Dieses Spiel fand statt in der Champions League Gruppenphase der Saison 2010/2011 am Abend des 3. November 2010. Das Spiel wurde vom Autor als Live-Spiel aus dem Sky Angebot ausgewählt zur 90-minütigen, also kompletten, Beobachtung, inklusive Kommentierung. Dafür gab es einige gute Gründe:
Falls es überhaupt eine Anhängerschaft gibt, dann besteht diese autorenseitig für den AS Rom. Diese soll hier nicht näher erläutert werden, jedoch würde sie niemals so weit gehen, dafür das Bemühen um Objektivität abzulegen, wie man eventuell später anhand des Berichtes bezeugen kann. Das Hinspiel wurde ebenfalls in voller Länge angeschaut, jenes mit italienischem Kommentar, — eine Sprache, welcher der Verfasser halbwegs mächtig ist — womit bereits ein weiterer Grund für diese Option geliefert ist: Vielseitige, verschiedensprachige Kommentare einzufangen. Das hier ausgewählte Spiel wurde mit schweizerischem Kommentar verfolgt, da man jeweils vom Ausrichter sprachlich betreut wird. Ein weiterer Aspekt: die Schweizer präsentierten immerhin ein paar aus der Bundesliga bekannte Gesichter, deren Werdegang auch ein Verfolgen lohnt.
Dieses Spiel hatte jedenfalls eine besondere Brisanz, hatte doch der FC Basel aus der italienischen Kapitale vor zwei Wochen mit einem 3:1 die drei Punkte entführt. So stark der FC Basel sich auch in jenem Spiel präsentierte – dominiert hat die Roma, die vor zwei Wochen nach frühem Rückstand zum 1:1 Ausgleich kam, wonach man von einer klaren Kommandoübernahme sprechen konnte. Sie fing sich bald danach einen Konter zum 1:2 ein, drückte die zweite Hälfte recht energisch auf den Ausgleich und wurde von einem weiteren, perfekt vorgetragenen Konter relativ kurz vor Schluss endgültig erledigt. Dazu hatte die Roma in der Vorsaison in der Euro-League in Basel mit 0:2 verloren, so dass sie reichlich Motivation hatten, diese Verhältnisse in ihrem Sinne gerade zu rücken. Natürlich geht es, außer dem „Zurechtrücken“ auch sehr konkret um das Überwintern in Königsklasse oder wenigstens Euro-League, was für keine der beiden Mannschaften im Entferntesten gewährleistet war, weder vor noch nach dem Spiel.
Insofern sollte es ein höchst leidenschaftliches Spiel werden, wie man bereits bei der Begrüßung der Kapitäne an dem eisigen Gesichtsausdruck, mit welchem der Italiener Francesco Totti seinen Gegenüber begrüßte, erkennen konnte. Nun, Champions League ist Champions League und bedeutet eigentlich für jeden, der dabei sein kann, das Größte. Dies betraf auch die Zuschauer, die ohnehin in Basel immer zu besonderen Freudenfesten fähig sind, vor allem, da von ihnen jeder ergatterte Punkt noch immer zu schätzen gewusst wird. Sie sind dankbar für die Hingabe ihrer Mannschaft und jederzeit bereit, eine gelungene Szene zu beklatschen, selbst wenn sie nicht direkt zum Torerfolg führt. Von hierzulande so viel zu beobachtender Erwartungshaltung, die alles andere als deutsche Siege zu „peinlichen Auftritten“ oder gar „Katastrophenergebnissen“ erklärt, und die eine so unangenehme Atmosphäre – vor allem seitens der Medien – verbreitet, und die eher oftmals eine lähmende Wirkung erzielt, ist dort nichts zu spüren. Freude und Begeisterung pur, denen weder Einhalt geboten werden soll noch geboten wird, auch nicht kommentatorenseitig. Die Kicker wissen dies zu schätzen und sind bereit, alles für Land, Verein und Fans zu geben. Heute wird Fußball gespielt. Mal sehen, was für uns herausspringt.
Das Spiel hatte ein so hohes Tempo und so viele exzellente, gelungene Aktionen, dass das oftmals vorgeschlagene Experiment gerne zur Anwendung gebracht werden könnten, in welchem Gesichter und Trikots unkenntlich gemacht werden, um dann ein paar Experten „raten“ zu lassen, um welche Mannschaften es sich handeln könnte: Gut möglich, dass der eine oder andere den FC Basel mit dem FC Barcelona oder Manchester United verwechseln würde. Die gekonnten Ballstafetten über viele Stationen, unglaublich variables Angriffsspiel, welches mit zig Flanken in den Strafraum, die fast alle präzise geschlagen wurden, für unglaubliche und permanente Torgefahr sorgten, waren beeindruckend. Überhaupt der Offensivgeist, der den permanenten Glauben an den Torerfolg zum Ausdruck brachte, war Basel-seits beeindruckend.
Auf der anderen Seite hatte die Roma zwar die erste Szene, als ihr auffälligster Akteur, der Franzose Jeremy Menez sich im Strafraum durchsetzte, zwar weit zur Grundlinie gedrängt wurde, jedoch aus spitzem Winkel den mit einem Rückspiel rechnenden Torhüter beinahe mit einem harten Schuss aufs Tor überrascht hätte, der Ball jedoch knapp über die Latte strich.
Der Schweizer Sprecher war von Anfang an mit einer wohltuenden Objektivität, Erwartungsfreude und Anteilnahme am Werke. Er zog einen hinein ins Geschehen mit einer sehr sympathischen Art, die einen jeden, der (rein) deutschsprachige Kommentare gewohnt ist, überraschen konnte – sofern es das erste Mal gewesen wäre. Keine Belehrungen, keine durch idiotische Fehlerkettenanalysen abgetötete Spannung, keine Erwartungshaltung im Sinne von „jetzt müssen sie aber langsam mal ein bisschen mehr nach vorne tun“, keine reine Kommentierung, die dem Zuschauer den kompletten Fußball anhand eines Zwischenergebnisses erklären möchte, keine Verallgemeinerungen während laufender Spielzüge oder ähnlichen Unsinn, unter dessen Dauerberieselung man hier in Deutschland steht, und der einem den Spaß so herrlich, dafür aber restlos verderben kann. Eine Wohltat für eine so geschundene DeutschlandfußballzuHÖRERseele. Die kleineren Fehler, die der Sprecher machte, war er stets bereit, zu korrigieren, sich sogar symbolisch gesprochen selbst gegen die Stirn zu hauen, als er einmal Flanken für das falsche Konzept erklärte, dies aber kurze Zeit später einfach widerrief: „Vergessen Sie, was ich gesagt haben: Flanken SIND das richtige Konzept.“ Hierzulande undenkbar.
Der FC Basel machte also mächtig Druck, der erwähnte „betriebene Aufwand“ ist eigentlich als Floskel zu fad. Sie rannten in immer neuen Angriffswellen an und fanden stets eine Anspielstation, da alle Mann permanent in Bewegung waren. Die hierzulande bekannten Sturmspitzen, die lange noch nicht über ihren Zenit hinaus sind – also sich nicht etwa in der Schweizer Liga allmählich aufs Altenteil zurückziehen wollten sondern nach wie vor auf höchstem Niveau spielen – Alex Frei und Marco Streller – brachten die italienische Abwehr auch dank ihrer Kopfballstärke, wiederholt in Verlegenheit.
Natürlich ergaben sich für die Roma ab und an Kontergelegenheiten. In diesen Situationen konnten sie ihre Klasse andeuten, wenn sie blitzschnell das Mittelfeld überbrückten – teils auch per gekonntem Dribbling, wobei es oftmals schon genügt, einen einzigen Gegenspieler stehen zu lassen – und die agilen Angreifer Menez und Vucinic sich in Stellung begaben und eingeschaltet wurden.
Trotz deutlicher Überlegenheit der Heimmannschaft, bei welcher man es ihr eigentlich gönnen würde, allmählich eine der Aktionen zu verwerten, kam die Roma ihnen mit einem dieser seltenen Angriffe zuvor. Vucinic war glänzend frei gespielt, wollte mit Ball in den Strafraum, wurde leicht behindert, vielleicht noch gerade eben vor der Strafraumgrenze, möglicherweise rechneten die Schweizer für den Bruchteil einer Sekunde mit einem Pfiff, da Vucinic zu Fall kam, diesen Augenblick nutzte Menez, den ziemlich genau 15 Meter vom Tor entfernten Ball als erster zu erreichen – und ihn wohl überlegt und mit höchster technischer Klasse und Präzision ins untere rechte Toreck zu zirkeln und damit den sich verzweifelt hechtende Tormann zu überwinden. Das 0:1, welches aber der Stimmung auf den Rängen keinen Abbruch tat. Die Zuschauer sahen ein tolles Spiel und eine tolle eigenen Mannschaft. Ab und an kassiert man ein Tor. Na und? Respekt vor der Klasse des Gegners, welche auch der Kommentator trotz spürbar gemachter Enttäuschung und Mitgefühl zu erkennen gab. So geht Fußball. So macht er Spaß, selbst wenn es nicht immer den gerechten Lohn oder den gewünschten Ausgang gibt.
Man vergleiche dies nur mit den Kommentaren, die man hier zu hören bekäme und die einem so schwer im Ohr liegen wie einstens dem Wolf die Wackersteine im Magen:
„Da haben sie alle gepennt.“ oder „die Roma zum Tore schießen eingeladen“ oder „ein katastrophaler Stellungsfehler ging voraus“ oder „ein dummer Ballverlust in der Vorwärtsbewegung“ und sicher „trägt der Torwart auch eine Mitschuld“, Fehleranalysen, die so viel Wahrheit enthalten wie Wolfens Pfote weiß und seine Stimme hell waren…
Basel rannte weiter an, jedoch das ganze Gegenteil von kopflos. Die Roma konnte sich selten befreien. Es war ein echtes Powerplay, was der FC Basel über die ständig rochierenden — und dadurch Freiräume schaffenden — Außenpositionen aufzog. Die Klasse und – man darf es an dieser Stelle ruhig so nennen – die Abgeklärtheit der Italiener zeigte sich jedoch bei einem neuerlichen, blitzartig vorgetragenen, durch die vielen entschlossenen Nachrücker brandgefährlichem Gegenangriff. Als der in anderen Partien so offensive linke Außenverteidiger John-Arne Riise bei einem seiner in diesem Spiel sehr seltenen Vorstöße urplötzlich in zentraler Angriffsposition an der Strafraumgrenze auftauchte, gut frei gespielt und mit glänzender Technik den Ball behauptend, vorlegend, wusste sich sein Gegenspieler nicht anders zu helfen – und foulte. Natürlich, wie es einem geschickten Verteidiger meist gelingt, vor dem Eindringen in die elfmeterwürdige Zone. Riise aber hat in vielen Jahren England und Serie A so viel gelernt, dass er auf das Foulspiel nicht fallend reagierte, sondern stattdessen seinen stolpernden Lauf geschickt in den Strafraum fortsetzte mit einem energischen Schritt Richtung Ball, der wunderschön zum Einschuss bereit in 14 Metern Torentfernung vor ihm war. Der Verteidiger zog nun die letzte Option, da er zwecks foulens bereits zu Boden gegangen war und umklammerte für den Bruchteil einer Sekunde Riises vorpreschendes Bein. Selbst danach sind noch die richtigen Fallkünste gefragt, denn einen Elfmeter bekommt man dieser Tage nicht einfach so „geschenkt“. Hier jedoch war Angreifers geschultes Verhalten und Sachlage zu eindeutig, dem Referee blieb nichts anderes übrig, als das Spiel zu unterbrechen und auf den Punkt zu deuten.
Den Elfmeter verwandelte Kapitän Totti höchst selbst, jedoch erahnte der Torhüter die Ecke und erreichte den eher unplatzierten Ball, so dass man aus Schweizer Sicht beinahe schon von Pech sprechen darf, dass er dennoch die Torlinie passierte.
So ungerecht dieser Zwischenstand – wie vom Kommentator nur mit der Bemerkung „ein ziemlich karger Lohn für die großartige Leistung“ fachgerecht und emotional erkannt wurde – auch war, der FC Basel ließ sich von dem an sich einwandfreien spielerischen Vortrag nicht abbringen und auch im Publikum war kein Nachlassen der Begeisterung und Anfeuerung zu erkennen. Auch die Roma spürte, dass hier noch längst nicht alle Messen gelesen waren. Sie begann aber nun recht bald mit höchst unsympathischen, den Italienern allgemein gerne zugeschriebenen taktischen Spielchen der Bauart „Wie kann ich mir und den Mitspielern eine kleine Pause ermöglichen und dabei ein paar Sekunden von der Uhr bekommen?“, die aber an sich bei der geliebten Roma bislang selten zu beobachten war. Zeitspiel nennt man das.
Der Druck war übermächtig. Der Spielstand ließ ein solches Verhalten Erfolg versprechen. So erntete insbesondere Kapitän Totti, „Signore Roma“ und an sich vom Autor ursächlich für die Anhängerschaft verantwortlich, bei jeder Ballberührung Pfiffe des aufmerksamen Publikums, die dieses Zeitdiebstahlsgebaren gebührend quittierten und in ihm den Urheber ausgemacht hatten – mit einigem Recht.
Totti war fast nur Standfußballer in dieser Partie. Er bestach mit einem einzigen perfekten Zuspiel, welches seine Weltklasse aufblitzen ließ, als er aus der eigenen Hälfte mit dem Rücken zum gegnerischen Tor den durchstartenden Menez erahnte und diesem den Ball mit einer artistischen Bewegung, da gegen die eigene Laufrichtung, perfekt getimt in den Lauf spielte und damit eine weitere gute Chance einleitete. Ansonsten könnte man sein Verhalten nur mit einigem Wohlwollen so auslegen, dass er seine Mannschaftskameraden beruhigen wollte und möglichst die Hektik herausnehmen wollte. Jedoch hätte es auch helfen können, wenn er sich ab und an bewegt hätte, vor allem nach hinten. Auch Strafstöße sah man ihn schon besser treten.
Beim FC Basel fiel die perfekte Abstimmung auf. Immer wieder war auf der rechten Außenbahn Inkoom im Halbfeld anspielbar und zog von dort das Spiel mit blitzartigen, präzisen Anspielen auf. Ebenso stachen aus einer erstklassigen Mannschaft hervor die Spieler Shaqiri und Yapi, die immer wieder aus dem Mittelfeld durch ständige Positionswechsel, aber auch einzelne eigenen Vorstöße in die Spitze für Torgefahr sorgten. Auch der Rest der Mannschaft hat durchgehend eindeutig Champions League Format nachgewiesen.
Zurück zum Spielverlauf: Das Spiel ging mit 0:2 in die Kabine. Es war ein ungerechtes Ergebnis, wie man ohne jeden Zweifel sagen durfte. Die Schweizer spürten, dass sie ein Tor jederzeit machen könnten, sie trauten es sich zu und sie waren permanent nahe dran. Selbst bei 0:2 war das Spiel lange nicht entschieden, wie auch die Roma durch ihr Verhalten andeutete. Erstaunlicherweise erhöhte Basel nach der Pause den Druck noch. Es gab fast keine Entlastung mehr und Flanke auf Flanke wurde in den Strafraum geschlagen, allesamt gut vorbereitet sowie auch in der Mitte mit reichlich Abnehmern unterstützt. Es fehlte immer nur das Quäntchen.
Gerade aber, als der Kommentator aus reiner Enttäuschung und dem Mitgefühl die einzig kritische Bemerkung über das Mittel mit den Flanken geäußert hatte, kam jene, die zum Tor führte. Nun, nach so vielen Versuchen mit knappem Verpassen darf es ruhig in dieser Szene mal etwas glücklich zustande kommen. Denn Nicola Burdisso, der argentinische Innenverteidiger der Roma, berührte eine weitere gefährliche Flanke vom ebenfalls auffälligen Stocker hauchzart mit dem Kopf, so dass der hinter ihm in den Ball hineinsegelnde Torhüter Julio Sergio ihn verpasste und der bereit stehende Angreifer Alexander Frei den Ball einnicken konnte. Als der Sprecher nach dieser Aktion dem Torhüter zunächst einen Fehler anlastete, sich dies aber in der späteren Einspielung als Irrtum entpuppte, korrigierte er ohne Scham. „Nein, den Torhüter trifft keine Schuld.“
Hierzulande enenfalls undenkbar. Es hieße nur leidenschaftslos „Fliegt am Ball vorbei“ und „wenn er hingeht, muss er ihn haben“ und „da sieht er nicht gut aus“ (was dann immer die Folgefrage auslöst: Wie sähe ein Torhüter eigentlich bei einem Gegentor gut aus?).
Dieses Anschlusstor kam so zeitig, dass man sich in dieser Partie alles vorstellen konnte, sogar eine komplette Wende. Die Italiener begaben sich nun, diesem extremem Druck ausgesetzt, immer häufiger wälzend zu Boden, wann immer sich eine Gelegenheit dazu bot, um sich dann ausgiebig behandeln zu lassen. Logisch wurde das Publikum allmählich wütend auf die Möchtegern-Stars, die von ihrer eigenen Mannschaft spielerisch in den Schatten gestellt wurden. Der Schiedsrichter war eindeutig nicht auf Seiten des Schweizer Seriensiegers, da er auch bei anderen kleinen Aktionen häufig zu ihren Ungunsten auslegte. Es gab weiterhin drei kritische Elfmetersituationen, die er allesamt abschlägig beschied, was in der Summe jedenfalls einer gefühlten Ungerechtigkeit gleich kommt, zumal er auf der anderen Seite ohne Zögern den (berechtigten) verhängte.
Als der beste Römer, Angriffsspieler Menez, nach 75 Minuten den Platz für einen eigentlich defensiver orientierten Greco den Platz verließ, geschah das wohl am wenigsten durch diesen Wechsel zu erwartende: Greco nahm einen freien Ball auf nach einer ähnlich kitzligen Aktion wie vor dem Elfmeter und ebenfalls vergleichbar mit dem ersten Tor – und schob ihn genau so präzise am hinteren rechten Pfosten ins Toreck, mit quasi seiner ersten Ballberührung. Das 3:1 für die Roma.
Basel sah jedoch noch immer keinen Anlass, sich geschlagen zu geben. Sie zogen ihr Spiel weiterhin gekonnt auf, spürten mit Sicherheit auch, dass die Roma kräftemäßig nachließ und trug weiter Angriff auf Angriff, nicht einmal wütend sondern gekonnt zu nennend, vor. Das Anschlusstor in der 83. Minute war eine so logische Folge, dass man selbst danach noch Anlass hatte, nicht nur Basel Vieles zuzutrauen, sondern beinahe, es sich aus Gerechtigkeitsgründen zu wünschen.
Die Italiener verstärkten die eingeschlagene Taktik und befanden sich bald nach jeder völlig harmlosen Aktion am Boden, was einem als Anhänger einfach nur noch peinlich sein musste und ein Armutszeugnis für den Fußball und seine Regeln ausstellte. Gibt es denn keinen Weg, dieses offensichtliche Zeitschinden zu unterbinden? Nicola Burdisso verletzte sich nach einem rüden Einsteigen eines Schweizers. Man versteht aber, dass die Schweizer, die eigentlich nur gerne weiter hätten Fußball spielen wollen, irgendwann mal innerlich kochten ob der römischen Zeitschindetaktik, und es zu einer solchen Aktion kommen musste. Man darf nur gerne danach noch immer weiter spekulieren. Denn Burdisso nahm die Partie mehrfach wieder auf, um dann nach jedem neuerlichen Versuch wieder zu Boden zu gehen und vor dort aus weitere Sekunden von der Uhr zu nehmen, und erst nach dem dritten endgültig „aufgab“ und sich runtertragen ließ, wonach ihn sein Bruder Guillermo ersetzte.
Dass ausgerechnet Totti, bei dem man weder einen Flecken auf dem weißen Trikot sah noch eine einzige Schweißperle auf der Stirn entdeckte, bei einer wiederholt lächerlichen, da nur auf Zeitgewinn ausgehenden, Art der „Ballbehauptung“ an der Außenlinie nach einer winzigen Berührung eines Schweizers theatralisch zu Boden ging, und den Schiedsrichter dadurch noch von einem schweren Vergehen des Schweizers überzeugte, welches mit Gelb-Rot geahndet wurde, ist ein weiterer kleiner Beleg für die Ungerechtigkeit des Spiels und speziell dieses Ausgangs. Allerdings, so darf hier gerne angemerkt werden, war das Hinspielergebnis nicht wesentlich gerechter. Ob sich, einer alten Fußballerweisheit zufolge, demnach tatsächlich „alles am Ende ausgleicht“, soll dennoch lieber offen gelassen werden. Wieso sollte es denn…?
Der Schiedsrichter hat seine „römische Unterstützung“ – die man nur in Anführungszeichen und damit hinter vorgehaltener Hand andeuten darf – jedenfalls bis zum Schlusspfiff durchgehalten, indem er nur drei Minuten Nachspielzeit gewährte. Sicher werden die Fans, die ihm dafür bereits während des Spieles einige „Schieber“ Rufe zuteilten, als befangen da parteiisch eingestuft, jedoch, wie bereits erwähnt, sind sie durchaus feinfühlig und es bleibt ein ziemlich fader Beigeschmack. Der auch vom Sprecher vorab eingeschätzte Wert von drei Minuten war an der absolut unteren Grenze, da es sich bei selbigem um einen Standard handelt, der für diese Partie einfach nicht angemessen war, gerade, da er das Verhalten der Roma damit belohnte anstatt es zu bestrafen (es neutral zu behandeln wäre das mindeste; und allein dafür wären vier Minuten Minimum; falls es eine Strafe sein sollte, da das Verhalten ungebührend war hätten es noch mehr sein müssen).
Dennoch war die gesamte Partie an Spannung und Dramatik von der ersten bis zur letzten Sekunde auf allerhöchstem Champions-League Niveau. Man konnte eigentlich nie wegschauen. Aktion auf Aktion, Angriff auf Angriff, leidenschaftliche Fans, tolle Stadionatmosphäre. selbst wenn diese ab einem gewissen Zeitpunkt, jedoch aus verständlichen Gründen der allgemein als feinfühlig erachteten Fans, feindselig wurde, ein emotionaler, vorfreudiger, fachmännischer Reporter, der sich selbst nicht in den Vordergrund spielte, fünf Tore, selbst wenn leicht ungerecht verteilt, Fußballfanherz, was willst du mehr?
Ein tolles Spiel. Mehr davon. Und bitte mehr Kommentare schweizerischer, englischer, italienischer, französischer — ach, es genügte eigentlich, wären sie bloß nicht mehr deutscher — Bauart …