Ein Pasch in 5 Würfen? Wer schafft das denn?
Die folgende kleine Geschichte ereignete sich bei einem Backgammonturnier 1986 in Berlin. Dort war ein Haufen der besten Spieler Deutschlands versammelt. Also gute Spieler, Profispieler und Möchtegern, aber auch eingestandene Hobbyspieler.
Am Abend nahm plötzlich Jürgen, ein allseits bekannter, langjähriger Zocker, einen Würfelbecher, in die Hand (ach, hat er ihn eigentlich je weggelegt?) und sagte „Hört mal zu Leute. Ihr wisst doch: Normal kommt alle 6 Wurf ein Pasch, ich mach in 5 Würfen einen Pasch, ihr könnt alle raufstellen, alles geht, ist egal jetzt, ich bin im Brand“ (das bedeutet: ich habe viel verloren, natürlich hat er das nur so gesagt, aber Jürgen konnte wirklich auch manchmal den Überblick verlieren und „brennen“).
Der Turniersaal war auch zu nächtlicher Stunde noch gut gefüllt und Jürgens Organ und überhaupt seine ganze Erscheinung sorgte immer für Aufsehen. Es gelang ihm also, Aufmerksamkeit zu erregen und zahlreiche Leute anzulocken. Er wiederholte noch ein paar Mal seine Ansage: „Ich mache einen Pasch in 5 Würfen. Wenn er bis einschließlich dem 5.Wurf kommt, gewinn ich, sonst ihr. Alles geht. Ihr könnt so viel wetten, wie ihr wollt. Normal kommt er in sechs Würfen, ich mach ihn in fünf.“
Die Zocker haben ja traditionell ihre Barschaft in der Tasche, griffbereit. Und die Hunderter Scheine flogen vor ihm auf den Tisch. „Wer will noch mitmachen? Alles geht. Ich mach in fünf Würfen einen Pasch.“ Alle glaubten anscheinend, Jürgen hatte tatsächlich wieder mal den Überblick verloren. Bei ihm musste man mit Vielem rechnen. Aber hatte er sich sein Image gar bewusst aufgebaut?
Die Wette galt also: Er hat fünf Versuche, einen Pasch zu werfen. Wenn er es schafft, kassiert er das Geld ein. Wenn er es nicht schafft, muss er alles ausbezahlen. Die Wette war ohne Quote, also 100 DM gegen 100 DM, so, wie jeder gewettet hat früher, es gab nur so genanntes „gleiches Geld“. Quote 2.0, 100 DM gegen 100 DM (siehe Kapitel „Wie entsteht eine Quote?“).
Also, viele Leute haben gewettet. Das ganze lief eine halbe Stunde lang. Die Hunderter flogen über den Tisch. Mal gewann Jürgen, mal musste er alles ausbezahlen.
Ich hätte auch mitspielen können, hab aber nicht. Hätten Sie mitgespielt? Habe ich es wirklich nur aus Angst nicht gemacht? Oder gibt es eine geheimnisvolle Mathematik hinter dem Ganzen? Es klingt jedenfalls und offensichtlich verlockend: Normalerweise braucht man doch wirklich 6 Würfe für einen Pasch.
Nach einer halben Stunde war das Spiel beendet. Jürgen hatte einen Haufen Kohle verdient, der Glückspilz. Der eine oder andere mag anschließend eine etwas kürzere Nachtruhe gehabt haben. Aber ob er nur sein Pech verflucht hat oder etwas doch einen Taschenrechner hervorgekramt hat? Darüber ist mir nichts überliefert. Ich habe meinen Taschenrechner in Form meiner Birne immer dabei. Gibt es eine Auflösung dieses Rätsels? Es gibt sie, bitte weiter im Kapitel „Wie viele Würfe braucht man wirklich für einen Pasch?“ Wir befinden uns hier schließlich im biographischen Teil, da wird nicht gerechnet!