Der Autor, Dirk Paulsen, wurde geboren am 27. Januar 1959 in Berlin. Schon in frühester Kindheit zeigte sich bei ihm eine besondere mathematische Begabung, welcher er selber als Kind gar keine so große Bedeutung beimaß. Die „Rechenkunststücken“, die er dabei häufig vorführen musste, waren eher Ergebnis einer Faszination der Mitmenschen als seinem eigenen Antrieb folgend.
In der Grundschule zeigte sich diese Begabung natürlich auch, indem er regelmäßig die für eine Schulstunde vorgesehenen Mathearbeiten nach 15 Minuten abgab. Um den Unterricht nicht weiter zu stören, wurde ihm stets das Mathebuch der nächst höheren Klasse zur Durcharbeit vorgelegt.
Zeitgleich hat er aber schon im Vorschulalter auch eine Begabung entwickelt, die da lautete „Rückwärts sprechen“. Wegen der Nichtüberprüfbarkeit dieser ungewöhnlichen Fähigkeit wurden dann Tonbandaufzeichnungen angefertigt und diese rückwärts der staunenden Umwelt vorgespielt: fehlerfrei. Es hatte nichts mit „auswendig lernen“ zu tun. Er hörte ein Wort, einen Satz und sagte ihn rückwärts. Ohne Stocken.
Man kann also ruhig sagen, dass sich bereits in der Kindheit andeutete, dass er nicht unbedingt einen „normalen“ Lebensweg beschreiten würde. Auch hat er als Kind bereits erkennbar „anders“ gespielt als andere Kinder. Die Erkenntnis, dass man bei Spielen, die um Gewinnen oder Verlieren gehen, eher Trauer im Gewinn und Freude im Verlust spüren kann, mag auf den ersten Blick verblüffend klingen. Bei genauerem Hinsehen stellt man fest, dass es durchaus logisch ist: Als eindeutiger Gewinner verliert man sehr bald den Spielpartner, während bei Verlust das Spiel weiter geht.
Spielen war also in der Kindheit schon der Lebensinhalt. Damit unterscheidet er sich vielleicht weniger von anderen Kindern. Aber die Intensität, mit der er gespielt hat, war dennoch auffällig. Aufgrund der Schwierigkeiten bei der Spielpartnersuche hat er einfach die meisten Spiele dann nur noch alleine gespielt. Er konnte sich die Regeln so machen, wie er sie selber für gerecht hielt, und zugleich alle Ideen so umsetzen, wie er sie selber hatte. Keine Diskussionen und kein Unverständnis. Die Vielfalt war dabei gewaltig. Hausaufgaben existierten nicht für ihn. Die Schule war eher eine „lästige Pflicht“.
Ein sehr großer Teil der Kindheit verbrachte er entweder selber Fußball spielend oder auch als begeisterter Stadiongänger. Lehrmeister und Begleiter dabei: sein Vater. Auch kleinere Ligen, kleinere Spiele wurden verschlungen, alles, was im Fernsehen lief „aufgesogen“. Vor allem wurde Statistiken angefertigt. Alle Formen von Simulationen durchgeführt. Spiel als Abbild der Realität. Je realistischer, umso besser.
Als er aber, 14-jährig, endlich das Schachspiel entdeckte, verloren auch sämtliche anderen Spiele die Bedeutung. Er war dem Schach verfallen, mit Haut und Haar. Für Schachturniere wurde die Schule geschwänzt oder die Nacht durchgemacht. Und es war sicher ein Gutteil Begabung, das Spiel schlechthin für ihn, welche ihn innerhalb von 4 Jahren sämtliche Klassen überspringen ließ, zum Berliner Jungendmeister und zum Bundesligaspieler machte. Aber natürlich noch mehr die Hingabe und Leidenschaft.
Die erste richtige Berliner Meisterschaft, an der er als Berliner Jugendmeister teilnehmen durfte, ergab „nur“ einen für ihn enttäuschenden 7.Platz (von 30). Und das alles nur, weil er fast jeden Vormittag irgendwelche lästigen „Abiturprüfungen“ ablegen sollte. Er hatte sich aber dennoch gut vorbereitet. Auf die abendliche Partie, versteht sich. Dafür nimmt sich ein Abi-Schnitt von 2.5 noch ganz ordentlich aus, oder?
Das Studium wurde mit ähnlicher Ernsthaftigkeit bestritten wie die Schule. Das Sommersemester war für Schachturniere reserviert, im Wintersemester wurde dann und wann bei der Uni „vorbeigeschaut“. Das zog sich in etwa über 4 Jahre so hin, von 1979 – 1983. Die schachlichen Erfolge waren zwar durchaus ordentlich, aber ergaben doch noch lange kein „gesichertes Auskommen“. Das Schach gibt das nicht her, der fehlende Glücksfaktor sorgt dafür, dass auch Turniererfolge nur mit kleinen Beträgen „honoriert“ werden.
Also hat er sich, nach Entdecken der nächsten beiden Spiele, dem Backgammon und dem Black Jack, überwiegend diesen zugewendet. Das Black Jack hat er dabei selber komplett, in allen Konstellationen, durchgerechnet. Die Gewinnstrategie, des es dort tatsächlich gibt (gab) hat er auch über Jahre mit einigem Erfolg angewendet. Dennoch war auch da die zu erntende Anerkennung gering.
Viel besser in dieser Hinsicht war das parallel laufende Backgammon. Auch hier war das Eignungsprofil für das Spiel sehr hoch. Es gibt etliche mathematische Überlegungen, die man anstellen muss, um in dem Spiel erfolgreich zu sein. Auch hier reihte sich bald Erfolg an Erfolg. Bei zahlreichen großen Turnieren räumte er, teilweise auch sehr stattliche Beträge, ab.
Viele der Berechnungen wurden dann noch an der Uni mithilfe des bald nebenbei erlernten Programmiervermögens überprüft.
Ein kurzer Soliditätsanfall ließ ihn eine Umschulung zum EDV-Fachmann machen und im Anschluss daran für 3 Jahre tatsächlich in ein Angestelltenverhältnis treten. Diese Jahre waren aber zugleich auch wirklich sehr effektive Lehrjahre, da er in einer der Eliteeinheiten unterkam. Die wenigen Urlaubstage wurden klug auf die anstehenden Backgammonturniere „aufgeteilt“.
Im Jahre 1990 war das in nächtlicher Heimarbeit weiterentwickelte Computerprogramm zur Berechnung und Vorhersage von Fußballspielen, anlässlich der Weltmeisterschaft, so weit, um zu einem ersten Test zum Einsatz zu kommen. Trotz des einzigen unerwünschten Turnierausganges, dem Sieg der deutschen Mannschaft, ergab sich ein Gewinn von 2000 DM.
Also Kündigung und Fußballwetten als Geschäft. Die zahlreichen mathematischen Methoden, die er unterwegs entwickelt hat, die Algorithmen, die den Fußball „berechenbar“ machen, stellt er uns gerne in dem Buch vor. Alles wird aber spielerisch, spannend, lustig und selbstironisch erzählt.
Es ist das spannende Leben eines doch recht ungewöhnlichen Menschen, was uns dieser mit seinen eigenen Worten erzählt. Dass man unterwegs ab und zu außer zum Schmunzeln auch noch zum Nachdenken gezwungen wird, nimmt man als Leser kaum wahr. Man wird an der Hand genommen und fühlt sich stets treu und sicher begleitet.
Der Erzählstil ist so frei und offen, dass man beinahe sagen möchte, dass man geneigt ist, den Menschen zu mögen.