig ein paar Schilder aufgestellt, mit einem Richtungspfeil, einer Meterangabe und dem Namen seines Cafés. Ich fahre da regelmäßig, fast täglich vorbei, bei diesen Schildern. Nun gibt es offensichtlich einen Konkurrenten, der ebenso regelmäßig dort vorbeigeht/fährt. Und was macht der Schlawiner? Er verdreht die Schilder. Sie zeigen in eine falsche Richtung. Und ein jeder, der den falschen Weg einmal gegangen ist, wird das Café bestimmt nicht noch einmal „suchen“. Man sollte jetzt mit moralischer Wertung der Vergehen äußerst vorsichtig sein.