Einige philosophische Gedanken zum Thema Glück
„Ich verbitte mir jegliche weitere Form der Belästigung.“ Hatten Sie das gesagt oder nur gedacht? Jedenfalls kann ich mich gegen meine viertliebste Beschäftigung, das Philosophieren, einfach nicht wehren. Es kommt so über mich, ungefragt. Selbstverständlich wäre es aber nicht erforderlich, all dies zu Papier zu bringen, geschweige denn, in ein Buch. Aber ich riskiere es. Es ist auch insbesondere dieses Thema, wie der Engländer sagen würde, „touchy“. Empfindlich? Nehmen wir das.
- Gedanken über die Sprache
Einige meiner grundsätzlichen Gedanken über die Sprache möchte ich einmal ganz kurz versuchen, zum Ausdruck zu bringen, Belästigung hin oder her. Die Sprache selber lebt und entwickelt sich. Diese Entwicklung gibt es, seit es die ersten Laute, Wörter, gibt, mit denen Menschen sich verständigt haben. Jedes Wort, welches dabei Einzug in den Sprachgebrauch gefunden hat, hat einen ursprünglichen Sinn und auch auf diese Art seine „Berechtigung“.
Es gibt Wörter, die konkrete Dinge, Sachen zum Anfassen, bezeichnen. Selbst dabei handelt es sich noch um eine Abstraktion, die vollzogen werden muss. Der das Wort aussprechende abstrahiert das, was er sieht, und sei es auch nur vor seinem geistigen Auge, übersetzt das in ein Wort, transportiert es per Sprache zu (mindestens) einem Gegenüber, dem oder den Gesprächspartner(n). Dort kommt das Wort möglicherweise an, es wird verstanden. Jetzt ist ein zweites Mal eine Form von Abstraktion erforderlich. Sie müsste aber „Rückabstraktion“ heißen oder auch „Konkretisierung“. Das gehörte Wort muss zurück in einen Gegenstand verwandelt werden.
So weit ist alles noch recht einfach. Der Normalbürger sieht jetzt vor seinem geistigen Auge einen Tisch und die Psychologen wissen sogar genau, warum es immer der Tisch ist. Ich hinterfrage das aber nicht. Ich sehe einen Tisch, jetzt und ganz konkret, gar vor mir. Ich schreibe einfach das Wort hin. Sie sehen auch einen Tisch, fragen sich nur, warum ich nicht sprechen kann und Sie nichts hören. In einer höheren Entwicklungsstufe des Menschen wird es einen Tages gelingen, Wörter zu Papier zu bringen…
Also, ich sehe einen Tisch, schreibe das Wort Tisch, Sie lesen es (es gibt wohl eine gewisse Analogie zwischen Schreiben – Sprechen bzw. Hören — Lesen). Aber es ist garantiert nicht der gleiche Tisch. Mit oder ohne Hilfe des geistigen Auges. Unsere Tische sind unterschiedlich. Es gelingt uns dennoch, uns zu verständigen (ok, ich gebe zu, Sie wären nicht der Einzige, dem es schwer fiele, mit mir… aber…).
Nun, diese einfachste Form des Beschreibens der Sprache und was sie tut diente nur einem Zweck: Sie auf das Entstehen von alltäglichen Missverständnissen vorzubereiten. Wir könnten ja nun schon streiten, die Psychologen liegen bereits auf der Lauer, ich als Querdenker presche vor: „Mein Tisch hatte aber drei Beine, Ätsch.“ „Nein, ein Tisch hat vier, der ist ja quasi so definiert.“
Jetzt betrachte ich mal das bereits etwas komplexere Wort „Hund“. Was sehen Sie gerade? Tja, was es nicht alles für Hundesorten gibt. Erwähnen tue ich das hier nur, weil es erstaunlich ist, dass meine Kinder bereits mit zwei Jahren absolut zuverlässig erkannt haben, was ein Hund ist. Egal, ob er winzig und kuschelig oder eine gigantische, riesige, monsterartige Bestie war. Das war aber nur für Kinderaugen… Ich rätsle nur immer, was ausgerechnet den Hund auszeichnet und so einzigartig macht, dass man ihn niemals für einen Löwen, einen Elefanten, einen Vogel, eine Katze, einen Fuchs oder einen Wolf halten kann? Alle Hunde sehen total unterschiedlich aus. Aber schon ein zweijähriges Kind erkennt sofort, dass dieses Tier ein Hund ist, sogar noch, bevor er bellt.
Noch ein weiteres, kleines Beispiel, wie man mit einem einfachen Wort Missverständnisse erzeugen kann. Ich sage zunächst mal das Wort: „Tag“. Was kann dieses Wort für unterschiedliche Vorstellungen auslösen? Wie ist der Wortsinn gewachsen oder hat sich verändert? Also ich spekuliere mal, obwohl ich auch als Sprachforscher sicherlich ungeeignet bin. Aber ursprünglich hat man damit bestimmt den Tag als Gegensatz zur Nacht gemeint. Heute ist die Nacht ein Teil vom Tag, oder wie? Ein Tag hat doch 24 Stunden, oder wie? Und wenn man sagen sollte „am morgigen Tag“, was meint man dann? „Ich hab doch nur gesagt, dass wir uns am morgigen Tag sehen werden.“ „Ja, das war gestern, richtig. Aber jetzt ist es schon spät abends.“ Da ham wir den Salat. Heute ist morgen gestern. Und das den ganzen Tag. Bis abends halt. Und dann kommt auch noch die Nacht dazu. Verwirrend.
Dabei haben wir bisher nur drei Wörter ausgesprochen. Oder geschrieben. Zum Glück nicht gelesen. Und jetzt erhöhe ich die Komplexität, und das nicht zu knapp: Wie sieht es mit abstrakten Begriffen aus? Was ist, wenn Wörter zu Sätzen zusammengefasst werden? Und da gibt es dann x Wörter, die allesamt nicht identisch zurück übersetzt werden. Und was ist noch dazu mit einem Tonfall, einem Gesichtsausdruck, einer Geste, der Mimik dazu? Und, um Himmels Willen, was mit den ständig versteckten Witzen, Irrtümern, der Ironie? Wer soll dann was wie auffassen? Hör mir auf mit Grammatik! Ein Wort am falschen Platz, in der falschen Zeit, im falschen Fall, der ganze Sinn ist verändert. Beim Schreiben sinds auch noch die Satzzeichen (dafür fällt Mimik, Gestik, Betonung meist weg, es sei denn, ich erwähne, dass ich genau das meinte).
Nun muss ich einfach dieses kleine, allseits bekannte, Beispiel hier unterbringen, als ein Kind mal behauptete, man bräuchte keine Satzzeichen und der Vater darauf folgendes hübsche (nein, fiese!) Gedicht erfand:
Alles Schlechte wünsch ich dir
Fern vom Leibe bleibe mir
Alles Unglück treffe dich
Niemals denk zurück an mich
Dem empörten Kind dann aber freundlicherweise doch noch ein paar Satzzeichen dazu dichtete:
Alles Schlechte wünsch ich dir fern vom Leibe. Bleibe mir Alles. Unglück treffe dich niemals. Denk zurück an mich.
Nun gut, ich bleibe ganz ruhig, ich hatte heute Vormittag auch zwei ganz nette Gespräche. Es scheint doch zu klappen. Aber rätselhaft ist mir, warum sich die Leute eigentlich so selten streiten. Heben sich die Missverständnisse gegeneinander auf? Oder findet man sich einfach mit den Miss(ver)ständ(niss)en ab? Oder ist es die berühmte Diplomatie? Bei zusammenlebenden, meist verschieden geschlechtlichen Partnern scheint jedenfalls meine Streittheorie aufzugehen…
Ja, was hat das ganze nun mit Glück zu tun? Doch, eine ganze Menge. Es gibt also konkrete Begriffe und die abstrakten Begriffe. Dabei spreche ich zunächst über die Substantive, die Hauptwörter. Und warum heißen die Haupt- wörter? Aber selbst unter den abstrakten Wörtern gibt es welche, die eine einigermaßen gesicherte Vorstellung auslösen, und solche, die weiten Raum für Interpretationen lassen. Nicht nur ich habe für derartige Wörter eine Umschreibung. Man sagt dann: „Das ist ein weiter Begriff.“
Meine Lieblingsbeispiele zur Veranschaulichung (was gerade hier widersinnig ist) sind dann immer „Gott“ und „Liebe“. Und als Beweis: Die Bild-Zeitung sucht seit ca. 11 Jahren nach einer verbindlichen Definition. Jeden Tag lese ich (out, der Mann ist out!) mit VorLIEBE auf der letzten Seite: „Liebe ist…“. Und zwar jeden Tag etwas anderes. Ein wirklich weiter Begriff. Ich glaube, mein nächstes Buch widme ich dem Thema Liebe… Ach, da gibt’s schon ein Buch?
Ich behaupte auch, dass Begriffe, die irgendwann mal für irgendein Phänomen eingeführt wurden, sich allmählich mit Bedeutung füllen. Es gibt also eine ursprüngliche Verwendung. Deshalb ist die Bedeutung und Relevanz, die „Berechtigung“, des Wortes unstrittig. Es kann eben nur passieren, dass Bedeutung hinzukommt. Es wird an anderen Stellen eingesetzt. „Ach, da gab es doch schon mal so was Ähnliches.“ Und gewinnt eine Bedeutung hinzu. Das ist, wie an anderer Stelle auch erwähnt, auch bei dem Begriff „wahrscheinlich“ geschehen. Es wird für das Phänomen, dass man eine bestimmte Sache nicht ganz sicher weiß, sei es in der Vergangenheit oder der Zukunft („Ach ja, jetzt wo du es sagst, es wird wahrscheinlich so gewesen sein, kommt mir auch so vor.“ Oder eben „…wahrscheinlich komme ich morgen.“). So ist der Begriff entstanden. Später nehmen sich die Mathematiker der Sache an, er wird zunächst zur Wahrscheinlichkeit substantiviert und anschließend auch noch quantifiziert. Und schon kann man gar von kleinen oder sehr kleinen Wahrscheinlichkeiten sprechen. Ein wahrer Widerspruch zum eigentlichen Wortsinn. „Wahrscheinlich“ fasst man, wenigstens in der täglich gesprochenen Sprache als „ziemlich sicher, aber eben nicht ganz“ auf.
Dennoch wird er weiter verwendet. In der gesprochenen Sprache in der Regel noch mit seinem ursprünglichen Wortsinn. Wenn Sie bei einer Verabredung sagen sollten: „Wahrscheinlich komme ich.“ und dann nicht erscheinen, können Sie sich im Zweifelsfall sogar noch auf mich berufen: „Ich hab ja nicht gesagt, wie wahrscheinlich es ist.“
Angekommen! Glück gehört auch zu diesen weiten Begriffen! Er ist ebenfalls gewachsen. Es sind Bedeutungen hinzugekommen, die bei der ursprünglichen Begriffsbildung, die ein Phänomen beschrieb, welches ich nicht so ohne Weiteres rekonstruieren kann (war es gar: „Ich bin glücklich.“?).
Da es ein so weiter Begriff ist, versuche ich mal, ein paar der möglichen Auffassungen von Glück darzustellen.
- Formen des Glücks
Es gibt eben verschiedene Formen des Glücks. Dabei versuche ich, diese hier im Einzelnen zu bezeichnen, also die Unterschiede in der Auffassung aufzuzeigen, aber natürlich auch wieder die Verwandtschaften.
- Glück zu leben
Ich sage ja immer wieder: Das größte Glück ist es, überhaupt zu leben.
Und das meine ich so, wie ich es sage. Die philosophischen, gar religiösen Fragen, die damit verbunden sind, beginnen zwar dann erst, aber ich habe diese sozusagen für mich selbst bereits beantwortet. Das Glück ist eben, dass sich tatsächlich irgendwann mal diese beiden Menschen getroffen haben und dazu noch diese eine Samenzelle auf das eine Ei getroffen ist. Dann mussten sich diese beiden noch richtig gut vertragen. Was aus mir ohne dieses Wunder geworden wäre, bleibt offen. Vielleicht haben Sie darauf eine (andere) Antwort. Für mich bleibt es das: Glück. Mir dient es nur, auch insbesondere im Leid, mich immer wieder zu trösten oder wieder mit Optimismus an den nächsten Tag zu gehen. Vor die Wahl gestellt, jetzt und so zu leben oder gar nicht wähle ich immer wieder: Leben.
- Lebensglück
Es gibt natürlich immer einen Zusammenhang. Immerhin den, dass ich den gleichen Begriff verwende. Aber es lohnt sich für mich, das schon mal zu unterscheiden. Lebensglück selber hat für mich auch bereits etliche Komponenten.
- (Un-)Messbarkeit von Glück
Eine der Standardbehauptungen von mir ist es, dass Glück nicht messbar ist. Vielleicht ist der Gedanke trivial, jeder kennt ihn. Ich erwähne trotzdem. Ich habe mal in der Sesamstraße das Lied gehört, das ging in etwa so, dass zwei sehr glückliche Figuren immer abwechselnd sangen und dabei einer immer behauptete, so sehr glücklich zu sein, so unheimlich glücklich, dass er sogar glücklicher als der Andere wäre. Das artete dann bald in eine Art (kindlichen) Streits aus: „Nein, ich bin am glücklichsten.“ „Nein, ich bin viel glücklicher als du.“ Allmählich mussten die beiden dann feststellen, absolut nicht mehr glücklich zu sein sondern regelrecht ärgerlich. Zum Glück hat sich alles wieder gefügt, wir befanden uns ja (glücklicherweise) in der Sesamstrasse. Sie haben den Streit beigelegt, sich umarmt und waren dann wohl „gleich glücklich“.
Jedenfalls belegt es, dass es sinnlos wäre, eine Diskussion darüber zu führen. Bist du glücklich? Ja. Gut, dann sei glücklich. Jeder für sich, so viel und gut er kann. Ich gönne, trete nicht in den Wettbewerb.
- Schwankungen
Ich behaupte auch, dass es nur möglich ist, Glück zu empfinden, wenn man auch Leid kennt. Meine Theorie, damals war ich 14 und in einer ersten ernsten Lebenskrise, bildete ich mir ein, das Problem erkannt und gelöst zu haben. Ich kann diese Lösung noch heute beschreiben: Je tiefer man Leid empfinden kann, umso mehr kann man dann Glück empfinden. Die Schwankungen ergeben entweder ein spannendes, abwechslungsreiches Leben, eben eines mit vielen Höhen und Tiefen oder alternativ eines, was möglichst konstant auf einem gleich bleibenden Glücksniveau verläuft. Ich scheue mich, es als „langweilig“ zu bezeichnen. Ich frage mich nur, wie jemand sagen können sollte: „Ich bin ja so wahnsinnig glücklich“ wenn er einen Tag, einen Monat, ein Jahr vorher fast ebenso glücklich war? Also ich habe mich für den ersten Weg entschieden, oder wer war das?
Es ist eben so eine Art Grundtheorie, bei der ich bisher wenige Mängel feststellen konnte: Bei einem absolut konstanten Niveau kann doch niemand, mangels absoluter Messbarkeit, die ja bereits zuvor abgesegnet war, behaupten „glücklich“ zu sein, oder? Es geht mir genauso gut wie gestern, vor einer Woche, einem Monat, einem Jahr, eben konstant. Aber nicht besonders gut oder besonders schlecht.
- Was will der Idealist
Ich habe also mal versucht, mich in einen Idealisten zu verwandeln. Das hab ich zunächst durch Hineindenken versucht. Was will der ideale Idealist? Und wenn ich einer würde, dann natürlich nur der. Was kann Ziel von dieser Form des Idealismus sein? Kann es sein, dass es möglichst viele Menschen gibt? Nein, das ist ausgeschlossen. Ich weiß, dass gewisse Ansichten oder Bemerkungen darüber äußerst bedenklich und gefährlich sind. Aber zumindest so viel scheint mir einigermaßen offensichtlich: Gerade sozial äußerst schwache Länder haben eine höhere Nachwuchsproduktion. Der Grund ist für mich ebenso offensichtlich: In dem begreiflichen Wunsch der Arterhaltung (uns allen eingepflanzt, jedem Lebewesen gar) produziert man aus Sorge mehr. Sprich: Einer, wenigstens einer soll durchkommen. Wenn ich also das Bestreben hätte, diese Menschen alle glücklich zu machen, tja, wie denn?
Kann es sein, dass es Ziel ist, das Leiden abzuschaffen? Das hört sich doch toll an. Na gut, einverstanden. Aber da haben wir ja bereits den Nebeneffekt: Die Schwankungen sind, nach meiner Ansicht, für die Höhe des möglichen Glücksempfindens verantwortlich. Also Leid abschaffen hieße für mich, Glück auch abzuschaffen.
Also habe ich mich gefragt, ob es ein mögliches Ziel sein müsste, den Durchschnittswert des empfundenen Gesamtglücks zu erhöhen. Also müsste ich eben eine Skala erfinden, bei der jeder Mensch eine Zahl zwischen 5 und -5 für sein aktuelles Glücksempfinden ankreuzen müsste. Dann nehmen wir den Durchschnitt. Wie es der Zufall so wollte, war er gerade in diesem Jahr 0. Dann komme ich als Idealist. Ich setze meine Ziele durch, in kleinen Schritten. Nach einem Jahr die nächste Umfrage. Der Durchschnittswert hat sich erhöht! Jawohl, er steht jetzt bei 0.5. Ein Traum! Aber ach, was habe ich getan? Ich habe das Glück ungleichmäßig verteilt! Ich habe eine große Gruppe von Menschen ins Elend gestürzt, um eine andere, selbst wenn noch größere, Gruppe glücklich zu machen.
Nein, das kann es auch nicht sein. Es muss gleichmäßig verteilt sein. Ich müsste eines jeden Einzelnen Glücksempfinden steigern. Ich nehme demnächst die Arbeit zur Umsetzung auf. Oder kann ich gar mit diesem Beitrag einen Beitrag leisten? Wie war noch mal der Wortsinn von „Beitrag“?
- Schmerz und Leid
Zum Thema Messbarkeit von Glück fiel mir nur ein, dass es ebenso unmöglich ist, den Schmerz zu messen. Aber ich war vor kurzem im Krankenhaus bei der Ersten Hilfe. Und da war so ein niedliches Diagramm. Da war das Schmerzempfinden quantifiziert. Es gab immer ein Gesicht zu einer bestimmten Schmerzgröße. Wirklich hübsch. Und das endete mit einem ganz elenden, weinenden Gesicht. Da weiß man doch…
Eben, dass es wirklich außerdem auf der Welt einen zweiten, wünschenswerten, erstrebenswerten Punkt gibt. Schmerz, Leid, ist irgendwie eine Art von absolut veritablem Gegensatz zu Glück. Also im Schmerz Glück zu empfinden ist tatsächlich schwer. Deshalb wünscht man sich wohl auch immer Gesundheit? Das Gegenteil von Glück, von dieser Form des Glücks, dem Lebensglück, ist also nicht Pech. Es ist Schmerz, Leid. Messbar ist auch das nicht.
- Spielerisches Glück
Es gibt sicher auch hier einen Zusammenhang bei den Begriffen. Dazu zunächst mal ein in Berliner Spielerkreisen gerne mal verwendeter Satz: „Das ist aber ein lustiger Gewinner. Der kann tagelang gewinnen und hat immer gute Laune.“
Tja, tatsächlich, wenn man gewinnt ist es immer relativ einfach, gute Laune zu haben, also glücklich zu sein. Man hat Glück, ist also folglich glücklich. Einleuchtend, oder?
Es gibt noch ein weiteres hübsches Zitat, um das zu untermauern:
„Es gibt zwei Arten von Menschen hier auf Erden: Gewinner und schlechte Verlierer.“ Drückt so ziemlich das gleiche aus wie der Satz oben.
Das ist aber nur ein kleiner Scherzexkurs. Obwohl viel Wahrheit darin steckt. Konkret möchte ich aber das spielerische Glück noch auf eine andere Art untersuchen.
Spielerisches Glück ist in gewisser Weise sogar messbar. Dazu habe ich unter anderem das Backgammon Match John Hurst gegen Christian Plenz untersucht, nachzulesen im Kapitel „Spielentwicklungen“. Dieses illustriert das am besten. Kurioserweise hatten beide in diesem Match messbares Glück. Das bedeutete in diesem Falle, dass beide einen Zugewinn an Siegwahrscheinlichkeit hatten durch die Würfe, die ihnen die Würfel bescherten. Sie Würfe waren insgesamt für beide Seiten günstig. Also man hat eine bestimmte Stellung vor sich und ist am Wurf. Vor dem Wurf hat man eine objektive Siegchance auf das Match, das ist eine theoretische Annahme, man stützt sich dabei auf ein Computerprogramm. Dann würfelt man und durch die Qualität des Wurfes hat man seine Chancen erhöht. Dieser Zugewinn aufaddiert über alle Würfe ist die (besser: eine) messbare Form des Glücks.
Es ist wirklich einzig und allein auf diese Situation bezogen. Nur für dieses Match. Eben der rein mathematische Anteil an Glück. Wie ich auch dort erwähne, hatte Christian zwar Glück, weil er auf die oben beschriebene Art von der Qualität seiner Würfe (messbar) profitiert hat. Dennoch reichte seine Menge an Glück nicht aus, um das Match zu gewinnen, da der Gegner eben noch mehr Glück hatte. Und ich schließe ja auch mit den Worten, dass sein Lohn für diese Form des Pechs 15000 Euro waren. Das heißt, dass ihm, Christian, natürlich auch bewusst war, dass er auf das ganze Turnier wiederum doch Glück hatte.