Der moderne Fußball im Lichte der Weltmeisterschaft 2010
Wenn man etwas über Fußball erzählen möchte, dann begegnet man stets dem Problem, dass jeder bereits alles darüber weiß, es also nicht als notwenig angesehen wird, einen Text darüber zu lesen, dem Gesprächspartner zuzuhören. Man hat keinerlei Informationszuwachs zu erwarten. „Der Fußball ist langweilig? Heute, am 18.6., kurz nach Abschluss des ersten Vorrundenspieltages?“ „Na, kein Wunder, die Mannschaften haben Angst, schlecht zu starten, mit einer Niederlage, und damit ihre Chancen schon frühzeitig einzubüßen. Also spielen sie etwas verkrampft. Es wird Ergebnisfußball gespielt, Warte mal auf die weiteren Spiele, oder am besten auf die ko-Spiele, Da geht’s dann richtig los.“ Nur verfehlt man mit dieser Aussage die wahren Ursachen.
Es gibt einen größeren Zusammenhang, was und wie die Medien berichten und dem, was auf dem Fußballfeld zu sehen ist. Wenn der Erfolg alle Mittel heiligt und der Sieger ungeachtet des Zustandekommens gefeiert wird, mit einem Kommentar der Bauart „Hauptsache gewonnen. Nach dem Wie fragt bald niemand mehr.“, dann ist dies mitverantwortlich für diesen Ergebnisfußball. „Gut gespielt hat, wer gewinnt.“ So einst Otto Rehhagel, die Tatsache erkennend, dass man, wenn man oben steht, nach Medienansicht alles richtig gemacht hat, und unten stehen gar nicht kann, weil man nämlich längst entlassen ist.
Die Umkehrung wäre natürlich ebenso möglich: Man fragt auf Medienseite nur nach dem Zustandekommen oder, noch viel einfacher, danach, ob man gut unterhalten wurde. Wenn ein müdes 1:0 gespielt wurde, ohne Torchancen, mit einem frühen Tor und danach reiner Ergebnisverwaltung, bei dem man es nur mit Mühe geschafft hat, die Augen offen zu halten, dann hätten die Medien sehr wohl die Chance, von einem traurigen, enttäuschenden Spiel zu reden. Solche Sieger wollen wir nicht sehen.
Überhaupt ist es erstaunlich, dass der Unterhaltungswert so wenig geprüft wird. Eines ist klar: Dass der Fußball auf der Welt die Nummer 1 der Sportarten ist kann nur dadurch funktionieren, dass er gekauft wird. Kaufen kann ihn nur die Vielzahl der Zuschauer, Mit Fernsehgebühren, Eintrittsgeldern oder Fanartikeln, Sportausrüstung. Wenn man den zahlenden Zuschauer vergraulen sollte, dann könnte man recht bald zur Beerdigung laden. Es gibt eine hohe Verantwortung, den Zuschauer zu faszinieren mit spannenden Spielen, tollen Szenen, dramatischen Verläufen. Und, sehr wesentlich, man muss die neutralen Zuschauer berücksichtigen, die weder für diese noch für jene Mannschaft sind, die einfach nur Spektakel haben wollen und vor Ergebnisfußball, den die Fans vielleicht gerade noch durchgehen lassen, weglaufen. „Ich schaue bei der WM nur die deutschen Spiele.“ Als Beispiel, Warum? Weil der Rest langweilig ist. Das ist leider die Wahrheit.
Fragen der (mangelnden) Gerechtigkeit werden hier ebenfalls aufgeworfen, erörtert und, falls man sich darauf einlässt, mit ein paar Lösungsvorschlägen bedacht. Die Gewissheit ist da, dass eine höhere Gerechtigkeit die Attraktivität steigern würde. Immer im Hinterkopf behalten sollte man dabei, dass, gerade bei einer Weltmeisterschaft, die sogar für viele Jugendliche die „Einstiegsdroge“ sein könnte, der neutrale Zuschauer bei weitem in der Überzahl sein sollte und für diesen empfundene Ungerechtigkeiten abschreckend wirken. Das Argument, dass man nichts zu diskutieren hätte in Kneipengesprächen, wenn es gerecht zuginge, kann nicht anerkannt werden, vor allem, da der Gegenvorschlag ja noch nicht ausprobiert wurde, für mehr Gerechtigkeit zu sorgen. Vielleicht würden sich die Themen einfach nur verlagern? Vielleicht gäbe es auch hier oder da mal was Positives zu sagen und nicht nur die Köpfe erst heiß reden und dann einschlagen lassen?
Es gibt einige Gründe, sich um den Fußball und die weltweite, gelungene Vermarktung und damit um die Weiterexistenz des Spieles in der über Jahrzehnte gewohnten Form als Nummer 1 unter den Sportarten Sorgen zu machen. Der Unterhaltungswert müsste die zentrale Frage sein, der man (fast) alles unterzuordnen hätte. Nur scheint bei den Verantwortlichen angesichts der immer noch gigantischen Dimensionen das Augenmerk (noch) nicht darauf gerichtet.
Hier eine kleine Herleitung, was so alles beobachtet werden kann, abschließend mit ein paar simplen Vorschlägen, wie man diesen Unterhaltungswert mit schlichten Mitteln erhöhen kann. Dabei werden Fragen nach dem Spannungsgehalt und der Attraktivität gestellt, an anschaulichen Beispielen, die Frage nach anderen Kriterien, die das Fußball schauen interessant machen könnten, dann wird die Qualität der einzelnen Spiele dieser WM untersucht, die Qualität des gesamten Spiels Fußball, die Qualität der Berichterstattung, um abschließend auch dort ein paar einfache Ideen anzubieten, wie man wieder für mehr Schwung und höhere Einschaltquoten sorgen könnte.
1) Der Spannungsgehalt
Was macht ein Spiel im Allgemeinen spannend? Inwieweit sind diese Kriterien bei einem Fußballspiel erfüllt? Inwieweit generell und inwieweit bei dieser Weltmeisterschaft?
Allgemein gibt es die Möglichkeit, eine Sportart/ein Spiel selbst zu spielen. Unter den Spielen/Sportarten gibt es Bewegungsspiele und Denkspiele. Bei den Denkspielen ist das Interessante, ob man die geistigen Fähigkeiten erfolgreich einsetzen kann, um den Gegner zu besiegen. Bei Bewegungssportarten wird immer ein wichtiges Kriterium sein, dass man sich bewegt hat und sich bewegen Spaß macht.
Wenn nun eine Sportart besonders heraussticht dadurch, dass sie sehr einfach ist und von jedem betrieben werden kann, oder dadurch, dass sie eine besondere Faszination ausübt, dann eignet sie sich sogar dazu, sie als Zuschauer zu verfolgen und nicht nur sie selbst zu betreiben. Hier sind häufig diejenigen zugleich Zuschauer, die diese Sportart selbst betreiben. Bei ganz herausragenden Sportarten gelingt es sogar eventuell, Zuschauer in den Bann zu ziehen, die diese Sportart nicht einmal selbst betreiben.
Um ein solches Spiel handelt es sich im Grunde beim Fußball. Es ist so einfach, dass man kaum eine Ausrüstung braucht, Ein Ball und eine Wiese genügen. So viel zur Schlichtheit, die dazu führt, dass fast jeder schon mal gegen einen Ball getreten hat. Sowie es viele Menschen einfach so, untereinander, betreiben, hat man jede Menge Zuschauerpotenzial. Nun gilt es, diese weiterhin daran zu binden. Das gelingt im Grunde ganz von alleine. Insofern wird die Verantwortung dafür nur in geringem Maße empfunden. Jedoch gibt es einigen Anlass, die aktuelle Ausführung des Spiels Fußball anzuzweifeln.
Spannung kommt durch verschiedene Elemente auf. Ein solches Element ist die Ungewissheit über den Ausgang. Wenn ein Spiel anfängt und es 0:0 steht, dann weiß man noch nicht, wer gewinnen wird oder ob es bei einem Unentschieden bleibt.
2) Andere Kriterien
a. Schönheit und Ästhetik
b. Athletik
c. gelungene Aktionen
d. Leidenschaft/Emotion
e. Kampf
3) Die Qualität der einzelnen Spiele dieser Weltmeisterschaft
4) Die Qualität des modernen Fußball
5) Die Qualität der Berichterstattung
6) Verbesserungsvorschläge