Eine der insgesamt vertretenen Kernaussagen bleibt diese hier: Der Fußball heutzutage ist ein reiner Fansport geworden. Er bietet für neutrale Zuschauer, für reine Anhänger des Spiels Fußball sozusagen, nicht mehr genügend spannende, schöne Momente, aufregende Szenen, tolle Aktionen oder fesselnde Spielverläufe mit zum Beispiel wechselnden Führungen. Der Hauptgrund dafür ist ganz klar auszumachen: Es gibt zu wenige Torszenen, zu wenige Tore. Torszenen versprechen die Spannung, richtig, aber auch nur dann, wenn sie im ausreichenden Maße mit Erfolg gekrönt werden. Dies sollte offensichtlich sein.
Jeder die Spannung raubende Schiedsrichterpfiff müsste eigentlich unerwünscht sein. Die Schiedsrichter müssten darauf programmiert, eingestellt werden, dass es für alle Zuschauer außer den (dann weniger) Fans der betroffenen Mannschaft immer spannend wird, wenn der Ball im Strafraum ist, wenn der Angreifer alleine vorm Torwart auftaucht, wenn der Torwart den Ball fallen lässt, selbst wenn er in Bedrängnis ist, wenn der Stürmer ein Kopfballduell gewinnt, selbst wenn er genau so viel wie sein Gegenspieler zerrt oder sich wehrt, wenn ein Freistoß in Strafraumnähe nicht von einer aufrückenden Mauer als Toraktion unterbunden wird, wenn ein Elfmeter auch bei kleineren Fouls ausgesprochen wird – Stichwort: was bitte ist ein„nicht elfmeterwürdiges Foul“, eines, wo das Foul erkannt, aber nicht gepfiffen wird? — und so weiter. Die Praxis sieht leider so aus, dass die Schiris in jeder Situation die Fehlaktion des Angreifers erspähen, auch die kleinste, bei dem leisesten Zweifel der Korrektheit des Verhaltens der Angreifer wieder und wieder abpfeifen, während sie bei Verteidigungsaktionen sehr häufig weit mehr als ein Auge zudrücken.
Das Umdenken würde nach hier vertretener Ansicht in der Summe schon genügen, um dem Spiel wieder das Leben einzuhauchen, was es beispielsweise bei der 54er WM mit einem Toreschnitt von über 5 Toren pro Spiel hatte. Spannung, Dramatik, Tore. Und nicht: nach einem 1:0 weiß man zu 70% den Sieger, nach einem 2:0 zu 95%. Bei einer höheren Toranzahl wäre die Angst, durch einen einzigen Fehlpfiff, ein zu Unrecht anerkanntes Tor ein Spiel zu entscheiden auch wesentlich geringer.
Das Umdenken wird hier nur möglichen Regeländerungen – welche zuhauf bei der FIFA vorliegen und geprüft werden, in der Erkenntnis, dass die Aussage stimmt, dass dem Fußball der Langeweile-Tod droht – gegenübergestellt. Falls man den Offiziellen also dieses Umdenken für die Toraktion, für die Angreifer, Einimpfen, vermitteln, begreiflich machen könnte, hätte garantiert der Fußball gewonnen.
Als Beweis dafür, dass das Problem schon früh(er) erkannt wurde und dass die FIFA Offiziellen diesem grundsätzlichen Anliegen zustimmen müssten, dient die Tatsache, dass die Drei-Punkte-Regel eingeführt wurde, die hier Thema sein soll. Die einzige, hier definitiv gestützte Begründung, die es dafür gab:
Dem Fußball fehlt es an Attraktivität.
Wie könnte man diese erhöhen? Es wurde damals unter vielen Vorschlägen – etliche davon bis heute diskutiert – diese eine ausgewählt. Die Überlegung der Regelerfinder: Wenn man bei einem ausgeglichenen Spielstand grundsätzlich einen Lohn dafür versprochen bekommt, wenn man Risiken eingeht, um den Bonus des einen zusätzlichen Punktes einzufahren, würde man wesentlich häufiger entblößte Abwehrreihen in den Schlussminuten sehen, wesentlich häufiger also die Dramatik, die spannenden Torszenen, die Tor in den Schlussminuten, die dem Spiel fehlten.
Die Bestandsaufnahme, die hier zunächst auf die deutsche Bundesliga beschränkt bleiben soll: Die Regel wurde zur Saison 1995/96 eingeführt. Der Toreschnitt ist seitdem nicht erkennbar gestiegen. Diese Entwicklung hier in Diagrammform:
Eine kurze Interpretation des Diagrammes: Der Toreschnitt in der Realität (blaue Linie) zackt ziemlich aufgeregt hin und her in den letzten 16 Jahren. Das hier zum Einsatz gebrachte Computerprogramm (bereits seit 1990, von Autorenseite entwickelt, „im Dienst“) hat mit seiner Reaktion, wie man sieht, immer wieder versucht, dieser Entwicklung gerecht zu werden. Wenn der Schnitt in einer Saison mal (merklich) anstieg, dann zieht die lila Linie allmählich nach. Jedoch jedes Mal, um dann zu erkennen, dass sie es eigentlich zu Unrecht getan hat. Denn dann fiel er wieder ab. Im Grunde also reagiert der Computer „vernünftig“,wie man ganz gut erkennen kann. Es ist keine systematische Veränderung aufgetreten, die es rechtfertigen würde, mit einem höheren oder niedrigeren Schnitt zu rechnen. Auch nicht die Einführung der Drei-Punkte-Regel hat etwas Deutliches verändert. Es kommt einem dennoch so vor, dass man eher für die Zukunft mit einem weiteren Absinken rechnen müsste. Die Begründung(en) dafür weiter oben. Die Schiris pfeifen mehr und mehr gegen die Stürmer. Sie stellen dabei auch fest, dass ihnen nichts passiert, wenn sie es so tun. Also ist es irgendwann „state of the art“. So pfeift man halt.
Hier noch das dadurch eigentlich irrelevante Diagramm der Unentschieden:
Auch wenn das (Teil-)Ziel erreicht wurde, die Anzahl der Unentschieden etwas herunterzuschrauben lässt sich nicht erkennen, dass die Dramatik in den Spielen zugenommen hat. Diese hätte etwas mit plötzlich sich verändernden Spielständen zu tun, und diese überraschenden Veränderungen kann es nur durch mehr Tore geben. Die Interpretation der Linien fällt trotzdem leicht: Die Trainer und Spieler lernen nach und nach doch ein wenig dazu. Und obwohl der Toreschnitt eher minimal abgefallen ist, sorgt die verbesserte Taktik dafür, dass die Unentschieden abfallen, damit öfter die eine oder andere Mannschaft in den Genuss der drei Punkte kommt.
Dies alles hier angeführt vor allem deshalb, da damit der Beweis erbracht ist, dass die Verantwortlichen Hände ringend auf der Suche nach möglichst geringfügigen Modifikationen sind, welche die Attraktivität des Spiels und Sports Fußball wieder steigern könnten. Die Drei-Punkte-Regel hat es nicht gebracht.
Andererseits sollte man selbstverständlich einräumen, dass es möglich wäre, dass man eine noch schlimmere Entwicklung verhindert hat. Also die Drei-Punkte-Regel hat ein ansonsten zu erwartendes drastisches Absinken des Toreschnitts verhindert. So sehr und gerne dies auch eingestanden sei: Wenn man diese Entwicklung verhindert hätte, dann dürfte von dieser Seite aus die Frage erlaubt sein, warum sie überhaupt aufgetreten wäre? Die Antwort klar und bereits weiter oben erläutert.
Die einfachste Methode, die Attraktivität des Spiels, also die Anzahl der Torszenen und Tore, zu steigern, besteht im Umdenkprozess in Kombination mit der Anwendung der bestehenden Regeln.