Berichterstattung in der “idealen Welt”
Nun soll auch hier angeboten wäre, wie es in der “idealen Welt” aussehen könnte oder sollte. Es ist jedoch keineswegs eine Utopie sondern Dinge sehr lecht umsetzbar, die eine positive, objektive, richtige, menschliche und zugleich unterhaltsame Art der Berichterstattung möglich machen sollten – und dabei den Zuschauer tatsächlich wieder in seiner Vielzahl vor den Bildschirm zu locken.
Es wird immer wieder einen der drei Spielausgänge geben. 1, X oder 2. Mannschaft 1 gewinnt, Mannschaft 2 gewinnt oder das Spiel endet Unentschieden. Es gibt nur wenige Ereignisse, welche Eintrag in das Endergebnis finden. Das sind die Tore. Anzahl Schüsse, Großchancen, Eckbälle, Ballbesitz, Flanken, Glanzparaden vielleicht oder brandgefährliche Aktionen ohne Abschluss, Latten- oder Pfostentreffer, all diese Aktionen sorgen dafür, dass der Zuschauer das Spiel Fußball überhaupt gerne schauen mag (die Differenzierung Fan dieser oder jener Mannschaft gegenüber dem neutralen Zuschauer einheitlich so, dass die Fans vielleicht hauptsächlich am Ergebnis interessiert sind, diese sich jedoch grob gesprochen neutralisieren und der neutrale Zuschauer also der Hauptadressat und Verköstiger des Dargebotenen sein sollte) und je mehr derartigen Aktionen, umso besser, umso spannender, umso höher der Unterhaltungswert, jedoch all diese so schönen und willkommenen Aktionen nicht gewertet werden.
Allein schon daran kann man erkennen, dass ein 1:0 Sieg keineswegs die Verhältnisse hier stets “perfekt” abbilden könnte. Es mag durchaus vorkommen, dass er dennoch verdient ist, es mag sogar in einer größeren Vielzahl die bessere Mannschaft den Sieg davon tragen, aber es wird keineswegs immer der Fall sein. Es gibt auch klarere Ergebnisse, versteht sich, welche dann zunehmend wahrscheinlicher die Verhältnisse abzubilden geeignet sind, aber noch immer wäre es nicht immer so. Dennoch gitl allgemein: es gibt ein Ergebnis und es gibt die Verhältnisse in den Statistiken, in den Toraktionen, welche keineswegs miteinander im Einklang befindlich sein müssen.
Zusätzlich zu diesen Aktionen, die heutzutage sogar bei allen großen Ligen elekttronisch erfasst werden können und somit die Verhältnisse besser ausdrücken als es das pure Ergebnis täte, gibt es aber noch die Schiedsrichter Entscheidungen, die keineswegs und schon gar nicht in einem einzigen Spiel, sich etwa in ihrere Gerechtigkeit ausgleichen würden. Hier ist der Einfluss der Spieler und Trainer noch wesentlich geringer als bei den reinen Spielanteilen. Bei den in einer Vielzahl sehr knappen Ergebnissen in den höchsten Spielklassen wird unmittelbar klar, dass es von einem einzigen Pfiff oder Nicht-Pfiff abhängen kann (und oft genug auch wird), dass diese oder jene Mannschaft die Nase vorn hat.
Dazu gibt es natürlich das wahre Leistungsvermögen der Mannschaften sowie dazu eine Erwartungshaltung, bei Zuschauern, Anhngern, Medien, Spielern, Trainern und sonstig Verantworlichen. Das “wahre Leistungsvermögen” ist eine schwer bestimmbare Größe, zumal sie höchst dynamisch ist und Entwicklungen unterworfen. Dennoch liegt sie sozusagen “objektiv” zugrunde. Wobei hier tatsächlich die Trainer ihren EInfluss geltend machen können, inwieweit das vorhandene Potenzial abgerufen wird und es sich positive entwickeln oder entfalten kann. Eine höchst komplexe Angelegenheit, aber dennoch zumindest hier mal erwähnt.
Nun wird bei einem einzigen Spiel und in dessen Verlauf zunächst die Frage sein, wie die Spielverhältnisse zu erwarten wären – sei es hier erneut “objektiv” genannt –, und wie diese im Spiel selbst ausfielen. Auch diese werden keineswegs verlässlich im Einklang miteinander stehen. Es kommt also sicher vor, dass Mannschaft A die besseren Statistiken hat, obwohl man dies von Mannschaft B hätte erwarten können/sollen. Es kommt aber dabei vor, dass Mannschaft B dennoch gewinnt. So hätte alles wieder seine Ordnung, weil der Favorit gewonnen hätte, jedoch kann auch ein solcher im Spiel selbst im Grunde hinter seinen Erwartungen zurück geblieben sein, was die reinen Statistiken angeht (zu wenige Schüsse aufs Tor, zu wenig Ballbesitz, zu wenige Eckbälle oder was auch immer, möglicherweise in allen Kategorien zu wenig davon).
Es gibt nun alle möglichen derartgigen Konstellatinen von Spielverhältnissen erwartet zu eingetroffen und dazu gibt es ein paar “schnöde” Ergebnisse, die so arg wenig darüber aussagen, wie das Spiel tatsächlich verlaufen ist oder hätte ausgehen können/sollen/müssen.
Einziger Orientierungspunkt für die Berichterstatter ist jedoch das Ergebnis. Sie scheinen auch der Ansicht zu sein, dass man erst dann zum Experten wird, wenn man die Richtigkeit eines jeden Ergebnisses auf irgendeine Art beweisen kann. Wenn man also, offensichtlich, eine Vielzahl von Großchancen verpasst, dann erkennt der wahre Experte nicht etwa jemals Pech, sondern eine “Abschlussschwäche”, mit welcher dann ohnehin schon einfach alles erklärt werden kann, aber er fügt dann, mit anwachsendem Expertenstatus auch gerne noch ein “kläglich” hinzu, weil man so ganz groß rauskommt. Denn merke: je niedriger man den Kritisierten macht, umso höher steht man selbst da.
Es sollten ja hier nicht erneut kritische Töne angeschlagen werden, sondern die Berichterstattung in der “idealen Welt” vorgestellt werden. Spielverhältnisse, erwartete Spielverhältnisse, Erwartungen vorher, Einschätzungen und das letztendliche Ergebnis stehen nicht zwingende miteinander im Einklang. Das ist die Kernaussage. Sie stehen sogar nicht einmal in einer Vielzahl der Fälle im Einklang. Eher kommt es nur gelegentlich mal vor – allerdings allein aufgrund der Komplexität der Angelegenheit und nicht etwa aufgrund von Fehleinschätzungen, da diese ja bemüht mit dem Wörtchen “objektiv” herausdividiert werden sollen. Wobei die Medien selbst teils falsche Erwartungshaltungen implantieren, speziell, wenn die Nationalmannschaft aufläuft oder eine deutsche Mannschaft in einem europäischen Wettbewerb antritt. Dennoch ist dies hier zunächst nicht gemeint.
Die Komplxität würde allerdings auch so schon ausreichen. Es sind eine Vielzahl von Faktoren, die einen Spielausgang beeinflussen. Etliche jedoch von der nachteilig betroffenen Mannschaft (bei Remis gibt es – siehe Dreipunkteregel – oft zwei Verlierer, oder, alternativ, einen Außenseiter, der sich dennoch glücklich schätzt mit dem “Teilerfolg”) nicht von deren Fehlerhaftigkeit ausgelöst, sondern schlichtweg einer Zufälligkeit unterworfen.
Zunächst müssten also die Spielverhältnisse ohne Bewertung angeführt werden (wie auch anderen Dingen nicht ständig ein sie wertendes Adjektiv hinzugefügt werden sollte; es war ein “Schuss”, als Beispiel, und nicht ein “schwacher Ball”, ein “unpräziser Abschluss”, ein “harmloser Versuch” oder ein sonstwie ungeeigneter). Nun könnte man diese durchaus in den Abgleich zu bringen versuchen mit den Erwartungen und dem Ergebnis. Da würden die Spielurteile sehr häufig gänzlich anders ausfallen.
Sofern einzelne Mannschaften häufig gute Werte erzielen und damit dennoch keine guten Ergebnisse, dann sollte man hier natürlich nicht den Trainer in Frage stellen – wie es dennoch in der Praxis vorkommen wird. Die Ergebnisse würden schon irgendwann besser werden. Die “hektische Betriebsamkeit”, welche bei Ausbleiben der erhofften Ergebnisse stets eintritt – von den Medien initiert – führt lediglich dazu, dass Dinge verändert werden, die eigentlich richtig waren.