Diese Regel ideal geeignet, an ihr ein paar grundlegende Dinge aufzuzeigen, zumal die Regel selbst allgemein anerkannt und nicht in Frage zu stehen scheint, insofern weitgehend unbemerkt geblieben ist, an dieser Stelle also keineswegs gängige Klischees bedient werden können sondern vielmehr unmittelbar ersichtlich ist, dass die hier angestellten Überlegungen einen Seitenweg einschlagen, welcher dennoch letztendlich zielführend sein soll.
Die hier aufgelisteten Unterpunkte sollen dabei besprochen werden, bereits mit ihrer Niederschrift und Formulierung möglichst andeutend, dass es durchaus ein paar Besonderheiten gibt, welche das Studium lohnend machen.
- Was war der Anlass, die Regel einzuführen?
- Seit wann gibt es sie?
- Die einhergehende Ungerechtigkeit
- Die hypothetisch denkbare „Manipulationsmöglichkeit“
- Eine möglichst repräsentative Statistik zur Überprüfung der Wirksamkeit
- Wie, wann, wodurch sollte die Wirksamkeit überprüft werden? Sind die erhofften Effekte eingetreten?
- Eine intuitive Überprüfung und Einschätzung der Auswirkung
- Ein wenig Mathematik
- Ursachenforschung für die statistisch ermittelte Ineffektivität der Regeländerung
- Gesamteinschätzung
- Alternativvorschlag
- Was war der Anlass, die Regel einzuführen?
Man sollte diesen Punkt bitte a) durchaus hervorheben und b) nicht in Abrede stellen. Einzig mögliche Ursache, auf diese Idee zu kommen, kann nur ein ausgemachter Mangel an Unterhaltung gewesen sein, welchen man durch eine Anhebung des Lohnes für einen Sieg möglichst grundlegend beseitigen wollte.
Die Grundidee geht also konform mit der im gesamten Text vertretenen allgemeinen Aussage : mehr Tore, mehr Action, mehr Spannung sind wünschenswert. Der Fußball ist toll, viele Menschen lieben ihn, spielen selber Fußball, als Hobby, im Park, auf dem Bolzplatz, organisiert, freizeitmäßig, im Amateurbereich und der eine oder andere schafft den Durchbruch in den Profibereich, Hut ab, verdient seinen Lebensunterhalt damit, und noch viel mehr freuen sich auf die Übertragungen, die Sportschau, die Bundesliga, die Länderspiele, die Europapokalabende. Aber verbessern kann auf keinen Fall schaden.
Die Idee war geboren, dass man für einen Sieg drei Punkte auslobt. Das müsste doch verlockend sein, falls ein Spiel unentschieden steht, das Risiko zu erhöhen, den Angriff zu forcieren, die Abwehr zu entblößen um das Siegtor zu erzwingen und somit vor beiden Toren für mehr Spektakel und durchaus das eine oder andere Drama mehr zu sorgen? Beobachtet wurde schlichtweg, dass im professionellen Fußball-Alltag ab und an mal beide mit der Punkteteilung zufrieden waren und langweiliges Ballgeschiebe die Folge war, quasi ein freundlichen „Remisangebot“ nicht ausschlagen zu können, wie es beim Schach ab und an vorkommt. Motto: „Wenn du mir nichts tust, tu ich dir auch nichts.“ Leid tragender: der Fußball und der Zuschauer. „Da passiert nichts mehr, können wir nach Hause gehen.“
So weit zur Grundidee und zur Theorie dazu. „Es müsste doch für mehr Spektakel sorgen und dies wollen wir haben, wollen wir alle sehen, das wollen wir forcieren.“ Ein Abstreiten dieser Einsicht kommt wohl kaum in Frage?!
- Seit wann gibt es sie?
In England gibt es sie bereits erheblich länger, nämlich seit 1981. Einige andere Länder folgten dem Vorbild (Israel, Norwegen, Neuseeland, Türkei, nach und nach).
Die FIFA führte sie erstmals zur WM in den USA 1994 ein. Dies beileibe kein Zufall, denn die USA als Ausrichter hatten den gleichen Missstand erkannt und einige andere Regeländerungen ebenfalls durchzusetzen versucht, in der Absicht, die Attraktivität durch mehr Tore zu erhöhen. Kein Wunder also, dass die FIFA bei kleineren Modifikationen „nachgab“, welche sich bereits andernorts so weit bewährt hatten, dass zumindest kein Schaden entstanden war.
Zur WM in den USA 1994 war dieser kleine Test also durchaus logisch. Abgesehen davon kann man, auf die Vierergruppen bezogen, der Regel durchaus etwas abgewinnen. Bei der WM in Italien 1990 gab es eine Gruppe mit Niederlanden, England, Ägypten, Irland. Die Ergebnisse in der Gruppenphase lauteten: 1:1, 0:0, 0:0, 1:1, 1:0, 1:1. Ein einziges entschiedenes Spiel, keine Mannschaft erzielte in einem Spiel mehr als ein Tor, insgesamt fielen 7 Tore in 6 Spielen und Ägypten, als einziger Verlierer eines Spiels, war raus, aufgrund der Regelung der besten vier Drittplatzierten kamen Niederlande und Irland punkt- und torgleich weiter.
Selbst wenn bis zum Schluss spannend, weil jeder noch weiter kommen konnte: ein wenig mehr Action könnte nicht schaden. Und offensichtlich: diesen vier Teilnehmern hätten derartige Ergebnisse bei Fortsetzung des Verhaltens in 1994 wesentlich mehr Probleme bereiten können, ins Achtelfinale vorzustoßen. In anderen Gruppen wären die Drittplatzierten dank eines einzigen Sieges vielleicht schon an ihnen vorbei?
Jedenfalls wurde die Idee hier umgesetzt, ohne größere Schattenseiten befürchten zu müssen (ist halt so und, wenn du weiter kommen willst brauchst du vermutlich einen Sieg; no harm done). Und, ohne dem statistischen Teil nun vorgreifen zu wollen: es hat sich für die WM in den USA durchaus bewährt. Falls hier nicht statistisch belegt, so doch zumindest aus der Erinnerung: da gab es eine Vielzahl spannender und torreicher Spiele. Ob dies nun auf die Drei-Punkte-Regel zurückzuführen ist oder den anderen kleinen Änderungen oder einfach dem Zeitgeist damals, speziell in den USA „vorspielen“ zu dürfen und den Amis so ein wenig mehr Spannung und Action nur vorgaukeln zu wollen, sei dahingestellt. Diese WM hat Spaß gemacht – sagen wir mal bis zum Finale…
Ab der Spielzeit 1995/1996 wurde die Regel offiziell und weltweit eingeführt für alle Ligen.
- Die einhergehende Ungerechtigkeit
Zumindest erwähnt werden muss die Tatsache, dass die Regel eine kleine Ungerechtigkeit mit sich bringt. Zwei Teams bekämpfen sich, nach altbekanntem und wünschenswerten Muster, beide wollen auch unbedingt den Sieg, sie haben also ihren Beitrag geleistet, die Sinnhaftigkeit der Regel zu unterstreichen, es fallen sogar zwei späte Tore, zum 2:1 und 2:2, und dennoch bekommen beide einen halben Punkt abgezogen. Denn: eigentlich stünden ihnen rechnerisch natürlich anderthalb Punkte zu. Die alte „Punkteeteilung“ auf die drei Punkte hoch gerechnet.
Diese Bestrafung machen oftmals die Berichterstatter — man muss wohl denn doch annehmen tun sie dies unreflektiert – dass „dieser Punkt keinem der Beiden so recht weiter hilft“ deutlich. Sie treffen damit zwar den Nagel auf den Kopf, jedoch ist die Bemerkung a) kritisch und somit b) unpassend aber zugleich auch c) geht sie nicht auf die Ursachen ein. „Es hilft keinem so recht weiter“ heißt es ja auch, was somit diese kleine Ungerechtigkeit unterstreicht. Beide haben einen kleinen Schaden erlitten, im Beispiel gar, aufgrund ihres vorbildlichen Verhaltens, „unverdient“. „Wir haben doch alles getan, was ihr von uns verlangt habt. Warum werden wir nun so minderwertig entlohnt?“ könnten die Protagonisten beiderseits leicht empört ausrufen. „Das ist gemein und nicht fair.“
Die schiefen Tabellenbilder sind ebenfalls ein nach hier vertretener Ansicht unschöner Anblick. Auch die Unmöglichkeit, irgendetwas „hoch zu rechnen“. 33:17 Punkte oder 24:28, da wusste man sofort. Aber eine Bilanz von 9—11—6, was soll die einem sagen? Europapokal oder Abstieg? Man weiß es nicht. Hängt von den anderen Mannschaften, Spielen, Ergebnissen ab. 38 Punkte in 26 Spielen. Bedeutungslos oder nur im Vergleich aussagekräftig. Alternativ wären es (früher mal…) 29:23 Punkte gewesen. Eine wesentlich bessere Aussage, auch, da gerechter.
Auch für den keineswegs seltenen Fall von Spielausfällen werden die Bilder keineswegs leichter lesbar. Die Einen 25 Spiele und 43 Punkte, die anderen 23 Spiele und 40 Punkte. Wer steht nun besser da? Weiß man nicht so genau. Sortiert wird stets nach Pluspunkten, es gibt gar keine Minuspunkte mehr. Somit auch ein Teil der Lesbarkeit verloren gegangen.
- Die hypothetisch denkbare „Manipulationsmöglichkeit“
Falls bei „Aktenzeichen XY … ungelöst“ ab und an neben der wohl anerkannt erfolgreichen einhergehenden „Verbrecherjagd“ das eine oder andere Schlitzohr schon mal auf einen genialen „Gaunertrick“ aufmerksam gemacht wurde, und, ganz anders als die vermutlich vorgezeichnete Absicht der Sendung, den Verbrechern das Handwerk zu legen, sich mit diesem Trick praktisch gesehen auf die Jagd nach monetärem Zugewinn machte, was damit der Sender ebenfalls zu verantworten hätte, so wäre dieses kleine Verantwortungsproblem hier schlichtweg in Abrede gestellt. Denn sollte der Nachahmungseffekt erst durch diesen Text hier eintreten und zuvor noch niemand auf die Erschleichung eines Vorteils auf diese Art aufmerksam geworden sein, dann sei er herzlich willkommen. Die Verantwortung wird nämlich schlichtweg auf die Regeloffiziellen abgewälzt. Daran hätte man eben denken können und, nebenbei, wird die Regel ja eh an dieser Stelle für ein Abbiegen in eine Sackgasse erachtet.
Der kleine Kniff wäre dieser – und ohne damit irgendeinen direkten Vorwurf zu erheben oder konkreten Verdachtsfall im Sinn zu haben schien es doch in der Praxis ab und an schon mal vorgekommen zu sein, wie hier und da und unter der Hand oder selbiger vorgehalten durchsickerte –, dass sich zwei Mannschaften, welche untereinander eine Art Freundschaft pflegen, zugleich aber wissen, dass es in der anstehenden Saison lediglich um den Klassenerhalt ginge, die Punkte auf eine andere, der wetteifernden Konkurrenz überlegenen Art teilen. Nämlich derart: „Ihr gewinnt euer Heimspiel gegen uns, vor euren Fans, wir gewinnen unseres vor unseren Fans. Alle sind glücklich.“
Und der Effekt: doppelte Punkteteilung, also 6 geteilt durch 2 ergibt jeweils 3 (in Worten DREI) pro Team. Die Konkurrenz investiert wesentlich mehr, beide gehen bis ans Ende auf Sieg, in Hin- und Rückspiel, weder hier noch da gelingt ein Treffer, beide Spiele 1:1. Diese Gegenrechnung ergibt: 4 geteilt durch 2 = 2. Beide Konkurrenten erhielten für den höheren Aufwand also nur 2 (in Worten ZWEI) Punkte für ihre Bemühungen. Ein eindeutiger Wettbewerbsvorteil für die kleinen Schlawiner mit der Übereinkunft.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
- Eine möglichst repräsentative Statistik zur Überprüfung der Wirksamkeit
Sämtliche zu dem Thema vorliegenden Statistiken gehen einheitlich in die identische Richtung: eine Wirkung wurde nicht erzielt, oder, falls eine auch noch so geringe, dann wäre diese unbedeutend. Befürworter der Regel könnten lediglich einwerfen: „Moment mal, vor der Einführung der Regel war ein Absinken des Torschnitts zu beobachten, seither stagniert er nur. Also siehste: hat jede Menge gebracht. Ansonsten wären wir heute längst bei unter zwei Toren im Schnitt pro Spiel.“ Ja, wenn er denn damit Recht hätte, bitte schön.
Da es keine zweifelsfreien Statistiken gibt (sondern man angeblich nur jenen vertrauen sollte, die man selbst gefälscht hat…), hier einmal ein kleiner Rückblick auf ein paar Gegebenheiten. Da diese überprüfbar sind, waren Fälschungen nicht erforderlich. Hier die Werte – dabei als relevant erachtet der Unentschiedenanteil sowie der Torschnitt — aus der Ersten Fußball Bundesliga vor und nach der Einführung, auf drei Jahre ausgedehnt (dies wäre dann der mögliche verfälschende Anteil, bei welchem man einen idealen Zeitraum auswählt um den eigenen Zwecken zu diesen; hier jedoch auch nicht geschehen) :
Zweipunkteregel
1993: Remis: 29.29% Tore ø: 2.936
1994: Remis: 27.21% Tore ø: 2.918
1995: Remis: 28.10% Tore: ø 3.016
Dreipunkteregel
1996: Remis: 35.29% Tore ø: 2.715
1997: Remis: 22.87% Tore ø: 2.977
1998: Remis: 27.78% Tore ø: 2.879
Schnitt mit Zweipunkteregel: Remis: 28.20%
Tore ø: 2.957
Schnitt mit Dreipunkteregel: Remis: 28.64%
Tore ø: 2.857
Es zeigt sich ziemlich klar und deutlich: Die Regel hat die von ihr erhoffte Wirkung nicht erzielt. Die Unentschieden sind angestiegen, der Toreschnitt ist gesunken, gerne kann man es als Stagnation bezeichnen, die weiterhin Bestand hat. Hier noch drei aktuellere Beispiele (Stand: Juni 2017):
2015: Remis: 26.79% Tore ø: 2.754
2016: Remis: 23.20% Tore ø: 2.830
2017: Remis: 24.18% Tore ø: 2.866
Tatsächlich wäre die Remishäufigkeit leicht gesunken, der Toreschnitt aber andererseits nicht angestiegen. Sicher, die Bundesliga boomt und es ist einfach kein Thema, die Langeweile. “Remisgeschiebe” gibt es nicht – wie auch immer es je dazu kam. Dennoch bleibt das Gesamturteil: die Einführung der Dreipunkteregel hat sich auf das Spielverhalten (an Statistken abzulesen) nicht erkennbar ausgewirkt.
Hilfreich scheint es zu sein, zumindest eine weitere Liga gegenüber zu stellen. Anbieten tut sich da die zweite deutsche Fußball Bundesliga. Hier zunächst die Zahlen vor und nach der Einführung der Dreipunkteregel zur Saison 1995/1996, für jeweils drei Spielzeiten, analog zur Ersten Liga :
Zweipunkteregel
1993: Remis: 30.04% Tore ø: 2.618
1994: Remis: 30.26% Tore ø: 2.500
1995: Remis: 33.33% Tore: ø 2.816
Dreipunkteregel
1996: Remis: 26.14% Tore ø: 2.584
1997: Remis: 30.39% Tore ø: 2.686
1998: Remis: 32.45% Tore ø: 2.534
Schnitt mit Zweipunkteregel: Remis: 31.00%
Tore ø: 2.632
Schnitt mit Dreipunkteregel: Remis: 29.66%
Tore ø: 2.601
In der zweiten Liga hätten die Unentschieden also tatsächlich leicht nachgelassen (in der Summe sind es 12 Spiele von 918, die an Unentschieden eingespart wurden; dies wäre vernachlässigbar oder auch schlicht anderen statistischen Schwankungen unterworfen; sprich: der Statistiker würde diese Abweichung als zufällig einstufen müssen und nicht etwa auf eine Regeländerung zurückführen können).
Der Torschnitt ist ohnehin nicht angestiegen in der Zeit, so dass zumindest dieser (unterstellt erhoffte) Teileffekt nicht eingetreten ist.
Auch hier alternativ etwas jüngere Beispiele:
2015: Remis: 31.69% Tore ø: 2.493
2016: Remis: 28.10% Tore ø: 2.640
2017: Remis: 28.75% Tore ø: 2.486
Auch diese Beispiele belegen: es hat sich nichts bewegt. Der Schnitt an Toren etwas geringer in letzter Zeit. Unentschieden eher etwas angestiegen, also das Gegenteil der erhofften Wirkung.
Nun wäre man dringend aufgefordert, nach Ursachen zu forschen: warum erzielt die Verlockung der möglichen drei Punkte, welche bei unentschiedenem Spielstand den momentan in der Hand befindlichen einen Punkt so erheblich aufwerten würden keine erkennbare Wirkung auf dem Platz?
- Wie, wann, wodurch sollte die Wirksamkeit überprüft werden? Sind die erhofften Effekte eingetreten?
Der größte Teil des Abschnitts hier beruht auf Interpretationen. Die Regel wird einfach nicht mehr diskutiert. Denkt drüber nach, prüft, was ihr wollt, interessiert uns nicht mehr, Schluss, aus, basta, Eure FIFA.
„Hat sie sich bewährt“ scheint im Fragenkatalog nicht mehr vorzukommen. Sollte doch aber eigentlich, bei genauerem Besinnen? Was hatten wir vor und inwieweit deckt sich die Realität damit? Konnten die gesteckten Ziele erreicht werden oder müssen möglicherweise andere Maßnahmen her?
Immerhin wurde hier und da schon mal folgende Überprüfung der Wirksamkeit angetroffen. Nämlich jene, dass die Drei-Punkte-Regel angeblich “keinen Effekt einbrachte”, von irgendwelchen Statistikern “errechnet”. Mit einer allerdings einhergehenden sehr merkwürdigen Begrüdnung, woran sie dies festmachen wollten. Die Begründung lautete nämlich so: die Tabellenbilder würden fast identisch ausfallen., egal ob man sie nach der alten Zwei-Punkte-Regel oder nach der Drei-Punkte-Regel erstellt.
Diese Analye sticht hervor durch ihre völlige Gehaltlosigkeit. Irgendein selbst ernannter Statistiker hat einmal die Tabellen daraufhin überprüft – sie also erstellt, als ob mit zwei Punkten oder mit drei Punkten abgerechnet wurde – und festgestellt, dass sich nur sehr geringfügige Veränderungen ergeben.
Ja, selbst wenn, – hier ungeprüft – war das irgendwo als Vorgabe abzulesen? Wollte man die Tabellen mit einem Zufallseffekt einfach so mal bunt durcheinander würfeln, um so für ein bisschen mehr Spaß zu sorgen?
Nein, davon ist weit und breit nichts zu erkennen. Es ging um Steigerung der Attraktivität – jede Belehrung in eine andere Richtung wird auch von offizieller Seite gerne entgegengenommen –, mehr Spannung in den Schlussminuten und allgemein mehr Tore. All die im Gesamttext eingeforderten Unterhaltungswerte, unter Einhaltung der Sportlichkeit, des Wettkampfcharakters, der Fairness und der Gerechtigkeit (selbst wenn Letztere gerade an dieser Stelle geringfügig verletzt, aber allgemein so hingenommen und, da für alle gleichermaßen gültig, akzeptiert).
Konstatiert muss insgesamt werden dass die Sinnhaftigkeit der Regel nicht ernsthaft geprüft wird und je wurde, von offizieller Seite, dass der gewissenhafte Prüfling – hier angeblich verfügbar – jedoch auf absolute Irrelevanz stößt – was im Übrigen sogar bei der völlig gehaltlosen genannten Analyse das Ergebnis war, dort wohl eher zufällig.
Der Fußball war, wie er war und ist, wie er ist, alte oder neue Punktevergabe, und die Unterschieden wenn überhaupt in Nuancen reduziert und falls, nicht von der Regel induziert, demnach allgemeinen anderen Entwicklungen unterworfen.
Dies ruft zwangsläufig die Frage nach den Ursache für die Wirkungslosigkeit auf den Plan.
Vorweggeschickt dennoch die intuitiv angefertigte Analyse der Lage sowie der kleine Abstecher in die Mathematik.
- Eine intuitive Überprüfung und Einschätzung der Auswirkung
Sicher darf man sich einfach mal so fragen: hat sich was getan? Sieht man einen induzierten Offensivgeist seitdem, hat die Anzahl der erlebten Dramen oder Spektakel zugenommen? Hört man Trainerstimmen, die von “bewusst erhöhtem Risiko” sprechen, weil sie unbedingt den Dreier wollten?
Es kommt schon ab und an vor, dass mal die eine, mal die andere, mal sogar beide Mannschaften mehr nach vorne spielen und dass sogar ein Kommentator erkennt: “Beide wollen den Dreier.” Nur hätte es garantiert auch derartige Spiele schon früher zu sehen gegeben (ob aus eins mach zwei oder aus eins mach drei: mehr ist mehr und auch der kleinere Zugewinn ein solcher). Zudem sind es häufig Spiele der Bauart “hoher Favorit gegen klarer Außenseiter”, und der höhere Favorit will dann natürlich ohnehin den Sieg (aber wollte diesen früher auch), womit das Spektakel in die erwünschte Richtung ginge (nach vorne!) und gelegentlich kommt es vor, dass Spieler auf dem Platz erspüren – kann auch der Trainer erkannt haben und seine Spieler dahin gehend instruieren – dass der Gegner jetzt weich oder geschwächt ist und es sich nun lohnt, den Vorwärtsgang verstärkt einzulegen (gar ein Offensivspieler eingewechselt, obwohl noch immer der Spatz in der Hand, der einem sprichwörtlich ja hier und da lieber sein soll als…).
Es gab früher spannende Spiele, es gibt bis heute spannende Spiele. Es gab und gibt aber auch die umgekehrte Ausprägung: es steht ausgeglichen, es ist nix los und keiner, der dagegen etwas zu tun gedenkt. Eine erkennbare, spürbare, nachhaltige Veränderung ist nicht zu beobachten. Jedenfalls keine, welche in die Richtung der beabsichtigten Spannungsanhebung ging.
Falls man auch hier die positive Ausdrucksmöglichkeit sucht: “Hätte doch alles viel schlimmer kommen können. Es ist gelungen, einen Abwärtstrend zu stoppen. Der Erhalt des Zustands war angestrebt und ist eingetreten.”
- Ein wenig Mathematik zu dem Thema
Aus Gründen der Abschreckungsvermeidung betont: nur ein ganz klein wenig Mathematik sei vorausgeschickt: das Risiko wäre lohnend, bei einem ausgeglichenen Spielstand auf den Siegtreffer zu gehen – unabhängig von anderen, tabellarischen oder Saisonzielen untergeordneten Erwägungen –, sofern die Chancenverteilung, ein Tor zu erzielen gegenüber jener, eines zu kassieren, im Verhältnis von 1/3 zu 2/3 stünde.
Die einfache Begründung dafür: zu 1/3 gewinnt man zwei Punkte, zu 2/3 verliert man einen. Die Ausmultiplikation der Werte, somit einen Erwartungswert errechnend, ergäbe: 1/3 * 2 – 2/3 * 1 = 0. Dies wäre das berühmte Nullsummenspiel. Entsprechend wäre es gleichgültig, wofür man sich entschiede. In einem Drittel der Fälle, in denen man das Siegtor erzielte, das Spiel dadurch zu den eigenen Gunsten entschieden wird, hätte man aus einem Punkt drei gemacht, in den anderen zwei Dritteln hätte man ein Tor kassiert und dabei nur den einen Punkt eingebüßt.
Ein Gleichverhältnis wäre es unter der Voraussetzung, dass die Chancen sich mit 1/3 zu 2/3 aufteilen. Sowie die Chance für den eigenen Treffer günstiger wäre als dieses eine Drittel, lohnte sich der Deal. Und im Grunde sollte man doch annehmen, dass es sich für beide Seiten um etwa 50% handelte, also garantiert das Risiko lohnend wäre?
Nun muss man dazu den gesamten Fußball vermutlich etwas näher kennen, um darauf Antworten zu finden, auf der Suche befindlich, warum das Risiko denn nun nicht erhöht wird? Diese Suche fördert zwei denkbare Antworten zutage.
Die erste Möglichkeit, rein in Bezug auf die Chancenverteilung bezogen: jeder Trainer weiß – und überträgt dies auf die Spieler – dass der Begriff „erhöhtes Risiko“ keine reine Phantasie ist. Das Risiko, auf Angriff zu spielen, den eigenen Torerfolg forcieren zu wollen, geht nicht ohne das Risiko einzuräumen, einen Treffer zu kassieren. Diese Gefahr nimmt aber im Verhältnis mehr zu — je nach Größe der eingegangenen Offensivausrichtung — als die Chance, das Tor zu erzielen (deshalb: „erhöhtes Risiko“, ansonsten müsste es nur lauten „Risiko“; Chance hier erhöht UND dort erhöht; ein wenig gezockt, aber kein Missverhältnis).
Es lägen gar ein paar exaktere Berechnungsmöglichkeiten vor, diese würden jedoch zu komplex werden und hier eindeutig den Rahmen sprengen (sowie den Leser vermutlich einschläfern). Insofern sei hier ein Schätzwert genannt, welcher möglicherweise der tatsächlichen Chancenverteilung entspricht, immer vorausgesetzt, dass es sich um zwei Mannschaften in etwa auf Augenhöhe handelt: die Chancenverteilung läge nicht bei 50 zu 50 und auch nicht bei 33.33 : 66.67. Sie läge irgendwo dazwischen, wobei vermutlich 40 : 60 die beste Näherung darstellt.
Diese geschätzten 40% pro eigenem Torerfolg wären jedoch noch immer in einer Dimension, welche das Nachgehen rechnerisch sinnvoll oder eigentlich erforderlich machen würde. Wer es nicht täte, wäre dumm. Nur um dies nun in der schlichten Formel einzusetzen und den Zugewinn an Erwartung zu berechnen: 40% * 2 Punkte – 60% * 1 Punkt = 0.8 – 0.6 = 0.2. Man würde also rechnerisch 0.2 Punkte hinzu gewinnen, wenn man das Risiko einginge: zu 40% mit Erfolg, einen Sieg eingefahren, zu 60% ein Misserfolg, eine Niederlage eingehandelt. Gut gemacht, mehr rausgeholt.
Selbst wenn all diese Berechnungen und Überlegungen auf Seiten der Offiziellen bei Übereinkunft zur Regeländerung garantiert nicht angestellt wurden: sie hätten noch immer eine „vernünftige“ Entscheidung getroffen: „Wir wollen mehr Tore – wir bekommen mehr Tore.“ Egal, wie der Mathematiker dies nun im Nachhinein errechnet hätte.
Demnach also Zeit, sich mit der
- Ursachenforschung für die statistisch ermittelte Ineffektivität der Regeländerung
zu beschäftigen.
Nun darf man zunächst annehmen, dass selbst mathematisch vorausgebildete Trainer nicht wirklich so weit gehen, diese Risiko/Nutzen Analyse anzustellen. Die Entscheidungen werden intuitiv getroffen und man weiß zudem, dass man damit gar nicht so falsch liegen kann. Und tatsächlich erweist sich bei genauerer Hinsicht, dass die Intuition die besseren Ergebnisse liefert.
Dies muss natürlich zunächst kurios klingen – für jeden, der so weit mitgedacht hat. Mathematisch richtig, ins Risiko zu gehen, intuitiv richtig, es nicht zu tun? Und gerade der Mathematik haftete doch ein „unfehlbar“ an?!
Dies ist in der vorliegenden Situation nicht der Fall. Jedoch zunächst noch eine sehr wesentliche Vorüberlegung, welche eine riesengroße Rolle spielt und allein schon als Begründung herhalten und ausreichen würde. Diese geht in die folgende Richtung:
Die Medien sind bekanntlich „an allem schuld“, was zwar stimmt, aber besser so zum Ausdruck gebracht werden sollte, um Sarkasmus und Polemik außen vor zu lassen: sie übernehmen eine hohe Verantwortung, worüber diskutiert wird. Sie treffen eine Art Themenvorauswahl und richten ihren Fokus, wohin sie gerne möchten, erreichen damit aber – beabsichtigt oder unbeabsichtigt –, dass genau diese Themenvorgabe, diese Szene, diese Situation, dieses Spiel, diese Entscheidung, diese Trainerdiskussion bis –entlassung am Stammtisch, übersetzt also: von jedermann, zum „big talking point“ wird.
Die Quintessenz: die Verlierer sind und bleiben nicht als Verlierer und werden auch wie solche behandelt, dargestellt, befragt, durch den Kakao gezogen. „Gut gespielt“ gibt es nicht. Nur noch „gutes Ergebnis erzielt“, wobei die eingesetzten Mittel – die zumindest dieser Tage mehr und mehr den Aufdruck „dreckig“ zu tragen pflegen –, das Zustandekommen des Ergebnisses, der Spielverlauf, nicht mehr hinterfragt werden. Es gibt nur strahlende Gewinner, die alles richtig gemacht haben, und keineswegs je tragische Verlierer, weil diese nämlich, in einer Art Tautologie – siehe Ergebnis – nachweislich alles falsch gemacht haben.
In diesen Zustand des „nachweislich alles falsch gemacht habenden Trainers“ möchte dieser nicht geraten. Ganz einfach ausgedrückt. Die Spieler übernehmen dies, aber ihre Position ist – abgesehen vom vor die Tür gesetzten Stuhl – der des Trainers nicht besonders überlegen. Sie haben ebenfalls die Karte mit dem fetten „A…“ gezogen, sofern eine Niederlage zu Buche steht.
Diese beiden hauptverantwortlichen Repräsentanten (Spieler, Trainer) für die eingeschlagene Richtung auf dem Feld entscheiden sich also der Maxime untergeordnet, welche die Medien mit ihrer Art der Berichterstattung vorgeben: „Jedes Ergebnis ist recht. Außer einer Niederlage.“ Verlieren verboten. Du bist weg, dein Platz in Gefahr, dein Stuhl an- bis abgesägt. Drei Punkte für Sieg? Ja, im Fernsehen vielleicht. Bringt gar nichts und schon gar nicht ein dafür eingegangenes „Risiko“. Traineranweisung : „Bleibt schön hinten und haltet dicht, Punkt ist Punkt.“ Spieler: „Hätten wir auch so getan. Aber danke für den Tipp.“
So sehr dieses Phänomen bereits hinreichen würde, treten insgesamt noch zwei weitere auf. Erstaunlich? Sicher doch.
Das erste nur sehr kurz angeschnitten. Möglich, dass es zu offensichtlich wäre, aber denkbar auch, dass es gerade durch seine Schlichtheit gern übersehen wird – und natürlich bei Einführung der Regel gänzlich außer Acht gelassen. Hier die psychologische Auswirkung, verantwortlich für den statistisch nicht sichtbaren Niederschlag einer Veränderung :
Die ausgelobten drei Punkte für einen Sieg gelten nicht nur bei ausgeglichenen Spielständen, bei welchen eine Erhöhung rechnerisch lohnend wäre, aber, per Medienvorgaben zugleich erfolgreich unterdrückt wird. Sie gilt auch bei knappen Führungen (sie gilt nämlich IMMER; das Endergebnis wird danach abgerechnet, Spielverlauf ohnehin unerheblich). Sobald also eine Mannschaft das eine einzige Tor erzielt hat (Antwort auf die Frage: „Wie steht ein Fußballspiel?“ lautet „0:0“ und, in den anderen Fällen „1:0“ Jedenfalls hätte man, unabhängig vom tatsächlichen Kenntnisstand damit die höchste Trefferquote), schaltet sie direkt um: „Alle Mann zurück, auf die Torlinie, wir haben den Dreier und den dürfen wir auf keinen Fall wieder hergeben.“ Sie hätten, gegenüber früherer 1:0 Führung, nun eine Menge zu verlieren. Rechnerisch doppelt so viel.
Nicht nur die Spieler und der Trainer können diese simple Rechnung – wenn auch nicht in Form einer Rechnung sondern intuitiv – anstellen, nein, sogar die Fans tragen dieses Verhalten mit, ebenfalls diese größere Wirkung der drei Punkte einkalkulierend in ihre Unterstützung. Früher hätte ein führender Favorit im Heimspiel gar nicht umschalten dürfen, weil die Fans das nicht sehen wollten. Rückwärtsgang, zu Hause? Haben wir keinen. Heute ist es branchenüblich. Wer führt verteidigt. Automatisch und fast alternativlos, vorausgesetzt noch immer Mannschaften auf Augenhöhe – auf welcher sich jedoch eine zunehmende Vielzahl befindet. Wolfsburg, HSV, Köln, Werder, Hertha, Gladbach, Schalke? Sind nur mal ein paar genannt: wer ist besser? Wenn überhaupt sehr temporär dieser oder, nein doch dieser…
Es bedeutet für die Gesamtrechnung: man hat nicht nur einen Offensivgeist implantiert oder zumindest den Versuch unternommen, sondern zugleich den Defensivgeist. Denkbar also, dass der Offensivgeist gewachsen wäre, es demnach mehr Spiele gäbe, die bei ausgeglichenem Spielstand ein gewachsenes Spektakel anbieten. Diese werden jedoch direkt von der Gegenausprägung neutralisiert „Wir führen 1:0, Schotten dicht!“.
Auch diese Auswirkung so, dass man sich die Regeländerung (so ersichtlich) hätte sparen können/sollen/müssen sondern andere Ideen gefragt sind zur Beseitigung des erkannten Missstandes.
Nun aber doch noch ein letzter Punkt, welcher vielleicht die ultimative Antwort liefert:
Es gibt ein bekanntes Phänomen, welches unter dem Begriff „Gefangenen Dilemma“ bekannt sein könnte. Hierbei wird zwei Gefangenen ein komplexer Deal vorgeschlagen, welcher hier jedoch nicht näher erklärt werden soll. Gestehen oder Leugnen sind die möglichen Entscheidungen und jeweils gibt es eine Strafe, abhängig jedoch davon, wie sich der andere entschieden hat. Eine „optimale Strategie“ gibt es vielleicht, aber praktische Experimente haben kuriose Ergebnisse zutage gefördert. Sollte man versuchen, zusammen zu arbeiten oder gegeneinander antreten? Die Entscheidungen fallen unabhängig voneinander und ohne Absprache.
Die hier bereits abgegebene Erklärung führt vielleicht schon ein wenig zu weit. Es gibt jedenfalls für das im Folgenden angeführte Verhalten Vorgänger, welche diese hier treffende Problematik verdeutlichen.
Für ein Fußballspiel zweier Teams auf Augenhöhe bei ausgeglichenem Spielstand gilt diese dem Dilemma verwandte Beschreibung: rein rechnerisch wüssten beide, dass es sich lohnte, auf Sieg zu spielen. Jedoch lohnte es sich noch mehr, den Anderen seine mathematisch korrekten Berechnungen zum Einsatz zu bringen und selbst die Gegenstrategie anzuwenden. Das Motto lautete: „Lass die ruhig kommen, dann machen WIR das Tor.“ Da die Chancenverteilung, wie oben ausgeführt, die Abwehrmannschaft bevorteilt, ist es klüger, den Gegner den ersten Schritt machen zu lassen.
Als kleine Begründung noch für den Vorteil, welche die verteidigende Mannschaft hätte : sie bekommt in der Regel zwar weniger Chancen – der Gegner greift ja schließlich an – aber die Chancen, die sich aus den Kontersituationen ergeben sind die ungleich größeren und überstiegen diese – eben je nach eingegangener Offensivbereitschaft des Gegners – in der Gesamtsumme an Größe. Mathematisch hieße dies: 3*0.2 ist größer als 8*0.05. Die eine hat acht Torchancen mit geringem Verwertungspotenzial, die andere nur drei, aber diese sind groß. Rechnerisch ergäbe sich im Beispiel 0.6 ist größer als 0.4. Zufall, dass es auf 1 aufgeht, aber die eine Mannschaft erzielt zu 60% ein Tor (die Abwehrseite), die andere zu 40% (jene, welche die Initiative übernimmt).
Das Verhalten der beiden Mannschaften kann man also als eine Art „Belauern“ auffassen. „Ihr wisst doch, dass ihr eigentlich kommen müsst?“ „Ja, wissen wir, ihr aber auch.“ Und keiner tut etwas. Wäre denn doch gefühlt wieder die klügere Entscheidung?! Dilemma ist Dilemma, hilft hier nicht weiter, es gibt keinen Ausweg, es bleibt wie es ist und immer war. Trauben hängen irgendwo, aber ziemlich weit oben. Taube wäre ebenfalls da, aber eben nur auf dem Dach, während der Spatz verlässlich in der Hand sitzt und man die Taube nicht bekommt, ohne den Spatz zunächst frei zu geben.
- Gesamteinschätzung
Die Regel hat nichts gebracht, die Ungerechtigkeiten und möglichen Manipulationen bleiben als Nachteile. Die Begründungen sind gefunden und in der Summe ohnehin schlüssig – selbst wenn diese oder jene mehr greift als die andere –, um die Wirkungslosigkeit der Regel zu erklären. Ein Gesamtbild ergibt sich: weg mit der Regel. Es funktioniert einfach nicht. Falls man einen guten Vorsatz hatte, dann hat man ein wohl gemeintes, aber untaugliches Mittel ausgewählt, diesen Vorsatz zu erfüllen.
- Alternativvorschlag
Es gibt die genannten einfachen Mittel, die gesteckten Ziele zu erreichen. Es soll mehr Tore geben? Dann schaut mal ins Regelwerk und beginnt, es gerecht anzuwenden, indem Stürmer und Abwehrspieler eine Gleichbehandlung erfahren und kommt zurück auf den Vorschlag der USA: im Zweifel für den Angreifer. Dies gerne zunächst nur bei den allgegenwärtigen engen Abseitsentscheidungen sowie Foulsituationen im Strafraum. Ausgeweitet auf alle Spielsituationen würde es einer Revolution gleich kommen. Tolle Spiele, schöne Aktionen, Schüsse, Dribblings, Tore garantiert. Wobei eben allein die (an sich selbstverständliche) Gleichbehandlung komplett hinreichend wäre. Die USA hatten den Passus „im Zweifel für…“ ja nur deshalb angeregt, weil ihnen das Missverhältnis in den Entscheidungen gegen die Angreifer aufgefallen war und sie mit ihm zumindest für eine Fehlentscheidungsrate von 50/50 für/gegen die Angreifer sorgen wollten. Ansonsten hätte es natürlich auch schlicht genügt, darauf hinzuweisen, dass Abseits durchaus eine anerkannte Regel ist, sie aber bitte auch korrekt anzuwenden sei. Anstatt „in Zweifel für den Angreifer“ hätte es auch lauten können “bitte immer richtig.“