Vorwort
Nie, und das gilt wirklich ausschließlich, darf man einen Text mit „Ich“ anfangen. Das habe ich hiermit beherzigt, obwohl es sich mir aufdrängte. Denn das eigentliche Vorwort beginnt erst jetzt mit dem Geständnis:
Ich bin Spieler.
Was haben Sie spontan gedacht? Es ist scheinbar so neutral, aber die Assoziationen sind erstaunlich. „Was? Ein Spieler? Falls er noch nicht ruiniert ist, wird’s nicht mehr lange dauern. Ansonsten wüsste ich einen guten Arzt, oder kann ne Selbsthilfegruppe empfehlen. Ach so, ja: Sucht habe ich auch gleich gedacht. Aber das kann ja nun wirklich niemand bestreiten.“
Und jetzt nehme ich noch ein Wort. Mathematik: „Oh Gott. Alles, nur das nicht. Eins – Zwei – noch kein Baum in Sicht?“
Also habe ich mich einer doch zumindest nicht ganz einfachen Aufgabe gewidmet. Über das Spielen schreiben geht ja dabei noch. Da kann man, trotz der gewisslich bei Ihnen tief verankerten Abneigung, die man auch gerne als „Tugend“ bezeichnet, zumindest noch auf die „Faszination“ setzen. Aber bei Mathematik? Da hört sich ja nun wirklich alles auf! „Ich hatte Mathe an der Schule, so wie jeder andere wohl auch. Und wenn irgendwo das Wort ´Pflichtfach´ passend ist, dann hier. Außerdem: wozu braucht man den ganzen Quatsch? Ich war heilfroh als es vorbei war.“
Es kommt sogar noch ein Effekt dazu: wenn man sich in einer größeren Gesellschaft befindet und die Mathematik durch einen (sicher unglücklichen) Zufall zur Sprache kommt, dann ist es heute „schick “, sich gleich als Gegner und Schulversager zu erkennen zu geben. „Mathe? Hatte ich immer ne 5.“ und alle sind erleichtert. Im Gegensatz dazu muss der Befürworter wirklich sehr um sein gesellschaftliches Renommé fürchten. Zum Nachbarn tuscheln andere dann: „Hast du gehört? Der sagt, er mag Mathe und war gut in der Schule. Aha, so einer ist das also. Bleib bloß weg von dem. Der hält sich wohl für was Besseres?“
Nun habe ich Sie ja so weit vorbereitet, wie Sich mich einzuschätzen haben, jetzt wird’s Zeit, mit der Sprache rauszurücken:
Ich bin also Spieler und ich hatte ein Leben lang ein Faible für die Mathematik. So einer bin ich.
Es gilt dabei zunächst, bestimmte Vorurteile zu bekämpfen: Nicht jeder Spieler muss zwangsläufig auch Verlierer sein. Ich behaupte sogar, mit dem Spielen ca. 25 Jahre lang meinen Lebensunterhalt finanziert zu haben (mehr als „behaupten“ geht einfach nicht. Wie könnten Sie mir glauben?) und es ist noch kein Ende abzusehen.
Das Spielen, also das Spielen um Geld, besitzt unbedingt seine Faszination. Hat da Dostojewski seine Finger „im Spiel“? Und ist es nicht wirklich so, dass man sich dabei plötzlich angehäuften Reichtum vorstellt in einer verführerischen Atmosphäre, von Prunk und schönen Frauen umgeben? Jeder stellt es sich irgendwie toll vor und würde sehr gerne mal und warum eigentlich nicht er selber, nur ein mal vielleicht eine kleine Glückssträhne? Aber wir sind alle gut gewarnt worden, dass Spielen wie Heroin wirkt: einmal gemacht, sofort süchtig. Und selbst wenn man das eine Mal gewinnen sollte, dann macht man es sowieso wieder und am Ende ist immer alles verloren. Also standhaft bleiben. Dennoch: ich lese die Geschichte weiter. Spannend ist es doch. Und sei es nur, dass ich die ganzen Höhen und Tiefen selber mitmache, miterleben kann, um dann am Ende, nach der Pleite durchzuatmen und zu sagen: „Siehste, hab ich doch immer gewusst. Ein Glück hab ich’s nur im Roman mitgemacht.“
Aber jetzt kommt mein Wegbegleiter zu Wort. Ich habe ihn vorhin so hoch trabend „Mathematik“ genannt. In Wahrheit aber ist es nur ein ganz kleiner Teil der Mathematik. Das magische Wort, welches in uns diese Faszination auslöst, lautet so: „Wahrscheinlichkeit“.
Dieses Wort möchte ich einmal etwas genauer betrachten, in allen Facetten. Zunächst einmal rein begrifflich.. Dann ihr Ansehen. Innerhalb der Mathematik und beim Normalbürger (Sie doch nicht!). Der Umgang mit dem Wort und die Auffassung dessen. Fehldeutungen und Missverständnisse, falls man es nicht eher „Unverständnis“ nennen sollte.
Der Begriff „wahrscheinlich“ hat, so wie jedes andere Wort auch, seinen Ursprung und seine Berechtigung. Wenn man heute einen Satz wie „wahrscheinlich komme ich nachher“ oder „wahrscheinlich wird es morgen regnen“ dahin sagt, dann meint man (vermutlich wird es auch so aufgefasst), dass das bezeichnete Ereignis wahrscheinlicher ist als das Gegenereignis. Also „ich komme nachher“ ist (viel) wahrscheinlicher als „ich komme nachher nicht“, „es regnet morgen“ ist (viel) wahrscheinlicher als „es regnet nicht“. Einverstanden?
Mit einem „wahrscheinliche Ereignis“ wollte man also ein Ereignis bezeichnen, dessen Eintreffen nicht ganz 100%ig sicher ist. Ob es dann 80% oder 90% sind, gar noch mehr, bleibt offen. „Wahrscheinlich“ steht für „(deutlich) mehr als 50%“. Der Mathematiker hat sich das Wort nutzbar und es für Quantifizierung zugänglich gemacht. Das im Sprachgebrauch verwendete Wort bekam in der Mathematik einen Sinn und, wie könnte es anders sein, eine Definition. „Die Wahrscheinlichkeit ist ein Wert zwischen 0 und 1. 0 bezeichnet das „unmögliche Ereignis“ und 1 ist das „sichere Ereignis.“ Seitdem gibt es also auch so etwas wie „kleine Wahrscheinlichkeiten“.
Jeder Wert größer 0 und kleiner 1, den man fortan einem Ereignis zuteilt, lässt sowohl das Eintreten als auch das Nichteintreten zu. Zur dadurch ausgelösten Verwirrung später mehr. Jetzt will ich mich kurz dem Umgang des Mathematikers mit diesem Begriff widmen. Es ist nämlich so, dass das Wort auch bei Mathematikern eine gewisse Scheu auslöst. Und dazu müssen wir zunächst das Wort selbst und dann den Mathematiker „zerlegen“. Das Wort „wahrscheinlich“ könnte man auch so auslegen: etwas „scheint wahr.“ Und daran wird schon deutlich, wie schwer es allgemein ist, damit umzugehen. Aber erst Recht für den Mathematiker. Der Mathematiker verwendet sein ganzes Dasein auf das Beweisen und Widerlegen von Aussagen. Es ist sein Lebensinhalt. Es gibt wahre Aussagen, die haben den Wert 1. Und es gibt unwahre Aussagen, die haben den Wert 0. Was, bitte schön, soll so ein Mensch mit einer Aussage „das scheint wahr“ anfangen? Er rennt schnell weg. Das mag er gar nicht. Man kann nichts beweisen. Oder: der Beweis ist schon erbracht. Der nämlich, dass es nur „wahr scheint.“ Ist es vielleicht sogar eine Lüge?
Bedauerlicherweise ist das aber auch für den Normalverbraucher die Krux an der Sache. Eine Wahrscheinlichkeit ist nicht greifbar. Sowie man ein in der Zukunft liegendes Ereignis mit einer Wahrscheinlichkeit größer 0 und kleiner 1 belegt hat, lässt man das Eintreten und das Nichteintreten zu. Sofort muss man sagen „kommt oder kommt nicht“. Man hat einfach keine andere Möglichkeit. Und zwei Dinge machen es sogar noch schlimmer: sowie man sagt, es kommt oder es kommt nicht (was offensichtlich jeder kann) lässt man nicht nur das Eintreten beider Möglichkeiten zu, es muss sogar das höchst unwahrscheinliche Ereignis irgendwann kommen. Wenn es also eintritt und Ihr angenommener Wert war unter 1%, und es möchte sich jemand beklagen und Sie als Propheten „abwählen“, dann müssen Sie sogar sagen: „Ein Glück, dass es eingetreten ist. Wenn es nie eintreten würde, dann hätte ich ein Problem. Dann würde nämlich alles darauf hindeuten, dass es 0% gehabt hatte.“
Das zweite Problem ist, dass jedes in der Zukunft liegende Ereignis eine Wahrscheinlichkeit zwischen 0 und 1 hat. Es gibt kein sicheres Ereignis. Wenn Sie meinen, es wäre sicher, dass morgen früh die Sonne aufgeht, dann bestreite ich das. Aber nicht etwa, weil es Wolken geben kann, sondern weil ich persönlich nicht sicher sein kann, dass die Welt immer in der gewohnten Weise weiter läuft. Ich weiß nicht, ob die Zeit stehen bleibt, oder ob die Welt untergeht oder ob es eines Tages (oder passiert so was nur nachts?) gar keine Zeit mehr gibt.
Das alles kollidiert noch mit unserem begreiflichen Bedürfnis nach Sicherheit. Man möchte sich etwas vornehmen und das auch durchführen. Man trifft eine Verabredung, man freut sich darauf. Man baut sich ein Haus und möchte dort auch einziehen. Man zahlt in die Rentenversicherung ein, weil man eines Tages Rente kassieren möchte. Man setzt Kinder in die Welt, weil man sich nach Unvergänglichkeit sehnt Man spart für seine Kinder, damit sie irgendwann den Führerschein machen können. Man wettet, dass Deutschland wieder Weltmeister wird, und man gewinnt die Wette natürlich. Oder man sagt: „Ich gehe heute Nachmittag in die Sauna.“ Man würde nicht auf die Idee kommen, das mit einer Wahrscheinlichkeit zu belegen. Alle unsere Pläne haben für uns den Charakter einer Gewissheit. Wir wissen zwar intuitiv, dass immer etwas dazwischen kommen kann, aber wir ignorieren es, Absichtlich. Und für die Eventualitäten haben wir eine Versicherung. Oder auch 10.
Das Denken in Wahrscheinlichkeiten widerstrebt unserem Sicherheitsbedürfnis.
Ich rekapituliere: Ich bin Spieler und habe mich mit einem Teilgebiet der Mathematik, nämlich der Wahrscheinlichkeitsrechung, intensiv beschäftigt. In der Mathematik selber hat die Wahrscheinlichkeitsrechnung schon eine Sonderstellung, sie ist unbeliebt. Und auch sonst ist es ausgesprochen schwer, mit ihr umzugehen. Man möchte sich Eventualitäten, Risiken, Unsicherheiten, Ungewissheiten nicht aussetzen. Das ist menschlich.
Und dennoch habe ich es getan. Der Satz, den ich immer hören muss, wenn ich von meinen Geldeinsätzen erzähle, lautet: „Was? Da setzt du Geld darauf? Das wäre mir viel zu riskant.“ Und wenn man auch noch Größenordnungen hört von 1.000 oder gar 10.000 Euro: „Nee, das würde ich nie machen.“
Ich habe mich beruflich dem ausgesetzt, mich den Wahrscheinlichkeiten ausgeliefert. Ich behaupte, dass im Prinzip jeder ein Teilnehmer bei diesem Spiel mit Wahrscheinlichkeiten ist, dem Leben nämlich. Dennoch gibt es sicher einen gewaltigen Unterschied: in der Welt der Spieler und des Spielens ist es so, dass ständig Ereignisse erzeugt werden, deren Ausgang ungewiss ist. Das soll die Spieler anlocken. Das erzeugt Spannung und verspricht demjenigen, der richtig vorhersagt, der den richtigen Ansatz, der Glück hat, auch einen „spielerischen“ Gewinn. Die Roulettekugel dreht sich, Vielleicht kommt jetzt gerade Schwarz? Oder auch die 29? Wenn ich 10 Euro setze, kann ich 350 kassieren. Also versuch ichs mal. Oder lieber doch nicht? Es wird ein absichtlich ein Ereignis durchgeführt mit ungewissem Ausgang, damit die Menschen etwas zum Spielen haben.
Trotzdem bleibt es dabei, dass man ein bestimmtes Weltbild haben muss, um sich diesem Spiel der Wahrscheinlichkeiten zwecks Broterwerbes auszusetzen. Dieses Weltbild ist ein bestimmtes Denkmodell, welches von einer gewissen Berechenbarkeit des Zufalls ausgeht. Dabei ist diese Berechenbarkeit nicht vom Typ „Kaffeesatz“ oder „Horoskop lesen“ oder die „Glaskugel befragen“ oder auch „heute habe ich meinen Glückspulli an“. Es ist dies eher der Glaube an die eiserne Logik. Wenn es 37 Zahlen im Kessel gibt und ich keine anderen Ansatzpunkte habe, dann gehe ich davon aus, dass jede Zahl zu 1/37 auftritt. Wenn ich einen Würfel in die Hand nehme und an ihm nichts erkennen kann, dann gehe ich zunächst von 1/6 pro Zahl aus. Das heißt aber zugleich, dass ich jeden Ausgang zulasse, das ist selbstverständlich. Wenn ich ein Kartenspiel spiele und keine weiteren Informationen habe, dann hat dort auch jede im Stapel verbliebene Karte die gleiche Chance, gezogen zu werden. Davon muss ich ausgehen.
Sie haben ja auch einen Grund, warum Sie der Meinung sind, dass das Spielcasino zum Beispiel ganz sicher gewinnen wird. Das ist eben die Seite, die „im Vorteil ist“. Die Casinospiele sind so angelegt, dass jedes Spiel dem Veranstalter einen Gewinnvorteil bietet und sich dieser auch mit der angebotenen Spielform realisieren lässt. Das ist ebenfalls ein rein mathematischer Ansatz, auf den Sie ohne weiteres Nachfragen vertrauen.
Wenn man es als Spieler also schaffen könnte, den Vorteil auf seine Seite zu verschieben, dann hätte man doch genau wie das Casino eine Lizenz zum Geld drucken, oder? Genau das ist die Aufgabe des professionellen Spielers.
Ich liste einmal kurz Spiel für Spiel auf, was mein Ansatz wäre, um die Chancen auf meine Seite zu bringen:
Lotto: Möglichst Zahlen und Kombinationen von Zahlen spielen, die andere nicht spielen. Das erhöht keineswegs die Chance, zu gewinnen. Es erhöht aber sicher die Auszahlungsquote, wenn man mal trifft. Ob man damit langfristig gewinnen kann, glaube ich eher nicht.
Toto: Auch hier gilt: Tendenzen tippen, die andere im Verhältnis zu wenig tippen. Also möglichst klare Favoriten vermeiden. Das sind die typischen Bankspiele, da muss man dagegen wetten. Das erhöht ebenfalls die Auszahlungsquoten, setzt aber die Eintrittwahrscheinlichkeit drastisch herab. Ob man langfristig davon leben kann, ist fraglich.
Roulette: Zwei Möglichkeiten hier:
1) Beobachtungsroulette. Man müsste versuchen, aus der Laufbahn der Kugel eine Idee zu bekommen, wohin sie fallen könnte. Dann muss man auf Kesselbereiche setzen. Zwei wichtige Aspekte:a) es gibt jemanden, der das seit Jahren erfolgreich macht. b) es genügen schon kleine Verschiebungen der Eintrittswahrscheinlichkeiten, um die Chancen zu Ihren Gunsten zu verschieben.
2) Vor der Fragestellung mit oder gegen die Bank zu spielen, natürlich nur mit der Bank. Es bedeutet, dass man die Chancen, die im Verhältnis zu häufig eingetreten sind auch verstärkt spielt. Die einzige mögliche Ursache dafür, falls es nicht nur Zufall ist: es gibt „Kesselfehler“, welche dafür sorgen, dass diese Chance häufiger eintreten. Kann natürlich auch am Croupier liegen, der die Kugel wirft. Aber wenn, dann nur mit der Bank.
Chanceneinschätzungen für erfolgreiches spielen: nicht gering. Das größte Problem bei allen Vorschlägen bleibt aber die Disziplin.
Black Jack: Im Buch etwas mehr. Offensichtlich helfen große Karten, wenn noch viele vorhanden, dem Spieler mehr als der Bank. Also dann (viel) setzen, wenn viele kleine Karten draußen und große Karten noch drin sind.
Auch diese scheinbar reinen Glücksspiele bieten schon Ansatzpunkte, um sich zu überlegen, wie man in Vorteil gelangen kann. Wenn man jetzt noch die angeblichen Glücksspiele mit einem erkennbar hohen Anteil an Geschicklichkeitselementen betrachtet wie Backgammon oder Pokern, auch Skat, Bridge oder Rommée, wird recht schnell klar, dass man zumindest versuchen kann, sich davon zu ernähren. Es hängt von Befähigungen ab, die durchaus unterschiedlich sind. Darüber hinaus aber werden diese Spiele, zum Teil mit erheblichen Einsätzen, um Geld gespielt. Und wer soll dann verdienen, wenn es gar keinen Veranstalter mehr gibt? Einfache Antwort: der Bessere, wenn auch nur langfristig.
Alle diese Ansätze vereint ein Grundgedanke: man setzt sich den Wahrscheinlichkeiten aus, versucht aber, diese günstig auf die eigene Seite zu bringen. Damit ist der Ausgang im Einzelfall nicht vorbestimmt, was durchaus willkommen ist, um die Schwächeren „bei der Stange zu halten“. Dennoch macht sich der Vorteil langfristig bemerkbar. Und das ist genau das Prinzip, mit dem die Spielcasinos ihr Geld verdienen: der Vorteil ist langfristig auf ihrer Seite. Kurzfristige Erfolge für die falsche Seite sind nicht nur täglich möglich, sondern sogar weit mehr als das: sie sind ausgesprochen erwünscht. Andere Spieler sollen ja sehen, dass man ohne Weiteres auch höhere Beträge gewinnen kann, sie auch bekommt und glücklich nach Hause geht. Was am nächsten Tag passiert, ist eine andere Geschichte. Die meisten bringen das Geld zurück, wie man in der Spielersprache sagt.
Ich habe mich in verschiedenen, fast all diesen Spielen, versucht. Mal mit mehr Erfolg, mal mit weniger. Manche Spiele machen mehr Spaß, manche weniger. Manche liegen einem mehr, andere weniger. Manche versprechen gute Gewinne, andere kleine oder gar keine. Es ist immer ein Abwägen, womit es sich zu beschäftigen lohnt. Heute, am 26.Mai 2009, würde es sich angesichts des Pokerbooms vielleicht richtig rentieren, sich mit Pokern zu befassen. Warum nicht? Man spielt gegen andere Gegner und stellt sein eigenes Spielvermögen gegen deren Spielvermögen. Der Veranstalter nimmt sich einen Prozentsatz (wenn man nicht zufällig eine Privatpartie hat), das ist durchaus legitim. Aber dann geht es darum: wer kann besser spielen?
Aus meiner Lebensgeschichte kann ich viele amüsante und spannende Geschichten erzählen. Über Irrtümer, Glückssträhnen oder Pechsequenzen. Alles kommt vor. Überhaupt lohnt es sich, um mal über Glück und Pech Gedanken nachzudenken. Man muss sich das einfach so vorstellen, dass man Fahrrad fährt. Und Glück ist der Rückenwind. Den spürt man nicht. Pech ist Gegenwind. Den spürt man doppelt. Das liegt an der Fahrtrichtung. Immer nach vorne.
Auch wenn ich Sie jetzt im Ansatz davon überzeugen konnte, dass es möglich ist: alle diese Spiele bewegen sich in Wahrscheinlichkeiten, die in gewisser Weise zugänglich sind. Kommt die 6? Kommt meine Kreuz 10? Kommt das Ass, was ich brauche? Kommen meine 6 Zahlen beim Lotto? Das ist allemal, wenn auch hier und da schwierig, doch noch „berechenbar“. Aber was jetzt, wenn wir uns mit Spielen beschäftigen, die andere Individuen für uns betreiben?
Wir sind jetzt also beim Sport gelandet. Und fast jeder betreibt irgendeinen Sport. Dem Sport, den man betreibt, schaut man meist auch ganz gerne zu. Man kann die Spitzenleistungen gut beurteilen, vergleicht sich selber damit, es ist per se spannend. Aber es gibt auch reichlich andere Konsumenten des Sports. Meist handelt es sich um den absoluten Spitzensport, der einem per Medien vermittelt wird. Man verfolgt die Turniere, die Spiele selber, man empfindet Spannung, aber, noch viel mehr, man bildet sich eine Meinung. Und genau dort fängt das Sportwetten an. Menschen haben ihre Meinungen gebildet, wollen das Ereignis auch verfolgen, wetten also auf ihre Einschätzungen. Selbst wenn das bis heute noch bei uns hinter vorgehaltener Hand geschieht: es geschieht.
Und was ist unser liebstes Kind? Wovon quellen die Medien und die Stadien über, aber auch die „Expertenbänke“? Genau: Fußball. Und dazu kommt noch, dass sehr viele Menschen den Fußball verfolgen, also auch entsprechend viele (nein, doch keine Deutschen?! Na, es gibt ja noch andere Nationen) darauf wetten. Es ist also h ein „umsatzstarker Markt“. Es werden täglich Milliarden umgesetzt. Bei einer Wettbörse, betfair, kann man die Umsätze auf jedes Ereignis, was angeboten wird, sofort ablesen. Ich gebe ein Beispiel: Heute, Mittwoch, dem 10.Juni 2009 finden insgesamt sechs WM-Qualifikation Fußballspiele statt. Unter anderem so klangvolle Spiele wie „Australien – Bahrain“, „Japan – Katar“ oder „Schweden – Malta“ (das waren dir größten drei). Der Umsatz darauf bisher: Über 3 Millionen Euro! Es ist erst Vormittag und ich schaue nur bei einem von Hunderten von Anbietern.
Was liegt also bei diesen gigantischen Umsätzen näher, als sich damit zu beschäftigen, wenn man mit dem richtigen Rüstzeug ausgestattet ist?
Fußballwetten sind mein Hauptgeschäft. Und die entscheidende Frage, die sich zwangsläufig sofort stellt: ist der Fußball berechenbar? Wir haben keinen Würfel und keinen Roulettekessel. Wir haben in der Regel 22 Menschen, Individuen, geleitet von einem Schiedsrichter, eingestellt und aufgestellt von einem Trainer, die einem einzigen Ball hinterher jagen und noch dazu mit einander zuwider laufenden Interessen. Was soll da berechenbar sein? Latte, Pfosten, drin oder nicht drin?
Ich beantworte die Frage hier kurz mit Ja. Sollte der geneigte Leser doch noch nach weiteren Antworten, die dieses „Ja“ erhellen könnten suchen, so muss ich das Studium des Buches empfehlen.
Ein paar Worte muss ich aber noch über meine Motivation für das Verfassen des Werkes anbringen. Es gibt zwei Ebenen der Motivation. Die eine ist die, dass ich mir ein ordentliches Wissen angeeignet habe und angesichts meiner eigenen Vergänglichkeit zu der Erkenntnis gekommen bin, dass es bedauerlich wäre, wenn ich es nicht einmal aufzeichnen würde. Wie viele gewonnene Erkenntnisse dabei revolutionär sind, überlasse ich anschließend der Fachwelt, die selbstverständlich auf mich einprügeln wird. Allerdings lehrt mich meine Erfahrung, dass es doch ein paar Dinge gibt, die in dieser Form noch nicht so erkannt wurden oder zumindest, wenn doch, noch nicht so aufgezeichnet wurden. Dazu kommt, dass man doch irgendwann feststellt, dass der ganze Lebensweg kein gewöhnlicher ist. Es passieren also Dinge, die in dieser Form vielen anderen Menschen noch nicht so passiert sind. Man verspürt eine Neigung, das einfach mal aufzuschreiben.
Ebenso selbstverständlich sehe ich mich aber mit der Frage konfrontiert: Warum möchte er uns alle diese Geheimnisse verraten, wie man ein erfolgreicher Spieler werden kann? Es erinnert mich immer an die Frage bei Autoren von Roulettebüchern, die ein „System“ ausgearbeitet haben. Und, das ist nicht unbedingt neu, diese erstmal eine überzeugende Antwort finden müssen auf die Frage: warum System erklären und nicht anwenden?
Dazu habe ich persönlich zwei Antworten: der gesamte Wettmarkt wächst. Auch das Pokern verzeichnet einen gigantischen Boom. Es werden sicher noch mehr Leute dazu kommen, so oder so. Wer am Ende ein Gewinner oder ein Verlierer ist, das muss jeder mit sich selber ausmachen. Aber ich habe garantiert keinen Anlass zu der Sorge, dass ich durch das Verfassen des Buches „am eigenen Ast säge“, dass ich mich um mögliche Verdienste bringe, indem ich meine Erkenntnisse weitergebe. Aber es gibt ein noch wichtigeres und besseres Argument: es mag sich schön und spannend anhören, sein Geld ein Leben lang nur mit einer Kombination seiner Hobbies zu verdienen. Fußball, Mathematik, Computer, Spielen. Aber auch da gibt es Ermüdungserscheinungen. Das, was für viele spannend und erstrebenswert klingt, ist für mich teilweise Alltagsroutine geworden. Man schaut ein Spiel, man gewinnt es oder man verliert es. Man schaut das nächste und gewinnt es oder verliert es. Danach wird abgerechnet, damit auch alle Konten stimmen.
Dass das Spiel selber Spannung bieten kann, ist keine Frage. Dass ein anderer, der hört, dass es für mich um 3000 Euro geht eher einen Herzinfarkt bekommen würde, wenn er selber eine solche Summe im Einsatz hätte, ist mir wohl bewusst. Aber wenn es täglich geschieht, dann kann man manchmal nicht anders, als es abprallen zu lassen. 3000 Euro? Egal. Eins gewinne ich, eins verliere ich. So war es und so bleibt es auch. Es wäre total gelogen und auch übertrieben arrogant, dass Spielen, Wetten, als „langweilig“ zu bezeichnen. Mit jeder Wette kämpft man auch um seine eigene Einschätzung. Aber man beginnt auch, es sich vorstellen zu können, dass man es nicht immer und jeden Tag und das gleich noch vier mal „braucht“. Man könnte auch ganz gut darauf verzichten.
Ich stelle mir vor, es eines Tages nur noch dann machen zu können, wenn ich es auch machen möchte. Es wird mir garantiert auch immer Spaß machen. Nur möchte man auch ganz gerne mal nicht dem Druck ausgesetzt sein.
Also, ich verrate Ihnen gerne alle meine Geheimnisse. Es gibt nichts, was ich für erforderlich hielte, es für mich zu behalten. Wenn Sie nach dem Studium ein besserer oder ein guter, ein erfolgreicher Spieler werden würden, hätte ich auf jeden Fall ein Ziel erreicht. Sollte ich Ihnen nur vorübergehend Unterhaltung verschafft haben durch die Lektüre, wäre auch ein Ziel erreicht. Wenn Sie aber durch das Gelesene einfach nur bewusster und mit noch mehr Freude Spielen sollten, dann wäre ich auch zufrieden.