Dieses Buch handelt vom Spielen. „Wie, spielen? Meinst du dieses Spielen? Spielen um Geld?“ Ja, nein, es handelt eben einfach vom Spielen. Das Wort „Spielen“ ist nicht das einzige, für welches es mehr als eine Auffassung gibt. Es ist sozusagen „ein weiter Begriff“. Es gibt viele Arten von Spielen, man kann auf die unterschiedlichsten Arten spielen. Ich versuche, die durchaus vielfältigen Aspekte des Spielens zu beleuchten, natürlich nicht, ohne schließlich doch zu der Spielform mit Geldeinsätzen überzuleiten.
Wie hört sich das Wort Spielen für Sie an? Spielen: lassen Sie Ihren Assoziationen freien Lauf. Denkt man, wenn man das Wort hört von einem Erwachsenen gesprochen nicht unwillkürlich gleich an Sucht, Gefahr, Ruin und viel, viel Spinnerei ( „Der sagt, er hätte ein ´System´. Ich hab zu ihm gesagt: ´Ich kenne einen Arzt, der da helfen kann.´“)?
Oder so: Das ganze Leben ist ein Spiel? Wo bleibt denn da die Ernsthaftigkeit? Man spielt doch nicht mit Gefühlen zum Beispiel? Oder etwa doch? Vielleicht jeder, oder jeder hat es schon mal? Oder es ist ihm widerfahren? Auch wenn er noch so viel echte Leidenschaft vorgibt? Na, was. Hat der denn nie gelitten? Doch klar, auch gelitten. Verletzt worden. Hat jemand mit meinen Gefühlen gespielt?
Oder sieht man gleich Kinder vor sich? Ja, die spielen den ganzen Tag. Es sei denn, sie müssen Hausaufgaben machen. Es wird gespielt, fast jeder spielt. Und Sie, der Sie dieses Buch in den Händen halten, spielen doch sicher auch gerne? Mal Rommée oder Canasta? Eine Patience gelegt? Mit Kindern oder Enkeln, Memory oder Monopoly, Mensch-Ärger-Dich-Nicht oder Mühle? Mit Freunden eine Runde „Trivial pursuit“? Skat? Kniffel? Noch nie um Geld? Nee, doch nicht um Geld, das verdirbt Freundschaften.
Geht Spielen eigentlich um Gewinnen oder Verlieren? Ist das der Sinn eines Spiels? Stellt man sich das vor? Verliert man die Ehre, wenn man verliert? Was ist mit den Gewinnern? Ehre gewonnen, oder was? Und was, wenn man als Kind mit Bauklötzern spielt? Gespielt, gemeinsam gespielt, keiner gewonnen, keiner verloren, nur Spaß gehabt. Wie schön. Man kann auch ganz alleine spielen. Man kann zum Beispiel sogar gegen sich selbst spielen, gewinnen oder verlieren, wenn man drauf aus ist. Man versucht, seinen eigenen Rekord zu schlagen. Man hat dabei ständig einen virtuellen Gegner, den man zu besiegen versucht. Und wenn mans schafft, gibt’s nur noch Gewinner, stimmts?
Man kann aber auch mit einem oder mehreren Freunden spielen. Oder gegen sie. Sowieso schon mal die Frage, wie man sich ausdrückt: „Ich spiele heute mit… oder ich spiele gegen…. Schon mal darüber nachgedacht? Bei Mannschaftsspielen spielt man komischerweise immer gegen.
Einkriege, Räuber und Gendarm, Cowboy und Indianer. Oder Lego. Und wer baut den höchsten Turm? Kinderspiele. Autorennbahn, Eisenbahn, Tischtennis? Alles auch Spiele, für Kinder und für Erwachsenen.
Es wird gespielt, es wird überall gespielt. Nur muss man sich davor hüten zu sagen: „Ich bin Spieler.“ „Ja, äh, meinst du jetzt, also äh, so ein Spieler, also äh, der Roulette oder so was? Im Casino? Oder was meinst du jetzt?“ Unausgesprochen dabei der Gedanke „also ein Verlierer, der sich ruiniert, der hoch verschuldet ist, dem man eigentlich helfen müsste, wenn man nicht gleich Angst bekommen hätte, und sich deshalb lieber gleich fernhält, bevor man noch hineingezogen…“ und so weiter. Nur antworte ich dann mit fester Stimme: „Ja, genau so ein Spieler, der um Geld spielt. Auch im Casino, wenn es sich anbietet.“
Ich erinnere mich noch genau, wie wir als Kinder versucht haben, Poker oder Skat zu spielen, aber ohne Einsatz, um Streichhölzer oder Punkte. Beim Pokern setzt dann einer alle seine Streichhölzer, der andere ist neugierig und möchte die Karten gerne sehen, also „zahlt“ er. Das Spiel ist vorbei, langweilig, absurd. Auch beim Skat. Dann reizten die Protagonisten bald jedes Spiel bis 96, und, ein bisschen wie bei Kishons „jüdisch Pokern“ erfand man sehr bald neue Reizstufen, wo dann die Diskussion nur noch lautete: „Nein, 256 gibt es nicht.“ „Doch, gibt es.“ Na gut, jeder wollte eben das Spiel haben. Außerdem wollte man doch unbedingt herausfinden, was im Skat lag? Sinnlos, diese Spiele, ohne Einsatz. Es sei denn, man spielt beim Pokern die Variante, bei der der Reiz dem sukzessiven Entledigen der Kleidungsstücke entspringt. Verlieren erwünscht?
Manche Spiele haben eine große Eignung als Geldspiel, andere eine geringere. Möglich ist es immer. Manchmal kann man gar ein nach außen hin völlig langweiliges Spiel durch den Geldeinsatz spannend gestalten. Münzwurf oder „gerade – ungerade“ beim Würfeln. Wenn genug Geld, dann spannend.
Oder was sind eigentlich die Olympischen Spiele? Was ist ein Fußballspiel? Ständig taucht das Wort auf, immer neue Assoziationen. Mein Vater nannte ein Fußballspiel auch gerne mal den „vollwertigen Kriegsersatz“, nur so, als Gegensatz zum „Spiel“. Aua, aber irgendwie ist doch was dran? Spielen, Spielen, Spielen. Ich habe sogar mit meiner Berufsbezeichnung Schwierigkeiten. „Ja, ich bin Profispieler.“ „Ach, welche Sportart und welcher Verein?“ Den Beruf gibt es eben nicht. Mein Beruf ist das Spielen.
Jedenfalls habe ich mein Leben lang nur gespielt. Alles andere war mir langweilig. Sogar mit Worten kann man spielen, das tue ich heute. „Karl Ranseier ist tot. Der wohl erfolgloseste Spieler mit Worten ist gestern…“ Das nur nebenbei. Leben lang gespielt. Alles andere langweilig. Den Ernst des Lebens habe ich gnadenlos an die Wand gespielt. Wenn mal zufällig was Sinnvolles dabei war, dann bitte schön. Erachten Sie es als sinnvoll, eine vierstellige Zahl im Kopf zu quadrieren? Dann aber in unter zwei Minuten, und um Geld, dann gehts! Freiwillig ernsthaft sein? Nee, danke. Was lag also näher, als mir das Spielen zum Beruf zu machen?
Nun, wenn wir schon mal über das „Spielen um Geld“ reden: Faszinierend ist es ganz gewiss. Eigentlich für jeden. Nur: dass man die Finger davon lassen muss, bekommen wir quasi mit der Muttermilch eingeflösst. Und wer auch wirklich tugendhaft ist und was auch sich hält, der kann auch ein Leben lang widerstehen. Kann er wirklich? Ist Ihnen bewusst, dass jede Versicherung eine Wette ist? Ein Geldeinsatz? Sie setzen Ihr Geld aber auf ein Unglück und hoffen dabei zugleich, dass es bitte niemals eintreten möge! Das Schlaraffenland für die Versicherungsgesellschaften. Alle wetten bei ihnen, spielen bei ihnen, und die, die wetten, wollen gar nicht gewinnen!
Und Sie haben auch noch nie eine Lotterie mitgemacht? Noch nie auf dem Rummel ein Los gezogen? Und sei es nur für die Kinder? Ich denke, praktisch jeder hat sein Geld schon irgendwo eingesetzt, mit der mehr oder weniger vagen Chance, etwas zu gewinnen, etwas ausgezahlt zu bekommen. Es sei denn, er hat gerade auf ein „Feuer in seiner Wohnung“ gewettet…
Kehren wir noch einmal zurück zu den Kinderspielen. Kinder spielen. Sie lernen spielerisch die Welt kennen. Sie simulieren die Welt der Erwachsenen. Sie lernen, Regeln einzuhalten. Sie lernen, mit ihrem Körper umzugehen, Bewegungen zu koordinieren Sie lernen lesen, rechnen, schreiben. Sie lernen sogar, zu verlieren oder zu gewinnen, was beides nicht einfach ist. Mit dem Verlust, mit der Niederlage umgehen, mit dem Verlierer oder dem Sieger umgehen. Sie lernen Basteln, Bauen oder Malen. Sie lernen im Mannschaftsspiel, dass man mit dem Mitspieler das gemeinsame Ziel besser erreichen kann, wenn man sich mit ihm gut versteht, aufeinander Rücksicht nimmt, aufeinander eingeht, seine Fähigkeiten „in den Dienst der Mannschaft“stellt. Alles wunderschön. Natürlich gelten viele Dinge davon auch für die Erwachsenenwelt. Man beginnt als Kind mit einer Sportart, einem Spiel und setzt dieses ein Leben lang fort, bleibt dabei, bleibt im Verein, nimmt später die eigenen Kinder mit.
Aber was sind dann die Erwachsenenspiele? Wo ist der Unterschied? Man spielt aus Freude am Spielen. Sicher. Kind und Erwachsener. Man möchte Unterhaltung, Zerstreuung, Spannung oder doch Entspannung? Man möchte seine Fähigkeiten auf die Probe stellen, sich mit anderen messen. Bei einigen Spielen versucht man, vor allem mit den geistigen Fähigkeiten zum Erfolg zu kommen, bei anderen überwiegend mit körperlichen Fähigkeiten. Spiele, Spiele, Spiele.
Irgendwann begegnet man der Möglichkeit, Spiele auch um Geldeinsätze zu spielen. Manche beziehen ihren Reiz ausschließlich da heraus, bei anderen ist es nur ein zusätzlicher Reiz. Die meisten aber haben ihre Muttermilch sorgfältig ausgetrunken und es verinnerlicht: alles, bloß das nicht. Mache ich nicht, nicht mit Freunden, nicht im Casino, Finger weg und basta. Spielen gerne, aber nicht um Geld.
Dennoch gibt es die Faszination. Mit einem lumpigen Euro kann man sich allwöchentlich die Illusion „erkaufen“, Millionär zu werden. Oder ist es gar keine Illusion? Auch letzte Woche gab es doch wieder einen Gewinner, hab ich in der Zeitung gelesen.
Schauen wir aber mal ruhig etwas konkreter, die einzelnen Spiele an. Das Paradebeispiel für das „reine Glücksspiel“ ist das Roulette. Der einzige Reiz besteht darin, dass man Geld einsetzen kann und dass man gewinnen oder verlieren kann. Das Spiel selber ist total langweilig. Ob die 12 oder 28 kommt, ob sie Rouge, Noir, Pair, Impair, Manque oder Pass ist, wäre uns vollkommen gleichgültig, wenn nicht wenigstens ein kleines Geldstückchen darauf liegen würde. Zuschauen geht zwar, aber wirklich nur sehr kurz. Den Reiz würde man dann auch nicht darin sehen, welche Zahl kommt, sondern wer jetzt der glückliche Gewinner wäre, oder wer schwitzend zum nächsten Tisch rennt, weil er gerade einen hohen Satz verloren hat. Der Reiz des Spieles selber liegt also nur im möglichen Geldeinsatz und dem damit möglichen Gewinn. Natürlich aber, spätestens, seit wir alle Dostojewski gelesen haben, sehen wir auch die riesigen Gewinne. Man denkt unwillkürlich an den Gewinnlauf, den Gewinnrausch, wo man mit gewonnenem Geld einfach weiter spielt, noch höher setzt und wieder gewinnt. An einem Abend, an unserem Glückstag, gewinnen wir vielleicht 10.000 oder 50.000. Warum nicht? Die Spielbank, das sieht man, würde das locker bezahlen können. Da legen die Casinos viel Wert drauf, dass jeder merkt: den Gewinn bekommt man auch. Schön ist es sogar für sie, wenn einer mal „so richtig abräumt“. Das garantiert neue Gäste, die auch träumen.
Aber, so wie ich das hier schildere, erkennt man viel mehr die Gefahr als den Reiz. Genau so, wie er es beschreibt, ergeht es einem. Richtig. Aber das ist der sichere Weg in den Ruin. Man gewinnt vielleicht sogar mal an einem Tag, aber nur, um dann am nächsten Tag das und noch viel mehr dazu zu verlieren. Sicher, es ist was Wahres dran. Aber der Reiz bleibt dennoch. Und die Möglichkeit, die Überlegung, den Zufall in den Griff zu bekommen, drängt sich irgendwann auf. Ist es vielleicht doch möglich?
Roulette ist das reine Glücksspiel. Aber im Casino wird zum Beispiel ein anderes Spiel angeboten, was bereits einen Geschicklichkeitsfaktor enthält. Es ist das Black Jack. Der Spieler kann Entscheidungen treffen (wer es nicht kennt: im Buch wird es erklärt), kaufen, stehen bleiben, doppeln oder splitten (hit, rest, double or split). Und die Entscheidungen sind keinesfalls immer gleich gut. Hat man durch die Möglichkeit, das Spiel zu steuern nicht vielleicht doch die Chance, dauerhaft zu gewinnen? Ich habe dieses Spiel einige Jahre professionell betrieben. Es geht tatsächlich (leider heutzutage nicht mehr).
Aber dann gibt es die Spiele, die einen Geschicklichkeits- und einen Glücksfaktor enthalten. Dazu sind jedenfalls zu zählen: Skat, Backgammon, Pokern, Rommée, Bridge, Kniffel, generell praktisch alle Karten- und Würfelspiele. Und warum sollte man in diesen, wenn man privat spielt, nicht einfach besser sein als der Gegner? Man kann die Spiele studieren und sich sogar bei einigen auch an Turnieren beteiligen, viele davon auch mit Geldpreisen dotiert. Es wird Geld umgesetzt, dann entscheidet eine Kombination von Glück und Geschick über den Sieger. Das gilt sowohl privat als auch im Turnier. Der Vorteil, den die Kombination der Eigenschaften liefert: der Schwächere, der nicht einmal etwas von seiner Unterlegenheit wissen muss, hat ebenfalls die Chance, zu gewinnen. Er braucht vielleicht etwas mehr Glück als der Bessere, aber es geht. Dadurch ist der Schwächere motiviert, auch Geld einzusetzen. Dies nur im Gegensatz zum Schach, wo, wenn überhaupt nur sehr kleine Beträge eingesetzt werden. Beim Schach sind absichtlich alle Glücksfaktoren, so gut es ging, ausgeschaltet. Zum Vorteil?
Ich persönlich habe von diesen Backgammon eine Weile lang professionell betrieben. Es gab einen kleinen Boom in Deutschland. Ich habe es studiert und bin jahrelang zu allen großen Turnieren gefahren, wo man dann nicht nur das Turnier, sondern auch nebenbei, das so genannte „Money game“, das Spiel um Geld spielt, eben privat. Man setzt sich also bewusst und vorsätzlich den Glücksfaktoren aus. Man möchte sie sogar dabei haben, auch wenn man sie dann oft genug verflucht, wenn der Schwächere sich mal wieder als „Glückspilz“ entpuppt. Aber man weiß, dass die Beträge nur dadurch überhaupt fließen, dass es Glück und Pech gibt.
Eine weitere Kategorie von Spielen sind die Lotterien. Diese bieten einem die Chance, mit sehr kleinen Einsätzen hohe Gewinne zu erzielen. Das ist der Reiz, das Spiel selber ist auch nur dadurch spannend. Man kann die „Ziehung der Lottozahlen“ verfolgen oder das Ergebnis abwarten. Man muss aber nicht mal rausgehen. Dazu noch der wirklich kleine Einsatz. Also, auch das Spiel hat seine Rechtfertigung. Es läuft ja auch. Bei den Lotterien aber wird immer nur ein bestimmter Prozentsatz der gesetzten Gelder ausgezahlt. Im Gegensatz zum Roulette hat der Veranstalter kein Risiko.
Etwas anders sieht es schon beim Toto aus. Das ist eine sehr wackelige Geschichte, wo eigentlich keiner so recht weiß, was er zu tun hat. Setzt er auf die Favoriten und gewinnt tatsächlich mal (was ich hier schon wirklich von vielen gehört habe), dann bekommt er eine nur sehr kleine Gewinnsumme ausgezahlt. Setzt er auf Außenseiter, würde er vielleicht sehr viel gewinnen können. Der Nachteil: es kommt einfach nicht, er gewinnt gar nicht.
Tja, und damit wären wir schon beinahe beim Thema angelangt: Toto ist eine herkömmliche Art, auf Fußballspiele zu wetten. Und der Fußball ist nun wirklich unser liebstes Kind. Es begann vor ca. 25 Jahren, zumindest hier in Deutschland, dass es auch andere Arten von Fußballwetten gab. Man kann also jetzt auch ohne eine Vielzahl von Spielen richtig zu erraten dennoch schon Gewinne einstreichen, indem man, hier in Deutschland längst legal und verstaatlicht, bei Oddset wettet, man kann aber auch die längst schon weit verbreiteten, auch per Internet, Wettanbieter nutzen, um dort seine Kreuzchen zu machen.
Leider gibt es viel Unverständnis, was diese Art zu spielen angeht. Ich bemühe mich hier im Buch natürlich um Aufklärung. Zunächst mal ist der ganz gewaltige, der entscheidende Unterschied der, dass man beim Fußball auf Ereignisse mit nicht bekannten Wahrscheinlichkeiten wettet. Es gibt niemanden, der diese Chancen wirklich kennt. Es ist beinahe ausgeschlossen, sie richtig zu kennen. Im Gegensatz zum Klassiker, dem Roulette, wo man doch einigermaßen zuverlässig von dem 1/37 für jede Zahl ausgehen kann, weiß man beim Fußball einfach keine Chance gesichert. Es ist ein Spiel von Individuen, welche im Spiel einander zuwider laufende Interessen vertreten. Man kann sogar während des Spieles interagieren. Der Trainer kann die Taktik ändern, einen Spielertausch vornehmen oder eine Siegprämie ausloben. Es kann sich ein wichtiger Spieler verletzen, und last but not least, kann der entscheidende Windhauch, der kleine Hügel am Boden, schon ein winziger Grashalm dafür sorgen, dass der Ball an die Latte und nicht in den Winkel geht.
Und dann behauptet jemand wie ich, dass der Fußball „berechenbar“ ist? Und hier habe ich mich nun wirklich der größten Aufgabe, man könnte sie auch „die Aufgabe meines Lebens“ nennen, gewidmet. Ich habe von klein auf Statistiken geführt, habe auf alle Arten die Bundesliga simuliert, habe selber Fußball gespielt und bin seit dem sechsten Lebensjahr Stadiongänger. Dazu habe ich eine erkennbare Zahlenbegabung gehabt, die mir später auch den Einstieg in die Computer-, konkreter die Programmierwelt, erleichtert hat. Also die Gesetzmäßigkeiten des Fußballs zu erfassen hatte eine lange Vorgeschichte. Und die Kombination aller Erfahrungen, Beobachtungen, Erlebnisse und Befähigungen hat mich diesem Problem immer näher kommen lassen.
Ich habe schon an der Uni (1985) das erste Programm entwickelt, welches ich später erweitert habe, so dass es bereits Prognosen erstellen konnte. Später habe ich die Algorithmen verbessert und habe die entscheidenden Parameter in mehreren Formeln untergebracht, dann die tatsächlich die Berechnung des Fußballs möglich gemacht haben.
Nur kommt jetzt die entscheidende Hürde: was ist eigentlich eine Wahrscheinlichkeit? Vielfach werde ich gefragt, wie ein Spiel ausgeht, „wer steigt ab“ oder noch viel mehr, „wer wird Meister“, wer „Welt- oder Europameister“. Und meine Antworten fallen immer wieder enttäuschend aus, zumindest aus Sicht des Fragers. „ Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Ich habe nur eine Prozentzahl hier. Und, bei allem was ich erlebt habe, wundere ich mich auf keinen Fall, wenn eine kleine Chance auch eintritt. Also nicht mal die Antwort ´die sind Favorit´ stellt eine wirkliche Hilfe dar.“ So oder ähnlich könnte sie aussehen. Und, urteilen Sie selbst: was soll der Frager damit anfangen? Ich ergänze dann immer gerne für ihn: „Zur Prophetei bin ich ungeeignet, da musst du einen Wahrsager fragen. Ich bin mir wohl bewusst, dass du die gleiche Antwort auch geben könntest: es kommt oder es kommt nicht. Deutschland wird Weltmeister oder nicht. Das wusstest du vorher auch schon. Irgendwas wird passieren, so schlau warst du vorher schon.“
Dennoch beinhaltet das schon die Antwort auf die entscheidende Frage: Und diese lautet, ob es denn nicht doch einen Unterschied macht, wie wahrscheinlich es ist. Und natürlich lautet die Antwort: Ja, es macht einen Unterschied. Das ist die hohe Kunst des Wettens, der entscheidende Ansatz, mit dem ich mich auf dem Wettmarkt gestellt habe. Ich habe meine Wahrscheinlichkeitsvorhersagen zur Probe gestellt, sie in konkreten Wetten mit anderen mit finanziellen Mitteln untermauert. Man muss ein ganz klein wenig von dem mathematische Hintergrund verstehen. Dieses Wissen und Verständnis versuche ich hier, Ihnen zu vermitteln.
Ich möchte den Buchinhalten nicht weiter vorgreifen. Nur so viel hier noch: Wenn ich heute Borussia Dortmund auf Sieg wette, dann nicht, weil ich glaube, dass sie gewinnen, sondern deshalb, weil ich behaupte, dass die Quote von 2.10, die ich erhalte, zu hoch ist, Die Wette ist nicht deshalb gut, weil Dortmund gewinnt, sondern deshalb, weil die Quote 2.1 ist. Dortmund für 2.10 ist eine gute Wette, Dortmund für 1.90 ist eine schlechte Wette. Es ist das gleiche Ereignis, was gewettet wird. Der eine wettet gut, der andere schlecht.
Ich habe keine Ahnung, was kommt…
Man muss aber noch ein paar Worte über die Faszination, die Angst und das Sicherheitsdenken verlieren. Faszination und Angst haben schon eine gewisse Gemeinsamkeit. Ein Formel 1 Rennen, eine Artistenshow, ein Magier, kann faszinieren. Und zu einem guten Teil schwingt dabei die Angst mit. Wir staunen, welchen Risiken Menschen sich aussetzen. Auch ein Gruselfilm kann faszinieren.
So höre ich häufig genug die Sätze „Ach, du wettest? Das hört sich aber spannend an.“ aber auch „Wetten? Das wäre mir viel zu riskant.“ Selbstverständlich ist ein Teil der Reaktionen auf Diplomatie zurückzuführen. Die Menschen trauen sich nicht, zumindest nicht im ersten Satz, zu sagen: „Na, da wirst du doch auf die Dauer verlieren.“, obwohl es das ist, was sie wirklich denken. Aber auch der andere Teil, die Faszination, der Gedanke „sollte es möglich sein, dass jemand einfach so sein Geld verdient? Er wettet auf die Fußballspiel, die ich mir nur so Samstag Nachmittag anschaue und verdient damit sein Geld?“ Das wäre irgendwie ungerecht aber auch unglaublich, spannend, faszinierend … unmöglich?!
Und zum Thema „zu riskant“, dem Sicherheitsdenken: natürlich muss ich täglich mit Verlusten rechnen. Ein anderer geht zur Arbeit, 8 Stunden am Tag, hat dann Feierabend und am Monatsende kommt das Geld aufs Konto. Er verdient, nach seiner Einschätzung, „auf sicher“. Es ist nahe liegend, man hat ja auch Kinder, die versorgt sein wollen und eine Miete, die bezahlt werden muss, gut und schön. Aber was ist mit den anderen Unwägbarkeiten? Es gibt, allgegenwärtig Gefahren, denen wir ausgesetzt sind. Mal ist es die Wirtschaftskrise, der eigene Job, der wackelt, ein neuer Vorgesetzter, Stellenabbau, mal ist es die Schweinegrippe, Asbest oder ein der Erde begegnender Meteorit, die uns „bedrohen“. Es gibt keine endgültige Sicherheit.
Jedes in der Zukunft liegende Ereignis tritt nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ein. Und selbst der so gewiss scheinende Tod hängt zumindest vom Voranschreiten der Zeit ab. Mein Risiko ist nicht viel höher als das, wenn man es gerne vergleichen möchte, eines anderen Unternehmers. Man investiert Geld, um später noch mehr herauszuholen. Es hängt aber von ein paar nicht leicht zu beurteilenden Faktoren ab. Wenn ich den Gastwirt nehme, der vielleicht sein Lokal umbaut, renoviert, ein neuer Tresen, neue Tische, Stühle einbaut, investiert 20.000 Euro. Und er erhofft sich davon langfristig mehr Gäste. Was aber , wenn im nächsten Monat ein neues Lokal um die Ecke eröffnet, was seine potenziellen Gäste einfach, durch Zufall oder weil der bessere Ideen, eine schönere Einrichtung, die hübschere Bedienung hat abzieht? Er muss zumachen vielleicht, oder er überlebt es gerade so. Er hat investiert und Pech gehabt.
So läuft es bei mir auch. Ich investiere, jeden Tag. Ich versuche, einfach nur gute Wetten zu machen. Ob sie kommen oder nicht weiß ich bei keiner einzigen. Aber ein paar werden erfahrungsgemäß schon kommen. Und dann muss halt genügend Geld wieder reinkommen. Das passiert nicht monatlich, nicht mal jährlich. Aber es passiert, auf lange Sicht. Zumindest war es bis gestern so.