Im Laufe meiner langjährigen Karriere als professioneller Spieler, mit dem Spezialgebiet Fußballwetten, habe ich sehr viele Fußballspiele geschaut und natürlich auch sehr viele Vorberichte oder Nachanalysen, Zusammenfassungen erlebt. Dabei ist das nicht eingeschränkt auf den deutschen Fernsehbereich. Ich habe auch über meine Sky Box dauerhaft Englische Sendungen, aber auch viele Male Italienische, Spanische oder Französische gesehen und gehört. Dass man dabei beim Abgleich, aber auch durch sonst eigene Beobachtungen, sogar durch die spezielle Befähigung des professionellen Wettens viele Verbesserungsideen entwickelt, ist beinahe eine logische Folge.
Die besondere Perspektive, die man als Profispieler einnehmen muss ist durch das eine Wort besonders spezifiziert. Dieses lautet: Objektivität. Nun wird sich mit Sicherheit jeder Berichterstatter auch mit dieser Eigenschaft ausgestattet sehen und sogar entrüstet reagieren, wenn man ihm dessen Mangel konstatiert. Jedoch möchte ich hierbei betonen, dass meine Art der Objektivität und der damit verbundenen Abschätzung der „korrekten Chancenverteilung“ sich direkt finanziell bemerkbar macht. Dem Berichterstatter kann das so weit noch „gleichgültig“ sein. Wenn er also in der Nachanalyse beispielsweise einen Sieg als „verdient“ bezeichnet, dann muss er keinesfalls finanzielle Folgen fürchten. Er hat die Tore mitgezählt, weiß, welche Mannschaft mehr erzielt hat und stellt diese Behauptung auf. Wenn ich nun mich dagegen stellen wollte und sagen würde: „Schauen Sie bitte, das Wort ´verdient´ können Sie nur verwenden, da Sie aufmerksam die Tore mitgezählt haben. Ich hingegen habe mehr Ballbesitz, mehr Ecken und auch mehr Torchancen gesehen für die Verlierermannschaft. Also ist es in dem Sinne für mich nicht verdient, sondern glücklich.“ Darauf er: „Es hat nichts mit Glück zu tun, wenn man seine Chancen nicht nutzt. Das ist eine chronische Abschlussschwäche. Der Gegner war einfach cleverer und hat den Knipser vorne. Der macht aus keiner Chance ein Tor, die andern aus 5 gar keines. Also: Der Sieg ist verdient.“
Fatal ist das für mich nur in dem Sinne, dass ich daraus Schlussfolgerungen für die nächste Woche ziehen könnte. Wenn mir ein Sieg als „verdient“ verkauft werden soll und ich darauf meine Einschätzungen für die nächste Woche stützen sollte, dann stimmen irgendwann die Zahlen, die Einschätzungen nicht mehr. Ich würde, mit Verweis auf die Analyse des Berichterstatters, eine Mannschaft über Gebühr hoch einstufen und vielleicht dadurch in der Konsequenz irgendwann mein Geld verlieren.
Also die Verpflichtung zur Objektivität gilt nicht nur für ein einzelnes Spiel und dessen Ausgang, auch in der Nachbetrachtung, sondern langfristig, um eine möglichst gute Verteilung der Chancen herauszubekommen. Das ist für den professionellen Spieler die Lebensgrundlage.
Deshalb habe ich ein paar Vorschläge, wie man einen Bundesligaspieltag aus Sicht des Wettmarktes und auch des professionellen Spielers im Umgang damit vor- und nachbereiten könnte.
- Vorschlag 1: Die Vorschau.
Der erste Vorschlag wäre also der, eine Sendung zu machen, die eine Vorschau auf den kommenden Bundesliga Spieltag bietet aus Sicht des Wettmarktes. Eine von mir gemachte Analyse würde dabei sowohl die Grundeinschätzungen erörtern, als auch womöglich meine „picks“, meine Wettvorschläge, die selbstverständlich in Verbindung mit einer Quote angegeben werden.
„Der Wettmarkt“ ist aber zunächst noch ein etwas lebloses Wort. Auf dem Markt gibt es sehr viele Angebote, die allesamt zur Untersuchung, Analyse, stehen könnten. Selbstverständlich gibt es immer eine Einschätzungen dafür, wer Deutscher Meister wird oder solche Fragen (natürlich ist es so: Auf dem Wettmarkt gibt es Quoten, die die Chancen der einzelnen Mannschaften reflektieren). Man müsste das nicht jede Woche machen, aber wenn es zu einer spannenden Situation komm, könnte es sicher interessant sein. So wie zum Abschluss der Saison 2008/2009, wo quasi jeden Spieltag „die Karten neu gemischt wurden“. Das ist eine hoch spannende Frage, wie ich persönlich in täglichen Gesprächen feststellen kann. Und es kommt dazu, dass mein Computer selber eine Chancenverteilung, auch für eine solche Frage, spielend und blitzschnell errechnet. Diese könnten man noch mit dem Wettmarkt abgleichen, also auch da Wettvorschläge „herauskitzeln“.
Dazu gibt es für jedes Spiel natürlich viele verschiedene Angebote. Es gibt den traditionellen 1-X-2 Markt. Auf diesem gibt es auch bewegliche, aber voneinander abweichende Quoten, von Anbieter zu Anbieter. Man könnte also ein paar Buchmacher, Anbieter beständig im Blickfeld, in der Auswahl haben und deren Grundeinschätzungen und auch die Bewegungen mitverfolgen. Auch das wäre mit Sicherheit bereits hoch spannend für die meisten Zuschauer. Auch das höre ich aus täglichen Gesprächen. Die meisten interessiert es, aber sie haben Angst vor Inkompetenz und Dummheiten („Was, Du wettest? Du wirst dich ruinieren.“). Also Aufklärungsbedarf besteht da dringend. Einschaltquoten sind garantiert.
Neben den traditionellen Anbietern gibt es aber auch noch den asiatischen Markt sowie die Wettbörsen. Diese beiden haben beinahe den Haupteinfluss am Markt. Die großen Gelder werden dort umgesetzt. Der Markt reagiert auch am schnellsten. Beide müssten zunächst vom Wettprinzip her erklärt werden, aber dann könnte man sie Woche für Woche, auch in der Entwicklung, untersuchen.
Ich untersuche einzeln: Der asiatische Markt agiert mit dem so genannten asiatischen Handicap. Die Idee dieses Handicaps ist es, aus jedem Spiel, aus jedem Quotenangebot, ein ausgeglichenes Spiel, eine ausgeglichen Wette zu machen. Die Chancen sollen durch das angegebene Handicap für beide angebotenen Seiten möglichst gleich sein. IN der Konsequenz soll es dazu führen, dass beide Seiten auch für den Spieler gleich attraktiv sind, dementsprechend gleich viel gewettet werden (Details darüber in meinem Kapitel „Der Wettmarkt“). Der Anbieter hat es dadurch viel leichter, Geld zu verdienen. Die Seiten werden in etwa gleich viel gespielt, der Anbieter hat sich (hier sogar nur einen winzig kleinen) Vorteil errechnet, der Vorteil wird realisiert, der Anbieter schafft, was ihm zusteht: Er gewinnt langfristig (für den einzelne Spieler muss im Umkehrschluss keineswegs gelten, dass er langfristig verliert).
An den Wettbörsen wird auch alles Mögliche gehandelt (Details darüber in demselben Kapitel). Die Besonderheit hier: Man wettet 1 gegen 1 gegen einen anderen (anonymen) Wetter. Die Wette wird quasi „vermittelt“, der Veranstalter nimmt sich einen Prozentsatz vom Gewinner. Das Geschäftsprinzip ist klar. Wer dabei mitmacht, hat keineswegs einen „gesicherten Verlust“. Man muss gut sein, um zu bestehen. Und man kann sich auch dort exakt mit den Beträgen beteiligen, mit denen man möchte. Man kann selber Angebote machen oder auch Angebote anderer Spieler annehmen.
Von den Quotenangeboten her haben wir jetzt also die 1-X-2 Quoten, die Langzeitquoten und die etwas komplizierteren asiatischen Wettangebote im Allgemeinen untersucht. Es gibt aber auch noch die so genannten „over/under“ Wetten. Dabei wird auf die Anzahl der Tore gewettet. Und man kann sich selber dort positionieren. Also man kann beim einen Spiel over beim anderen Spiel under wetten. Es ist ebenfalls ein sehr viel gewetteter Markt. Nur nach meiner bescheidenen Einschätzung ist es auch der, wo es sich noch am meisten lohnt zu spielen. Aber das möchte ich an anderer Stelle erläutern. Man würde das natürlich in eine Vorschau mit einbeziehen.
Wir haben also jetzt eine Fernsehsendung mit einem völlig neuen Konzept. Man macht eine Vorschau auf jeden einzelnen Bundesligaspieltag. Vor der Gesamtsaison wäre es auch interessant, wie die Chancen auf Meisterschaft oder Abstieg zum Beispiel stehen. Von den Experten und am Wettmarkt.
- Vorschlag 2: Die Nachbereitung
Selbstverständlich müsste man am Montag nach Ablauf aller Spiele eine Analyse der Spielverläufe vornehmen. Man hat ja möglicherweise am Freitag auch selber ein paar Vorschläge gemacht, man kann diese durchsehen, auswerten. Aber auch sonst wäre es hochinteressant, zu sehen, wie der Wettmarkt mit seinen eigenen Einschätzungen gelegen hat. Sprich also, es gäbe sogar an Zahlenbeispielen Analysen und Bewertungen, als auch Untersuchungen der Marktbewegungen im Nachhinein. Wenn sich das Prinzip einspielt, dann würde es garantiert auch hier einen mächtigen Zulauf an Zuschauern geben. Die Analyse der einzelnen Spiele sollte aus meiner Sicht aber auch nicht zu kurz kommen. Man würde damit eventuelle sogar schon die Vorschläge für den Freitag wieder vorbereiten.
Das stelle ich mir, am Beispiel, so vor: Stuttgart verliert ein Spiel. Der Berichterstatter bewertet die Niederlage, wie üblich, als verdient. Ich zweifle das Urteil an, mache also damit indirekt (oder auch direkt) den Vorschlage, Stuttgart am nächsten Samstag zu spielen. Denn der Wettmarkt könnte hier durch das (falsche) Ergebnis des Spieles in die Irre geleitet werden und die Quote auf Stuttgart könnte zu hoch sein.
- Ideen zur Umsetzung
Es wird natürlich eine Studioproduktion sein. Ich müsste selbstverständlich als „Experte“ der Dauergast ein. Es müsste einen Moderator geben, der die Gespräche leitet. Ich sehe mich aber durchaus der Rolle gewachsen, da wäre aber sicher doch ein versuch erforderlich. Die eingeladenen Experten (zunächst würde einer pro Sendung genügen) könnten natürlich ihre Einschätzung auch mit abgeben. Also wenn ich mir einen Ottmar Hitzfeld, Stefan Effenberg oder auch, bescheidener, einen Jörg Berger vorstelle, der dann mehr oder weniger mit der Pistole auf der Brust sagen muss, ob er in dieser Saison Dortmund oder Werder für die bessere Mannschaft hält, könnte jedenfalls spannende Einblicke gewähren. Dass man dann sogar kleinere oder auch theoretische Wetten mit dem Publikum oder auch untereinander abschließen könnte und deren Entwicklung über die gesamte Saison verfolgen könnte, ist ein Zusatzaspekt. Einzigartigkeit ist aber zunächst garantiert.
Man könnte sogar in der Sendung der Vorschau im Publikum Tipps abgeben und in der Nachschau Gewinner küren oder Ähnliches. Auch die Langzeitwetten könnten eben sehr spannend sein, selbst wenn auf Einschätzungen im Laufe der Saison gewettet wird.
Ich erinnere dabei an Felix Magath, der einige Spieltage vor Schluss noch auf Bayern wetten wollte. Sicher wäre so etwas dann in der Sendung von Interesse. Die Einschätzung per Quote und auch eine — sei sie virtuell – Wette anzuschließen.