Wie geht eine gelungene Aktion?
Abzielen tut dieses Kapitel speziell darauf – was sich allerdings an anderer Stelle bereits andeutet –, dass es eigentlich unmöglich ist, eine solche zu produzieren.
Die Sprecher fordern zwar permanent – quasi vor, während oder nach jedem misslungenen Angriff – ein, wie man was zu tun hätte und was alles falsch an dem Angriff vorgetragen ist, noch viel mehr, was man richtigerweise hätte tun müssen. Sobald aber diese Forderungen erfüllt werden – natürlich nur in dem Sinne, dass ein Angriff tatsächlich zu einem Tor führt –, wird die Gegenseite mit der Schwäche ihrer Aktionen für zuständig erklärt.
Natürlich entgeht dies dem sabbelnden Mister Allwissend. Denn er erkennt ja dann, dass in dem Falle wirklich „alles viel zu einfach geht“, was immer dann geschieht, wenn „alle nur zuschauen“, freundlichen Geleitschutz geben“ oder „katastrophale Deckungsfehler“ begehen. Vor allem: Man argumentiere dagegen mal an. Wenn man sagen sollte: „Hey, das war doch kein Stellungsfehler, das war einfach toll gespielt.“ dann würde vermutlich ein ziemliches Donnerwetter eines wahren Fachmannes auf einen niedergehen. „Schau mal richtig hin, du Kreisklassendarsteller. Da stehen alle falsch, das sieht man doch.“ „Nein, tun sie nicht.“ „Na, und, wie ist die Aktion ausgegangen?“ Genau, mit einem Tor, deshalb hat er Recht, hier und immerdar.
Wieder einmal: Würde die Aktion genauso beurteilt werden bei unbekanntem Ausgang? Das ist der einzige Stützpfeiler, das ist sein Netz und der doppelte Boden zugleich. Ohne ihn würde er dorthin fallen, wo er hingehört: Ungespitzt mit dem Kopf zuerst…
Gekonnte und scharf beobachtete Differenzierungen sind es im Grunde auch, die nicht nur den wahren Fachmann auszeichnen könnten, sondern auch dem Zuschauer zusagen würden, abgesehen davon, dass es de Wahrheit entsprechen würde, im Gegensatz zu dem tatsächlich Geäußerten.
Es geht hier auch nicht nur darum, zu sagen, dass es ein toller Angriff war. Tatsächliche Differenzierungen ergeben sich aus der Situation heraus. Es gibt auch so wunderschön viele individuelle Unterschiede bei den Spielern. Dies zu erhellen würde einfach nur Freude verbreiten, abgesehen von dem Objektivitätsaspekt. Es schient hier jedoch so zu sein, dass man die Wahrheiten hinter den nackten Tatsachen zu verstecken hat. „Wenn es gut gespielt gewesen wäre, hätte es auch ein Tor eingebracht“, so die alberne Argumentation, die auf der andern Seite ebenfalls ein „kann ja nicht gut verteidigt gewesen sein, dann hätte es ja kein Tor gegeben“ zutage fördert. Abgesehen davon wäre die einzelne Szene ja noch in der Kommentierung abhängig vom Gesamtausgang des Spieles. Also wenn man sagen sollte, dass sie in der Szene doch toll gespielt haben, dann mag der Experte zwar nicken, könnte aber nicht umhin, darauf zu verweisen, „dass man sich dafür nichts kaufen kann“, dass „am Ende die Effektivität fehlte“, dass es sich um „brotlose Kunst handelt“ oder „es am Ende eben doch nicht reichte.“
Am Ergebnis ist es hierzulande schwer, vorbeizudiskutieren. Wenn man noch so sehr die Lanze bricht für die eine Seite, dann würde einem immer wieder das nackte Endergebnis unter die Nase gerieben werden.
Eine gelungene Aktion? Gibt es nicht. Das weiß der wahre Experte. Durchkommen ist ausgeschlossen, wenn man es nicht alles richtig macht. Wenn man durchkommt, kann nur die Verteidigung schuld sein. Dazwischen gibt es gar nichts. Nur eine Menge, Menge gähnende Langeweile, was sich vor allem auf die aneinander gereihten Expertenanalysen bezieht.