Synonym – im anderen Sinne
In den ersten Jahren, als ich meine realen Wetten machte, habe ich wie folgt gearbeitet: Das Wochenende lief immer so ab, dass ich die Wetten irgendwann platzierte, meist bis Freitag Mittag. Dann am Wochenende wartete ich die Ergebnisse ab, wenn Sie wollen auch durchaus gespannt. Diese wurden dann erfasst und alle Abrechnungen gemacht. Meine Software wuchs und wuchs. Inzwischen hat mein Computer das alles automatisiert durchgeführt. Er konnte alle Systemwetten korrekt abrechnen, ich hatte eine automatisierte Kontenverwaltung, also Einsätze und Auszahlungen wurden dem Konto abgezogen und gutgeschrieben. Ich hatte also nach Eingabe der Ergebnisse und Abrechnung der Wetten den neuen, aktuellen Kontostand bei jedem Buchmacher
Montags rief ich dann nach und nach alle Buchmacher an, bei denen ich gewettet hatte und der Kontostand wurde abgeglichen. Das musste einfach sein. Und sicher gab es manchmal Differenzen, mal zum Vorteil, mal zum Nachteil. Aber meist konnte der Fehler recht schnell gefunden werden.
Aber eines Montags, im Jahre 1992, rief ich bei Admiral Sportwetten an. Eine sehr freundliche Dame war am Telefon. Ich erfragte meinen Kontostand. Die Überraschung, die ich empfand bei dem gehörten Betrag, versuchte ich, so geschickt es ging zu verbergen. Der Kontostand war um 6000 DM zu hoch! Ich hatte nach meinen Berechnungen ca. 2000 DM gewonnen, nach den Berechnungen von Admiral also 8000 DM. Ich bat kurz um Aufklärung, wie der Betrag zustande gekommen wäre. Die Dame rekonstruierte meine Wette, las mir also die aufgezeichnete Wette vor. Dann las sie irgendwann vor „Austria hatten Sie auf Sieg“.
In diesem Augenblick ahnte ich, was passiert war, ich kannte ja auch aus der Erinnerung die Ergebnisse: Die Austria mag ja in Österreich immer die Wiener Austria gewesen sein, daher hatte bei Aufzeichnung der Wette, als ich den Namen „Austria“ sagte, derjenige automatisch „Austria Wien“ verstanden und eingegeben. Ich hatte aber „Austria Salzburg“ gemeint und vermutlich auch angesagt. Austria Wien hatte gewonnen, Austria Salzburg verloren.
Aber sollte ich mich jetzt beschweren? Ich hatte nur relativ kurz Gewissensbisse. Ich überlegte mir, was wohl passiert wäre, wenn meine Mannschaft gewonnen hätte und die Wiener Austria nicht? Dann hätte mein Kontostand auch einen Schock ausgelöst, aber einen negativen. Ob ich dann bei Anhörung der Aufzeichnung vom Band festgestellt hätte, dass ich mich tatsächlich falsch oder missverständlich ausgedrückt hatte?
Das hätte ja jetzt in diesem Fall auch so eintreten können. Man stelle sich vor: Ich reklamiere den Kontostand. Ich sage: „Nein, so viel kann es gar nicht sein. Da ist ein Fehler passier.“ Die Dame bittet mich, in einer Stunde wieder anzurufen, sie würde das Band raussuchen, um es mir dann vorspielen zu können. So geschähe es. Und nach einer Stunde, sie macht sich die ganze Mühe, stellen wir fest, dass ich tatsächlich den „Fehler“ gemacht hätte und versehentlich, aber deutlich hörbar, die Wiener Austria gespielt hatte.
Ich hätte den Leuten nur einen Haufen Arbeit gemacht, um anschließend feststellen zu dürfen, dass sie absolut fehlerfrei arbeiten und ich zu Recht 6000 DM mehr auf meinem Konto gehabt hätte. Da beruhigt sich doch automatisch das Gewissen.