- Der Kampf um die Pechweltmeisterschaft
Um dem 10.Januar mal einen weiteren Tag gegenüber zu stellen, schildere ich Ihnen hier noch einen weiteren, ganz normalen, Tag aus meinem Leben. Die Perspektive: Das Spielen. Das Wetten. Gambling. Ausrasten. Schreien. Jammern. Abklatschen. Jubeln. Verzweifeln.
Wir hatten uns vor einer Woche eine neue Strategie zurechtgelegt. Wir. Das sind Christian, Detlef und ich. Christian ist seit nunmehr 12 Jahren mein Partner. Kennen tun wir uns sogar (heute) schon seit fast 14 Jahren. Und Christian wurde vor ganz kurzem an unsere erste Begegnung erinnert, die ich Ihnen hier gerne in gewohnter Selbstbeweihräucherung erzähle: Es war das Jahr 1995. Meine erste Tochter war geboren. Backgammon spielte ich praktisch gar nicht mehr. Es zählte nur Familie und Fußballwetten. Aber ich hörte eines Tages von zwei Dingen: 1) es gäbe ein recht großes Backgammonturnier. Der Vorteil: es war in Berlin. Und 2) es gab einen jungen, talentierten Berliner Spieler, der auf dem besten Wege in die Elite war. Ich fühlte mich herausgefordert. Außerdem Berlin und es gab auch etwas Geld zu gewinnen. Ich entschloss mich also zur Teilnahme. Meinem Weg ins Finale stand diesmal wirklich nur und ausschließlich ein erheblicher Mangel an Pech im Wege. Und wenn ich einmal Turnier spiele, beschäftige ich mich mit nichts anderem als meinen Partien. Ich stand also im Finale und traf auf den jungen, talentierten Nachwuchsspieler. Sein Name: Christian Plenz. Weitere Pechmangelansammlung spielte mir mühelos den Sieg zu. Warum Christian jüngst daran erinnert wurde? Er sah auf meinem Büroschrank den Pokal: „1.Platz Championship – Berlin Cup 1995“. Aber seitdem sind wir befreundet. Denn im Gewinnrausch dem Unterlegenen Talent bescheinigen fällt leicht.
Christian arbeitet absolut zuverlässig und tut das, was man ihm aufträgt. Das macht ihn ausgesprochen wertvoll für mich. Darüber hinaus kann er meine Launen ausgesprochen stoisch ertragen. So ist diese Partnerschaft, trotz all meines Einsatzes, einfach nicht kaputt zu kriegen. Da wir auch noch beide davon profitieren, gibt es noch weniger Anlass, etwas daran zu ändern.
Mit Detlef verbindet mich hingegen eine viel größere Einheitlichkeit im Denken. Wir kennen uns seit über 25 Jahren. Er war einer der Spieler, die mich bei meinen zahlreichen Black Jack Auftritten begleitet hatten. Er selber war schon einmal Skatweltmeister, spielt auch viele andere Spiele sehr gut (u.a. Rommé, Billard) und ist seit über 35 Jahren Profispieler. Er hat sich alle Spiele ausgerechnet, neue Spiele erfunden, die einen auf den ersten Blick nicht erkennbaren Vorteil für ihn bieten und so weiter.
Dafür hat Detlef aber ebenso viele Ecken und Kanten wie ich selber, so dass es hier und da auch mal zu Auseinandersetzungen kommen kann. Detlef ist der Pokermann (nicht zu verwechseln mit Pokemon). Seit ca. 4 Jahren pokert er regelmäßig und ausdauernd im Internet. Unsere Partnerschaft bezieht sich dabei im Wesentlichen auf die Pokerkonten, die wir drei alle gemeinsam haben. Gewinn (und Verlust) geht also durch drei. Seine Gewinnstrategie ist dabei so ausgefeilt, dass es ausreicht, um sich davon zu ernähren. Allerdings ist auch praktisch täglicher Einsatz dafür erforderlich.
Darüber hinaus eint uns die gesicherte Erkenntnis, Pech zu haben. Das mag nun sicher wunderlich klingen. Wie man bei konsequenter Verfolgung meines (unseres) Weltbildes vom Pech überzeugt sein kann. Das ist anfängerhaft und dumm. Vor allem ist quasi jeder Spieler überzeugt davon, Pech zu haben. Der kleine Unterschied nur bei uns: Wir gewinnen dennoch langfristig. Mein Argument ist dann immer, dass wir dadurch die Aussage mit einiger Berechtigung tätigen können. Wir haben eine ausreichend gute Urteilskraft, was durch unsere Ergebnisse belegt ist. Wer trotzdem gewinnt, darf sich doch ein Urteil erlauben? Wir gewinnen, aber zu wenig. Man sieht häufig genug, was diesmal schief gegangen ist, was dem noch größeren Erfolg im Wege stand. Und bemüht sich, mit aller Objektivität, die Gegenereignisse einzurechnen, die eben auf der anderen Seite für einen ausgegangen sind.
Als Beispiele auf Fußballswetten bezogen, könnte ich dann immer solche Phänomene nehmen: Tore in der Nachspielzeit, verwandelte Elfmeter für die eigene, verschossenen Elfmeter der eigenen Mannschaft, die beiden Dinge genau umgekehrt (Elfmeter gegen einen), Platzverweise für und gegen einen, Glückstore, ungerechte Entscheidungen (korrekte Tore aberkannt, nicht korrekte Tore anerkannt) und was einen noch so alles bewegen kann. Und man stellt die Dinge einander gegenüber. Das ist die bemühte Objektivität. Gab es mehr davon für/gegen einen? Und wenn man ein Defizit feststellt, nennt man es eben Pech.
Bei Pokern sind die vergleichbaren Dinge übrigens einfacher: Da geht es um showdowns, bei denen man ein „bad beat“ kassiert oder eines austeilt. Ein showdown findet immer dann statt, wenn zwei oder mehr Spieler nicht mehr setzen können, also „All-in“ sind. Die Karten werden dann alle aufgedeckt, auch die der Spieler. Ein „bad beat“ ist dann eine Kartenfolge, bei der die eine Partei haushoher Favorit ist und die schwächere Partei dennoch gewinnt. Manchmal kassiert man einen, manchmal muss man auch einen austeilen, einen Pott mit der schwächeren Hand gewinnen. Wenn dies selten oder offensichtlich zu selten geschieht, dann war es Pech. Ohne Wenn und Aber.
Unsere neue Strategie war diese: Detlef setzte seine Fähigkeit „zu strahlen“ ein. Strahlen bedeutet einfach, er sitzt dabei und bringt Glück. Selber spielen, also auf Fußballspiele zu wetten, würde bei ihm nicht helfen. Da würde er natürlich, Pech bedingt, verlieren. Aber „strahlen“, anderen Glück bringen, das geht, so unsere Idee. Abgesehen davon konnte er nebenbei auch während des Strahlens Poker spielen. Das brachte noch einen weiteren Vorteil mit sich: ich „drohte“ mit Papier und Bleistift, alle „bad beats“ mitzuschreiben und das nachher in Buchform herauszubringen. „Sechs Tage im Leben eines Seuchenvogels“ oder so etwa. Das Schicksal hat auf diese Drohung reagiert: Die letzte Woche verlief ohne größeren „bad beat“ Schaden, die Poker Kontostände wuchsen gehörig an. Und auch der Effekt des „Strahlens“ zeigte Wirkung. Wir hatten wesentlich weniger Pech als gewöhnlich.
Beim Schach gibt es eine Konstellation, bei der die eine Partei noch den König, einen Läufer und einen Bauern übrig hat und die andere nur noch den König. Dennoch kann die Läufer+Bauer Partei nicht gewinnen. Der Läufer und der (Rand-)Bauer, dessen Umwandlungsfeld nicht die Farbe des Läufers hat, bezeichnet man da auch als das „impotente Pärchen“. So habe ich Detlef und mir auch den Beinamen gegeben „das impotente Pärchen“. Der alternative Buchtitel für unser Pokerbuch war übrigens noch „The unlucky Expert“.
Für diese Woche hatte das alte Mathematiker Gesetz „Minus * Minus ergibt Plus“ jedenfalls bedingt Gültigkeit. Allerdings hatten wir auch den Supermolch (Glückspilz in der Zockersprache) Christian an unserer Seite. Er hat immer Glück, so lange er nicht mit uns zusammen spielt. Falls doch gemeinsam, gibt es einen harten Wettstreit zwischen seinem Glück und unserem Pech, aus dem Detlef und ich aber eindeutig als Sieger hervorgehen, so die Regel. Allerdings gibt es ein alljährliches Hauen und Stechen um den, leider nur inoffiziellen, Titel des „Pechweltmeisters“. Der Titel ist auch nur für echte Masochisten etwas. Denn der erste Preis bei diesem Wettbewerb beträgt 10000 Euro Strafe. Platz Zwei nur 5000 Euro. Zur Erringung des Titels muss man allerdings schon ziemlich abgefahrene Pechgeschichten „einreichen“. Machen Sie mit beim nächsten Finale?
- „Warm-Up“
Der Sonnabend nahm seinen ganz gewohnten Lauf. Den Optimismus holt man sich meist über Nacht beim dennoch zu wenigen Schlafen und Hadern. Im Zweifel müssen andere Philosophien herhalten wie zum Beispiel diese hier: „Watt knurrste denn. Andere haben nur ein Bein. Oder Krebs.“ Nun gut, die Phase war ja nicht ganz so schlimm, also war auch der nächtliche Schlaf bei mir erholsam, wenn auch zu kurz. Freitag auf Sonnabend 2 Uhr morgens ins Bett und um 7:30 machen mich die Kinder wach. Dann den Vormittag spielend mit den Kindern verbracht, wie auch sonst? Die Betonung hierbei: Spielen! Dabei zeigen beide ein ordentliches Talent in unseren Backgammonmatches. Und ich glaube, bisher habe ich noch nicht ein einziges Match gegen eines meiner Kinder gewonnen. Allerdings wäre diese Geschichte eher untauglich bei Einreichung zur diesjährigen Pechweltmeisterschaft. Da wird mir, total zu Unrecht, Befangenheit unterstellt. Ok, ich nehm ne andere, seh ich ein. Aber ich hab wirklich nicht mit Absicht verloren!
Dann war ich noch kurz auf dem Fahrrad, zwecks Gehirn durchpusten und Körper in Schwung halten. Dabei hatte ich eine abstruse Idee: Ich phantasierte, so, wie wohl ein Verdurstender in der Wüste, der die berühmte Fata Morgana sieht, ob es mir heute eventuell gelingen könnte, dass ich eine Mannschaft spielen würde, diese Mannschaft würde ein Tor erzielen und in der Folge auch tatsächlich gewinnen. Wie gesagt, diese Fata Morgana musste ich schnell wieder beiseite schieben. Vernunft und Ratio sind gefragt, Keine Phantasien und Träumereien. Dieses fern liegende Ereignis ist für Juni geplant, das muss reichen.
So ab mittags schaue ich dann die Spiele durch. Zu spät eigentlich, aber die Familie ist ja auch mal dran. Christian hat allerdings schon einige Wetten auf dem „Early Market“ platziert, so dass meine Versäumnisse weniger unangenehme Folgen haben sollten. Das erste Spiel sollte sein Aston Villa – Chelsea. Christian war kurz vor Anpfiff, also um 13:40, im Büro bei mir.
- Spiel 1: Aston Villa – Chelsea
Das Spiel begann. Nach Zahlen war sowieso „meine Mannschaft“ Aston Villa angezeigt. Dazu das „under“, also wenige Tore. Die „line“ für das under lag bei 2.25 Toren. Das bedeutet, bei 0 oder 1 Toren voller Gewinn (Einsatz * Quote), bei genau 2 Toren halber Gewinn (Einsatz/2 * Quote), bei mehr Toren Verlust. Die line auf Villa war +0.25. Das bedeutet, bei Remis halber Gewinn, bei Sieg Villa ganzer Gewinn. Aber Aston Villa spielte heim, hatte eine Riesensaison bisher und stand auf Platz 3, sogar noch vor Chelsea. Unter diesen Umständen eine +0.25 im Heimspiel hört sich schon gut an. Dazu hatte ich Aston Villa über die ganze Saison schon „gut“ eingeschätzt und mit einigen Siegen Erfolg gehabt. Also Villa und das under waren gespielt.
Christian offenbarte mir allerdings, dass er das under nur mit 600 Euro gespielt hatte. Es war eindeutig angezeigt und die performance, die wir dann immer noch zu Rate ziehen, sprach auch eindeutig für das under. Ich war kurz davor, ihn zu beschimpfen. Sagte, ein solches Spiel hätte ich mit mindestens 2500 auf under gewettet. Er beruhigte mich und meinte, wir könnten es ja noch live nachspielen. Allerdings gehen die Kurse, gerade auf ein under, live recht schnell runter. Zeit vergeht und es fällt kein Tor, klar.
Auch auf Aston Villa waren „nur“ 600 Euro. Ich haderte mal wieder, erklärte ihm, dass das Live Wetten nach ganz anderen Gesetzen erfolgt. Und wenn ich schauen würde, würde ich warten, bis ich etwas erkenne, bevor ich wetten würde.
Meine Geduld reichte bis zur 14.Minute. Dann sagte ich: „Spiel jetzt noch 1000 auf Villa und 1000 auf das under, dann haben wir Ruhe.“ Christian tat, wie ihm geheißen. Die Wetten waren eine Minute später platziert, danach hatten wir auch wirklich „Ruhe“. Und zwar annähernd 3 Minuten Dann kam ein Angriff von Chelsea, ein Dribbling von Lampard durch zwei Mann, Anelka geht in den Raum, ein perfekter tödlicher Pass Lampard auf Anelka, Anelka lupft ihn über den herausstürmenden Torwart Brad Friedel, der Ball ist drin. 0:1…
Schlimmer geht es nicht mehr. Aston Villa verlieren wir und das under wohl auch. Und gewinnen ist beinahe nicht mehr möglich. 1:1, das ginge, aber das wäre fast Hexerei. Ich und ein Jackpotergebnis? Abgesehen davon wäre es ja gar keins, denn unser live under war ja schon auf under 2 Tore, das vor dem Spiel auf under 2.25, also im besten Fall nur mit halbem Gewinn, und Villa auf +0.25, im günstigsten Fall auch nur halber Gewinn. Also quasi ausweglos. Da macht es doch Spaß, Fußball zu schauen, oder? Es gibt fast nur noch eine Fragestellung, und das 3 Minuten nach der Live Wette und 14 Minuten nach Spielbeginn: Wie viel werden wir verlieren? Die Frage ob wir verlieren(oder gar gewinnen???) ist beantwortet.
Detlef, der Strahlemann, war ja auch noch nicht da. Es lief also wie immer. Ich schaute das Spiel dennoch weiter. Aston Villa war stark, arbeitete am Ausgleich, ein paar gute Chancen, ein Lattenschuss, der Nachschuss, daneben. Chelsea hatte so gut wie nichts mehr vom Spiel. Ich beschloss mutig, noch einmal Aston Villa live zu spielen. Mit 1000 Euro, für einen jetzt kleinen Kurs, aber immer noch mit +0.25 (ab diesem Spielstand; also bei 0:1 Endergebnis würde ich immer noch die Hälfte der nachgesetzten Wette gewinnen). Ich erklärte Christian auch, dass ich solche Wetten gerne wesentlich höher machen würde, weil sie gut sind. Nur wenn man so gegen Windmühlenflügel ankämpft, kann einen schon mal der Mut verlassen. Man sieht in den Tagalbträumen dann „Wette ist bestätigt? Ja. Was ist mit dem Ball? Ach, der ist drin. Das 0:2.“
Die zweite Halbzeit begann. Das Spiel war unverändert. Aston Villa drückte, erarbeitete sich ein paar kleine und auch ein paar größere Chancen. Sie rückten aber dann so energisch auf, dazu brachte der Trainer noch zwei weitere Offensivspieler, so dass ich allmählich die under Wette ein wenig „versichern“ musste. Also jetzt live ein over spielen. Das Horrorszenario blieb ja: Villa drückt, Chelsea gelingt der eine Konter und das 0:2. Die line auf das over war mittlerweile, so um die 60.Minute, eine 0.75. Das bedeutet, noch ein Tor und man gewinnt bereits die Hälfte der Wette. Eine gute Versicherung, vom Spielverlauf her gerechtfertigt (eine Mannschaft sehr offensiv) und noch dazu gab es ja noch ein Traumergebnis: Das 1:1. kein Jackpot, aber dann trotzdem noch Gewinn insgesamt.
Meine Sorge und Aufregung ging allmählich in Verzweiflung über. Das Tor für Villa wollte nicht fallen, die Kontergelegenheiten wurden größer. Ich nahm also mein Telefon hervor und wählte Detlefs Nummer: „Detlef, wie lautet deine Entschuldigung für verspätetes Erscheinen? Wir brauchen dich dringend zum Strahlen.“ Detlef war auf dem Weg, noch 7 Minuten sagte er. Würde das 0:1 so lange halten?
Chelsea bekam seine Riesenchancen, als Detlef gerade über die Schwelle trat, so zur 84.Minute. Aston Villa war der Ausgleich nicht geglückt, keine Frage, die Abwehr geöffnet, Ballack mit einem Riesen, Friedel hielt. Noch eine Chance, noch einmal abgewehrt, Schlusspfiff. Danke, Detlef! Was für ein Wunder! Der Kassensturz ergab: fast nichts verloren auf das Spiel, beinahe exakt pari. Das under komplett gewonnen, die Live Wetten auf Villa ergaben: die erste komplett verloren, die zweite halber Gewinn und die Wetten vorher waren auch beinahe insgesamt pari. Under gewonnen, Villa verloren. Dazu die Live Wette auf das over verloren. Die war aber klein, eine Versicherung. Hob sich auf gegen den Gewinn auf die zweite Live Wette auf Villa.
Gerettet, aber eines weiß ich: Glück ist irgendwie anders.
- Spiel 2: Karlsruher SC – Eintracht Frankfurt
Die Bundesligaspiele hatte ich vorher schon durchgeschaut, eine Art Pflicht. In Deutschland kenne ich mich natürlich am besten aus, sollte ich wenigstens. Das Spiel des Tages war ein ziemlich merkwürdiges: KSC – Frankfurt. Aber diese Kurse konnte ich beim besten Willen nicht verstehen. In der Tabelle war Frankfurt vor KSC. Dazu war es eine Art Derby für mich. Karlsruhe – Frankfurt = 124 km. Und man konnte Frankfurt +0.5 oder +0.25 spielen. Der Kurs auf das +0.25 war absurd hoch. Weit über 2.0. Ich spielte 6000 Euro, das teuerste Spiel des Tages.
Aston Villa war um 13:45 angepfiffen. Inklusive Nachspielzeit ging es bis 15:40. Aber ich musste das Ende sehen. Als ich nach Karlsruhe umschaltete, Anpfiff dort war 15:30, dachte ich natürlich sicher an ein 1:0 für die Heimmannschaft. Aber ich war überrascht: es stand noch 0:0. Ich schaute das Spiel. Es war ein schlechtes Spiel. Aber wenn eine Mannschaft noch gut war, dann war es Karlsruhe. Frankfurt, meine, konnten gar nichts. Ich musste mich damit abfinden, diesmal die Falschen zu haben. Aber ich dachte mir, dass ich oft genug mit der richtigen Seite verlieren würde, da könnte doch auch einmal die falsche Seite gewinnen, wenn ich sie habe? Außerdem ist es so, dass man aus schlechten Wetten nicht gut „herauskommt“. Das bedeutet, dass alle Leute sehen, dass Karlsruhe „am Drücker“ ist. Es gehen also Wetten auf Karlsruhe ein, so dass der Kurs auf sie nicht ansteigt. Zum Herausgehen aus der Wette müsste ich aber Karlsruhe spielen. Man könnte raus, müsste aber Verlust nehmen.
Es ist ein üblicher Börsenfehler, dass Leute, die einen Wert erworben haben und dieser unter den Einkaufswert fällt, ihn dann aus diesem Grunde nicht absetzen. Ausschlag gebend für die Entscheidung Verkaufen oder Halten muss ja die erwartete zukünftige Entwicklung sein und nicht der Einkaufspreis. Aber: ich treffe solche Entscheidungen auch, nur muss der Kurs dennoch stimmen. Und beim Fußball ist es meist so, dass Favoriten, die live besser aussehen „überwettet“ werden, also der Kurs stimmt dann nicht. Also nicht verkaufen, es ist schlecht. Lieber doch warten und Geduld haben.
Nebenbei schaute Christian die ganzen englischen Ligen durch. Die fangen um 16 Uhr an, es sind 5 Ligen, also jede Menge Arbeit. Ich muss das dann immer entscheiden: Die spielen, die nicht. Das gefällt mir, das teurer und so weiter. Dazu sagte ich, dass wir ein Spiel teurer spielen würden. Ein zufälliges, aber dennoch wohl ausgewähltes, also vom Computer angezeigt und empfohlen. Meine Wahl fiel auf Hereford. Es war der so genannte „Seuchentest.“
Frankfurt wurde einfach nicht besser. Ich hatte mehrmals den Entschluss auf den Lippen: „Raus aus der Wette. Die ist schlecht.“ Aber der Kurs auf Karlsruhe stieg einfach nicht an. Da kann man es einfach nicht spielen. Ich musste noch etwas Zeit überstehen. Die Partie plätscherte jetzt so etwas dahin. Frankfurt wurde dann doch etwas besser.
Der parallel laufende Seuchentest ergab folgendes: Um 16 Uhr begannen die Spiele, wir hatten Hereford im Heimspiel gegen Peterborough mit +0.5 Toren. Also nur nicht verlieren galt für Hereford. Um 16:03 das erste Tor in ganz England: Hereford – Peterborough 0:1. Endergebnis, wer noch Zweifel hat, war übrigens 0:1. Der Seuchentest war in diesem Sinne also erfolgreich: Seuche bestätigt. Aber reicht das schon für eine Bewerbung? Dazu die kleine Nebengeschichte: Alternativ zu Hereford hatte ich noch an Leyton Orient gedacht für das 4000 Euro Spiel. Leyton Orient gewann mit 1:0…
Die Halbzeit nahte. Meine Motivation, die Wett zu verkaufen, wurde geringer. Frankfurt war jetzt besser im Spiel. Dazu waren die anderen Ergebnisse nicht gar so schlecht. Wir hatten Köln in München und das over. Köln führte 2:0, bei den Bayern! Dazu Hoffenheim in Stuttgart und das over. Hoffenheim ging in Führung, Stuttgart drehte das Spiel zum 2:1 und Hoffenheim glich aus, kurz vor der Pause, zum 2:2. Das over komplett gewonnen, schon in der ersten Halbzeit. Ich hatte gerade keinen Champagner im Kühlschrank. Wer konnte auch schon so früh im Jahr mit dem Ereignis „ein over gewonnen in der ersten Halbzeit“ rechnen? Das war für April angedacht.
Die zweite Halbzeit begann. Frankfurt wurde wirklich allmählich besser. Nach 55 Minuten die Entscheidung: „Jetzt spielen wir Frankfurt nach. Wie ist das Handicap und der Kurs?“ Das Handicap war noch immer +0.25, der Kurs war 1.84. Aber das war ein ganz typischer Fall von „überwettet“. Die eine Mannschaft, Karlsruhe, hatte einen guten Anfang. Das sehen ein paar Live Spieler. Sie spielen Karlsruhe und haben ihre Arbeit gemacht. Sie verkaufen die Wette nicht mehr. Denn das hieße, Verlust zu nehmen. Dieses Phänomen gilt immer dann, wenn man einen Favoriten spielt und dieser nicht in Führung geht. Jetzt war das Spiel ausgeglichen und der Kurs auf Frankfurt blieb zu hoch. Weitere 2000 auf Frankfurt. Mit Mut hätte ich natürlich höher gespielt. Der Fehler war offensichtlich. Aber dazu braucht man einen „guten Lauf“. So heißt es: erstmal überhaupt gewinnen.
Dann kam tatsächlich der eine Angriff von Frankfurt über rechts. Alle rücken nach. Die Flanke in den Strafraum aus guter Position, der Ball wird noch abgewehrt, nachgesetzt, am 16er der eingewechselte Brasilianer Caio, nimmt den Ball Volley aus der Luft und schmettert ihn in den Dreiangel.
Man traut ja erstmal seinen Augen nicht. Dann schaut man, aus Erfahrung, auf Schieds- und Linienrichter, keine Fahne, die Geste des Schiris war eindeutig: Das Tor zählte, 1:0 für Frankfurt! Dann die Explosion. Ich drehte eine Ehrendrunde durch mein Büro. Abklatschen mit Detlef, Abklatschen mit Christian, dann weiter durch die jubelnde Menge, schnell am Fanzaun noch hoch, fürs Trikot ausziehen bekam ich noch Gelb. Päh, lächerlich. Das war doch keine Fata Morgana!
Jetzt musste natürlich reagiert werden. 8000 Euro auf Frankfurt sind ja kein Pappenstiel. Versichern lautet das Zauberwort. Aber wie versichert man am sinnvollsten? Na klar, nach der 60. Minute spätestens kann man gefahrlos mit einem over versichern. Die line war aber noch „over 1“. Das hieß, dass wir ein Tor für pari brauchten, zwei für Gewinn. Dennoch die Anweisung: 2500 Euro auf das over.
Nebenbei hatte ich auch noch die Gelegenheit, mein gigantisches, übermenschliches, außerirdisches Fußballwissen vor Zeugen zur Schau zu stellen. Der Sprecher sagte, nachdem der Brasilianer Caio den Ball versenkt hatte: „Das erste Pflichtspieltor des Neuzugangs, der für 4 Millionen Euro gekommen war und schon beinahe als Fehleinkauf galt.“ Darauf ich vor der versammelten Mannschaft: „Das stimmt nicht, er hat schon ein Tor erzielt, letzte Saison.“ Es gab offensichtlich noch einen anderen, dafür aber empörten und echten Frankfurt und Caio Fan, der daraufhin den Hörer ergriff und bei Premiere anrief. Denn zwei Minuten später die Richtigstellung: „ Caio hat bereits ein Tor erzielt in einem Pflichtspiel, ich meinte natürlich sein erstes Tor in dieser Saison.“ Nur keinen Fehler zugeben. Aber über Fußball und deren Berichterstatter lasse ich mich erst im Folgewerk so richtig aus…
Selbstverständlich kam Karlsruhe jetzt etwas auf. Sie kamen auch zu Chancen, zu richtigen Chancen. Aber auch Frankfurt war nicht untätig. Es war ein offenes Spiel. Der Ausgleich hätte wehgetan. Man könnte auch sagen, er wäre verdient gewesen, meinetwegen. Aber was spielt das für eine Rolle? Wie oft schon hätte ich ein Tor „verdient“ gehabt und es fiel nicht? Aber noch immer gab es einen Traum: Frankfurt erzielt das 2:0. Und wenn es fiele, könnte man sowohl das 0:3 als auch gar das 1:2 „verkraften“. Das wäre ein richtiger Jackpot!
Ich erzählte Detlef folgende kleine Geschichte: „Detlef, stell die mal vor, am Montag kommt jemand zu dir und erzählt dir vom Bundesliga Samstag. Er sagt, ob du es für möglich halten würdest, dass es am Samstag ein Bundesligaspiel gab, was nach 60 Minuten 0:1 stand. Und das Endergebnis wäre 1:2 gewesen. Das würdest du ihm doch nicht glauben, oder? Nee, so ein Spiel gibt es nicht.“ Was tut man nicht alles bei der verzweifelten Suche nach einem Jackpotergebnis…
Und für den heutigen Tag gab es das auch nicht. Frankfurt hatte kurz vor Schluss noch zwei Riesen, wollte aber gar nicht mehr so unbedingt, so kam es einem vor. Auch das 0:2 hätte 2500 Euro „gespart“. Das Spiel endete 0:1.
Na gut, mit 5700 Euro Gewinn kann man ja ganz gut leben. Aber ein Jackpot sieht anders aus. Natürlich, aber wer will da klagen? Ich!!!!
- Die anderen Bundesligaspiele
Die Bundesligaergebnisse kommen auch nur per Livescore rein, wenn man bei Premiere ein ausgewähltes Spiel schaut. Die Entwicklung war insofern dramatisch, als mal wieder eine unserer Mannschaften frühzeitig in Rückstand geriet. Dazu noch hatten wir das under bei dem Spiel. Also noch so eine „Antijackpottor“ wie bei Villa. Die Paarung lautete Bielefeld – Bochum. Wir hatten Heim und under und es stand 0:1. Dafür war Hoffenheim mit dem Ausgleich zur Pause wieder günstig. Bei Gladbach hatte ich mich geweigert, das vom Computer empfohlenen Hannover zu spielen. Dort hatten wir nur ein over. Das Spiel verlief so: 1:0, 2:0 für Gladbach. Ein Glück nicht Hannover gespielt, mit +0.25. Dann 1:2, 2:2, oh, hätten wir doch? Dann das glückliche Ende mit dem 3:2 für MG. Over drin, Hannover gespart. Alles richtig gemacht.
Hoffenheim geriet wieder in Rückstand. Das 2:3, wir hatten Hoffenheim +0.25. Aber postwendend auch da der Ausgleich, das 3:3. So etwas kannte ich ja überhaupt nicht. Dann sah ich hinterher in der Zusammenfassung, dass Hoffenheim noch einen Elfmeter in der Nachspielzeit bekam. Das wäre der volle Gewinn gewesen, aber Salihovic in den abendlichen Himmel…
Hertha musste in Wolfsburg ran. Ich entschied mich dafür, Hertha zu spielen. Mein Computer irrte etwas herum bei diesem Spiel, also befragte ich ausnahmsweise mal die Intuition. Und tatsächlich: Hertha gelang in der zweiten Halbzeit die Führung! Das Handicap war auch eine +0.25. Dann fiel dort der Ausgleich und ich gab noch eine kleine Wette auf das Live over in Auftrag und … Wolfsburg gelang das 2:1.Das kostet, Versicherung spart etwas. Nur: Wie wir in der Zusammenfassung hinterher sahen, hatte Hertha ein absolut korrektes Tor erzielt, welches nicht gegeben wurde, während Wolfsburgs Treffer zum 2:1, wie von allen Seiten so gesehen, irregulär war. Hertha hatte also jede Menge Gründe, sich über die verloren gegangene Tabellenführung zu beklagen. Ebenso wie wir über das verlorene Geld. Aber es war dank des Live over wenigstens einigermaßen „billig“…
Außerdem haben wir sogar noch 20 Euro auf „Hertha wird Deutscher Meister“ für Quote 170. Könnten 3400 Euro werden. Die Wette war nur ein Spaß, aber immerhin, die einzige Langzeitwette und die hätte richtig Leben bekommen bei Hertha Sieg…
Bielefeld schaffte sogar noch den Ausgleich, das 1:1, so dass wir das under noch gewonnen hatten und Bielfeld nur zur Hälfte verloren hatten. Von allen schlechten möglichen Ergebnissen also noch das Beste, zumal nach dem Zwischenstand.
Köln hielt die Führung in München. Das over war zwar klein, aber auch auf over 3.25 Tore. Das 1:2 für Bayern spart uns die Hälfte der Wette auf over. Köln war voll gewonnen. Na gut, erträglich. Ok, ja, schon gut: es war auch günstig.
Werder verlor noch in Cottbus mit 1:2. Ich hatte mutig meinem Computer vertraut und Cottbus gespielt. Aber sie hatten Glück, das muss man sagen. Doch selbst ein 1:1 hätte gereicht für vollen Gewinn.
Der Strahlemann hatte seinen Job getan. Unterm Strich stand ein solides Plus für den Bundesliga Nachmittag.
- AC Bologna – Inter Mailand
Das Spiel wurde für ein italienisches Spiel überraschend früh angepfiffen. Wie die Engländer, um 16 Uhr. Der Markt spielte ein wenig verrückt auf dieses Spiel. Der Sieg von Inter auswärts (Inter mit –0.5 Toren) ging rauf und runter. Er war haushoch angezeigt. Aber es gibt offensichtlich die „Champions League Wetter“, die einfach prinzipiell gegen Mannschaften spielen, die am kommenden Mittwoch in dem Wettbewerb ran müssen. Die Trainer schonen oftmals ein paar Spieler oder die Motivation ist nicht ganz so groß, dazu kommt: keiner will sich verletzen. Außerdem hatte Inter schon Vorsprung in der Tabelle. Dennoch: Der Sieg war klar angezeigt. Der Kurs ging auch plötzlich wieder runter. Die Entscheidung war gefallen: 2800 Euro auf Inter.
Das Spiel lief im Internet TV. Ich versuchte, beide Spiele zu beobachten, Frankfurt und Inter, überließ aber dann Christian das Spiel am PC. Er berichtete hier und da von einer guten Chance für Inter. Dazu noch beobachtete er, dass der Kurs nicht hochging auf Inter. Also wir hatten die „Richtigen“, eindeutig. Und tatsächlich konnte er vermelden, kurz vor der Halbzeit: 1:0 für Inter!
Ich war zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt und konnte bei dem Spiel keine Entscheidungen treffen. Anscheinend wurde Bologna besser und drückte. vor allem hatten sie gefährlich Eckbälle. Sicher hätte ich zu irgendeinem Zeitpunkt mal live das over angeregt. Aber so, ohne Schauen? Nach 75 Minuten wieder mal der Schock: Nichts versichert, aber das 1:1 wurde ausgerufen.
Aber Inter konnte tatsächlich noch mal zurückschlagen. 79. Minute, das 2:1 Inter, Trezeguet, und trotz weiterer guter Chancen für Bologna der Schlusspfiff. Schon wieder ein Spiel gewonnen! Das gibt’s ja gar nicht!
- Die Engländer
Die englischen Spiele verfolgen wir derzeit nur per Livescore, meine Sky Box geht nicht. Ein weiteres teures Spiel war auch nach 4 Minuten 0:1 (West Ham bei Bolton, das Tor gegen uns) und kurz danach das 0:2. Aber der Rest war erträglich. Wenn da nur nicht Hereford wäre…
Die Spiele gehen so um 18 Uhr zu Ende. Die Zwischenergebnisse werden dann durchgerufen. Hier und da noch eine kleine Live Wette zum Versichern.
Die Ergebnisse waren trotz des Verlustes des „Seuchentest Spiels“ auch insgesamt erträglich. Eher ein kleines Minus insgesamt, natürlich. Aber nichts Schlimmes.
- AS Rom – AC Siena
Um 18 Uhr das wichtigste Spiel des Tages. Aber nicht in finanzieller Hinsicht. „Meine“ Mannschaft, der AS Rom, befand sich im Kampf um die Champions Leauge Plätze. Eine durchwachsene Saison für sie. Aber sie hatten Anschluss gefunden nach oben durch eine kleine Siegesserie. Letzte Woche aber eine bittere 0:3 Niederlage in Bergamo.
Heute war Roma klar angezeigt. Aber ich hatte die lange Verletztenliste gelesen. Mindestens acht Spieler waren „out“. Also war ich nicht gar so mutig. Nur 1500 Euro auf die Roma. Handicap: -0.75, ein Tor Sieg halber Gewinn, höherer Sieg voller Gewinn.
Das Spiel war nur zu sehen im Internet TV, aber jetzt schaute ich. Absolute und heilige Pflicht, wenn Totti spielt. Die Roma tat sich schwer, kam kaum zu Torchancen. Dennoch fiel der Kurs live noch etwas. Was sollte das bedeuten? Auch später, als ihnen das Tor nicht gelang und auch kein rechter Druck aufkam wollte der Kurs nicht steigen. Zur Halbzeit gab es dann aber einen Schub. Ich nutzte mein Fußballwissen (in Wahrheit natürlich die Spielbesessenheit) und prognostizierte eine „veränderte“ Roma zur zweiten Halbzeit. Weitere 1500 Euro auf die Roma. Das Handicap vorm Spiel war übrigens –0.75, also halber Gewinn beim 1-Tore-Sieg. Die Live Wette zur Pause war –0.5, dafür auch noch mit gutem Kurs. Jeder beliebige Sieg bringt vollen Gewinn für die Live Wette.
Die veränderte Roma sah so aus: Ein Spielertausch. „Hab ich doch gesagt: Verändert.“ Das Spiel selber wurde nicht besser. Sie konnten keinen Druck erzeugen. Der überragende Mexes in der Innenverteidigung verletzte sich auch noch, konnte dann aber weitermachen.
Dann ein Eckball, der kommt auf Umwegen und durch Zufall zum Brasilianer Taddei (ja, die Brasilianer halt), der stoppte den Ball, schaute kurz auf und schlenzte ihn perfekt in den Dreiangel. Das 1:0! Jubel natürlich im Lichterfelder Ring! Aber warum ich das so erzähle? Eine Stunde vorher hatte ein Karlsruher eine fast identische Situation. Er hämmerte anstatt zu schlenzen, gab dem Ball dabei versehentlich den falschen Effet und der Ball drehte sich aus dem Dreiangel heraus, nicht der Ausgleich also. Ich sagte gleich: „Ja, da müsst ihr mal einen Stürmer aus der italienischen Serie A in so einer Situation sehen. Der macht den rein.“ Und so geschah es…
Danach sofort die obligatorische Versicherung. Es war auch von der Spielminute her gerechtfertig. Das Tor fiel in der 63.Minute. Also konnte man bereits live over 0.75 wetten. Und mein Fußballverstand sagte mir, dass ein Spiel durch ein Tor oft genug verändert wird, in der Hinsicht „offener“. Außerdem hatte ich die leise Hoffnung, dass die Roma auch mal eine weitere Gelegenheit erhalten und dann auch noch verwerten könnte… 800 Euro auf das over waren platziert. Noch ein Tor würde bedeuten halber Gewinn. Außerdem war noch die Hälfte des Einsatzes von vor dem Spiel auf der Roma, da wir sie ja mit -0.75 gespielt hatten. Weitere 750 Euro, die ein Traumergebnis von 2:0 bringen würde.
Ich hatte insofern Glück bei diesem Spiel, als Siena tatsächlich noch drei gute Chancen hatte. Und bei der letzten, der größten, war ein Siena Mann in den Strafraum eingedrungen, legte sich den Ball noch vor, als plötzlich Mexes mit einer Grätsche heranrauschte und … absolut fair nur den Ball wegspitzelte… Perfekt kann manchmal auch eine Abwehraktion sein. Danke, Phillip, dass du weiter gespielt hast.
Roma kam zwar noch zwei, drei Mal nach vorne. aber es gelang auch ihnen kein Tor mehr.
Das Endergebnis war 1:0. Kein Drama mehr, kein Jackpot. Aber auch nicht verloren, sogar ein ordentlicher Gewinn.
- Manchester United – Blackburn Rovers
Um 18:30, parallel zum Roma Spiel mit 30-minütigem Zeitversatz, begann ManU – Blackburn. Der Computer hatte uns zu ManU geraten, mit –1.75 Toren. Man bräuchte einen 2-Tore Sieg für den halben Gewinn. Aber immerhin, dafür hatte man ManU.
Die begannen furios, schnürten Blackburn sofort ein. Das müsste man doch mal schaffen können. Und tatsächlich, schon die vierte Torchance wurde verwertet. Rooney allein vorm Torwart, den macht er, ja, drin! So kanns weiter gehen. Ok, so könnte es ruhig weiter gehen. Dazu noch kam, dass ManU 22 Stunden ohne Gegentor in der Premier League geblieben war. Ein Europäischer Rekord bahnte sich an, sie müssen nur bis zum Schlusspfiff durchhalten.
Der Schlusspfiff kam auch, aber bereits nach 30 Minuten. Das war aber nicht der des Spiels, sondern der Gegentorlosserie. Denn: Roque Santa Cruz tauchte einmal vorm Tor auf, umspielte den Torhüter und traf aus spitzem Winkel. Das 1:1. Typisch mal wieder: Meine haben 6 Torchancen und schaffen ein Tor, der Gegner hat eine Chance und schafft auch ein Tor. Das normale Verhältnis eben.
Danach war ManU wie verwandelt. Nichts mehr. Es kam sogar Blackburn immer wieder gefährlich nach vorne. Ich schaute dann auch mehr Roma, da stand es wenigstens günstig. Jede Live Wette auf Blackburn wäre gerechtfertig gewesen. Aber ich tat es nicht. Denn man hätte mittlerweile den Antijackpot ziehen können. Ich spiele Live Blackburn, mit +0.5, habe ManU – 1.75, ManU gewinnt 2:1, alle Wetten verloren. Antijackpots habe ich schon oft genug, Die muss ich nicht noch „provozieren“.
Mitte der zweiten Halbzeit gab es mal wieder eine „Torchance“. Das war aber nur ein direkter Freistoss, und der aus ungünstiger Position. Christiano Ronaldo, Weltfußballer des Jahres, total ungerechtfertigt vor Lionel Messi, hatte diese Saison auch wieder eine riesige Streuung in seinen Schüssen. Dennoch durfte er ran. Ich sagte: „Schaut mal, wohin er den schießt, garantiert in die Wolken.“ Genau so war es: Die Wolken waren der Dreiangel. Das 2:1.
Also hatten wir ungerechtfertigterweise 25 Minuten Hoffnung „geerbt“, die Wette doch noch gewinnen zu können. Wenigstens halb. Allerdings war ich so enttäuscht von ManU, dass ich sofort nach dem Tor eine Wette durchgab; „750 Euro auf Blackburn +0.5.“ Also wir haben auf die Wette Verlust genommen. Aber nur die Hälfte. Das 3:1 wäre immer noch besser.
Nur ging es auf 20 Uhr. Und um 20 Uhr begann das Barca Spiel. FC Barcelona – Espanol Barcelona. Und das musste ich schauen.
Nur so viel noch: die 25 Minuten Hoffnung stellten sich als Illusion heraus. Das Spiel endete 2:1. Wir warten weiter auf ein perfektes Ergebnis. Dieses Spiel kostete aber „nur“ ca. 750 Euro.
- FC Barcelona – Espanyol Barcelona
Diese Saison ist es so, dass ich Barca quasi in jedem Spiel spiele. Sie sind die Besten in Europa, da gibt es für mich keine Frage. Und dieses Jahr ist es wirklich eindeutig. Beleg: sie führen die Tabelle sehr souverän an. Dennoch ist es eine Verpflichtung, sie weiter zu spielen. Es ist regelmäßig angezeigt Barca und over bei ihren Spielen. Natürlich sind die lines auch entsprechend. Die auf Barca war –1.75, die auf das over 3.25. Wir hatten auf beide Chancen 5000 Euro. Also es war ein wirklich teures Spiel. Die kleine bis mittlere Sorge, die ich bei diesem Spiel haben musste: Es war ein Derby. Und Derbys folgen anderen Gesetzmäßigkeiten. Meine Überzeugung blieb: Das macht Barca.
Sie begannen in der gewohnten Souveränität und Überlegenheit. Der Gegner kommt einfach nicht an den Ball und sie kommen selber zu Torchancen. Natürlich wird man ab der dritten verpassten Chance allmählich unruhig. Die dritte war auch die beste: Messi setzt sich leicht durch auf rechts, überflankt den Torwart, Henry steht drei Meter vorm leeren Tor. Die Flanke ist genau auf dem Kopf. Der muss drin sein. Und er war drin. Der Stich in meinem Herzen nämlich. Der Ball seinerseits flog drüber…. Autsch!!!
Auch wenn ich mit dem (deutschen) Reporterjargon nicht zurecht komme, sie reden unerträglichen Unsinn. Aber hier stimmte einer der berühmten Sprüche: Das war schwerer, den nicht rein zu machen… (ich hatte Glück und er blieb mir erspart; ich hörte nämlich spanischen Kommentator).
Dazu unkte Detlef bereits: „Das Spiel verliert ihr. Die können noch 10 Chancen haben.“ Ich klärte ihm rasch auf, dass mir bekannt und bewusst wäre, dass ich dieses Spiel verliere, die vorherigen 10, 100, meinetwegen auch 1000 und die folgenden 10, 100 oder 1000. Aber er ist nicht als Unke engagiert sondern als Strahler und er möge bitte seine Tätigkeit wieder aufnehmen. Aber es war zu spät. Wie hieß es doch so schaurig–schön bei Goethe im Zauberlehrling? „Die ich rief, die Geister, wird ich nun nicht los…“
Das Spiel veränderte sein Gesicht. Und das Derby-typisch. Es wurde eine „battle“, Kleinkrieg, kein Spiel. Wie es dazu kommen konnte, war den theatralischen Espanyol Spielern zu verdanken, die sich zunächst dauerhaft auf dem wunderbar gepflegten grünen Rasen aufhielten. Die Frage an die herbeieilenden Helfer hatte Detlef parat: „Hast du das Sonnenöl dabei?“
Der Spielfluss erlahmte vollständig. Nix over, nix Barca. Alle 3 Minuten kamen sie in „Ballbesitz“. Immer, wenn die liegenden Espanyol Spieler eingeschmiert waren, trugen einen Angriff vor und während des Angriffs lagen so ca. weitere drei bis vier Verteidiger. Ein Greuel, ein Armutszeugnis, für den Fußball aber auch für die Spielleiter. Dass sie ein solches Verhalten einfach nicht unterbinden können. Irgendwann war es so weit: Ein Barca Mann verlor die Nerven und flog vom Platz.
Danach war die line auf Barca immer noch –0.5! Sie waren immer noch Favorit, auch mit einem Mann weniger. Das konnte kaum sein. Und zu den bereits versicherten 2000, 1000 auf under und 1000 auf Espanyol, versicherten wir weitere 1000 auf Espanyol. Alle mit der Sorge, dass Barca jetzt doch noch gewinnt, und zwar genau mit einem Tor, und dass genau drei Tore fallen. Das wäre der Antijackpot. Praktisch jede Wette verloren, allerdings zum Trost: etliche nur zur Hälfte.
Nun gut, unser Glück begann in der zweiten Halbzeit. Denn Espanyol ging in Führung. Das 0:1 durch „Little Buddha“, Ivan de la Pena. Der absolute Antijackpot rückte in weitere Ferne. Und als der selbe Spieler nach einem Katastrophenabwurf von (meinem Lieblings-)Torwart Victor Valdez genau vor sein Füße auch noch das 2:0 für Expanyol erzielte, konnte ich wirklich durchatmen: Wir steuerten auf einen Verlust von genau 7500 Euro zu. Aber es hätte ja auch noch schlechtere Ergebnisse gegeben…
Nun, Barca wurde weiterhin am Fußball spielen gehindert. Es gab nur noch Provokationen, kein Spiel. Messi als Einzelkämpfer konnte das Spiel auch nicht drehen, obwohl er es immerhin versuchte. Ich war auch absolut überzeugt, dass der Schiri noch einen Espanyol Mann vom Platz stellen würde. Bei jedem (rüden; aber davon gab es reichlich) zückte er eine Karte. Und einer musste doch schon verwarnt gewesen sein? Mit Sonnenöl eingerieben waren garantiert alle, und zwar doppelt und dreifach…
Dann das Wunder: Barca durfte doch noch einmal angreifen, der Ball war im Spiel, für eine ganze Minute, und dann sogar im Netz. Das 1:2! Jetzt war unser Minus nur noch bei 7000 Euro! Und noch dazu könnte jedes weitere Tor noch viel, viel Geld sparen. Nur: Dazu hätte ja Fußball gespielt werden müssen. Und das geschah nicht mehr. Gar nicht. Unglaublich. Das schlimmste Spiel seit 10 Jahren, was ich gesehen habe. Meine zynische Ankündigung für die 3 Minuten Nachspielzeit hat der Schiri auch eingehalten. Er wollte endlich selber vom Platz. Gerechtfertig wäre, und das meine ich ohne jegliche Übertreibung, mindestens 15 Minuten gewesen. Eigentlich hätte das ganze Spiel wiederholt werden müssen. Welches „Spiel“ eigentlich? Das böse Spiel mit meiner Gesundheit und jedem anderen Fußballerherzen? Aber da hätten die Fernsehanstalten wohl nicht mitgespielt…
Was für ein Abschluss: Schon wieder so ein Glück! Auch dieses Spiel nicht das schlechtest mögliche Ergebnis. Drei Tore waren zwar schlechtest möglich, aber die Verteilung war doch nur die zweitungünstige. Da kann man doch mal feiern.
Ich ging wieder mal wie ein geprügelter Hund ins Bett. Obwohl der abschließende Blick auf das Endergebnis mir mit 9300 Euro plus doch angenehmere Gedanken hätte verschaffen müssen?!?!