1) Eine Live Wette
Marcel Reif, der König der Reporter, hat dich den Leckerbissen Schalke gegen Dortmund als Livespiel natürlich nicht nehmen lassen. Für ein paar Minuten anfangs de Spiels gelingt es ihm sogar, dem Zuschauer vorzugaukeln, dass er für heute einmal Freude an dem Spiel haben könnte und bereit wäre, diese dem Zuschauer zu vermitteln. Wie gesagt, für ein paar Minuten. Sehr bald verfällt er wieder in den gewohnten alten Tonfall des ständig Belehrenden, dabei durchgehend Unzufriedenen.
Das Spiel selbst begann ausgesprochen lebhaft. Chancen hüben wie drüben, Schalke hatte gegen Reviernachbarn und Erzfeind durchaus etwas vor, während es Dortmund vielleicht unter dem Eindruck und als Folge des mittwöchlichen Sieges gegen die Bayern, damit den Titel so gut wie absichernd, eventuell doch ein ganz klein wenig ruhiger angehen ließ. So ging Schalke in Führung, mit dem 1:0 durch Farfan, bei welchem man weder die Chance bekam, sich zu freuen, geschweige denn, sich ein eigenes Bild davon zu machen, ob gelungen oder schön, spektakulär oder unkonventionell, ein Zufallstreffer oder ein toller Schuss, nein, quasi bevor der Ball einschlägt belehrt einen Marcel Reif, dass „Kagawa da den Kopf einzieht“, wie er gesehen zu haben meint. Nun, sensationell und Reisenkompliment an diesen Dämlichquatscher, dass er tatsächlich bereits während des Schusses, der wirklich nicht gerade lahm war, den im Wege stehenden Dortmunder erkannt hat. Schande über ihn – und das ist wirklich die milde Form – nichts von dem eingefangen zu haben, was uns Zuschauern die Freude bereiten könnte, dabei bitte stets an den neutralen Zuschauer denken, der einfach so Fußball schauen möchte, von den Besten der Besten in Deutschland ausgeübt und vorgetragen, in einem wahren Spitzenspiel. Noch mehr Schande über ihn, dem Zuschauer bereits während des Einschlages auf eine Fehlleistung aufmerksam zu machen, während dieser vielleicht zum Freudenschrei bereit gewesen wäre, einfach deshalb, weil das Runde nun einmal in das Eckige gehört und es nichts Schöneres gibt, wenn man Fußball schaut. Maximale Schande über ihn, dass sich das Erkennen der Fehlleistung durch nichts bestätigen ließ, im Gegenteil, ihn eigentlich im Dauerregen ließe, wenn er denn ein Fünkchen Anstand hätte, und ihn zum Schweigen verurteilen sollte.
Kagawa hat den Kopf nicht eingezogen, nein, er hat den Kopf in den wirklich sehr harten Schuss reingehalten. Er hat sogar eine Richtungsänderung geplant, hat in diesem Tempo die Gefahr erkannt, hat versucht, den Schuss am eigenen Tor vorbeizulenken und ihn möglichst weder ins eigene Netz zu befördern, noch ihn etwa als perfekte Quervorlage für einen anderen Angreifer werden zu lassen. Das alles in diesem unfassbaren Tempo, wo man wirklich mit Bruchteilen von Sekunden beinahe schon übertreibt, dass einem, wenn man es ganz ehrlich betrachtet, nur den Mund offen stehen lassen dürfte, aber zeitgleich das Ohrenschlackern nicht vergessen bitte! Dass der Ball doch den Weg ins eigene Netz fand, war nichts anderes als Pech, was aber weder an der Schussleistung noch an der Abwehrleistung auch nur das leiseste Bisschen eines Zweifels oder Makels haften ließe. Sicher konnte Marcel Reif nicht anders, als ein wenig zu korrigieren. „Nein, er hat den Kopf nicht eingezogen.“ Das war es, damit hat er die Schuld lange nicht von ihm genommen und seine eigene Fehlleistung nur rudimentär eingestanden.
Dortmund machte danach, was sie sonst auch immer tun: angreifen, schnell spielen, gut spielen, alles rausholen, rennen, laufen, aber stets den Überblick behalten, in etwa auf dem Niveau, welches sie an die Tabellenspitze befördert hat. Der Ausgleichstreffer war sensationell, dennoch in gewisser Weise ein Glücksschuss. Nun, warum sollte man es ihnen nicht gönnen? Schalke war in dem gesamten Spiel gut, sehr gut, eigentlich die leicht bessere Mannschaft, aber auch das wäre keineswegs eine Sensation, denn als Tabellendritter im Heimspiel gegen den Tabellenersten könnte man durchaus sogar Favorit sein, von Hause aus, selbst wenn dies am Wettmarkt nicht der Fall war.
Nach dem das 1:1 gefallen war und das Spiel so lebhaft blieb wie es angefangen hatte, kam das „Wettangebot“ von Marcel Reif. Er sonderte dies hier ab: „Ich wette mit Ihnen, dass in diesem Spiel noch etwas passiert.“ Gestehen wir ihm zu, dass er mit „etwas passieren“ ein weiteres Tor meinte. Er war bereit dazu, zu wetten, das hört sich doch jedenfalls schon mal gut an? Wo waren die Rufnummern eingeblendet, über welche man auf diesen Wettvorschlag eingehen konnte? Was sollte der Vorschlag, „ich wette mit Ihnen…“, wenn man darauf nicht eingehen kann? Und überhaupt ist diese Phrase so hohl, wie sie nur sein kann (in etwa also, wie es bei ihm im gesamten Bereich zwischen Haaransatz und Kinn aussehen muss), aber man hört so etwas im Alltag natürlich auch ab und an mal.
Hier darf man doch einmal etwas näher darauf eingehen? Am Wettmarkt werden ständig und auf zahlreiche unterschiedliche Ereignisse Quoten angeboten. Vor allem setzt sich diese Art des Wettens mehr und mehr in der Form durch, es auf laufende Spiele zu tun. Man kann also wirklich live wetten. Hier müsste man bei betfair auf die Option „Nächstes Tor“ klicken und dort bei „Kein Tor mehr“ auf „Lay“. In dem Moment, wo man eine Quote bezahlt dafür, dass kein Tor mehr fällt, wettet man selbst darauf, dass noch eines fällt.
Hier, Herr Reif, sollten Sie sich bitte zunächst informieren. Denn diese Art des Orakelns funktioniert nur über eine Quote und eine tatsächliche Wette. Wenn sie also wetten wollen, dann bedeutet es umgangssprachlich, dass Sie 10 Euro gegen 10 Euro wetten wollen. Und dies wäre glatter Wettbetrug. Es handelt sich eigentlich bei fast jeder Wette um eine Verhältniswette, die dann einen Sinn ergibt, wenn man sich über eine Quote einig wird, und dann noch über einen Wettbetrag. Dies alles leistet die Wettbörse betfair (natürlich kann man auch woanders wetten und findet ähnliche Angebote). Haben Sie, Herr Reif, sich je darüber informiert? Wissen Sie eigentlich, was eine Quote ist, wissen Sie, wie der Wettmarkt funktioniert?
Von nichts ne Ahnung, aber so einen Unsinn labern. „Ich wette mit Ihnen…“. Ja, ich wette auch mit Ihnen. Zahlen Sie mir aber bitte 10-faches Geld, dann haben wir nämlich unseren Spaß und es ist ein faires Angebot. Die Quote zu dem Zeitpunkt (der Ausgleich fiel in der 18. Minute) muss in etwa bei 1.14 gelegen haben auf das Ereignis „es fällt noch ein Tor“. Man müsste also am Markt etwa 7-faches Geld bezahlen für seine Aussage, insofern wäre 10-fach zu viel, man hätte also als Wetter darauf eine gute Wette. Nur würde er, sofern man ihm dies unter die Nase reiben würde, kaum mehr als ein Stottern herausbringen. „Das habe ich ja gar nicht gewusst.“ oder „das verstehe ich nicht.“ oder wenigstens „Nein, war nur Spaß, ich wette doch nicht“, was man dann getrost ergänzen kann mit „ich laber nur Müll und dabei bleibt es.“ Da krieg ich nämlich n Haufen Kohle für, dass ich so vielen Abonnenten ihren Spaß verleide, dass ja keine neuen hinzukommen.
In Wahrheit hat er sich die Seite ausgesucht, die mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreffen wird. Der Wettmarkt sieht die Chance in der Größenordnung von 85%, dass noch ein Tor fallen wird. Da wird das Orakeln ehr immer peinlich, wenn man das Eintreffen derart hoher Chancen vorhersagen möchte. Zumal sich die meisten Sprecher am liebsten auf die 100% Chancen konzentrieren, um dann noch ein paar kleinere Lorbeeren zu ernten. Also in etwa, wenn die Nachspielzeit beginnt, auf eine Minute bemessen, und man dann orakelt, dass „da nichts mehr anbrennen wird.“
2) „zu kompliziert“
Im Spiel Gladbach gegen Köln, was ein fast ebenso brisantes Derby war wie jenes zwischen Schalke und Dortmund, und welches ebenso hochklassig war, da Gladbach wieder mit alter Stärke auftrumpfte, und Köln durchaus über eine gute Weile mithalten konnte, kam es einmal zu einer blitzschnellen Aktion, mit einer Serie Gladbacher Direktpässe, mit welchen man beinahe in den Strafraum eindrang, aber der letzte Ball wurde abgefangen. An der Reaktion der Zuschauer spürt man die Klasse dieser Aktion, da sie nämlich von einem „Ah“ und „Oh“ begleitet wird. Das mögen die Fans und so geht es, eine gegnerische Abwehr auszuspielen. Selbst wenn es nicht zum Torabschluss kam, so war es definitiv eine Aktion, an der man Freude hätte als Freund des Fußballs.
Nun, dies war wohl bereits die entscheidende Einschränkung: als „Freund des Fußballs“. Denn derartige Menschen pflegt man bei Sky, nicht hinter die Mikrofone zu setzen. Sie haben keine Freude am Fußball geschweige denn denken sie daran, dass dies das einzige sein könnte, was einen zu einem guten Journalisten macht: dem Zuschauer die Story zu vermitteln, egal, ob man sie selbst als solche empfindet. Nun, eine Berufsehre gibt es bei diesen Sprechblasen nicht und auch keine Verantwortung gegenüber dem Arbeitgeber und dem Zuschauer. Das ist ja alles längst und wohl bekannt. Wie man dennoch zu der Einteilung dieser Herren für diesen Job kam, bleibt das größte Rätsel.
Der Sprecher hatte nämlich die folgende Belehrung parat: „zu kompliziert“. So wird das nichts, meint er, am Ergebnis abgelesen, denn aus diesem Angriff wurde ja kein Tor. Jedoch wäre aus jeder anderen Art des Angriffsvortrages vermutlich auch kein Tor geworden und er hätte irgendeine alternative Belehrung gehabt, wie man es machen müsste, aber vor allem, wie man es nicht machen darf, weil es nämlich eh nichts würde. Für den ganz seltenen Fall, dass ein Angriff aber doch einmal mit einem erfolgreichen Abschluss endet, wird der Spieß ganz kurzerhand umgedreht. Alle vorherigen Belehrungen, welche die Spieler bisher einfach nicht annehmen wollten, es aber nun vielleicht doch getan hätten, wären auf der Stelle vergessen und der „kollektive Tiefschlaf der Hintermannschaft“ hätte das Tor ermöglicht.
Sprich also: Gladbach hätte nun versehentlich nicht zu kompliziert gespielt, der letzte Ball wäre doch beim Angreifer gelandet, dieser hätte ich kurz angenommen und ihn dann mit perfektem Schuss versenkt, dann wäre unter keinen Umständen die Erkenntnis gekommen, dass es „so gemacht wird“, da sie ja anscheinend die Chance hatten, es „zu kompliziert“ zu machen, wonach es nichts wird, oder es eben doch richtig zu machen, wonach es ja logischerweise etwas werden könnte, nein, nichts davon. „Sträflich frei“ hätte der das Tor erzielende gestanden, „überhaupt nicht aufgepasst“ hätte der Gegenspieler, der den letzten Pass zugelassen hatte und „eine Mitschuld den Torhüter getroffen“, da er nämlich so einen Schuss eigentlich halten müsste, wenn er nicht vorher schon in der falschen Position gestanden hätte.
Es ist ein derartiges Trauerspiel, dies mit anzuhören, dass einem eigentlich nur die Tränen kommen können. Es ist die höchste Spielklasse in Deutschland und Deutschland ist in Europa mit dabei, mit der Nationalelf sogar häufig ganz vorne, aber der Fußball, der hier geboten wird, ist ein reines Sammelsurium an Unzulänglichkeiten, wie uns suggeriert wird? Und damit will man Kunden werben? Dafür gibt man 620 Millionen Euro aus, um auch in den nächsten Jahren diese Rechte zu bekommen, dieses weit unter Schnitt liegende Mittelmaß zu präsentieren und darauf nach Herzenslust und eigenem Gutdünken herumhacken zu können, damit auch ja keiner zuhört? Wie der Marktschreier, der nicht nur kleine, nicht einmal wohl schmeckende Eier hat, sich aber mitten auf den Markt stellt und seine Ware als minderwertig anpreist? Wen möchte er damit ködern?
3) Die technischen Fähigkeiten
Eine absolut unfassbare Unverschämtheit erlaubte sich wieder einmal der König höchstpersönlich, Marcel Reif nämlich, als er in der Partie Bayern gegen Real – alle Leckerbissen gehen an ihn, chapeau für Sky, ihn immer dann einzusetzen, wenn es Neukunden zu gewinnen gäbe, denn diesen Effekt gilt es tunlichst, zu vermeiden — nach 20 Sekunden einen langen Ball von Luiz Gustavo, der den Mitspieler nicht erreichte so kommentierte: „Dafür reichen die technischen Fähigkeiten des Luiz Gustavo nicht aus.“
Es gibt übrigens eine mittlerweile längst bewährte Methode, wie man mit diesen Tiefschlägen umgeht, und der Tipp geht an jeden, der sein Abo noch nicht gekündigt hat: Punching Ball rausholen, Gesicht aufkleben, und immer feste druff. Das erleichtert ungemein. Die Gefahr ist allein darin zu sehen, dass man eines Tages diesem Menschen leibhaftig gegenüber steht. Dann sollte man ihn nach Möglichkeit nicht plötzlich mit dem Punching Ball verwechseln…
Was erlaube Reif? Ein Henker hat vermutlich weit mehr Nachsicht mit seinem Opfer als er. Es ist Champions League, es ist Halbfinale, das Spiel hat gerade begonnen, noch weiß keiner, wo er steht, wie der Gegner eingestellt, wie man selbst drauf ist, wie das Publikum reagiert. Es wäre nur menschlich und weit mehr als völlig normal, wenn man den ersten riskanten Ball nicht gleich perfekt trifft. Natürlich möchte man es auch nicht, auch nicht diesen einen einzigen Fehlpass spielen, nur hat man sich für das Risiko entschieden, es kann sein, dass man dem Gegner Eindruck macht, dass man mit einer gelungenen Aktion sofort Selbstvertrauen tankt, dass man womöglich gar mit dem gekonnten Flügelwechsel eine Toraktion einleitet, vielleicht mit Abschluss, und im Träume sogar mit einem erfolgreichen. Kann man denn da einem Spieler nicht zugestehen, dass der Ball bei diesem ersten Versuch nicht ankommt?
Herr (Un-)Reif kann nicht. Nur ist es mit Unnachsichtigkeit noch längst nicht getan. Wenn man nun sagen würde (als gequälter Zuschauer zu hören bekäme), dass es ein ganz schwacher Ball war oder, dass man doch nicht gleich einen Fehlpass spielen muss, in der 1. Minute oder, dass es ein Fehler war, den Ball zu versuchen, weil er zu schwierig war oder was auch immer, es aber zumindest bei einer (noch immer weitaus unangebrachten) Kritik an dieser einen Aktion belassen würde. Nein, es muss gleich der ganze Spieler sein Fett weg bekommen und nicht gerade wenig davon, vor allem aber unberechtigt, fatal falsch, irrig, idiotisch, hirnrissig.
Luiz Gustavo hat – so wie jeder andere dort unten auf dem Platz und jeder andere im Dress der Bayern – herausragende technische Fähigkeiten. Dies ist ein Fakt. Es würde niemals vorkommen, dass ein Spieler ausgewählt, dessen technische Fähigkeiten erkennbar abfallen, selbst wenn es unterschiedliche Spielertypen gibt und diese auch, teilweise bewusst, bei Spitzenteams ausgewählt und aufgestellt werden. Es wird sicher immer den Balleroberer, den Manndecker, den Spielgestalter und den Torjäger geben, es wird das Kampfschwein geben und den Mozart, den langen Lulatsch, der die Kopfbälle hinten rausbefördert oder jener, der sie vorne versenkt. Aber eins wird garantiert im heutigen Fußball immer als Grundvoraussetzung gelten, speziell bei den Topteams: die technischen Fähigkeiten müssen herausragend sein, sonst fände man mit Sicherheit einen, der alle anderen Fähigkeiten und Eigenschaften mitbrächte, und zugleich die technische Befähigung.
Luiz Gustavo hat übrigens im Verlaufe des Spiels, der erhöhten Aufmerksamkeit des Autoren zu verdanken, die durch diesen schändlichen Satz ausgelöst wurde, diese herausragenden Fähigkeiten bewiesen, wie übrigens alle anderen Spieler des FC Bayern auch, die ein phantastisches Spiel abgeliefert haben. Eine Entschuldigung an ihn kam zu keinem einzigen Zeitpunkt, was nun wirklich das Mindeste gewesen wäre, obwohl es keinerlei Neigung gibt, ihm, dem Chefreporter, diese fürchterliche Entgleisung nachzusehen. Abgesehen davon bleibt immer die Frage im Raum: wer soll da zuschauen und dieses Gequassel mit anhören? Womit meint man, die Zuschauer zu fesseln, zu faszinieren, zu begeistern? Mit derartigen Aussagen vielleicht? Das nennt man bekanntlich einen „Schuss in den Ofen“.
Einen weiteren überaus peinlichen Satz musste man übrigens auch noch mit anhören (und hier nun nachlesen, im Gegensatz zu den vielen aufgesparten Dummheiten und Peinlichkeiten, die nicht erwähnt werden). Nach ein paar Minuten wurde Trainer Heynckes eingeblendet an der Seitenlinie. Marcel Reif fühlte sich bemüßigt, etwas ihn einbeziehend zu sagen. Dabei kam dieses heraus:
„Einen Sieg zu Null verlangt er von seiner Mannschaft, nicht mehr, aber auch nicht weniger.“
Ganz sicher ist, dass er gar nichts verlangt hat von seiner Mannschaft und schon gar kein bestimmtes Endergebnis. Er versteht nämlich, im Gegensatz zu dem Labersack, wie der Fußball funktioniert. Eines weiß er ganz sicher: Real Madrid hat seine größten Stärken in der Offensive. Und ziemlich sicher weiß er, dass es einen Schuss auf das bayerische Tor geben wird. Falls dieser nun präzise und hart genug ist – abgesehen von allen anderen Möglichkeiten des Einschlags –, so könnte es ein Gegentor geben. „Verlangen“, dass dies nicht passiert, wird er garantiert nicht.
Er wird versucht haben, sein Team so gut wie möglich einzustellen, und damit so viele eigene Chancen zu kreieren wie möglich, zugleich dem Gegner möglichst wenige gestatten. Sehen würde er am liebsten, dass sich sein Team gegen den als überlegen anerkannten Gegner – mehr Champions League Titel, Spitzenreiter in Spanien, der Liga, welche nun einmal die Nummer 1 in Europa ist und dessen Land sogar Welt- und Europameister ist; der Wettmarkt hat das auch so gesehen – auf Augenhöhe zeigen kann, dass man gut mithalten kann und dass man, selbst wenn das Ausscheiden eintreten sollte, welches man einkalkulieren muss, man mit sich und seiner Einstellung zufrieden sein kann, vielleicht auf das kleine bisschen ausgebliebene Glück verweisen kann, welches in dieser Szene das eine Tor hätte ergeben oder verhindern können, welches den Unterschied gemacht hat oder hätte. Das sind die Hoffnungen, Vorgaben und Erwartungen, möglichst kurz und knapp und möglichst authentisch zusammengefasst.
Einen Traum hatten alle, kollektiv, wie man vorab schon hören konnte: Am schönsten wäre ein Sieg ohne Gegentor. Ganz klar ist, dass Heynckes einen beliebigen Sieg sofort unterzeichnet hätte, wenn er nicht auch die Freude an dem Spiel Fußball hätte und so lieber ein Spiel sehen wollte, selbst wenn es denn verloren ginge.