Ein Kapitel darüber darf ja einfach nicht fehlen. Dabei muss die Frage, die Sie mir stellen wollen, nahe liegen, sich förmlich aufdrängen: „Sind Sie selber spielsüchtig?“ Bisher haben Sie es nur gedacht, aber immerhin: Man fragt es sich doch, man muss es sich einfach fragen. Aber Sie dürfen sogar auch mich fragen. In diesem Kapitel möchte ich einmal eine Ausnahme machen, und die praktischen Anteile meiner eigenen Spielsucht, meine Erlebnisse mit der Spielsucht Anderer und die philosophischen Aspekte gleichzeitig beleuchten.
- Allgemeine Erwägungen
Es ist ja fast das Schlüsselkapitel zum Thema „Spielen“. Man verbindet die Begriffe „Spielen“ und „Sucht“ beinahe zwangsläufig, fast automatisch. Und ich bin in einer Position, nicht nur von der Lebenserfahrung her, sondern auch durch die herausgebildete Weltanschauung, die das Spielen aber auch das Nachdenken mit sich bringt, wo ich auf keinen Fall mehr urteilen, geschweige denn Verurteilen möchte. Ich möchte lediglich verstehen. Wenn Sie es also auch assoziieren, kein Vorwurf, wer bin ich auch?
Alles Handeln, alles Denken hat seine Ursache. Man kann das auch erweitern auf die Tier-, gar auf die Pflanzenwelt. Es gibt für alles eine Ursache. Das Verstehen (siehe auch „Pauli-Leiter“) sollte immer angestrebt werden. Ich persönlich mache dabei allerdings auch die Unterscheidung, ob eine bestimmte Verhaltens- oder Denkweise mich direkt betrifft. Als anschaulichstes Beispiel sage ich dann immer: Wenn mir einer auf der Strasse sagen wir mal eine runterhaut oder mich ausrauben möchte, meinen Kindern etwas tun möchte, dann interessiert mich in diesem Moment und möglicherweise gar für eine längere Zeit nicht seine Motivation und die Ursache für sein Handeln. Jetzt geht’s erstmal um mich, meine Kinder. Ich muss mich schützen, retten oder alles tun, um ihn von dem Tun abzubringen und habe gar die Berechtigung dazu.
Dennoch bleibt es dabei: Man könnte auch dieses Handeln verstehen. Ich erhalte nur das Recht, ab und zu mal sagen zu dürfen: Ich könnte es verstehen, aber ich möchte es gar nicht verstehen.
Nun gut, zurück zur Ausgangslage: Der automatischen Verknüpfung der Begriffe „Spielen“ und „Sucht“. Dass man es also miteinander assoziiert hat seine Ursache. Reiner Zufall ist es nicht. Bei scharfem Nachdenken (könnte sogar sein, dass weniger scharfes Nachdenken ausreicht) werden Sie sicher feststellen, dass Sie eher jemanden kennen, der gespielt hat und dabei sich und möglicherweise seine Familie unglücklich gemacht hat, pleite gegangen ist, also irgendein tragisches oder zumindest trauriges Schicksal, als dass Sie einen erfolgreichen Spieler kennen. Das ist sogar eine Frage der Wahrscheinlichkeit. Es gibt die Menschen, die Verlierer, und es gibt sie auch meinetwegen recht zahlreich. Viele davon sind durch die Sucht pleite gegangen.
Selbst wenn es mit der Spielsucht nicht wesentlich anders als mit zahlreichen anderen Süchten ist: Man versucht, so gut es geht, sie zu verbergen. Es ist eine Form von Anomalie, die man auch in der Zeit durchaus selber so empfinden kann. Und man ist nicht unbedingt bestrebt, als verrückt oder zumindest unnormal eingestuft zu werden. Dennoch kommt es häufig genug eines Tages heraus, fast unvermeidlich. Es gibt aber selbstverständlich auf den positiven Aspekt der Sucht, den man in dem Moment empfindet, wo man sie befriedigt. In der Theorie heißt es, dass die Momente des Genusses und der Befriedigung aber gegenüber dem Aufwand und dem bereits angerichteten Schaden immer kleiner werden. Und auch das sicher nicht völlig zu Unrecht.
Ich möchte jetzt auch nicht unbedingt andere Suchtformen oder andere Süchte untersuchen. Es gibt immer eine Verwandtschaft und auch eine öffentlich Einstellung dazu. Die Zigarettensucht wird eher verharmlost, die Alkoholsucht eher etwas übertrieben (jeder, der ein Bier täglich trinkt, ist Alkoholiker. Dann bin ich schwerer Alkoholiker, einverstanden; wie kommt das nur, dass man stets die eigenen Süchte verharmlost?). Aber bleiben wir mal bei der Spielsucht.
Was das Spielen zunächst bietet, ist scheinbare Erlebnisvielfalt, Erlebnisreichtum. Vor allem, wer einmal in den(zweifelhaften) Genuss kam, durch reines Glück (im Spiel) einen größeren, seinen bisherigen Rahmen sprengenden, Betrag zu gewinnen, ist ein potenzieller Kandidat. Mit diesem Rahmen meine ich, wenn jemand beispielsweise im Monat 2500 Euro verdient, dann wären 1000 Euro schon sehr viel. Weil man das Monatsgehalt automatisch auf einen Tag überträgt und die 1000 dann einfach weit darüber liegen. Noch dazu war es nicht nur unterhaltsam und spannend sondern sogar sehr einfach. Schöner geht es praktisch nicht. Erlebnisreichtum und Glücksgefühle. Klar, dass es das Potential mit sich bringt, diese Erlebnisse wiederholen zu wollen.
Es gibt eine weitere Eigenschaft, die dieses Verhalten und Empfinden noch befeuert. Das ist bedauerlicherweise eine sehr weit verbreitete Eigenschaft, und seit ich den Begriff nur einmal gehört habe, findet er bei mir fast täglich Verwendung, gerade und vor allem Berufs bedingt. Der Begriff lautet: Judging by results. Urteilen anhand des Ergebnisses. Man erzielt oder beobachtet also irgendein Ergebnis und beurteilt die Entscheidung, die zu dem Ergebnis geführt hat, als Ausschlag gebend. Dabei ist es, eben gerade in meinem Geschäft, aber vor allem bei meiner allgemeinen Weltanschauung, die das Denken in Wahrscheinlichkeiten beinhaltet, absolut nicht der Fall. Es mag sein, dass, wenn man gezwungen ist, ein Urteil abzugeben, am schlauesten dieses Urteil ausspricht. Aber tatsächlich verhält es sich, zumindest mehr als häufig, anders, wie ich gleich aufzeigen möchte.
Ich möchte dieses Phänomen doch noch mit einem Beispiel untermauern: Deutschland – England, Viertelfinalspiel um die Fußballweltmeisterschaft 1970, England führt 2:0, der englische Trainer Sir Alf Ramsey wechselt zwei seiner besten Spieler aus (Bobby Charlton und — wer war der Andere?), Deutschland gewinnt das Spiel noch mit 3:2 nach Verlängerung. In England ist man nach wie vor der Meinung, dass England verloren hat, weil die beiden Spieler ausgetauscht wurden. Aber niemand weiß, was passiert wäre, wenn sie nicht ausgetauscht worden wären. Vielleicht hat er die Chancen für England sogar verbessert durch den Austausch und trotzdem hat England verloren. Sagen wir mal, die Wahrscheinlichkeit in der 60.Minute beim Stande von 2:0 wäre bei 90%, dass England weiterkommt. Durch die Auswechslung hat der Trainer die Chance auf 92% erhöht. Aber dennoch kam die kleinere Chance, die mit 8%. Das wäre absolut nichts Ungewöhnliches, passiert täglich und das noch dazu vielfach. Aber es gibt keinen anderen Anhaltspunkt, also nimmt man diesen. So werden tagtäglich auch Fußballspiele beurteilt, nur, weil man das Ergebnis kennt: „Der Sieg war verdient, weil die andere Mannschaft ihre Chancen nicht genutzt hat.“ Ein lächerliches Urteil, aber so wird geurteilt. Die wahre Chancenverteilung wird niemals erwogen. Es gibt ein Ergebnis, man sucht die Erklärung oder auch Rechtfertigung dafür. Fertig ist das Urteil, „judged by result.“
Bevor ich jetzt die Auswirkung einer solchen Urteilsfindung für die Spielsucht untersuche, wollte ich aber noch auf die Menschlichkeit und die Natürlichkeit dieser Reaktion (Stichwort: Verstehen) hinweisen. In der Natur hat es sich als sinnvoll und für die jeweilige Arterhaltung als nützlich erwiesen, so zu handeln. Gerade in der Tierwelt ist es fast verpflichtend, das zu tun. Die Zusammenhänge breitflächiger zu verstehen erübrigt sich wohl, auch wenn ich dabei ein wenig überheblich klingen mag, als Mensch. Ich bin nun (auch) kein Verhaltensforscher, aber nach meiner Einschätzung gibt es wirklich den einen, sofort einleuchtenden Hauptgrund, warum das so ist: Zahlreiche Erfahrungen kann man wirklich nur einmal machen. Das trifft sowohl in der Tierwelt, als auch bei den Menschen zu (es erübrigt sich eigentlich eine Fallunterscheidung). Wenn in einer Herde das Leittier in einen Fluss geht, um durch zu schwimmen, dann ist es verpflichtend für jedes andere Tier, das Gleiche zu tun. Das Leittier ist nicht zufällig ausgewählt, hat seine Erfahrungswerte, keiner weiß es besser, also folgen. So hat sich im Prinzip das ganze Leben durchgesetzt, entwickelt. Wenn ein Tier stehen bleiben sollte, wird es höchstwahrscheinlich verenden. Diese Erfahrung hat es dann nur einmal gemacht und kann es auch nur einmal machen.
Dass es in unserer komplexer werdenden Welt und auch mit den komplexer werdenden, also sich anpassenden Gehirnen, möglich ist, diese gleichzeitig auszutricksen, ist auch kein reiner Zufall. Die Erfahrungen auf diesen Gebieten reichen einfach nicht aus. Noch dazu besteht ja der Trick von einigen (Anbietern von Spielen) darin, sich die mangelhafte Anpassung gepaart mit der (Neu-)gier nutzbar zu machen: Es werden Köder ausgelegt. Ein Köder besteht darin, mit viel Geld zu wedeln. Geld alleine ist ja schon eine neuzeitliche Entwicklung (ethnologisch gesehen, so wie eigentlich der Mensch selber auch) und eine Art von Perversion. Aber dass Reichtum verlockend klingt, ist einfach die Triebfeder unseres gesamten Wirtschaftssystems, welches sich da Kapitalismus nennt. Folge und Ursache zugleich ist, dass man angehalten wird, nach diesem (Reichtum) zu streben. Die Gier existiert demnach sowieso, systemimmanent, die Neugier bezieht sich dabei auf den Reiz des Glücksspiels. Wie wird das Spiel jetzt ausgehen? Gewinne ich oder verliere ich? Ach, gewonnen, gleich noch mal. Der andere Köder ist natürlich, dass jeder Veranstalter sich bemüht, irgendeinen, gar möglichst viele, Gewinner zu präsentieren. Das ist das leuchtende Vorbild. Es gibt ihn wirklich, den Menschen, der die 6 Richtigen hatte, hier ist er. Es ist ganz einfach, Sie können es auch schaffen.
Und selbst wenn dann alle Menschen, die bei ihrem ersten Auftritt, ihrer ersten Begegnung mit einem Glücksspiel (allgemeiner Geldspiel) verlieren, aussortiert würden und „nie mehr spielen, nicht um Geld“ würden, gemäß der oben beschriebenen Verhaltensvorschrift, würden noch genügend übrig bleiben, die allesamt die Süße des Gewinnens und derartige, einfach erhaltene, Glücksgefühle zumindest einmal hatten und diese dann logischerweise genauso wiederholen möchten. Ich hatte Erfolg, ich muss es wieder tun. Judging by results. Ich hatte ein Erfolgserlebnis, ich bekomme es wieder.
Der gesamte Aberglaube ist eigentlich eine Folge dieses ursprünglichen Gedankens. Was Erfolg bringt, muss man wieder tun. Generationen, noch lange bevor es Menschen gab, haben mit diesem Prinzip überlebt. Wenn Udo Lattek mit seinem berühmten blauen Pullover ein Spiel gewonnen hat, zieht er ihn selbstverständlich nächste Woche wieder an. Es gibt sozusagen keine anderen Kriterien, und vor allem gibt es keinen Hinderungsgrund. Wenn ich mit einem bestimmten Stift eine Schachpartie niedergeschrieben habe (es gibt die Notationspflicht) und ich gewinne sie, dann nehme ich einfach (kann es gar fast unbemerkt tun) am nächsten Tag, zur nächsten Partie den gleichen Stift. Ich und abergläubisch? Son Quatsch.
Wenn ich es aber nun ein bisschen konkreter untersuchen darf: Das Verhalten mag zwar vordergründig logisch erscheinen. Es ist es aber nicht unbedingt. Wenn wir das ganze auf das Spielen übertragen, dann erhalten wir teilweise komplett andere Ergebnisse. Ich gebe mal hier exemplarisch eine Überlegung wieder, aus einer Backgammonpartie: „Du hast mich jetzt schon zwei Mal abgeschossen, als ich dir den Schuss auf der 5 gelassen habe. Anscheinend bist du gut mit 5en. Diesmal lasse ich dir die 6, obwohl der Zug eigentlich falsch ist.“ So oder ähnliche können dann einfach falsche Entscheidungen ausfallen, die nur aufgrund einiger weniger Beobachtungen abgeleitet werden. Dass das in der Summe nachher zu schlecht(er)en Ergebnissen beim Spielen führen kann, scheint mir offensichtlich.
Genauso ist das allgemeine Nachjagen nach diesen, doch dann wahrscheinlich immer spärlicher werdenden, Glücksempfindungen Haupt Ausschlag gebend für die Spielsucht: „Vielleicht habe ich heute meinen Glückstag. Ich muss es wenigstens probieren.“ Der Teufelskreis, der dann davon ausgelöst wird, verdient kaum noch Erwähnung. Es ist nicht aufzuhalten. Häufig genug lässt ja dann die Erlebnisvielfalt im realen Leben auch noch weiter nach, dadurch, dass Beziehungen kaputt gehen etc. Man jagt dem längst verlorenen Geld und den Glücksgefühlen beim Spielen nach. Und tatsächlich passiert es ja hin und wieder, dass man doch wieder einen Tag gewinnt. Das erhält dann die Sucht zusätzlich. In Wahrheit ist es so, dass den wirklich spielsüchtigen dann schon das Rollen der Roulettekugel, im übertragenen Sinne, in Aufregung versetzt und er alles andere um sich herum vergisst. Warum sollte nicht gerade jetzt meine Zahl kommen?
- Meine Spielsucht
Für mich war das Spielen von Kindheit an ja der Wegbegleiter schlechthin. Ich hatte immer das eine Spiel, was ich gerade so intensiv gespielt habe, dass alles andere auf der Welt an Bedeutung verlor. Als ich das Schach dann kennen- und erlernte, was wohl nicht ganz zufällig in den Zeitraum der Trennung meiner Eltern geschah, hatte diese Form der Suchtanfälligkeit endlich den, nach meiner Vorstellung zu der Zeit, richtigen Kanal. Ich stürzte mich hinein in das Spiel. Alles andere hatte beinahe gar keine Bedeutung mehr (Vladimir Nabokov lesen; Lushins Verteidigung, um das nachzulesen und -empfinden), zumindest für eine ganze Weile. Das hat dann auch zur Folge, dass man tatsächlich auch in der Nacht tanzende Figuren vor seinen Augen sieht, permanent irgendeine Schachstellung, die noch dazu völlig sinnlos ist, berechnet, eine neue Stellung konstruiert und immer weiter so, es kann tatsächlich den Schlaf rauben. Und bis heute werde ich das nicht ganz los, gerade was das Schachspiel betrifft. Es kann wieder kommen, kann sogar heute, wenn ich nicht mit Schach beschäftigt bin oder fast gar nicht mehr spiele, passieren.
Auch diese Form der Sucht ist alles andere als harmlos. Weil zum Beispiel Beziehungen gar nicht so leicht zu führen sind, wenn der Partner spürt, dass man eigentlich mit etwas anderem beschäftigt ist, und zwar beinahe durchgehend. Darüber hinaus ist es dann so, wenn man im Geiste an etwas arbeitet, was letzten Endes gar keinen Verdienst einbringt, dass man ja dennoch von irgendetwas leben muss. Also kann das auch dem Broterwerb im Wege stehen. Ich musste da beizeiten gegensteuern und es ist mir auch, zumindest in dieser Beziehung, einigermaßen gelungen.
Dennoch haben Sie ja sicherlich nicht alleine das mit Ihrer Frage gemeint. Damit habe ich zunächst meine eigene Anfälligkeit für diese (vielleicht jegliche) Form der Sucht aufgezeigt. Es gibt nur noch die eine Sache, die einen beschäftigt. Das ist bereits Sucht.
Die Spielsucht wird im Allgemeinen mit Geldspielen in Verbindung gebracht. Und selbstverständlich habe ich auch da diese Affinität, die Gefahr besteht. Auch dazu gibt es etliche Beispiele und Erlebnisse, mit denen ich das belegen kann (und freiwillig tue; Stichwort „Geheimhaltung“).
Im Jahre 1986 hatte ich meinen „Soliditätsanfall“. Meine damalige Freundin, Ilona, hatte vielleicht auch einen kleinen Teil dazu beigetragen. Oder war es nur das fortschreitende Alter? Im Backgammon, was damals meinen wesentlichen Gelderwerb darstellte, gab es ein paar Begebenheiten, die mir das Spielen auch verleidet haben (siehe Kapitel „“). Auch das Black Jack war, zumindest für mein eingeschränktes Budget, nicht ausreichend zum Geld verdienen geeignet (man brauchte ein Budget, wie mir auch mein Computer bestätigte, von etwa 25000 DM; und die hatte ich nicht). Ich habe also meine Umschulungsmaßnahme begonnen, auch auf meinem Spezialgebiet, dem Programmieren. Ich würde mich später, nach einem Jahr, EDV-Fachmann Wirtschaft nennen dürfen, wenn alles gut geht.
Es waren noch ein paar Wochen bis zum Ausbildungsbeginn. Es war Sommer. Ich wollte mit meiner Freundin also eine Reise machen. 3000 DM hatte ich auch so in etwa, das reichte für eine schöne Urlaubsreise. Und als Spielbudget brauchte ich das Geld ja bald nicht mehr. Die Ausbildung war finanziert, Unterkunft hatte ich (wieder) bei meinem Vater, der natürlich auch hoch erfreut war.
Wir mieteten uns ein Auto und brachen auf Richtung Südtirol. Eine herrliche Nacht in einem malerischen Hotel in Meran. Dann weiter, ein Stückchen südlich. Wir hielten an einem wirklich herrlichen Sonnentag bei einem Freibad. Dort genossen wir ein paar Stunden Sonne und Schwimmen, in solidem Gleichgewicht. Aber irgendwie war mir nach einer Weile total langweilig, öde und fad. Das war nicht mein Leben. Etwas fehlte mir. Ich versuchte mich noch an einem Kreuzworträtsel. Nichts, Langweilig, öde und fad. Nun wollte ich meiner Freundin (sicher auch mir selber) das nicht eingestehen. Mein heimtückischer Plan: Ich lotse sie ins Auto zurück. Ich verspreche ihr eine Reise in ein Traumurlaubsziel. Venedig sehen und dann sterben, oder wie hieß das?
Meine Hinterlist dabei: Ich wusste, dass es in Venedig ein Spielcasino gibt. Und ich wollte sie möglichst unauffällig dorthin führen. Wir erreichten tatsächlich am Abend Venedig. Wir erreichten auch das Spielcasino. Allerdings war die Urlaubsstimmung alsbald dahin, nämlich da, als sie meinen Plan durchschaute. Nachdem die Stimmung – war auch noch mein Geld verloren. Nicht viel, nur ein paar Hundert. Ich kam aber nicht mal an den Black Jack Tisch und habe ein bisschen Roulette gespielt. Hauptsache spielen eben.
Wir reisten noch am selben Abend ab. Kein romantisches Abendessen, keine Übernachtung. Ich fuhr die Nacht durch, zurück nach Südtirol. Genauer gesagt nach Klausen. Denn da war ja das alljährliche Schachturnier… Weiter spielen, im Notfall auch Schach.
- Begegnungen mit der Spielsucht anderer