In der Anfangszeit passiert es einem fast zwangsläufig irgendwann. Ich war noch in Freiburg, Anfang 1984. Ich suchte immer nach Lokalen, wo Backgammon gespielt wurde. Ich fand tatsächlich mal wieder eines. Ich hatte auch direkt einen Gegner. Dieser stellte sich glücklicherweise als Hobbyspieler heraus, ich gewann. Nur war ich sofort einverstanden, die geschuldeten Beträge in Form von Punkten zu notieren. Ich wagte gar nicht, ihn nach sofortiger Bezahlung zu fragen. Als wir dann bei ca. 400 DM waren, fragte ich ganz höflich, ob mein Gegner nicht mal etwas davon begleichen wolle? Er war erzürnt und beschuldigte mich nun seinerseits, das war eine willkommene Gelegenheit. Er würde immer bezahlen, warum ich ihn darauf anspräche? Das sei eine Unverschämtheit. Und zwar eine so große, dass sie ausreichte, um sein Prinzip des „Immerbezahlens“ für den heutigen Tag außer Kraft zu setzen.
2) Eines Nachts im Schachcafé
Nun, wie sagt der Volksmund so schön? Aus Schaden wird man klug (ich weiß, was Sie denken: es hat bei mir nicht gewirkt). Aber dennoch geschah eine Weile später das folgende:
Ich saß, wie so häufig, noch spät nachts im Café Belmont, dem Spielertreffpunkt in Berlin, und hoffte auf eine gute Partie (man kann es auch so ausdrücken: Ich wartete auf „Kundschaft“, die Bereitwilligen werden auch gelegentlich als „Freier“ bezeichnet). Und plötzlich trat ein Mann ein, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Er war irgendwie in der Absicht gekommen, zu spielen. Er war auch bereit, Backgammon mit mir zu spielen.
Das alleine kennzeichnet noch keine „Kundschaft“. Er wollte auch einigermaßen hoch spielen, hatte aber so gut wie kein Bargeld dabei. Er gab dies auch gleich zu, sagte aber dann, er habe Euroschecks. Das war natürlich äußerst bedenklich, was wusste ich schon über Euroschecks und deren Zuverlässigkeit? Noch dazu musste ich ja auch noch hoffen, dass er überhaupt ein schwacher Spieler war.
Ich ließ mich in Ermangelung von trächtigen Alternativen auf die Partie ein. Das Würfelglück war mir insoweit hold, dass ich auch in dieser Nacht gewann. Das Bargeld war erschöpft (maximal 200 DM), aber wir spielten weiter. Was hatte ich schon zu verlieren? Immerhin hatte sich ja meine Geduld schon ausgezahlt, ich hätte ja auch mit 0 nach Hause kommen können.
Er füllte gutwillig immer weitere Schecks aus. Einen jeden über 400 DM. Die angeblich garantierte Deckungssumme. Insgesamt hatte ich am Schluss 10 Schecks in der Tasche. Er verließ fluchtartig das Lokal und ich sah den Mann auch nie wieder.
Schlafstörungen blieben mir zum Glück erspart, denn die Nacht war ja bereits rum. Ich wartete also noch die letzten 2 Stunden bei einer Tasse Kaffee (mögen auch zwei gewesen sein) auf die Öffnung der Bank. Ich ging auch direkt zur Hauptfiliale des Bankinstituts, stand pünktlich zur Öffnung am Schalter. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Herzklopfen bis zu der Dame durchdrang. Aber, was soll ich Ihnen sagen? Ihr Zögern war wohl nur von meiner Skepsis ausgelöst, sie blätterte mir glatte 4000 DM hin!
Das war nun bis dahin sowieso der größte Gewinn, den ich je erzielt hatte. Vorher hatte ich mal ein Schachturnier gewonnen, sogar ein ganz gutes und hoch dotiertes, aber es waren neun Tage harte Arbeit und aüsserste Disziplin, gepaart mit dem erforderlichen Glück, und ich erhielt 2000 DM. Aber jetzt 4000 DM in einer Nacht? Das war überwältigend, zumal ich ja da noch auf reichlich Wiederholung hoffen konnte.
Ich ging direkt einkaufen, neue Anziehsachen, für insgesamt 1000 DM. Dann ging ich ins Reisebüro und buchte eine Woche Ibiza, schon war die Hälfte verbraucht (daran erkennt man den richtigen „Freier“. Man nennt den Effekt auch: Wie gewonnen, so zerronnen). Die Woche Ibiza war aber wirklich wunderschön. Ich hatte das Urlaubsziel übrigens auch ausgewählt, da ich schon gehört hatte, dass dort auch Backgammon gespielt wird. Und ein Casino gab es auch noch. Und wenn ich jetzt noch meine Begegnung mit Jackpot-Guido erzähle… aber doch nicht hier.