„Fußball“. Was für ein großes Wort, welches man kaum in den Mund zu nehmen wagt. Welche Assoziationen löst es aus? Man könnte es sich selbst spontan fragen oder man könnte zu sinnieren beginnen. Man könnte auch den Blick in den Spiegel wagen in exakt jenem Moment, da das Wort fällt. Oder den Versuch unternehmen, es selbst, in Gesellschaft befindlich, in den Mund zu nehmen – und in die Runde blicken, was es aulöst.
Vermutlich wird sich eine gewisse Einheitlichkeit nicht verleugnen lassen. Eigene Gedanken, Blicke, Reaktionen, was auch immer: man dürfte jedoch sofort Gesprächspartner selber sein und/oder welche gefunden haben. Zugleich dürften die Gesichtszüge, zumindest für den einen, kurzen, fast ungewollten Moment, so etwas ausstrahlen wie „Verklärtheit“. Dann nimmt man sich sofort wieder zusammen. Es könnte ein leichtes, vorsichtiges Lächeln verbleiben, welches zumindest noch widerspiegeln würde: „Ja, Fußball, da kenne ich mich aus, da können wir drüber reden.“
Das Thema selbst zöge immer. Das winzige Problem wäre jedoch, wie man sich selbst mit seinen eigenen Ansichten Gehör verschaffte. Man kann ein beliebiges Stichwort fallen lassen und hätte — sofern in einer Runde von fünf Mann sitzend – direkt fünf Meinungen, welche weder synchron noch asynchron sein müssten, welche sich jedoch dadurch vereinheitlichen ließen, dass es sich bei jeder um eine wohl erwogenen und gebildete Meinung handelte welche noch viel mehr direkt und lauthals vorgetragen werden müsste, noch lange bevor irgendein Umsitzender das Wort ergriffe. Falls man nicht schnell genug war und die Höflichkeit wahrte, den aktuellen „Wortführer“ ausreden zu lassen, dann nur unter der Prämisse, dessen Einschätzung längst zu kennen, für unüberlegt zu halten, eine bessere Antwort zu wissen und Finger trommelnd darauf wartend, endlich selbst das Zepter schwingen zu dürfen. „Nein, das ist ganz anders, nämlich…“
Nehmen wir ein Stichwort wie „Videobeweis“. Es tut beinahe weh, es zu nennen. Es fällt nämlich ebenso schwer wie das Wort „Fußball“, ein solches zu virtuellem Papier zu bringen. Denn: im Augenblick, es getan zu haben hört man spontan von dem sich bis hierher verirrt habenden Leser sämtliche Argumente auf sich einprasseln, welche einem so beliebig vertraut sind, welche jedoch keinen einzigen Millimeter weiter bringen, geschweige denn, dass man anzunehmen hätte, dass eine eigene Einschätzung irgendeine Relevnz hätte, vor allem nicht für den aktuellen „Gesprächspartner“, den man so zu akqurieren gedächte. Die Schlussfolgerung: dazu ist alles gesagt und jeder weiß alles drüber, nur halt noch ein wenig besser. Spar dir alle weiteren Worte.
Nur um dieses sicher zu stellen: der Videobweis soll weder hier noch später überhaupt eine Erwähnung finden. Ein „Unthema“ sozusagen.
Kurz noch einmal zurück kommend auf die Verklärtheit im Blick, welche die Nennung des so großen Wortes auslöste : der das Wort ufschnppende muss an irgendetws gedacht haben, was diesen Blick induziert hat. Was immer es war: es ist genau das, was dem Fußbll verloren gegangen ist und was irgendwie zurück geholt werden soll. Ds ist ds n dieser Stelle nun endlich gennnte nliegen.
Was man sieht, wenn man das Wort hört? Irgendwie sieht jeder wohl einen Fritz Walter 1954 einen WM-Pokl in die Höhe streckend, verschwitzt und strahlend und auf Schultern getragen, der diesen Pokal einem noch immer halb brach liegenden aber gerade im Wirtschftswunder befindlichen Land schenkte, mit Herz und Leidenschaft, Klasse und eisernem Willen, Einsatzfreude und Begeisterung, aber – und hier treffender denn je als „last but not least gennnt“ – mit aller Firness erstritten hatte, als Kapitän jener legendären Mannschaft. Turek, Eckel, Liebrich, Posipal… etc.
Vielleicht sieht man noch einen Uwe Seeler, der im Wembley Stadion mit Tränen in den ugen vom Platz geführt wird, weil ihm derselbe Pokal 1966 mit dem kuriosen Gegentreffer zum 2:3 – drin oder nicht drin? – nicht überreicht werden konnte und denkt bei Uwe Seeler unweigerlich an einen Zweikampf, welchen er selbstverständlich, wie es die Regeln nun mal vorgeben, mit angelegtem rm, führte. Jenen Uwe Seeler zugleich, weil er einzig nicht dem Ruf des Geldes nach Italien folgte sondern seine Ilse und seine Heimat Hamburg und seinen HSV vorzog. Vielleicht ist es genau das, was dem „Spiel“ verloren gegangen ist – die Anführungszeichen nur, weil es längst keines mehr ist, jedenfalls nicht das, was im „Profisport Fußball“ heute praktiziert wird.
Der utor zeichnet in dem vorliegenden Werk ein Bild seiner idelen und heilen Fußbll Welt. Ein derartiges hätte jedoch mit diesen zwei Maklen zu kämpfen oder zu leben: der Weichzeichner lässt stets spontan die Wertschätzung „kitschig“ zu und die Einstufung “Idelist“ wäre nur geeignet, für das hinter vorgehaltener Hnd getuschelte aber der Relität wohl viel näher kommende Wörtchen „Spinner“ einzutreten, zwecks kurzfristiger wohlwollender Verschonung.
Es wird also das kitschige Bild eines Spinners vorgestellt, um diesen Umstand mal ohne die Verschonungseinheiten und ohne Umschweife auf den Punkt zu bringen.
Einml nun selbst bekennend in dieses Fahrwsser eingebogen wird es wesentlich leichter, dieses verherrlichende Bild gar noch weiter auszumalen. Rosa ist ohnehin die Hintergrundfarbe, das plätschernde Bächlein vielleicht noch? Eine Prinzessin darf nicht fehlen, wo bleibt der Prinz? Ach, da sieht man ihn doch schon auf seinem Pferdchen heranreiten?!
Oder, alterntiv, schaue man sich kurz das Bild an, welches der heutige Profifußball abgibt. Vielleicht, nachdem man sich bewusst gemacht hat, dass der kurzzeitig verklärte Blick rasch abgesetzt wird, man sich zusammen nimmt, um kurz danacha bzuwinken. Man kommt dabei vielleicht in etwa so weit: „Ach, heute, kannste do allet vajessen. Nee, wenn ick ma bloß die Jehälter ankieke…“
Der Fußball heute ist krank. Und zwr ziemlich krank. Nimmt man, um es an einem Beispiel fest zu machen, den Begriff „häßliche Szenen“.