Einerseits ist es quasi eine Selbstverständlichkeit, dass ich an irgendeiner Stelle darüber reden muss. Andererseits ist es auch so, dass man mit jeglicher Form von Anschuldigungen, sowie wir über „Betrug“ reden, ausgesprochen vorsichtig sein muss. Ich muss mich also nach Möglichkeit einigermaßen „neutral“ halten, schildere aber gerne ein paar Beobachtungen, Überlegungen und auch praktische Beispiele zu dem Thema.
Dazu kommt ein weiterer, wie ich finde, oftmals, gerade von Medien, unterbewerteter Aspekt. Ich hatte mich schon als Kind darüber gewundert, warum jeden potenziellen „Verbrecher“ so herrliche Anleitungen in der so überaus beliebten Fernsehsendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“ gegeben wurden. Schon mein kindliches Gemüt verriet mir die lauernde Gefahr: die Nachahmer, die sich so einen wertvollen Hinweis holen konnten, wie man garantiert einen erfolgreichen Betrug durchführen könnte. Ich weiß nicht einmal, ob sich die Macher der Sendung hinter dem fadenscheinigen Argument der „Warnung vor derartigem Betrug“ versteckten. Für mich ging hier eindeutig Einschaltquote und Sensationslust vor Vernunft.
Ebenso bin ich auch absolut nicht an einer Ausbreitung des Wettbetruges interessiert. Da ich aber durchaus an einer Verbreitung dieses vorliegenden Werkes interessiert bin, so bin ich auch auf den Fadenschein angewiesen. Allerdings habe ich doch ein paar, wie ich finde bessere Gründe, das hier zu tun. Der eine ist der, dass die Betrüger stets das Geld von irgendjemandem gewinnen müsste. Und eine Wette einzugehen ist zumindest vom Verhalten her einigermaßen einheitlich und nicht vergleichbar mit dem „Tür öffnen, wenn der Gauner klingelt“ oder „wohin mit der Handtasche im Bus“. Was ich sagen will ist, dass die Gefahren in der wirklichen Welt sehr vielfältig sind und eher für die Täter hilfreich, diese Vielfalt präsentiert zu bekommen. Während es beim Wetten immer gleich ist: ich wette oder ich lasse es bleiben. Das betrifft beide Seiten. Ob eine Wette „vernünftig“ oder gar „gut“ ist unterliegt verschiedenen Kriterien.
Ein weiterer Grund, der mir beinahe noch gewichtiger erscheint ist der, dass ich annehmen darf, dass der sehr großflächige Betrug im Moment zumindest erfolgreich eingedämmt wurde. Wie ich zu dieser Ansicht gelangte, möchte ich Ihnen hier gerne präsentieren. Dabei beschränke ich mich zunächst mal auf Fußball.
Im Kapitel „Dubiose Spiele“ habe ich einige Spiele untersucht, die ganz sicher einen dubiosen/kuriosen Hintergrund hatten. Die meisten Beispiele waren aber so ausgewählt, dass sie noch nicht den ganz engen Bezug zum Wettmarkt hatten.
1) Vlado Kasalo
Außer bei dem Spiel Gladbach – Uerdingen (in „Dubiose Spiele“), wo sich ein aufgebrachter Uwe Leifeld vor laufender Kamera beklagte, dass er bei dem offensichtlich abgesprochenen Remis in dem Spiel keinen Pfennig auf das X bei einem österreichischen Anbieter wetten konnte, war dass das erste Beispiel, bei dem der Betrug aufflog (und sogar geahndet wurde).
Der Nürnberger Spieler Vlado Kasalo hatte 1991 in zwei Spielen in Folge mit zwei kuriosen Eigentoren für zwei Nürnberger Niederlagen gesorgt. Ich sehe zumindest die eine Szene noch vor mir und muss sagen: falls er Stürmer der Gegenmannschaft gewesen wäre, so wäre es auch schon ein Kunststück gewesen. Er zirkelte den Ball per Hinterkopf ins eigene Netz.
Das erregte doch zu viel Verdacht. Zumal dann auch intern herauskam, dass er schon in anderer Hinsicht auffällig geworden war und in illegalen Spielcasinos gespielt hatte, dazu noch hohe Schulden hatte. Die Staatsanwaltschaft ermittelte. Ihm wurde die Lizenz entzogen und er flüchtete nach Kroatien, kehrte aber überraschend noch einmal zurück in die 2. Bundesliga (1994; Mainz 05). Der Betrug in dieser Sache wurde nie zweifelsfrei nachgewiesen.
Dennoch sind für mich die Indizien ein bisschen zu auffällig. Man muss im Prinzip annehmen, dass er, sicher über Strohmänner, Geld platziert hatte auf eine Niederlage seiner Mannschaft (nach einer Version, die ich damals hörte, wurde er sogar unter Druck gesetzt, für eine Niederlage zu sorgen).
Wenn Sie meine persönliche Einschätzung hören wollen: die zu gewinnenden Beträge können gar nicht übertrieben hoch gewesen sein. Damals wurde, wenn überhaupt, in England und in Österreich gewettet. Die Wettbüros, die ich kannte, haben alle Summen in überschaubarer Höhe angenommen. Mehr als 20.000 DM kann ich mir kaum vorstellen, die durch den (möglichen) Betrug „eingespielt“ wurden..
Eine kleine Geschichte noch von einem befreundeten Buchmacher aus Österreich: einmal kam ein Bote zu ihm ins Büro, der brachte in einer Plastiktüte 8000 DM, die er auf ein Spiel platzieren wollte. Natürlich hat mein Freund die Wette nicht angenommen. Der Mann kam nur an dem Tag und nie vorher und nie nachher. Da sieht man mal, wie schwer es die Betrüger haben…
2) In der Anfangszeit am asiatischen Markt
a. die abgeschalteten Flutlichter
Ich persönlich habe auch in dieser Frühphase (Mitte der 90er Jahre) noch keine rechte Ahnung von den Betrugsmöglichkeiten und den Dimensionen gehabt. Man wusste wohl von eineigen „dubiosen Spielen“, ordnete dies aber meist den Intentionen der Mannschaften zu. Es gab auch früher schon oft genug Spiele der Kategorie „muss gegen braucht nicht“, in denen dann sicher oft das erwartete Resultat zugunsten der Mannschaft die musste ausfiel. Das hatte nichts mit Wettbetrug zu tun. Ob das dann auch in der Anfangszeit am Wettmarkt gelegentlich „ausgenutzt“ wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Jedoch in einem Punkt bin ich mir sicher: die „ergaunerten“ Beträge waren klein.
Es kam eine neue Größenordnung hinein, als sich der asiatische Wettmarkt hier ausbreitete. Die Asiaten mögen hier oder da ohnehin schon den Ruf haben, einigermaßen verrückt zu zocken, aber im Fußball war das zumindest hier noch nicht bekannt. Dazu haben sie durch das im Kapitel „Der Wettmarkt“ beschriebene Wettsystem eine Ausgewogenheit des Umsatzes erreicht, die sich einfach zugunsten des Anbieters auswirken musste.
Jedoch diese Geschichte hier spielte sich noch vor dem Überschwappen der Riesenwelle nach Europa ab. Die asiatischen Anbieter waren ihrerseits eher noch klein und kannten sich noch nicht so aus.
Aber eines war bekannt: in englischen Wettbüros galt eine Regel, die sich dann auch bald änderte, die man sich aber nutzbar machen konnte: ein Spiel, bei dem die zweite Halbzeit angepfiffen wird, wird auch bei Abbruch mit dem dann aktuellen Ergebnis zur Auszahlung der Wetten gewertet.
Diesen Umstand machten sich wohl einige findige Malaysische Elektriker nutzbar: innerhalb kürzester Zeit ging in mehreren Spielen im Verlaufe der zweiten Halbzeit plötzlich das Flutlicht aus. Der Verdacht fiel dann tatsächlich auf „malaysische Wettsyndikate“. Was da jemals bewiesen werden konnte, weiß ich nicht. Auch das, was ich äußere kann man nicht als mehr als einen Verdacht bezeichnen. Auffällig, kurios war es allemal.
b. die hohen Umsätze
Der asiatische Markt breitete sich aus, die Tsunamiwelle schwappte über. Es war nur eine Frage der Zeit, bis irgendwelche Menschen feststellten, dass man am dortigen Markt hohe bis sehr hohe Wetten platzieren konnte. Das verleitete ganz sicher einige dazu, mal ernsthaft darüber nachzudenken, ob man nicht auf irgendeine Art davon profitieren könnte.
Also mal angenommen, man wüsste vorher, wie ein Spiel ausginge: wie viel Geld könnte man dann wohl verdienen mit diesem Wissen? Übrigens hatte mich diese Frage, unabhängig von der Möglichkeit, dass durch Betrug zu erreichen, schon lange Vorher beschäftigt. Nicht nur das „wie viel“ sonder auch das „wie anstellen“. Ich hatte das mehr als Phantasie, so wie: „Stell dir mal vor, eine Fee kommt zu dir und sagt dir, dass Hertha am Sonnabend in der 7.Minute in Führung geht“ oder so. Wie könnte ich dieses Wissen möglichst effektiv nutzen und wie viel könnte ich dann gewinnen?
Nun, das war der eine Teil, den man sich gut überlegen musste. „Wie viel ist drin?“ Die andere Frage lautet dann: „Wie organisiere ich es?“ und die dritte „wie groß ist das Risiko?“ Meine weiteren Ausführungen sind nichts als Spekulationen, das betone ich noch einmal. Also man muss einen ausreichenden Wettkredit zur Verfügung haben und ausreichend viele Konten, bei denen man spielen kann. Dann muss man noch hoffen, dass der Veranstalter auch tatsächlich die Beträge in der Größenordnung annimmt, wie man sie sich vorstellt. Um das „nicht auffliegen“ sorgt man sich vielleicht etwas weniger. Aber man nimmt einfach mal an, dass man sich mit dem Gegner so weit einig ist, wie das Spiel ausgeht.
Also in der Anfangszeit waren die Beträge, die man unterbringen konnte, wesentlich höher als sie heute wären. Der eine Teil der Begründung ist der, dass der Veranstalter in manchen Ligen einfach nicht zu viel Angst vor Betrug hatte und vielleicht selber ins Risiko gegangen ist. Der andere Teil sind die anderen Spieler, die mit den Gegenwetten eine beträchtliche Summe „auffangen“ können, da sie selber auch noch keine Angst vor dem Betrug haben.
Die Betrüger oder Möchtegern—stellten also fest, dass man — wohl gemerkt in der Anfangszeit – mit einem Spiel schon mal 100.000 Euro, vielleicht auch bis zu 500.000 Euro gewinnen konnte. Viel mehr ist für mich kaum vorstellbar (denn: wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld?). Aber auch dafür ist ein erheblicher Aufwand erforderlich. Abgesehen von dem unvermeidliche Risiko, aufzufliegen (bei vielen Mitwissern). Und das Nichterreichen der sportlichen Ziele, die Fortsetzung der eigenen Karriere bei schlechter Mannschafts- oder eigener Leistung, alles Aspekte, die dem Betrug zuwider laufen.
Noch dazu kommt, dass die gebrannten Kinder das Feuer scheuen. Also jeder, der einmal durch einen – sei es auch nur eingebildeten – Betrug sein Geld verloren hat, wird vorsichtiger und riskiert nichts mehr. Das ist das Todesurteil für den Betrüger. Er weiß zwar weiterhin, wie das Spiel ausgeht, aber er kann sein Wissen nicht mehr nutzen. Nicht Gewinn bringend, nicht ausreichend, nicht angesichts der damit verbundenen Risiken. „Crime dont pay.“ Der Betrug lohnt also nicht mehr, es geschieht nicht mehr.
Es gab aber ganz sicher auch in Deutschland etliche Spiele, die für mich „zum Himmel stanken.“ Und etliche davon wurden ja auch untersucht oder haben bis heute diesen faden Beigeschmack. Ich bin nur froh, dass es vorbei ist.
3) Allianssi
Das ist immerhin eine Geschichte, die so weit nachgewiesen werden konnte und der Organisator anschließend von Interpol gesucht wurde. Dabei soll ein Mann einen ganzen finnischen Verein gekauft haben (Kostenpunkt, wie man sagt, dennoch einige Millionen), um dann die Ergebnisse dieser Erstligamannschaft vorhersehen zu können. Das ging auch ein paar Spieltage lang gut, bis es ein 0:8 gab. Dann flog alles auf.
4) Sturm Graz
Diese Geschichte ist insofern bemerkenswert, als sie tatsächlich vor dem Spiel vor laufender Kamera diskutiert wurde. Es gab ein Verdachtsmoment, dass Sturm Graz dieses Spiel verlieren würde. Die österreichischen Zeitungen waren an jenem Tage schon voll davon (ein Maulwurf?). Am Abend vor dem Spiel konnte ich die Diskussionen mit Vereinsverantwortlichen mit anhören. Und es hieß im Wesentlichen: „Man könne sich das nicht vorstellen.“
Ich persönlich war so naiv und habe tatsächlich Sturm gespielt, dass sie nicht verlieren würden (das Handicap war entsprechend). Ich konnte es mir nach dieser ganztägigen Diskussion einfach nicht vorstellen. Allerdings nur einen kleinen Betrag war ich bereit zu riskieren.
Wer das Spiel gesehen hat, kann nur ein Urteil fällen: falls es Betrug war, so war er überaus geschickt gemacht. Sturm verlor tatsächlich mit 1:2. Aber nach Einstellung und Kampfgeist gefragt haben sie alles gegeben. Und ich habe wirklich sehr genau hingeschaut. Die Kohle war weg. War aber nicht die einzige Wette, die ich verloren habe. Wurde ich nun betrogen oder nicht?
5) 1.FC Kaiserslautern – Eintracht Frankfurt
Auch dieses Spiel habe ich in sehr lebhafter Erinnerung. Auch da waren hier in Deutschland schon einige Verdachtsmomente aufgekommen. Einige Spieler wurden verhört, irgendetwas war merkwürdig. Der Kurs bewegte sich auch den ganzen Tag hin und her. Immerhin ein Spiel der 1. Bundesliga. Aber er bewegte sich auf einem Niveau, wo er nie und nimmer hingehörte. Also so, dass der Verdacht eher erhärtet wurde. Nur ging er nicht weiter runter auf Frankfurt, er schwankte nur etwas auf dem fehlerhaften Niveau. Kaiserslautern stand aber auch auf dem letzten Tabellenplatz, so das man auch dadurch sagen konnte „sie waren außer Form“, „es stimmte etwas nicht in der Mannschaft“ oder so etwas. Es war am 14.12.2005. Man konnte oder wollte es einfach nicht glauben. Zumal einige Spieler schon verhört waren.
Also, lange Rede, kurzer Sinn (es war übrigens ein Nachholspiel, deshalb gab es nur das eine an dem Tag): ich habe mich verleiten lassen und doch Kaiserslautern gespielt. Den ganzen Tag hatte ich dann dieses ganz komische Gefühl, ein unerträgliches, etwas wie Verabscheuung oder Ekel. Dann musste ich das Spiel noch ertragen. Und auch dieses konnte die Gefühle nicht verbessern. Man kann jede Wette verlieren, aber bei dieser war das Gefühl einfach unerträglich. Da, so empfinde ich sicher, wurde ich bestimmt betrogen. Und mir 10.000 Euro „abgezockt“. Aber wer weiß schon sicher? Nur. Feuer ist wirklich ziemlich heiß… schon probiert?
6) Wie betrügt man nun wirklich?
Ich betone noch einmal, dass ich der Überzeugung bin, dass heute am Wettmarkt, zumindest in den großen Ligen, nicht manipuliert wird (heute ist der 21.5.2009; kann sich auch wieder ändern). Der zu betreibende Aufwand ist, auch finanziell, einfach zu groß. Saisonziele können verfehlt werden, die Spieler selber verdienen schon so gut, dass es sich für sie kaum lohnen würde. Zumal auch noch ganze Karrieren kaputt gehen können.
Wenn ich also dennoch „eine kleine Anleitung“ zum Betrügen gebe, dann in der Hoffnung, dass die Methoden keine Rolle spielen bei den Spielen, auf die ich wette, darüber hinaus möglicherweise auch ein kleines Alarmsignal aussenden, worauf auch die Verantwortlichen zu achten hätten. Es gibt also ein paar Ideen, die ich selber hätte, falls ich, wie im Krimi so oft versucht, „den perfekten Betrug“ planen würde.
a. Die Schiedsrichter
Eine der Schwachstellen sind ganz offensichtlich die Schiedsrichter. Sie haben ein vergleichsweise kleines Einkommen und tragen eine sehr große Verantwortung. Noch dazu, wie uns ein gewisser Robert Hoyzer überzeugend demonstrieren konnte, haben sie die Möglichkeit, ein Spiel tatsächlich „alleine zu entscheiden“. Eine einzige völlig absurde Entscheidung, ein Proteststurm der benachteiligten Mannschaft, ein Platzverweis. Dann noch ein Abseitstor der einen Mannschaft abgepfiffen, eines der anderen anerkannt, einen Elfmeter hier zu gesprochen, dort weggewischt. Das kann niemand aufholen. Da gewinnt sogar Schwarz Weiß Essen gegen Brasilien.
Wenn man betrügen möchte, müsste man also über die Schiedsrichter gehen, das könnte schon genügen. Christoph Daum hat die viel belächelte Erkenntnis gewonnen, dass die „Schiedsrichter nicht mehr Spielleiter sondern Spielentscheider“ geworden sind. Er hat Recht damit. Nur sagte er es, nachdem seiner Mannschaft ein reguläres Tor aberkannt wurde. Daher das Lächeln.
Auf der anderen Seite müssen andere Offizielle natürlich nach Möglichkeit alles daran setzen, um diese Schwachstelle zu bekämpfen. Zumindest müssten die Schiedsrichter auch für klar erkennbare Fehlentscheidungen mehr zur Rechenschaft gezogen werden. Mir ist schon klar, wie schwer das Leiten eines Fußballspieles ist. Dennoch muss man auch hier oder da Verantwortung übernehmen. Es spricht eigentlich alles für den Profischiedsrichter.
Übrigens noch ein kleiner aber wichtiger Hinweis: (Ratschlag an alle Betrüger: bitte überlesen) es ist nicht sinnvoll, durch ganz krasse und offensichtliche Fehler eine Partie komplett zu entscheiden. Wenn man nur eine winzige Tendenz zugunsten einer Mannschaft hätte („Schiri, pfeifst du heute mehr für die Roten oder mehr für die Weißen?“ „Mehr für die Roten.“) dann genügt es schon, um wetttechnisch gesehen „in Vorteil“ zu gelangen. Man muss sich dann zwar oftmals auch mit einem Verlust abfinden, dafür hätte man dennoch eher dauerhaft eine Brotstelle.
b. Torwart
Das wurde sicher in der Vergangenheit auch schon einige Male probiert. Der Torwart lässt einfach hier und da mal einen haltbaren durch. Nicht sehr effektiv, die Methode, wie ich finde. Der Torwart wird bald ausgewechselt (sei es im nächsten Spiel) und kann keine Fliegen mehr fangen…
c. Verteidiger
All diese Vorschläge sind garantiert kein Dauermittel, um zu Geld zu kommen. Dennoch für den „einmaligen Gebrauch“ zu empfehlen: ein Verteidiger wettet auf den Gegner. Dann ein, zwei unglückliche Abwehraktionen, Platzverweis, den Rest müssen die verbliebenen und dadurch überforderten Teamkollegen dann alleine erledigen.
Man hat sicher einen Vorteil. Aber ob man auch gewinnt, die Wette? Und was ist mit der Karriere? Abgesehen davon: einige Spiele Sperre können einen auch schon davon abhalten. Außerdem kann man noch vom Verein eine Strafe wegen „teamschädigendem Verhalten“ aufgebrummt bekommen.
Der entscheidende Vorteil bei dieser Methode? Keine Mitwisser.
d. Stürmer
Tja, als Stürmer sollte man vielleicht davon absehen. Der Einfluss, indem man „ein paar Fahrkarten schießt“, ist wohl doch zu gering. Auswechslung droht gerade denen mehr, wenn sie ein paar Dinger versieben. Außerdem hatte ich mal eine Theorie über unseren ehemaligen Nationalspieler Dieter Eckstein, einmal sogar Torschützenkönig: wenn er auf die linke Ecke zielte, dann ging der Ball rechts rein und umgekehrt. Seine „Schussungenauigkeit“ war ziemlich genau 7.32 Meter. Also ihm würde ich von solch einer Wette abraten, dann macht er bestimmt einen Hattrick.
7) Wie verhält man sich als Spieler?
Spieler ist hier natürlich der Wetter selber. Ich persönlich habe Ligen, in denen öfter mal was passiert ist, rausgenommen. Es handelt sich in der Regel auch um kleinere Ligen, wo man eh nicht so gute Informationen bekommt. Abgesehen davon, lernt man recht bald einzuschätzen, wann eine Quote wirklich „zum Himmel stinkt“ und wann sie einer normalen Grundeinschätzung folgt. Insgesamt kann ich nur sagen, dass ganz sicher alle Spieler vorsichtiger geworden sind, seit sie wissen, dass hier und da Manipulationen aufgetreten sind. Das hat den Selbstreinigungsprozess ausgelöst. Die Betrüger können nicht mehr genug verdienen und lassen es bleiben. Gut so.
8) Tennis
Ein paar Worte muss ich wenigstens noch über das Tennis verlieren. Ich persönlich habe das Tennis in mein Programm mit aufgenommen. Ich habe einen schlagkräftigen Algorithmus entwickelt, der auch in der Theorie einwandfrei funktionieren müsste. Warum er es in der Praxis nicht ganz so tut, wie er müsste, hat einen einfachen Grund: beim Tennis wird (wurde) mehr manipuliert als beim Fußball.
Auch hierfür ist der Grund offensichtlich: Tennis ist ein Einzelsport. Keine Mitwisser. Wenn man auf den Gegner setzt und verliert (geht sogar durch Aufgabe) kann man ziemlich gefahrlos das Geld einstreichen. Problem bleibt nur die eigene Karriere. Abgesehen davon, dass man durch das gewonnene Geld zumindest das entgangene Preisgeld reinholen müsste. Und auch das ist, analog zum Fußball, nicht mehr ganz so leicht. Die „gebrannten Kinder“ scheuen das Feuer. Diejenigen, die einen Betrug finanziert haben, werden ganz sicher beim nächsten Mal vorsichtiger sein. Egal ob Privatperson oder Wettanbieter.
9) Die Wettbörsen im Verhältnis zum Wettbetrug
Das Problem, was durch die Wettbörsen ausgelöst wurde, war das folgende: der Anbieter, der Vermittler der Wetten also, war garantiert nicht im Risiko. Das heißt, dass der Betrug im großen Rahmen von einer Summe von Kleinspielern finanziert werden musste. Und deren Hauptproblem ist es einfach, dass sie keine Lobby haben. Jemand, der 10, 20, 50 oder 100 Euro verliert hat keine Chance, sich darüber zu beklagen. Und wenn es ein paar Tausende sind, denen das widerfahren ist: einer ist „reich“ geworden und viele kleine, die sich nicht beklagen (können) haben ihm den Reichtum verschafft.
Dennoch ist auch hier ein Selbstreinigungsprozess vollzogen worden: die Tennisspieler selber haben natürlich festgestellt, dass ihre ganze Sportart wackelt. Die Sponsoren ziehen sich zurück, die Medienpräsenz lässt nach, die Preisgelder werden kleiner. Abgesehen davon, dass dem einen oder anderen eine zweifelhafte Reputation ein Leben lang anhängt. Und das für ein paar lausige Dollar?
Dennoch ist auch hier die Gefahr wesentlich größer. Teilweise werden Challenger Turniere angeboten, wo die Preisgelder noch gering sind. Und für diese Spieler können ja auch Gewinne von 1000 oder sogar 4000 Euro schon sehr wertvoll sein.
Natürlich haben auch hier die Kleinspieler reagiert. Auf billige Tricks wie hohe Kursanstiege fallen sie nicht so leicht herein. Sie spielen einfach gar nicht mehr, zumindest nicht „dieses Spiel“.