Um sicher zu stellen, dass Sie sich bei der Lektüre ausreichend langweilen, muss ich auch ein wenig über Paradoxa sprechen. Der (Un-)Sinn der Sache ist, dass man beim Nachdenken Vorurteile abstreifen muss. Und zu den Vorurteilen gehören auch Schnellurteile. Insgesamt erachte ich es allgemein im Leben als hilfreich, an viele Dinge vorurteilsfrei heranzugehen. So übrigens insbesondere beim Wetten und Spielen.
Also ein kleiner Ausflug in die Welt der Paradoxa kann gar nicht schaden.
Aufweichen von Denkstrukturen kann nur hilfreich sein.
Es ist übrigens mathematisch, logisch, nicht ganz einfach, eine korrekte Antwort auf die Frage zu finden: „Was ist paradox?“ Beispiele gibt es, dann wird es einem klar. „Das ist ja paradox.“ Paradox ist es auch, dass man Beispiele finden kann aber dann keine Definition. Es muss doch eine Gemeinsamkeit, auch bei den Beispielen geben, die eine Definition ermöglichen.
Ich versuche mich demnach im Definieren: Paradox ist eine Aussage, deren Wahrheitsgehalt unbestimmbar ist. Sie ist also nicht wahr, sie ist nicht falsch. Aber damit hätten wir ja eine dritte Form eines Wahrheitsgehaltes. Eine Aussage, die weder wahr noch falsch ist, ist paradox. Das ist der Wahrheitsgehalt.
Es gibt das Beispiel auch in der reinen Mathematik. Was ist die Wurzel aus –1? Man kann doch keine Zahl finden, die im Quadrat eine –1 ergibt? Minus mal Minus ist Plus, Plus mal Plus ist auch Plus. Also geht es nicht. Unmöglich, paradox. Der Mathematiker hat das Problem einfach gelöst. Er sagt: Die Wurzel aus –1 ist i. Und i ist eine komplexe Zahl. Es wird einfach definiert.
Und komplex ist es wirklich, ich hätte fast gesagt: i, ist das komplex. Aber wir schauen einfach mal…
- Unter Indianern
Es begab sich zu einer Zeit, da Bleichgesichter und Indianer in tiefer Feindschaft lebten. Ein weißer Mann geriet in Gefangenschaft eines Indianerstammes. Und der Stammeshäuptling sprach das vernichtende Verdikt: Das Todesurteil. Jedoch hatte der Gefangene gemäß Stammesbrauch noch insofern Einfluss auf die Todesart, dass er einen letzten Satz sagen durfte. Tot durch Scheiterhaufen, verbrennen, oder am Marterpfahl. Der Medizinmann würde dann den Wahrheitsgehalt dieses Satzes prüfen. Erachtet er die Aussage als wahr, kommt der Mann ins Feuer, erachtet er die Aussage als falsch, wird der Mann an den Marterpfahl gestellt. Der Mann sagte natürlich folgenden Satz, und diesen nach reiflicher Überlegung: „Ihr werdet mich an den Marterpfahl stellen.“
Nun war es an dem Medizinmann, nachzudenken. War das nun wahr oder falsch, was der gute Mann gesagt hatte? Er überlegte kurz, ob die Aussage wahr sein konnte. Ist sie wahr, kommt der Mann auf den Scheiterhaufen. Nein, dann wäre sie ja falsch gewesen. Also ist sie falsch. Er muss an den Marterpfahl. Nein, dann wäre sie ja wahr.
Und die ganze Weisheit dieses Medizinmannes genügte nicht, um dieser Aussage einen Wahrheitsgehalt zu geben. Der Mann musste frei gelassen werden.
Die höflichen Indianer verneigten sich vor so viel Weisheit. Nur war der Stammeshäuptling ein wenig erzürnt und bat den Medizinmann, um weiteres Unbill zu vermeiden, eine Lösung für dieses Problem zu finden. Und am Stammesbrauch wollte er unter allen Umständen festhalten. Der Medizinmann fand eine Lösung, der Stammeshäuptling war beruhigt.
Also begab es sich, dass einige Zeit später wieder ein weißer (und sogar noch weiserer) Mann in Gefangenschaft geriet. Das gleiche Urteil. Der Häuptling konfrontierte den Gefangenen mit seinen Möglichkeiten: „Du darfst noch einen Satz sagen. Ist die Aussage wahr, wirst du verbrannt. Ist die Aussage falsch, kommst du an den Marterpfahl. Und sagst du etwas, was paradox ist, werden wir dich mit Pfeil und Bogen erlegen. „
Der weis(s)e Mann dachte nach und sprach den gleichen Satz wie sein Vorgänger, irgendetwas musste er ja tun. „Ihr werdet mich an den Marterpfahl stellen.“
Der Medizinmann war auf solches vorbereitet und befahl umgehend, Pfeil und Bogen anzulegen. Pfeil und Bogen wurden angelegt. Der Mann versuchte noch einen letzten, verzweifelten Hilferuf, an das logische Denkvermögen appellierend (weil tot ist tot, Logik hin oder her) und sprach: „Wenn ihr mich jetzt mit Pfeil und Bogen erschießt, dann wäre meine Aussage doch falsch gewesen und ihr hättet mich an den Marterpfahl gestellt haben müssen.“
Dieser unerbittlichen Logik konnte sich nun selbst der Medizinmann nicht verschließen. Der Mann kam endgültig frei.
Der Medizinmann jedoch kapitulierte, bat seinen Stamm, seines Amtes enthoben zu werden und die Pfeile auf ihn selbst zu richten…
Für mich stellt sich nun die Frage: Wie paradox ist paradox?
- Ich bin der Weihnachtsmann
Ein ganz einfaches Beispiel noch. Ich beweise Ihnen in zwei Sätzen, dass ich der Weihnachtsmann bin, einverstanden? Das geht so: Ich notiere zwei Sätze. Und wir prüfen deren Wahrheitswert.
- Einer dieser beiden Sätze ist falsch.
- Ich bin nicht der Weihnachtsmann.
Ok, also einer dieser beiden Sätze ist falsch. Nehmen wir an, der erste Satz ist falsch. Dann wäre das Gegenteil der Aussage wahr. So ist falsch nun mal definiert. Also das Gegenteil von „Einer dieser beiden Sätze ist falsch.“ Richtig. Das Gegenteil lautet: Beide Sätze sind richtig. Das ist ein Widerspruch zu der Aussage, einer dieser beiden Sätze ist falsch. Also ist 1) nicht falsch. Demnach ist der 2. Satz falsch. Und das Gegenteil von der Aussage: „Ich bin nicht der Weihnachtsmann.“ Ist die Aussage: „Ich bin der Weihnachtsmann.“
Habe ich Sie überzeugt? Es stimmt nämlich wirklich…
3) Der Barbier von Sevilla
Kurioserweise sagt man ja immer, wenn etwas besonders alt(-bekannt) ist, dass hätte soooo einen Bart, und hier ist das wirklich zutreffend oder eben auch nicht; ich persönlich rätsele immer noch, was der gute Mann macht.
Die Geschichte, gähn, geht so, dass der Barbier von Sevilla folgende verhängnisvolle Aussage traf: „Ich rasiere alle Menschen, die sich nicht selbst rasieren.“ Nun, das klingt ja zunächst absolut logisch. Unsinn wäre es ja, die Leute zu rasieren, die sich selbst rasieren, denn diese sind es ja bereits. Und wer entweder die Fähigkeit nicht hat oder auch keinen Drang danach verspürt, sich zu rasieren, den rasiert er halt. Was und wie auch sonst?
Nur stellt sich irgendwann die Frage, was tut er mit sich selbst? Mir fällt immer nur ein, dass er augenblicklich Selbstmord begehen muss. Er hat keine Wahl mehr. Er hat quasi sein Todesurteil gesprochen. Sowie er sich fragt, ob er sich nun rasieren solle oder nicht, kommt er in einen unauflöslichen, eigentlich tragischen Widerspruch. Er darf sich nicht selbst rasieren und zugleich muss er sich selbst rasieren. Die Situation ist aussichts- und ausweglos.
Wenn er sich rasiert, gehört er zu den Leuten, die sich selbst rasieren und diese rasiert er nun mal nicht. Wenn er es nicht tut gehört er zu der Kategorie von Menschen, die sich nicht selbst rasieren und die selbigen muss er, laut Aussage, nun wieder rasieren. Er kann nichts mehr machen. Spüren Sie es auch? Oh, eine Lösung fällt mir noch ein: Im Augenblick bleibt die Zeit stehen…
- Ein Kretaer sagt, alle Kretaer lügen
Dieses „Paradoxon“ muss hier einfach rein. Und bevor Sie nun aus lauter Langeweile zuschlagen wollen und nicht weiter angeödet, treffe ich folgende Aussage: Das ist gar nicht paradox. Wussten Sie schon? Na, um so besser.
Erklären tu ich es trotzdem. Also, ein Einwohner aus Kreta, ein Kretaer, hat einen Satz gesagt: „Alle Kretaer lügen.“ Unsere Aufgabe ist es, dieser Aussage einen Wahrheitswert zuzuordnen. Es gibt, wie wir gesehen haben, tatsächlich drei Wahrheitswerte: Wahr, falsch und paradox.
Also fangen wir mit der Prüfung an: Ist dieser Satz möglicherweise wahr? Na ja, wenn er wahr wäre, dann wäre dieser Mann zumindest zu einer wahren Aussage fähig. Und, verbessern wir noch mal den ursprünglichen Satz in die Richtung, wie er aufgefasst wird. Man versteht es so, dass er sagt: „Alle Kretaer lügen immer.“ Und wenn ein Mensch immer lügt, dann ist jede seiner Aussagen falsch. Also kann seine eben getroffenen Aussage „Alle Kreataer lügen immer“ gar nicht wahr sein. Es ist ein Widerspruch zu der Annahme. Der Mann hat nicht die Wahrheit gesprochen.
Dann untersuchen wir als nächstes, ob seine Aussage möglicherweise falsch ist, er uns schlicht und einfach angelogen hat Wir nehmen an, der Satz„Alle Kreataer lügen (immer)“ ist falsch. Und hier wird es schon etwas auffällig kurios von der Argumentation her. Das habe ich am eigenen Leibe erfahren. Ich befand mich in der Umschulungsmaßnahme zum EDV-Fachmann. Zulassungsbedingung war erstens ein abgeschlossenes Studium (ich bildete die einzige Ausnahme) und zweitens ein Intelligenztest, bei dem man ein bestimmtes Minimalergebnis zu erzielen hatte.
Ich befand mich sozusagen unter Akadmeikern. Und wagte den mutigen Vorstoß, mich an die Tafel zu begeben und zu erläutern, dass diese Aussage des Kretaers falsch wäre. Ich konnte meine Argumentation kaum zu Ende führen und wurde schon von der Tafel gebuht. Insofern habe ich nun die sprichwörtliche Geduld des Papiers bemüht, um die Gedankengänge bei dem aufmerksamen Leser „an Mann (oder Frau) zu bringen“. Und auch diese(n) aufgefordert, es dem Papier gleich zu tun:
Das logische Prinzip dahinter ist ein recht einfaches. Auch diese Form der Logik begegnet uns täglich. Rein anschaulich wird es so verständlich, wie es verwendet wird: Folgende plastische kleine Geschichte Ich sage zu Jemandem: „Dort hinten in der Kiste sind nur rote Kugeln.“ Er geht zu der Kiste, nimmt eine Kugel heraus. Diese Kugel ist weiß. Er sagt: „Es stimmt nicht, was du gesagt hast. Es sind nicht nur rote Kugeln in der Kiste. Schau hier, ich habe eine weiße in der Hand.“ Jetzt würde es mir nicht mehr viel nützen, wenn ich sagen würde: „Doch, alle anderen Kugeln sind garantiert rot.“ Er schaut gar nicht mehr hinein. Wozu auch? Meine Aussage war falsch. Eine Stichprobe, die eine Widerlegung der Grundaussage darstellt, genügt, um zu zeigen, dass die Gesamtaussage falsch ist.
So auch hier bei dem Kretaer. Er sagte: „Alle Kretaer lügen (immer).“ Die Aussage kann unmöglich wahr sein, wie oben gezeigt. Ist sie falsch? Wenn sie falsch wäre, dann wäre das Gegenteil der Aussage wahr. Das Gegenteil der Aussage: „Alle Kretaer lügen (immer).“ Ist aber die Aussage: „Es gibt einen, der auch, zumindest gelegentlich, die Wahrheit sagt.“ Und das ist durchaus möglich. Wir können es zwar jetzt nicht direkt prüfen, da ja die einzige verfügbare Aussage eines Kretaers, deren Wahrheitsgehalt wir bestimmen können, ausgerechnet falsch ist, wie gerade gesehen. Aber es ist zumindest garantiert kein Widerspruch zu entdecken. Eher im Gegenteil: Nur weil wir gerade einen Menschen eines bestimmten Volkes beim Lügen ertappt haben (und das haben wir!) lässt doch gewisslich nicht die Schlussfolgerung zu, dass alle anderen auch lügen, und zwar stets und regelmäßig. Das wäre der pure Unsinn.
Also: Der Mann hat gelogen. Das soll vorkommen. Und nichts an der Aussage ist paradox. Was andere Kreataer tun, wenn sie etwas aussagen, darüber fehlt uns weiterhin jegliche Urteilskraft.
Wie gesagt, die Empörung war riesig. Ich wurde regelrecht von der Tafel gebuht. Von da an war ich persona non grata. Ich musste mir erst wieder mühsam einen Status als „obwohl verrückt und geistesgestört, ist er doch halbwegs harmlos und auf anderen Gebieten kann er den Mangel an Kompetenz relativ geschickt verbergen“ aufbauen.
Ihnen bin ich diesen Beweis noch schuldig? Na gut, ich arbeite aber daran und gebe mir wirklich Mühe.
4) Weiße Elefanten
Als Kind begegnete ich diesem wirklich winzigen, kleinen Paradoxon, als allererstes. Meine Mutter sagte immer mal, wie ein Kinderwitz, „Denk mal nicht an einen weißen Elefanten.“ Und was tut man genau in diesem Moment, fast unvermeidlich? Und man möchte am liebsten empört aufbegehren: „Ich hab doch gar nicht daran gedacht und wäre auch nie auf den Gedanken gekommen, wenn du nicht genau in diesem Moment …“ Aber es hilft einem nicht, wenn man ehrlich ist.
- James Bond
Ja, warum James Bond? Na, der Filmtitel. „Never say never.“ Man soll nie nie sagen. Genau in diesem Moment hat man es bereits getan. Es ist eine Regel, die sich selbst widerspricht. Wenn man es nie sagen sollte, dann auch jetzt nicht. Oder, wenn man die Regel aufstellen und befolgen will, muss man es ja sagen. Trotzdem ist bemerkenswert: Irgendwie ist was Wahres dran, oder?
Erstaunlich gar, dass es eine Regel ist, man könnte auch sagen ein Prinzip. Und eine Regel, ein Prinzip, gibt eine dauerhafte Verhaltensvorschrift. Gehalt dieser Regel ist es aber, dass man keine Regeln, Prinzipien haben sollte. „Ich gehe nie Kegeln. Das macht mir keinen Spaß.“ „Sag doch nicht, dass du es nie machst. Vielleicht machst du es doch eines Tages. Und was dann mit deiner Regel? Stell sie lieber gar nicht erst auf.“ Das ist doch richtig, Bevor man sich widerspricht, stellt man erst gar keine Regel auf. Das ist der Tipp, der Gehalt des Sprichwortes.
Nun habe ich mir Gedanken gemacht, wie man die Regel formulieren müsste, damit sie nicht widersprüchlich ist, nicht paradox, der zweifellos vorhandene Wahrheitsgehalt aber erhalten bleibt? Mir ist es nach meiner Interpretation gelungen, und zwar derart. Der Satz müsste heißen: Außer dieser einen Regel gibt es keine. Oder auch die religiöse Version: Du sollst keine Regeln haben neben mir. Kurzfassung: Es gibt nur diese eine Regel.
- Sokrates
„Ich weiß, dass ich nichts weiß.“
Selbst wenn, wie ich eben dem Studium im Internet entnommen habe, die korrekte Übersetzung gelautet hätte: „Ich weiß, dass ich nicht weiß“ hört man diesen Satz oft genug und immerhin, einmal ausgesprochen, selbst falsch zitiert, kann einem die Freude verschaffen, über den Sinninhalt nachzudenken. Auch teile ich die Ansicht nicht, dass der Satz bei korrekter Übersetzung nicht paradox wäre.
Wenn ich einen solchen Satz höre, macht es mir immer eine riesige Freude, darüber nachzudenken. Wie kommt das bloß? Zunächst mal, dass, obwohl paradox, doch irgendwie eine Art von Aussage erkennbar wird. Hilflosigkeit, Ratlosigkeit aber zugleich auch ein tiefes Verständnis. Man ist klein und unbedeutend. Vielleicht einiges gelernt, nur, um dann festzustellen, dass die Lücken immer größer werden. „Je mehr ich weiß, umso mehr weiß ich, dass ich eigentlich nichts weiß.“ Man könnte es auch so ausdrücken.
Aber nun haben wir den Satz: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Und er ist paradox. Denn, selbst wenn es nur dieses kleine Detail wäre, was man wüsste, dann wäre es ja doch immerhin etwas. Also die Aussage kann einfach nicht stimmen. Sie widerlegt sich selbst. In dem Falle ist gar die Frage „ist die Aussage vielleicht falsch?“ müßig, gar unmöglich. Was wäre denn die Gegenaussage, die dafür zu untersuchen wäre? Ich weiß nicht, dass ich etwas weiß? Ändert wenig, oder?
Im Anschluss an so viel Philosophie beschäftigt mich dann, wie man die Aussage richtig stellen könnte, wie im Beispiel zuvor. Und da wird es wirklich kurios. Ich möchte also zum Ausdruck bringen, dass ich nichts weiß (Sie sagen: Es ist mir bereits gelungen? Ach nö… Gemeinheit!). Und dass ich mir dessen bewusst bin. Leider weiß ich also ein einziges, winziges Detail. Sokrates hat sich vertan. Außer diesem winzigen Detail weiß ich gar nichts. Also müsste ich umformulieren: „Außer dem hiermit beschriebenen Faktum weiß ich tatsächlich nichts.“
- Wenn das Wörtchen wenn nicht wär,…
Allmählich gehe ich mehr zu den wirklich rein scherzhaften Anteilen des Begriffes „paradox“ über. Obwohl dieser Kinderreim (wäre Ihr Vater auch Millionär gewesen?) eine ganze Menge schöner Wahrheit enthält. Es ist sogar überraschend, dass es ein Gesetz der Mathematik beschreibt. Dieses Gesetz kommt aus der so genannten „Logik“. Der Satz, der logisch bewiesen ist, lautet so: „Aus einer falschen Voraussetzung kann man alles folgern. Die Gesamtaussage bleibt wahr.“
Wenn also die Voraussetzung gleich der Schlussfolgerung ist, dann regnet es. Nein, das war jetzt nur ein blödes Wortspiel, weil ich den Satz zufällig auch mit „Wenn“ angefangen hatte.
Also die Voraussetzung ist falsch. Es gibt das Wörtchen „wenn“. Und wenn es dieses nicht gäbe, gäbe es irgendein anderes, was den gleichen Sachverhalt beschreibt (man denke in diesem Zusammenhang an Fremdsprachen! If…). Und da die Voraussetzung falsch ist, kann dahinter jede beliebige Aussage stehen. Die Gesamtausgabe bleibt wahr. Folglich ist nichts daran paradox. Man hätte keine Chance, zu widerlegen, was mein Vater wäre, wenn es dieses Wörtchen nicht gäbe. Also stimmt die Aussage. Davon ist ein beliebiger Vater aber noch lange nicht Millionär…
- Die Einemstraße
Diese Straße gibt es in Berlin. Und jedes Mal, wenn ich da lang fahre, fällt mir diese total dämliche Frage ein: Wie schreibt man das? Die Antwort gebe ich mir selbst: „Du Dummkopf, das hättest du dir auch merken können. Natürlich mit einem m!“ „Ach ja“, geht, der Dialog (und den führen nur gespaltene Persönlichkeiten; für die anderen: Monolog!) dann weiter. „Deshalb heißt sie ja so.“ Man überlege: Sonst würde sie doch „Zweiemmstraße“ heißen (müssen)? Aber das genügt mir nicht als Antwort. Ich werfe dann die philosophische Frage auf: Wenn es den Namen nicht geben würde, würde es ja auch das Problem nicht geben. Und umgekehrt. Was gab es zuerst? Huhn oder Ei? Problem oder Name? Und gerade bei diesem Namen kann man das so weiter betreiben. Da gibt’s nichts zum Lachen. Wie wärs mit „Dreiemmmstrasse“? Richtig komisch wird’s erst jetzt und ich verrate Ihnen gleich noch einen Trick: Vieremmmmstrasse! Der Trick? Beim Unter-den-Tisch-fallen-vor Lachen hab ich die Tastatur einfach mitgenommen und tippe hier unten weiter.
Wie ich festgestellt habe, geht es mit m sogar bis 999.999 gut. Denn in unserem Zahlensystem kommt bis einschließlich dieser Zahl kein einziges m vor! Ich merke, der geneigte Leser denkt mit und prüft. Alle Achtung, weiter so. Das einzige Mal, wo eine kleine Gefahr besteht ist immer, wenn eine 7 kommt. „Siehm…“ Zumindest berühren sich die Lippen nur bei allen Zahlen, wo eine 7 vorkommt. Und „m“ sagen ohne Lippen berühren geht ja gar nicht. „M“ ist quasi der „Lippenberührungslaut“, man sagt ja auch „hmmmm“ und es gibt doch ein Wort mit vier „m“, da sieht man mal….
Das ist nur deshalb so komisch, weil ich das Problem samt Lösung gerne anderen Menschen erklären möchte. Und außer beim heutigen Leser hab ich’s bisher nicht geschafft. Man sucht andere Beispiele. Wie eben dieses hier: DoppelPstrasse. Und das ist wirklich total blöd. Überlegen Sie mal. Stimmt auch vorne und hinten nicht, grad mal in der Mitte. Es ist ja wie „Pfeiffer“, das schreibt man auch mit drei f. DoppelPstrasse hat drei p. Und wenn ich sie dann „DreiPstrasse“ nennen würde, stimmts nicht mal mehr in der Mitte. Geschweige denn bei VierP… Na, jetzt reichts aber.
Verbleiben wir so: Ich warte auf Zuschriften von weiteren Beispielen?
Man möge mir unbedingt glauben, dass ich überzeugt bin, dass der Schöpfer dieses Straßennamens die Absicht hatte, den Autofahrern etwas zum Grübeln zu geben, und nicht nur denen… Und schon wieder Glatteis. Ich habs mir selbst gelegt.
- Otto
Otto hat ja seine Version der Petrus Briefe vorgetragen. Einer davon war: „Petrus schrieb den Irokesen: ´Euch schreib ich nichts, lernt erst mal lesen.´“ Ziemlich kurz, ziemlich paradox. Auch in diesem Fall beginne ich damit, mir alle Versionen des Widersinns vor Augen zu halten. Erstens hat er ihnen ja genau in diesem Moment etwas geschrieben, also ist es ohnehin schon widersprüchlich genug. Aber zweitens wäre es doch ein guter Ratschlag, den zu befolgen lohnen würde, wenn man ihn, als Irokese, deuten könnte. Aber dazu wäre wohl offensichtlich das Erfassen des Textinhaltes erforderlich. Dies erfordert eine gewisse Grundvoraussetzung: Das Lesen selber. Aber wenn man es denn lesen könnte, dann wäre ja der Satz falsch, unsinnig, der diese Grundvoraussetzung einfordert. Da sie ja gegeben ist, hätte er ihnen also unter den Umständen doch etwas schreiben können. Aber das hat er ja getan. Nur leider etwas unter diesen Umständen sinnloses beziehungsweise gar Falsches.
Soll ich jetzt wieder von vorne anfangen?
9) Chill-out
Mein Vater, mein Vater, immer wieder mein Vater. Wenn wir Söhne Fahrräder reparieren wollten, gab er uns immer ein ermutigendes: „Ach, macht ihr wieder aus drei Ganzen ein Kaputtes?“ mit auf den Weg. Und, ich kann einfach nicht anders, ich muss es mir immer ganz genau vor Augen halten, wie das dann aussieht. Ich weiß auch, dass ich auf der Welt ziemlich einsam bin mit der maroden Marotte (au, au, Kalau), die Witze dadurch aufpolieren zu wollen. Dennoch sehe ich vor meinem geistigen Auge drei ganze, wunderschöne, neue Fahrräder vor mir. Nun kommen drei Jungens und fangen an zu schrauben. Und nach ein paar Stunden ist ihr Werk vollbracht: Sie haben jetzt noch genau ein, dafür aber kaputtes, Fahrrad. Dann versuche ich noch, mir dieses Fahrrad vorzustellen um es zu betrachten und zu inspizieren, raufsetzten müsste ja unmöglich sein. Was sieht der Leser in diesem Moment? Übrigens lässt sich dieser „Schaden“ relativ leicht wieder beheben. Durch puren Worttausch, so wird ein Fahrrad draus! Man macht einfach aus drei Kaputten ein Ganzes. An Hexerei grenzen würde es hingegen, aus einem Kaputten drei Ganze zu machen…
Man erinnere sich an den Schotten, der ein paar Hühneraugenpflaster findet und sich daraufhin ein paar zu enge Schuhe kauft.
Wie würde man dessen Verhalten beschreiben? Irgendwie eine Art Vorstufe von paradox, oder?
Mein Vater sang auch immer das wunderschöne Lied „Dideldadeldideldadeldidada, dieses Lied hat keinen Sinn, Dideldadeldideldadeldidada denn es braucht auch keinen Sinn…“ ad infinitum… Warum gibt es das Lied bloß? Und dieses Kapitel?
Ich habe meiner Tante erzählt, dass ich gerade ein Kapitel über Paradoxa schreibe. Sie wusste sofort, was paradox ist: „Paradox ist, wenn ein Onkel seine Nichte unverwandt anschaut.“
Versichern kann ich aber, dass es allerhöchstens paradox klingt, wenn man die Leere im Gehirn durch Lehre bekämpft. Denn das wäre noch nicht mal paradox, wenn man „Lehre“ durch „Leere“ ersetzen würde. Beide Formen des Le-rens hätten den identischen Effekt. „Ober, Luft raus“ ist nur eine Möglichkeit, das zu veranschaulichen. Oder: Man versuche mal, ein Vakuum auszukippen. Man merke: Wenn sich die Leere leert füllt sich die Fülle.
Ich begebe mich schnell noch außer Reichweite, bevor ich schließe mit den Worten des berühmten Philosophen und Logikers, dem (gering) geschätzten Buchautoren, Horacio Neumann: „Wer das gelesen hat, war doof…“ schließe.
Sollten man nach Studium zu der Erkenntnis kommen, dass die Betonung korrekterweise auf war liegen muss, hätte ich ein Teilziel erreicht…