In der heutigen kleinen Plauderei über die Fußball Bundesliga vor dem 12. Spieltag sollen folgende Punkte angesprochen werden: Zunächst wird die aktuelle Tabellensituation ein wenig untersucht, deren Anordnung uns zwar sicher alle überrascht und die damit auch für jede Menge Spannung sorgt, aber die sich dennoch allmählich Richtung „normal“ korrigieren könnte. Dann werden die positiven und negativen Überraschungen herausgestellt, dies aber zunächst intuitiv.
Im Anschluss wird die Computersimulation durchgeführt und die aktuellen Ergebnisse derselben unter die Lupe genommen, insbesondere im Abgleich mit den Ergebnisses von vor einer Woche. Wer hat seine Chancen verbessert, wer verschlechtert? Um wie viel sind sie gewachsen oder gefallen? Spannend dies insbesondere, wenn man es als Entwicklung betrachtet, wobei sich sicherlich ein paar kuriose Verschiebungen, die man zuerst noch analysieren muss, ergeben werden.
Der Abgleich der vom Computer per Simulation in Form von relativen Häufigkeiten ermittelten Chancen mit dem Wettmarkt verspricht mit Sicherheit auch reichlich Spannung. Man kann nun entweder die Unterschiede betrachten und sich auf Fehlersuche begeben, inwieweit die an der Wettbörse betfair per Massenintelligenz bestimmten Zahlen doch besser sein könnten als die vom Computer berechneten, oder, alternativ, mutig eine Wette platzieren, dem Computer vertrauend. Man kann sich aber auch daran erfreuen, wie gut sich intuitive, menschliche Einsichten und pure, dafür emotionslose Computerlogik ergänzen.
Abschließend sollen noch ein paar andere interessante Statistiken angeboten werden, in welchen die Ausbeuten, die die einzelnen Mannschaften bisher erzielten mit den vom Computer erwarteten verglichen werden. Dies ist, im Verhältnis zur intuitiven Betrachtung weiter oben sozusagen eine Art objektiver Maßstab: Wer hat am meisten über seiner Erwartung gespielt, wer hat sie am meisten unterboten. Dies in einer Tabelle darzustellen könnte durchaus interessant sein.
Gehen wir also los:
1) Die bisherige Saison
Ein paar Worte noh zum Saisonverlauf insgesamt: Es ist deutlich zu beobachten, dass eigentlich alle Mannschaften sehr optimistisch auftreten. Dieses bezieht sich darauf, dass alle ausstrahlen, dass sie sich jederzeit in der Lage fühlen, ein Tor zu erzielen und mutig nach vorne spielen. Es könnte sehr gut einen Zusammenhang geben zwischen dem Auftreten der deutschen Nationalmannschaft in Südafrika, wo genau so mutig und schnell nach vorne kombiniert wurde und der deutsche Fußball damit weltweit die Anerkennung erlangte, die ihm etliche Titelgewinnen nicht einbringen konnten. Dieser Fußball, wie sie ihn jetzt vorführten, wurde geliebt. Das haben zahlreiche der sonst so missgünstige Nationen – dieses Adjektiv jedoch hat seine Ursache darin, dass die Erfolge eben sehr oft auf (zumindest auslandseitig empfundenem) Glück basierten – sehr wohl zum Ausdruck gebracht (England, Italien als Beispiele, wo man eine sehr schwärmerische Medienreaktion erlebte). Nahe liegend, dass dieser optimistische Fußball mit jeder Menge Kombinationsfreude sozusagen „abgeguckt“ wurde und sich direkt auf den Ligaalltag übertragen hat.
Die erfreulichen Folgen sind einerseits, dass es mehr Tore gibt als zuvor (etwa 3.2 Tore pro Spiel derzeit, sonst in den letzten Jahren um die 2.9), aber auch, dass man in vielen Spielen überraschende Wendungen erleben konnte, die für jeden Fan – außer denen der von der Wendung negativ betroffenen Mannschaft – immer ein Spektakel darstellt. Über ein Spiel wie das Mainzer 4:3 in Wolfsburg nach 0:3 (sicher dieses hauptverantwortlich für den Mainzer Höhenflug) wird man noch in Jahren erzählen. Zu danken dem Umstand, dass sich beide Mannschaften – also auch die Wolfsburger – jederzeit in der Lage sahen, ein Tor zu erzielen und der Führende nicht etwa auf Ergebnisverwaltung umschalteten.
Ansonsten macht die Bundesliga einfach Spaß. Die Spiele versprechen jederzeit spannenden Fußball, abwechslungsreiche Spielverläufe und tolle Tore So lange man den noch zu erbringenden Nachweis außer Acht lässt, ob sich diese gegenüber früher leicht modifizierten Strategien auch langfristig auf europäischer Bühne bewähren werden, kann man sich jedenfalls erst einmal über die Ereignisvielfalt freuen. Die Kopf stehende Tabelle beginnt dennoch, sich allmählich aus dieser Lage zu befreien. Es gibt aber noch genügend Positionen, bei denen jemand, der nach langem Auslandsaufenthalt heimkehrt und heute erstmals draufschaut, sich zumindest verwundert die Augen reiben dürfte.
Hier zunächst einmal das reine Tabellenbild vom Montag, dem 8. November 2010:
Sp | S | U | N | Punkte | Tore | Differenz | ||
1 | Borussia Dortmund | 11 | 9 | 1 | 1 | 28 | 27- 7 | +20 |
2 | FSV Mainz 05 | 11 | 8 | 0 | 3 | 24 | 19- 11 | +8 |
3 | Bayer Leverkusen | 11 | 6 | 3 | 2 | 21 | 22- 16 | +6 |
4 | Eintracht Frankfurt | 11 | 6 | 1 | 4 | 19 | 20- 11 | +9 |
5 | TSG Hoffenheim | 11 | 5 | 3 | 3 | 18 | 22- 15 | +7 |
6 | Hamburger SV | 11 | 5 | 3 | 3 | 18 | 17- 15 | +2 |
7 | 1.FC Nürnberg | 11 | 5 | 3 | 3 | 18 | 17- 15 | +2 |
8 | SC Freiburg | 11 | 6 | 0 | 5 | 18 | 17- 18 | -1 |
9 | FC Bayern München | 11 | 4 | 4 | 3 | 16 | 15- 13 | +2 |
10 | Hannover 96 | 11 | 5 | 1 | 5 | 16 | 13- 20 | -7 |
11 | Werder Bremen | 11 | 4 | 2 | 5 | 14 | 19- 27 | -8 |
12 | VfL Wolfsburg | 11 | 4 | 1 | 6 | 13 | 18- 19 | -1 |
13 | FC St. Pauli | 11 | 4 | 1 | 6 | 13 | 12- 18 | -6 |
14 | VfB Stuttgart | 11 | 3 | 1 | 7 | 10 | 22- 19 | +3 |
15 | 1.FC Kaiserslautern | 11 | 3 | 1 | 7 | 10 | 14- 21 | -7 |
16 | FC Schalke 04 | 11 | 2 | 3 | 6 | 9 | 13- 17 | -4 |
17 | 1.FC Köln | 11 | 2 | 2 | 7 | 8 | 13- 22 | -9 |
18 | Borussia Mönchengladbach | 11 | 1 | 4 | 6 | 7 | 17- 33 | -16 |
Zunächst per optischem Eindruck noch einmal wiederholt die positiven Überraschungen, die die Tabelle aufweist: Borussia Dortmund mit einer überragenden Ausbeute von 28 Punkten nach 11 Spielen, wie auch Trainer Klopp im Interview herausstellte. Da nach langjähriger Beobachtung jeder, der es auf zwei Punkte pro Spiel im Schnitt bringt ein ernster Titelanwärter ist, sind die von Dortmund erzielten 28/11 = 2.5454 einfach herausragend. Nach dem knappen Drittel der Saison führt kein Weg an ihrer ersten Erwähnung vorbei.
Auch Mainz bleibt oberhalb dieser Ausbeute und damit eine Erwähnung wert. Positiv jedenfalls noch hervorzuheben die Frankfurter Eintracht, die auch mit tollem Fußball in den letzten Wochen weit mehr als nur gerade mal eine kleine Serie hingelegt hat. Das macht einfach Spaß, sie spielen zu sehen. Natürlich darf man in der Liste der positiven Überraschungen auf keinen Fall Freiburg und Nürnberg vergessen, wobei Freiburg nicht in allen Spielen so überragende Leistungen zeigte. Bei ihnen dürfte man schon von einem bisher glücklichen Saisonverlauf sprechen. Es waren natürlich dennoch ausreichend viele gute Spiele dabei. Als kleine Beispiele für das Glück nur das Siegtor in der Nachspielzeit in Frankfurt, welchem zusätzlich noch „Abseits“ attestiert wurde, oder auch der 2:1 Sieg gegen Kaiserslautern in einem Spiel, da die Lauterer eigentlich die größere Anzahl exzellenter Torgelegenheiten hatte und zumindest das Remis verdient hätten. Nürnberg hat hingegen eine seinen Auftritten entsprechende Punktausbeute.
Negative Überraschungen gibt es auch und sie seien in dieser Reihenfolge genannt: Schalke, Stuttgart, Werder Bremen, FC Bayern München und der VfL Wolfsburg. Wobei gerade bei Schalke und Stuttgart zuletzt Siege eingefahren wurden, während Bayern an sich einen klaren Aufwärtstrend – auch, was die Dominanz auf dem Platz angeht – zu verzeichnen hatte, jedoch im Spiel gegen Gladbach einem plötzlich euphorischen Gegner, dem man nicht rechtzeitig das dritte Tor eingeschenkt hatte, plötzlich sogar die Führung in die Hand gab, und dann beinahe noch von Glück reden musste, wenigstens den einen Punkt einfahren zu können. Ein begeisterndes Spiel, keine Frage, zumal es dabei bleibt, dass Bayern die Nation spaltet und es entsprechend immer ausreichend viele gibt, die sich die Hände reiben, wenn ihnen in die Suppe gespuckt wird. Nebenbei bemerkt hatte Gladbach sich nach längerer Durststrecke mit nicht nur schlechten Spielen auch mal wieder eine kleine Belohnung verdient.
Werder Bremen hat nun mit dem kassierten 0:6 wirklich eine Art Eigentor erzielt. Dabei waren die Leistungen in den Spielen zuvor, gegen Twente in der Champions-League und vor allem dem sehr unglücklichen Pokal-Aus in München eher glänzend, so dass man an sich ausreichend viele Elemente einer Klasse-Mannschaft sehen konnte, denn sie waren die einzigen diese Saison, die die Bayern dominierten – und das sogar in München. Zwar für den Moment ernüchternd, jedoch erkannte auch Sky-Live-Kommentator nach der Pause in Stuttgart noch an – für Neuankömmlinge –, dass das Zwischenergebnis von 0:3 eine Überlegenheit ausdrückt, die es auf dem Platz nicht gab. Erinnert sei hier nur an den Elfmeter bei 0:1, den Torsten Frings nach 19 verwandelten in Serie (wie man zuletzt erfuhr) verschoss.
Der VfL Wolfsburg hat seine Erwähnung in dieser Kategorie natürlich den beiden Heimniederlagen gegen Mainz und Leverkusen zu verdanken, welche beide nach deutlicher Führung (3:0 respektive 2:0) zustande kamen, und insofern zwar für Spektakel sorgten, jedoch nur für alle Nicht-Wolfsburger. Man erfreut sich an solchen Überraschungen, jedoch ist ein zweimaliges Auftreten in so kurzer Abfolge schon wirklich hervorstechend, aus ihrer Sicht vielleicht gar ein wenig tragisch (im Gegensatz zu dem hierzulande gerne angedichteten „selber Schuld“).
Auch hierzu gibt es ein paar statistische Belege in Zahlen, welche die Größe der Überraschungen – positiv oder negativ – zum Ausdruck bringen, der etwas später erfolgt. Dieser Teil hier war die eher intuitive – aber zuerst, vor Ansicht der Zahlen, angefertigte — Argumentation.
2) Die Ergebnisse der Simulation
Nachdem der Computer in der letzten Woche ja Dortmund die größten Chancen gegeben hatte, mit 57.1%, gegenüber den Bayern mit den zweitgrößten Chancen auf Platz 2 mit ihren nur 15.4% haben die Ergebnisse am Wochenende vom 6. und 7. November natürlich dem Computer in dem Sinne in die Karten gespielt, dass er ja bereits letzte Woche eine Wette auf Dortmund empfohlen hatte und diese an Wert gewonnen haben muss.
Erwähnen kann man an dieser Stell ruhig, dass der gestiegene Wert der Wette– analog zu einer erworbenen und gestiegenen Aktie– sich natürlich am Wettmarkt realisieren ließe. Wer dem Computer letzte Woche gefolgt ist und gewettet hat, könnte seinen Gewinn heute durch den Verkauf der Wette einfahren.
Mit Sicherheit haben sich die Chancen durch den überzeugenden und am Ende wirklich spielerisch auch überragenden (sicher, nach dem Platzverweis brach Hannover trotz der Abwehr des Elfmeters zusammen) 4:0 Sieg der Dortmunder gegenüber Bayerns insgesamt unglücklichen Auswärts-3:3 bei Gladbach erheblich verbessert. Dies wird sowohl der Computer so feststellen in seiner erneut durchgeführten Simulation als auch der Wettmarkt reflektieren.
Hier also die Simulationsergebnisse, welche die Chancen in Wahrscheinlichkeiten ausdrücken. Dabei gibt die erste Zahl das Ergebnis der Computersimulation in absolutem Auftreten von ersten Plätzen bei 1000 Durchläufen an:
Anzahl 1. Plätze | in Prozent | Faire Quoten | |
Borussia Dortmund | 726 | 72.60% | 1.38 |
Bayer Leverkusen | 95 | 9.50% | 10.53 |
FC Bayern München | 75 | 7.50% | 13.33 |
TSG Hoffenheim | 29 | 2.90% | 34.48 |
FSV Mainz 05 | 26 | 2.60% | 38.46 |
Hamburger SV | 18 | 1.80% | 55.56 |
VfL Wolfsburg | 10 | 1.00% | 100.00 |
Eintracht Frankfurt | 5 | 0.50% | 200.00 |
Werder Bremen | 5 | 0.50% | 200.00 |
VfB Stuttgart | 4 | 0.40% | 250.00 |
FC Schalke 04 | 3 | 0.30% | 333.33 |
1. FC Nürnberg | 2 | 0.20% | 500.00 |
SC Freiburg | 2 | 0.20% | 500.00 |
1000 | 100.00% |
Borussia Dortmund hat seine Chance erheblich vergrößert auf satte 72.6% (laut Computer). Dies liegt zu einem Teil natürlich an ihrem eigenen Ergebnis, was mit einem 4:0 auswärts deutlich ausfiel, aber natürlich auch an den Ergebnissen der Konkurrenz. Denn sowohl Bayern mit nur einem erzielten Punkt als auch Mainz, die ja immerhin am dichtesten dran waren, mit einer Niederlage, ließen Federn. Leverkusen und Hoffenheim machten natürlich durch ihre Siege Boden gut.
Dass man nun auch Schalke und Stuttgart in der Liste findet ist natürlich ihren deutlichen Siegen zu verdanken, zeigt aber auch indirekt den Respekt (des Computers) vor ihrem wahren Leistungsvermögen auf (welches natürlich nur in Form von Parametern abgespeichert ist).
Hier die Liste der Veränderungen gegenüber der Vorwoche, noch immer aus reiner Computersicht:
Gewinn/Verlust gegenüber der Vorwoche | ||
absolut | in Prozent | |
Dortmund | 155 | 15.50% |
Leverkusen | 21 | 2.10% |
Bayern | -79 | -7.90% |
TSG Hoffenheim | -16 | -1.60% |
FSV Mainz 05 | -57 | -5.70% |
Hamburger SV | -2 | -0.20% |
VfL Wolfsburg | -11 | -1.10% |
Frankfurt | 4 | 0.40% |
Werder Bremen | -25 | -2.50% |
VfB Stuttgart | 4 | 0.40% |
FC Schalke 04 | 3 | 0.30% |
1. FC Nürnberg | 1 | 0.10% |
SC Freiburg | 2 | 0.20% |
0 | 0.00% |
Den größten Sprung machte also Dortmund im positiven Sinne, mit einem Zugewinn von 15.5%. Geerbt haben sie diese Chancen im Wesentlichen von den Hauptverlierern Bayern (-7.9%) und Mainz (-5.7%), was bereits in der Summe 13.6% ergibt.
Dass beispielsweise HSV Chancen einbüßt trotz eines Sieges kann daran liegen, dass der Hauptkonkurrent ein noch besseres Ergebnis erzielte als sie selber, und dies sogar in einem Auswärtsspiel, ihre Chancen aber zuvor bereits relativ gut waren, sich also demzufolge nicht verbessert haben. Es ist aber auch möglich, dass sie in der letzten Simulation bei den 1000 Durchläufen — trotz der zum Ausschluss von Glück beabsichtigten Vielzahl — Glück hatten, hingegen dieses Mal etwas Pech. Möglich wird dies dadurch, dass die Chancen nicht so sehr hoch sind und dadurch eine Simulation auch hier oder da mal zufällig für sie günstig ausgehen kann, und dies wiederholt (man spürt ja bereits, dass ein absolutes Eintreten von 18 oder 20 Mal keine absolut zuverlässige Maßzahl ist; für Skeptiker gerne erwähnt: Klar, dass eine Simulation auch keine endgültigen Antworten mit Absolutheitsanspruch liefern kann).
Offensichtlich noch der Einbruch von Werder Bremens Chancen, die mit einem 0:6 nicht nur ihr Torverhältnis schwächten, sondern mit diesem Ergebnis auch die Spielstärke recht erheblich herabsetzten (der Computer berücksichtigt sehr wohl die Höhe von Ergebnissen).
3) Der Wettmarkt zur Fragestellung „Wer wird Deutscher Meister 2011?“
Hier nun zum Vergleich die Zahlen am Wettmarkt, bei der Wettbörse am 8.11.2010 so gehandelt:
Betfair Zahlen | |||
Dortmund | 481 | 48.08% | 2.08 |
Leverkusen | 111 | 11.11% | 9 |
Bayern | 250 | 25.00% | 4 |
TSG Hoffenheim | 22 | 2.17% | 46 |
FSV Mainz 05 | 29 | 2.94% | 34 |
Hamburger SV | 69 | 6.90% | 14.5 |
VfL Wolfsburg | 12 | 1.18% | 85 |
Frankfurt | 8 | 0.77% | 130 |
Werder Bremen | 8 | 0.83% | 120 |
VfB Stuttgart | 5 | 0.50% | 200 |
FC Schalke 04 | 6 | 0.63% | 160 |
1. FC Nürnberg | 1 | 0.14% | 730 |
SC Freiburg | 1 | 0.10% | 1000 |
1003 | 100.34% |
Es wurde wieder zuerst die hinterste Spalte mit den Quotenangeboten eingefügt. Die anderen Zahlen wurden daraus berechnet, um sie mit den Simulationsergebnissen vergleichbar zu machen.
Zu beachten bitte weiterhin: An einer Wettbörse werden die Quoten gehandelt wie an der richtigen Börse. Man kann sowohl eine Mannschaft kaufen (die Börse verwendet selbstverständlich englische Fachbegriffe. „kaufen“ ist demnach gleichzusetzen mit „back“), als auch sie verkaufen kann (englisch: „Lay“). Man „backed“ sie, in dem man auf ihren Erfolg wettet, das heißt, auf den Titelgewinn bei diesen Wettangeboten. Wenn man eine „Lay“ Wette macht, dann gewinnt man diese immer, wenn die Mannschaft, gegen die man damit wettet, nicht den Titel holt. Beide Seiten sind vertreten. Die Kurse entwickeln sich ebenfalls nach Angebot und Nachfrage. Wenn also Dortmund jetzt verstärkt gewettet würde (wie der Computer quasi weiterhin“ empfiehlt“), dann würde der Kurs nach und nach absinken. Hier sind die Kurse der Seite „back“ eingeblendet. Jene der Seite „lay“ würden sich nur marginal unterscheiden. Man kauft und verkauft, „backed“ oder „layed“, fast für den gleich Kurs. Immer, wenn ein Handel, ein „deal“, eine Wette demnach zustande kommt, haben sich zwei gesucht – und gefunden zu dem gleichen Kurs.
Hier sieht man nun einen gewaltigen Unterschied zum Computer. Dies könnte einen bedenklich stimmen, was die reine Computerlogik und deren Stichhaltigkeit angeht. Jedoch ist die menschliche Intuition möglicherweise an solchen Stellen fernab jeglicher Computerlogik – und dennoch falsch.
Man muss jedoch immer kleinere Faktoren beachten, die dennoch dem Markt, der so genannten „Massenintelligenz“, ein wenig Recht geben könnten. Beispielsweise ein erwähnenswerter Effekt ist der: Die Bayern werden weiterhin als die stärkste Mannschaft angesehen und empfunden. Die Rückkehr der Heilsbringer Robben und Ribery wird stets im Hinterkopf zu behalten sein, jedoch ist dies nicht der gemeinte Effekt an dieser Stelle. Es ist der folgende Effekt, der auch an anderer Stelle schon beobachtet wurde: Der Favorit hat eine kleine zusätzlich Chance, die Geschicke zu seinen Gunsten zu lenken, indem er sich zunutze macht, die Schritte des Konkurrenten verfolgt. Dies bedeutet. dass die Bayern genau wissen, wie viele Punkte sie gut zu machen haben und was sie zu leisten haben.
Wenn man sich nun in die Computerlogik hineindenkt, stellt man zunächst fest, dass diese Einflussnahme nicht wirklich abgebildet werden kann. Unmöglich ist es also auch, diese Form der „Überlegenheit“ in Spielstärke auszudrücken, sie messbar zu machen. Der Grund ist dieser: In anderen Spielzeiten, in denen die Bayern (als Dauerfavorit) das Feld von der Spitze kontrollieren, werden sie eventuell manch einen Punkt nicht einfahren, den sie bei vollster Konzentration — sofern also der Konkurrent entweder direkt im Nacken oder um die gleiche Spannbreite in Front liegt —erzwingen könnten. Da sie es aber nicht tun, da es in jener Spielzeit nicht erforderlich war, hat der Computer wenig Möglichkeit, diesen „gedachten Sieg“ mit einzurechnen, diese Überlegenheit in angemessener Form zu erkennen. Intuitiv ist sie da, könnte sie da sein. Für die Computerlogik ist der Effekt nicht wirklich zugänglich zu machen, man müsste ihn genauso intuitiv einprogrammieren.
Das praktische Beispiel, an welchem dieser Effekt seitens des Autoren zuerst beobachtet wurde, in der Frühzeit des Computerprogrammes: Halmstad BK hatte ein Europapokalhinspiel gegen den damals sehr starken AC Parma mit 3:0 gewonnen. Das Rückspiel gewann Parma mit 4:0. Höchstwahrscheinlich hätten sie das Heimspiel nicht mit 4:0 gewonnen, wenn es zuerst ausgetragen worden wäre. Es gibt eine zusätzliche, kleine Chance, wenn man ganz genau weiß, was man erreichen muss. Und das spricht für den Favoriten.
Bayern und Dortmund sind also die riesigen Abweichungen Computer – Wettmarkt. Wer davon wie sehr recht hat, lässt sich nur schwerlich „beweisen“. Man könnte es eben nur wetten, diese oder jene Seite, damit auf diese oder jene Einschätzung vertrauend.
Wenn man nach den besten Wetten, den größten „Empfehlungen“ des Computers sucht, dann sollte man sich nur dort auf die Suche begeben. Man könnte sich einerseits entscheiden, eine „lay“ Wette gegen die Bayern abzuschließen. Diese würde bedeuten, dass man automatisch alle anderen Mannschaften hat und fortan eine eindeutige Parteilichkeit gegen Bayern einnimmt.
Man könnte aber auch eine „back“-Wette auf Dortmund abschließen und sich fortan mit deren Schicksal identifizieren. Dies ist zu einem großen Teil eine Charakterfrage, ob es einem lieber ist, sich über schlechte Ergebnisse einer einzelnen Mannschaft zu freuen oder sich über gute Ergebnisse einer anderen. Natürlich gibt es immer eine Verwandtschaft, denn, wer immer auf Dortmund wettet, wettet zeitgleich ein klein wenig gegen die Bayern. Sollte also Dortmund verlieren, aber Bayern auch, könnte die Welt wieder in Ordnung sein.
Die Abweichungen der anderen Mannschaften sollen heute nicht näher erörtert werden. Dies kann der Leser den abgebildeten Zahlen entnehmen. Bei kleineren Chancen (kleinen Wahrscheinlichkeiten) können stets zufällige Simulationsergebnisse, wie beim HSV erläutert, einen größeren Einfluss haben. Dieser Effekt verstärkt sich, je kleiner die Chance ist. Die Abweichungen sind aber nicht unbedingt auffällig.
4) Die Abweichungen von den Erwartungen
Diese Betrachtung ist ein klein wenig anders als die aus den Medien gewohnte. Über kleinere Zeiträume kann es zumindest recht erheblich sein, gegen wen man mit welchem Platzrecht anzutreten hat. Wenn also eine Mannschaft beispielsweise hintereinander zu Hause gegen Bayern, dann in Dortmund, danach zu Hause gegen Leverkusen und abschließend bei Werder Bremen spielen muss, aus diesen Partien aber „nur“ einen Punkt holt, dann kommen die Medien oftmals schon mit Krisengerede, obwohl die erzielte Ausbeute vielleicht (aus Sicht des Computers, aber vielleicht auch objektiv) ihrem Erwartungswert entspricht, sofern es sich vielleicht um einen Abstiegskandidaten handelt.
Über 11 Spieltage spielen natürlich die Gegner bereits eine etwas kleinere Rolle, da es höchstwahrscheinlich für jeden eine einigermaßen bunte Mischung ergab. Dennoch kann zum Beispiel die Anzahl der Heimpartien, aber auch die Qualität der Gegner, auf die man heim traf im Verhältnis zu denen, auf die man auswärts traf, bereits einen Einfluss haben.
Aber auch sonst ist diese Art der Zahlenspielerei jedenfalls mal etwas anderes. Man könnte sogar, sofern man es mit anderen Ligen vergleicht, unter Umständen das „Verrücktspielen“ sichtbar machen, indem man die Abweichungen absolut aufaddiert. Genug geredet, jetzt hier die Zahlen, zunächst in Form der am meisten relevanten Punktausbeuten.
Die Tabelle zeigt an die erwarteten Punkte, die tatsächlich erzielten und die Abweichungen. Sortiert ist nach Abweichungen, von positiv nach negativ: (Heim und Auswärts ist nur spielerisch angeführt)
Heim | Auswärts | Summe | Real | Abweichung | |
Borussia Dortmund | 8.40 | 9.16 | 17.57 | 28 | 10.43 |
FSV Mainz 05 | 9.17 | 4.52 | 13.70 | 24 | 10.30 |
1. FC Nürnberg | 6.96 | 5.06 | 12.03 | 18 | 5.97 |
SC Freiburg | 8.69 | 4.18 | 12.87 | 18 | 5.13 |
Eintracht Frankfurt | 7.29 | 6.68 | 13.96 | 19 | 5.04 |
Hannover 96 | 8.09 | 3.51 | 11.60 | 16 | 4.40 |
Bayer Leverkusen | 11.87 | 6.53 | 18.39 | 21 | 2.61 |
TSG Hoffenheim | 8.13 | 7.71 | 15.84 | 18 | 2.16 |
FC St. Pauli | 5.99 | 6.11 | 12.10 | 13 | 0.90 |
Hamburger SV | 10.28 | 7.50 | 17.78 | 18 | 0.22 |
1. FC Kaiserslautern | 6.76 | 5.34 | 12.10 | 10 | -2.10 |
1. FC Köln | 6.55 | 5.05 | 11.60 | 8 | -3.60 |
VfL Wolfsburg | 9.38 | 7.54 | 16.93 | 13 | -3.93 |
Werder Bremen | 10.22 | 7.86 | 18.08 | 14 | -4.08 |
Borussia Mönchengladbach | 7.98 | 4.13 | 12.11 | 7 | -5.11 |
FC Bayern München | 13.30 | 8.43 | 21.74 | 16 | -5.74 |
VfB Stuttgart | 10.19 | 6.93 | 17.12 | 10 | -7.12 |
FC Schalke 04 | 10.86 | 6.89 | 17.74 | 9 | -8.74 |
Sum | 6.74 |
Unbedingt zu erwähnen hier: Der Computer errechnet auf jedes Spiel die Chancen für 1, X und 2. Ein Erwartungswert für eine Punktausbeute aus einem Spiel für eine Mannschaft errechnet sich als die Wahrscheinlichkeit, dass sie dieses Spiel gewinnt * 3, da es 3 Punkte für einen Sieg gibt, plus 1* die Chance, dass es Remis ausgeht, da es dafür einen Punkt gibt. Die Wahrscheinlichkeiten sind nicht objektiv. Dennoch sind die ermittelten Chancen meist markgerecht.
Die Summe der Abweichungen muss nicht 0 sein. Dies liegt daran, dass die Remiswahrscheinlichkeit nicht erfüllt werden muss. In dieser Saison gab es bisher zu wenige Unentschieden, so dass der Wert der Abweichung positiv ausfällt. Es wurden also übersetzt zu viele Punkte gemacht. Grund: es gab zu wenige Unentschieden (im Verhältnis zu der erwarteten Anzahl; man kann sogar ablesen, wie viele Unentschieden „fehlen“: nämlich 6.74. Logisch? Ja: Jedes eintretende Unentschieden kostet genau einen Punkt, da insgesamt 2 Punkte verteilt werden bei Remis, während bei einem entschiedenen Spiel 3 Punkte vergeben werden.).
Die Verblüffung über Platz 1 und 2 hält sich sicher in Grenzen. Es sind die großen Überraschungen der Saison, selbst wenn Mainz mit zwei Niederlagen in Folge nun ein wenig auf Normalmaß zurückgestuft wurde. Damit hat Dortmund also mit 10.43 Punkte über der Erwartung „den Vogel abgeschossen“, aber auch Mainz bleibt bei über 10 Punkten über Erwartung haushoch über allen anderen „Überraschunsteams“.
Nürnberg auf Platz 3 muss nicht unbedingt überraschen, wenn man bedenkt, dass sie eher anfangs recht weit unten eingestuft wurden. Im Verhältnis zu Frankfurt sieht man beispielsweise, dass der Computer Nürnberg bisher erst etwa 12 Punkte „zutraute“, hingegen Frankfurt bereits 14. Ein Grund kann aber immer sein: Das Programm bisher und die Anzahl der Heimspiele, da man in jenen in der Regel eine höhere Erwartung hat. Man sieht dass beispielsweise Hannover intuitiv gar nicht erwähnt wurde im obigen Abschnitt. Sicher liegt es daran, dass sie nicht mehr mit guten Ergebnissen aufgefallen sind an den letzten Spieltagen. Ihre tolle Serie war am Anfang – hat man wohl als Mensch schon vergessen und so etwas könnte einem Computer nicht passieren.
Die negativen Überraschungen sind relativ klar. Schalke mit einem Defizit von 8.7 Punkten, Stuttgart noch immer mit 7.1 und die Bayern immerhin auch mit stattlichen 5.7. Na klar, intuitiv sieht man das ein. Da fehlt einiges bei Bayern, zumal man an ihnen oftmals am besten erkennt, was man eigentlich erwartet hätte. 16 Punkte sind nicht so schlecht. Es sei denn, man heißt Bayern München…
Dass Gladbach sogar noch hinter Werder liegt (also ein größeres Defizit hat) verblüfft einen vermutlich auch nur als Menschen, der intuitiv ein 0:6 sehr negativ bewertet und ein 3:3 gegen die Bayern bewundert. Da dies jüngst eintrat, fühlt man vielleicht „Werder war aber noch schlechter.“ Dass „nur“ vier Punkte fehlen bei Werder macht das Krisengerede noch unglaubwürdiger, da man nur ein Ergebnis (beispielsweise jenes gegen Nürnberg vor zwei Wochen, als man ja sogar führte) „drehen“ müsste und schon wäre quasi alles schick.
Hier noch die absolute Summe der Abweichung, vielleicht, dass man das Verrückspielen ein wenig erkennt, jedoch wird hier jetzt kein Auslandsvergleich mehr angestellt:
Die absolute Abweichung ist bei 87.6 Punkten, was einer durchschnittlichen Abweichung pro Mannschaft von beinahe 5 Punkten entspricht. Dies erscheint schon recht viel, würde aber sicher erst im Vergleich mit einer anderen, besser sortierten Liga deutlich werden. Allerdings muss man immer die Anzahl der Spieltage für so etwas berücksichtigen. Auf die volle Distanz von 34 Spieltagen wäre die Abweichung schon wieder normal, vermutlich.
Nun denn, jedenfalls darf man auf die weitere Entwicklung gespannt sein.
Werden die Bayern wieder ranrücken? Können sich Schalke und Stuttgart weiter unten Luft verschaffen? Kann Mainz sich wieder fangen und mit ihrem so oft gezeigten tollen, unbekümmerten Angriffsfußball begeistern? Werden wir einen anderen Außenseiter als Höhenflieger erleben? Man wird sehen. Anlass, gespannt zu sein, gibt es jedenfalls reichlich.
Auf ein Neues in der nächsten Woche!