Wer nicht hören will muss ääähh zahlen?
Im Jahre 1990 hatte ich also die ultimative Idee, wie ich das Problem der Vorhersage von Eintrittswahrscheinlichkeiten bei Fußballspielen prinzipiell angehen wollte. Das Programm war auch schon in allnächtlicher (denn tagsüber hatte ich ja noch meinen SEL Job) Arbeit ziemlich gereift. Die Algorithmen waren so weit umgesetzt, die Berechnungen funktionierten, die wesentlichen Funktionen waren ausführbereit. Aber die Qualität meines Programms und dessen Vorhersagen musste sich, trotz der anfänglichen „Erfolge“ bei der Fußball WM 1990 noch langfristig und im Ligaalltag zeigen.
Was war also zu tun? Mein Freund Abi Rosenthal, der schon längst Millionär war und mir ja in Monte Carlo auch schon mal geholfen hatte (oder war es umgekehrt?) glaubte an mich und … gründete einfach eine Firma. Darin hatte er Erfahrung. Es war eine GmbH. Es mussten 50000 DM Kapital vorhanden sein, wir waren gleich berechtigte Gesellschafter und ich hatte plötzlich 25000 DM Kapital beigesteuert, meine Einlage. Selbstverständlich hatte Abi auch diesen Teil eingelegt. Ich schuldete ihm das Geld aber, zumindest in der Theorie. Bei Scheitern des Unternehmens … aber damit hatten wir uns nicht beschäftigt.
Er mietete mir ein Büro im Zentrum Berlins, ein neuer, besserer Computer wurde angeschafft und ich durfte quasi tun, was ich wollte. Aber ich habe gearbeitet, ernsthaft gearbeitet. Das Programm wurde nach und nach verbessert. Statistiken angefertigt, Untersuchungen vergangener Spielzeiten, theoretische Prognosen etc. erstellt. Ich hatte also Einschätzungen für bereits sehr viele europäische Ligen. Und was sollte ich nun damit anfangen?
Ich persönlich habe das ganze System damals automatisiert laufen lassen. Bei meiner Entscheidung, meinen wirklich guten Job bei der SEL zu kündigen, wusste ich noch nicht endgültig, in welche Richtung ich gehen würde. Ich hatte mein Programm, das war gut aber noch nicht erprobt (genug). Und ich hatte die ersten guten Ergebnisse. Ich hätte mir alles vorstellen können: Also Buchmacher mit Quoten zu versorgen, mein Programm zu verkaufen oder auch selber Buchmacher zu werden, ein Wettbüro zu eröffnen. Das war eigentlich sogar einer der Hauptgründe für die Kündigung.
Letzteres hat sich immer mehr erübrigt, da der Staat Wettanbietern gerade in Deutschland dauerhaft und konsequent bis heute (2009) Steine in den Weg gelegt hat. Die Begründung ist für mich klar: Erhaltung des Wettmonopols. Ich bin zwar der Meinung, dass es sich hierbei um ein Eigentor handelt, da im Internet weltweit gespielt werden kann und dem Staat so nur die Steuereinnahmen verloren gehen, die er spielend erzielen könnte, aber Ursache dafür ist eigentlich nur Unwissen und Unverständnis der Zusammenhänge. Auch zur Aufklärung dessen habe ich dieses Buch verfasst.
Also ich habe dann angefangen, von 8 Buchmachern alle Quoten Woche für Woche zu erfassen. Dafür ein kleines Programm geschrieben. Dann hat der Computer mit einer anderen Funktion die Quoten abgeglichen: Meine Computer erzeugten Quoten mit den angebotenen Quoten aller erfassten Buchmacher. Dann ergab es Buchmacher für Buchmacher einen Ausdruck, wo sämtliche Wetten, die nach Computer-, also meinen Erkenntnissen günstig waren, aufgezeichnet waren. Dort stand drauf die faire Quote, also die nach meiner Einschätzung korrekte Auszahlungsquote als Kehrwert der Wahrscheinlichkeit und die tatsächlich vom Buchmacher bezahlte Quote. Jedes Spiel, was mir der Computer derart geraten hat, wurde also theoretisch gewettet. Der Einfachheit halber habe ich jedes Spiel ganz monoton mit einer theoretischen Einheit gewettet. Das ganze habe ich per Fax vor jedem Wochenende, also vor Ablauf der Spiele, an diese 8 Buchmacher geschickt.
Nach Ablauf des Wochenendes hat eine weitere Funktion alle diese theoretischen Wetten ausgewertet. Und es gab ein Ergebnis, für jeden dieser Anbieter. Ich habe dann dieses Ergebnis, ob günstig oder ungünstig, am Montag an diese 8 Buchmacher erneut per Fax geschickt.
Das habe ich getan, um mich selber zu überprüfen, aber auch, um diesen Anbietern zu beweisen, dass mein System langfristig profitabel sein würde. Natürlich konnte ich noch nicht wissen, ob es funktionieren würde. Aber es schien zu funktionieren, die Ergebnisse waren gut.
Ich habe noch nach Ablauf einiger Wochen meine Ergebnisse bei allen Buchmachern an jeden einzelnen geschickt. So konnten diese sich ein Bild davon machen, wie ich insgesamt abschneide. Für mich war es das Mittel, um die Gesamtwirksamkeit des Systems zu überprüfen. Und ich hatte die Hoffnung, dass die Anbieter annehmen mussten, dass diese Ergebnisse nicht verfälscht waren, da sie ja zumindest mein Ergebnis bei ihnen selber überprüfen konnten.
Nach einem halben Jahr hatte ich ein Ergebnis, welches mir ausreichend Aufschluss gab: Ich hatte bei allen Buchmachern gewonnen. Bei einem mehr, beim anderen weniger, aber überall hatte ich Gewinn erzielt. Dieser Gewinn lag bei ca. 5%. Das gute daran war, dass das ja alles mit Einzelwetten erzielt wurde (zur Optimierung per Systemwetten bitte das Kapitel „Mein System“ studieren). Noch dazu jeweils mit einer Einheit pro Wette. Es gab also weder die Ausnutzung des Vorteils, dass man bei Kombinations- (bzw. in meinem Fall System-)wetten den Vorteil noch vergrößert. Außerdem habe ich den Effekt, dass ich besonders gute Spiele sogar teurer, also höher spielen könnte, noch nicht genutzt.
Sogar ein dritter Effekt würde sich noch positiv auswirken können: Nämlich der, dass der Computer die Quoten noch nicht gefiltert hatte. Er hat zum Beispiel bei einem Buchmacher eine Quote von 4.50 bekommen und das gespielt, sofern die faire Quote darunter lag. Aber wenn es woanders sogar eine 5.0 gab, hätte es ausgereicht, die Wette nur für die 5.00, also für den Bestkurs zu spielen. Das würde die Eventualität berücksichtigen, dass der faire Kurs tatsächlich über 4.50 lag, aber unter 5.00. Denn allwissend bin ich garantiert nicht.
Die Ergebnisse waren aber so zufrieden stellend, dass ich durchaus mit positiven Reaktionen gerechnet hatte. Aber da hatte ich wohl die Wirkung meiner Faxe überschätzt. Vielleicht wurden sie gar nicht gelesen oder angeschaut? Jedenfalls habe ich ein paar Telefonate geführt, ohne besondere Ergebnisse. SSP hätte mich nach England eingeladen und dort empfangen, ja. Sportwetten Salzburg hatte Interesse bekundet und sogar ein Treffen vorgeschlagen. Aber das war doch viel weniger als erhofft/erwartet. Man musste sich nach wie vor in der Bettlerposition fühlen. Und diese behagt mir nun wirklich nicht. Aber wem täte sie das schon? Auch zum Staubsaugervertreter oder sonstigem „Klinken putzen“ fühlte ich mich nicht berufen.
Ich hatte jetzt genug Bestätigung, dass mein Programm und die Algorithmen gut waren. Also bat ich Abi, mir eines seiner Autos zu leihen, packte meinen Computer und die andern sechs Sachen ein und brauste los, mit Salzburg als erstem Reiseziel. Danach wollte ich gerne noch ein paar andere Wettbüros besuchen, in Wien, Innsbruck und Linz. In Österreich war das Wetten nicht nur erlaubt sondern sogar beliebt.
Der Reisebericht ist dem Kapitel „Sportwetten Salzburg“ zu entnehmen. Hier nur so viel zur Ergänzung: Das einzige an meinen Quoten interessierte Wettbüro war das Vierklee Wettbüro in Innsbruck. Ich belieferte diese ab dem Zeitpunkt wöchentlich mit den Computerquoten und erhielt etwa 400 DM pro Woche.
Die daraus erzielten Beträge reichten aber offensichtlich nicht aus, um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Also war die Entscheidung noch einfacher: Die 5% konnte ich ja anstatt virtuell auch bar in die Tasche bekommen. Und die waren durch die Möglichkeit, Spiele zu kombinieren und dadurch den Vorteil zu steigern, lediglich die Untergrenze. Ran ans Werk. Ich bat Abi um ein Wettbudget. Er war sofort einverstanden, eröffnete ein neues Konto für mich mit einem Anfangsbestand von 25.000 DM.
Und die Praxis bestätigte die Theorie. Nach ca. zwei Jahren bekam Abi 100.000 DM zurück. Und das war nur sein Anteil.