Zunächst mal ein paar allgemeinere Überlegungen, angestellt über den Umstand, dass ein Spiel im deutschen Fernsehen mit deutschem Kommentar live übertragen wird. Diese Beschreibung suggeriert, dass es „auf irgendeinem“ Sender geschähe, verdient aber noch eine etwas genauere Differenzierung, speziell bezüglich des Senders Sky – vormals Premiere — der sich exklusiv die Übertragungsrechte der 1. und 2. Deutschen Bundesligen gesichert hat. Aus diesen Ligen werden offensichtlich Partien übertragen, bei denen es keinerleiParteilichkeit geben sollte – jedenfalls nicht auf Seiten der Berichterstattung — wohingegen Länderspiele, aber auch Champions League Spiele zumeist mit deutscher Beteiligung übertragen werden, was auf zwei Arten für eine wesentlich Vereinfachung der Aufgabe sorgt: Ersten weiß, man wofür man zu kommentieren und zu hoffen hat, andererseits man sich auf die Leidenschaft, Begeisterung, Emotionalität und Parteilichkeit beim Publikum ziemlich gesichert verlassen kann. Insofern müsste da eine dringende Unterscheidung getroffen werden, die aber auch schon an anderer Stelle („Die Neutralität“) untersucht wird. Dennoch sollte es möglich sein, einen neutralen Zuschauer an das Spielgeschehen zu fesseln, für den Fall, dass Werder Bremen – Bayern München oder VfB Stuttgart – Borussia Dortmund anzutreten hat und dieses Spiel noch dazu zur besten Sendezeit als Einzelspiel an einem Freitagabend oder einem Sonntagnachmittag stattfindet. Diese Mannschaften kennt jeder, er weiß um ihre Ambitionen, ihre Ansprüche und praktisch jeder kann, abgesehen von einer ausgemachten andern „Lieblingsmannschaft“ sich auch dort eindeutig positionieren. Wer nicht, mag es einfach so als Fußball der Spitzenklasse trotzdem mit einem Zungeschnalzen goutieren, falls damit nicht das Bild (oder die Zunge) gebrochen wird.
Das Feld ist bestellt. Reden wir der Einfachheit mal über ein Bundesligaspiel, unter Verzicht auf die oben gemachte einschränkende Vereinfachung von Spielen der Bauart „Deutschland gegen den Rest der Welt“. Diese finden beinahe ausschließlich (wofür das Wörtchen „Exklusiv“ in Verbindung mit „Rechten“ sorgt) beim Sender Sky statt. Hier nun mal ein paar Adjektive, die als zutreffend für den durchgängig verwendeten Tonfall erachtet werden.
Abfällig
Herablassend
Unzufrieden
Borniert
Arrogant
Eingebildet
Besserwisserisch
Emotionslos
Spannung raubend
Einschläfernd
Gelangweilt
Miesepetrig
Fehler suchend
Undramatisch
Analytisch
Nüchtern
Undifferenziert
Verallgemeinernd
Klugscheißerisch
Falsch
Unsachgemäß
Sachlich oder Unsachlich
Belehrend
Neunmalklug
„Prophetisch“
Anmaßend
Dreist
Aufsässig
Hämisch
Falls man nun in der Live Kommentierung nach den gegenteiligen Adjektiven suchen sollte, so wird man nur sehr schwerlich fündig. Es kann gelegentlich mal bei einem überraschenden Tor kurz vor Ende des Spiels zu einem anfangs begeistert klingenden „Toooor“-Schrei kommen, jedoch wird der sofort, nachdem der dies Ausrufende sich dabei ertappt hat, hier versehentlich emotional geworden zu sein, sofort wieder auf nüchtern, sachlich, analytisch, Fehler suchend umgeschaltet. Das „Tooor“ mag noch lang gezogen worden sein (also bereits in den einstelligen Prozentbereich eines brasilianischen Sprechers aufgerückt), jedoch kann es niemals passieren, dass ein Kommentator währenddessen nicht darüber nachdenkt, bei wem nun die „Fehlerkette“ begonnen hat und wer den größten davon gemacht hat. Kurz danach wird dem Zuschauer dies vorgesetzt, natürlich allemal falsch und unsachlich, aber dennoch sozusagen „bemüht“, den oder die „Fehler“ aufzudecken, um, ja, warum eigentlich? Na klar, um seinen Expertenstatus zu untermauern. „Schließlich sehen die andern ja auch immer gleich den/die Fehler. Nun muss ich möglichst reflexartig reagieren, egal, ob es stimmt oder nicht. Falls mir nichts einfällt, erzähle ich halt über das Kollektiv, welches versagt hat.“
Es ist auf jeden Fall eine gigantische Unausgewogenheit in Richtung negativ zu beobachten, die natürlich bei genauerem Hinsehen ausschließlich den mangelnden Sachverstand des Kommentators offenbart, „Ausgewogene“ Berichterstattung — die noch nicht einmal ausreichend der Sache gerecht würde, weil man nämlich die Besten der Besten zu sehen bekommt — wäre aber das Mindeste, was man zu erwarten hätte. Wer dieses Level herunterschwätzt sollte sich lieber selber mal die Töppen schnüren, damit man endlich mal herzhaft lachen kann.
Ein kleiner Vergleich nur kurz: Wenn die fußballerisch auf dem Feld gegen alles gewappneten — aber gegen diese Art der Miesmacherei völlig machtlosen — Kicker dort unten nur ein einziges Mal spontan bei einem dieser dämlichen, klugscheißerischen Kommentare der beispielhaften herablassenden Bauart „Da haben sie den Konter aber schlecht ausgespielt“ das Wort ergreifen dürften, dann würden sie ihn zwingen, seine Freizeittruppe zusammenzurufen und nicht ein Mal sondern eintausend Mal ihn auffordern, ach was, am besten eine Wette darauf abschließen, in der vergleichbaren Situation aus einer Überzahlsituation von 5 gegen 3 „mehr zu machen“, aber die Verteidiger würden als zusätzliche Vorgabe drei Nächte vorher durchsaufen und keiner dürfte mit unter 2.0 Promille aufs Feld. Und dennoch: nach dem tausendsten vergeblichen Anrennen würden sie dem am Boden sitzenden, winselnden Reporter noch immer nicht aufhelfen wollen sondern ihm zurufen: „Hier hast du mal dein ´schlecht ausgespielt´. Sagst du das noch einmal?“ Das wäre Pädagogik.
Nun gut, wenn also so weit akzeptiert ist (und es gibt genügend weitere Beweise an anderen Stellen im Text), dass es sich so verhält, dann kann man sich die einzelnen, aufgezeigten Punkte, gerne „paketweise“ mal anschauen, wie und wann und warum sie zum Einsatz kommen, natürlich ohne darauf verzichten zu können, diese sämtlichen Begriffe umgekehrt an den geeigneten Stellen auf die labernden Schlaftabletten selbst anzuwenden.
1) Abfällig, herablassend, arrogant
„Abfällig“, „herablassend“ „arrogant“ ist so eines dieser Pakete. Welche andere Bezeichnung hätte es verdient, wenn ein Sprecher einen im höchsten Tempo vorgetragenen Angriff bei einer ausreichend hohen Anzahl von verhinderungs-ausgebildeten Gegenspieler nicht zu einem erfolgreichen Abschluss bringt, diesen mit einem „Nä“ kommentiert? Das ist nichts anderes als abfällig und herablassend. „Nä, so wird das nix.“ Der Hochschulprofessor, der bekanntermaßen etwas weltfremd, seinen aus seiner Sicht nur mittelmäßig begabten Studenten in Windes Eile die Heysenberg´sche Unschärferelation an die Tafel schmiert und nach Abschluss dieser Tat in noch immer fragende Gesichter blickt, der könnte mit diesem „Nä“ kommen. Man würde ihm vielleicht sogar die übertrieben hohen Ansprüche nachsehen. Da ist keiner dabei, der ihm folgen konnte. Jedoch sieht nur er selbst den Anlass, sich zu wundern.
Nur ist nicht im Geringsten einzusehen, was dem Sprecher hier diese hohe Warte verschafft hat? Wo ist sein Hochschulabschluss? Wo stand er auf dem Platz gegen diese Leute, war er ebenbürtig, geschweige denn, wie so eine Äußerung suggeriert, ist er „besser“ als sie. Es ist nicht einmal Enttäuschung, die sich da widerspiegelt. Es ist einfach Abfälligkeit.
Wenn man noch etwas genauer hinschaut, wäre es aber, für den Fall, dass tatsächlich Pelé, Cruyff. Maradonna oder Beckenbauer, denen man diese (überlegene) Position vielleicht gerade noch zubilligen würde, die Reporterlaufbahn einschlagen würden, selbst dann nicht ansatzweise der Sache angemessen, wobei hier „die Sache“ doch selbstverständlich aus Kommentatoren-Installationsseiten-Sicht (sprich: dem Programmverantwortlichen) sein müsste, den Zuschauer gut zu unterhalten, die Einschaltquoten zu halten oder zu erhöhen: Wer, um alles in der Welt, hat denn befunden, dass sich der Zuschauer/-hörer am besten unterhalten fühlt, wenn er auf die permanenten Unzulänglichkeiten – selbst wenn es sie gäbe aus Sicht der bis heute der Perfektion am nächsten gekommenen – aufmerksam gemacht wird? Würde man denn einen Zirkus besuchen, einen Auftritt Live übertragen, kommentieren, mit permanenter Miesmacherei, was die Artisten nun bei diesem Dreifachsalto mit doppelter Schraube alles falsch gemacht haben und wie er eigentlich durchzuführen wäre? Nein, man hätte mit der Zunge zu schnalzen und sich zu bemühen, den Mund vor Staunen rechtzeitig zuzubekommen, um wenigsten stotternd noch die unfassbare Höchstleistung an den Mann zu bringen. Inwiefern glauben diese Dreiviertelgötter denn, dass die ausgerechnet beim Fußball, der größten Sportart der Welt, gezeigten Leistungen hinter denen dieser Artisten zurückstehen müssten? Nein, es ist das Beste, was es zu sehen gibt. Und das wird permanent mies gemacht, in der Hoffnung, ja, in welcher? In die Weltklasse mit aufgenommen zu werden? “Ich kann sie kritisieren und mache davon reichlich Gebrauch. Da müssen sie mich doch in ihren Kreis mit aufnehmen?
2) Unzufrieden
Es scheint häufig so loszugehen, dass der Sprecher doch eine gewisse Vorfreude zu verbreiten geneigt ist. Er scheint vergessen zu haben, dass es in den 1271 Wochen zuvor in seiner Reporterkarriere auch immer so war und dass er ebenso oft dann vom Geschehen selber enttäuscht wurde, jedoch immerhin sollte man ihm dafür die Anerkennung aussprechen, dass er sich der Reporterehre, ein Spektakel einfangen zu wollen, verpflichtet fühlt und Erwartungsfreude zumindest vorgaukelt.
Wie gesagt, die Enttäuschung kommt jedes Mal, spätestens nach dem dritten nicht erfolgreichen Angriff, wenn die Mäkelei aufgenommen wird. „Da muss es schneller gehen.“ oder „Das kann man bestenfalls als vorsichtiges Abtasten bezeichnen“ oder „sie probieren es wieder durch die Mitte“, irgendeine derartige Bemerkung lässt die ersten Mängel erkennen – und führt zur allmählich wachsenden Unzufriedenheit mit dem Geschehen. Nun, man fragt sich natürlich, ob er denn nicht nur die Enttäuschung vergessen hat sondern womöglich ganz allgemein eine völlig falsche Vorstellung vom Fußball hat? Man möchte ihm sagen: „Hey, Junge, so ist der Fußball heutzutage. Das sind nicht alles Fehler, was die da machen, sondern so macht man es. Eine gute Mannschaft besteht nicht nur aus guten Angreifern sondern auch aus guten Zerstörern, die sich genau zum Ziel setzen, von ihrem Trainern diesen Auftrag bekommen, ihre angelernten, antrainierten Fähigkeiten, die übrigens höchst beträchtlich sind, derart zum Einsatz zu bringen, dass eben genau der von dir anscheinend erträumte Angriffszug NICHT zustande kommt.“
Belehrt davon, dass er dies und noch vieles andere auch vergessen hat oder es sich noch viel mehr aufdrängt, dass er es nie verstanden hat und auch, dass er nicht lernfähig ist, wird man in dem Moment, wo sich der scheinbare Traum der gelungenen Aktion erfüllt: nun müsste er doch zufrieden sein? Dieser Angriff war nicht nur perfekt vorgetragen sondern auch der Abschluss passte genau. “Müsste schneller gehen” vorher angekriedet – jetzt erfüllt. “Außsenpositionen nicht besetzt”, hier efüllt. “Im Passspiel zu ungenau”, hier kam er an. “Keine Torgefahr, selbst wenn sie mal in den Sechzehner kommen”, hier umgekehrt, doch Torgefahr. Was war jetzt wieder faul? Jetzt muss er doch endlich mal in Jubelstürme ausbrechen?
Nein, im Gegenteil, man wird belehrt, dass das ja nun wirklich „viel zu einfach ging“ und dass hier eine bereits „im Mittelfeld beginnende Abwehrfehlerkette“ dafür verantwortlich zeichnet und überhaupt „die Zuordnung nicht stimmte“ und ein „kapitaler Bock“ dann auch noch dazu kam, worauf das Schicksal seinen Lauf nahm.
Hmm, ja. Er ist halt unzufrieden. Da gibt es kein Entrinnen. Würde man nicht eventuell mal einen finden, der zumindest zufrieden ist? Das wäre noch weit und lang vor der Stufe, dass er begeisterungsfähig ist oder leidenschaftlich, emotional oder auch der Stufe „er weiß, wie Fußball geht.“ Trotzdem könnte allein das schon helfen. Einer, der zufrieden ist mit dem, was er sieht. Vielleicht sogar erkennen lässt, dass er zufrieden ist, dass er den Job hat, dass er dabei sein darf und dass er dazu eingeteilt ist, den Zuschauer daran teilnehmen zu lassen.
3) Emotionslos, Spannung raubend, Einschläfernd, Gelangweilt
Zutreffend ist dies natürlich allenthalben. Dennoch darf man ein paar Differenzierungen vornehmen. Sofern die Kategorie des Spieles höher ist, steigt auch die Erwartungshaltung, die sich mehr als Anspruch darstellt. Dies bringt den Kickern da unten aber keinerlei Entgegenkommen oder gesteigerten Respekt ein, so dass man möglicherweise hoffen dürfte als Zuschauer, dass die Sprechblase einen alt eingesessen, verdienstvollen Nationalspieler „in Ruhe“ lässt, von der Kritik verschont. Das ist aber nicht der Fall. Diese Kritiker, die Labertaschen, die durch irgendeinen merkwürdigen Umstand beim Wichtigtuer-Quassel-Karaoke mitspielen durften und einfach das Mikro nicht mehr aus der Hand geben, diese Kritiker hier die sind scharf, nein, sie sind unerbittlich. Wenn einem tatsächlich mal der Ball verspringt, der ihm in höchster Geschwindigkeit auf engstem Raum und „ungenau“, na, so, wie ein Ball halt manchmal ankommt, zugespielt wurde, er im Augenwinkel bereits den durchstartenden Mitspieler auf der anderen Feldseite erkannte hat, aber merkt, im letzten Moment, dass dieses Zuspiel einfach nicht gelingen kann und er sich im gleichen Moment anders entscheidet und zwar, den Ball mitzunehmen und dieses nicht in Vollendung gelingt, dann gibt es nur eines, was man als Sprecher dazu sagen darf, sagen kann, nein sagen muss, unabhängig von der verbürgten Qualität des Spieler, dass sich in etwa so anhört: „Stockfehler hier von…“
Das muss einfach raus, das muss man loswerden, hier hat ein Mensch, der sein Leben lang buckeln musste, sich beständig unterwerfen musste, dessen Selbstwertgefühl tatsächlich knapp oberhalb der Grasnarbe liegt – also irgendwo in der Gegend des Verstandes – endlich mal die Chance, sich über einen Michael Ballack oder einen Bastian Schweinsteiger zu stellen, Menschen, denen er weder im entferntesten das Wasser reichen könnte noch etwa die Füße küssen dürfte – und diese Chance muss unter allen Umständen genutzt werden. Davon muss der Zuschauer in Kenntnis gesetzt werden. Hier gibt es kein Vertun. „Spannung? Unterhaltung? Respekt? Was habe ich damit zu tun? Stockfehler bleibt Stockfehler, und das MUSS der Zuschauer „erfahren.“ Ja, genau, und sich merken, wo der Ausschaltknopf liegt. Den hat er nämlich schon längst gefunden, während die Quasselstrippe noch immer sämtliche, allabendlich erklingenden Schüsse überhört. „Husch, ins Körbchen mit dir. Aber erst noch ein Pflaster über den Mund.“
Ja, hmm, zurück zu den Differenzierungen: Man spürt irgendwie, dass es den Kickern nichts einbringt, auf einem anerkannt höheren Niveau zu spielen. Was passiert dann, wenn sie weiter unten spielen? Nun, der Spannungsvermittlungsabsicht ist dies nicht zuträglich. Nein, denn der Sprecher selber merkt ja, dass der Kollege den „Leckerbissen“ Bayern – Dortmund „abkanzeln“ darf, während er selber, als Kommetator, in den unteren Tabellenregionen aufzulaufen hat, beispielsweise bei Borussia Mönchengladbach – Eintracht Frankfurt. Das bekommen die Spieler und der Zuschauer zu spüren. Jemand, der noch nicht einmal oben in der Tabelle mitspielt, muss mit noch mehr Häme rechnen.
Nein, der Punkt, der hier herausgestellt werden sollte ist der, dass es noch wesentlich schlimmer wird, wenn sich dieses Spiel nicht in Deutschland und ohne Deutsche Beteiligung abspielt. Der Sender Sky hat logischerweise die Englische Premier League „mitgebracht“ und zeigt derzeit (Saison 2010/2011) jede Woche ein paar Spiele live. Die Spanische Liga, die vor ein paar Jahren mal übertragen wurde, wurde schon erfolgreich in Grund und Boden gestampft – zunächst per katastrophaler, einschläfernder Berichterstattung, für die nach wie vor Ohrenzeugen gesucht werden, die sich tatsächlich mal (außer dem Autoren hier) ein Spiel angehört haben, und dann per Abonnentenmangel, also Geldmangel, die man alle auf geniale und perfide Art vergrault hat –, nun ist die Englische dran.
Wenn man ein solches Spiel mit deutschem Kommentar anhören muss, dann wünscht man sich tatsächlich nichts sehnlicher als die Widereinführung der Folterstrafe. Zunächst, da Daumenschrauben, bei einem selbst angelegt, wesentlich angenehmer sein müssen, als sich dieses unfassbare Gelalle anzuhören, und dann natürlich, weil man den Reporter selber in eine Zelle sperren möchte und ihn zwingen, sich wieder und wieder sein eigenes Gesülze anhören zu müssen. Die Gefahr ist natürlich sofort erkannt: er wäre gegen diese Methode aufgrund von Verstandesmangel immun. Immerhin wäre er für die Dauer der Anwendung aber draußen nicht mehr zu hören. Und dies dürfte man getrost als „Teilerfolg“ ansehen.
Nun gut, gerne ein paar konkrete Beispiele: Wie anders als emotionslos kann man denn einen Kommentar zu einem ins Tor fliegenden Ball wie „Da haben alle gepennt“ gefolgt von „wollen wir mal schauen, ob der Torhüter da eine Mitschuld trägt“ bezeichnen? „DAS ist, was mich zu interessieren hat, das ist was mich interessiert? Nein, ist es nicht! Es interessiert mich einfach nicht, ob wer wie viele und wie schreckliche Fehler gemacht hat. Die Pille ist drin! Spar dir die ganze Analyse, mach sie meinetwegen — aber am besten hinter verschlossenen Türen — nach dem Spiel, jetzt würde ich mich gerne einfach mal freuen dürfen! Das Ding war toll gemacht, es passiert selten genug, jetzt ist Feiertag, Schnauze, du Miesling! Toor, Tooooor, Toooooooor! Das habe ICH gesehen.“ Schuss nicht gehört? Nee, Schuss nicht gehört. Aber anscheinend auch nicht gesehen…
Spannung raubend ist jeder Satz, der eine Verallgemeinerung darstellt. Sowie man nach einem Muster sucht, nimmt es der konkreten Situation — die garantiert vieles davon hätte, sofern man danach suchte — ihre Einzigartigkeit. Zugleich ist dazu bereits Nüchternheit erforderlich, aus der heraus sich keine Spannung aufbauen lässt. Man ist bereits nüchtern und analytisch – wenn auch selbstverständlich total daneben, was die Sache keinesfalls besser macht. Heutzutage wird oftmals ein einzelner Angriff bereits zu einer Verallgemeinerung verwendet: Anstatt sich an einem Gegenzug, einem Spielzug zu erfreuen, möge er gelingen oder auch (gekonnt) unterbunden werden, hier wird Fußball gespielt, mit all seiner Unvorhersehbarkeit, wird bereits herausgearbeitet, dass „sie jetzt besser ins Spiel kommen“ oder „sie bei ihren Gegenzügen recht schnell umschalten können“ oder „die gegnerische Mannschaft oftmals zu weit aufgerückt ist“, immer wieder irgendein Allgemeinplatz, der weder stimmt noch geeignet ist, den Zuschauer gut zu unterhalten. Man soll die Sky Gebühren bezahlen, um ein paar minder Bemittelten zu helfen, ihr ramponiertes Selbstwertgefühl wieder auf Vordermann zu bringen? Na, die Antwort auf diese „Aufforderung“ hat der (Nicht-)Zahlende schon gegeben: „Nein, mach ich nicht. Geh betteln, du Pfeife!“