Der Wettmarkt
In diesem Kapitel möchte ich den Wettmarkt in allen seinen Besonderheiten untersuchen. Dabei gibt es zahlreiche interessante Aspekte. Zunächst einmal gibt es eine Vergangenheit und eine Gegenwart des Wettmarktes. Dann gibt es die verschiedenen Perspektiven, die des Anbieters und die des Spielers. Dann gibt es die Perspektive des Profispielers und die des Unterhaltungsspielers. Es gibt natürlich eine Berechtigung des gesamten Wettgeschäfts. Es gibt die verschiedenen Wettarten. Es gibt eine Vielzahl von Anbietern, die unterschiedliche Geschäftsprinzipien haben. Es gibt die Kombinationswetten, Systemwetten und Einzelwetten. Es gibt Wettbörsen. Und dann gibt es das Live Wetten. Für den absoluten Neuling scheint das ganz sicher bereits eine ganze Menge und er sucht nach einer Ordnung. Aber auch für den bereits erfahrenen Spieler ist sicherlich das Eine oder Andere neu, vielleicht sogar verwirrend. Ich bemühe mich in der Folge, die relevanten Aspekte systematisch und gründlich zu untersuchen.
1) Die Berechtigung der Wettanbieter
Selbstverständlich gilt im Geschäftsleben das Gleiche wie in der Sprache (siehe Kapitel „Glücksphilosophie“). So, wie jedes existierende Wort seine Berechtigung hat, so hat auch jedes existierende Geschäft eine Berechtigung. Dabei sind die Ursachen für das Entstehen dieses Geschäftszweigs ebenso vergleichbar mit der Entstehung der Wörter. Und die Frage nach der ersten Wette ist auch vergleichbar mit der Frage nach der Erstentstehung von Huhn oder Ei. Es war kein „Betrüger“ (Wettanbieter) da, der Leute suchte, die ihm „auf den Leim gingen“. Sondern es ist eher so: Da haben sich zwei gesucht und gefunden.
Ich betone das nur, weil das Wetten nach wie vor zumindest in Deutschland etwas Anrüchiges hat. Ein Buchmacher, ein Wettanbieter, überhaupt das Wetten insgesamt. Ich versuche ständig, nicht zuletzt mit diesem Buch hier, gegen diese Vorurteile anzukämpfen. Die zwei, die sich für das Zustandekommen von Wetten finden mussten waren einerseits ein Sportfan, der eine zusätzliche Unterhaltung suchte und andererseits ein Anbieter, der auf die erfragten, interessanten Ereignisse Quoten anbietet und anschließend auch die Auszahlung der Wetten garantiert. Und diese verschiedenen Komponenten sind gar nicht so einfach zu erfüllen.
Die Wettbranche gehört prinzipiell der Unterhaltungsbranche an. Sie ist wie Kino, Theater, Kabarett, Oper, Konzerte. Auch die Veranstalter dieser Unternehmen haben in einem gewissen Maße den Profit im Auge. Aber auch die Verpflichtung, den Besucher gut zu unterhalten, so dass dieser eine entsprechende Gegenleistung für sein dafür eingesetztes Kapital bekommt. So ist das Wetten auch aufzufassen. Auch der Wettanbieter muss, den Marktgesetzen folgend, seinen Profit im Auge behalten. Er muss also möglichst profitabel agieren. Das hat nicht nur diesen Grund sondern, wie in anderen Branchen auch, den üblichen Grund der Konkurrenz. Wenn man woanders besser unterhalten wird, fairer behandelt, mehr für sein Geld bekommt, dann wechselt man den Anbieter. Wie Sie es sich offen halten, welchen Kinofilm Sie sich anschauen, oder in welches Theaterstück Sie gehen mögen.
Also man muss als Anbieter die Konkurrenz im Auge behalten. Dabei gibt es ebenfalls Kriterien: Fühlt sich der Wetter wohl bei dem Anbieter? Wird er gut und fair behandelt? Kommt er schnell dran oder muss er warten, das gilt vor allem beim Abrufen von Gewinnen? So wählen Sie das Kino aus. Aber noch wichtiger ist für den Wettanbieter das Quotenangebot. Das ist vergleichbar mit dem Film, den Sie sich anschauen wollen. Den einen will man unbedingt sehen, da geht man vielleicht im Notfall auch ins Bahnhofskino. Beim anderen wählt man vielleicht sogar zuerst das Kino aus. Kino ist schön, na gut, dann guck ich mir halt endlich mal den Film an.
So ist das Quotenangebot nicht nur bestimmt von der Vielfalt sondern auch von der Attraktivität. Attraktiv sind Quoten, die hoch sind. Was hoch ist entscheidet die Konkurrenz. „Vielfalt“ bedeutet nicht nur, möglichst viele Angebote sondern auch möglichst viele Sportarten (und auch mittlerweile andere Veranstaltungen wie der Grand Prix d´Eurovision oder Wahlen). Also alles, was einen potentiellen Wetter interessieren könnte und insbesondere das, was nachgefragt wird..
2) Die traditionellen Buchmacher
Auch diese muss man sogar noch unterscheiden in die, bei denen man die Wetten telefonisch (oder heute per Internet) abschließt, und jene, zu denen man in den Laden geht und dort eine Wette abgibt, um auch später den Gewinn gleich in bar kassieren zu können. Bei den Telefon- und Internetanbietern hat man hingegen ein Konto, wo man Geld einzahlen muss, mit dem man dann wetten kann und später sich Geld auszahlen lässt, so man, hoffentlich, gewinnt.
Die Anbieter mit den Ladengeschäften haben zu bedenken, dass der Wetter auch innerhalb des Ladens unterhalten werden kann und möchte. Aus Sicht des Spielers/Wetters ist es natürlich angenehmer und zuverlässiger, eine Wettbestätigung bei Abschluss der Wette zu erhalten und anschließend, wenn die Wette gewonnen sein sollte, seinen Gewinn in bar mitzunehmen. Aus Sicht des Anbieters ist es wiederum erforderlich, dem Spieler einen möglichst guten Service zu bieten. Dieser Service besteht einerseits fast immer aus einer größeren Anzahl an Fernsehern, die auf verschiedenen Kanälen möglichst umfassend über die Sportereignisse informieren. Das sind teils Live Übertragungen, teils auch einfach nur Videotext, Ankündigungen von Veranstaltungen oder aber auch Quotenangebote, Aufzeichnungen, Vorberichte. Der andere Teil des Wohlfühlens kann natürlich mit attraktiven Damen an den Schaltern (das ist zwar richtig, aber darf man natürlich so nicht sagen; zum Glück liegt die Schönheit stets im Auge des Betrachters) beziehungsweise mit einer Getränke- oder auch Speisenversorgung erzielt werden.
Es gilt für den Anbieter, sich um recht viele Dinge Gedanken zu machen. So wie in jedem anderen Geschäft. Aus Sicht des Spielers ist die Lage wesentlich einfacher. Er kann sich die Quoten auf die Ereignisse herauspicken, die ihn interessieren, die ihm überhöht scheinen, die ihm attraktiv genug erscheinen oder einfach so wetten auf etwas, von dem er denkt, dass es kommt. Für den professionellen Spieler sollten die Quoten so ausgewählt werden, dass sie sich langfristig rentieren. Für den Unterhaltungsspieler kann es einfach nur eine Freude sein. Man spielt, was einem Spaß macht, mit kleinem Geld, hat die Spannung und natürlich die Freude, wenn man mal trifft.
Der Spieler ist in einer höchst komfortablen Position. Er muss lediglich die Verluste, falls sie auftreten, bezahlen können. Einzig dafür sorgt der Anbieter in aller Regel, indem er den Spieler verpflichtet, die Einsätze vorher zu bezahlen. Im Laden bar, telefonisch oder im Internet per Konto, welches natürlich in Höhe der Wette gedeckt sein muss.
a. Wie entsteht das Wettangebot?
Es ist kurios, dass man sehr häufig bei Bekanntgabe des Berufs nach ausgesprochen absurden Dingen gefragt wird. Das ist wohl vor allem dem Umstand geschuldet, dass man Wetten traditionell den Engländern zuschreibt und dann aus irgendwelchen Anekdoten herausgehört hat, dass Engländer „auf alles wetten“. Natürlich ist das Quatsch. Die Wettangebote entstehen in aller Regel dadurch, dass interessante Ereignisse ins Haus stehen. Das ist der Normalfall. Die Sonderfälle, dass ein Spieler/Wetter nachfragt: „Kann man bei dir/Ihnen wetten, dass Boris Becker und Steffi Graf heiraten?“. Oder auch „wer wird nächster US-Präsident?“ „Welche Farbe hat der Hut der Queen, wenn sie bei ihrem nächsten Auftritt vor der Kamera erscheint?“ All diese kuriosen Dinge werden vom Wetter erfragt. Der Anbieter bekommt dann Kopfschmerzen. Anschließend entscheidet er, aus Werbegründen oder auch aus dem Grunde, dem Spieler eine Freude zu machen, tatsächlich eine Quote auf ein solch absurdes Ereignis anzubieten. Die Kopfschmerzen sind einerseits davon verursacht, dass er vielleicht von allem eine Ahnung hat, aber nicht von der Einschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeit der Hutfarbe „lila“ bei der Queen. Dann vergeudet man einen Haufen Zeit, um sich darüber Gedanken zu machen, schreibt eine Quoten für jede Farbe hin und macht 0,0 Euro Umsatz darauf. Und wenn es 10 Euro sind, dann hat sich der Aufwand auch sicher nicht gelohnt. Zumal man dann wahrscheinlich auch noch auszahlen muss, weil der Kunde trifft, etwas weiß oder einfach Glückt hat.
Was ich damit sagen möchte ist, dass diese abstrusen Wetten, auf welche die Engländer angeblich so gerne wetten, am Markt absolut keine Bedeutung haben. Wer viel Langeweile hat oder sich auf die Fahnen schreibt, dass man bei ihm „alles mögliche“ wetten kann, der kann das bestenfalls als werbewirksame Maßnahme „abschreiben“. Ansonsten dreht sich das Wettgeschehen um andere, lukrativere Sportereignisse. Selbstverständlich gibt es dabei einen Standard, den sozusagen jeder Anbieter zur Verfügung stellen muss. Dazu gibt es dann die Sonderangebote, bei denen jeder darum bemüht ist, etwas Exklusives oder besonders Spektakuläres für den Spieler anzubieten, um ihn zu sich zu locken. Diese speziellen Angebote untersuche ich unter dem Punkt „Sonderwetten“.
Ansonsten entsteht das Wettangebot ebenso wie andere marktwirtschaftlich übliche Produkte. Nämlich genau durch Angebot und Nachfrage. Wobei hier tatsächlich die Nachfrage noch mehr bestimmend ist. Ich stelle jetzt alle möglichen Wettarten einmal vor. Die sind nach wie vor auf de traditionellen Buchmacher bezogen. Sicher bewegt sich auch hier etwas. Auch diese versuchen, den weiter unten behandelten, etwas moderneren Wettarten, nachzuziehen. Aber der Reihe nach.
b. Die Wettarten
Die Wettarten beziehen sich zunächst auf Sportereignisse, im speziellen auf Fußball, da das immer noch der hauptsächliche Wettmarkt ist. Wenn ein großes Handball-, Golf-, Snookerturnier ansteht, kann es natürlich auch passieren, dass, gerade in der fußballlosen Zeit, solche Wettarten in den Vordergrund treten. Auch Golf oder Formel 1 mögen eine kleine Rolle spielen. Ich betrachte aber hier den Fußball. Vieles lässt sich übertragen auf andere Sportarten.
i. Langzeitwetten
Ich betone gleich, dass auch diese am Markt keine besondere Rolle spielen. Es mag sich zwar spannend anhören, eine Mannschaft zu wetten, die Deutscher Meister wird, aber es gibt zwei wesentliche Aspekte, die das dennoch unattraktiv oder unbedeutend machen. Dabei wäre „Aspekte“ gut auch durch „Perspektiven“ zu ersetzen.
Die Perspektive des Spielers ist dabei so: Ich wette, dass Bayern Deutsche Meister wird. Na, wer denn sonst? Damit die Wette „Spaß“ macht, muss ich einen relativ hohen Betrag wetten, sonst spielt sie keine Rolle. Also wenn man zum Beispiel an einem Wochenende, auch als Kleinspieler, 100 Euro Umsatz macht und Bayern für 100 Euro auf Meister wettet, Quote 1.80, dann würden einen die Wetten vom Wochenende interessieren, aber nicht mehr, ob Bayern Meister wird. Man kann an dem Tag schon 100 oder 400 Euro gewinnen. Was soll einen denn dann interessieren, ob man vielleicht in 4 Monaten 180 Euro ausgezahlt bekommt, wovon nur 80 Gewinn sind? Außerdem muss man das Geld ja einlegen. Man hat es zum täglichen Wetten nicht zur Verfügung. Also man müsste einen hohen Betrag spielen. Und da überwiegt dann das Problem, dass man das Geld dann für Monate „festlegen“ muss.
Die Perspektive des Anbieters ist zunächst mal die, dass es einfach einen hohen Aufwand erfordert, die Quoten Woche für Woche neu zu berechnen. Zumal man da im Prinzip sehr wenige Anhaltspunkte hat, was die „richtige“ Quote ist. Man kennt die einzelnen Spiele, das ist Tagesgeschäft. Aber was in 4 Monaten ist? Wie wahrscheinlich ist ein „Lauf“ einer anderen Mannschaft, die durch einen Spielertransfer, eine Trainerentlassung ausgelöst wird? Es sind sehr viele Unwägbarkeiten. Man macht auch das Angebot als Anbieter nur auf Kundenwunsch. Und hat schon wieder Kopfschmerzen. Man macht es wirklich nur, wenn „es sein muss.“ Dazu kommt, dass es auch vom Umsatz her einfach nicht attraktiv wird. Vor allem dann nicht, wenn man wieder ins Risiko muss, weil natürlich, wie immer, alle Bayern auf Meister wetten. Uninteressant, unbedeutend, unattraktiv. Für beide Seiten, aus unterschiedlichen Gründen.
ii. Ergebniswetten
Auch diese Wettart dient nur der Unterhaltung des Kunden. Der Anbieter möchte mit möglichst wenig Aufwand den Kleinspieler zufrieden stellen. Das bedeutet, dass meist nur ein Quotenschema zur Verfügung gestellt wird. Das bedeutet weiterhin, dass der Wetter selber die Quote auf das von ihm prognostizierte Ereignis ablesen muss aus so einem Schema. Aufgebaut ist es so, dass man an der Favoritenquote erkennt, um was für ein Spiel es sich handelt. Und dann kann man in der entsprechenden Spalte die Quote auf das gewünschte Ergebnis ablesen.
(hier ein Quotenschema)
Das hat natürlich folgende Konsequenz: der Anbieter hat sich wenig Mühe gemacht mit den Quoten. Sie sind nicht individuell auf das Spiel bezogen berechnet sondern allgemein auf vergleichbare Spiele, also nur grob „geschätzt“. Insofern ist er sicher nicht bereit, hohe Einsätze zu akzeptieren. Für den Spieler selber ist es insofern also auch nur zur Unterhaltung gedacht. Man spielt eben 5 oder 10 Euro auf das 3:1 (warum eigentlich nicht 0:0? Na, ist doch langweilig!).
Mein österreichische Freund und Kollege vom Vierklee Wettbüro, Peter Schönegger, erzählte mir mal: sie hätten im Stadion in Innsbruck einen oder mehrere Stände, wo die Leute wetten könnten. Und da würden haufenweise Ergebniswetten eingehen. Die Leute würden aber immer nur 3:1, 4:1, 3:2 und solche Ergebnisse tippen. Die Gefahr war aber gering: in der Regel setzen sie 10 oder höchstens 50 Schilling ein. Man sieht nur daran: in Österreich ist das Wetten über Jahrzehnte schon anerkannt und populär. Alle wissen davon, sehr viele tun es. Man muss sich nicht schämen. Aber das nur am Rande. Und es zeigt die Bedeutung der Ergebniswetten. „Einer muss den Job ja machen.“ trifft es also eher als: „Ich hab ein Wettbüro, ich werde reich.“
iii. Halbzeit- Endstand Wetten
Auch diese Wettart hat eine untergeordnete Bedeutung. Man wettet dabei auf die Tendenz zur Halbzeit (Tendenz: 1 – X – 2) und die Tendenz am Ende. Das hat sich deshalb früher so gut angeboten, weil man praktisch bei allen, auch unbedeutenden, Spielen zumindest das Halbzeit- und das Endergebnis erfahren konnte. Obwohl die Bedeutung wirklich eher gering ist, vergleichbar mit der bei Ergebniswetten, habe ich dennoch meinen Wetteinstieg mit derartigen Wetten gehabt (siehe Kapitel „EM 88“).
Der Reiz für den Spieler kann darin bestehen, durch die offensichtlich geringere Eintrittswahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses eine attraktivere Quote zu bekommen (auch dazu habe ich praktische Erfahrungen gemacht, die im Kapitel „Mein Wettbüro“ nachzulesen sind). Also ein normales Szenario ist, dass ein hoher Favorit in einem Spiel nur eine Quote von 1.35 erzielt. Wenn man dann aber wettet, dass er bereits zur Halbzeit führt und am Ende auch gewinnt, dann kann man die Quote vielleicht auf 1.80 „hochschrauben“. Dass man das mit der kleineren Eintrittswahrscheinlichkeit „zurückzahlen“ muss, interessiert dann viele Kleinspieler eher nicht. Der Gedankengang in etwa so: „Wenn ich nur auf Sieg tippe, gewinne ich ja nichts. Deshalb spiele ich Halbzeit-Endstand 1-1 (also führt und gewinnt).“
Aus Sicht des Anbieters ist es, wie mit vielen anderen Angeboten: man muss die Arbeit machen, „weil die anderen das auch anbieten.“ Attraktiv sind die Wetten nicht. Auch nicht für den Anbieter.
iv. Toranzahlwetten
Diese hatten früher noch gar keine Bedeutung. Aber heutzutage wird sehr viel „over/under“, „über/unter“ gewettet. Es bedeutet, dass man auf die Anzahl der Tore, die im Spiel fallen werden wetten kann (oder es auch einfach tut). Da der Toreschnitt im Fußball immer und überall in Europa, gar weltweit, in der Größenordnung von 2.5 Toren liegt, ist das Wettangebot meist so formuliert: Fallen weniger als 3 Tore? Oder fallen 3 oder mehr Tore? Das sind die zwei Seiten, auf die man wetten kann.
Die Bedeutung dessen war früher gering bis gar nicht (es wurde nicht angeboten). Wie gesagt, heute ist es ein wachsender Markt (gerade auch durch das später behandelte Live Wetten). Ich selber spiele das auch mehr und mehr. Und es hört sich für mich auch attraktiv an: Ist es eher ein torreiches oder ein torarmes Spiel? Die Feinjustierung, dass auch die Anbieter wissen, dass es Spiele und auch ganze Ligen gibt, wo mehr Tore fallen oder auch nur zu erwarten sind und solche, wo es weniger Tore gibt, wird natürlich weiterhin über die Quote geregelt.
Die Tatsache, dass es interessant, und wie ich finde auch aus Spielersicht ist, bedeutet natürlich, dass es auch für die Anbieter interessant ist. Man muss sich (gute) Gedanken machen, die Spiele gut einschätzen und man kann dann auch gute Umsätze und damit nach Möglichkeit auch gute Einnahmen erzielen.
v. Sonderwetten
Die Sonderwetten hätten eigentlich beinahe ein eigenes Kapitel verdient. Es gibt so viele kuriose Dinge, die sich die Anbieter schon ausgedacht haben, um die Spieler anzulocken, dass es hier den Rahmen sprengen würde, die alle aufzuzählen. Auch mir würden täglich neue Möglichkeiten einfallen, auf was man noch alles Quoten berechnen und dann anbieten könnte. Ich beschränke mich daher auf ein paar Beispiele.
- Quattros
Da ich ein paar Jahre mit Ladbrokes zusammen gearbeitet habe, habe ich auch einen kleinen Einblick in die Praxis der Wettanbieter. Jedenfalls hatten wir uns dann gemeinsam einmal die so genannten „Quattros“ ausgedacht. Dabei musste man gleichzeitig erraten, wer das Spiel gewinnt und wie viele Tore fallen. Es gab entsprechend der Bezeichnung “Quattro“ also vier mögliche Ausgänge: a) Favorit gewinnt und weniger als 3 Tore, b) Favorit gewinnt und 3 oder mehr Tore, c) Favorit gewinnt nicht und weniger als 3 Tore und d) Favorit gewinnt nicht und 3 oder mehr Tore. Wie ich gehört habe, hat sich das über Jahre gehalten und die Spieler haben darauf gewettet. Und außer Ladbrokes hat es niemand anders in der Form angeboten.
- „Mad Max“ Wetten
Die „Mad-Max“ Wetten waren wirklich eine geniale Idee. Die waren für Spieler gedacht, die immer Pech hatten, zumindest nach ihrer Ansicht, und nie ein einziges Spiel „erraten“ konnten. Dafür hatte der Anbieter sich also ausgedacht, bestimmte 10 Spiele anzubieten und dazu die Aufgabe zu stellen, alle 10 „falsch“ vorherzusagen. Also man musste 1, X oder 2 ankreuzen und wenn man alle 10 falsch hatte, bekam man 20-faches Geld, bei 9 Falschen gab es auch noch einen Gewinn. Da konnte man sozusagen beweisen, wie viel Pech man hatte. Für den echten „Pechexperten“ natürlich alles kein Problem. Er schafft dann einfach genau 8 Falsche…
- Ecken
Auch so etwas kann man, aber eher heute, wetten. Das gilt natürlich vor allem für „große“ Spiele, bei denen man die Ecken zuverlässig mitzählen kann. Die Idee ist es, immer mal wieder etwas Neues anzubieten, wobei man damit natürlich auch den Spielern einen Anreiz gibt, sich damit zu beschäftigen und vielleicht auch nach Fehlern im Angebot, also nach Gewinnmöglichkeiten, zu suchen. Ich habe mich aber noch nicht auf die Suche gemacht. Wer weiß, eines Tages vielleicht? Erforderlich für mich wäre hier, Statistiken zu erfassen.
Das Wettangebot sieht dann vor, dass eine Mannschaft vielleicht mehr Ecken erzielt als die andere oder auch, dass man wetten kann, wie viele Ecken insgesamt kommen in dem Spiel. Darauf wettet man dann, wie bei Toren, indem man sagt „Mehr als 12“ oder auch „weniger als 10“ oder so etwas, je nach Spiel und Wettangebot.
Aber auch sonst finde ich liegt es nahe, bei einem Fußballspiel, wo doch oftmals lange Zeit keine Tore fallen, auf Ereignisse zu wetten, die etwas häufiger vorkommen. Ich habe mich zwar nicht damit beschäftigt in der Form, nach einem Vorteil zu suchen. Aber in der Form, gelegentlich mal eine Wette darauf zu platzieren schon. Ich bin eben auch nur ein einfacher Spieler…
Was man feststellt ist folgendes: Man verfolgt das Spiel plötzlich mit einer anderen, größeren Spannung, weil jeder Angriff, der nicht zum Tor führt, auch zu einer Ecke führen kann. Und, je nachdem, ob man „over“ oder „under“ gespielt hat, wünscht man sich die Ecke oder man verflucht sie. Jedenfalls hat man eine andere Motivation zu schauen. Und das trifft sicher auch auf andere Spieler zu. Also eine gute Idee, ich kann mir vorstellen, dass der Markt da noch wächst, weil es irgendwie spannend ist. Gerade im Fußball, wo man oft 90 Minuten wartet und dann trotzdem manchmal nicht ein einziges Tor fällt.
- Torminuten
Solche Wetten gibt es meist nur bei größeren Spielen, also in der Regel bei Spielen, die man Live im Fernsehen verfolgen kann, angeboten werden. Es gibt dabei verschiedene Formen. Ich sage hier mal die eine, in England fast durchgehend angebotene und übliche Form: Man wettet, ob das erste Tor vor einer bestimmten Spielminute fällt oder ob es nach einer Minute fällt. Dazu gibt es eine Quote, die regeln soll, dass der Anbieter langfristig gewinnt. Die Minute ist nach Möglichkeit so bestimmt, dass es in etwa gleichwahrscheinlich ist, ob ein Tor vorher oder nachher fällt.
Für den Spieler bedeutet es, sich auf eine andere Art mit dem Spiel zu befassen. Außerdem hat man eine Abrechnung einer Wette nach einer bestimmten Spielzeit. Winziges Problem bei solchen Wetten: Man muss entweder genau hinschauen, wann ein Tor fällt oder den Übermittlern glauben. Vor allem dann, wenn es genau in der Minute, noch schlimmer in der Sekunde fällt. Also winziges Fehlerpotenzial bietet sich auch hier: War der Ball schon nach 28:59 drin oder erst nach 29:00?
- Shirt Numbers und Tore
Falls Sie eine kleine Bestätigung für die Verrücktheit der Engländer und deren Wettangebote suchen, bitte schön: Es wird manchmal angeboten, dass man wetten kann, wie hoch die Summe der Rückennummern aller Torschützen sein wird. Wenn man natürlich dann Maradonna in das Hemd mit der Nummer 99 steckt, kann das schon mal eine recht hohe Zahl sein. Hatte nicht Ronaldo mal tatsächlich die Nummer 99? Etwa der Ronaldo?
Prinzipiell gibt es dafür eine angebotene Summe und man kann wetten, ob die tatsächliche höher oder kleiner sein wird.
- Gelbe Karten
Auch solche Fragen können immerhin interessant sein. Erforderlich für ein interessantes Angebot ist übrigens, ob der Wetter eine eigene Einschätzung abgeben kann, womit er sein Fachwissen dokumentieren kann. Also wenn man dann bei Dortmund – Schalke, dem Ruhrpottschlager, vorhersagt, dass es garantiert einen verbissenen Kampf geben wird, wettet man einfach auf viele Gelbe Karten. Der Anbieter muss so etwas dann natürlich über die Quote regulieren. Egal aber für den Spieler, er hat sein Fachwissen eingebracht.
Das Gleiche gilt natürlich für Ecken, Tore oder sonstige Sonderwetten. Man möchte ja als Spieler einer Einschätzung Nachdruck verleihen.
- Wer hat Anstoß?
„Wer hat Anstoß“ ist wirklich nur etwas für heiß gelaufene Spieler. Jemand hat gerade viel verloren, eine schlimme Wette mit viel Pech verloren (das berühmte Gegentor in der Nachspielzeit) und muss jetzt ganz dringend und schnell aus dem Brand kommen. Er könnte ins Casino rennen und auf Rot oder Schwarz setzten (Schwarz! Ich sag dir, nimm Schwarz!), oder er sieht, dass gleich ein Spiel angepfiffen wird. Na dann, schnell auf Anstoß Liverpool, 1000 Euro und? Schade, verloren. Aber hätt ja auch kommen können, oder? Die Quote regelt natürlich wieder den errechneten Gewinn für den Anbieter. Aber ich habe schon öfter Quoten von über 2.0 auf eine Seite gesehen. Also ist doch einer Favorit auf Anstoß?
Dann hab ich ein einziges Mal eine Seite gespielt, auf die es über 2.0 gab. Die Wette habe ich verloren. Dann hab ich es auch wieder sein gelassen. Ich will nicht „aus dem Brand“ kommen…
- Erste Halbzeit
Einfaches Spiel, einfaches Angebot. Alles, was man für den Endstand anbieten kann, kann man natürlich auch für die Halbzeit anbieten. Wie ist die Tendenz zur Pause? Wie viele Tore gibt es bis zur Pause? Beide Seiten, Anbieter und Spieler, haben hierbei natürlich neue Probleme, mit denen sie sich auseinander setzen müssen.
Der Anbieter muss andere, neue Berechnungen anstellen als die üblichen. Spielt es eine Rolle, ob Mannschaften „schwer in Gang kommen“? Hat gerade diese Mannschaft viele „Frühstarts“ hingelegt und die Kräfte lassen nach? Oder spielt das alles keine Rolle?
Für den Spieler ist es natürlich eine Freude, eine Abrechnung zur Halbzeit zu haben. Man hat bereits mit der Halbzeit ein Glückserlebnis, eine Wette gewonnen zu haben, oder eben Trauer, da eine verloren. Aber man kann sich mit etwas anderem beschäftigen, muss auch nicht so ewig warten. Auf der anderen Seite das Problem: Man nimmt einen Favoriten, aber den interessiert es gar nicht, ob er zur Halbzeit schon führt. Es genügt ja, am Ende gewonnen zu haben. Also kann man dann natürlich frustriert werden, weil die Mannschaft, die man gespielt hat, einfach nicht richtig auf ein Tor aus ist. Sie hat ja noch eine Halbzeit Zeit.
vi. Live Wetten
Früher gab es so gut wie gar keine Live Wetten. Heute bietet es fast jeder an. Man kann es überall wetten. Weiterhin vor allem auf die Spiele, die Live übertragen werden, das ist klar. Hauptsächlich liegt das daran, dass es für den Anbieter wohl doch ratsam ist, das Spiel anzuschauen und die aktuellen Entwicklungen in seine Quote mit einzubeziehen. Da aber auch dieser Markt ein wachsender Markt ist, wird es immer wichtiger, die eingehenden Wetten gut zu beurteilen und zu sehen, in welche Richtung die Tendenz der Spieler geht. Also am effektivsten aus Anbietersicht ist da natürlich eine möglichst gute Software, die ihm zu jedem Zeitpunkt die möglichen Einnahmen und Auszahlungen auf jedes mögliche Ereignis anzeigt. Dann kann man noch effektiver auf die Wetten reagieren durch Quotenanpassungen, um das „Buch auszugleichen“, um sich also möglichst einen Gewinn zu sichern, egal wie das Spiel ausgeht.
Aus Sicht des Spielers geht es einfach so: man hat sowieso die Neigung, eine bestimmte Mannschaft zu spielen. Man traut sich aber vor dem Spiel nicht, weil einem die Quote nicht gefällt. Dann beginnt das Spiel, man sieht, dass die Mannschaft gut drauf ist und spielt sie dann einfach live. Die aktuelle Quote kann dann, je nach Einschätzung der anderen Spieler oder der des Anbieters natürlich höher aber auch niedriger liegen als vor dem Spiel. Aber das kann einem ja dann gleichgültig sein, sofern man von der Wette überzeugt ist. Normalerweise ist es so, dass man die Wahl hat, ein Favoritenereignis oder ein Außenseiterereignis zu spielen. Das Favoritenereignis wird normalerweise mit fortschreitender Spielzeit unwahrscheinlicher, falls es sich nicht anbahnt, also der Favorit nicht in Führung geht. Das Außenseiterereignis wird eher wahrscheinlicher. Das bedeutet, dass man auf den Favoriten oftmals während des Spiels eine höhere Quote bekommt. Zwangsläufig werden dann damit einhergehend die anderen Quoten kleiner.
Für mich persönlich hat das Live Wetten auch eine ständig wachsende und immer größere Bedeutung bekommen. Man macht damit seine Erfahrungen und versucht natürlich auch dabei, sich ständig zu verbessern. Ich gehe darauf aber näher ein im Kapitel „Mein System“. Dennoch als Hinweis für den Einsteiger: Das Live Wetten ist ein ganz eigenes Geschäft. Es ist ein viel größeres Ratespiel. Das ist für den Spieler aber insofern auch von Vorteil, dass hier wirklich niemand eine „korrekte“ Einschätzung hat. Es wird sehr viel Spekulation.
Ich gebe Ihnen hier nur ein Beispiel: Es gab eine Paarung Portsmouth – Liverpool Anfang Februar 2009. Es war klar, dass der Trainer von Liverpool seinen ersten Angriff Dirk Kuyt und Fernando Torres für das Spiel schonen würde. Aber sie saßen auf der Bank. Der Markt hat entsprechend reagiert. Der Kurs auf Liverpool ging vor dem Spiel in die Höhe, weil der erste Sturm nicht auflief. Ich habe das Spiel dann geschaut und Liverpool war auch ohne die Beiden gut und die klar bessere Mannschaft. Also habe ich Live den noch steigenden Kurs gespielt. Die Begründung war die: Liverpool kann auch ohne den ersten Sturm gewinnen, das war offensichtlich. Aber wenn es knapp würde, würde Rafa Benitez, der Trainer, die Spieler noch einwechseln können. Glücklicherweise habe ich einen Zeugen hier gehabt, allerdings keinen Notar. Denn das Spiel verlief so: Liverpool hat seine Überlegenheit nicht genutzt, geriet sogar mit 0:1 in Rückstand. Dann wurden nacheinander Kuyt und Torres eingewechselt, jeder der Beiden erzielte ein Tor und Liverpool gewann.
Da Sie gerade nicht da sind übernehme ich das Schulterklopfen eigenhändig. Wenn es doch nur immer so liefe…
Die Moral bleibt aber die: wer soll solche Wahrscheinlichkeiten denn noch korrekt einschätzen? Das kann kein Anbieter, der Anbieter reagiert nur auf die Wetteingäng. Jeder rät so vor sich hin. Sie haben sicher eine Chance, mit Fachkompetenz und guten Einschätzungen erfolgreich zu wetten. Glück haben hilft aber auch hier, das geht eigentlich immer. Aber warum eigentlich nicht Sie? Schon probiert?
vii. 1-X-2 Wetten
Selbstverständlich findet das hauptsächliche Spielen, Wetten, auf den Ausgang der Spiele in der Tendenz statt. Es ist das, was letztendlich interessiert. Man erinnert sich auch daran, dass Hertha gegen den HSV damals gewonnen hat. Aber war es 2:0? Oder war es 3:1? Doch nur 2:1? Haben sie zur Halbzeit bereits geführt? Das Spiel gedreht? Vergessen. Nur der Sieg, das zählt. Manchmal kann es natürlich auch das Unentschieden sein.
Es ist das tägliche Brot des Anbieters. Das hat folgende Konsequenzen: Die Quoten auf die Spiele in der Tendenz, also auf 1-X-2, sind wesentlich besser ausgearbeitet. Das, was man tagtäglich machen muss und was täglich gewettet wird, da entwickelt man ein Feingespür, eine Routine, abgesehen von der Notwendigkeit, gut und möglichst exakt zu arbeiten. Natürlich ist es aus Spielersicht nicht viel anders. Man kennt sich allmählich damit aus, ob diese Mannschaft in dem Spiel eher ein 1.30 oder ein 1.40 Favorit ist. Aber ob es eine rentable Wette ist? Dieser Markt ist der interessanteste, das ist klar. Aber vielleicht am schwersten, langfristig zu besiegen.
Es bleibt natürlich auch hier dabei, dass man nur rentable Wetten heraussuchen müsste, um mit Vorteil und langfristig mit Gewinn zu arbeiten. Die Chance aber, hier auch höhere Umsätze zu tätigen macht es wiederum doch ausreichend interessant. Ich jedenfalls habe gute 14 Jahre praktisch nur den 1-X-2 Markt gewettet, und das einigermaßen erfolgreich.
Zum Auffinden von rentablen Wetten gibt es kein ganz einfaches Rezept. Ich schlage immer wieder vor, eigene Einschätzungen abzugeben, niederzuschreiben, bevor man die Quotenangebote sieht. Das schult nicht nur diese Fähigkeit sondern man kann dann auch anschließend die Einschätzungen mit Wetten überprüfen. Also wenn man eine Einschätzung hat und das Quotenangebot die eigene Einschätzung weit übersteigt sollte man auch mutig sein und das Spiel wetten.
Näheres darüber erfährt der Interessierte Leser aber noch im Kapitel „Mein System“.
c. Fixquoten
Man muss auch das historisch sehen. Vor 20 Jahren gab es in Deutschland noch nicht einmal die Möglichkeit, telefonisch zu wetten, an Internet war noch nicht zu denken. Abgesehen davon wurde der deutsche Wettmarkt erst allmählich erschlossen, was auch teilweise rechtliche Ursachen hatte. Also gab es eine unzweifelhafte Möglichkeit, Wetten vom Ausland aus anzubieten: Das war die schriftliche Wette. Man bekam einen Brief, in welchem einem der Anbieter sein Quotenangebot zuschickte. Man konnte dann dort die Spiele ankreuzen, die Einsätze angeben und den Brief wieder einwerfen. Ich kann mich nicht einmal erinnern, ob man dann eine Bestätigung erhielt oder wie es lief? Jedenfalls hatte ich damit höchstens ein Mal ein Problem. Es funktionierte einfach.
Da die Postlaufzeit einberechnet werden musste, hatten die Anbieter oft schon den Quotenzettel für die nächste Woche ausgesandt, bevor die Spiele des jetzigen Wochenendes gespielt waren. Heute würde das zwar keiner mehr machen, aber früher war es sogar Notwendigkeit. Dazu gab es für den Anbieter das Problem, alle Quoten als Fixquoten anzubieten. Eine Fixquote ist, wie der Name schon andeutet, fixiert, nicht veränderbar. Wenn man also eine 2.30 ankreuzte auf dem Wettzettel, dann musste der Anbieter auch diese Quote ausbezahlen, selbst wenn er seine Einschätzung längst geändert hätte. Das leitet über zu dem nächsten Punkt, den…
d. Kombinationswetten
Es war dem Anbieter also in gewisser Weise bewusst, dass er durchaus hier und da einen „Fehler“ auf seinem Quotenzettel hatte. Das hat dazu geführt, dass praktisch alle Anbieter einfach einen „Kombinationszwang“ eingeführt haben.
Das bedeutete, dass der Spieler mindesten drei oder vier Spiele tippen musste (das war Anbieterabhängig; der einzige, bei dem man mindestens vier Spiele kombinieren musste war aber SSP overseas betting, allerdings auch der erste, bei dem ich gewettet habe). Also gehen wir mal von den drei Spielen aus. Man musste so genannte Dreierkombis spielen. Man durfte aber auch Vierer-, Fünfer- oder Sechserkombis spielen. Das war erlaubt, aber kein Zwang. Der Lohn für die (erfolgreichen) Mühen aus Sicht des Spielers war die Höhe der Auszahlungsquote. Zur Berechnung des Gewinns im Falle einer erfolgreichen Wette mussten alle Quoten miteinander multipliziert werden. Der Grund für solch oftmals sehr stattlichen Lohns ist natürlich in der Mathematik zu suchen. Die Wette ist dann gewonnen, wenn alle Spiele in der Tendenz, also Sieg, Unentschieden oder Niederlage richtig sind.
Die Mathematik verspricht einem, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit bei voneinander unabhängigen Ereignissen durch das Produkt der einzelnen Eintrittswahrscheinlichkeiten errechnet wird (nachzulesen im Kapitel „Unabhängige Ereignisse“). Das bedeutet aber auch, dass die Quoten, die ja die Eintrittswahrscheinlichkeiten reflektieren im Kehrwert (siehe hierzu das Kapitel „Wie entsteht eine Quote?“), miteinander multipliziert werden können/müssen (dieser Querstrich entsteht nur dadurch, dass der Anbieter vielleicht auch gerne weniger auszahlen würde, aber so etwas verbietet das Gebaren der Konkurrenz).
Ein weiterer Teil der Vorgeschichte der Kombiwetten ist allerdings auch im Ursprung der Lotterie oder des, rein menschlichen, Bedürfnisses danach, „aus einer Briefmarke ein Postamt“ zu machen. Also mit einem möglichst kleinen Einsatz einen riesigen, gigantischen Gewinn zu erzielen. Lotto, Toto, andere Lotterien sind dafür die Vorbilder. Der Spieler soll zumindest die Illusion nähren können, mit einem kleinen Einsatz und seinen hellseherischen Fähigkeiten auf einen Schlag reich zu werden. Dass der Anbieter diesem Vorhaben seinerseits mangels Kapitals und auch aus unternehmerischen Gründen durch Beschränkung der Höchstauszahlung „einen Riegel vorschieben muss“, ist auch einsichtig. Aber immerhin klingen ja auch 25000 DM schon mal nicht schlecht, oder? Zumal, wenn man sie mit einem Einsatz von 5 oder 10 DM erzielen kann.
Die Kombiwetten sind andererseits aus Sicht des Anbieters ein Schutz vor offensichtlichen Fehlern. Er zwingt den Spieler, zu der einen, vielleicht zu hohen Quote, noch weitere Spiele zu kombinieren. Auf der anderen Seite befriedigen sie auch die Neigung des Kleinspielers, einen schönen, richtig hohen Gewinn zu erzielen, durch eine Kombination von Glück und Geschick.
Die Sicht des Profispielers ist dabei wieder mal etwas anders. Aber auch die möchte ich lieber in dem eigenen Kapitel „Mein System“ eingehend erläutern. Nur so viel hier: Der Kombizwang ist nicht unbedingt ein Nachteil für den Spieler.
e. Systemwetten
Systemwetten sind, wie vielleicht auch vom Lotto her bekannt, eine Kombination von Kombinationswetten. Man schreibt sich zum Beispiel acht Spiele heraus, die man gerne wetten möchte. Mit den dazugehörigen Quoten. Dann besteht die Verpflichtung oder auch das Bedürfnis, die Spiele in Kombinationswetten zu wetten. Aber wie kombiniert man acht Spiele? Man kann sie als eine Kombinationswette spielen, das ist klar. Aber ist das auch klug?
Hierbei gibt es jetzt wieder mehrere Aspekte. Einer davon ist der der Spannung. Wenn man eine Kombiwette von acht Spielen spielt, selbst wenn diese zeitgleich angepfiffen werden, besteht zumindest die Gefahr, dass wenigstens eines der Spiele einen hoffnungslosen Zwischenstand hat. Man kann ja alle sieben anderen auch richtig haben oder noch Chancen haben. Das eine, verlorene, verhagelt einem die Laune, reizt nicht mehr zum Weiterschauen. Man kann sich nur noch auf die Größe des Pechs vorbereiten und hat dann eine Geschichte („Stell dir mal vor, ich hab von 8 Spielen 7 richtig. Wenn das noch gekommen wäre, hätte ich 845 Euro gewonnen, bei 10 Euro Einsatz. So ein Pech.“). Nützen tut das nicht viel, es sei denn, man hat größere Freude daran, bedauert zu werden.
Ein anderer Aspekt ist natürlich der, wie viel Geld man einsetzen möchte. Wenn man nur diese oben erwähnten 10 Euro einsetzen möchte, dann ist vielleicht sogar die 8er Kombi eine gute Wahl. Man könnte natürlich auch zwei 4er Kombis daraus machen für je 5 Euro. Die Gefahr bleibt aber auch dann, dass man sehr gut tippt und sechs Spiele richtig hat, in jeder Kombi aber nur drei. Das wäre dann auch frustrierend. Außerdem würde einen der Volltreffer dann auch nicht mehr glücklich machen, weil man dann statt der 845 Euro, die man bei der 8er Kombi bekommen würde, stattdessen bei zwei 4er Kombis zu 5 Euro nur noch 177 Euro bekommt.
Ich liefere Ihnen hierzu gerne ein Rechenbeispiel:
Hier zunächst die Computerquoten für den 19.Spieltag der Bundesligasaison 2008/2009.
Quote für | ||||||
Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts | 1 | X | 2 |
2009-02-06 | 20:30 | Bielefeld | Hertha | 2.65 | 3.20 | 2.40 |
2009-02-07 | 15:30 | Schalke 04 | Bremen | 1.85 | 3.45 | 3.60 |
2009-02-07 | 15:30 | Karlsruhe | HSV | 3.90 | 3.45 | 1.80 |
2009-02-07 | 15:30 | Leverkusen | Stuttgart | 1.90 | 3.70 | 3.30 |
2009-02-07 | 15:30 | Wolfsburg | Bochum | 1.40 | 4.75 | 6.25 |
2009-02-07 | 15:30 | Gladbach | Hoffenheim | 3.80 | 4.00 | 1.70 |
2009-02-07 | 15:30 | Frankfurt | FC Köln | 2.15 | 3.40 | 2.85 |
2009-02-08 | 17:00 | FC Bayern | Dortmund | 1.50 | 4.25 | 5.00 |
Sie haben sich für die folgenden acht Spiele entschieden.
Ihr Tipp | Quote | |||
Bielefeld | Hertha | X | 3.20 | |
Schalke 04 | Bremen | 1 | 1.85 | |
Karlsruhe | HSV | 1 | 3.90 | |
Leverkusen | Stuttgart | 2 | 3.30 | |
Wolfsburg | Bochum | 1 | 1.40 | |
Gladbach | Hoffenheim | X | 4.00 | |
Frankfurt | FC Köln | X | 3.40 | |
FC Bayern | Dortmund | 1 | 1.50 |
Wenn man diese acht Spiele jetzt als Vollkombi spielt (also Geld gibt es nur bei acht Richtigen), ergibt sich die Berechnung für die Auszahlung:
10 Euro * 3.20 * 1.85 * 3.90 * 3.30 * 1.40 * 4.00 * 3.40 * 1.50 = 21759.98 Euro. Das wird aber ein schönes Postamt, gell? Als mir jemand mal eine solche Wette durchgab und ich dann erwiderte: „Das wird aber ganz schön teuer.“ da antwortete er : „Ja, aber da muss zuerst noch der Eiffelturm umfallen, bevor das kommt.“
Nun gut, der steht noch, so weit ich weiß. Diese Spiele sind dennoch alle so ausgegangen. Aber wer hat das schon erraten? Jedenfalls würde man hier tatsächlich eine so hohe Auszahlung erzielen können. Wenn Sie das allerdings als zwei 4er Kombis spielen, die ersten vier Spiele und die restlichen vier ale je eine zu 5 Euro, ergäbe sich:
5 Euro * 3.20 * 1.85 * 3.90 * 3.30 = 380.95 Euro und 5 Euro * 1.40 * 4.00 * 3.40 * 1.50 = 142.80 Euro. In der Summe als 380.95 + 142.80 = 523.75 Euro.
Sicher wäre es aber auch viel einfacher, zumindest eine der beiden Wetten zu treffen. Die korrekte Anwendung der Mathematik sorgt dafür, dass diese Auszahlungen im richtigen Verhältnis zueinander stehen. Die viel höhere Eintrittswahrscheinlichkeit für eine der beiden letzten Wetten kann man so ganz gut illustrieren, dass man in dem Falle, dass man die unteren vier Spiele richtig hat, die anderen vier Spiele jede beliebige Tendenz haben könnten, man also sogar alles falsch geraten haben könnte, und man würde dennoch Geld ausgezahlt bekommen.
Trotzdem bleibt auch bei der aufgesplitteten Wette auf zwei 4er Kombis die Gefahr, zum Beispiel sechs oder fünf richtig zu haben, und dennoch kein Geld zu bekommen. Also drängt sich einem die Frage auf, ob man nicht besser alle 4er Kombis spielen kann. Und damit sind wir bei der Möglichkeit der Systemwetten angelangt.
Eine Systemwette bietet dem Spieler also die Möglichkeit, viele Spiele miteinander zu kombinieren, aber nicht als Vollkombination, wo alle Spiele richtig sein müssen, um gewinnen zu können, sondern als Menge von kleineren Kombinationswetten. Wenn man die vorliegenden acht Spiele ausgewählt haben sollte und diese weder als eine Vollkombi noch als zwei 4er Kombis spielen möchte, kann man sie auch als Systemwette „alle 4 aus 8“ spielen.
Die Bezeichnung „alle 4 aus 8“ bedeutet, dass sämtliche 4er Kombis gespielt sind, die man mit diesen 8 Spielen bilden kann. Selbstverständlich hat der Mathematiker auch hier die Arbeit längst gemacht. Die Arbeit umfasst dabei folgende Punkte: 1) Man muss errechnen (können), wie viele Kombinationen das sind. 2) Wenn die Spiele gelaufen sind, muss man ausrechnen können, wie viel Geld man gewonnen hat.
Die Berechnung des Gewinns untereilt sich dabei noch in die Möglichkeiten, 0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 oder gar alle 8 Spiele richtig zu haben. Natürlich ist das ein kleineres Problem, wenn man es einmal grundsätzlich gelöst und am besten auch verstanden hat (die 0, 1, 2 oder 3 Richtigen sind auch für Grundschüler die schönsten, aber nur aus rechnerischer Sicht. Man bekommt nämlich gar nichts zurück; wie soll man denn bitte schön mit drei Richtigen eine Viererkombi bilden?).
Ich widme mich den Systemwetten jetzt aus zwei Gründen etwas intensiver: Der erste Grund ist der, dass ich selber rund 14 Jahre auf diese Art mein Geld verdient habe und der zweite Grund ist der, dass ich es auch aus anderen Erwägungen jedem Spieler empfehlen würde, so zu spielen.
Meine Erfahrung, was die Abneigung der Spieler solchen Wetten gegenüber betrifft, sagt mir, dass es hauptsächlich deshalb so ist, weil die Spieler es nicht richtig verstehen. Und selbst derjenige, der es versteht, hätte immer noch das Problem, die Wetten eigenhändig auszurechnen, falls es einen Gewinn gibt. Selbst dann möchte man sich die Peinlichkeit, es nicht berechnen zu können ersparen bzw. quält die Sorge, „übers Ohr gehauen“ zu werden.
In diesem Kapitel werde ich zunächst im Wesentlichen die Rechenmethoden für die Systemwetten vorstellen. Im Kapitel „Mein System“ erläutere ich dann eingehend die Vorteile dieser Wettart, dort auch mit noch mehr Beispielen.
Jetzt wollen wir also zunächst mal das Problem lösen, wie man die Systemwetten berechnet. Als erstes also, wie viele Kombinationen es bei welcher Anzahl und welcher Auswahl von Spielen gibt. Wir bleiben natürlich bei dem obigen Beispiel. Wir haben acht Spiele. Wir wollen gerne alle Viererkombis spielen. Für denjenigen, dessen Freundin die Mathematik (natürlich nur bis heute) noch nicht ist, bietet sich dennoch immer die Möglichkeit an, es „zu Fuß“ zu tun. Ich persönlich gehe diesen Weg prinzipiell auch sehr oft, um mir ein Problem anschaulich zu machen. Die Rechenmethoden ergeben sich dann oft genug dadurch, dass es einem klar geworden ist, was eigentlich passiert und wie es passiert. Hierfür stelle ich mir einfach vor, dass diese acht Spiele durchnummeriert sind von 1 bis 8. Die Tipps, die wir darauf abgeben, bleiben natürlich immer die oben eingetragenen.
Fangen wir an mit der ersten Kombiwette. Dazu müssen wie Spiel 1 mit Spiel 2, Spiel 3 und Spiel 4 kombinieren, mit den vorgegebenen Tipps. Es ist offensichtlich: Es ist eine Viererkombi und es ist die erste (Basis hierfür: Die Ordnung unseres Zahlensystems). Die zweite wäre entsprechend, Spiel 1, Spiel 2, Spiel 3 und Spiel 5 zu kombinieren. Es wäre eine Kombi, sie wäre anders als die erste, es wären aber auch vier Spiele und in der Ordnung wäre es die nächst höhere. So machen wir weiter. Ich gebe hier einmal alle Ergebnisse in einer Liste an. Wem es Freude macht, der kann sie gerne durchschauen. Andererseits denke ich, dass man spätestens nach 20 Kombis das Prinzip verstanden hat und alleine weiter käme. Der Vollständigkeit halber:
Kombinummer | Erster Tipp | Zweiter Tipp | Dritter Tipp | Vierter Tipp |
1 | 1 | 2 | 3 | 4 |
2 | 1 | 2 | 3 | 5 |
3 | 1 | 2 | 3 | 6 |
4 | 1 | 2 | 3 | 7 |
5 | 1 | 2 | 3 | 8 |
6 | 1 | 2 | 4 | 5 |
7 | 1 | 2 | 4 | 6 |
8 | 1 | 2 | 4 | 7 |
9 | 1 | 2 | 4 | 8 |
10 | 1 | 2 | 5 | 6 |
11 | 1 | 2 | 5 | 7 |
12 | 1 | 2 | 5 | 8 |
13 | 1 | 2 | 6 | 7 |
14 | 1 | 2 | 6 | 8 |
15 | 1 | 2 | 7 | 8 |
16 | 1 | 3 | 4 | 5 |
17 | 1 | 3 | 4 | 6 |
18 | 1 | 3 | 4 | 7 |
19 | 1 | 3 | 4 | 8 |
20 | 1 | 3 | 5 | 6 |
21 | 1 | 3 | 5 | 7 |
22 | 1 | 3 | 5 | 8 |
23 | 1 | 3 | 6 | 7 |
24 | 1 | 3 | 6 | 8 |
25 | 1 | 3 | 7 | 8 |
26 | 1 | 4 | 5 | 6 |
27 | 1 | 4 | 5 | 7 |
28 | 1 | 4 | 5 | 8 |
29 | 1 | 4 | 6 | 7 |
30 | 1 | 4 | 6 | 8 |
31 | 1 | 4 | 7 | 8 |
32 | 1 | 5 | 6 | 7 |
33 | 1 | 5 | 6 | 8 |
34 | 1 | 5 | 7 | 8 |
35 | 1 | 6 | 7 | 8 |
36 | 2 | 3 | 4 | 5 |
37 | 2 | 3 | 4 | 6 |
38 | 2 | 3 | 4 | 7 |
39 | 2 | 3 | 4 | 8 |
40 | 2 | 3 | 5 | 6 |
41 | 2 | 3 | 5 | 7 |
42 | 2 | 3 | 5 | 8 |
43 | 2 | 3 | 6 | 7 |
44 | 2 | 3 | 6 | 8 |
45 | 2 | 3 | 7 | 8 |
46 | 2 | 4 | 5 | 6 |
47 | 2 | 4 | 5 | 7 |
48 | 2 | 4 | 5 | 8 |
49 | 2 | 4 | 6 | 7 |
50 | 2 | 4 | 6 | 8 |
51 | 2 | 4 | 7 | 8 |
52 | 2 | 5 | 6 | 7 |
53 | 2 | 5 | 6 | 8 |
54 | 2 | 5 | 7 | 8 |
55 | 2 | 6 | 7 | 8 |
56 | 3 | 4 | 5 | 6 |
57 | 3 | 4 | 5 | 7 |
58 | 3 | 4 | 5 | 8 |
59 | 3 | 4 | 6 | 7 |
60 | 3 | 4 | 6 | 8 |
61 | 3 | 4 | 7 | 8 |
62 | 3 | 5 | 6 | 7 |
63 | 3 | 5 | 6 | 8 |
64 | 3 | 5 | 7 | 8 |
65 | 3 | 6 | 7 | 8 |
66 | 4 | 5 | 6 | 7 |
67 | 4 | 5 | 6 | 8 |
68 | 4 | 5 | 7 | 8 |
69 | 4 | 6 | 7 | 8 |
70 | 5 | 6 | 7 | 8 |
Wie bereits mehrfach erwähnt, bitte ich, dabei nicht zu verwechseln, dass es nur das ausgewählte Spiel der eigenen Auswahl ist. Der tatsächliche Tipp bleibt der auf die vorher ausgewählte Tendenz. Wann immer also dort in einer der Spalten die Spielnummer 6 auftaucht, bedeutet es, dass wir bei Gladbach – Hoffenheim das X für Quote 4.0 getippt haben.
Das war die „zu Fuß“ Methode. Es ergaben sich 70 mögliche Kombinationen. Es sind jeweils 4 ausgewählte Spiele getippt, und alle Kombinationen sind unterschiedlich. Für die Vollständigkeit der Kombinationen kann ich nur das überprüfen anraten. Bevor wir die Rechenvorschrift allgemein anschauen, nehme ich erst einmal an, dass wir uns für die Systemwette entscheiden. Allerdings berühren wir hier wieder eines der vorerwähnten Probleme: Wie viel Geld wollen wir eigentlich einsetzen? Da bisher nur von 10 Euro die Rede war, würde eine solche Wette zumindest eine Einheitengröße von 70 erfordern. Wenn wir also weiterhin mit den 10 Euro „haushalten“ wollen. müssten wir die Wette pro Reihe mit ca. 14 Cent spielen. Die meisten Wettbüros nehmen eher nur höhere Einsätze, würden also eine so kleine Wette gar nicht akzeptieren. Für unser Beispiel hier ist es aber gut genug. Kann auch sein, dass Sie die Wette so platzieren könnten. Falls nicht, müsste man eben alles etwas höher spielen. Aber der Spielspaß ist garantiert höher, das kann ich versprechen! Für unser Beispiel hier nehmen wir mal an, dass wir jetzt eine Wette platziert hätten, die ausformuliert so heißen würde: Wir haben eine 4 aus 8 á 14 Cent gespielt. Das sind 70 Kombiwetten und damit alle 4er Kombis der ausgewählten acht Spiele. Der Gesamteinsatz beträgt 70 * 0.14 = 9.80 Euro.
Bevor wir uns aber an beispielhafte Abrechnungen machen, möchte ich jetzt erst einmal die Rechenvorschrift und die Zusammenhänge für diese merkwürdige 70 erörtern.
Es gibt auch für die Berechnung der Anzahl der Kombinationen eine Rechenvorschrift, das ist klar. Es gibt sogar ein paar hübsche Parallelen. Haben Sie schon einmal das Wegrennwort „Binomialkoeffizienten“ gehört? Sicher, sagen Sie, aus der Ferne eben, Sie waren nämlich schon weg. Gut gemacht. Oder wer kennt das Pascalsche Dreieck? Ich schau auch nicht, wer sich meldet (noch weniger, wer nicht). Aber das ist wirklich nichts zum Weglaufen. Einmal anschauen, einmal verstehen und ein Leben lang genießen. Noch dazu sich Freunde machen („Kennst du schon das Pascalsche Dreieck? Nee? Solltest du aber, ich zeigs dir mal.“). So läuft das.
Der Mathematiker seinerseits hat keinerlei Interesse daran, sich Freunde zu machen. Er möchte seine Wissenschaft für sich und nur für sich, das aber dafür ganz alleine. Deshalb nennt er so ein Phänomen beispielsweise die „k-Permutationen einer n-elementigen Menge.“ Etwas einfacher könnte man es auch nur nennen „die k-elementigen Teilmengen einer n-elementigen Menge“. Aber ob das hilft? Ja, es hilft. Man bleibt alleine, dafür stolz.
Wir hatten aber wirklich die 4-elementigen Teilmengen einer 8-elementigen Menge gesucht. Alle 4er Kombis von ausgewählten acht Spielen. k=4, n=8. Ich möchte Sie jetzt aber nicht mit der kompletten Herleitung langweilen. Ich zeige Ihnen lieber das Pascalsche Dreieck. Und da taucht irgendwo ganz geheimnisvoll die Zahl 70 auf. Schauen Sie mal:
0 | 1 | ||||||||||||||||||
1 | 1 | 1 | |||||||||||||||||
2 | 1 | 2 | 1 | ||||||||||||||||
3 | 1 | 3 | 3 | 1 | |||||||||||||||
4 | 1 | 4 | 6 | 4 | 1 | ||||||||||||||
5 | 1 | 5 | 10 | 10 | 5 | 1 | |||||||||||||
6 | 1 | 6 | 15 | 20 | 15 | 6 | 1 | ||||||||||||
7 | 1 | 7 | 21 | 35 | 35 | 21 | 7 | 1 | |||||||||||
8 | 1 | 8 | 28 | 56 | 70 | 56 | 28 | 8 | 1 | ||||||||||
9 | 1 | 9 | 36 | 84 | 126 | 126 | 84 | 36 | 9 | 1 |
Man muss immer mit 0 beginnen zu zählen. Das ist zwar ein wenig verwirrend zunächst, weil ungewohnt, aber man kann es hier ganz gut erläutern und sich zurückerinnern. Man kann eine Zahl mit 0 potenzieren. Wenn man es aber tut, so erhält man zuverlässig eine 1. Also 6 hoch 0 ist 1, ebenso wie 8 hoch 0. Es gibt ein 0. Element. Der Grund, dass 6 hoch 0 = 1 ist? Der ist einfach und anschaulich: Wenn man (6 hoch 2) / (6 hoch 1) rechnet, dann kann man kürzen, also die Potenz um 1 herunterschrauben. Die Lösung ist 6. Oder auch 6 hoch 1. 6 hoch 2 ist 36. 36 / 6 = 6.
Wenn man also stattdessen einfach (6 hoch 1) / (6 hoch 1) hinschreibt, ergibt sich, nach der gleichen Logik also das Ergebnis. Man kann es hinschreiben als 1 oder als 6 hoch 0. 6 hoch 0 ist also 1.
Jetzt suchen Sie also in der 8. Zeile. Dort müssen Sie allerdings ebenso mit der 0 beginnen zu zählen. Das 0. Element in Zeile 8 ist eine 1. Das 1.Element ist eine 8, das zweite eine 28, das dritte eine 56 und das vierte eine 70. Wir haben also unsere 70 gefunden. Und zwar, wenn auch eher weniger zufällig, ausgerechnet in Zeile 8 als das 4. Element.
Wie dieses Element dorthin kommt ist ebenso einfach zu erklären, wie irgendein anderer Eintrag in dem Pascalschen Dreieck. Es geschieht durch Summenbildung. Ein mittig unter zwei Elementen stehendes Element ist stets gebildet als Summe der beiden schräg darüber stehenden Elemente. Wenn mal nur ein Element darüber steht (das ist dann immer links oder rechts außen, wenn Sie eine Zeile beginnen oder beenden), trägt man die oben erklärte 1 ein. In der Folge dient diese 1 dann als Summand für das anschließend darunter auftauchende Element.
Also die 8 in Zeile 8 als Element 1 entsteht durch die Summenbildung von der (vorher eingefügten) 1 und der daneben stehenden 7.
Man könnte sich jetzt also zunächst ein Pascalsches Dreieck selber zu Hause an die Wand hängen (da hätten Sie große Vorbilder). Dann könnten Sie zum Beispiel bis Zeile 136 gehen und hätten eine wunderschöne Tapezierung. Und zugleich könnten Sie auch noch die Anzahl der 65-elementigen Teilmengen einer 114-elementigen Menge ablesen, wenn Ihnen mal der Sinn danach steht.
Falls Sie diese Zahl aber errechnen wollten, kann ich Ihnen auch gerne noch die Rechenvorschrift mit auf den Weg geben. Bei meinen Zwillingen, die gerade jetzt in die erste Klasse gehen, stelle ich auch mal wieder fest, dass Multiplikation auch nichts weiter ist als geschickte Summenbildung. Den Umstand können wir uns hier zunutze machen. Die erforderliche Multiplikation, um sich die Summenbildung zu ersparen, notiert sich, in der Mathematikersprache als „8 über 4“. Es war nur ein kurzer Schockmoment. 8 über 4 löst sich blitzschnell auf als 8*7*6*5 / 4*3*2*1.
Alle Zahlen, mit denen wir hier zu hantieren haben befinden sich im Zahlenraum von 1 bis 8 (anders bei 13 über 6; aber da wären sie alle im Zahlenraum 1 bis 13). Und es geht tatsächlich so einfach: Im Zähler stehen insgesamt 4 Zahlen (bei 8 über 4). Diese 4 Zahlen beginnen bei der größtmöglichen, also der 8. Die folgenden Faktoren sind dann stets um eins kleiner als der Vorgänger. So lange bis Sie 4 Zahlen haben. Und im Nenner steht einfach 4 Fakultät. Die Fakultät ist die Multiplikation aller Zahlen ab der 4 bis zur 1. Wobei die Multiplikation mit der 1 ineffektiv ist. Und „ineffektiv“ ist hier wirklich mal das passende Wort.
Mit so glänzender Auflage können wir uns jetzt auch schnell mal an das Lotto Problem heranwagen, nur um unser neu erlangtes Wissen schnell noch einmal anzuwenden. Beim Lotto werden insgesamt 6 Zahlen gezogen (wir ignorieren die Zusatzzahl hier einfach). Es sind 49 vorhanden, wenn keiner geschummelt hat, alle voneinander verschieden, noch dazu durchnummeriert, und zwar ausgerechnet von 1 bis 49. Wir haben also einen klassischen Fall von n über k in der Ausprägung 49 über 6. Meine Wand nahm diese Zahlen schon nicht mehr auf, also war ich aufs Rechnen angewiesen. Aber da bin ich echt gut drin. Ich hab nämlich Excel…
Zur Berechnung müssen wir, nach Vorschrift, mit der 49 beginnen, um den Zähler hinzubekommen. Anschließend müssen wir 6 Faktoren hinschreiben, die alle jeweils um 1 kleiner sind als der Vorgänger. Also ergibt sich für den Zähler die Zahl 49 * 48 * 47 * 46 * 45 * 44. Für den Nenner ist es noch viel einfacher. Es ist 6 * 5 * 4 * 3 * 2.
Wir haben eine Bruch von (49 * 48 * 47 * 46 * 45 * 44) / (6 * 5 * 4 * 3 * 2). Das Ergebnis (Excel anschaffen!) ist 13.983.816. Also die Chance für die 6 Richtigen liegt bei 1/13.983.816 oder, etwas vereinfacht, bei ca. 1 zu 14 Millionen. Ich hab aber einen Ratschlag: Geben Sie mehrere verschiedene Tipps ab, das erhöht die Siegchancen erheblich! Für Fortgeschrittene: Spielen Sie eine Systemwette! Auch hier noch ganz kurz die Berechnung für den finanziellen Aufwand, wenn Sie nur 9 Zahlen abdecken wollen:
Sie wollen also Ihre 9 Lieblingszahlen kombinieren und keine Kombi auslassen (bitte nicht die Geburtsdaten der Liebsten nehmen; nachzulesen im Kapitel „Untersuchung der Spiele“). Dann müssen Sie 9 über 6 Tipps abgeben. 9 über 6 ist (9 * 8 * 7 * 6 * 5 * 4) / (6 * 5 * 4 * 3 * 2 * 1). Das ist 84. Die Investition betrüge also 84 Euro. Immerhin läge aber die Chance auf 6 Richtige jetzt bei 84/13.983.816. Also bereits bei 1/166.747. Sicherheitshalber rate ich aber doch noch schnell ab. Ihre equtiy verbessert sich nicht. Absolut wird sie sogar erheblich schlechter. Es ein denn, Sie wissen etwas. Details darüber auch unter anderem im oben genannten Kapitel.
Der kleine Trick hier noch: Wie man sieht, tauchen alle Zahlen im Pascalschen Dreieck pro Zeile einmal auf. Das hat den einfachen Grund: 9 über 6 zum Beispiel ist genau gleich groß wie 9 über 3. Aber man sieht es nicht nur im Pascalschen Dreieck, sondern auch in der oben niedergeschriebenen Berechnung. Die 6 * 5 * 4 taucht sowohl im Nenner als auch im Zähler auf. Die können wir jederzeit kürzen. Und erhalten statt des Bruches oben diesen hier: ( 9 * 8 * 7) / ( 3* 2 ). Und das wäre exakt der gleiche, den wir hätten hinschreiben müssen, wenn wir 9 über 3 hätten rechnen wollen. Allgemein weiß der Mathematiker auch hier wieder Rat. Er sagt dann einfach: n über k ist gleich n über (n-k). Wollen Sie prüfen? Also für 9 über 6 stimmts schon mal. 9 über 6 ist gleich 9 über (9-6). Und 9 über ( 9 – 6 ) ist 9 über 3.
Jetzt sehen wir uns nur noch dem letzten, mittlerweile dann aber fast schon kleinen Problem gegenüber, wie wir den Gewinn berechnen im Falle dass… In dem Diagramm, wo alle möglichen 4er Kombinationen stehen, können wir dann natürlich ablesen, welche der Wetten gewonnen ist. Das wäre wieder der Weg „zu Fuß“. Aber funktionieren müsste er jetzt immerhin. Angenommen, wir treffen fünf der acht Spiele, die anderen drei sind falsch getippt. Die Richtigen Tipps sind dabei der Tipp bei Spiel 1, der Tipp bei Spiel 2, der Tipp bei Spiel 4, der Tipp bei Spiel 5 und der bei Spiel 7. Spiel 3, Spiel 6 und Spiel 8 haben wir falsch.
Wir haben also fünf Spiele von acht richtig und da wir 4er Kombis für unser System ausgewählt haben, haben wir 5 über 4 Kombiwetten richtig. Wir können die richtigen Wetten selbstverständlich aus dem Diagramm ablesen. Richtig sind die folgenden Wetten:
1 | 2 | 4 | 5 |
1 | 2 | 4 | 7 |
1 | 2 | 5 | 7 |
1 | 4 | 5 | 7 |
2 | 4 | 5 | 7 |
Zur Berechnung der Gewinnhöhe müssen wir jetzt die Quoten einsetzen, die wir mit diesen Tipps erzielt haben. Die Quoten lesen wir wieder ab aus den ursprünglichen Tipps. Bei Spiel 1, Bielefeld Hertha, war die Quote auf das getippte und eingetroffenen X 3.20, bei Schalke – Werder die Quote von 1.85 auf Heimsieg, Tipp 1 also, bei Leverkusen – Stuttgart Tipp 2 mit Quote 3.40, bei Wolfsburg – Bochum habe wir die 1 richtig, Quote dafür 1.40 und zuletzt noch Frankfurt – Köln das X, Quote 3.40. Im Schema sieht es dann so aus:
3.2 | 1.85 | 3.3 | 1.4 |
3.2 | 1.85 | 3.3 | 3.4 |
3.2 | 1.85 | 1.4 | 3.4 |
3.2 | 3.3 | 1.4 | 3.4 |
1.85 | 3.3 | 1.4 | 3.4 |
Wenn wir jetzt die offensichtlich fünf richtigen Kombis ( 5 über 4 = 5 über 1 = 5/1 = 5) noch ausrechnen, indem wir sie ausmultiplizieren, sieht das Ganze mit Ergebnis so aus:
Produkt | ||||
3.2 | 1.85 | 3.3 | 1.4 | 27.3504 |
3.2 | 1.85 | 3.3 | 3.4 | 66.4224 |
3.2 | 1.85 | 1.4 | 3.4 | 28.1792 |
3.2 | 3.3 | 1.4 | 3.4 | 50.2656 |
1.85 | 3.3 | 1.4 | 3.4 | 29.0598 |
Summe | 201.2774 |
Wir hätten also 201.28 Einheiten gewonnen. Natürlich ist es nicht der Nettogewinn. Es ist die Gewinnauszahlung. Aber wir hatten 70 Einheiten Einsatz und haben 201 Einheiten zurückerhalten. Und das Ganze bei nur 5 Richtigen von 8 Spielen! Da läuft einem doch das Wasser im Munde zusammen, oder? Der letzte Schritt, den wir jetzt noch gehen müssen ist der an den Schalter und Geld einsacken. Na gut, vorher multiplizieren wir noch sicherheitshalber die 201.28 mit unserem Einsatz, den 14 Cent nämlich. Das ergibt eine Auszahlung von 28.18 Euro. Hätten wir doch bloß á 1 Euro gespielt! Aber auch so. Kein mulmiges Gefühl mehr beim Geld abholen. Selbstbewusst vortreten. Ab heute nur noch Systemwetten, oder?
- Einzelwetten
Einzelwetten sind sehr schnell und einfach erklärt. Alle Wetten auf die anderen Wettarten als 1-X-2 sind ja im Prinzip auch Einzelwetten. Man wettet ein einziges Spiel mit der angegebenen Quote. Falls es kommt, bekommt man den Einsatz mal der Quote zurück, wie gehabt. Die Bedeutung der Einzelwetten ist aber höchst unterschiedlich. Es gibt sogar dazu sehr verschiedene Ansichten.
Wie vorher erwähnt ist ein Teil des Problems das des Anbieters. Früher wurden oftmals gar keine Einzelwetten akzeptiert, Die Gründe sind oben erörtert. Aber die, die sie akzeptiert haben, haben eventuell nur beschränkte Einsätze akzeptiert. Damit meine ich aber wirklich sehr kleine, es gibt ja prinzipiell immer ein Limit. Es ist aber selbstverständlich, dass sich jeder Buchmacher, jeder Anbieter davor schützen möchte, „Fehler“ zu machen und dass diese auch aufgedeckt und ausgenutzt werden. Das einfachste Ausnutzen eines offensichtlichen Fehlers ist mit der Einzelwette möglich. Wenn der Anbieter dann aber nur 100 Euro akzeptiert, ist der Effekt doch eher gering.
Ich möchte das jetzt zunächst nur hier erwähnt haben, dass es die Möglichkeit gibt, Spiele auch einzeln zu wetten. Heutzutage akzeptieren das die meisten Anbieter. Über Vor- und Nachteile möchte ich etwas später noch mehr reden. Hier folgt jetzt aber der Grund, warum die meisten Anbieter es heutzutage akzeptieren. Das liegt nämlich an den…
- Quotenänderungen
Wie ich weiter oben doch ausführlich erklärt habe, sind viele Dinge historisch gewachsen und dementsprechend auch so zu erklären. Es musste für eine gewisse Zeit einfach die Fixquoten geben. Das war für schriftliche Wetten gar nicht anders möglich. Bei den telefonischen Anbietern hat sich dieses Prinzip schon allmählich etwas gelockert. Auch dafür gab es zwei miteinander verbundene Gründe: Noch bekam der Spieler einen Quotenzettel zugeschickt, auf dem alle Kursangebote aufgedruckt waren. Andererseits hatte der Anbieter seinen Kunden direkt am Telefon bei Abschluss der Wette. Konsequenz und Ursache zugleich: Man konnte am Telefon die Quotenänderung erfahren, falls es eine gab. Auf der anderen Seite hatte man ja auf dem gedruckten Stück Papier, dem Wettangebot, sich das Spiel zu der angegebenen Quote herausgeschrieben.
Der Buchmacher konnte einem also eine Quotenänderung mitteilen. Der Spieler selber aber konnte durchaus mürrisch werden. Der Anbieter hatte, aufgrund des ausgesandten Quotenzettels entsprechend eine gewisse Scheu, seine Quoten zu ändern und wollte es so selten wie möglich tun. Auf der anderen Seite musste es der Spieler natürlich auch akzeptieren. Man konnte manchmal am Telefon hören: „Wir haben schon viele Einsätze auf das Spiel bekommen. Deshalb die Änderung.“
Ich habe Leuten, die sich über (zu) viele Quotenänderungen beschwert haben, immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass es ganz sicher seriöser ist, wenn Quoten geändert werden als wenn bedingungslos Einsätze akzeptiert würden. Der Anbieter, der alles annimmt, egal in welcher Höhe, kann ja vielleicht irgendwann gar nicht mehr auszahlen. Also, sagte ich, sei froh, wenn er Quoten ändert, das ist ein eindeutiges Indiz, dass der Mann auch auszahlen wird, wenn er verliert.
Auf der anderen Seite habe ich mich auch darüber geärgert, das ist klar. Aber nur aus folgendem Grunde: Ich habe professionell gearbeitet. Also habe ich meine Wetten ziemlich akribisch ausgearbeitet. Das konnte oftmals Stunden dauern. Es hingen auch die Wetten miteinander zusammen. Also ich habe ein Spiel bei dem einen Anbieter aus der Wette gestrichen, weil ich es woanders (scheinbar) für einen höheren Kurs spielen konnte. Wenn ich dann von der Quotenänderung erfuhr, musste ich gelegentlich viele Wetten wieder abändern. Vor allem, die bereits fertige Wette für diesen Anbieter. Aber in der Folge vielleicht auch noch einige bei anderen.
In der Konsequenz bedeutete es, dass ich bei Anbietern, die viel und häufig die Quoten geändert habe, irgendwann gar nicht mehr gespielt habe. Ich war den Menschen auch nicht böse. Es besteht für keinen eine Verpflichtung, bei mir Geld verlieren zu müssen. Ich frage ja nur, wenn er auf diese Art „kapituliert“ hat, also eingesehen hat, dass ich besser bin, warum er dann nicht auf meine Dienste zurückgreifen wollte? (Anmerkung: ein paar Mal ist dies aber doch geschehen. Dank dafür)
Nun gut, die Zeit ist auch hier vorangeschritten. Sehr viele Dinge werden entweder im Wettlokal gemacht, wo eher Kleinspieler sind, oder per Internet. Und das Internet macht es möglich, dass man zwar höher spielen kann, aber dadurch, dass es kein bedrucktes Papier gibt, gibt es immer nur den aktuellen Kurs. Der wird vielleicht ständig geändert, das tun fast alle. Beschweren kann man sich darüber nun wirklich nicht mehr. Man bekommt den aktuellen Kurs, platziert seine Wette dafür oder lässt es sein. Es ist für Profispieler nur eine andere Arbeitsweise erforderlich.
- Aus Sicht des Profispielers
- Der asiatische Wettmarkt
- Ursachen
Jetzt haben wir also so weit die Möglichkeiten des Wettens bei den traditionellen Buchmachern untersucht. Dieses Geschäft wird wohl immer eine Bedeutung haben. Es ist die klassische, einfache Methode zu wetten, und das für jedermann. Abgesehen davon ist es ein absolutes faires Angebot. Der Spieler kann aber muss nicht wetten. Er kann mit seinen eigenen Einschätzungen gegen die Anbieter „antreten“. Die Konkurrenz der Anbieter untereinander sorgt dafür, dass das Quotenangebot auch immer im vernünftigen Rahmen liegen muss. Es wird hier eine etwas höhere Quote angeboten bei dem einen, dafür bei dem anderen dort. Der Spieler hat die Wahl. Für den geschickten Spieler ist das Schicksal zu verlieren keineswegs vorbestimmt. Ich betrachte mich als das lebende Beispiel. Natürlich muss ich in Kauf nehmen, dass man mir a) nicht glaubt oder b) mich einfach als Glückspilz abstempelt.
Dennoch bleibt aus Anbietersicht ein Effekt unerfreulich. Dieser Effekt ist das Leben im Risiko. Dieses Risiko besteht zum einen natürlich darin, die Wahrheit, die korrekte Einschätzung auch nicht zu kennen und bei geschickten, guten bis sehr guten Spielern nach und nach doch zu verlieren, zumindest nicht mehr genug zu gewinnen. Es gibt selbstverständlich auch dagegen Schutzmaßnahmen, die die verschiedenen Anbieter ergreifen. Eine dieser Maßnahmen sind Spielverbote. Ich persönlich habe auch oft genug Spielverbot bekommen. Der Anbieter möchte die Wetten einfach nicht annehmen. Das Spielverbot kam auch zum Ausdruck dadurch, dass eventuell nur noch lächerlich kleine Wetten akzeptiert wurden oder auch ständig die Quoten der von mir ausgewählten Spiele verändert wurden. Ich habe dann diese Anbieter einfach aus meiner Auswahl gestrichen. Ich will ja niemanden zwingen, könnte es auch gar nicht.
Eine weitere Form des Risikos besteht darin, dass die platzierten Wetten insgesamt nicht ausgewogen sind. Das bedeutet, dass der gewöhnliche Spieler eine Neigung hat, die klaren Favoriten zu spielen. Es ist auch offensichtlich, dass man, wenn man die Paarung Bayern München – Hansa Rostock oder Manchester United – FC Southampton, FC Barcelona – Sporting Gijon, Real Madrid – Almeria hört, den Sieg der Heimmannschaft, des klaren Favoriten „vorhersieht“. Das würde intuitiv irgendwie jeder machen. Man kann den Spieler durch unattraktive, also besonders kleine, Quoten nur eventuell davon abbringen, einen dieser Favoriten zu wetten. Aber man kann sicherlich den normalen Spieler nicht locken, da den Außenseiter zu spielen. Er spielt den Favoriten, meist sogar vor allem die klaren Favoriten. Oder er spielt gar nichts. Der Außenseiter gewinnt ja sowieso nicht, warum sollte er ihn also spielen?
Das Risiko, in dem sich die traditionellen Anbieter demnach stets befinden ist das, dass vielleicht eines Tages mal wirklich alle Favoriten gewinnen und er einen riesigen, vielleicht zu hohen Betrag ausbezahlen muss. Und das Gefühl, sich im Risiko zu befinden, also jeden Tag um sein Geschäft fürchten zu müssen, mag zwar in vielen Branchen Gewohnheit sein, aber die Frage stellt sich trotzdem: Muss es denn sein?
- Die Grundidee
Der Grundgedanke, den man zum Verständnis des asiatischen Wettmarktes verstanden haben sollten, ist der: kann man nicht aus jedem Spiel ein ausgeglichenes Spiel machen? Wenn einem das gelänge, dann hätte zumindest der Spieler keine erkennbare Neigung mehr für den Favoriten, da es ja gar keinen gibt. Ich vergleiche das gerne mal so: Wenn ich gegen Tiger Woods eine Partie Golf spielen sollte, Sie gegen Michael Phelps um die Wette schwimmen sollten oder gegen Roger Federer ein Tennismatch spielen sollten, dann scheint das ein hoffnungsloser Fall. Es ein denn, dass…
Es sei denn, dass die Vorgabe groß genug ist, die wir bekommen. Wir dürfen schon mal 75 Meter schwimmen, bis Michael Phelps ins Wasser darf. Tiger Woods geht mit bereits absolvierten 235 Schlägen, die wir dann vorhaben, ins Match, Roger Federer muss beim Stande von 6:0, 5:0, 40:0 für uns anfangen. Vielleicht ist das Match dann ausgeglichen. Man muss immer nur die geeignete Vorgabe finden, die der Favorit dem Außenseiter gewähren muss, um aus jedem Match, aus jedem Spiel ein ausgeglichenes Spiel zu machen.
Diese Idee ist übrigens mal wieder uralt und natürlich aus Amerika. Da wird praktisch schon immer so gewettet. Der Außenseitersieg wird nicht durch eine höhere Quote belohnt, sondern es gibt eine „line“, die die Höhe des Favoriten darstellt. Und gegen diese „line“ wird gewettet. Das gilt bei allen Sportarten, die es in Amerika so gibt und die populär sind. Also Basketball, Football, Icehockey, Baseball zum Beispiel.
Diese Sportarten weisen aber einen einzigen, dafür jedoch gravierenden Unterschied zum Fußball auf: In allen gibt es wesentlich mehr Punkte, Tore, höhere „scores“, als im Fußball. Daraus ergibt sich kein wesentlicher Unterschied in der Art der Wettangebote. Nur gibt es dadurch Verständnisprobleme, was die Art und die Darstellung der Handicaps, also die Vorgabe, angeht. Das möchte ich in der Folge aufzeigen und verständlich machen:
- Das asiatische Handicap
Das asiatische Handicap bekommt diesen Zusatz nur, weil die Erfindung der Anwendung der Handicaps auf den Fußball in Asien seinen Ursprung hatte. Die Idee und deren Umsetzung war aber so genial, dass in den letzten Jahren (2000-2009) eine riesige Welle von Anbietern hier herübergeschwappt ist. Der asiatische Wettmarkt dominiert das Geschehen. Die Gründe werden hoffentlich in der Folge ersichtlich.
Man versucht also, eine Vorgabe, ein Handicap, zu finden, was die Höhe der Favoritenstellung der besseren Partei gerecht wird. Wer schon einmal einen Wettzettel eines traditionellen Buchmachers gesehen hat, hat vielleicht schon festgestellt, dass es auch da oftmals das Angebot eines Sieges mit Handicap gibt. Das sieht dann oft so aus:
Deutschland, 1. Bundesliga | 1 | X | 2 | HC1 | HCX | HC2 | ||||||||
1 | 20/2/09 | 20:30 | Schalke 04 | – | Dortmund | 1.80 | 3.30 | 4.00 | (0:1) | 3.25 | 3.50 | 1.95 | ||
2 | 21/2/09 | 15:30 | Cottbus | – | Bremen | 3.40 | 3.50 | 1.90 | (1:0) | 1.85 | 3.90 | 3.25 | ||
3 | 21/2/09 | 15:30 | Gladbach | – | Hannover | 2.30 | 3.50 | 2.55 | (0:1) | 4.25 | 4.25 | 1.55 | ||
4 | 21/2/09 | 15:30 | Karlsruhe | – | Frankfurt | 2.30 | 3.25 | 2.75 | (0:1) | 4.50 | 4.00 | 1.60 | ||
5 | 21/2/09 | 15:30 | Wolfsburg | – | Hertha | 2.00 | 3.50 | 3.15 | (0:1) | 3.50 | 4.00 | 1.80 | ||
6 | 21/2/09 | 15:30 | Bielefeld | – | Bochum | 2.05 | 3.20 | 3.35 | (0:1) | 3.90 | 3.70 | 1.75 | ||
7 | 21/2/09 | 15:30 | Stuttgart | – | Hoffenheim | 2.05 | 3.80 | 2.85 | (0:1) | 3.45 | 4.25 | 1.75 | ||
8 | 21/2/09 | 15:30 | FC Bayern | – | FC Köln | 1.40 | 4.75 | 6.00 | (0:1) | 2.00 | 3.90 | 2.85 | ||
9 | 22/2/09 | 17:00 | Leverkusen | – | HSV | 2.00 | 3.60 | 3.10 | (0:1) | 3.40 | 4.00 | 1.80 |
(das ist eine von meinem Computer erzeugte Liste für den 21.Spieltag der Bundesliga Saison 2008/2009).
Man kann also eine Mannschaft auf Sieg, Unentschieden oder Niederlage spielen. Dazu kann man sie auch noch im Handicap spielen. In Klammern steht die Höhe der Vorgabe, dahinter die Quoten für die einzelnen Ereignisse. Die Vorgabe ist hier immer 1 Tor. Es gibt sozusagen keine höhere Überlegenheit als 1 Tor, nicht in der 1.Liga. Wenn Deutschland mal wieder gegen San Marino, Luxemburg oder Liechtenstein ein Länderspiel austragen darf, kann das Handicap auch schon mal 4, 5 oder 6 Tore betragen. Bei dieser Form der Wetten und auch des Handicaps gibt es immer noch drei mögliche Ausgänge. Auf Sieg, Unentschieden, Niederlage gilt das sowieso. Es sind die drei möglichen Tendenzen eines Fußballspiels. Aber auch bei der Form des Handicaps gilt das weiterhin.
Wenn Sie also zum Beispiel wetten, dass Bayern – Köln im Handicap gewinnt (ist doch nahe liegend: gewinnen tun sie sowieso, aber „man kriegt ja keinen Kurs“, also spielt man den Sieg im Handicap), dann heißt dass, dass die Wette nur dann gewonnen ist, wenn Bayern mit 2 oder noch mehr als 2 Toren Vorsprung gewinnt. 2:0, 3:1 würden genügen, aber natürlich auch 4:0 oder 6:2. Jeweils ist die Differenz größer als 1. Allerdings ist bei einem Sieg, der mit einem Tor Unterschied ausfällt, die Wette komplett verloren. Also bei 1:0, 2:1, 3:2 haben Sie zwar den Sieg richtig, aber nicht die Wette im Handicap. Das Geld ist weg.
Die drei angebotenen Ausgänge im Handicap kommen so zustande, dass es auch einen Handicap X gibt (Handicap Unentschieden, HCX gekennzeichnet). Das tritt dann ein, wenn Bayern exakt mit einem Tor gewinnt. Der Nachteil, der Rückstand, den sie hatten, das Handicap, von 0:1 ist genau aufgeholt. Wer also HCX wettet und dann Bayern tatsächlich mit einem Tor gewinnt, wird auch noch fürstlich belohnt mit einer Quote von 3.90. Muss aber erstmal kommen!
Beim asiatischen Handicap sieht das anders aus. Es gibt nur noch zwei Seiten, die gewettet werden können. Man kann den Favoriten oder den Außenseiter wetten. Wenn man den Favoriten spielt, muss man zunächst zum Gewinn der Wette die Vorgabe aufholen und dann auch noch übertreffen. Der oben erwähnte Unterschied zu den amerikanischen Sportarten macht sich hier aber beim Fußball bemerkbar: Bei einem so torarmen Spiel wie Fußball mussten zwangsläufig ein paar Abstufungen in der Vorgabe eingeführt werden. Man erkennt auch an den oben abgebildeten Quoten, dass das eine Tor, was in Klammern steht, oft genug aus einem (recht klaren) Favoriten einen (fast krassen) Außenseiter macht. Schalke ist gegen Dortmund zwar Favorit, sogar recht deutlich mit einer Quote von 1.80. Aber sowie sie das eine Tor aufholen müssen, wird ihre Quote auf 3.25 hoch gesetzt, während Dortmunds 4.0 auf Sieg im Handicap plötzlich eine 1.95 ist. Natürlich ist der Dortmund Sieg im Handicap dadurch gekennzeichnet, dass sie das eine Tor Vorsprung über die Ziellinie retten, und das haben sie immer dann erreicht, wenn sie das ganze Fußballspiel nicht verlieren. Man stelle sich ein 1:1 vor. Dann hätte Dortmund immer noch ein Tor Vorsprung durch das Handicap und alle Wetten auf HC2, also den Dortmund Sieg im Handicap, müssten ausgezahlt werden.
Zur Erläuterung der wesentlich feineren Differenzierung beim asiatischen Handicap schicke ich hier als Beispiel mal die Torerwartungen für den oben angegebenen 21.Spieltag der Bundesliga voraus:
Torerwartungen | ||||||
Heim | Auswärts | Differenz | nächstliegende Vierteltor | |||
Schalke 04 | Dortmund | 1.50 | 0.85 | 0.65 | 0.75 | |
Cottbus | Bremen | 1.17 | 1.71 | -0.54 | -0.50 | |
Gladbach | Hannover | 1.59 | 1.48 | 0.11 | 0.00 | |
Karlsruhe | Frankfurt | 1.40 | 1.24 | 0.16 | 0.25 | |
Wolfsburg | Hertha | 1.67 | 1.24 | 0.44 | 0.50 | |
Bielefeld | Bochum | 1.40 | 1.00 | 0.41 | 0.50 | |
Stuttgart | Hoffenheim | 1.90 | 1.55 | 0.34 | 0.25 | |
FC Bayern | FC Köln | 2.42 | 1.00 | 1.42 | 1.50 | |
Leverkusen | HSV | 1.77 | 1.33 | 0.43 | 0.50 |
Wir schauen zunächst mal auf die Spalten unter Torerwartungen für Heim und Auswärts. Man sieht also, dass sie alle zwischen 0.85 und 2.42 Toren liegen. Die meisten Erwartungen liegen aber zwischen 0 und 2. Wie sollte es auch anders sein bei einem Toreschnitt von 2.9 in der Bundesliga? Die Heimmannschaften erzielen davon im Schnitt etwa 1.7 und Auswärts 1.2 (das ist langjährig ca. 1.BL; diese Saison aktuell 1.75 : 1.222; aber die Saison ist auch eher eine torreiche bisher und die Heimmannschaften haben etwas zu viel erzielt; oder ist mein Programm einfach schlecht?). Also es spielt sich alles in diesem Rahmen ab. Ausreißer liegen mal bei 2.4, wie typisch, wieder mal die Bayern. Und auch in der Differenz haben sie den „Vogel abgeschossen“. Ich oder mein blöder Computer eben, erwarten gemeinsam, dass sie 1.42 Tore mehr erzielen als Köln. Auch sonst sind die Werte immer im Rahmen, in der Spalte Differenz abzulesen, zwischen –0.54 und +0.65. Also nirgendwo wäre ein Handicap, eine Torvorgabe, von einem ganzen Tor gerechtfertigt. Eine solche Überlegenheit einer Mannschaft ist eher die Ausnahme.
Ich fasse noch einmal zusammen. Wir befinden uns jetzt an folgendem Punkt: die Aufgabe war es, ein Fußballspiel durch eine Vorgabe, ein spezielles Handicap, möglichst exakt ausgeglichen zu gestalten. Man soll dazu auch nur noch zwei Seiten wetten können. Mannschaft 1 gewinnt bei der eingestellten Vorgabe oder Mannschaft 2 gewinnt bei der eingestellten Vorgabe. Auf dem Weg dahin, so eine Vorgabe festzusetzen, mussten wir leider feststellen, dass das Spiel Fußball in einer doch so ausgeglichenen Liga wie zum Beispiel der 1.Bundesliga (in ausländischen Ligen oder in der 2.Bundesliga verhält es sich aber ähnlich) es nicht hergibt, dass man ganze Tore zum Ausgleich des Spielstärkeunterschiedes hernehmen kann. Es ist schlichtweg zu viel.
Anmerkung: Noch erwähnenswert ist hier, dass das Wetten auf mehr als zwei Seiten gar nicht mehr geeignet wäre (falls nicht sowieso unmöglich) mit einer Chancengleichverteilung. Also beim Wetten auf 1-X-2, was ja bereits drei Ausgänge sind, wird es immer einen wahrscheinlicheren und andere weniger wahrscheinliche Ausgänge geben.
Abhilfe bei dem Problem, dass 1 Tor zu viel der Abstufung wäre, haben schlaue Leute geschaffen. Sie haben zunächst das halbe Tor eingeführt. Ein halbes Tor kann man sich, zugegebenermaßen, auch schon nicht besonders gut vorstellen. Aber ich möchte es einmal mit dem Beispiel zuvor auf das oben angegebene erste Spiel vergleichen. Das Spiel war Schalke – Dortmund. Beim Handicap (0:1), was auf meiner Liste abgedruckt ist, einer klassischen Liste also, bedeutet, dass Schalke das Spiel im Handicap gewinnen kann, wenn sie mit zwei (oder mehr) Toren Unterschied gewinnen, oder Dortmund kann das Spiel im Handicap gewinnen, dann, wenn sie das Spiel nicht verlieren und das Spiel kann im Handicap X ausgehen, falls Schalke exakt mit einem Tor gewinnt.
Wir müssten jetzt nur noch den Fall, Schalke gewinnt mit einem Tor, und damit den Fall „Handicap X“ abschaffen. Und das gelingt eben mit dem halben Tor. Dortmund geht, anstatt mit einem ganzen Tor Vorsprung, wie oben angegeben, ins Spiel, sondern stattdessen mit einem halben Tor. Der Effekt wäre: Wenn Schalke das Spiel überhaupt gewinnt, hätten sie das Handicap von einem halben Tor komplett aufgeholt und sozusagen auf ihre Seite transportiert. Sie gewinnen 1:0. Das Handicap, welches als Beispiel ein halbes Tor betrug, war vor dem Spiel auf der Dortmunder Seite. Sie hatten diesen Vorsprung. Bei Abpfiff hat aber Schalke dieses halbe Tor Vorsprung und hat also im Sinne des Handicaps „ein halbes Tor Vorgabe“ das Spiel gewonnen.
So hatte es auch auf dem asiatischen Wettmarkt angefangen. Es gab halbe Tore, ganze Tore oder auch 0 Tore Vorsprung. Als ich dem das erste Mal begegnete hielt ich es zunächst auch für lächerlich. Wenn man eine Mannschaft mit Handicap 0 spielt, was passiert dann, wenn das Spiel Unentschieden ausgeht? Die Antwort haben mir dann erstmal die Wettregeln gegeben. Sie lauten: bei Unentschieden gibt es den Einsatz zurück. Wenn man also bei einem Spiel eine Seite auswählt und bei dem Spiel steht als Handicap 0, dann hat man bei Unentschieden weder gewonnen noch verloren. Die Wette ist pari, man bekommt sein Geld zurück. Ich hielt das erstmal für langweilig. Aber man gewöhnt sich ja bekanntlich an allem, auch am Dativ…
Fakt ist zunächst, dass es definitiv Spiele gibt, bei denen es keinen erkennbaren Favoriten gibt. Ebenso nahe liegend ist es dann, wenn man die Grundidee, durch ein Handicap den Spielstärkeunterschied auszugleichen, anwendet, dass dieses Handicap dann einfach 0 sein muss. Das Spiel ist ja vorher schon ausgeglichen. Also muss keine Mannschaft irgendeine Vorgabe erhalten oder aufholen. Das einzige Problem, was man mit solchen Spielen dann hat, ist die Abrechnung. Selbstverständlich würde man weiterhin die Wette gewinnen, wenn die gewettete Mannschaft gewinnt. Ebenso wäre die Wette verloren, wenn die gewettete Mannschaft verliert. Sonderfall, dass Remis, ist jetzt auch geklärt. Es ist keine Wette, Geld zurück, nicht verloren, nicht gewonnen. Eigentlich einleuchtend.
Leider hat der Fußball dann immer noch „seine eigene Gesetzte“. Es gibt zwar auch größere Unterschiede gelegentlich, solche von einem ganzen Tor. Auch bei diesen stellt sich nur beim 1-Tore-Sieg das Abrechnungsproblem, welches aber bereits gelöst ist: Man spielt eine Mannschaft, die vor dem Spiel mit Handicap –1 eingestuft wurde. Die Mannschaft muss also (mindestens) 1 Tor aufholen. Wenn es ihr aber gelingt, und zwar genau das eine Tor, sie gewinnt mit 2:1 zum Beispiel, dann ist auch diese Wette wieder pari. Das Handicap kann auch 2 Tore betragen, auch dann gelten die gleichen Regeln. Zwei Tore Sieg des Favoriten = beide Seiten bekommen ihr Geld zurück (ja, auch der, der den Außenseiter hatte).
Die eigenen Gesetze des Fußball spielen erst jetzt eine Rolle: auch die halben Tore genügen noch nicht ganz als Differenzierung. Ein halbes Tor ist als Abstufung immer noch etwas zu grob. Deshalb haben diese schlauen Leute einfach eine weitere Differenzierungsstufe eingeschoben. Diese läuft dann in Vierteltorschritten. Wenn man in der obigen Liste auf die Spalte „nächstliegendes Vierteltor“ schaut, dann stellt man fest, dass bei den Spielen Schalke – Dortmund, Karlsruhe – Frankfurt und Stuttgart – Hoffenheim das nächstliegende ein Vierteltorschritt ist. Dabei ist es bei Schalke das Vierteltor zwischen 0.5 und 1, also 0.75, und bei den beiden anderen ist es das zwischen 0 und 0.5, also 0.25.
Die ersten Wettangebote, die ich mit den Vierteltorschritten sah, haben mich auch verwirrt. Zumal ich den Sinn nicht erkannt habe. Sie haben da bessere Voraussetzungen, da ich Ihnen den Sinn nach Möglichkeit immer wieder nahe bringe: es geht darum, den Spielstärkeunterschied für eine Paarung auszugleichen. Und gelegentlich ist es eben erforderlich, das mit einem Vierteltor zu tun. Ich las als erstes aber eine Umformulierung einer solchen Wette auf ein Vierteltor. Dort stand, dass, wenn ich eine Mannschaft mit –0.25 Toren spielen würde, würde die Hälfte meiner Wette auf das Handicap 0, die andere Hälfte der Wette auf das Handicap 0.5 platziert werden.
Selbstverständlich hat das für mich auf den ersten Blick auch keine Erhellung gebracht. Ich versuche dennoch, Licht ins Dunkel zu bringen, und zwar hier und jetzt. Immerhin haben wir mittlerweile die Befähigung, die Wette abzurechnen. Ich notiere mal hier ein Wettangebot auf eines der Spiele vom Wochenende. Ich habe das in der Form eben aus dem Internet abgelesen:
Paarung Asian HC Quote1 Quote2
VfB Stuttgart – TSG Hoffenheim -0.25 1.84 2.07
Das Handicap ist also tatsächlich bei diesem Anbieter bei 0.25 Toren, wie es auch mein Computer vorschlägt. Die Quote, die man auf Sieg Stuttgart (im Sinne dieses Handicaps erhält) ist 1.84, die auf Sieg Hoffenheim ist 2.07. Wir stellen uns jetzt also einmal vor, wir würden 100 Euro auf Hoffenheim platzieren. Quote ist 2.07.
Wir wünschen uns also, so wie früher, als wir noch beim traditionellen Buchmacher spielten, nach wie vor, das Hoffenheim das Spiel gewinnt. Aber, außer, das unser Wunschtraum in Erfüllung gehen kann, wissen wir schon irgendwie, dass es auch andere Möglichkeiten gibt. Eine davon ist, dass sie das Spiel verlieren, eine weitere, dass das Spiel Unentschieden ausgeht. Was passiert aber in den beiden Fällen mit unserem Geld?
Wir schauen noch einmal auf die Wettformulierung, die mir zuging. Die Hälfte unseres Einsatzes ist auf das Handicap 0 platziert, die andere Hälfte auf das Handicap 0.5. Die Hälfte sind 50 Euro. Wenn Hoffenheim verliert, müssen wir zum Glück nicht lange rechnen. Die Wette auf +0.5 ist verloren. Sie haben das halbe Tor nicht über die Zeit gerettet. Die Wette auf das Handicap 0 ist aber auch verloren, da ja das ganz Spiel verloren ist. Der Fall ist also wie früher: wir hatten Hoffenheim, sie haben verloren, das Geld ist weg.
Ein Fall beschäftigt uns jetzt aber doch noch: Was ist bei Unentschieden? Das Spiel endet 2:2. Das bedeutet, dass wir die Wette auf das Handicap 0 pari gestaltet haben. Wir bekommen die 50 Euro zurück. Die andere Wette aber, die mit dem Handicap +0.5, haben wir gewonnen. Wir hatten vor dem Spiel ein halbes Tor Vorsprung, nach Schlusspfiff noch immer. Also haben wir die Wette mit 50 Euro zur Quote 2.07 gewonnen. Die Auszahlung auf diesen Teil der Wette beträgt 2.07 * 50 Euro = 103.50 Euro. Dazu bekommen wir die 50 Euro Einsatz auf das Handicap 0 zurück. Die Gesamtauszahlung beträgt also 153.5 Euro. Wir haben 100 Euro eingesetzt und 153.50 Euro zurückbekommen. Es ist also kein ganzer Gewinn sondern (irgendwie) ein halber Gewinn.
In der Spielersprache wird es auch so genannt, „halber Gewinn“. Obwohl es ja nicht ganz stimmt im Ausdruck. 53.50, unser Gewinn, ist ja nicht die Hälfte von 100. Korrekt müsste man sagen: Man gewinnt den halben Einsatz * der Quote. Kurzform: halber Gewinn.
Was wäre aber passiert, wenn wir Stuttgart mit –0.25 gespielt hätten? Wiederum sind unsere Wetten auf die Handicaps 0 und 0.5 platziert, diesmal aber aus der Sicht von Stuttgart mit –0.5. Das halbe Tor muss aufgeholt werden zum Gewinn. Wir haben also jetzt 50 Euro auf Stuttgart mit –0.5 und 50 Euro auf Stuttgart mit Handicap 0. Bei dem oben angenommen Ergebnis des Spiels von 2:2 hätten wir die eine Wette mit Handicap 0 pari gehalten, also würden wir diese 50 Euro zurückbekommen. Die andere Wette, die mit dem Handicap –0.5, hätten wir aber verloren, die 50 Euro sind weg. Wir hatten also einen Einsatz von 100 Euro und erhielten 50 Euro zurück. Da kann man doch jetzt auch mit einigem Recht mal vom „halben Verlust“ sprechen. 50 ist die Hälfte von 100. Man nennt es so und es spiegelt den Sachverhalt auch genau wieder.
Ein Beispiel wäre jetzt noch, dass Stuttgart mit 2:0 gewinnt und wir hatten Stuttgart. Dann bekäme wir zwar den vollen Gewinn, der betrüge aber dennoch nur 100 * der Quote und die Quote ist nur 1.84. Wir bekämen also 184 Euro zurück, Nettogewinn 84 Euro, das ist wie früher. Wenn wir die Hoffenheim Seite nehmen und Hoffenheim gewinnt das Spiel, gewinnen wir auch voll, diesmal aber 100 * 2.07, also 207 Euro, Netto demnach 107.
Man könnte es auch so ausdrücken, dass das Vierteltor den Unterschied der beiden Mannschaften in diesem Fall möglichst exakt ausgeglichen hat, aber auch hier noch nicht in der Form, dass die Quoten, die die Wahrscheinlichkeiten auf Eintreten der Ereignisse ja widerspiegeln, aber immer noch nicht gleichgroß sind. Die Chancen sind zwar durch das Vierteltor ziemlich ausgeglichen, aber immer noch nicht endgültig. Wir müssen wohl weiter auf die Achteltore warten…
Oder weiter lesen bis zum „spread betting“.
- Einsatzhöhen und Kursanpassungen
Am asiatischen Markt wird wohl das meiste Geld umgesetzt. Das Wettangebot ist ausgesprochen fair und die Einsätze, die man dort platzieren kann, sind ausreichend hoch. Selbstverständlich werden die Quoten auch da angepasst auf die eingehenden Wetteinsätze. Man wettet also auch dort stets zum aktuellen Kurs.
Der Anbieter steuert also über die Kurse die Attraktivität der beiden Seiten. Er sieht ständig, wie viel Einsatz auf die eine oder die andere Seite eingegangen ist. Das meiste davon ist bereits Software gesteuert. Der Anbieter muss sich im Prinzip kaum Sorgen machen, auf die Verliererseite zu geraten.
- Toranzahlwetten im asiatischen Handicap
Auch die Toranzahlwetten werden mit einem asiatischen Handicap ausgestattet und derart abgeschlossen, wenn man gerne möchte. Dabei sind die Handicaps wieder, wie schon bei den Seiten, in Vierteltorschritten abgestuft. Also man kann, Liga- oder auch Spiel anhängig, manchmal ein „over 3.25“ wetten (zum Beispiel mal wieder, wenn die Bayern gegen Köln spielen), oder aber auch mal ein „under 2 Tore“. Bei „over 3.25“ gibt es den Sonderfall nur, falls exakt 3 Tore fallen. In dem Falle kennen wir die Abrechnungsmodalitäten bereits: Die eine Hälfte der Wette, die „over 3“, ist pari, die andere Hälfte, die „over 3.5“ ist verloren. Insgesamt ist dann wieder halber Verlust.
Beim „under 2“ ist der einzige Sonderfall genau dann, wenn exakt zwei Tore fallen. Wir sind es gewohnt, die gesamte Wette ist pari. Bei 0 oder 1 Toren hätten wir gewonnen, bei 3 oder mehr verloren, bei 2 sind wir pari.
Für mich sind diese Wetten derzeit die interessantesten. Denn ich habe schon sehr viele Spieler, Quotenmacher, Buchmacher oder andere Experten kennen gelernt. Und alle diese konnten nach einiger Erfahrung und Umgang mit den Zahlen mühelos aus dem Kopf Quoten erstellen für 1-X-2 (die zumindest in der Größenordnung stimmten; die Umrechnung dieser Quoten in asiatische Handicaps ist auch noch vergleichsweise einfach). Aber ich habe noch niemanden getroffen, der Toranzahlquoten aus dem Kopf zuverlässig und gut machen konnte. Man hört eine Paarung und denkt dann „Oh, da kommen Tore.“ oder auch „das Spiel hört sich nach wenig Toren an“, aber diese intuitiven Gedanken in korrekte Einschätzungen umzusetzen gelingt wohl kaum jemandem. Mein Computerprogramm ist dafür wie geschaffen.
- Early Market
Das ist so eine Sache mit dem „Early Market“. Zumal ich hier auch immer bemüht bin, beide Perspektiven zu betrachten. Aus Anbietersicht ist es so, dass er am liebsten schon sehr früh Wetten bekommt, damit er seine lines und die dazugehörigen Quoten rechtzeitig anpassen kann. Jedoch haben die Anbieter in der Anfangszeit den Fehler (?) gemacht, auch sehr hohe Einsätze zu akzeptieren. Das hatte zur Folge, dass einige Profispieler früh „zugeschlagen“ haben und ihre Wetten zu den anfangs noch fehlerhaften lines oder Quoten zu platzieren. Der Anbieter befand sich entweder dann schon im Risiko oder aber seine Gewinne wurden erheblich eingeschränkt.
Aber auch Anbieter haben das Recht zu lernen (und tun es leider oftmals viel zu schnell). Heute werden am Early Market nur noch kleinere Beträge akzeptiert. Sie müssen aber schon eine gewisse Höhe haben, damit sie auch weiter kleine „Leckerbissen“ bleiben. Dennoch sind sie manchmal doch zu klein. Der Anbieter erhofft sich dadurch, durch kleinere Einsätze seine Quote (oder auch die line) rechtzeitig zu korrigieren und am Spieltag dann die „richtige Quote“ zu haben.
Auch hierzu die Erläuterung: natürlich bleibt es immer dabei, dass am Spieltag selber die meisten Wetten platziert werden. Das machen fast alle Spieler so. Das Spiel steht an, jetzt hat man alle news, jetzt ist man heiß, jetzt wird gespielt. Der Early Market ist im Prinzip eher etwas für Profis. Nur ist es für den Anbieter heutzutage eine willkommene Maßnahme, um eventuelle Fehler schon frühzeitig aufzuspüren (man könnte es auch nennen: die Markttendenz abzulesen).
Für mich persönlich ist es zwiegespalten. Ich spiele ganz gerne am Early Market. Nur sind die Einsatzhöhen eher so, dass es nicht ganz so attraktiv ist. Außerdem „verdirbt“ man dadurch oftmals den Preis für den Spieltag selber. Also sollte man lieber warten? Abgesehen davon: man hat natürlich auch noch keine Infos und man kennt auch noch keine Tendenz, keine Marktbewegung. Das heißt, dass es möglich sein könnte, dass man selber den Kurs schon attraktiv findet, der Kurs aber trotzdem noch steigen würde.
Überhaupt es am ganzen asiatischen Markt die große Kunst, immer den richtigen Zeitpunkt für die Wette zu finden. Der beste Zeitpunkt wäre immer der, wenn der Kurs auf die Seite, die man spielt am Maximum ist. Aber wer schafft das schon?
- Schutz vor Wettbetrug
Wie im oberen Abschnitt bereits angedeutet, sind die Einsätze, die am Early Market akzeptiert werden, eher kleiner (bis zu 2000 Euro, aber auch nur für große Ligen). Ein Teil der Begründung ist der Schutz vor Profispielern, die einfach Fehler entdecken und darauf wetten und langfristig gewinnen (und das Geld, was sie gewinnen, muss irgendjemand bezahlen). Ein anderer Teil ist aber auch Schutz vor Wettbetrug. Wenn sehr hohe Wetten möglich sind, dann stellt das immer eine Attraktion dar auch für Betrüger. Wenn nur kleine Einsätze möglich sind, wird es auch für Betrüger uninteressant.
Und eines muss ich hier dringend erwähnen: die asiatischen Wettanbieter sind sehr an korrektem, unmanipuliertem Ablauf interessiert. Das wäre tödlich für das Wettgeschäft. Die Kunden springen ab, wollen gar nicht mehr spielen oder haben ständig Angst und spielen weniger. Abgesehen davon muss ja auch der Betrüger irgendjemanden schädigen. Und wenn es keine anderen Spieler wären, dann wäre es der Anbieter.
Das leitet über zu dem zweiten Punkt, mit welchem sich die Anbieter heute vor Wettbetrug schützen: Spiele, die „stinken“, wo irgendwann die Einsätze auf eine Seite überhöht eingehen (und wie oben beschrieben kann es gar nicht mehr so hoch sein), werden nicht etwa mit ständigen Kurskorrekturen oder line Korrekturen versehen, sondern sie werden schlichtweg aus dem Programm gestrichen. Und das ist garantiert nichts mehr wert für die Betrüger. Sie können dann noch, wenn überhaupt, sehr kleine Summen gewinnen. Und man muss dabei noch bedenken, dass es immer ein gewisses Risiko ist, einen Betrug zu versuchen. Falls es nicht gar einen finanziellen Einsatz erfordert (Bestechung?).
Die Spieler selber an dem Markt sind auch vorsichtiger geworden. Sprich also: wenn manche manipulierte Spiele in der Anfangszeit noch mit hohen Einsätzen seitens der Betrüger versehen werden konnten, und die Gewinne, die sie damit erzielt haben teils vom Anbieter, teils von anderen Wettern finanziert wurde, dann werden beide Seiten, Anbieter und andere Spieler vorsichtiger. Die Anbieter spüren es beizeiten, dass etwas nicht stimmt, die Spieler selber, die vielleicht noch irgendwann bei einem Quotenangebot dachten „Wow, ein Geschenk“, darauf gewettet haben und verloren haben, tun das in Zukunft nicht mehr oder falls, dann nur vorsichtig.
Ich persönlich bin auch ein Geschädigter. Ich konnte einmal nicht glauben, dass ein Bundesligaspiel manipuliert sein könnte und habe tatsächlich 10.000 Euro platziert (und brav verloren).
Zusammenfassend muss ich aber doch sagen, dass man derzeit zumindest am Wettmarkt ziemlich sorgenfrei spielen kann. Es wird nicht betrogen. Betrug lohnt sich erst, wenn die Betrüger auch eine gewisse Summe sicher verdienen können, und das ist einfach nicht mehr der Fall.
- Die Wettbörsen
Eine weitere, moderne Form des Wettens findet über die so genannten Wettbörsen statt. Hierbei tritt der Anbieter nur noch als Vermittler der Wetten auf. Das läuft also so ab, dass jede beliebige Privatperson, die dort ein Konto hat, ein Wettangebot abgeben kann. Der Veranstalter stellt die Software zur Verfügung, womit die Wetten ausgetauscht werden können. Das heißt, die Formulierung der Wette ist in gewisser Weise vorgegeben. Das Ereignis, auf welches gewettet werden kann, wird derart zur Verfügung gestellt. Der Veranstalter hat Interesse daran, möglichst vielfältig in der Gestaltung der Angebote zu sein. Also jeder beliebige Wetttyp, der Umsatz verspricht, wird prinzipiell zur Verfügung gestellt. Die Kunden selber müssen sich dann per Angebot und Nachfrage auf die Wetten einigen. Der Veranstalter behält schlauerweise einen Prozentsatz ein. Diesen hat aber nur der Gewinner der Wette zu entrichten. Dann ist noch ein exzellentes System installiert, welches dem Viel- bzw. Großspieler so zusagen Rabatte gewährt. Wenn Sie also viel Umsatz dort machen, zahlen Sie einen geringeren Prozentsatz an Abgaben.
Konkret sieht das Wetten dort so aus: Bleiben wir beim Fußball. Selbstverständlich wird jedes bedeutende Spiel dort angeboten, die Tendenz ist auch hier steigend. Die Anzahl der angebotenen Ligen wächst. Nun wird ebenso selbstverständlich das herkömmlich 1 – X – 2 zur Verfügung gestellt, darauf kann also gewettet werden. Wenn Sie sich jetzt anmelden, bei betfair zum Beispiel (betfair ist die größte Wettbörse), ein Konto eröffnen und ein Bundesligaspiel wetten wollen, sagen wir mal Borussia Dortmund – VfB Stuttgart. Nehmen wir ruhig an, Sie wollen schon früh in der Woche spielen, bereits am Montag. Und Sie wollen Borussia Dortmund auf Sieg spielen. Dann klicken Sie auf den entsprechenden Markt. Fußball – Bundesliga – Partie Dortmund – Stuttgart, 1 – X – 2. Dann finden Sie die Möglichkeit vor, auf „back“ oder auf „lay“ zu klicken. „Back“ bedeutet, Sie wollen die Seite unterstützen, also wetten. „Lay“ bedeutet, Sie wollen die Seite anbieten, einen Kurs bezahlen. Nun ist es noch früh in der Woche. Der Markt hat sich noch nicht formiert, aber es gibt erste Quoten. Sagen wir mal, Sie hatten, vor, während oder nach Studium des Buches, bereits Ihre Eintrittswahrscheinlichkeit für Sieg Dortmund ermittelt. Diese liegt bei 45%. Die faire Quote ist im Kehrwert 2.22. Das ist Ihre Annahme.
Sie finden einen Kurs von 2.28 vor, bei dem Sie „back“ klicken könnten. Auf der anderen Seite finden Sie ein 2.32, die Sie bei „lay“ anklicken könnten. Das sind Kurse, die bereits andere Teilnehmer an diesem Spiel vor Ihnen eingetragen haben. Nun, sie wollen diese 2.28 nicht spielen. Denn wenn Sie die Steuer abziehen bleibt etwas weniger als der faire Kurs (Rechnung!). Also tragen Sie Ihren gewünschten Kurs ein, mit einem dazugehörigen Betrag. Sie wollen zum Beispiel 2.35 bekommen. Dann geben Sie diesen Kurs ein und als Einsatz beispielsweise 100 Euro. Im selben Augenblick erscheint Ihre Wette als Angebot auf der Seite „lay“. Wenn also jetzt ein späterer Teilnehmer sich auch reinklickt, dann sieht er Ihr Angebot. Er kann aber noch günstiger das „lay“ bekommen, weil jemand vor Ihnen schon bereit war, nur für 2.32 zu spielen. Wenn aber diese Wette verkauft ist, also derjenige ist bereit, diese 2.32 zu bezahlen auf Sieg Dortmund und „kauft die Wette auf“,
(screenshot?)
dann ist möglicherweise Ihr Angebot an erster Stelle. Der nächste, der einen Kurs auf Dortmund bezahlen will, findet nur Ihr Kursangebot vor. Und entweder, er nimmt es an, oder er fragt erneut nach einem günstigeren Kurs, so wie Sie selber zuvor.
Der Markt formiert sich also hier genau so wie auf dem asiatischen Wettmarkt. Nur gibt es etwas andere, aber eigentlich offensichtlichere Kriterien dafür: Es ist eine konkrete Person, de bereit ist, eine Mannschaft für einen bestimmten Kurs zu spielen, sonst gäbe es kein Angebot. Und auf der anderen Seite findet sich eine Person, die bereit ist, diesen Kurs zu bezahlen. So wird die Wette vermittelt. Wenn Sie also letztendlich Dortmund in jedem Falle spielen möchten, können Sie auch 2.25 als Kurs eintragen, beispielsweise sogar mit 1000 Euro. 2.25 in der Spalte „back“. Was passiert jetzt? Sie bekommen sofort sämtliche Wetten von allen Spielern, die bereit waren, sogar einen höheren Kurs zu bezahlen. Also die 2.28, die dort standen, bekommen Sie vollständig, sofern der Betrag unter 1000 Euro ist. Wenn davor noch ein Angebot stand von 2.27 bekommen Sie auch diesen zugeteilt, sofern die Gesamtsumme beider Beträge noch nicht die 1000 Euro übersteigt. Dann gibt es vielleicht auch noch jemanden, der bereit war, 2.26 zu bezahlen. Auch das bekommen Sie noch, wenn es insgesamt dann immer noch weniger als 1000 Euro sind. Aber nehmen wir mal an, jetzt haben Sie insgesamt erst 500 Euro auf diese drei Wetten und es gibt keine 2.25. Dann rückt Ihr (Rest-)angebot von 500 Euro auf Position 1 vor und der nächste, der dieses Spiel anschaut oder gar wetten möchte, sieht in der Spalte „lay“ jetzt Ihre verbleibenden 500 Euro zu einem Kurs von 2.25. Er muss also nur 2.25 bezahlen.
Nehmen wir nun weiterhin an, dass Sie die 45% als Minimalchance eingestuft hätten. Also Sie sagen dann im Prinzip „45% oder mehr“ und diese Einschätzung ist richtig und gut, dann wird der Kurs sich möglicherweise im Verlaufe der Woche nach unten bewegen. Der Kurs, für den „Dortmund gehandelt wird“. Dann haben Sie, wie an der Börse, einen guten Wert erworben. Es geschieht sogar noch etwas: Der Kurs bewegt sich also entsprechend Ihrer Einschätzung nach unten und „schließt“, also ist dann zu Spielbeginn, bei 2.05. Dann haben Sie eine so genannte „sure bet“, übersetzt „sichere Wette“. Sie könnten jetzt sofort die Gegenseite spielen, also den tagesaktuellen Kurs auf Dortmund bezahlen, mit dem entsprechenden Betrag, und hätten sofort einen Gewinn gesichert. Dieser wird dann in der Regel relativ klein sein, also in diesem Falle geschätzte 45 Euro oder etwas in der Größenordnung. Man nennt dieses Vorgehen auch „settlen“ einer Wette. Die Wette wird gesettled, neudeutsch. Das heißt, man spielt beide Seiten, im günstigeren Falle hat man dann gesicherten Gewinn.
Aber es ist auch durchaus möglich, dass man eine Wette, die einem nicht mehr gefällt, mit Verlust settled. Man verkauft die Wette einfach zum aktuellen Kurs. Man hat einen Fehler gemacht, der Kurs hat sich nicht nach Wunsch entwickelt, die teamnews sind nachteilig, man verkauft. Dieses Verhalten wird auch bezeichnet als „Verlust nehmen“. Man akzeptiert seinen Fehler und nimmt dafür einen Verlust in Kauf.
Ich fasse noch einmal zusammen: Bei einer Wettbörse werden Wetten vermittelt. Die Teilnehmer sind Privatpersonen. Jeder kann daran teilnehmen. Sie können Maß geschneiderte Kurse erfragen. Jeden beliebigen Kurs, den sie zu erhalten gedenken, können Sie erfragen. Allerdings müssen Sie damit rechnen, dass Ihre Wette dann nicht zum Abschluss kommt. Da andere Spieler bereit sind, die gleiche Wette, die Sie gerne hätten, zu einem ungünstigeren Kurs zu spielen. Sie können aber auch jeweils zum aktuellen Kurs wetten, ungeachtet, ob es irgendwann vorher oder nachher noch einen besseren Kurs gab oder geben wird. Das Wettprinzip ist ebenso einfach und überzeugend wie das asiatische Angebot: Der Veranstalter geht nicht ins Risiko. Er gewinnt garantiert, quasi auf jede vermittelte Wette. Dafür hat der Teilnehmer den Vorteil, dass er sich die Kurse erwünschen kann, die ihn reizen würden oder auch jeweils zum aktuellen Kurs spielen. Und dieser Kurs liegt in aller Regel oberhalb des Kurses eines herkömmlichen Buchmachers. Also die Vorteile wirken sich in beide Richtungen aus, der Wetter selber und der Veranstalter hat Vorteile. Das führt dazu, dass auch dieses Wettsystem dem traditionellen Buchmacher riesige Konkurrenz macht.
Mein Tipp auch an jeden (potenziellen) Spieler: Die Auszahlung ist sowohl bei asiatischen Anbietern als auch bei Wettbörsen wesentlich besser gesichert. Denn: durch das reduzierte bis eliminierte Risiko haben diese garantiert Geld. Und Leute, die Geld haben und verlieren zahlen auch gerne, das Geschäft läuft ja. Bei einem herkömmlichen Wettanbieter ist die Auszahlung, vor allem bei größeren bis sehr großen Gewinnen schon eher mal gefährdet.
- Spread Betting
Es gibt noch eine weitere Form des Wettens. Das ist das so genannte „spread betting“. Das geht so: Der Buchmacher ermittelt eine „line“ und Sie wetten gegen diese „line“. Dabei hat man noch die Wahl, wie bei Aktien „short“ oder „long“ zu gehen. Man kann, wie ohne weiteres einsichtig und Verpflichtung für den Anbieter, beide Seiten wetten. Also nehmen wir wieder das Spiel Dortmund – Stuttgart. Dortmund war Favorit, unsere Bezahlquote war eine 2.0, unsere faire Quote so etwa eine 2.20. Die Siegwahrscheinlichkeit etwas größer als 45%. Dann würde unser Wettangebot im spread so aussehen: „Dortmund –0.35“. Das bedeutet, Dortmund ist mit 0.35 Toren im Nachteil. Ihre Überlegenheit in diesem Spiel ist (geschätzte) 0.35 Tore. Wenn wir also Anbieter des spreads wären, würden wir anbieten, dass man Dortmund mit –0.45 Toren spielen kann und Stuttgart mit +0.25 Toren. Die Gewinnmarge des Anbieters liegt dann in der Differenz bei Auszahlung zwischen den – Toren auf Dortmund und den + Toren für Stuttgart. Also wenn Dortmund mit einem Tor gewinnt, dann müssten wir für jeden Gewinner, der Dortmund hat 0.55 Tore ausbezahlen. Errechnet wird das so, dass der im Spiel erzielte Torvorsprung von Dortmund um das spread verringert wird, also hier 1 – 0.45 = 0.55. Wenn jetzt jemand Dortmund mit 1000 Euro im spread mit –0.45 Toren gespielt hat, dann würde er 0.55*1000 = 550 Euro gewinnen.
Derjenige, der in diesem Spiel Stuttgart hatte, müsste 0.75 Tore bezahlen, da er Stuttgart nur +0.25 Tore hatte. +2.5 – 1 = -0.75. Wenn also jemand ebenso 1000 Euro auf Stuttgart gespielt hat, dann würde dieser 750 Euro verlieren. Wir als Anbieter hätten demnach 200 Euro Gewinn erzielt auf 2000 Euro Umsatz, satte 10%.
Sicher gibt es hier auch den einen oder anderen Haken für den Anbieter: Zunächst mal muss man die line möglichst so setzen, dass beide Seiten gleich attraktiv sind. Das ist wie bei den asiatischen Anbieter. Man muss die line möglichst exakt treffen. Auch hier kann man Anpassungen vornehmen. Wenn verstärkt eine Seite gespielt wird, kann man den spread, die line, verschieben. Mit der Absicht, wieder Wetteinsätze auf die andere Seite anzuziehen. Und hier kommt schon mal ein Problem: Der Markt ist nicht so groß. Also wird es hier schwieriger, das „Buch auszugleichen“.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass die möglichen Verlustbeträge von Seiten des Wetters im Prinzip offen ist. Das Spiel könnte 10:0 für Dortmund ausgehen. Dann würde derjenige, der Stuttgart gespielt hat 9.75 * Einsatz pro Tor verlieren. Das Problem besteht darin, wie hohe Wetten man akzeptiert. Wenn die Kontodeckung des Kunden 1000 Euro ist und er will zum Beispiel 400 Euro pro Tor spielen. Soll man das akzeptieren? Man müsste ab einem 3:0 Sieg erstmal das Geld bekommen, da die Kontodeckung aufgebraucht ist.
Diese Probleme sind im Prinzip in England gelöst. Die Kunden, die dort spielen dürfen, sind zuverlässige Zahler, die auch eine Verpflichtung eingehen, die Gelder auszugleichen. Es gibt eine staatliche Regelung dafür. Nur ist der Nachteil dabei, dass man es eben nicht beliebig groß werden lassen kann. Man hat nur ausgewählte Kundschaft.
Im spread betting kann man übrigens auch in beliebiger Form auch Langzeitwetten und auch andere Sportarten aufnehmen. Als Beispiel nenne ich hier: Bei der Fußballeuropameisterschaft konnte man zum Beispiel eine Mannschaft im Turnier „kaufen“., also unterstützen. Auch dafür gibt es eine line. Für Kroatien war die line zum Beispiel 29 Punkte. Die Abrechnung erfolgt dann so: Ausscheiden in der Vorrunde ergibt 0 Punkte. Wer Kroatien „gekauft“ hat, hat 29 Punkte verloren. Ausscheiden im Viertelfinale: 25 Punkte. Wenn das geschieht, hat der Wetter immer noch 4 Punkte verloren. Ausscheiden im Halbfinale: 50 Punkte. Wenn das geschieht, hat der Kunde also 21 Punkte gewonnen. Niederlage im Finale: 75 Punkte. Der Wetter gewinnt 46 Punkte. EM Sieger: 100 Punkte. Wer dann Kroatien „gekauft“ hatte, gewänne 71 Punkte.
Analog dazu kann man selbstverständlich jede Mannschaft auch „verkaufen“, dann wäre die line bei Kroatien aber 27 Punkte. Bei Aus in der Vorrunde gewinnt man „nur“ 27, bei Aus im Viertelfinale gewänne man nur 2 und ab dann muss man zahlen.
Ich persönlich schätze das spread betting sehr. Es ist eine absolut korrekte Methode des Wettens. Sie müssen berücksichtigen, dass, wenn Sie ein Spiel schauen und Ihre Mannschaft tatsächlich auf der Siegerstrasse ist, dass Ihnen jedes weitere Tor das volle Geld einbringt. Weitere Tore sind also, im Gegensatz zu anderen Wettarten, nicht irrelevant. Wenn Sie sehr überzeugt sind von einem Spiel und Ihre Mannschaft gewinnt dann tatsächlich mit 4:0 bekommen Sie Ihre überlegene Einschätzung voll vergütet.