Die Zusammenfassung der Spiele der 1. Bundesliga vom 9. Spieltag der Saison 2010/2011 vom Nachmittag des 23. Oktober 2010 auf dem Sender Sky Deutschland
Der Sender Sky Deutschland hat sich die Rechte erworben, die Deutsche Bundesliga (Ligen 1 und 2) exklusiv zu übertragen. Dies bringt eine Vielfalt von Programmangeboten für jeden Abonnenten in die Fernsehlandschaft. So hat man die Wahl, ein Einzelspiel zu schauen oder die Konferenz auszuwählen, jedoch gibt es selbstverständlich auch eine Zusammenfassung aller Spiele in Analogie zur alt bewährten Sportschau am späten Samstagnachmittag, die bereits seit Einführung der eingleisigen Liga im Jahre 1963 einen festen Platz in jedes Fußballfans Terminkalender hat.
Nun wird hier die Ansicht vertreten, dass der Sender Sky Deutschland am Tropf hängt und der Vorgänger Premiere bereits vom britischen gut funktionierenden Sender Sky England aufgekauft wurde. Diese Probleme sind jedoch hausgemacht, so die Behauptung, da sich der Sender mit seiner schlechten Berichterstattung sukzessive mit dem einen Arm das Wasser abgräbt und mit dem anderen den Ast absägt, auf welchem er bereits höchst wackelig sitzt, um demnächst kopfüber in den durch das abgegrabene Wasser nurmehr sumpfigen Boden abzurauschen – um es plastisch leicht überspitzt darzustellen. Als Ursache kurz genannt: Fußball ist nach ihrer Ansicht ein Produkt, welches sich von selbst verkauft, egal, wie viele negative Vokabeln in der Berichterstattung fallen.
Dem ist jedoch keineswegs so. Belege dafür gibt es reichlich, zumindest solche für die Mangelhaftigkeit der Berichterstattung. Ob es einen Zusammenhang gibt zwischen der drohenden Pleite und der Qualität der Berichte möge jeder für sich selbst erwägen. Einen Beitrag zur Überzeugung von geringen Qualität der Programmaufbereitung soll jedenfalls der vorliegende Text liefern.
Der Text hat folgenden Inhalt und Aufbau: Zunächst wird die Zusammenfassung, die jeden (Bundesliga-)Samstag ab 17:30 Uhr auf Sky Deutschland unter dem Titel „Alle Spiele – alle Tore“ läuft, komplett und unkommentiert aufgezeichnet, und zwar hier jener des konkret 9. Spieltages der Saison 2010/2011. Darin werden sowohl die Berichte der Spiele als auch die Trainer- und Spielerstimmen zu finden sein.
Im anschließenden Teil wird eine kurze eigene Bewertung der Spiele abgegeben, die sich die Beleuchtung höchst unterschiedlicher Aspekte vorbehält. Unter anderem können durchaus auch ein paar Regelfragen oder die Beurteilung einzelner Szenen auf eine andere Art hierunter fallen. Die eigenen Ansichten bezüglich der Regeln und deren Auslegung, die gestreift werden können, sollen jedoch nicht in zu tiefen Details behandelt werden. Dazu sollte man jeweils die Verweise auf die einzelnen Kapitel beachten und gegebenenfalls jene studieren.
Kurze Anmerkung dennoch dazu:
Eine grundsätzliche Ansicht wird allenthalben vertreten. Diese lautet: Die Schiedsrichterentscheidungen fallen zu einem Großteil entgegen der angreifenden Partei aus. Auch bei Nachbetrachtung wird viel häufiger von „klaren Elfmetern“ gesprochen, die aber nicht gegeben wurden, als ein gegebener das Prädikat „geschunden“ bekommt. Genauso bei Abseitsentscheidungen fallen die allseits als solche anerkannten Fehlentscheidungen insgesamt eindeutig zu Ungunsten der Angreifer aus. Dazu besteht die feste Überzeugung, dass mehr Tore die Attraktivität der Sportart Fußball enorm steigern könnten und dass dies mit dem vorgeschlagenen Umdenkprozess „Im Zweifel pro Stürmer“ (anstatt umgekehrt, wie derzeit die gängige Praxis) sehr leicht erzielt werden könnte. Genügen würde aber locker ein „korrekt“ pfeifen zum Erreichen der Absicht „mehr Tore“. Diese Ansichten können hier oder da durchscheinen oder Bestätigung suchen – und sicher finden.
Danach werden die aufgezeichneten Berichte und Stimmen erneut abgedruckt, um sie einzeln, Abschnitt für Abschnitt oder bei bemerkenswerten Kleinigkeiten und anderen Auffälligkeiten mit eigenen Anmerkungen zu versehen.
Die Idee ist die: Der Leser kann sich zunächst durch die aufgezeichnete Zusammenfassung selbst ein Bild machen, wie die Spiele waren und ob ihm die Kommentare gefallen, angemessen erscheinen, im Großen Ganzen positiv oder negativ ausfallen und überhaupt ob er einen guten Eindruck von den Spielen bekommt, es nach Qualität und Spannung ausschaut, ob man die nächste Zusammenfassung gerne schauen möchte — oder lieber nicht.
Die anschließende eigene Betrachtung der Spiele soll eventuell aufzeigen, was nicht erörtert wurde oder was vielleicht anders als angenehm, positiv rüberkam. Es soll ein bisschen mehr Facettenreichtum aufzeigen als die sich oftmals aus Floskeln zusammensetzenden Berichte.
Wenn die Kommentare auf diese Art betrachtet werden, kann vielleicht eine präzisere Szenenbeschreibung, ein übersehenes Detail, eine falsche Darstellung, eine Fehleinschätzung aufgezeigt werden, die natürlich dann schon „ins Eingemachte“ geht. Jedoch wird ja hier – an einem zufällig ausgewählten Spieltag – nun immerhin versucht, der Ansicht der mangelhaften Berichterstattung Futter zu geben. Und der Überlegung, dass bewusst oder bösartig ein Spieltag ausgewählt wurde, an dem die Berichte nun einmal so negativ ausgefallen sind, während sie ansonsten immer nur gut, spannend, vorteilhaft ausfallen, widerlegt hoffentlich die Vielzahl der Spiele und damit die Vielzahl der Chancen für die Berichterstatter, etwas Positives herauszuholen.
Eine weitere wichtige Anmerkung noch zuvor: Wenn, wie es suggeriert wird, der Zuschauer bei Beginn der Sendung NOCH NICHT wissen soll, wie die Spiele ausgegangen sind, dann verbieten sich zwecks Spannungserhalt an sich jegliche tendenziöse Kommentare, die eindeutige Hinweise auf den Spielausgang geben. Dieser Vorgabe wird schon seit langem selten entsprochen, wie bereits in der eigenen Kindheit (recht schmerzlich) erfahren wurde, da der Spannungserhalt zentrales Anliegen war.
Der Kommentar beginnt also zu den ersten Szenen des Spieles — und nach einigen Sätzen ahnt man, wie das Spiel ausgeht. Dieses „Problem“ scheint dem Umstand geschuldet, dass für den Sprecher die Aufwertung der eigenen Person am wichtigsten ist. Wer aber derart bei eigener Kenntnis des Ausganges dem Zuschauer die Spannung raubt, nur um als guter Prophet da zu stehen, der gemahnt aus Schulzeiten irgendwie an Petze und Abschreiber, die in der Ehrenrangliste so ziemlich an letzter Position rangiert haben dürften.
Noch eine Bemerkung, die sehr wesentlichen Charakter hat: In England beispielsweise würde niemand auf die Idee kommen, einen „Nachkommentar“ anzufertigen. Dies hat Ursache und Wirkung zugleich. Und zwar folgende: der Live Kommentar ist aufgrund der während des Spieles empfundenen und vermittelten Spannung so authentisch, dass es keiner Nachkommentierung bedarf. Der Zuschauer/hörer wird automatisch und unwiderstehlich in das Geschehen hineingezogen. Den Ausgang des Spieles kann der Überneugierige zuvor nachlesen, wenn es ihn gelüstet. Spannung bleibt erhalten, wird vermittelt und Neunmalkluge gibt es schon genug. “Herr Lehrer, ich weiß was.”
Hierzulande wäre dies umgekehrt unmöglich, da der Kommentar schon während der Live Übertragung nichts hergibt, was man gerne ein zweites Mal hören würde, da er nur von dummen Belehrungen, die allenthalben falsch sind, und verbreiteter Langeweile gefolgt von alberner Fehlersuche geradezu sprühen. Insofern muss nachkommentiert werden.
Allerdings haben die Nachberichte hierzulande ein ähnliches Manko…
Angemerkt werden soll auch noch, dass ein Nachbericht eine wesentlich leichtere Aufgabe darstellen müsste, um den Zuschauer vor dem Fernseher zu halten, da dieser ja nur ausgewählte Highlights vorgesetzt bekommt. Im Vergleich dazu ist ein Live kommentiertes Spiel eine wesentlich schwerere Aufgabe – und gelingt in aller Regel noch viel weniger. Also im Grunde müsste die Aufzeichnung einer Zusammenfassung eigentlich ungeeignet sein, um Mängel in den Kommentaren aufzuzeigen. In dem Sinne schaue man doch bitte noch ein wenig strenger darauf, was tatsächlich so alles von Kommentatoren Seite abgesondert wird.
- Teil 1: Die Aufzeichnung der Kommentare
Anmerkung: Der vollständig abgedruckte unkommentierte Teil kann nun sehr wohl übersprungen werden, da sowohl für den Inhalt keinerlei Verantwortung übernommen werden kann – nicht, was die Authentizität angeht sondern das reinen Inhalte –, als auch der Unterhaltungswert als ausgesprochen unzureichend angesehen wird. Er ist der Vollständigkeit halber hier und für den interessierten Leser, der sich die eigene Meinung gerne bilden möchte.
Auf geht’s in Teil 1, die komplette Aufzeichnung der Kommentare. Wo erforderlich wird der Rednername oder ein zum Verständnis erforderlicher Teil in Klammern und kursiv, sowie Kleinschrift ergänzt.
(Jan Henkel aus dem Studio)
Willkommen zu den Berichten von den Spielen der 1. Bundesliga vom 9. Spieltag, Freitags der Auftakt mit dem Topspiel HSV – Bayern 0:0, Sonntag kommen dann die Spitzenmannschaften mit Dortmund, mit Mainz, Leverkusen noch mit dabei, dann noch der Tabellenletzte Stuttgart, und Samstags eingerahmt fünf Begegnungen, diese, die wir dort hinten haben, mit vielen Fragen. Die Wolfsburger in Nürnberg, was machen die Kölner in Hannover, der FCK in Freiburg, Bremen in Gladbach und die Schalker bei Eintracht Frankfurt.
- Eintracht Frankfurt – FC Schalke 04
(Jan Henkel weiter konkret zum ersten Spiel)
Und die Schalker, ja, bisher mit zwei Gesichtern, das Champions League- und das Bundesliga Gesicht, und Eintracht Frankfurt auf der anderen Seite, die haben zuletzt dreimal nacheinander in der Bundesliga gewonnen. Und beide haben vorne im Sturm jeweils den Mittelstürmer drin, richtig erfolgreich. Gekas auf der Frankfurter Seite mit sieben Toren und Klaas-Jan Huntelaar — da ham wir übrigens die Tore von den beiden (hinten eingeblendet die Stürmer mit ihrer Torausbeute) — mit fünf Treffern. Das waren ja beides Wunschstürmer der Trainer, Gekas von Michael Skibbe und Klaas-Jan Huntelaar von Felix Magath. Erst Real Madrid, dann AC Mailand, dort hat es nicht geklappt, jetzt bei Schalke, da scheint es gut zu klappen, und, Tom Bayer, vielleicht bekommt er ja jetzt noch ein bisschen mehr Unterstützung von seinem Sturmpartner, denn seit vergangenen Mittwoch gibt’s ja einen neuen Toptorschützen Europas…?
(Tom Bayer jetzt mit Bildern von dem Spiel Frankfurt – Schalke)
Ja, vor drei Tagen traf Raul in der Champions League doppelt gegen Hapoel Tel Aviv und damit führt er jetzt die ewige Bestenliste alleine an mit 70 Europacuptreffern und Raul will jetzt natürlich auch in der Bundesliga seinem bislang einzigen Treffer möglichst schnell weitere folgen lassen.
51.500 Zuschauer, die Eintracht in Rot-schwarz, schöner Doppelpass, Ochs, der da noch mal an den Ball kommt mit dem ersten Schussversuch dieser Partie nach vier Minuten. Die Schalker in der Anfangsphase zögerlich, brauchten relativ lange, um erstmals in die Gänge zu kommen.
Jefferson Farfan, der Peruaner, das ist Jurado, gegen Tel Aviv ebenfalls Torschütze, Farfan, und das ist Raul mit der ersten Möglichkeit für die Gäste aus dem Ruhrgebiet nach 18 Minuten. Pech für den 33-jährigen, der sich auch diesen Ball im Mittelfeld selbst holte. Das hat man ja schon häufiger in dieser Saison gesehen, und dann hat er die Übersicht, diese Situation vorauszuahnen, von links auf rechts gelegt, scheitert er nur an Oka Nikolov.
Also erste dicke Chance für die Mannschaft von Felix Magath.
Dann kurz darauf Freistoß auf der anderen Seite, Benjamin Köhler, heute linker Verteidiger für den erkrankten Tzavellas, und das ist Halil Altintop, 25. Minute, trifft das Netz von der falschen Seite. Aber eigentlich war es Abseits bei Köhlers Freistoß sehen Sie Chris jenseits der weißen Linie, da stört es auch nicht, dass Rakitic den Ball vorher noch abfälscht, eigentlich hätte diese Situation zurückgepfiffen werden müssen.
Die Eintracht jetzt mit einem leichten Übergewicht. Immer wieder gefährlich über die Flügel kommend. Schwegler, Altintop, Köhler, schöne Kombination, und dann der Torjäger vom Dienst in der Mitte, Gekas, hart bedrängt von Christoph Metzelder, kommt hier nicht zum Zug.
Auch Schalke hatte noch was zu bieten in der Schlussphase der ersten Halbzeit. Ivan Rakitic, und dann Benjamin Köhler mit diesem schlimmen Fehler, Klaas-Jan Huntelaar, normalerweise kann man sich einen solchen Bolzen gegen den Holländer nicht erlauben, aber hier scheitert er am wieder hervorragend reagierenden Oka Nikolov.
(Die Widerholung wird eingespielt) Hier noch mal der Fehler von Köhler, der anschließend auch noch ausgespielt wird, und Hunelaar, in den letzten fünf Spielen immer erfolgreich, scheitert.
(Amanatidis wird eingeblendet in zivil) Ioannis Amanatidis, der Frankfurter Stürmer, heute wegen Muskelbeschwerden nur auf der Tribüne, war zur Pause ganz zufrieden, zumindest mit dem Spiel seiner Mannschaft.
Obacht, Manuel Neuer, denn da kommt der Kopfball von Marco Russ, die erste Torchance in der 47. Minute. Wieder nach Freistoß von Benjamin Köhler, der war heute nahezu für alle Standards bei den Gastgebern verantwortlich. Und die Eintracht machte jetzt richtig Druck. Patrick Ochs. Altintop für Alexander Meier, und Manuel Neuer verhindert das erste Tor in dieser Partie. 66. Minute.
Die Schalker hatten jetzt vor allen Dingen Probleme auf den Außenverteidigerpositionen, offensiv konnten sich die Frankfurter da immer wieder hervortun.
Joel Matip, eingewechselt für Jurado, sieht da alles andere als gut aus, Ballverlust, Ochs mit dem guten Auge für Halil Altintop, und warum er den nicht im Tor untergebracht hat, darüber wird Halil Altintop heute Abend wohl noch einige Stunden nachdenken. Den muss er einfach machen nach dem maßgerechten Zuspiel von Patrick Ochs, und an der Seitenlinie sah das Eintracht-Coach Michael Skibbe, gebürtiger Gelsenkirchener, auch nicht anders.
Die Frankfurter hatten jetzt ne richtig starke Phase, setzten die Schalker unter Druck. Wieder Meier auf Theofanis Gekas, der Instinktfußballer, sieben Mal hat er schon getroffen in dieser Saison, hier zögert er zu lang und am Ende wurde der Winkel zu spitz.
90. Minute. Der eingewechselte Martin Fenin gegen Christoph Metzelder, der wird da getunnelt, und überlaufen, und dann hat Köhler das 1:0 auf dem Fuß aber irgendwie wollte das Tor nicht fallen.
Schalke ohne Torchance im zweiten Durchgang. Torschussverhältnis in der zweiten Halbzeit 10:0 für die Eintracht, und trotzdem reicht es nur zum torlosen Remis. Jens Westen hat im Frankfurter Lager Stimmen gesammelt.
(Halil Altintop, Ex-Schalker, im Interview) Wir haben gezeigt, dass wir ne gute Truppe haben, wir haben uns sehr, sehr gut vorbereitet, demnach haben die Schalker auch keine Chance gehabt, und klar hat man gesehen, dass es hier und da bei denen noch nicht viel funktioniert, aber wir schauen nur auf uns und schade dass wir die gute Leistung heute nicht mit drei Punkten krönen konnten.
(Patrick Ochs danach) Aufgrund der zweiten Halbzeit, da haben wir richtig viele Chancen gehabt, und, ich glaube, Schalke hat kein einziges Mal aufs Tor geschossen in der zweiten Halbzeit, normalerweise hätten wir gewinnen müssen, aber so isses nun mal, mit nem Punkt sind wir auch zufrieden, alles ok.
(Frage von Jens Westen an Patrick Ochs:) Hätte ich gar nicht gedacht, weil die Frankfurter so überlegen waren in der zweiten Hälfte?
(Patrick Ochs: ) Ja, auf jeden Fall, wir hätten gern die drei Punkte gehabt hier, manchmal ist es einfach so, dass das Quäntchen Glück fehlt, und dann muss man auch mit nem Punkt zufrieden sein. Ich glaube ebend, gegen Freiburg hier daheim, da war es ähnlich gewesen, oder, zumindest n bisschen ausgeglichener, und da ham die uns in der letzten Minute das Tor gemacht, und keiner hats mehr verstanden, und so, ein Punkt ist ok.
(nächste Frage von Jens Westen: ) Das ist aber sehr bescheiden.
(Patrick Ochs: ) Ja, sehr bescheiden, was solln wir machen. Immer kleine Brötchen backen, und immer weiter arbeiten. (lachend)
(Tom Bayer übernimmt wieder)
Ja, kleine Brötchen backen müssen auch die Schalker nach dem glücklichen Remis, erstmals bleiben sie immerhin ohne Gegentor, und Michael Skibbes Team spielt erstmals in dieser Saison Unentschieden.
(Jan Henkel aus dem Studio)
Ja, ham wir da eben son leichtes Schmunzeln gesehn beim Ex-Schalker Halil Altintop, als er sagte, man hat gesehen, dass bei denen noch nicht all zu viel funktioniert?
Jedenfalls keine Tore trotz guter Offensivqualität. Wir hams ja vorher gezeigt, Gekas sieben Tore, Huntelaar fünf Tore und auch Europas Toptorschütze mit 70 Europa-Cup-Treffern, Raul, alle keine Treffer. Das lag auch mit daran, Sie hams ja schon von Tom Bayer gehört, an der Statistik der zweiten Hälfte, was die Torschüsse betrifft, und ich gehe mal davon aus, damit konfrontiert auch Jens Westen den Schalker Trainer.
(Jens Westen eingeblendet mit Felix Magath; erste Frage Jens Westen)
Eine Statistik für Sie Herr Magath, aus der zweiten Hälfte. Frankfurt Torschüsse zehn, Schalke null. Was sagt das über das Spiel Ihrer Mannschaft aus heute?
(Felix Magath antwortet: )
Das sagt jetzt auf jeden Fall aus, dass Sie die erste Halbzeit nicht beurteilen wollen, sondern nur die zweite. Wenn Sie mir jetzt noch sagen könnten: Wie war denn dieses Verhältnis in der ersten Halbzeit?
(Jens Westen: )
Das war ausgeglichen, was die Chancen anbelangt. In Zahlen sieben Torschüsse Frankfurt, Schalke fünf. Trotzdem ist die zweite Hälfte ja eklatant, Ich will gar nicht verschweigen, dass das Spiel in der ersten Hälfte ausgeglichen war.
(Felix Magath antwortet: )
Gut, dann kann man sagen, dass wir in der zweiten Halbzeit unter Druck gekommen sind, dass wir uns schlecht gewehrt haben, nicht mehr richtig hinten rausgegangen sind, zu wenig nach vorne getan haben, und deswegen auch unter Druck waren, und letztendlich ein glückliches Unentschieden hier geholt haben.
(Jens Westen: )
Und wie sehen Sie es dann insgesamt über die 90 Minuten? Sie wollten ja doch mit aller Macht die Wende schaffen zum Guten und unten rauskommen. Sie treten ja auf der Stelle, was die Tabelle anbelangt.
(Felix Magath: )
Was die Tabelle angeht, aber wir haben, und das haben Sie ja vor der Partie auch gesagt, bisher nicht zu null gespielt aber jetzt das erste Mal zu null gespielt, wenn auch mit etwas Glück, aber das haben wir ja auch die ganz Zeit nicht gehabt, von daher ist das schon ein Schritt vorwärts. Wir haben gesehen, dass wir uns nach einem Champions League Spiel doch sehr schwer tun, weil wir doch sehr viel in die Champions League investieren, und müssen jetzt diesem eben Rechnung tragen, und zusehen, dass wir die Punkte vorher machen.
(Jens Westen: )
Also, es hört sich an, als ob Sie es optimistisch sehen, und die Sicherheit, die Sie erkannt haben, am Mittwoch, war die heute auch da, so, wie Sie sich das gewünscht haben?
(Felix Magath: )
Also die Unsicherheit war heute kein Argument für diese Partie oder für die zweite Halbzeit, sondern da haben wir uns zu wenig zugetraut, und vielleicht war das von mir aus das verkehrte Signal, dass ich am Donnerstagmorgen kein Training gemacht habe.
(Jens Westen: )
Also nächste Woche jeden Tag Training.
(Felix Magath: )
Nein, aber am Tag nach nem Spiel werden wir wieder trainieren.
(Jens Westen: )
Also morgen Training auf Schalke. Danke Herr Magath. Zurück nach München.
(Jan Henkel, Studio München)
Da nickt er, im Hintergrund. Also weiter arbeiten, arbeiten, arbeiten, das Motto von Felix Magath, er zieht das Positive raus, stellt es positiv dar, obwohl die Statistik war ja eindeutig gerade, was die zweite Hälfte betrifft. Es ist das fünfte 0:0 in dieser Saison, das ist relativ wenig, drei davon übrigens die Bayern.
- Borussia Mönchengladbach – Werder Bremen
Und drei Spieler fehlten heute Borussia Mönchengladbach beim Spiel zu Hause gegen Werder Bremen. Und alle drei, das ist das besondere daran, mit glatt Rot. Da ham wir nämlich die Spieler. (Die drei werden eingeblendet, mit einem Schiri davor, mit roter Karte in der Hand)
Arango, Brouwers und Schachten. Das sind die drei. Und alle drei, wie gesagt, mit glatt Rot nicht dabei. Trotzdem, Michael Frontzeck heute löst das ganze offensiv, Angriff ist die beste Verteidigung, mit vier offensiven vorne, das ist schon ordentlich.
Aber, bei den Bremern auf der anderen Seite, dort unter der Woche, die haben 1:1 gespielt in der Champions League, gegen Enschede, und die entscheidende Szene aber, die son kleinen Schock-Charakter hatte, (die Szene, in welcher sich Tim Wiese verletzte wird eingespielt) war diese hier von Tim Wiese, kein Gegner dabei. Hintergrund: Tim Wiese, hat ja schon zwei Kreuzbandrisse bisher in seiner Karriere gehabt, da, das rechte Knie, er wurde dann rausgetragen, ausgewechselt, und Gott sei Dank, die Untersuchungen ergaben, es ist nichts gerissen, sondern eine Innenbanddehnung, zehn Tage Pause, drei Tage sind schon vorbei, also Tim Wiese wird noch eine Woche ungefähr fehlen.
Dementsprechend, heute, im Tor, Martin Groß, nicht die Nummer zwei, sondern die Nummer drei der Bremer.
(Martin Groß mit Bildern vom Spiel)
Weil nämlich auch die Nummer zwei verletzt ist, Christian Vander, deswegen kam der 21-jährige Sebastian Mielitz zu seinem dritten Bundesliga-Einsatz, dem Igor de Carmago ordentlich einheizen sollte, der Mann von Standard Lüttich gekommen, kam zu seinem ersten Startelf Einsatz bei Borussia Mönchengladbach, nach langer Verletzungszeit.
Das Spiel begann rasant. Marin mit gutem Antritt gegen Bradley, was kaum zu erkennen war, Bradley foulte Marin, hier zu sehen, mit dem linken Knie bleibt er am rechten Fuß von Marin hängen. Günter Perl, der Schiedsrichter, der eine exzellente Leistung bot übrigens, hatte alles richtig gesehen, Freistoß für Gladbach (Sprechfehler; Werder hatte ihn) in der fünften Minute und der ist drin! 1:0 für Werder Bremen durch den Mann, den Thomas Schaaf deswegen aufgestellt hatte, oder auch deswegen, weil er in Gladbach gespielt hat. Extra Motivationsschub für Marko Marin, der das Glück hat, dass der Ball durch alle hindurchrollt, Logan Bailly geschlagen.
Aber Gladbach mit Idrissou kam sehr schnell vor das Tor von Mielitz, erste Möglichkeit für die Gastgeber durch Torben Marx.
Die ehemaligen Weltmeister (Vogts und Bonhof werden auf der Tribüne gezeigt) von 74, Rainer Bonhof und Berti Vogts sahen ein sehr gutes Bundesligaspiel, mit unglaublich viel Tempo, mit viel Offensivgeist und mit zögerlicher Defensive. Wesley, zwei null Werder. Da waren grade mal zwölf Minuten gespielt. Bailly konnte nur noch den Kopf schütteln, denn es kamen mehrere Dinge unglücklich zusammen.
(Die Wiederholung des Tores)
Zunächst mal kann Wesley den Ball über 30, 40, 50 Meter treiben, Marx geht weg, und in dem Moment, wo Anderson sich entschließt, da rauf zu gehen, lenkt er ihn auch noch unglücklich ab, Bailly zwar noch dran, aber zum zweiten Mal geschlagen. Das war der zweite Torschuss von Werder, mit der Folge, dass schon nach 20 Minuten Gladbacher Fans pfiffen.
Sie taten ihrer Mannschaft damit unrecht, denn Gladbach, steckte auch dieses 2:0 weg, spielte nach vorne, und hatte diese Chance. Idrissou gegen Mielitz. Unglaublich. 23. Minute, spätestens jetzt war klar, Mielitz würde einen sehr guten Nachmittag haben, klasse, die Reaktion.
Der anschließende Eckball. da kommt de Camargo und auf der Linie hilft Torsten Frings dem Pfosten. 23 Minuten erst gespielt und schon reichlich Chancen im Borussia Park. So gings weitern.
Daems hier, unglücklich, Bobadilla aus unmöglichem Winkel, 26 Minuten vorbei. So ging das im Borussia Park. Und Gladbach war richtig gut dabei.
Aber dann, 30. Minute, Konter, Marin, klasse durchgesetzt gegen Levels, und alleine vor Bailly und dann verschlampt er das fast sichere 0:3. Zunächst 1 a, wie er sich gegen Levels durchsetzt, und dann will er es einfach zu gut machen, anstatt den Ball irgendwie vorbei zu spielen. Der Heber deutlich am Tor vorbei.
Es ging immer wieder munter nach vorne, auf beiden Seiten, Hier kommt Bobadilla, in der vergangenen Saison noch zweifacher Torschütze beim 4:3 gegen Bremen, zum Schuss. Es fehlte ein bisschen was, wie so häufig in dieser ersten Hälfte bei Gladbach. Klasse Offensivaktion, aber wenn sie dann das Tor mal trafen, dann war da immer noch Mielitz.
Es war ein Super Spiel und mit einem solchen kleinen Schmunzler gings dann in die Pause, achtfacher Übersteiger von Wesley gegen Levels.
Zweiter Durchgang. Das Spiel machte weiter Spaß und wurde dann dramatisch. 51. Minute, Idrissou, dieser Ball muss einfach rein. Mielitz hatte nur einen leichten Seitenblick über, konzentrierte sich dann auf den Gegenzug von Werder über Marin und Hunt, Hunt, Ball abgelenkt, Ball drin, unglaublich. Unglaublich, was sich hier tat. Auf der einen Seite hatte Borussia Mönchengladbach die Riesenchance zum Anschlusstreffer, nämlich die hier. Ich bleib dabei, der Ball muss einfach rein. Kompliment natürlich an Mielitz, der wieder auf der Linie klasse reagierte, und dann im Gegenzug beschäftigt sich Hunt mit Wissing, der zu seinem ersten Einsatz von Beginn an kam, der ist zu zögerlich, Daems hat diesmal ein Körperteil dazwischen, und so stands dann 0:3.
Wechsel, de Camargos Arbeitstag war zu Ende, er kann sicherlich mehr, war bemüht, nicht so torgefährlich, anders als Idrissou und Reus, er lässt diese Chance liegen und dann hilft Mertesacker, so war das Offfensivspiel der Gladbacher, sie kamen zu Chancen, aber brachten den Ball selbst nicht im Tor unter, und dann plötzlich half Per Mertesacker. Drittes Eigentor übrigens von Werder in dieser Saison, diese Kategorie führen sie an.
Und plötzlich war natürlich für Gladbach noch was drin, so komisch, wie dieses Spiel bis dahin gelaufen war. Nur, Werder hatte keine Lust, sich auf Spielereien einzulassen und spielte nach vorne. Arnautovic mit der Riesenmöglichkeit in der 73. Minute. Eine ähnliche hatte er dann sogar eine Minute später noch. Werder jetzt so eine Vierteilstunde vor dem Ende drauf und dran, das vierte zu machen und das kam dann. Wesleys klasse Pass verwertet Pizarro in der 74. Minute. Gladbach hat nach vorne alles riskiert, war hier zwar in der Überzahl, aber gegen diesen Pass von Wesley ist dann in der Mitte Anderson auch machtlos. Und Pizarro schreibt Geschichte in der Bundesliga, denn das war sein 134. Bundesliga Tor. Er hat damit Giovanne Elber als bester ausländischer Torschütze der Liga abgelöst.
Es war der Höhepunkt für Werder an einem sehr guten Fußball Nachmittag, der jubelnde Bremer hinterließ, aber der natürlich grübelnde Gladbacher ebenso hinterließ. Wir allerdings beschäftigen uns erstmal mit dem Sieger. Ecki Häuser hat das getan.
(Ersatztorhüter Sebastian Mielitz im Interview) Ja, ich muss das alles erst noch son bisschen begreifen, also ich hab das noch gar nicht so realisiert, was heute so passiert ist.
(Claudio Pizarro im Interview) Poh, das war überragend heute. Miele (Torwart Mielitz ist gemeint) hat uns viel geholfen, hat der Mannschaft viel geholfen heute, und ich bin sehr zufrieden für ihm, hat überragend gehalten.
(Ecki Häuser fragt Sebastian Mielitz) Die Feuertaufe haben Sie mit Bravour heute bestanden, der Höhepunkt steht aber noch Ihnen bevor, mit dem Pokalspiel gegen die Bayern, freuen Sie sich schon drauf?
(Sebastian Mielitz) Auf jeden Fall. Ich denke, dass ist dann sozusagen jetzt das Highlight, das in meiner Karriere bis jetzt so stattgefunden hat, und da freue ich mich riesig drauf.
(Häuser) Danke Ihnen vielmals. (Mielietz) Darf ich noch jemanden grüßen? (Häuser) Klar. (Mielitz) Mama und Papa, Hi, und meine Freundin und meine Oma. Danke. (Häuser) Ist angekommen. Danke Ihnen.
(Martin Groß übernimmt) Ist das nicht schön? Also, da fällt es echt schwer, zu diesen Bildern überzuleiten. Schauen Sie sich das an: Wir haben den neunten Spieltag und in Gladbach fließen hemmungslos die Tränen. Aber es war auch ein verrückter Nachmittag. Mielitz hielt alles, bis auf das Gegentor von Mertesacker, und Gladbach verliert 1:4, und das, obwohl die Mannschaft wirklich gut Fußball gespielt hat. Jan bitte.
(Jan Henkel aus dem Studio) Also nach dem Spiel steht man noch völlig unter dem Eindruck von den Szenen, und der Aussage von Mielitz. Mama, Papa, Freundin, alle noch mal gegrüßt, er genießt es einfach, muss es noch realisieren, hat die Komplimente von der Mannschaft bekommen, großartige Leistung von ihm und dann kommen auch noch die Bayern am kommenden Dienstag.
Aber, Borussia Mönchengladbach, was ist dort los, es gab den einen oder den anderen Gladbach Fan, der sagte, warum musste sich unbedingt jetzt Tim Wiese verletzen, warn bisschen scherzhaft gemeint, aber die Aussagen zu dem, was seit dem 2. Spieltag passiert ist, können Sie sich vielleicht noch dran erinnern, das war dieses 6:3 gegen Bayer 04 Leverkusen, dieses tolle Spiel, danach gab es keinen weiteren Sieg mehr, das war jetzt schon die dritte Heimniederlage der Saison, und, ja, diese historische Gegentorflut: 27 Gegentore in 9 Spielen. Das ist die Aussage, die einfach mal steht, auch wenn sie heute viele Chancen selber hatten, aber Tore sind nicht gefallen, wir wollen den Trainer hören, er ist bei Ecki Häuser.
(Ecki Häuser mit Gladbach Trainer Michael Frontzeck) Zurück im Borussia Park, bei mir der Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach. Herr Frontzeck, was macht Ihnen im Augenblick am meisten Sorgen?
(Frontzeck) Ja, also ich meine, es ist natürlich keine angenehme Situation, das ist klar, wir hams Werder heute nicht all zu schwer gemacht, zwei null zurück gelegen, und danach haben wir, glaube ich, vier, fünf richtig große Möglichkeiten, wo das Ding nicht rein will, in der Halbzeit stellen wir uns neu auf, kommen raus, haben ne tausendprozentige, und im Gegenzug kriegst du ein Eigentor. Und das ist im Augenblick so, der Sache müssen wir uns stellen, und das ist ne schwierige Situation.
(Ecki Häuser) Hat Borussia Mönchengladbach ein grundsätzliches Problem, was schnellstens abgestellt werden muss?
(Frontzeck) Ja, es gibt verschiedene Gründe, die dann direkt nach dem Spiel zu nennen, das.. (Häuser unterbricht) Ich meine ja grundsätzlich. (Frontzeck) das hört sich letztendlich immer nach Entschuldigung an, dafür bin ich nicht zu haben. Wie gesagt, wir stellen uns der Situation, gehen das gemeinsam an, schon am nächsten Mittwoch.
(Häuser) Hier geht’s nicht um eine Analyse nur von heute, sondern grundsätzlich der gesamten letzten Wochen. Ich meine, Sie haben 27 Gegentore, muss man da nicht schleunigst mal was ändern und wenn ja, wie?
(Frontzeck) Ja, im Moment ist das kompliziert, weil das heute das letzte Aufgebot war. Wie Sie wissen.
(Häuser) Ja, Sie haben drei Spieler rot gesperrt, aber auch das ist ja sicherlich ein Thema, Disziplinlosigkeit im Team? Wie wollen Sie das alles abstellen?
(Frontzeck) Disziplinlosigkeit? Nee, das war Foulspiel. Foulspiel, das war eine Disziplinlosigkeit dabei, da hat er falsch reagiert, und die restlichen drei Situationen waren Foulspiel. War im Kampf um den Ball.
(Häuser) Die Situation wird nicht einfacher wenn man auf die Tabelle schaut. Wie wollen Sie da untern raus jetzt?
(Frontzeck) Ja, erstmal sacken lassen, am Mittwoch neu aufstellen gegen Leverkusen und hier nen ordentlichen Pokal-Fight anbieten.
(Häuser) Das heißt, Sie sind nach wie vor guten Mutes?
(Frontzeck) Ja, da wär ich ja ein ganz schlechter Trainer, wenn ich das nicht wär.
(Häuser) Danke Ihnen vielmals.
(Jan Henkel aus dem Studio)
Ja, war er emotional dabei, Michael Frontzeck, und vielleicht hilft es ja, wir hatten es ja gesagt, dieses 6:3 am zweiten Spieltag, die Begegnung hieß Borussia Mönchengladbach gegen Bayer Leverkusen und exakt die gibt es ja jetzt dann auch im DFB-Pokal.
- SC Freiburg – 1.FC Kaiserslautern
Bei der Begegnung zwischen dem SC Freiburg und Kaiserslautern wird es langsam mal wieder Zeit für Lautern zu gewinnen, denn die haben die vergangenen sechs Spieltage nur einen Punkt geholt und dabei ging es ja so gut los im Laufe der Saison, ganz am Anfang 3:1 gewonnen gegen Köln, auswärts, dann zu Hause dieses 2:0 gegen die Bayern, und danach verloren, unentschieden, verloren, verloren, verloren, verloren. heißt also, zuletzt vier Niederlagen, und normalerweise, Torsten Kunde, ist ja dort eine Reaktion, dass man unruhig wird, dass der Verein unruhig ist, die Fans, die Vereinsführung, der Trainer vielleicht auch, aber bei Kaiserslautern ganz anders.
(Torsten Kunde) Ja, das ist in der Tat neu beim 1.FC Kaiserslautern, eine kritische Phase für den Trainer, für Marco Kurz, aber keine Unruhe, stattdessen eine realistische Erwartungshaltung, also in dem Sinne ist der FCK ein bisschen mehr Freiburg geworden, das badenova Stadion vermeldete ausverkauft.
Und Lautern in Weiß wieder mit Bugera, und Lautern begann sehr, sehr stark. Hoch konzentriert, wir sind in der 8. Minute aus einem Einwurf heraus, und das ist Ilicevic und das ist Moravek, und es steht 1:0 für den 1.FC Kaiserslautern, durch den jungen Tschechen, sein erstes Bundesliga Tor für Lautern und wir schauen mal auf die Reaktion von Marco Kurz.
Überhaupt nichts zu spüren von Verunsicherung, seine Mannschaft spielte stark, aus einem Einwurf heraus darf das natürlich niemals passieren aus Freiburger Sicht, und Moravek trifft in seinem zweiten Spiel für den 1.FC Kaiserslautern, 20 Jahre jung, die Ausleihe von Schalke 04.
Das die Reaktion von Sippel und das dann die Reaktion vom Sportclub aus Freiburg. Schuster, traf noch in Bremen zum 1:1, und natürlich immer wieder Cissé beteiligt. Sieben Treffer hat er schon gemacht, traf bislang in jedem Heimspiel.
Torgefahr bei den Freiburgern anfangs nur nach Standardsituationen, aus dem Spiel heraus ging wenig, aber auch das war keine ernsthafte Prüfung für Tobias Sippel.
Aber so langsam baute der Sportclub aus Freiburg Druck auf. Bastians, gute Flanke, und da ist natürlich Cissé. Freiburg hat einen Torjäger. Eins eins, starke Flanke von Bastians, Fehler von Rodnei, und dann Cissé, sein achtes Tor, und damit ist er wieder allein Führender in der aktuellen Torjägerliste. Pappis Demba Cissé.
Und wir schauen auf die Reaktion wieder von Marco Kurz. Hat es irgendwie kommen sehen, die Flanke von Bastians wurde nicht verhindert, Kurz niedergeschlagen, aber dann auch das typisch, wieder emotional, wieder die Anfeuerung für seine Mannschaft.
Zweiter Durchgang, und der FCK kam stark raus aus der Kabine, Rodnei, der Innenverteidiger, mit der ersten Torchance für den FCK im zweiten Durchgang.
Robin Dutt (Freiburgs Trainer) spürte, es läuft wenig zusammen, und er reagierte, nahm Yano, Stürmer, raus, und brachte Stefan Reisinger hinein in die Partie, der gab zuletzt sein Comeback für eine Minute in Bremen, war lange Zeit verletzt. Wenig später: Da ist wieder Bastians, und Achtung, da ist Stefan Reisinger, drei Minuten fünfundvierzig Sekunden war er im Spiel und er bringt Freiburg in Führung.
(Die Wiederholung läuft) Und wieder über die starke linke Seite, also da hatte Lautern rechts ne Menge Probleme, Kirch ist zu weit weg und dann sieht natürlich auch Bugera nicht gut aus, und Reisinger mit Risiko, mit Klasse, mit Qualität, und keine Chance natürlich bei Sippel. Er traf zuletzt, Stefan Reisinger, im November 2009, gegen Nürnberg, war lange Zeit, wie gesagt, verletzt. Alles richtig gemacht Robin Dutt.
Und der 1.FC Kaiserslautern kam, zeigte Reaktion und er wehrte sich, über Bugera, und dann über den starken Tiffert, aber das vielleicht so das Manko, es fehlte so letztendlich die Zielstrebigkeit und auch die Durchschlagskraft vor dem gegnerischen Tor. Seiner Mannschaft (Trainer Kurz eingeblendet). Auch Kurz reagierte. Doppelwechsel, brachte Hoffer und Nemec, volles Risiko und auch deshalb hatte Freiburg Konterchancen, hatte Reisinger (genau in dem Moment ein Schuss von Reisinger, die Stimme reißt hier hoch) Konterchancen. Chance war da, zum 3:1, für den Sportclub aus Freiburg. Er blühte richtig auf nach seinem Treffer, Stefan Reisinger.
Schlussphase, zehn Minuten vor dem Ende, Lautern warf alles nach vorne. Noch einmal Lautern, noch einmal Lakic, und nur die Latte. Elfer verschossen zuletzt gegen Frankfurt, Latte jetzt in Freiburg, das Pech eines Torjägers. Das war die letzte Chance, das der Schlusspfiff und das die Emotionen von Robin Dutt. 2:1 der Endstand. Lautern verliert also erneut, und Freiburg gewinnt etwas glücklich aber keineswegs unverdient.
(Felix Bastians von Freiburg im Interview) Das war ein ganz wichtiges Spiel, uns war klar, dass wir Lautern distanzieren konnten mit nem Heimsieg, wir sind am Anfang sicherlich nicht gut ins Spiel gekommen, unnötige Ballverluste dabei gehabt, Lautern hat es sehr gut gemacht, hat sehr diszipliniert gespielt, aber, ja, das ist im Moment der Charakter der Mannschaft, dass wir eben auch nach nem Rückstand noch mal zurück kommen können und Spiele drehen.
(Christian Tiffert von Lautern) Es ist Wahnsinn, wie wir Spiele verlieren. Und dann nachher steht da: Freiburg gefeiert. Das ist für mich unerklärlich, das sind Flanken, die sind 10 Minuten in der Luft, und daraus macht Freiburg zwei Tore. Und wir versuchen da, nach Flanken, versuchen wir noch Fallrückzieher oder Seitfallzieher zu machen anstatt mit dem Kopf hinzugehen.
(Lauterns Trainer Marco Kurz) Fakt ist, dass wir dilettantische Fehler machen, dadurch den Gegner zum Ausgleich wirklich dann auch einladen, und nicht zwingend genug sind, ja, und wenn das weiter so geht, werden wir auch wirklich keine Spiele gewinnen auf Dauer. Wir spielen gut, wir spielen ansehnlich, wir sind gut ausgerichtet, aber diese letzte Entschlossenheit, ob das Verteidigen oder auch im Angriff ist, die fehlt, ja, und das ist erste Bundesliga, und da sehen wir, was andere Mannschaften machen, und dementsprechend höre ich gern wieder, dass wir gut gespielt haben, dass bessere Team sind, aber letztendlich fahren wir halt mit gar nichts, und das ist auf Dauer nicht zu stemmen.
(Torsten Kunde) Also, klare Worte von Marco Kurz, halten wir fest, Freiburg triumphiert und setzt sich erst mal ab von einem direkten Konkurrenten auch dank Cissé, und der FCK kassiert die fünfte Niederlage in Folge, die Situation für Martin Amedick und Co. wird immer schwieriger.
Geschlossenheit und Ruhe sind jetzt umso wichtiger beim 1.FC Kaiserslautern.
(Jan Henkel im Studio) Und das ist ein Bild, das wir kennen, Marco Kurz macht ja immer nach Spielende den Kreis und die erste Ansprache an die Mannschaft. Christian Tiffert richtig angegriffen, Marco Kurz analytisch, aber beide mit der gleichen Aussage: So kann es nicht weiter gehen.
Umgekehrt, bei den Freiburgern, also die sind so gut, wie lange nicht mehr, 15 Punkte aus 9 Spielen, Glückwunsch dazu, als sie zuletzt mal so gut waren, oder nochn Tick besser, das ist schon lange, lange her, da spielte noch ein Harry Decheiver, so vielleicht der letzte Torjäger der Freiburger, mittlerweile heißt der Cissé, der SC Cissé, also er ist jetzt
vorne mit acht Toren, dadurch, dass Gekas nicht getroffen hat, jetzt alleine Platz eins in der Torschützenliste und es gibt kein Heimspiel ohne ein Tor von ihm, und Cissé ist genauso gut wie der gesamte FC Bayern. Denn die Bayern haben bisher ein Torverhältnis von 8:8, acht kassiert, und acht geschossen, alle Bayern zusammen, das hat Cissé allein geschafft.
- 1.FC Nürnberg – VfL Wolfsburg
Richtig gute Offensive hat auch der VfL Wolfsburg, die mussten heute reisen nach Nürnberg, und die drei da vorne, ja, Diego hinter den Spitzen, hinter Dzeko und hinter Grafite, und die drei haben 13 Tore von 14 geschossen, und das ist hier noch mal die Auflistung, wie es genau verteilt ist, Grafite noch ohne Vorlage, dafür aber Dzeko eine und auch Diego eine (laut Graphik hat Diego zwei Vorlagen; Tore: Dzeko und Grafite je 5, Diego 3). Und Diego, der kann deshalb mitspielen, weil er frei gesprochen wurde. Da haben wir vielleicht noch die Szene von der vergangenen Woche im Hinterkopf, als er dort gegen Vidal den Tritt hatte, aber es gab keine Sperre.
Und die haben noch eine weitere Schwäche, die Wolfsburger. Sie führen häufiger in Spielen, wie zum Beispiel mal gegen Leverkusen oder gegen Mainz, mit zwei Toren. Und das ist eine Konjunktiv Tabelle. Wenn sie diese Spiele gewonnen hätten, nach Hause gebracht hätten, ja, dann stünden sie vielleicht dort, wo sie sich vielleicht selbst sehen, nämlich auf Platz 3 hinter Dortmund und hinter Mainz. Das ist eigentlich der Anspruch, mittelfristig dort wieder hinzukommen, dazu müssen sie aber auch ein Spiel wie auswärts in Nürnberg gewinnen, Oliver Seidler, aber die Nürnberger haben seit gestern ein neues, ein ganz kurzfristiges Ziel.
(Oliver Seidler mit Bildern von dem Spiel)
Ja, die Clubberer, angeführt vom zuletzt überragenden Leitwolf (Andreas Wolf, der Kapitän der Nürnberger führt im Bild seine Mannschaft aufs Feld) konnten Geschichte schreiben, erstmal nach achtzehneinhalb Jahren wieder in einem so späten Zeitpunkt in der Saison am FC Bayern vorbeiziehen. 40.000 Fans hofften auf einen Sieg mit zwei Treffern Differenz für den süßen Triumph gegen den großen Rivalen aus dem Freistaat.
Und die in rot und schwarz vom 1.FC Nürnberg im ersten Durchgang sehr aggressiv im Zweikampf, schnell über die Flügel, hier mit Mike Frantz, der seine Fußverletzung auskuriert hatte, wieder in der Startformation war, für Ekici, dritte Spielminute, erste Möglichkeit für die Gastgeber.
Wir schauen in die 11. Minute. Einwurf, Hegeler verlängert, Hasebe hat alles geklärt, die Situation bereinigt, denkste, denn Gündogan ist da und macht das 1:0, wird morgen 20 Jahre alt, macht sich da das schönste Geburtstagsgeschenk selbst.
(Wiederholung): Aber wie konnte das geschehen. Hier erst einmal Kahlenberg zu spät gegen Hegeler und dann passt Schieber auf, Hasebe hatte gepennt, die Situation nicht bereinigt, und Gündogan spielt ihn gegen die Laufrichtung des Torhüters, so hat Hitz keine Abwehrmöglichkeit.
Es gab wieder reichlich zu notieren bei Steve McLaren, seine Abwehr ist sich oft selbst der größte Gegner. Die Nürnberger weiter mit Schwung und viel über die starke linke Seite. Da ist Pinola und alle hatten mit eine Flanke gerechnet, und der Argentinier zieht einfach mal ab und aus der Hintertorperspektive werden wir sehen, wie knapp das eigentlich war.
Der VfL Wolfsburg vollkommen raus aus der Partie, kein Biss, kein Wille, wenig Leidenschaft, 28. Minute, erster Angriff, Kahlenberg darf gegen Hegeler, Simons ist nicht bei Diego, und dann Marcel Schäfer, Grafite, 1:1. 28 Minuten von der Uhr, 6. Saisontreffer für Grafite, weil Simons hier Diego nicht attackiert, Schäfer klasse Judt hinterläuft und ein Grafite braucht halt wenig Chancen, um einen Treffer zu erzielen.
Wolfsburg war wieder da, das war ein Nackenschlag für die Nürnberger, die im ersten Durchgang klasse drauf waren. Immer wieder angeführt von Andreas Wolf, er war der beste Zweikämpfer seiner Mannschaft mit einer 100-prozentigen Passquote.
Zweite Hälfte, Wolfsburg spielerisch leicht verbessert, aber vom Willen, von der Leidenschaft, vom Herzblut und vom Kampf Nürnberg stärker. Hier wieder eine Defensiv-Peinlichkeit beim VfL, dann Schieber, Gündogan, Frantz ist da. 2:1, der hatte ja zuletzt im Heimspiel gegen Schalke 04 auch getroffen. (die Wiederholung kommt): Hier räumen sich Dejagah und Kjaer gegenseitig ab, dann ein toller Antritt von Schieber, aber aufgepasst, Ekici steht beim Anspiel von Gündogan im Abseits, behindert vielleicht leicht die Sicht von Marwin Hitz, dessen Reaktionszeit da eventuell verkürzt wird, und der deshalb hier später eingreift. Kein Vorwurf an das Schiedsrichtergespann, das war extrem schwer zu sehen, aber der Ehrlichkeit halber muss man das zeigen.
Dann diese Szene, Schäfer kommt da raus, haut seinen eigenen Innenverteidiger Nilsson um, Wolfsburg kann auf das Tor gehen, aber Dzeko spielt gar nicht mehr mit, der ist absolut fair, kümmert sich um den Nürnberger, und hilft ihm wieder auf die Beine. Es sah übel aus aber Nilsson konnte nach einer Schocksekunde weiter spielen.
Und wieder Nürnberg, Kopfball Schieber mit einem überragenden Spiel — da war Marwin Hitz nicht aus dem Tor herausgekommen — die Leihgabe vom VfB Stuttgart blendend drauf, ein Unruheherd, ein steter, nicht in den Griff zu bekommen von der Wolfsburger Defensive.
Eigler mittlerweile eingewechselt, 88. Minute, und schauen Sie, was macht Simon Kjaer, er geht da übel rein gegen Eigler, bekommt dafür von Giudo Winkmann nur die gelbe Karte, zeigt den Daumen, bedankt sich quasi beim Schiedsrichter, er guckt gar nicht zum Ball (zur Wiederholung gesagt), das ist rohes Spiel vom Innenverteidiger vom VfL Wolfsburg, hätte hier die rote Karte sehen müssen.
Letzte Szene im Spiel, wir sind in der Nachspielzeit, Diego mit der Hereingabe, und dann Kjaer, da ist Dzeko, und da ist das 2:2, aber die Fahne des Schiedsrichterassistenten Marcel Pelgrim ist oben. Treffer findet keine Anerkennung. Ähnliche Situation wie vorhin auf der anderen Seite, aber hier viel klarer. Dzeko steht nicht im Abseits, aber Grafite, der hier eindeutig Schäfer behindert, insofern klar zu erkennen, eine richtige Entscheidung vom Schiedsrichtergespann.
So blieb es beim 2:1, zwei knifflige Situationen und ein Marcel Schäfer, der sich bei Schiedsrichter Winkmann beschwerte, Tim Niedernholter hat nachgefragt.
(Marcel Schäfer, Wolfsburg, im Interview)
Ich fand einfach, dass da ne ähnliche Situation bei uns war und die wurde eben nicht gegeben, und, ähm, gut, da sind natürlich auch Emotionen im Spiel, ich weiß, dass es letztendlich nichts bringt, der Schiri will auch nur n guten Job machen, und, ähmn, ja, da muss man sich vielleicht n bisschen mehr im Zaum haben.
(Andreas Wolf, Nürnberg, im Interview)
Zu Hause muss man die Punkte holen, das machen wir zur Zeit, da müssen wir uns weiterhin stabilisieren, weiter uns konzentrieren und schauen, dass wir auch auswärts mal drei Punkte einfahren.
(Wieder Oliver Seidler)
Für mich aber die Szene des Spiels, Edin Dzeko, der während des Spiels chancenreich einem Gegner hilft. Und Per Nilsson sagte dazu bei Tim Niedernholter.
(Per Nilsson von Nürnberg) Ich habe immer gesagt, dass der Dzeko der beste Stürmer in der Liga ist, der kann alles und als Typ habe ich auch nichts gegen ihm zu sagen, der ist als Fußballspieler genau so als Typ, also einfach überragend.
(Wieder Oliver Seidler)
Dritter Heimsieg in Folge für den Club, das gabs zuletzt 2007. Toller Tag für Nürnberg, nur an den Bayern sind sie nicht vorbei gezogen.
(Jan Henkel im Studio)
Punktgleich mit 12 Punkten, aber aufgrund des etwas schlechteren Torverhältnisses haben es die Nürnberger nicht geschafft. Aber schöne Szene auch wirklich mit Edin Dzeko.
- Hannover 96 – 1.FC Köln
Wir kommen gleich noch einmal zurück. Kurze Pause und dann gibt es noch richtig viel. Nämlich Hannover 96 gegen den 1.FC Köln, und die Kölner müssen ja fast gewinnen in Hannover.
(Andere Stimme mit Bildern von der angekündigten Partie)
Denn sie sind seit fünf Spielen sieglos, also diese Partie in Hannover unglaublich bedeutungsvoll. Lanig probierts, ne Menge Szenen, garantiert, gleich nach ner kurzen Pause.
———– (Werbepause)
(Danach Jan Henkel wieder)
Hannover 96 gegen den 1.FC Köln, und Kölns Manager Michael Meier sagte vor kurzem, unsere Außendarstellung ist zum Weglaufen, und, als hätte es noch einen Beweis gebraucht, unter der Woche, Sie haben es vielleicht mitbekommen, es war keine richtige Pressekonferenz vom Torwart Mondragon, sondern es war ein Statement, was er abgegeben hat und das war deutlich und vor allen Dingen bemerkenswert.
(Torwart Faryd Mondragon wird gezeigt bei seinem Statement. Quelle: FC-TV.de; er spricht in Heimatsprache, vermutlich spanisch{unverständlich}, ein Dolmetscher übersetzt, dessen Satz hier)
„So ist das Leben. Wenn sie unfair waren, und Jesus betrogen haben, können wir alles von der Menschheit erwarten.“
(Wieder Jan Henkel) Also der Vergleich ist schon mal sehr fraglich, Mondragon und Jesus, aber er hatte ja schon, als er von der Nationalmannschaft zurückkam, vor dem Spiel gegen Dortmund, vom Trainer gesagt bekommen, du spielst nicht von Beginn an, sondern du gehst auf die Bank. Da hat er gesagt, nee, wenn ich nicht gut genug bin für die Startelf, dann setze ich mich auch nicht auf die Bank. haben sie sich geeinigt und er war nicht mit dabei. Gleiche Situation jetzt wieder, nach dieser Aussage, die er dort getätigt hatte, Mondragon sagte, auf die Bank setze ich mich nicht, und es wurde sich wieder geeinigt, er ist nicht im Kader mit dabei. Ist natürlich auch ein Zeichen an die Mannschaft, es kommt keine klare Aussage vom Verein, so geht es nicht, ein Spieler kann nicht selbst entscheiden, ob er jetzt im Kader ist oder nicht, und es ist so mehr oder weniger das Zeichen, ihr könnte machen, was ihr wollt. Da fehlt ein bisschen die klare Linie beim 1.FC Köln. Das hilft alles nichts, nur, Marco Hagemann, in der jetzigen Phase muss man sich an allem festhalten, vielleicht hilft es ja son bisschen, dass man ausgerechnet jetzt nach Hannover fährt?
(Marco Hagemann vom Spiel) Blicken wir doch einfach mal zurück in die vergangene Saison, da fuhr der 1.FC Köln am 28. Spieltag nach Hannover, zuvor sieben sieglose Spiele, und dann gewann das Team von Zvonimir Soldo hier mit 4:1, so ein befreiendes Erfolgserlebnis brauchte der FC auch an diesem Nachmittag. Hannover, von rechts nach links, zuletzt mit zwei Niederlagen in Folge, begann hier so, wie man es erwartet hatte, man spekulierte auf Konter und man hatte ja einen Künstler in seinen Reihen, Didier Ya Konan. 4. Minute, die frühe Führung für die 96er. Kein Zweikampfverhalten vom FC sichtbar, Ya Konan hat alle Zeit der Welt, weil Mohamad ihn schön zirkeln lässt und der Vertreter von Mondragon, Vavrodic, ist komplett chancenlos.
Na, das begann ja super für Zvonimir Soldo, der ja auch in der Kritik steht, überhaupt keine Frage. Noch bekommt er Rückendeckung von Wolfgang Overath, vom Präsidenten, links (man sieht Overath und Meier auf der Tribüne) Michael Meier is auch nicht mehr so ganz derjenige, der fest im Sattel sitzt, der Manager. Also Chaostage beim 1.FC Köln, die Spieler müssen für positive Resultate sorgen, aber Hannover hatte genau das Spiel, was es wollte, Köln musste, und Hannover konnte schnell in die Spitze spielen, mit Rausch und Ya Konan. 2:0, eine Viertelstunde erst gespielt.
(Die Wiederholung wird gezeigt) Der Ballverlust ganz vorne, in Hannovers Hälfte, von Matuschyk, zuvor auch Jajalo mit keinem guten Zuspiel, und dann dieses blitzschnelle Umschalten, das ist das Spiel von Hannover 96, über Stoppelkamp, Abdellaoue, Rausch und Ya Konan. Es ist dann letztendlich auch schwierig zu verteidigen. Fünftes Saisontor des Ivorers.
Na, bitter, (man sieht Kölns Trainer Soldo den Kopf schütteln) Viertelstunde gespielt, 0:2 zurück, ja, was willste da auch noch machen.
Der FC bemüht, ohne aber wirklich gefährlich zu werden, Podolski, die wieder einzige Spitze, er versuchte irgendetwas, aber viel kam nicht dabei heraus.
Zwei null Hannover, Mirko Slomka guckt, noja, zufrieden is er nich, denn er weiß, wir ham ja noch ne Menge Fußball hier zu spielen. Aber seine Mannschaft war die gefährlichere. Mit Moritz Stoppelkamp, 37. Minute, mal ein Schuss, der nicht reinging. Pausenstand 0:2 Rückstand für den 1. FC Köln, es gab Redebedarf zwischen Overath und Meier.
Novakovic kam zu Beginn der zweiten Hälfe, ihn hatten viele auch schon in der Startelf erwartet, Soldo entschied sich erst einmal dagegen. Jetzt war er mit dabei, also Doppelspitze bim FC, Podolski und Novakovic. Erstmal kam Martin Lanig, 30 Meter, Fromlowitz. Stark pariert, 51. Minute. War das son Weckruf für den 1.FC Köln? Erst einmal nicht. Schnell war der Druck wieder weg, und Hannover verteidigte gut und vorne blieben die Niedersachsen gefährlich. Avevor, 59. Minute.
Was kam noch vom FC Köln. Seit fünf Spielen sieglos. Erst ein einziger Saisonsieg, fünf Punkte, das ist zu wenig. Djakpa, der verliert den Ball an Novakovic, der nimmt Andrezinho mit, insgesamt enttäuschend, der Rechtsverteidiger, und dann Lukas Podolski. War oft beteiligt an Abschlüssen, aber eben nicht zwingend genug.
Und so langsam lief dem Team von Zvonimir Soldo die Zeit davon. Hannover bekam die Konterchancen, bislang spielten sie es unkonzentriert zu Ende, der eingewechselte Chahed, die Kölner können sich nicht befreien, und da kommt Korter Rausch und der Ball streicht mal so richtig knapp am FC-Gehäuse vorbei.
Mann o Mann, mitten drin im Abstiegskampf (man sieht wieder Overath), Wolfgang Overath, der fuhr extra zusammen mit der Mannschaft hier im ICE nach Hannover. Aber der FC zeigte Moral. Martin Lanig, erstes Pflichtspieltor des Neuzuganges und noch mal Hoffnung für den 1.FC Köln, fünf Minuten vor dem Ende. Auf, auf, n bisschen Zeit ham wir noch (man sieht Soldo am Spielfeldrand; dann zur Wiederholung): Aus einem Einwurf resultierend, Hannovers Defensive bis dahin richtig stark, hier aber unsortiert, und Lanig stellte das Spiel noch mal so richtig scharf.
Und Mirko Slomka, der wusste draußen ganz genau, in den Schlussminuten, was zu tun war. Lippen lesen. Aufpassen, aufpassen. Schlusspphase in der AWD-Arena vor über 40.000 Zuschauern, Rekordbesuch, wenn es gegen die Kölner geht. Lange Bälle, Brechstange, Mohamad und Fromlowitz. Treffer hätte nicht gezählt, wenn es denn einer geworden wäre, gefährliches Spiel von Mohamad, das war nicht zu erkennen, Fromlowitz hatte den Ball eh, und das war sie auch dann, die letzte Aktion des Spiels. Hannover gewinnt, Zitat Slomka, das „Richtungs weisende Spiel“ mit 2:1 und die Kritik wird nicht leiser werden Richtung Zvonimir Soldo und den 1.FC Köln. Der Matchwinner war ganz klar Didier Ya Konan. Effektiv war es von Hannover 96, also, alles wieder bergauf, oder?
(Wolf Fuhrmann fragt Hannover Trainer Slomka)
Sind Sie jetzt wieder auf dem richtigen Weg nach diese beiden Niederlagen? Ist es das schon?
(Mirko Slomka) Ja, wir haben nie aufgehört, daran zu glauben, dass wir hier zu Hause jetzt gegen Köln gewinnen können, und wir haben auch gegen St. Pauli gut gespielt, sogar noch besser als heute, aber wir haben verloren, aber heute waren wir die effektivere Mannschaft, darum geht’s im Fußball, und …
(Wolf Fuhrmann unterbricht) Ist ja auch Ihr Spiel?
(Slomka) Das ist unser Spiel, genau so ist es. Das spielen wir gerne so weiter.
(Marco Hagemann) Na, der FC sollte nicht so weiterspielen, die Fans, die haben den Kragen hoch stehen, hören wir mal. (Fangesange mit „Wir ham die Schnauze voll“) Warum das alles erklärt uns Martin Lanig.
(Martin Lanig: ) Wenn du auswärts spielst, darfst du nicht die ersten 20 Minuten verschlafen und gleich nach drei Minuten in Rückstand geraten, somit ist es ganz schwierig, auswärts zu gewinnen, grad in unserer jetzigen Situation. Äh, wir strotzen nicht vor Selbstvertrauen, das ist normal, aber tödlich ist für uns, wenn du gleich nach 20 Minuten mit 0:2 zurückliegst.
(Marco Hagemann)
Das befreiende Erfolgserlebnis blieb also diese Saison aus in Hannover, Wolfgang Overath muss sich so seine Gedanken machen, es wird nicht ruhiger werden um Zvonimir Soldo und auch womöglich um Manager Michael Meier.
(Jan Henkel aus dem Studio)
Spannende Tage jetzt in Köln. Glückwunsch erstmal an Hannover 96, die sind zwischenzeitlich jetzt auf Platz 3 in der Tabelle, aber die Fakten zum FC, das ist auch deutlich, also die Fans haben ihre Meinung, Soldo raus und Meier auch (ein Plakat wird gezeigt im Hintergrund, aus dem Stadion) aber so schlecht war der FC noch nie. Drei Niederlagen nacheinander, da haben wir die Daten dazu, das gab es unter Soldo noch nicht, sechs Spiele haben sie jetzt schon nicht mehr gewonnen, und das ist die schlechteste Zwischenbilanz überhaupt, also nach neun Spieltagen nur fünf Punkte, und wenn Sie bei uns schon den ganzen Tag mit dabei waren, liebe Zuschauer, haben Sie mehrfach auf Zvonimir Soldo gehört, er geht ja relativ sarkastisch da mit der Situation teilweise um, bei der Pressekonferenz in Köln, sagte, na ja, hier ist ja auch immer mehr los, immer mehr Journalisten kommen, weil es eben dem FC schlecht geht und er geht sehr gelassen um mit seiner Situation. Sind wir gespannt, wie er jetzt ist im Interview bei Wolf Fuhrmann.
(Wolf Fuhrmann fragt Zvonimir Soldo)
Zvonimir Soldo, das Bemühen war da, das Anschlusstor war auch da, aber warum hat es wieder nicht gereicht.
(Zvonimir Soldo) Ja gut, das ist schwer zu erklären. Wir haben uns anderes vorgenommen, aber nach Viertelstunde waren wir, Gegner hat schon zwei null geführt und dann erste Halbzeit war schwer. Zweite Halbzeit haben wir versucht, aber das war nicht genug, gut genug, dass wir Ausgleich machen.
(Wolf Fuhrmann)
Ya Konan, das weiß man, der hat heute sein fünftes Tor schon gemacht, er stand völlig frei, wurde kaum angegriffen, bei beiden Toren nicht, können Sie sich das erklären?
(Soldo) Ja, ok, wir haben uns vorbereitet für das Spiel, dann unsere größte Problem erste Halbzeit war Zweikampfverhalten, kann nicht sein, dass eine Spieler 20 Meter vor dem Tor, mit Ball, dreht sich um und schießt frei auf Tor, das, normalerweise, das darf nicht passieren.
(Wolf Fuhrmann)
Da muss man ja jetzt fragen, was nun. Die Situation wird immer brenzliger, wie reagieren Sie eigentlich darauf, wenn Sie so ein Plakat sehen wie Soldo raus und Meier auch.
(Soldo) Ja, Situation ist nicht einfach, wie gesagt, aber wir haben Qualität, dass wir aus die Situation rauskommen.
(Wolf Fuhrmann)
Ja, aber Sie brauchen ja Punkte. Qualität allein reicht ja nicht.
(Soldo) Ja, brauchen wir auch Punkte, brauchen wir Erfolgserlebnis. Das bis jetzt, das war, unterste, ich meine erste Halbzeit, schaue schlechteste Spiel dieses Jahr.
(Wolf Fuhrmann)
Wie soll das gehen gegen den HSV, das ist auch keine Mannschaft, die man mal so eben wegputzt?
(Soldo)
Kein einfacher Gegner, aber jetzt haben wir Pokal am Dienstag.
(Wolf Fuhrmann)
Denken Sie, dass Sie auf alle Fälle am nächsten Wochenende noch auf der Bank sitzen werden als Trainer?
(Soldo) Kein Kommentar. Ich konzentriere mich nur auf wesentliche, mehr kann ich nicht machen.
(Wolf Fuhrmann) Wünsche Ihnen alles Gute, danke schön.
- Teil 2: Eine eigene Einschätzung der Spiele
- Ein wenig Allgemeines über den Fußball
Wenn sich der gemeine Fußballanhänger auf den Samstag freut, dann hat das meist eine längere Tradition, die sich sogar innerhalb der Familien fortpflanzen kann. Es gibt Bundesliga. Man geht den Tag mit einer gewissen, angenehmen Vorfreude an, die sicherlich zum Teil mit dem allgemeinen Wochenendgefühl zusammen hängt, aber zu einem anderen auch mit dem Wissen, dass nachmittags bis abends irgendetwas Spannendes passieren wird. Die Stadiongänger sowieso, die, die sehr speziell Fans einer Mannschaft sind, bei denen selbige aber auswärts spielt und eine Anreise nicht in Frage kommt und die wenigen (dennoch erstaunlich vielen), die eine Fahrt zum Auswärtsspiel auf sich genommen haben, sei es, weil sie es immer tun, sei es, weil sich gerade für dieses Spiel eine günstige Gelegenheit bot, möglicherweise aufgrund geographischer Nähe.
Diese besondere Vorfreude, die man immerhin an rund 32 (ja, es gibt englische Wochen) von meist 52 Samstagen im Jahr hat, hat mindestens einen, wenn nicht gar recht viele Gründe. Einer hier herausgepickt, der sicher eine besondere Bedeutung hat: Fast jeder, der zum Fußball Fan wird, hat irgendwann mal selbst gegen einen Ball getreten. Sicher gute 50% betreiben das Spiel noch immer oder haben das Spiel irgendwann vereinsmäßig betrieben. Das bedeutet, im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten oder sonstigen Freizeitgestaltungsmöglichkeiten, dass man bei diesem Spiel meist weiß, wie schwer es ist, dass man beurteilen kann, was diese Spieler da unten besonderes drauf haben und ausreichend viele träumen noch oder haben irgendwann von einer ähnlichen Karriere geträumt.
Zusammengefasst: Es ist das Beste, was man hierzulande in dieser Disziplin zu sehen bekommt. Es sind die besten Repräsentanten, die besten Spieler, die man finden kann und alles, was sie leisten steht für fast alle (ja, ein ganz paar schaffen es wirklich, werden es schaffen, haben oder hatten es schon geschafft) weit und haushoch über dem, was man selber zu leisten imstande wäre. Das macht diese Jungens dort unten auf dem Platz auch zu Stars, von denen viele weit über die Grenzen des eigenen Landes hinaus bekannt sind, und dies betrifft auch die zahlreichen importierten Ausnahmekönner.
Es ist eine Art Zirkus, den wir ziemlich hautnah und fast wöchentlich erleben dürfen. Und es ist sogar so hautnah, dass wir uns selbst an dieser Kunst, meist einigermaßen erfolglos, versuchen. So schön der Traum von einem Fallrückziehertor auch sein mag: Gelingen tut es fast keinem, geschweige denn auf diesem Niveau. Es ist das Größte, Beste, Tollste, Spannendste in Bezug auf Fußball, was es gibt.
Jeder, der also ein kritisches Wort über diese Kicker fallen lässt, sollte nur ein einziges Mal danach zu einer kleinen Aufwärmeinheit geladen werden mit den von ihm soeben Kritisierten und im Spiel 3 gegen 1 oder 5 gegen 2 spaßeshalber für 5 Minuten in die Mitte genommen werden. Nun, die Dauer wird vermutlich von dem Mann und dessen Konstitution selbst bestimmt. Denn wenn er danach noch immer keinen einzigen Ball berührt hat, dafür aber die Zunge längst auf dem Boden hängt, dann könnten die Umstehenden sich zwar für einen Moment besorgt über ihn beugen, aber danach doch recht freundlich, aber bestimmt, die Frage stellen, ob er das nächste Mal wieder, wenn es einem nicht gelungen sein sollte, beispielsweise einen 40 Meter Pass in höchster Bedrängnis und im vollen Lauf perfekt mitzunehmen, von einem „Stockfehler“ sprechen möchte, oder, wenn ein Außenverteidiger tatsächlich seinen Gegenspieler im Dribbling passieren lassen muss von „katastrophalem Zweikampfverhalten“ zu sprechen? Nächste Woche, so er sich für ein „Ja“ entscheidet, wird dann auf 10 Minuten „Aufwärmeinheit“ erhöht, zu Demonstrations- und Lehrzwecken, wer hier was und wie viel davon kann..
Es ist eine dermaßen hohe Kunst, Meisterschaft und Perfektion, die uns da vorgeführt wird, dass man eigentlich nur die ganze Zeit mit offenem Mund da sitzen und staunen müsste. So, wie im Zirkus eben. In diesem Zusammenhang nur eine Frage: Wem fiele es ein, einem Trapezkünstler, der seinen Abgang im dreieinhalbfachen Salto mit Schraube macht, anstatt ihm Beifall zu klatschen vorzuhalten, dass aber letzte Woche einer im Fernsehen war, der das gleiche mit doppelter Schraube hinbekommen hätte?
Jedes Wort der Kritik sollte also sehr vorsichtig gewählt werden. Wer sich überhaupt dazu aufschwingt, von Fehlleistung, Schläfrigkeit, Unachtsamkeit oder mangelndem Einsatzwillen zu sprechen, der sollte zumindest bedenken, inwieweit er selber dazu in der Lage wäre. Er dürfte aber getrost auch die Frage stellen, einfach so, für sich, inwieweit er in dem Moment Werbung für sich oder inwieweit er sie für das Spiel betreibt und inwieweit der Zuschauer, der das ganze Spektakel letztendlich finanzieren soll, diese kritischen Töne hören möchte.
- Ein paar Bemerkungen über diesen Spieltag
Es war also der 9. Spieltag der Saison 2010/2011. Die WM hat der Stimmung hierzulande spürbar gut getan. Die deutsche Mannschaft hat weltweit für einiges Aufsehen gesorgt mit tollem, äußerst modernem Fußball. Dieser Fußball ist geprägt von optimistischem, aber rasantem Offensivspiel, welcher mit blitzartigen Kombinationen von teilweise spekulativen, direkten Pässen die entscheidenden Überraschungsmomente liefert, um eine Defensive auszuhebeln. Dabei ist der Einsatz von mehreren Spielern erforderlich, von denen der eine oder andere möglicherweise bei einem Ballverlust weiter hinten fehlen könnten. Attraktiv ist es so allemal, jedoch konnte bei der WM der Beweis angetreten werden, von der deutschen Mannschaft, dass es auch effektiv sein kann, möglicherweise damit eine ganze Entwicklung einleitend, die der weiteren Verbreitung des Spiels – gar weltweit — nur zuträglich sein kann.
Dies hat sich an den ersten Bundesligaspieltagen 2010/2011 mehr als deutlich gezeigt. Das Vorbild der deutschen Nationalelf hat entweder bei den Trainern oder direkt bei den Spielern gewirkt. Es wurde reichlich offensiv gespielt, es gab jede Menge gedrehter Spiele, aber auch sonst reichlich Tore und wechselvolle und damit spannende Verläufe.
Zunächst mal haben gerade die Spitzenmannschaften darauf aufmerksam gemacht, dass sie aufgrund der verkürzten Vorbereitungszeit – und unerwähnt: einem möglichen Substanzverlust – sich vielleicht nicht so schnell finden würden. Dazu gibt es den Effekt, dass Mannschaften, die neuerlich in der Königsklasse, der Championsleague, spielen dürfen, diesen Spagat erst einmal hinbekommen müssen. Vorgänger gab es in In- und Ausland, und zwar nicht wenige, welchen dies weniger gut gelang. Deshalb ja: Spagat.
Die Auswirkung dieser Effekte ist vielleicht wesentlich drastischer als erwartet, damit aber der Spannung kein bisschen abträglich, man dürfte sogar sagen: Im Gegenteil. Die Tabelle steht vor diesem Spieltag ein wenig Kopf, mit Mainz 05 ganz vorne, hingegen Bayern, Wolfsburg, Bremen ohne direkten Anschluss an die Spitze und beinahe noch dramatischer Schalke und Stuttgart auf Abstiegsrängen. Dortmund hat Anschluss nach vorne, etwas überraschend, aber im Verhältnis zu den anderen Teams und ihrer momentanen Platzierung – auch angesichts der guten Rückrunde der Dortmunder – beinahe noch als „normal“ zu bezeichnen.
Eine kleine Nebenbemerkung an dieser Stelle: Egal, wie viele Trainer noch entlassen werden. Es werden garantiert immer drei Mannschaften auf den letzten drei Plätzen stehen, die dann anscheinend stets Zielscheibe besonders ausgefeilter Kritik werden, so lange, als bis auch deren Trainer geschasst werden…
Insgesamt sind es aber glänzende Vorzeichen, die einer Vermarktung, einem Verkauf des angebotenen Spieltages sehr zuträglich sein könnten, eigentlich müssten. Das Feld ist sozusagen bestellt, jetzt kann geerntet werden.
Die Paarungen selber von diesem Spieltag, vom Samstagnachmittag speziell, haben keine besonderen Auffälligkeiten. Wenn man so will, dann waren die in der Tabelle vorne liegenden Teams nicht am Start, und auch nicht Bayern, dennoch gibt es genügend, was auf dem Spiel steht, für jeden der Teilnehmer. Und wenn es nicht „auf dem Spiel“ stünde, dann sollte es doch bitte immer noch möglichst ein Spiel bleiben… Steht etwa das Spiel selber auf dem Spiel?
- Die einzelnen Paarungen in der Beurteilung
- Eintracht Frankfurt – FC Schalke 04 0:0
Nun, hier ist ganz offensichtlich mindestens einer der Effekte eingetreten. Schalke hatte am Mittwoch ein Champions League Spiel, was mit großer Leidenschaft, Hingabe und Einsatz gewonnen wurde. Nun ist der graue Alltag. Der Blick auf die Tabelle macht auch nicht unbedingt Mut. Man möchte gerne nach oben, sicher, aber es ist ein weiter Weg und ein riesiger Aufwand. Das kann schon lähmend wirken.
Auf der anderen Seite steht die Frankfurter Eintracht, die tatsächlich in dieser Saison nicht nur etliche tolle Leistungen gezeigt hat mit richtigem – aber erfolgreichem – Spaßfußball, dazu mit einer Siegesserie und sogar, was nicht immer so war, mit äußerst enthusiastischer Fanunterstützung. Dies machte Schalke für diese Partie wohl kaum zum Favoriten. Abgesehen davon betonen die Trainer (denen man am besten immer dann zuhören sollte, wenn man etwas lernen oder verstehen möchte) oder Spieler ja fast alle, dass das Niveau sehr ausgeglichen ist und im Grunde derzeit auch (was sonst nur für Liga 2 galt) jeder jeden schlagen könne.
Rundherum: Die Eintracht hat ein ganz tolles Spiel geboten. Die Aktionen, die man sieht, sprühen nur so vor Entschlossenheit, Selbstvertrauen und höchster Fußballkunst. Wenn man bei dieser Mannschaft und diesem Spiel die Trikots und Gesichter verschleiern würde (könnte) und die so entstellten Bilder einem der Kommentatoren vorspielen würde, dürfte man sich nicht wundern, wenn er zu dem Schluss käme, dass da womöglich der FC Barcelona gespielt hätte.
Es war ein wahres Feuerwerk an Offensivaktionen, Torschüssen, spektakulären Aktionen, dass es jedes Fußballfanherz erwärmen sollte. Dass der Ball letztendlich nicht den Weg ins Tor fand, hat weder Fans noch Spieler besonders geärgert. Die waren einfach nur begeistert, glücklich und zufrieden über das begeisternde Spiel, wie man auch anschließenden Bildern entnehmen konnte.
Dass Schalke in der zweiten Halbzeit nur die Statistenrolle zustand, ist ein beinahe nicht zu erwähnender Nebeneffekt. Aber logisch, dass Magath das Positive sieht, indem er betont, dass seine Mannschaft immerhin, wenn auch etwas glücklich, das zu null erstmals gehalten hat.
Ein spannendes, ein attraktives Fußballspiel mit jeder Menge Szenen, die einfach Spaß am Fußball machen können. Was hätte da Kritik, Negatives zu suchen?
- Gladbach – Werder Bremen 1:4
Auch hier ein ganz besonders spannendes, gutes Erstligaspiel. Wenn man mal erwähnen dürfte – was im Prinzip in der Reportage anklingt – dass der Kicker am Montag auf ein Chancenverhältnis von 9:9 kam, dann reflektiert dies am besten, was es für ein Spiel war: Ein sehr ausgeglichenes, bei dem dieses Mal eine Vielzahl der Chancen zu Gunsten einer der beiden Mannschaften verwertet wurde. Wenn man dazu bedenkt, dass Ersatztorhüter Mielitz von Werder zum Spieler des gesamten Spieltages gekürt wurde, weiß man eventuell noch besser, dass an diesem Tage den Gladbachern einfach nur ein bisschen das Pech im Wege stand. Sie haben toll gespielt – das gleiche gilt für Werder – aber es kann nur einer gewinnen. Natürlich wäre ein Unentschieden unter diesen Umständen keineswegs ein ungerechtes Ergebnis. Die eine Chance hier hinein, dort nicht, schon ist es sehr eng und kann locker zu dem Ergebnis führen, selbst wenn sich 1:4 deutlich anhört. Aufzeigen tut dies ja auch die dramatische Entwicklung vor dem 0:3, als Mielitz mit unfassbarem Reflex das scheinbar sichere 1:2 verhindert und drüben dann das 0:3 per abgefälschtem Schuss fällt.
Ein tolles Spiel mit unglaublich vielen spektakulären Szenen. Reine Werbung für den Fußball und ein etwas unglücklicher Verlierer, ein leicht ungerechter Ausgang, mit dem man sich gerne abfinden würde, sofern nicht das Rollen von Köpfen davon ausgelöst werden sollte. Hat allen Spaß gemacht – außer den paar Gladbachern vielleicht?!
- SC Freiburg – 1.FC Kaiserslautern 2:1
Dieses Spiel wurde vom Autor ausgewählt, als das über 90 Minuten live zu schauende. Hier waren die Verhältnisse insgesamt doch recht eindeutig zugunsten des FCK. Sie hatten sehr viele tolle Aktionen und ein unglaublich entschlossenes Auftreten. Der Freiburger 1:1 Ausgleich fiel so ziemlich aus dem Nichts, jedoch sind es heute oftmals einzelne Aktionen, die Spiele entscheiden können. Die Flanke von Bastians war absolut perfekt geschlagen, selbst wenn von weit innerhalb des Feldes. Der Ball hatte einen Kaltzschen Effet, der den Ball vom Tor wegdreht, aber der punktgenau auf den hereinstürzenden Cissé fällt, welcher den Ball mit perfekter Technik versenken konnte.
Danach waren die Lauterer keineswegs geschockt und gingen weiterhin mutig nach vorne. Sie fühlten sich hier als die bessere Mannschaft und haben das auch auf dem Feld gezeigt. Allerdings muss man ganz ehrlicherweise sagen, dass Freiburgs Spiel nach dem Ausgleich wesentlich besser wurde. Das Spiel ging hin und her und man konnte keinerlei Gewissheit haben, wem das nächste Tor gelingen könnte. Dass ausgerechnet der so lange verletzte und frisch eingewechselte Reisinger eine wiederum perfekte Flanke von Bastians aufnehmen und ins Tor hämmern konnte, ist eine der hübschen Geschichten, die der Fußball so schreibt. Wenn sich Bugera selbst eine Teilschuld einräumt, dann ehrt es ihn. Davon aber später mehr.
Der FCK war auch nach dem Rückstand noch lange nicht geschlagen. Es gab ein weiteres Feuerwerk von Aktionen Richtung SC Tor, jedoch darf man sehr wohl anmerken, dass bei entblößter Defensive ebenso das 3:1 möglich war. Es blieb bis zur letzten Aktion umkämpft und insgesamt ein glücklicher Heimsieg, denn Lautern war sogar insgesamt das leicht bessere Team, hätte also mindestens einen Punkt mitnehmen sollen.
So ist Bundesliga Fußball. Der Fakt, dass beide Mannschaften permanent nach vorne spielten steht derzeit zwar für deutschen Fußball, jedoch ist es, selbst wenn wiederholt und für mehr als ein Spiel gesagt, dadurch andauernd spannend und schön anzuschauen. Das vom Kicker angegebene Chancenverhältnis von 8:4 entspricht nicht dem beobachteten, empfundenen Wert. Selbst wenn viele Aktionen nicht zum Abschluss kamen, so spürte man doch die Torgefahr bei Lauterns Aktionen.
Kleiner Beleg für das Pech: Lakic traf mit tollem Kopfball aus 14 Metern kurz vor Schluss nur die Latte…
- 1.FC Nürnberg – VfL Wolfsburg 2:1
Für Nürnberg gilt das gleiche wie für Frankfurt: Sie spielen einfach guten Fußball. Das war schon in mehreren Spielen in dieser Saison zu sehen und wurde in dieser Partie bestätigt. Man könnte bei vergleichbarer Trikot- und Gesichterentstellung nicht erkennen, ob es sich um Bayern München, Manchester City oder eben den 1.FC Nürnberg handelt.
Der VfL Wolfsburg hingegen kann derzeit seinen Anspruch als Anwärter auf die Europapokalplätze nicht wirklich untermauern. Das Problem bestand sicher in der Sequenz der Spiele gegen Mainz und Leverkusen, die beide nicht nur klar dominiert wurden, sondern auch vom Ergebnis her 3:0 das erste und 2:0 das zweite standen, ohne erkennbare Probleme, diese auch zu gewinnen. Beide wurden noch verloren. Dass so etwas zwei Mal in einer Saison passiert kann einem doch einen erheblichen Knacks geben.
Dazu kann die Trainerentscheidung für Steve MacLaren nicht hundertprozentig überzeugen. Dies liegt viel weniger an Sprach- oder Kompetenzproblemen. sondern eher an Mentalitätsproblemen. In England wird wirklich ein sehr anderer Fußball gespielt. Nicht etwa schlechter, nein, wie Europas Ranglisten aufzeigen, sondern einfach total anders. Nun gibt es das Problem, entweder diese englische Fußball Philosophie hier implantieren zu wollen oder die deutsche anzunehmen. Dies kann durchaus zu einigen Reibungsverlusten führen.
Sicher haben sich die VfL Verantwortlichen etwas dabei gedacht, jedoch müssen sie dann auch die Geduld aufbringen, auf die Realisierung hoch trabender Pläne etwas länger zu warten.
Das nicht gegebene Tor in der letzten Minute für Wolfsburg wurde zwar ganz eindeutig zurecht nicht gegeben, jedoch stellt sich die Frage, ob Grafite, der eigentlich wissen musste, dass er im Abseits war, überhaupt Richtung Ball gehen musste. Wenn er es unterlassen hätte, besteht die Möglichkeit, dass der Ball auch ohne die Irritation reingegangen wäre.
Nur erwähnt, um aufzuzeigen, dass auch hier einzelne Spielszenen ausreichen würden, um das getätigte Urteil schon wieder in Frage zu stellen. „Verdienter Sieg für Nürnberg“, aber, wenn das 2:2 gefallen wäre, hätte man genauso gut sagen können „Gerechtes Remis.“
Es bleibt aber dabei: Nürnberg war die (etwas) bessere Mannschaft.
- Hannover 96 – 1.FC Köln 2:1
Zu diesem Spiel natürlich auffällig, dass der FC kaum auf dem Platz war und schon wieder hinten lag. Mit einer solchen Hypothek in ein solches Spiel zu gehen kann sich für jede Mannschaft verheerend auswirken. Natürlich kann man die Frage nach dem Zustandekommen stellen und in diesem Zusammenhang nach Fehlern suchen. Jedoch sollte man bei diesem Tor lieber darauf verzichten: Wenn jemand in der Lage ist, in derartiger Weltklassemanier den Ball absolut perfekt mit maximalem Effet aus 20 Metern ins Toreck zu zirkeln, dann sollte man lieber beim Zirkusvergleich bleiben. Das war allerhöchste Meisterschaft und, ein Tipp an Kommentatoren (und als Entlastung für Defensiven): Man kann nicht alles verhindern. Weltklasse, zum Zunge schnalzen. Der Kassierende sollte mit den Schultern zucken und weiter machen. Der Kommentator sollte aus dem Sessel gehen — und nach Möglichkeit den Zuschauer dazu ebenfalls bewegen.
Das zweite Tor verdiente eventuell etwas mehr Erwähnung in dem Sinne, dass Rausch wirklich sehr viel Freiraum hat auf der linken Seite bei der Flanke. Dass Ya Konan auch diesen Ball mit wilder Entschlossenheit aber kühlen, im richtigen Moment reingehaltenem Kopf in absoluter Perfektion versenkte, ist dann als Folge zwar ein weiterer Zungenschnalzer, jedoch eben eine mögliche Folge des übergroßen Freiraumes auf links. Jedoch sieht man eben zuvor einen typischen, in der Vorwärtsbewegung unerwünschten, aber gelegentlich unvermeidlichen Ballverlust und einen stark gespielten Konter mit etlichen nachrückenden Spielern von Hannover.
Ein Spiel muss bei 2:0 zwar noch nicht entschieden sein, jedoch ist es doch im modernen Fußball eigentlich zu viel, zumal wenn man sich als Zurückliegender auf dem Weg Richtung Tabellenkeller befindet. Danach war das Spiel wohl fast durchgehend ausgeglichen, aber der Weg für Köln zurück möglicherweise zu weit.
Das 1:2 5 Minuten vor Schluss brachte noch einmal Spannung, vor allem, da es noch die Schlussszene gab, in welcher der Schiedsrichter ziemlich voreilig auf Stürmerfoul entschied, welches nicht zu erkennen war, jedoch hatte tatsächlich Torhüter Fromlowitz den Ball fest, so dass das Tor eh nicht gefallen wäre. Aufzeigen tut eine solche Aktion nur, dass es selbst bei recht eindeutig ausfallenden Spielbewertungen oft trotzdem noch nur von einer Szene abhängen kann, ob so rum oder so rum. Der eine Punkt hätte sicher schon genügt, um von glänzender Moral zu sprechen und Soldo seinen Trainerposten zunächst zu sichern.
So nahe liegt oftmals dies und jenes beieinander… und bessere Wörter als „Glück“ oder „Pech“ wurden dafür noch nicht entdeckt…
- Teil 3: Die Kommentare versehen mit eigenen Anmerkungen
(Jan Henkel aus dem Studio)
Willkommen zu den Berichten von den Spielen der 1. Bundesliga vom 9. Spieltag, Freitags der Auftakt mit dem Topspiel HSV – Bayern 0:0, Sonntag kommen dann die Spitzenmannschaften mit Dortmund, mit Mainz, Leverkusen noch mit dabei, dann noch der Tabellenletzte Stuttgart, und Samstags eingerahmt fünf Begegnungen, diese, die wir dort hinten haben, mit vielen Fragen, die Wolfsburger in Nürnberg, was machen die Kölner in Hannover, der FCK in Freiburg, Bremen in Gladbach und die Schalker bei Eintracht Frankfurt. Na, das mit den „vielen Fragen“ kann man recht kurz zusammenfassen, zumindest, wie er es zum Ausdruck bringt: „Wie werden die Spiele ausgehen?“. Das, was er sagt, unterscheidet diesen Spieltag jedenfalls nicht von jedem anderen. Viele Fragen. Wie spielen die dort und wie spielen die dort? Insgesamt sind es fünf Fragen, wenn man es genau nimmt. Vor allem, da fünf Spiele. Wie gehen sie aus?
- Eintracht Frankfurt – FC Schalke 04
Und die Schalker, ja, bisher mit zwei Gesichtern, das Champions League- und das Bundesliga Gesicht, und Eintracht Frankfurt auf der anderen Seite, die haben zuletzt dreimal nacheinander in der Bundesliga gewonnen. Und beide haben vorne im Sturm jeweils den Mittelstürmer drin, richtig erfolgreich. Gekas auf der Frankfurter Seite mit sieben Toren und Klaas-Jan Huntelaar — da ham wir übrigens die Tore von den beiden (hinten eingeblendet die Stürmer mit ihrer Torausbeute) — mit fünf Treffern. Das waren ja beides Wunschstürmer der Trainer, Gekas von Michael Skibbe und Klaas-Jan Huntelaar von Felix Magath. Erst Real Madrid, dann AC Mailand, dort hat es nicht geklappt,
Eine gelinde ausgedrückt echte Frechheit, zu sagen, dass es dort nicht geklappt hat. Huntelaar hatte einige Einsatzzeit bei beiden Vereinen. Außerdem gibt es nur die allerwenigsten, die dort einen Vertrag bekommen. Diese verdienen Respekt anstatt ein „nicht geklappt“. Er wollte dennoch sicher mehr Spielzeit.
jetzt bei Schalke, da scheint es gut zu klappen, und, Tom Bayer, vielleicht bekommt er ja jetzt noch ein bisschen mehr Unterstützung von seinem Sturmpartner, denn seit vergangenen Mittwoch gibt’s ja einen neuen Toptorschützen Europas…?
Den Unterschied in der Hilfe an den zuletzt erzielten zwei Toren festzumachen ist natürlich Unsinn. Raul hatte auch vorher geholfen.
(Tom Bayer jetzt mit Bildern von dem Spiel Frankfurt – Schalke)
Ja, vor drei Tagen traf Raul in der Champions League doppelt gegen Hapoel Tel Aviv und damit führt er jetzt die ewige Bestenliste alleine an mit 70 Europacuptreffern und Raul will jetzt natürlich auch in der Bundesliga seinem bislang einzigen Treffer möglichst schnell weitere folgen lassen.
51.500 Zuschauer, die Eintracht in Rot-schwarz, schöner Doppelpass, Ochs, der da noch mal an den Ball kommt mit dem ersten Schussversuch dieser Partie nach vier Minuten.
Immerhin beginnt er mit einer Art Kompliment. „Schöner Doppelpass“. Nur: bei genauer Betrachtung der Szene, sieht man, dass der Doppelpass lediglich beabsichtigt war, aber gar nicht funktioniert. Also Ochs wird angespielt von einem direkt durchstartenden Mitspieler, er versucht, den Ball in die Gasse zu spielen, ein Schalker kommt dazwischen, spitzelt den Ball weg zu einem anderen Schalker. Dieser schlägt den Ball hinten raus, der Ball wird leicht abgefälscht, landet dadurch wieder bei Ochs, der ihn perfekt mit der Brust runternimmt und direkt schießt mit einem wunderschönen Vollspannschuss, der aber knapp am Tor vorbei segelt.
Der Begriff „Schussversuch“ ist zwar ein viel verwendeter, aber ein nichtsdestoweniger, zumindest an dieser Stelle, untauglicher, unangebrachter. Es war ein Schuss und nicht nur der Versuch dazu. Was er (und vermutlich jeder andere, der sich dieser Floskel, die zugleich negativ klingt, bedient) vermutlich zum Ausdruck bringen möchte ist dies: Es war der Versuch, mit einem Schuss ein Tor zu erzielen, von welchem er per Kommentar bereits während der Durchführung auf das Scheitern aufmerksam macht. Um die Aktion gekonnt und spannend einzufangen, müsste er sagen: „Toller Versuch hier von Ochs, ouh, der geht knapp drüber.“ Die Spannung so zumindest temporär spielen, da der Zuschauer ja noch nicht weiß, ob es etwas wird. Das Vorwegnehmen mit „Schussversuch“ ist negativ, da es eine gewisse Unbeholfenheit zum Ausdruck bringt, und Spannung tötet.
Alternativ den englischen Weg gehen. Live spannend erzählen, dann bräuchte man gar nicht erst nachzukommentieren.
Die Schalker in der Anfangsphase zögerlich, brauchten relativ lange, um erstmals in die Gänge zu kommen. Sowie auf Verallgemeinerung umgeschaltet wird, verliert die einzelne Szene ihren Wert. „Zögerlich“ ist negativ, „lange brauchen, um in die Gänge zu kommen“ hämisch und herablassend. Die Spannung der eingespielten Szene wird vernachlässigt.
Jefferson Farfan, der Peruaner, das ist Jurado, gegen Tel Aviv ebenfalls Torschütze, Farfan, und das ist Raul mit der ersten Möglichkeit für die Gäste aus dem Ruhrgebiet nach 18 Minuten.
Die Szene sieht so aus, hier eine mögliche, eigens angefertigte Kommentierung:
„Die Schalker kommen in die Frankfurter Hälfte, Raul spielt mit Übersicht nach rechts außen, auf Farfan, läuft durch, viel Bewegung im Sturm, der Ball steil in die Spitze auf Jurado, Jurado knapp innerhalb des 16ers, wird gestellt, nimmt den Ball herum, schaut, sieht den mitlaufenden Farfan aus dem Rückraum kommen, Raul geht in Position, Pass auf Farfan, Farfan direkt weiter auf Raul, Raul, erste Ballberührung sehr geschickt, hat ihn auf rechts in Schussposition, Raul schießt, ins linke Eck … der Torwart klärt mit Fußabwehr.“
Ein deutscher Kommentator, der eine Szene beschreibt, beschränkt sich fast durchgängig maximal auf die Erwähnung des Spielers am Ball. Aktionsbeschreibungen existieren nicht, Qualitätsbekundungen schon gar nicht. Gleichzeitig wird der Ball führende mit Randbemerkungen genannt, die mit der Spielszene nichts zu tun haben. Man kann doch schlecht von einer „spannend erlebten Szene“ sprechen, wenn man während deren Ablauf über das Herkunftsland oder die jüngste Vergangenheit eines Spielers nachdenken soll? Sowieso alles fehl am Platze.
Pech für den 33-jährigen, der sich auch diesen Ball im Mittelfeld selbst holte. Das hat man ja schon häufiger in dieser Saison gesehen, und dann hat er die Übersicht, diese Situation vorauszuahnen, von links auf rechts gelegt, scheitert er nur an Oka Nikolov. Das die äußerst spärliche Beschreibung der Zeitlupenwiederholung.
Also erste dicke Chance für die Mannschaft von Felix Magath.
Dann kurz darauf Freistoß auf der anderen Seite, Benjamin Köhler, heute linker Verteidiger für den erkrankten Tzavellas, und das ist Halil Altintop, 25. Minute, trifft das Netz von der falschen Seite. Wieder das gleiche Prinzip. Keine Szenenbeschreibung sondern Randbemerkungen. Von der Szene kaum eine Spur. „Freistoß von halbrechts in den Strafraum. Ein Haufen Frankfurter in Ballnähe, Altintop bekommt ihn, legt ihn sich zurecht, Rechtsschuss … ans Außennetz.“
Aber eigentlich war es Abseits bei Köhlers Freistoß sehen Sie Chris jenseits der weißen Linie, da stört es auch nicht, dass Rakitic den Ball vorher noch abfälscht, eigentlich hätte diese Situation zurückgepfiffen werden müssen.
Na, die Angreiferlinie rückt geschlossen vor. Fünf, sechs Mann gehen zum Ball. Altintop ist eher nicht abseits, der Ball wird abgefälscht, landet dadurch bei Chris, (welcher wohl mit dem Oberkörper bei der Ausführung des Freistoßes im Abseits war), der legt zurück auf Altintop. Sicher, wenn man möchte, wäre Abseits korrekt. Nur ist es hauchzart, sowieso, es sind eine Menge Spieler dort, wer an den Ball kommt ist von der Außenlinie nicht zu sehen, und es gab sogar mal eine Klausel, die in Zweifelsfällen die Stürmer begünstigen sollte.
Unangenehm aber immer, wenn der Zuschauer keine Chance zu einem Einspruchsrecht erhält. „Das hätte zurückgepfiffen werden müssen.“ ist ein Postulat, eine gottgleiche Äußerung. Wie wäre es mit: „Für mich war das Abseits“? Der Zuschauer behält das Recht, sich ein eigenes Bild zu machen. Man könnte das „sympathisch“ nennen, wenn es nicht an sich selbstverständlich wäre.
Die Eintracht jetzt mit einem leichten Übergewicht. Immer wieder gefährlich über die Flügel kommend.
Darf man sich denn nicht bitte selbst eine Meinung bilden? Zeigt die Szenen, spielt möglichst viele schöne ein, so viel es gab, von beiden Seiten, kommentiert sie angemessen als Spielszenen, ohne Randgeplänkel, spannend, dann weiß man schon, wer wann überlegen war. Außerdem bedenke man immer: Während dieses gesagt wird, passiert auf dem Platz etwas, was dadurch nicht eingefangen wird (und es vielleicht wert wäre). Das ist verschenkte Kommentierzeit per allgemeiner Einschätzung, die einem nichts einbringt. „Immer wieder“… was soll das? Selbst wenn es zufällig mal stimmen sollte … Sinnlos, überflüssig, nervtötend, uninteressant, schlecht.
Schwegler, Altintop, Köhler, schöne Kombination, und dann der Torjäger vom Dienst in der Mitte, Gekas, hart bedrängt von Christoph Metzelder, kommt hier nicht zum Zug.
Selbst wenn sich der Kommentator darauf berufen sollte, dass der Zuschauer „doch alles sieht, wozu ihm etwas erklären?“ hat man noch immer sehr verschiedene Möglichkeiten, sich die Sprechsekunden einzuteilen. „Schöne Kombination“ stimmt auf jeden Fall und ist sogar positiv und gleicht im Ansatz einer Szenenbeschreibung. Es handelte sich hier um Direktspiel über die linke Seite, bei dem Köhler nach einem Abspiel direkt in den Raum startet und über eine dritte Station, nämlich Schwegler, eingesetzt wird, auf außen durchgebrochen, gefährlich zur Grundlinie am Strafraumeck zieht – ohne Gegenspieler, den er etwa zwei Meter abgeschüttelt hat. Die Flanke nach innen ist perfekt. Ein scharfer flacher Ball auf den kurzen Pfosten, auf welchen Gekas zuläuft. Dass der Gegenspieler nicht einmal vor ihm an den Ball kommt sondern nur gerade so noch den Weg zum Tor verstellt, ist wohl ein „uninteressantes Randdetail“. Jedenfalls stimmt das „nicht zum Zuge kommen“ gar nicht. Gekas ist am Ball, bringt ihn nur ganz knapp nicht unter, vielleicht einen Meter am Tor vorbei. Dass Gekas sogar direkt aufspringt und Richtung Eckfahne zeigt, deutet zumindest an, dass möglicherweise nur das in den Weg gebrachte Bein Metzelders das Tor verhindern konnte.
Ist man als Stürmer nur dann „zum Zuge gekommen“, wenn der Ball auch drin ist? Eine traurige Schwarz-Weiß Malerei.
Auch Schalke hatte noch was zu bieten in der Schlussphase der ersten Halbzeit. Ivan Rakitic, und dann Benjamin Köhler mit diesem schlimmen Fehler,
Soll man nun als Zuschauer staunend auf diesen „schlimmen Fehler“ starren? Ist das die Art, wie man den Zuschauer vor den Bildschirm zu locken gedenkt? Ganz schwach, ganz schlimm, noch schwächer? Die Sky Abonnementzahlen sprechen eine andere Sprache…
Tatsächlich kommt Köhler an einen langen Ball auf den hinteren Pfosten mit dem Kopf heran. Nun möge man bedenken: Er ist ziemlich klein, also sicher kein besonderer, geübter Kopfballspezialist. Dann spielt er linker Außenverteidiger, was garantiert nicht seine gelernte Position ist, da er an sich mehr Stärken in der Offensive hat. Dann hat er im Rücken einen Torjäger von Weltformat.
Nun erreicht er also den Kopfball, relativ unbedrängt. Was aber womöglich sogar Strategie des hinter ihm lauernden Torjägers war: Dessen gute Antizipation. Köhler sucht, quasi in der Luft stehend, einen Mannschaftskameraden. Er findet keinen. Eine alte Regel besagt, dass man den Ball dann im Zweifel nach außen, aber niemals ins Zentrum köpfen darf. Im letzten Augenblick entscheidet er sich also für den Weg nach außen. Genau darauf hat Huntelaar wohl spekuliert. Der Ball kommt direkt zu ihm.
Ein schlimmer Fehler? Nein, so geht Fußball auf dem höchsten Niveau. Vielleicht die Klasse des Angreifers erörtern? Nein, kommt nicht in Frage. Das sicher aus einem Grund: der Sprecher erkennt sie nicht, will sie gar nicht erkennen. Er kennt nur Fehler und noch mehr Fehler und noch größere Fehler. Und faselt und faselt. Nur fürs Abstellen dieses Faseln muss man selbst tätig werden, wie es scheint…
Es war einfach nur eine spannende Szene. „Gnädig“ ist nur der Allmächtige. Ein Sportreporter hat, egal wie unpassend, unmenschlich, Hörer vergraulend er auch damit ist, die Hauptaufgabe, Fehler in potenzierter Form aufzudecken. Hugh!
Klaas—Jan Huntelaar, normalerweise kann man sich einen solchen Bolzen gegen den Holländer nicht erlauben, aber hier scheitert er am wieder hervorragend reagierenden Oka Nikolov.
Jetzt artet es zum Rundumschlag aus. „Bolzen“ ist ein hemdsärmeliger Ausdruck. Der stellt den Sprecher selber noch ein bisschen höher, weil das praktisch der flapsige Kommentar eines Weltstars zu den kläglichen Bemühungen eines Kreisligakickers sein könnte. Aber gleichzeitig wird Huntelaar auch noch die andere Hälfte des gut aufgeteilten Schwarzen Peters zugeschoben. „Normalerweise macht er so einen“. Also, man ergänzt: „Aber heute hatte der auch einen miesen Tag.“ So reiht sich Fehlleistung an Fehlleistung, selbst wenn man erfährt, dass der Torwart „hervorragend“ reagierte.
(Die Widerholung wird eingespielt) Hier noch mal der Fehler von Köhler, der anschließend auch noch ausgespielt wird, Weitere Verschlimmerung der Fehlleistung. „Erst son Bolzen und dann auch noch austanzen lassen? Nee, stell dich mal bitte brav wieder hinten in der Landesliga an!“
Man darf einem Torjäger von Weltklasseformat gelassen „unterstellen“, dass er einen solchen Abstand zu Köhler hielt (und nicht etwa direkt draufging), der es jenem unmöglich machte, über ihn hinwegzuköpfen. Dazu kam ihm das „im Rücken stehen“ zugute, so dass Köhler die Position des Angreifers einfach nicht wissen konnte. Die Kopfballabwehr über, sagen wir, fünf Meter, missriet deshalb, weil Huntelaar genau diesen Abstand eingenommen hatte. Köhler bekommt natürlich einen Schreck. Huntelaar sieht die Chance, im Eins gegen Eins (übrigens eine sehr gerne verwendet Reporterforderung, wenn sie, nach ihrer eigenen Einschätzung mal zu lange auf ein Tor warten mussten und einen Verhaltenstipp an die Kicker dort unten über den Äther verbreiten dürfen: „Es gelingt ihnen kein Eins gegen Eins“, oder „sie sollten es mal im Eins gegen Eins probieren, da hat der oder der seine Stärken“) gegen einen noch dazu für den Moment in Panik befindlichen Gegenspieler.
Das die Situation. Darf man in dieser „Idealsituation“, da er im Tempo auf den Verteidiger zuläuft und recht viele Möglichkeiten hätte, unter anderem Abspiel oder Torschuss, nicht einmal mehr ein Eins gegen Eins gewinnen? Noch eine Frage an den Herrn Schlaumeier: Wer war eigentlich der aktive Part in dieser Szene? „Köhler wird auch noch ausgespielt“. Der aktive Köhler lässt sich vom passiven (grammatikalisch gesehen) Huntelaar ausspielen? War es nicht viel mehr umgekehrt, dass Huntelaar Köhler geschickt umkurvt? Die Perspektive des „ausgespielt werdens“ rückt nicht nur die falsche Seite in den Mittelpunkt, sie ist zugleich die negative. Stimmen tut es ohnehin nicht.
Und nun noch eine kleine Beobachtung, die es an dieser Stelle unterzubringen lohnt: Was hätten wir zu hören bekommen, wenn Huntelaar hängen geblieben wäre, nicht auszudenken, Schalke am Ende das Spiel verloren hätte? Die Überzeugung ist ziemlich groß: „Die wenigen Chance, die Schalke sich aber nicht herausspielte sondern dafür auf Geschenke, wie dieses hier von Köhler, angewiesen waren, verstolperten sie kläglich. Ein Stürmer von diesem Format müsste in einer solchen Situation auch mal am Gegenspieler vorbeikommen können.“
Abschließend noch: Wie würde ein Fußballspiel aus Sicht der Reporter nur aussehen, wenn endlich diese (eingebildeten, aufgedeckten) ganzen Fehler abgestellt würden? Keine einzige Chance. Wie schön. Immer 0:0 und wir könnten endlich die Beerdigung feiern.
und Hunelaar, in den letzten fünf Spielen immer erfolgreich, scheitert.
Ja, ja, wie schön, dieses Scheitern. Die Wahrheit: „Toller Schuss, klasse Parade.“
„Beim Scheitern, da dreh ich persönlich immer den Ton auf. Für mich die Highlights der Highlights.“ Dies neulich beim Nachbarn eingefangen… Nur wohnt der nächste, der Sky hat, zwei Kilometer entfernt.
Nur weiter so, Jungs! Noch habt ihr ein paar Abonnenten! Die schafft ihr noch, abzuwürgen!
Eine kleine Ergänzung, die zum Verständnis der Szene dienlich sein könnte: Man sieht richtig, wie Huntelaar wartet, dass Nikolov die kurze Ecke aufmacht. Aber er tut es einfach nicht. Seinen Plan, den Ball dort zu platzieren, kann er aber nicht mehr ändern. Natürlich handelt es sich immer nur um Zehntelsekunden oder noch weniger.
Eine generelle Beobachtung übrigens die: An sich war es der klassische Weg der Angreifer, den Ball im langen Eck unterzubringen. Das ist nur logisch, da dort am meisten Platz ist. Man hat sehr häufig – auch heute noch – die Situation, dass der Platz dort ausreichend ist und der Torhüter, spekulierend oder nicht, einfach nicht mehr rankommt.
Andererseits ist zu beobachten, in den letzten Jahren verstärkt. dass sich die absoluten Toptorhüter phantastisch auf diese Variante des Schusses in die lange Ecke einstellen konnten und immer so rechtzeitig antizipieren, dass sie den Ball trotz des weiterhin verfügbaren großen Raumes erreichen. Da nun aber die Topstürmer auch wieder ihr Recht haben, einen Beitrag zu leisten im Sinne des eigenen Erfolges, kann man beobachten, dass sie oftmals die frühzeitige Antizipation – in diesem Sinne also hier eine „Vorreaktion“ – glänzend auszunutzen imstande waren, indem sie den Ball einfach doch in die eigentlich geschlossene und leicht abzudeckende kurze Ecke schoben. Selbst wenn der Torwart dann „blöd“ aussieht, es ist auf jeden Fall legal und interessant zu sehen. Natürlich gilt für beides Seiten immer: Eine Kombination aus Spekulation und Variantenvielfalt. Man muss als Stürmer möglichst alles draufhaben und als Torwart ebenso für möglichst alles gerüstet sein.
Hier hat Nikolov richtig geahnt, dass Huntelaar die kurze Ecke anvisiert und hat den Weg beibehalten. Huntelaar konnte den Plan, großteils situationsbedingt, nicht mehr ändern. Natürlich in dem Sinne hier: 1:0 für den Torwart, was aber keineswegs als „Fehler“ von Huntelaar aufgefasst werden soll.
(Amanatidis wird eingeblendet in zivil) Ioannis Amanatidis, der Frankfurter Stürmer, heute wegen Muskelbeschwerden nur auf der Tribüne, war zur Pause ganz zufrieden, zumindest mit dem Spiel seiner Mannschaft.
Obacht, Manuel Neuer, denn da kommt der Kopfball von Marco Russ, die erste Torchance in der 47. Minute. Wieder nach Freistoß von Benjamin Köhler, der war heute nahezu für alle Standards bei den Gastgebern verantwortlich. Richtig plastisch, nicht wahr? „Obacht“ ist auch hübsch. Die sympathische Aufforderung an den Nationalkeeper. Nicht etwa, dass man denkt, da hat der Sprecher schon gewusst, was passieren würde? Außerdem klingt das „Obacht“ so: „Wenn du nicht gut aufpasst, dann gibt es nachher noch ein Tor. Und das wollen wir (Schalke Fans, oder was ist er?) doch alle nicht.“ Emotionslos ist es ohnehin.
Das einzige Element, was die Sprecher zur Spannungsmache einsetzen – das könnte man dann getrost als „versehentlich“ einstufen – ist das Anheben der Stimme in dem Moment, da der Abschluss erfolgt, vielleicht so lange, bis die Chance abgewendet ist. Im Torfall bleibt sie noch ein bisschen länger oben. Jedoch „gefaked“ wirkt ohnehin alles, da der Zuschauer ja das Wissen hat, dass der Reporter über jeglichen Ausgang, was sowohl Szene als auch Spiel betrifft, bereits informiert ist. Sprich also: Wenn der Zuschauer tatsächlich versehentlich Spannung empfinden sollte, weil der Sprecher den Ausgang des Spieles geschickt verheimlicht hat (was so gut wie nie gelingt), dann müsste man bereits das Gefühl haben, ihm „auf den Leim gegangen“ zu sein. Man wurde genasführt.
Klares Votum für spannende Live-Kommentare, die so viel Qualität haben (im Moment ist der zu überwindende Abstand in etwa so groß wie der zwischen der Niederschrift eines durchschnittlichen Drittklässlers und einem Roman von Hennig Mankell, aber man könnte das ja mal angehen – ohne damit Drittklässler herabwürdigen zu wollen…) , dass sie im Anschluss abgespielt werden könnten. Nur dieses Szenario würde den Zuschauer/hörer mit ins Geschehen hineinziehen können und ihm wahre Spannung vermitteln. Oder ist man der Ansicht, dass der Zuschauer eigentlich nur einen Klugscheißer hören und dazu eine Fehlerparade sehen möchte?
Die Szene war im Übrigen so: Ein Freistoß aus dem Halbfeld, 45 Meter Torentfernung. Jedoch haben sich gerade derartige Standards in den letzten Jahren dank Perfektionierung immer mehr zu einer äußerst gefährlichen Waffe entwickelt. Der Ball wird Richtung Tor geschlagen, so dass er, als Aufsetzer, nach Möglichkeit auch einschlagen könnte ohne jegliche Berührung. Dazu laufen möglichst viele Angreifer – dann logischerweise von Abwehrspielern begleitet – in diesen Ball hinein. Für den Torhüter wird es unendlich schwierig, da der Ball entweder gar nicht berührt wird oder vom Angreifer oder auch vom Abwehrspieler abgefälscht, verlängert, beschleunigt, was auch immer, wird. Wohin er zu reagieren hätte, ist also völlig offen, die verfügbare Reaktionszeit hingegen extrem kurz wegen der Tornähe. Dazu ist es für Torhüter fast unmöglich, sich einen Weg zum Ball durch die heranstürmende Spielertraube zu bahnen, abgesehen von der hohen Wahrscheinlichkeit, ihn gänzlich zu verfehlen.
Diese Variante hat in den letzten Jahren sehr zahlreiche Tore eingeleitet.
So geschieht es auch hier. Der Ball kommt perfekt oder auch nur “wie geplant” auf den hinteren Pfosten, Marco Russ steigt am höchsten (oder hat das beste timing; eine mögliche hier vorgeschlagene Perfektionierung: der beste Kopfballspieler wird von eigenen Spielern eingerahmt, damit er nicht am Sprung gehindert werden kann) und verlängert den Ball Richtung Tor. Neuer hätte keine Chance, aber der Ball geht hauchdünn am Tor vorbei.
Und die Eintracht machte jetzt richtig Druck.
Ja, das steigert so richtig das Spannungsempfinden. Es ist eine Szene, danach kommt die nächste. Einfacher, als eine Zusammenfassung nachzukommentieren geht gar nicht. Diese hier sind leider alle in den Sand gesetzt. Es ist eine Verallgemeinerung. Und somit nicht dienlich. Zur Szenenbeschreibung dient sie nicht. Und wenn man nun vier Torszenen nacheinander einspielt, allesamt mit den gleichen Trikots im Angriff, dann hat der Zuschauer sein Bild, ohne Beklugscheißerung.
Patrick Ochs. Altintop für Alexander Meier, und Manuel Neuer verhindert das erste Tor in dieser Partie. 66. Minute.
Wieder nur Spielernamen und keine Szenenbeschreibung. Entweder, er sieht wirklich nichts, was den Fußball interessant macht, (natürlich die nach so vielen vergeblichen Versuchen stark zu vermutende Variante) oder er möchte nichts sehen, geschweige denn, dem Zuschauer das Gesehen erhellen oder für Unterhaltung, Spannung sorgen. Jedenfalls wäre sein Platz, um im Bild zu bleiben, weder auf der Ersatzbank noch auf der Tribüne und auch nicht im Lazarett. Äh, was kommt dann noch?
„Doppelpassspiel über rechts. Ochs läuft die Linie runter, bekommt den Ball genau in den Lauf gespielt, drei Eintrachtspieler im Strafraum, gute Flanke, hinten kommt Altintop ran, gibt ihn über drei Meter auf den besser postierten Alexander Meier, der schießt direkt .. doch der platzierte Flachschuss ins linke Eck wird vom gut reagierenden Neuer abgewehrt. Eckball…“ So etwas käme gar nicht in Frage, nicht wahr, meine Herren?
Die Schalker hatten jetzt vor allen Dingen Probleme auf den Außenverteidigerpositionen, offensiv konnten sich die Frankfurter da immer wieder hervortun.
Es werden keine Spielszenen beschrieben – womöglich mit der fadenscheinigen Begründung, dass der Zuschauer „das doch alles selber sieht“. Ok. Man sollte jedoch unbedingt für eine gerechte Verteilung der Auswahl der Torszenen sorgen, natürlich den Spannungsgehalt im Vordergrund behaltend.
Falls man einmal explizit auf ein entstehendes verzerrtes Bild aufmerksam möchte, dann könnte man dies per Zusatzbemerkung begreiflich machen.
Wieder einmal betont wird als aktiver Teil derjenige, der Probleme hatte. Nämlich die Schalker. Was war mit den Frankfurtern? Die haben die großzügig verteilten Geschenke nur nicht angenommen? Frankfurt hat “passiv” profitiert von den “aktiv” Gelegenheiten anbietenden Schalkern?
Die alternative und logischerweise richtige Darstellung (die nur Trainer Magath in diesem Fall bei der Videoanalyse mit seinen Spielern kritisch darstellen dürfte speziell seinen Spielern gegenüber, indem er hier oder dort zeigt, wo sie noch dichter stehen müssten oder energischer hingehen, oder, gegebenenfalls sogar eigene taktische Defizite, Fehlanweisungen erkennt; dem Sprecher steht das nicht zu und er irrt zugleich) ist die, dass die Frankfurter hier irrsinnig schnell kombiniert haben, hellwach und brandgefährlich wirkten. Die guten Situationen haben sie sich, für den wahren Fachmann klar erkennbar, geschickt herausgespielt.
Außerdem ist es eine Verallgemeinerung, die, wie üblich, Spannung raubt. „hatten Probleme auf den Außenpositionen…“. Oder soll man nun fasziniert hinschauen wegen der ganzen Probleme, welche die Schalker hatten? Ja, das macht Spaß. Und überhaupt…
Joel Matip, eingewechselt für Jurado, sieht da alles andere als gut aus, Ballverlust,
Na, wunderbar. Wieder einmal findet nur der negative Anteil an einer Szene Erwähnung.
Die Frankfurter spielen Pressing. Es war zu allen Zeiten und in allen Spielklassen so, dass es passieren kann, dass eine Mannschaft unter Druck gerät und ihr Spiel nicht mehr aufziehen kann. Man mag auf dem Platz rätseln, wie man will, woran es nun liegt, am Faktum ändert dies nicht viel. Nun gilt es, wenigstens keinen Treffer zu kassieren.
Die Trainer andererseits, die Toptrainer in den höchsten Ligen, wissen sehr wohl, dass es dieses Phänomen gibt. Jedoch glauben sie einerseits an die Stärken ihrer Spieler, andererseits wollen sie einen Spielstil etablieren, verbessern. Vielleicht ist man irgendwann selber derjenige, der häufiger den Gegner derart unter Druck setzen kann aufgrund der anwachsenden spielerischen Möglichkeiten? Der Fußball entwickelt sich weiter, dass die allgemeine Aussage.
Kurzum: Die Trainer in den höchsten Ligen versuchen, ihren Spielern beizubringen, möglichst oft, am besten immer, nach einer spielerischen Lösung zu suchen. Es gibt die Situationen, da es unmöglich ist, wo man den Ball, in der Sportlersprache, auch mal „auf die Tribüne kloppen” muss. Aber sie wollen es nicht sehen (müssen), so selten wie möglich. Die Spieler befolgen das und trauen es sich zu. Suche die spielerische Lösung, halte den Ball in den Reihen.
Zur Szene selber: Man dürfte einem jungen Spieler wie Matip, der grad erst eingewechselt ist und dazu die vom Druck des Gegners und vom in den Knochen steckenden Mittwochspiel nachlassenden Kräfte der Mitspieler auf dem Platz noch nicht bemerkt hat, zugestehen, sich erst einmal ins Spiel einzufügen. Jedenfalls sucht er auf dem linken Außenverteidigerposten die spielerische Lösung, was sein Trainer sicher mehr als einmal von ihm forderte. Es ist schon möglich, dass es hier erforderlich war, den Ball weg zu dreschen, möglicherweise hatte er für den Bruchteil einer Sekunde die Gelegenheit dazu – eine Garantie für Erfolg und Anerkennung, vor allem von Reporterseite, gibt es nicht – jedoch erhält er den Ball eher „zufällig“, da er von einem anderen klärenden Abwehrspieler zu ihm rollt, es also kein geplantes Zuspiel war. Die Frankfurter setzen sehr energisch nach und erobern den Ball zurück.
„Alles andere als gut“ ist hier im weiten Rund nur ein einziger. Und der macht sich bedauerlicherweise am weitesten hörbar.
Ochs mit dem guten Auge für Halil Altintop, und warum er den nicht im Tor untergebracht hat, darüber wird Halil Altintop heute Abend wohl noch einige Stunden nachdenken. Den muss er einfach machen nach dem maßgerechten Zuspiel von Patrick Ochs, und an der Seitenlinie sah das Eintracht-Coach Michael Skibbe, gebürtiger Gelsenkirchener, auch nicht anders.
Wie immer: Viel Drumrum, keine Szenenbeschreibung. Es geht sogar los mit der Anerkennung des „guten Auges“. Jedoch wird dann die Fehlleistung hervorgehoben, wie immer emotionslos, rücksichtslos, anteilnahmslos und – wie noch mehr üblich — falsch. „Den muss er machen“ gibt es gar nicht. Sicher, man sagt es hier oder da, vielleicht sogar der Spieler selber oder auch der Trainer zu ihm. Aber meinen tut man es nicht, zumindest keiner außer dem Reporter. Es war eine tolle Chance, gut herausgespielt. Das, was wir sehen wollen, Genau so. Mal mit dem Einschlag mal mit dem erstaunlichen Verpassen – und der eingefangenen Tragik oder Verzweiflung.
In dieser Szene ist die Chance zwar recht groß, jedoch ist das Fehlurteil seitens des Berichterstatters hier vor allem daran festzumachen, dass Altintop sofort nach Verpassen der Chance aufsteht und zurückläuft. Er bleibt weder am Boden liegen um sich den Kopf verzweifelt zu halten, noch sieht man auch nur das leiseste Kopfschütteln beim Zurücklaufen. Dies deutet an, dass er sehr wohl um die Schwierigkeiten des Verwertens der Torchance wusste und höchstwahrscheinlich gar nicht, sicher aber nicht mehrere Stunden, darüber nachdenkt am selben Abend.
Die Szene ist so: Nach der Balleroberung gegen Matip durch sehr entschlossenes Einsteigen kommt Ochs, für den Moment unbewacht, an den Ball. Seine ganz scharfe, flache Hereingabe geht tatsächlich durch auf den hinteren Pfosten. Die Absicht des Flankengebers ist es zu 100%, für Torgefahr zu sorgen. Welche Variante dazu die situationsbedingt günstigste ist, vermag er nur in Bruchteilen von Sekunden abzuwägen, dies geschieht viel eher intuitiv. Man erkennt aber in der Szene, dass er den Kopf kurz hochnimmt – genau dafür reicht die Zeit – und möglicherweise wirklich den am langen Pfosten heranstürmenden Altintop im Augenwinkel erkennt – Klasse wäre das.
Altintop rauscht nun in vollem Tempo heran. Es wirft sich aber bereits ein Gegenspieler in den Weg, dazu stürzt sich bereits der Torhüter eilends in diese Ecke. Der Raum, den er hat ist extrem klein, die Zeit noch viel kürzer. Hingegen ist die Torentfernung gering, dies suggeriert wohl ein besonderes Anwachsen der Größe der Chance. Dazu sollte man dennoch seine eigene volle Geschwindigkeit beachten, mit der er zwar den Ball erreicht, diese aber einer perfekten Ballkontrolle hinderlich im Wege steht. Der Ball geht über das Tor. Für Menschen, die sich mit Wahrscheinlichkeiten beschäftigen, hier eine Einschätzung: Die Größe der Torchance (wobei man hier gerne immer nach einem Zeitpunkt fragen dürfte, nur zur Erhöhung der Komplexität; bei der Flanke, beim Abschluss?) lag bei maximal 50%. Es ist also mindestens „normal“, den Ball nicht unterzubringen. Die Vielzahl der verpassten Möglichkeiten von vergleichbarer Größe lassen natürlich das Urteil, „unglücklich für Frankfurt“, in der Summe sehr locker zu, auf das gesamte Spiel bezogen.
Die Frankfurter hatten jetzt ne richtig starke Phase, setzten die Schalker unter Druck. Wieder Meier auf Theofanis Gekas, der Instinktfußballer, sieben Mal hat er schon getroffen in dieser Saison, hier zögert er zu lang und am Ende wurde der Winkel zu spitz.
Das ist so herrlich, wenn schon wieder jemand „zögert“, noch dazu „zu lange“. Das ist mit das größte Fehlurteil hier im ganzen Spiel. Das „Zögern“ soll wohl andeuten, er könnte die Pille einfach so reinhämmern, wann es ihm beliebte. Er dachte, sozusagen vom Reporter angedichtet: „Na, mach ich ihn gleich oder mache ich ihn später. Soll ich den Keeper vielleicht zwischendurch noch fragen, wohin er ihn gerne hätte?“
All dies ist nicht im Entferntesten richtig, am wenigsten das „zu lange zögern“.
Hier die Szene: Ein langer Ball aus der eigenen Hälfte heraus kommt hoch, exakt auf den kurz vorm Strafraum stehenden Meier. Der nimmt den Ball klasse mit der Brust in den Lauf mit, Richtung Schalker Tor, allein dies schon eine heraus stechende Meisterleistung, die im Reporterlabereinheitsbrei untergeht.
Egal, weiter:
Man sieht genau, wie sich Gekas in dem Moment vom Gegenspieler löst und sich drei, vier Meter Abstand verschafft. Er deutet, ruft, Meier weiß, wo er steht, Meier dringt in den Strafraum ein und bekommt den Ball an zwei Gegenspielern vorbei Richtung Gekas, aber eben nicht ganz perfekt, aufgrund der Bedrängnis. Neuer stürzt Gekas entgegen, Gekas käme zwar heran, aber Neuer ist nur einen Meter von ihm entfernt, was einen sehr ungünstigen Winkel für einen Direktschuss bedeuten würde, Gekas lässt den Ball laufen, aber Neuer ist nicht umsonst Nationaltorwart, er weiß genau, wie er das zu verteidigen hat, läuft mit Gekas mit Richtung hinterem Pfosten, die Chance zum Abschluss ergibt sich zu keinem Zeitpunkt sehr günstig. Der Ball rollt unberührt weiter, Gekas könnte nun, könnte jetzt, aber er lauert, ob er irgendwann den Moment findet, wo er ihn vorbei bekommt. Es gibt ihn nicht, jedoch kurz vor Erreichen des Torraumecks entschließt er sich, notgedrungen, zum Abschluss, der weiterhin vom glänzend reagierenden Neuer abgedeckt wird.
Fehlleistung? Hüben nicht und drüben nicht. Zögern? Sollte nur der Programmchef nicht mit der Entlassung des Labersacks.
Gesehen hätte man: Fußball der Extraklasse. In allen Facetten, die unter anderem auch das Beobachten und Erkennen von Defensivleistungen bedeutet. Verdient hätte der Zuschauer einen Sprecher von Format…
90. Minute. Der eingewechselte Martin Fenin gegen Christoph Metzelder, der wird da getunnelt, und überlaufen, und dann hat Köhler das 1:0 auf dem Fuß aber irgendwie wollte das Tor nicht fallen.
Auch nicht wahr. Das meiste zumindest. „Wird da getunnelt“ ist schon wieder so abfällig, na gut, sei es drum. Fenin macht es klasse, spielt Metzelder aus, bedient Köhler am kurzen Pfosten, jedoch ist die Torentfernung und der Winkel bei weitem nicht so günstig, dass man von „höchster Gefahr“ sprechen könnte, geschweige denn von einem „auf dem Fuß haben“: Wenn überhaupt macht Benjamin Köhler das meiste daraus, indem er den Ball wirklich so weit super trifft, dass, wenn er überhaupt reingehen kann, dann so. Es ist kein „auf dem Fuß haben“, was somit durch das Verpassen dessen schon wieder eine Mangelhaftigkeit andeutet, die es weit und breit nicht gab, sondern es ist eine klasse Aktion, die einmal mehr aufzeigen konnte, was die Jungs da unten alles drauf haben.
Triff du Quasselkopp den Ball mal so! „Naa, I red bloß drüber.“ Ergänzend: „ Ahnung habe ich keine. Wozu auch?“
Schalke ohne Torchance im zweiten Durchgang. Torschussverhältnis in der zweiten Halbzeit 10:0 für die Eintracht, und trotzdem reicht es nur zum torlosen Remis. Jens Westen hat im Frankfurter Lager Stimmen gesammelt.
Auch in der Zusammenfassung gelingt es ihm nicht, zu sagen, dass irgendetwas Gutes dabei war. 10:0 Torchancen, aber es reicht halt nicht. An sich müsste man neutral sein. Was immer auch rauskommt hat gereicht, nämlich genau zu dem eingetretenen Ergebnis. Dies gilt für beide Mannschaften. Eine davon hat vielleicht mehr Anlass, zufrieden zu sein, eine weniger. Dies kann sehr wohl mit dem Spielverlauf zusammenhängen, aber auch mit längerfristigen Zielen. Jedenfalls „nicht reichen“ müsste der Frankfurter Fan sagen. „Trotz Chancennachteilen reichte es zu einem Remis für die Schalker.“ Das wäre die Möglichkeit, es positiv auszudrücken. Angebracht ist beides nicht.
Es war ein tolles, mitreißendes Spiel, wie man nicht zuletzt den Zuschauerreaktionen im Stadion entnehmen konnte. Bundesligafußball „at it´s best“. Fußballerherz (neutrales), was willst du mehr? Bei diesem Spiel fehlten vielleicht die Tore, was aber für eine Zusammenfassung nicht mal eine Rolle spielt. Es gab jede Menge spannender, interessanter und vor allem exzellenter herausgespielter Situationen. Es reichte oder es reichte nicht? Das ginge nur, wenn man eine feste Perspektive eingenommen hätte, wie zuvor erwähnt, bei einem Spiel von einem deutschen Team gegen ein ausländisches Team zum Beispiel. Als Reporter dürfte man sich zwar in Ausnahmefällen auch zu einer Anhängerschaft bekennen, jedoch müsste die dann vorab deutlich sein, aber es schickte sich selbst dann für eine Zusammenfassung immer noch nicht. “Neutral” wäre gefragt. Und “es reichte nicht” ist nicht neutral. Für die reichte es nicht, für die anderen doch. Also: unangebracht.
(Halil Altintop im Interview) Wir haben gezeigt, dass wir ne gute Truppe haben, wir haben uns sehr, sehr gut vorbereitet, demnach haben die Schalker auch keine Chance gehabt, und klar hat man gesehen, dass es hier und da bei denen noch nicht viel funktioniert, aber wir schauen nur auf uns und schade dass wir die gute Leistung heute nicht mit drei Punkten krönen konnten.
Genau so ist es gut erklärt. Schade, dass sie die Leistung nicht mit drei Punkten krönen konnten. Selbst wenn dies ein Frankfurter sagt, der damit in punkto Objektivität eigentlich ausfällt, hätte dieses Spielurteil auch einem Kommentatoren gut zu Gesicht gestanden. Weil man tatsächlich, wenn man diese Vielzahl von Chancen, allein aus Gründen des Gerechtigkeitsempfindens insoweit die Neutralität verlassen darf, dass man ein Bedauern ausspricht. Das schadet niemandem.
Dazu die Erwähnung des „wir schauen nur auf uns“. Eine sehr schöne Weisheit, die sehr oft gehört wird, nichtsdestoweniger sowohl viel mehr nützliche Wahrheit enthält als auch genauso regelmäßig von den Berichterstattern „überhört“ wird. Es soll immer von Saisonzielen die Rede sein oder Leistungen ins Verhältnis gesetzt werden, was auch immer. Die Wahrheit: Jeder schaut am besten auf sich, schaut von Spiel zu Spiel und sieht zu, dass am Ende möglichst viele Punkte dabei herausspringen.
(Patrick Ochs danach) Aufgrund der zweiten Halbzeit, da haben wir richtig viele Chancen gehabt, und, ich glaube, Schalke hat kein einziges Mal aufs Tor geschossen in der zweiten Halbzeit, normalerweise hätten wir gewinnen müssen, aber so isses nun mal, mit nem Punkt sind wir auch zufrieden, alles ok.
Man sieht einen strahlenden Patrick Ochs und jubelnde Fans auf den Tribünen. Alle sind eigentlich zufrieden, weil sie eben ein überragendes Spiel gemacht haben. Die Sensibilität und das Wahrnehmungsvermögen eines inländischen Reporters reicht für so etwas nicht aus, wie man feststellen muss. Patrick Ochs fasst das zusammen, was er, Fans, Mitspieler und Trainer fühlen. Heute war alles schick. Mit solchen Leistungen kann man, bei Wiederholung, weit nach oben schauen.
(Frage von Jens Westen an Patrick Ochs:) Hätte ich gar nicht gedacht, weil die Frankfurter so überlegen waren in der zweiten Hälfte?
Dies nicht erkennend, auch nicht das einfach nur strahlende Gesicht, soll ihm eine Unzufriedenheit eingeredet werden.
(Patrick Ochs: ) Ja, auf jeden Fall, wir hätten gern die drei Punkte gehabt hier, manchmal ist es einfach so, dass das Quäntchen Glück fehlt, und dann muss man auch mit nem Punkt zufrieden sein. Ich glaube ebend, gegen Freiburg hier daheim, da war es ähnlich gewesen, oder, zumindest n bisschen ausgeglichener, und da ham die uns in der letzten Minute das Tor gemacht, und keiner hats mehr verstanden, und so, ein Punkt ist ok.
(nächste Frage von Jens Westen: ) Das ist aber sehr bescheiden.
Insistieren auf die Unzufriedenheit. Ihr müsst doch aber…?
(Patrick Ochs: ) Ja, sehr bescheiden, was solln wir machen. Immer kleine Brötchen backen, und immer weiter arbeiten. (lachend)
Perfekte Bescheidenheit eines glücklichen Menschen. Tolle Leistung, weiter so, mögen die Brötchen auch klein sein. Wenn es immer so liefe, würden es irgendwann vielleicht Bäume werden und die können dann schon mal in den Himmel wachsen. Davon reden muss man nicht. Arbeiten ist immer gut.
(Tom Bayer übernimmt wieder)
Ja, kleine Brötchen backen müssen auch die Schalker nach dem glücklichen Remis, erstmals bleiben sie immerhin ohne Gegentor, und Michael Skibbes Team spielt erstmals in dieser Saison Unentschieden.
(Jan Henkel aus dem Studio)
Ja, ham wir da eben son leichtes Schmunzeln gesehn beim Ex-Schalker Halil Altintop, als er sagte, man hat gesehen, dass bei denen noch nicht all zu viel funktioniert?
Jedenfalls keine Tore trotz guter Offensivqualität. Wir hams ja vorher gezeigt, Gekas sieben Tore, Huntelaar fünf Tore und auch Europas Toptorschütze mit 70 Europa-Cup-Treffern, Raul, alle keine Treffer. Das lag auch mit daran, Sie hams ja schon von Tom Bayer gehört, an der Statistik der zweiten Hälfte, was die Torschüsse betrifft, und ich gehe mal davon aus, damit konfrontiert auch Jens Westen den Schalker Trainer. Hier darf man ruhig dem jungen Mann gegenüber etwas nachsichtig sein. Einen ganz richtigen Plan hat er wohl nicht gehabt, was er sagen wollte?
(Jens Westen eingeblendet mit Felix Magath; erste Frage Jens Westen)
Eine Statistik für Sie Herr Magath, aus der zweiten Hälfte. Frankfurt Torschüsse zehn, Schalke null. Was sagt das über das Spiel Ihrer Mannschaft aus heute?
Eine konkrete Frage. Eine sehr konkrete. Aber eher eine Suggestivfrage. „Wir waren abgrundtief schlecht“ soll als Antwort entlockt werden und wäre die einzige Möglichkeit, den Frager „mundtot“ zu machen. Eigentlich steckt in der Frage bereits die Antwort – für Magath gibt es “kein Entrinnen”.
Normal wäre dies, wenn man schon die Chance hat, einen großen Trainer vor das Mikrofon zu bekommen: „Herr Magath, sagen Sie uns bitte Ihre Einschätzung von dem heutigen Spiel.“ Das wäre respektvoll. Und weit darüber hinaus geht der Aspekt, dass man so die größte Chance hätte, etwas Sinnvolles herauszubekommen. Dies scheint aber nicht das Ziel zu sein.
In Gedanken müsste das Ziel des aufsässigen, sich in den Vordergrund spielenden Neunmalkugs ausformuliert wohl etwa so aussehen: „Was herausgekommen ist, wissen wir doch alle. Und gesehen hat doch jeder, dass Schalke unterirdisch war. Daran können auch schöne Trainerworte nichts ändern. Nun werde ich mal sehen, wie ich den Trainer hier in die Bredouille bringe. Hehe, der kann sich auf ne schöne Abreibung gefasst. machen.“
(Felix Magath antwortet: )
Das sagt jetzt auf jeden Fall aus, dass Sie die erste Halbzeit nicht beurteilen wollen, sondern nur die zweite. Wenn Sie mir jetzt noch sagen könnten: Wie war denn dieses Verhältnis in der ersten Halbzeit?
Durch den Effekt der Dummdreistigkeit der Frage kann man bereits nicht mehr damit rechnen, dass man Bereitwilligkeit und damit ein Plaudern, welches den Zuschauer (wer interessiert sich bei Sky schon für den Zuschauer?) interessieren könnte, herauskitzeln kann. Das Scharmützel ist eröffnet.
(Jens Westen: )
Das war ausgeglichen, was die Chancen anbelangt. In Zahlen sieben Torschüsse Frankfurt, Schalke fünf. Trotzdem ist die zweite Hälfte ja eklatant, Ich will gar nicht verschweigen, dass das Spiel in der ersten Hälfte ausgeglichen war.
Immerhin sind die Kanonen so weit scharf gestellt, das sich der Naseweis die Statistik vorher besorgt hat. Sonst käme es gleich zum Showdown. Immerhin, da Frankfurt auch da vorne lag, werden die Argumente knapper. Dennoch zeigt auch der Frager minimal Wirkung.
(Felix Magath antwortet: )
Gut, dann kann man sagen, dass wir in der zweiten Halbzeit unter Druck gekommen sind, dass wir uns schlecht gewehrt haben, nicht mehr richtig hinten rausgegangen sind, zu wenig nach vorne getan haben, und deswegen auch unter Druck waren, und letztendlich ein glückliches Unentschieden hier geholt haben.
Diese Art der ausweichenden Antwort ist zwar absolut richtig, jedoch deckt sie nicht das auf, was einen Zuschauer interessieren würde. Die Frage wäre, ob man mit einer geschickteren, oben angedeuteten Fragetechnik nicht doch etwas herausbekäme, was nicht völlig „reingewaschen“ ist?
Ein freundschaftliches Gespräch sähe jedenfalls anders aus. So trifft der Begriff, der nicht nur optisch deutlich wurde: „Zugeknöpft.“
(Jens Westen: )
Und wie sehen Sie es dann insgesamt über die 90 Minuten? Sie wollten ja doch mit aller Macht die Wende schaffen zum Guten und unten rauskommen. Sie treten ja auf der Stelle, was die Tabelle anbelangt.
Ja, die wahren, die wirklich wahren Experten die kennen genau zwei Dinge: Aktuelle Ergebnisse und die Tabellenstände. Hingegen haben sie mit Spielverläufen, Leistungsunterschieden, Qualitätsmerkmalen und vor allem Spannung und Dramatik nichts am Hut.
(Felix Magath: )
Was die Tabelle angeht, aber wir haben, und das haben Sie ja vor der Partie auch gesagt, bisher nicht zu null gespielt aber jetzt das erste Mal zu null gespielt, wenn auch mit etwas Glück, aber das haben wir ja auch die ganz Zeit nicht gehabt, von daher ist das schon ein Schritt vorwärts. Wir haben gesehen, dass wir uns nach einem Champions League Spiel doch sehr schwer tun, weil wir doch sehr viel in die Champions League investieren, und müssen jetzt diesem eben Rechnung tragen, und zusehen, dass wir die Punkte vorher machen.
Er erwähnt bereits die Champions League, was natürlich absolut richtig ist und schon in ganz Europa vielen vermeintlichen Topteams weit mehr Sorgen im Ligaalltag verschafft hat – bis hin zu Abstiegen, weil diese eben genau den Spagat nicht hinbekommen haben. Dennoch setzt er sich damit weiter gehenden Fragen nach „Ausredensuche“ aus.
(Jens Westen: )
Also, es hört sich an, als ob Sie es optimistisch sehen, und die Sicherheit, die Sie erkannt haben, am Mittwoch, war die heute auch da, so, wie Sie sich das gewünscht haben?
Saublöde Frage. Er führt ein privates Rededuell anstatt den Versuch zu unternehmen, einem wahren und zertifizierten Experten ein paar Feinheiten zu entlocken. Außerdem wieder suggestiv gestellt. Man möchte ein „nein“ hören, herausfordern, er denkt wohl auf diese Art etwa: „So kann er mir aber nicht entrinnen.“
(Felix Magath: )
Also die Unsicherheit war heute kein Argument für diese Partie oder für die zweite Halbzeit, sondern da haben wir uns zu wenig zugetraut, und vielleicht war das von mir aus das verkehrte Signal, dass ich am Donnerstagmorgen kein Training gemacht habe.
Dennoch ist Magath sogar bereit – sicher ist er auch bis zu einem gewissen Grade Selbstdarsteller – einen Fehler einzuräumen. Dass er ihm über den Mund fährt mit dem „Die Unsicherheit war es nicht“ macht den Frager kein bisschen kleinlaut.
(Jens Westen: )
Also nächste Woche jeden Tag Training. Jetzt habe ich Sie aber erwischt.
(Felix Magath: )
Nein, aber am Tag nach nem Spiel werden wir wieder trainieren.
(Jens Westen: )
Also morgen Training auf Schalke. Danke Herr Magath. Zurück nach München.
Er muss das letzte Wort haben. Es ist sogar so, dass die Kamera auf ihn gerichtet ist, Wer will denn diesen Mann sehen, welche Bedeutung hat er? Magath schleicht im Hintergrund weg, weil ihm das Wort abgeschnitten wurde. Schulter zuckend. Selbst wenn sich der Mann durch das schlichte Mikro wegreißen und letzte Wort haben irgendwie als „Sieger“ präsentiert: Es war hundsmiserabel. Blödsinn ist es auch, was er sagt am Schluss, denn Magath meinte natürlich die Tage nach der Champions League. Selbst wenn nicht wäre es ganz schlechter Stil. Die vermeintliche Augenhöhe, auf der er hier reden möchte wird er in hundert Jahren und mit Plateausohlen nicht erklimmen. Nicht einmal die Höhe, um das Wasser reichen zu können.
(Jan Henkel, Studio München)
Da nickt er, im Hintergrund.
Irrtum, er zuckt mit den Schultern und lächelt süffisant, Beim nächsten Interview wird er diesem Hirsel jedenfalls noch weniger preisgeben. Wenn sie sich nun so toll vorkommen? Für die Einschaltquoten ist Magath jedenfalls nicht verantwortlich…
Also weiter arbeiten, arbeiten, arbeiten, das Motto von Felix Magath, er zieht das Positive raus, stellt es positiv dar, obwohl die Statistik war ja eindeutig gerade, was die zweite Hälfte betrifft.
Es ist das fünfte 0:0 in dieser Saison, das ist relativ wenig, drei davon übrigens die Bayern.
- Borussia Mönchengladbach – Werder Bremen
Und drei Spieler fehlten heute Borussia Mönchengladbach beim Spiel zu Hause gegen Werder Bremen. Und alle drei, das ist das besondere daran, mit glatt Rot. Da ham wir nämlich die Spieler. (Die drei werden eingeblendet, mit einem Schiri davor, mit roter Karte in der Hand)
Arango, Brouwers und Schachten. Das sind die drei. Und alle drei, wie gesagt, mit glatt Rot nicht dabei. Trotzdem, Michael Frontzeck heute löst das ganze offensiv, Angriff ist die beste Verteidigung, mit vier offensiven vorne, das ist schon ordentlich.
Aber, bei den Bremern auf der anderen Seite, dort unter der Woche, die haben 1:1 gespielt in der Champions League, gegen Enschede, und die entscheidende Szene aber, die son kleinen Schock-Charakter hatte, war diese hier von Tim Wiese, (die Szene, in welcher sich Tim Wiese verletzte wird eingespielt) kein Gegner dabei. Hintergrund: Tim Wiese, hat ja schon zwei Kreuzbandrisse bisher in seiner Karriere gehabt, da, das rechte Knie, er wurde dann rausgetragen, ausgewechselt, und Gott sei Dank, die Untersuchungen ergaben, es ist nichts gerissen, sondern eine Innenbanddehnung, zehn Tage Pause, drei Tage sind schon vorbei, also Tim Wiese wird noch eine Woche ungefähr fehlen.
Dementsprechend, heute, im Tor, Martin Groß, nicht die Nummer zwei, sondern die Nummer drei der Bremer.
(Martin Groß mit Bildern vom Spiel)
Weil nämlich auch die Nummer zwei verletzt ist, Christian Vander, deswegen kam der 21-jährige Sebastian Mielitz zu seinem dritten Bundesliga-Einsatz, dem Igor de Carmago ordentlich einheizen sollte, der Mann von Standard Lüttich gekommen, kam zu seinem ersten Startelf Einsatz bei Borussia Mönchengladbach, nach langer Verletzungszeit.
Das Spiel begann rasant. Marin mit gutem Antritt gegen Bradley, was kaum zu erkennen war, Bradley foulte Marin, hier zu sehen, mit dem linken Knie bleibt er am rechten Fuß von Marin hängen.
Schön, wenn eine Zeitlupe kommt. Erforderlich war diese ganz sicher nicht. Für Zuschauer und Schiedsrichter eine einfache Entscheidung. Marin ist vorbei und fällt. Was sollte ihn dazu veranlassen außer ein Foulspiel? Er war doch rum?
Günter Perl, der Schiedsrichter, der eine exzellente Leistung bot übrigens, hatte alles richtig gesehen, Freistoß für Gladbach (Sprechfehler; Werder hatte ihn) in der fünften Minute und der ist drin!
Das wieder die ultimative und maximale Dramatik, die man hier erwarten kann. Freistoß in der Minute – und der ist drin. Wahnsinn, wie der Mann abgeht! Da springt man doch gleich aus dem Sessel, wenn man das hört!
1:0 für Werder Bremen durch den Mann, den Thomas Schaaf deswegen aufgestellt hatte, oder auch deswegen, weil er in Gladbach gespielt hat. Extra Motivationsschub für Marko Marin, der das Glück hat, dass der Ball durch alle hindurchrollt, Logan Bailly geschlagen.
Absolut unbegreiflich, was der Sprecher hier leistet. Die Szene muss man einfach mal genauer beschreiben, wie es ein Reporter tun sollte:
„Freistoß an der linken Außenlinie, Halbfeldposition, Marin tritt ihn, scharf vors Tor, 10, 12 Spieler gehen zum Ball, die Bremer laufen hinein, Mertesacker mit der Fußspitze dran, verlängert ins lange Eck. Keine Chance für den Keeper, der mit allem zu rechnen hätte. Diese Freistoßvariante in der Version ´gut ausgeführt´ ist für alle Torhüter ein Alptraum.“
Danach läuft Mertesacker zurück, jubelnd, wird groß eingeblendet, ohne jegliche Mit- oder Gegenspieler. Der Sprecher erzählt seine Geschichte von Marin, während welcher man aufgrund des ungenannten Namens und der Einblendung von Mertesacker sich zwangsläufig die Frage stellt, in welchem Jugendalter denn Merte nun bei Gladbach gewesen sein sollte? Und selbst bei der „Auflösung“, als er den Namen Marin als Torschützen nennt, der Zuschauer noch immer längst nicht verstehen kann, wovon er eigentlich reden könnte?!
Nun, kleinere Pannen mögen ja hier oder da passieren, nur bleiben an dieser Szene folgende Fragen dringend aufklärungsbedürftig (wobei hier Lösungsvorschläge gemacht werden können):
Wenn tatsächlich Marin zum Torschützen erklärt wurde, dann müsste dem Zuschauer der jubelnde Mertesacker ja zumindest erklärt werden. Vielleicht gar die Anregung liefern, für die Offiziellen den Torschützen noch einmal genauer zu prüfen. Denn sofort einsichtig ist, dass Mertesacker kein Torjäger ist, der an Treffern gemessen wird und dazu noch als untadeliger Sportsmann und Nationalspieler bekannt, eine Sonderstellung und Sonderbehandlung verdient hätte. Wenn er sich feiern lässt, derartig jubelt, dann liegt die Vermutung sehr nahe, dass der erste optische Eindruck, dass er den Ball verlängert hat, nicht getäuscht hat. Dieser Sache wäre dringend nachzugehen, zumindest von Reporterseite angesprochen, da man den Zuschauer ja nicht so im Dunkeln tappen lassen kann.
Nun hier die Suche nach Erklärungen: Die Offiziellen mögen sich hinter gewissen praxisfernen Klauseln verstecken. Hier ist das Angebot für die Spielszene: Die Berührung von Mertesacker mag stattgefunden haben oder nicht, damit beschäftigt man sich aber nicht weiter, da die Flugbahn des Balles keine Richtungsänderung erfuhr. Dies ist zwar sehr wohl zu beobachten, jedoch ist es genau diese Entscheidung, die nach hier vertretener Ansicht Mertesacker bewusst, wenn auch in Bruchteilen von Sekunden, und damit gerne wieder instinktiv, trifft. „Ich komme ran an den Ball, ich könnte ihn hierhin oder dorthin verlängern, nein, da passt er am besten.“ So in etwa die Rückenmarksüberlegung des Per Mertesacker. Da der Torhüter im gleichen Moment erspürt, dass der an den Ball gelangende Spieler jede beliebige Richtung wählen könnte – kleines, unerwähntes Detail hier: Mertesacker ist bereits am Ball vorbei bei der Berührung, steht also mit dem Rücken zum Tor –, und er deshalb ziemlich paralysiert ist. Die Tordistanz ist zu nahe, um zu reagieren. Falls niemand berührt hätte und der Torwart entsprechend darauf gefasst gewesen wäre, hätte er den Ball vermutlich spielend leicht aus dem Toreck gekratzt.
Zusammengefasst dies: Die eingeforderte Richtungsänderung seitens der Regeloffiziellen mag dann einen Sinn machen, wenn von versehentlichem Abfälschen die Rede ist. Dies ist hier nicht der Fall. Torschütze: Mertesacker.
Dass er darüber nicht diskutierte zeigt in besonderem Maße auf, welchen Menschenschlages er ist: Er gönnt seinem Mitspieler Marko Marin das Tor, da dieser als Angriffsspieler wesentlich mehr an Toren gemessen wird.
Dringend aufgeklärt werden hätte die Szene allemal müssen. Wenn einem Sprecher das mal entgeht, dass dort der falsche Spieler jubelt, muss doch irgendein anderer das registrieren oder es später im Studio aufgeklärt werden.
Abgesehen davon: Einen Spannungsmoment stellte auch eine solch besondere Situation dar, die einem Journalisten immer willkommen sein sollte.
Nun ja, weitere Chance verpasst. Stattdessen viel, viel Unsinn verzapft.
Aber Gladbach mit Idrissou kam sehr schnell vor das Tor von Mielitz, erste Möglichkeit für die Gastgeber durch Torben Marx.
Nix, wieder keine Beschreibung der Szene. Anstatt „Sie kamen schnell vor das Tor“ – was interpretierbar wäre als „mehrfach“ oder „nur in diesem Moment“ – hätte man ruhig die Szene beschreiben können. Plastisch ist es jedenfalls nicht. Idrissou flankte den Ball nach innen, jedoch zog er ihn eher flach an die Strafraumgrenze zurück. Die Bremer waren einen Moment verwirrt (Absicht bei der Flanke?). de Camargo erreicht als erster an der Strafraumgrenze den Ball, sieht den in Schussposition hinter ihm befindlichen Torben Marx, legt ihm den Ball wohl getimt auf und der platzierte und harte Flachschuss streicht so haarscharf vorbei, dass sich Marx selbiges rauft.
Die ehemaligen Weltmeister (Vogts und Bonhof werden auf der Tribüne gezeigt) von 74, Rainer Bonhof und Berti Vogts sahen ein sehr gutes Bundesligaspiel, mit unglaublich viel Tempo, mit viel Offensivgeist und mit zögerlicher Defensive. Wesley, zwei null Werder.
So viel Ernüchterung nach so viel gespielter Begeisterung. Die Verallgemeinerung könnte man an sich, vor allem, da positiv, locker durchgehen lassen. Jedoch nicht, wenn währenddessen eine spannende, sogar zu einem Tor führende Szene abläuft. Am schlimmsten ist aber definitiv der „Anti-Climax“ mit der „zögerlichen Defensive. Insbesondere, da es natürlich nicht stimmt, aber selbst wenn es stimmte, raubte es einem die Freude. Jedem, der sich einfach an gelungenen Aktionen — zu denen definitiv ein erfolgreicher Torabschluss gehört — erfreuen möchte und der vor allem nicht parteiisch ist. Der Sprecher müsste in diesem Moment bei der Sendung „Alle Spiele – alle Tore“ davon ausgehen, dass der überwiegende Teil neutral ist, diesen Spaß haben möchte und ihn sich nicht durch Miesmacherei verleiden lassen möchte. „Zögerlich“ war gar keiner. Um das zu erkennen müsste man jedoch mehr erlernen, als im Floskelbuch mit dem Finger zufällig auf einen Spruch zu deuten und diesen dann abzulesen. Man bräuchte ein klein wenig davon: Fußballverstand.
Die Szene wird sofort eigenhändig erläutert, jedoch soll hier das kunstvolle plastisch machen des Kommentators vorangestellt werden.
Da waren grade mal zwölf Minuten gespielt. Bailly konnte nur noch den Kopf schütteln, denn es kamen mehrere Dinge unglücklich zusammen.
Immerhin scheint die Einsicht zu bestehen, dass es doch Elemente wie „Glück“ oder „Pech“ gibt? Bailly schüttelt jedenfalls den Kopf, weil es unglücklich war. Das stimmt (wohl).
(Die Wiederholung des Tores)
Zunächst mal kann Wesley den Ball über 30, 40, 50 Meter treiben, Marx geht weg, und in dem Moment, wo Anderson sich entschließt, da rauf zu gehen, lenkt er ihn auch noch unglücklich ab, Bailly zwar noch dran, aber zum zweiten Mal geschlagen. Das war der zweite Torschuss von Werder, mit der Folge, dass schon nach 20 Minuten Gladbacher Fans pfiffen.
Richtig ist, dass Wesley den Ball ab der Mittellinie weit in die gegnerische Hälfte treibt. Richtig ist auch, dass man die Vorgeschichte bei einer Torwiederholung nicht all zu lang gestalten sollte. Jedoch wäre es natürlich interessant, zu erfahren, wie die Balleroberung (oder, alternativ, der Ballverlust der Gladbacher) zustande kam. Denn hier hat Wesley tatsächlich so viel Platz, dass man von einem Gladbacher Ballverlust in der Vorwärtsbewegung ausgehen muss. Natürlich dem Umstand geschuldet, dass Gladbach, bereits im Rückstand, sich nach vorne orientierte.
Die Beschreibung „kann den Ball über 30, 40, 50 Meter treiben“ ist jedenfalls in diesem Moment falsch und ungerecht. Zunächst mal soll das „kann“ offensichtlich suggerieren, dass jemand dort sein müsste, der dies zu unterbinden hätte. Nun ist dies unsinnig, zumindest ohne Vorgeschichte. Die Formulierung „30, 40, 50 Meter“ soll auch vom ansteigenden Tonfall her die vergrößerte Unzulänglichkeit der Defensive aufzeigen. So etwa gedeutet, was er denkt oder dem Hörer vorschlägt zu denken: „Nach 30 Metern ist immer noch keiner da, nach 40 auch noch nicht, nach 50 vielleicht endlich mal?“
Unsinnig wäre es aber für den zurückeilenden Marx, den Ball führenden Wesley sofort stellen zu wollen. So verteidigt man einfach nicht. Marx macht alles richtig, indem er versucht, das Eindringen in die Gefahrenzone – also dem Strafraum – zu verhindern. So wird es gemacht, die Kritik ist verfehlt. Nun hat Werder natürlich, einmal im Ballbesitz, auch das Recht, etwas zu unternehmen, um die Verteidigungslinie zum Einsturz zu bringen. Ein Werderaner versucht, auf links außen – also auf der Seite, da sich der Angriff zuträgt – seinen eigenen Mitspieler zu überlaufen. Man sieht kurz zuvor aber noch, wie Torben Marx seinem ebenfalls im Abwehrzentrum befindlichen Mitspieler deutet, dass Wesley dessen Mann sei. Nun behauptet Wesley einfach einen Moment den Ball, verzögert also, stoppt seinen geschwinden Lauf und wartet, bis der überlaufende Linksaußen in Position kommt. So haben auch die Angreifer ihre Möglichkeiten, so wird das gemacht. Und einfach den Ball wegnehmen geht nicht. Als Marx dieses Unheil über links kommen sieht und im nächsten Moment mit dem Abspiel nach außen rechnen muss, orientiert er sich für einen Augenblick dorthin. Das ist perfektes Abwehrverhalten, zumal der Innenverteidiger Anderson jetzt Wesley zu übernehmen bereit steht.
Wesley erkennt dies aber – Maßnahmen und Gegenmaßnahmen, ein sehr interessanter Aspekt – und verzichtet auf das geplante, von Marx antizipierte Abspiel, und zieht nach innen, nur einen Schritt. Höchst gekonnt, denn er kommt damit in Schussposition. Nun erkennen beide Abwehrspieler, dass Wesley den Schuss plant. Sie tun, was sie gelernt haben und was sie tun müssen. Man kann nicht alles verhindern (ein Satz, der von wahren Experten – diese sind leider nicht in der Reporterkabine vorzufinden — in letzter Zeit häufiger mal zu hören ist, vermutlich um die angeblich aufgedeckte Fehlerflut ein wenig einzudämmen). Sie blocken beide den Schuss ab, werfen ihre Körper dazwischen. Dennoch bekommt Wesley genug Druck hinter den Ball – was er sich dem geschickten eigenen Verschaffen des Freiraumes, aber auch dem einfach nur clever mitlaufenden Außenmann, zu verdanken hat — und bekommt dazu Präzision in den Schuss Richtung Tor. Mehr wollte er nicht erreichen. Ein Zielen oder Zirkeln ist in diesem Moment kaum möglich, bei etwa 18 Metern Torentfernung.
Anderson, der angesprochene Innenverteidiger, fälscht den Schuss ab, jedoch an sich fast ohne Richtungsänderung, so dass Bailly eigentlich nicht überrascht werden könnte. Jedoch wird der Ball durch das Abfälschen zu einem Aufsetzer, so dass er dem Tormann tatsächlich durch die Finger rutscht. Ein „Aufsetzer“ jedoch, den Wesley natürlich überhaupt nicht beabsichtigt hat, hat seinen Ruf, gefährlich zu sein – insbesondere wenn hart – vor allem dem Problem zu verdanken, dass man die Flugbahn nach der Bodenberührung viel schwerer berechnen kann. Zumal eben ein eingebauter Effet – der hier durch das Abfälschen garantiert hinzukam – eine zusätzliche Erschwernis darstellen kann.
Die Fahrt hatte der Ball jedenfalls, die Zielrichtung auch. Der Torwart war in der Ecke und hätte ihn vermutlich ohne das Abfälschen gehalten. Daher das Kopfschütteln.
„Als Anderson sich entschließt, da rauf zu gehen“ ist nun total daneben und auch vom Klang und Tonfall her inadäquat. Ein Irrtum sowieso, wie oben erläutert, dies als Fehler zu erklären, oder Nachlässigkeit der Art. „Ach, jetzt bequemt sich der Herr Anderson auch mal Richtung Ball, ja?“ Dazu aber wurde es beiden ja als „zögerlich“ ausgelegt, was so weit neben der Wahrheit liegt wie sein Stuhl im Anschluss vor der Tür stehen sollte.
Sie haben so gut verteidigt, wie halt auf diesem Niveau verteidigt wird. Natürlich möchte man nicht in solche gefährlichen Situationen geraten (deren Entstehung hier offen blieb), möglicherweise wird der Trainer sogar so etwas mal ansprechen, wie frühzeitig im Spiel man bereits auf Absicherung nach hinten verzichten sollte, die konkrete Situation berücksichtigend. Danach war sozusagen alles „state of the art“.
Jedoch zeigt sich das wahre Problem der Klugscheißerei ja erst in dem Falle, da die Aktion (und vielleicht auch zwei weitere) nicht erfolgreich abgeschlossen würden und Werder das Spiel nicht gewinnt. Dann hätten sie nämlich nach Reporteransicht „die großzügig gewährten Freiräume nicht genutzt“ oder „viel zu wenig aus solchen Szenen gemacht“ oder gar „viele Chancen kläglich vergeben“ wenn nicht, speziell auf die Szene bezogen, am Ende gar „Wesley zu lange gezögert“ hätte.
Beweisen kann man es nicht, dass es so wäre. Man lauscht aber eine Weile weiter und findet nichts als Bestätigung…
Sky Abo kündigen kann man hingegen schon. Und das ist bereits geschehen. Noch nicht ganz von allen….
Hier eine mögliche, alternative Szenenbeschreibung, die sogar live Platz finden und damit eine Nachberichterstattung möglicherweise überflüssig machen könnte?
„Wesley, Wesley, treibt den Ball nach vorne, hat viel Platz vor sich. Noch immer Wesley. Außen läuft Marin mit, bietet sich an. Wesley schaut, zieht nach innen, legt sich den Ball zurecht, 18 Meter Tordistanz, Wesley schießt! Guter Schuss, abgefälscht, Bailly noch dran. Drin! Das 2:0 für Werder. Tolle Aktion, toller Schuss von Wesley aber auch ein wenig Pech für Bailly, der durch das Abfälschen zumindest irritiert wurde.“
Zum Pfeifen der Fans gesagt: Man hört zwar das Pfeifen, nur ist es unabhängig von dieser Situation, möglicherweise eine spätere Aktion, in denen der Schiedsrichter eine Entscheidung traf, mit der sie nicht einverstanden waren, eventuell auch eine erkannte Unsportlichkeit eines Bremer Spielers. Er ordnet sie einfach dem Rückstand zu und behauptet, sie pfiffen ihre Mannschaft aus. Das ist billigster Journalismus, unterste Schublade.
Sie taten ihrer Mannschaft damit unrecht, denn Gladbach, steckte auch dieses 2:0 weg, spielte nach vorne, und hatte diese Chance. Idrissou gegen Mielitz. Unglaublich. 23. Minute, spätestens jetzt war klar, Mielitz würde einen sehr guten Nachmittag haben, klasse, die Reaktion.
Zunächst mal wie immer; keine Szenenbeschreibung. „Ja, Sie sehen doch alles? Was soll ich da beschreiben?“ Es geht aber teilweise auch um ein Herausstellen der Qualität der Aktionen oder der Akteure. Idrissou tauchte tatsächlich völlig frei vor dem Tor auf. Jedoch war in diesem Falle das Zustandekommen eher zufällig, da ein Flankenball aus dem Halbfeld in einem Kopfballduell an der Strafraumgrenze keinen erkennbaren Sieger zeigte und möglicherweise auch vom Kopf des Bremer Spielers verlängert wurde auf den hineinstartenden Idrissou, der etwa 7 Meter vor dem Tor den Ball ohne Gegenspieler aufnehmen konnte.
Allerdings ist er damit natürlich sehr nah vorm Torhüter und etwas überrascht, da es sich nicht um ein geplantes, erwartetes Zuspiel handelte. Mielitz stürzt sofort auf ihn zu und tut an sich nur das, was ein jeder Torhüter macht. Winkel verkürzen, Körper breit. Mal geht er rein, mal nicht.
Das daraus erfolgte Ableiten eines „sehr guten Nachmittages“ nach 23 Minuten ist nicht nur völliger Unsinn — da er ja danach locker noch 4 Tore kassieren könnte — ein, zwei, drei oder alle „verschulden“ oder was auch immer. Wenn es irgendetwas leistet, dann ist es, dass man als Zuschauer weiß, wer gewinnt. Soll das erwünscht sein? Geht die Absicht, sich selbst zu feiern oder feiern zu lassen sogar so weit, dass man ein bekanntes Wissen des Endresultats als Expertentum verkaufen möchte? So traurig, bedauerlich, eigentlich lächerlich ein solches Unterfange wäre: Es gibt weit mehr als nur einzelne Anzeichen dafür. „Spätestens jetzt war klar….“ Nein, dumm, dümmer, Reporter.
Der anschließende Eckball. da kommt de Camargo und auf der Linie hilft Torsten Frings dem Pfosten. 23 Minuten erst gespielt und schon reichlich Chancen im Borussia Park. So gings weiter.
„…da kommt“ ist gut beschrieben. Körperteil spielt keine Rolle, Qualität der Flanke nicht, Qualität des Abschlusses nicht und schon gar keine Dramatik.
Tatsache: Die Ecke kommt präzise. De Camargo steigt hoch, kommt zu einem schulbuchmäßigem Kopfball, indem er aus 13 Metern den Ball als Aufsetzer Richtung rechtes Eck köpft. Der Pfosten ist, wie ebenfalls den Lehrbüchern zu entnehmen, von einem Verteidiger besetzt. Alles richtig, alles gut, alles Fußball auf höchstem Niveau. Tolle Aktion. Mehr gibt es nicht zu sagen.
„So gings weiter“ ist zwar irgendwie positiv im Zusammenhang mit den vielen Chancen, aber dieses Deteil könnte man nun wirklich den Bildern entnehmen. Wenn er fürchten muss, dass die Zuschauer schon ans wegschalten denken und er sie mit diesem „Versprechen“ festzuhalten gedenkt, dann würde er ja das Eingeständnis mitliefern, dass es nicht spannend genug gemacht ist und ein wenig aufpeppen ansteht. Immerhin ist es doch eine Zusammenfassung, es kommen nur Highlights. Wie viele es sind, wird man schon sehen.
Daems hier, unglücklich, Bobadilla aus unmöglichem Winkel, 26 Minuten vorbei. So ging das im Borussia Park. Und Gladbach war richtig gut dabei.
Wieder eine nicht beschriebene Szene. Na, nicht mehr erwähnenswert. Plastisch machen und Qualitätsmerkmale herausstreichen scheint unter seiner Würde. Und das „so ging das im Borussia Park“ kann nur, wenn etwas leisten, dann durch die Verallgemeinerung die Spannung töten. Die Szenen sind toll, zeig sie mir, beschreibe sie. Aber erkläre mir nicht, dass es „so“, also nach einem „bekanntens, sich wiederholendem“ Strickmuster ging. Soll man denn annehmen, dass er meint, dass es immer so ging: Borussia die Chancen hat, Werder die Tore erzielt? Ist das das Strickmuster?
Tatsache zu der Szene; Es kommt einer dieser Freistöße aus dem Halbfeld – vielleicht 40 – 45 Meter Torentfernung, halbrechts, in den Strafraum geschlagen, nach Möglichkeit Richtung Tor, in welchen alle Spieler hineinstarten. Für den Torhüter eine der unangenehmsten Situationen, da Freund oder Feind ablenken können und der Ball in eine beliebige Ecke gehen kann (siehe 1:0 Werder). Dieser kommt exakt wie geplant. Daems kommt heran, versucht eine Richtungsänderung, mit dem Rücken zum Tor stehend, köpft den springenden Ball aber nur zu Boden, so dass er zu hoch abspringt und in die falsche Richtung, Jedoch lauert am Pfosten noch Bobadilla, der Ball springt aber etwas zu weit raus, so dass der Winkel (zu) spitz wird. Vielleicht hätte er sogar zurücklegen können anstatt aufs Tor zu ziehen.
Aber dann, 30. Minute, Konter, Marin, klasse durchgesetzt gegen Levels, und alleine vor Bailly und dann verschlampt er das fast sichere 0:3. Natürlich spürt man, anhand der Bilder, mit den reichlich aufgerückten Gladbacher Angreifern, dass die Heimmannschaft bereits mit einer gewissen Verzweiflung gegen das 0:2 anrennt und die Absicherung nach hinten weitest gehend aufgibt. Logisch, dass sich Räume ergeben. Der kleine, geschickte Marin wird glänzend frei gespielt, startet durch und Levels ist zwar robust, aber natürlich etwas langsamer.
Regelexkurs: „Geschickt“ ist es von Marin, jedoch arbeiten beide ziemlich kräftig mit den Armen. Nun soll dies keineswegs andeuten, dass man die Aktion als Stürmerfoul auslegen könnte. Es ist einfach nur unerfreulich, dass die Regeln so wenig eingehalten werden und es keinen Weg zu geben scheint, dies zu korrigieren. Gegenüber früher, als die Spieler sich noch fair mit Zweikämpfen Schulter an Schulter, angelegter Arm als oberstes Gebot, bekämpften, befinden sich heute fast nur noch die Hände in des Gegners Gesicht, um sich irgendwie frei zu rudern. Nein, da muss es Möglichkeiten geben. Dieser Exkurs hat nichts mit dem Kommentator zu tun.
Na, nun ist er aber wieder dran. „Verschlampt“ ist nicht nur so unendlich negativ, es ist natürlich total falsch. Es gibt keine 100%. In keiner Szene. Nicht vor deren Beendigung. Es ist eine ganz normale 1 gegen 1 Situation, Angreifer gegen Tormann, die man im Fußball eigentlich in fast jedem Spiel sieht, meist mehrfach. Die Ausbeute der Angreifer liegt in etwa bei geschätzten 35%. Natürlich gibt es Szenen, in denen es einfacher ist, weil man mehr Freiraum geschaffen hat und in günstigerer Position ist. Jedoch gewinnen auch dann noch die Torhüter ausreichend viele Duelle. Ebenfalls gibt es logischerweise Qualitätsunterschiede, was Angreifer und Torhüter angeht, die wieder kleinere Einflüsse auf die Verwertungsprozente haben.
Marin ist bekannt als exzellenter Techniker. Dies gibt ihm die Anlagen, es mit einem Heber zu versuchen, der, falls er gelingt, natürlich auch noch klasse aussieht (worauf es, zugegeben, nicht ankäme). Wie hoch die Chancen damit gegenüber einem harten Schuss sind, ist schwer zu beurteilen. Natürlich hält er seine Umsetzung in dem Moment für die mit den größten Erfolgsaussichten. Er macht es auch gut, überlupft den Torhüter, jedoch trudelt der Ball am Pfosten vorbei. Klar sieht eine Heberaktion dann für den Schützen in dem Sinne unglücklich aus, da es lässig wirkt Jedoch würde umgekehrt der Torhüter schlecht aussehen, wenn ihn ein ganz langsamer Schuss überwindet.
Daraus also ein „verschlampt“ abzuleiten ist kompletter und peinlicher Unsinn. Man möchte ihm den Ball in die Hand drücken, in dieser Szene, und ihn zehn Mal bitten, nicht zu „verschlampen“. Aber nur, damit man mal kräftig lachen könnte, nach dem zehnten Fehlversuch…
Zunächst 1 a, wie er sich gegen Levels durchsetzt, und dann will er es einfach zu gut machen, anstatt den Ball irgendwie vorbei zu spielen. Der Heber deutlich am Tor vorbei.
Der tolle Ratschlag des wahren Experten lautet, „irgendwie vorbei spielen“. Na, schlechter als kein Tor kann ja nicht herauskommen. Also kann man mit seiner vollen Hose ziemlich gut stinken. Was soll der Unsinn? „Schieß ihn doch rein, anstatt daneben. Dann wäre nämlich Tor und ihr hättet 3:0. Du Dummkopf.“ Ein toller Experte.
Der umgekehrte Ratschlag an Freund Klugscheißer: „Mach Du ihn doch rein, aber hör auf zu sabbeln!“ Mehr kann man nicht sagen.
Es ging immer wieder munter nach vorne, auf beiden Seiten. Hier kommt Bobadilla, in der vergangenen Saison noch zweifacher Torschütze beim 4:3 gegen Bremen, zum Schuss. Es fehlte ein bisschen was, wie so häufig in dieser ersten Hälfte bei Gladbach. Klasse Offensivaktion, aber wenn sie dann das Tor mal trafen, dann war da immer noch Mielitz.
Schön, dass es Spaß gemacht hat. „Munter nach vorne“. Die Szenenkommentierung wird mal wieder durch eine allgemeine, informative Aussage ersetzt. „Letzte Saison noch zweifacher Torschütze“ anstatt „Bobadilla aus spitzem Winkel – ouh, knapp daneben“. Dies würde die Spannung der Szene widerspiegeln. Die Info kann man sich aufheben oder komplett sparen.
Die Szene war brandgefährlich, als Bobadilla tatsächlich fast an der Grundlinie an den Ball kommt – sicher überrascht, dass der Ball dorthin springt – ist der Winkel zu spitz, um aufs Tor zu ziehen. Möglicherweise hätte er bei Zurücklegen, auch scharf, mehr Torgefahr erzielt.
„Aber wenn sie das Tor mal trafen, dann war da immer noch Mielitz“. Ja, schön, Mielitz hielt auch diesen Ball (den davor, bevor er zu Bobadilla sprang). Was aber könnte einem eine allgemeine Erklärung dieser Bauart nützen, außer einem die Spannung zu nehmen? In diesem Moment konnte niemand wissen, wie oft Mielitz noch halten oder wie oft er daneben greifen würde oder wie oft er hinter sich greifen müsste. Er, der Möchte-so-gerne-Experte, weiß es aber schon und möchte sein lächerliches Vorwissen so bald wie möglich anbringen. Des Zuhörers Spaß an der Sache oder die Freude oder die Spannung sind ihm gleichgültig. Ein Schüler hat mit dem Taschenrechner unter der Bank eine Kopfrechen-Aufgabe rausgekriegt und posaunt stolz als erster die Lösung aus. Eben: Lächerlich und peinlich. Einem Schüler würde man vielleicht noch verzeihen können…
Es war ein Super Spiel und mit einem solchen kleinen Schmunzler gings dann in die Pause, achtfacher Übersteiger von Wesley gegen Levels.
Tja, wenn die Weltklasse zum „Schmunzler“ verkommt? Ganz sicher hatte Wesley in dem Moment nicht vor, eine zirkusreife Vorstellung anzubieten sondern die Idee, eine Toraktion zu erzeugen. Wenn es „nur“ eine artistische derartige Einlage gewesen wäre, wäre der Kommentar aber noch immer verfehlt, unangebracht, eben, weil es weit mehr Befähigung verlangt als der Vorschlag, darüber mal schmunzeln zu sollen/können suggeriert. Die eingenommene Warte des Sprechers, die er niemals zu verlassen gedenkt ist jedenfalls die: „Solche Übersteiger haben wir damals im Sandkasten auch immer gemacht – und uns kräftig geschüttelt vor Lachen.“ Überraschen kann ihn gar nix, erfreuen auch nicht. Schmunzeln? Na gut, kann man ja mal. Natürlich nicht er. Das darf der Zuschauer.
Nebenbei bemerkt: Wesley erreichte sein Ziel und kam tatsächlich zu einer exzellenten Flanke, die jedoch keinen Mitspieler fand. Auch dies nicht wert, zu erwähnen? Ja, der Sprecher sollte doch lieber wieder Kohlen schippen gehen. Das macht ihm sicher mehr Spaß.
Zweiter Durchgang. Das Spiel machte weiter Spaß und wurde dann dramatisch. 51. Minute, Idrissou, dieser Ball muss einfach rein. Mielitz hatte nur einen leichten Seitenblick über,
Auch die schönste aller Szenen wird sozusagen „ausgespart“ von der Beschreibung her. Hier nachgeliefert:
Reus startet auf Rechtsaußen durch, der Pass wird wohl von Levels, perfekt gespielt, genau im richtigen Moment, so dass Reus genügend Freiraum findet für eine präzise Flanke, die sich genau am Fünfmeterraum in zentraler Position auf den Kopf von Idrissou senkt. Dieser kommt natürlich im vollen Lauf, hat aber genügend Zeit und Platz (Ursache dafür: Klasse), um den Hechtkopfball im Flug (!) vorschriftsgemäß gegen die Laufrichtung von Mielitz zu platzieren. Letzterer erkennt möglicherweise noch im Fallen, dass Idrissou dies plant und streckt den linken Fuß weit in die gerade verlassene Ecke – und hält ihn! Eine phantastische Aktion, natürlich von allen Beteiligten. Mielitz hatte sich wirklich allmählich in einen Rausch gespielt und auch diesen unfassbaren Ball gehalten. Nichts anderes gäbe es darüber zu sagen. Ein Fehler oder ein schlechter Abschluss von Idrissou war weit und breit nicht auszumachen. Er macht es, so gut es möglich ist. 100% gibt es nicht. Hier kam er vielleicht auf 80%, die er sich aber durch das Erahnen der Ballflugkurve und dem Lauf in die richtige Position erstmal erarbeiten musste, sowie mit Klasse umsetzen.
„Dieser Ball muss einfach rein“ ist so ziemlich das dümmste, was man dazu sagen kann. Vor allem, da man gerade an einer solchen Szene auch mal die Chance hätte, etwas emotional, also mitfühlend für Gladbach zu werden. Das würde garantiert niemandem schaden. „Was für ein Pech für die Gladbacher. Aber auch einfach Weltklasse von Mielitz, wie er da noch rankommt.“ Zumal sich das Pech in der Folgeszene nur noch steigert…
konzentrierte sich dann auf den Gegenzug von Werder über Marin und Hunt, Hunt, Ball abgelenkt, Ball drin, unglaublich. Unglaublich, was sich hier tat. Auf der einen Seite hatte Borussia Mönchengladbach die Riesenchance zum Anschlusstreffer, nämlich die hier — ich bleib dabei, der Ball muss einfach rein. Kompliment natürlich an Mielitz, der wieder auf der Linie klasse reagierte — und dann im Gegenzug beschäftigt sich Hunt mit Wissing, der zu seinem ersten Einsatz von Beginn an kam, der ist zu zögerlich, Daems hat diesmal ein Körperteil dazwischen, und so stands dann 0:3.
Man kann ja eigentlich gar nicht anders, als bei solchen Szenen aus dem Sitz zu gehen. Wenn er noch irgendetwas wie Berufsehre hat, dann sind das die Momente, wo man als Journalist halt das Geschenk auf dem Präsentierteller bekommt. Diese Chance kann man gar nicht verstreichen lassen. Jedoch tut er eigentlich alles, um einem selbst dieses Erlebnis zu vermiesen.
Denn: Die Szene wird wieder höchst oberflächlich kommentiert, indem aller bestenfalls der Ball führende namentlich erwähnt wird. Was er damit anstellt? „Na, schauen Sie doch selbst.“ Nein, so ist es nicht. Als Sprecher, der begeistert ist und Begeisterung zu wecken gedächte, zugleich ein Mann vom Fach sein möchte, muss einfach mehr drin sein. Sowie der Ball aber drin ist, was bei ihm in einem profanen „drin“ gipfelt, emotionslos vorgetragen und damit als eine Art Selbstverständlichkeit verkaufend, wird die Fehlersuche aufgenommen. Eigentlich aber schon davor. Erstmal „bleibt er dabei, dass der rein muss“ (suggeriert: wer den verpasst muss direkt nach Wiedereinführung der Todesstrafe mit der Verhängung gegen sich rechnen, oder welche Chance bleibt gegen ein „muss“? Idrissou macht es perfekt; er segelt in die Flanke hinein, da muss man erst einmal hinkommen, und trifft ihn optimal, der Torwart reagiert einfach Weltklasse), dann „beschäftigt sich Hunt mit Wissing“, was einer absurden Verharmlosung der allseitigen Anspannung und Dramatik gleichkommt, um dann schon wieder ein „zögerlich“ zu konstatieren, was automatisch nahe legt, dass man Hunt einfach bremsen könnte, sofern man nur hinginge. „Daems hat diesmal einen Körperteil dazwischen“, der ultimative Spannungsabbau, der auch im Tonfall erkennbar wird, „und so stands 0:3“.
Klasse gemacht, Junge. Mehr davon, dann schalten auch die letzten noch ab.
Tatsächlich muss man ja zunächst mal den Spielstand berücksichtigen, der logischerweise eine gewisse Verzweiflung bei Gladbach auslöste: Gut gespielt und mit zwei Toren zurück. Der Versuch ist da, sofort nach der Pause positiv und nach vorne zu spielen. Sogar die Kunst und die Klasse sind da, es zum Gelingen zu bringen. Jedoch stand das Pech im Wege. Es wird sozusagen zu einem „Ballverlust in der Vorwärtsbewegung“ weil der Angriff zwar zum Abschluss kommt, jedoch er nach dem mit dem Fuß auf der Linie abgewehrten Kopfball im Spiel bleibt, also es weder Tor noch Ecke noch Abstoß gibt.
Nur zu verständlich, dass sich dieser oder jener in der Mannschaft noch einen kurzen Augenblick mit dem Verpassen dieser Großchance beschäftigt. Ebenfalls nachvollziehbar, dass das fast letzte Aufgebot mit einem noch unerfahrenen Innenverteidiger Wissing im Eins gegen Eins mal den Kürzeren ziehen kann. Jedoch könnte dies auch einem besseren passieren, keine Frage. Die Szene gemahnt unglaublich an die vor dem 0:2. Nicht nur begrifflich wurde auch da von einer „zögerlichen Defensive“ gesprochen, was in beiden Fällen nichts als ausgemachter Unsinn ist. Das gehäufte Pech kommt ja gerade hier zum Ausdruck — jedoch muss sich der Zuschauer davon selbst ein Bild machen und dem Sabbelkopf das Maul stopfen (Ton aus ist das Mindeste!) –, wenn er sagt, dass „Daems ein Körperteil dazwischen hat“. Vorne geht er bei perfektem Abschluss nicht rein, und hier holpert ein abgefälschter Schuss über die Linie. Na, Emotionen gehören her, welche die Tragik erfassen. „Man fühlt einfach mit mit den Gladbachern.“ So ist es. Gelingt aber nur, wenn man das Gequatsche nicht ertragen muss.
Wenn man sehr genau hinschaut, dann stellt man sogar fest, dass sich Hunt gar nicht traut, zu jubeln, weil ihm das Glück irgendwie zu viel ist. Es ist ihm einfach unangenehm. Die Aktion war natürlich völlig ok, da der Schuss Richtung linkes, äußeres Toreck gezirkelt war. Das Knie von Daems kommt dazwischen, so dass der Torwart, der den wirklich gut geschossenen Ball aus 18 Metern dennoch vermutlich pariert hätte, hoffnungslos verladen wurde. Weiter wirkt einem ausgelassenen Jubel die Tatsache entgegen, dass Gladbach Sekunden zuvor nur so knapp und unglücklich das 1:2 verpasst hat. Es ist jedenfalls menschlich/sympathisch, eine solche Reaktion von Hunt zu sehen. Schade, dass so etwas nicht erkannt und nicht erwähnt wird. So wenig menschlich wie oftmals dargestellt ist der „raue Bundesliga Alltag“ vielleicht gar nicht.
Wechsel, de Camargos Arbeitstag war zu Ende, er kann sicherlich mehr, war bemüht, nicht so torgefährlich, anders als Idrissou und Reus, er lässt diese Chance liegen und dann hilft Mertesacker, so war das Offfensivspiel der Gladbacher, sie kamen zu Chancen, aber brachten den Ball selbst nicht im Tor unter, und dann plötzlich half Per Mertesacker. Drittes Eigentor übrigens von Werder in dieser Saison, diese Kategorie führen sie an.
Man erkennt nur sehr mühevoll, dass hier ein Tor fiel. Sicher, bei Ansicht der Bilder fällt es schon auf und er spricht ja zu Bildern. Aber dennoch ist die Szenenbeschreibung alles andere als plastisch.
Während er sich mit dem mangelhaften Auftreten des de Camargo und dessen (vermutlich, so möchte er wohl Sachverstand suggerieren, hat er persönlich während des Spiels dem Trainer geflüstert, dass er genau den runternehmen solle) Auswechslung beschäftigt, läuft ein sehr schön vorgetragener Angriff, den er sozusagen im Nebensatz andeutet: „anders als Idrissou und Reus“. Idrissou spielt einen grandios getimten, tödlichen Pass auf den im Zentrum durchstartenden Reus. Dieser kommt tatsächlich als erster und einziger an den Ball, etwa anderthalb Meter vor seinem Gegenspieler. Dieser versucht fallend, Reus zu behindern, was ihm natürlich bis zu einem gewissen Maße gelingt.
Siehe oben, die kleine Anmerkung über Foulaktionen gegen Angreifer. Hier ist es so, dass die Foulaktion eigentlich außerhalb des Strafraumes beginnt, jedoch bis in ihn hinein fortgesetzt wird. Der Schiri hätte natürlich die Ausrede (gegen den Elfmeter) gehabt, dass er den Tatort nach außerhalb verlegt. Da der entschlossene Reus jedoch trotz Behinderung den Abschluss sucht – einerseits wissend, dass er nie und nimmer Elfer bekommen würde, andererseits in dem positiven Ansatz „den mache ich rein“ –, entfällt auch diese Regelverbiegung (welche aber, wie an anderer Stelle erläutert, durchaus sinnvoll wäre; Foul erkannt, dennoch den Abschluss abgewartet; kein Tor, nun doch noch Elfer oder mindestens Freistoß). Nun, Reus schießt also trotz Behinderung, Mielitz hält den Ball, da er ebenso entschlossen entgegenläuft, dennoch gekonnt, jedoch prallt der Ball von ihm ab und direkt Mertesacker vor die Füße, der sich gar nicht wehren kann gegen die Verlängerung ins eigene Tor. Sicher in dieser Situation ein klein wenig unglücklich für Werder, jedoch, wie beschrieben, war die Szene ja auch so fast ein Tor wert und verdient hatte sich Gladbach eh eines. Abgesehen von der Behinderung an Reus, die ja gar bei richtiger oder zumindest möglicher Auslegung ein Elfer hätte sein können.
„So war das Offensivspiel der Gladbacher“? Ja, genau so: Klasse. Er versucht nicht nur, es schlecht zu machen, sondern ist darin auch noch überaus erfolgreich. „Sie brachten ihn nicht unter“ und „Werder musste helfen“ und „so war das Offensivspiel“ ist alles so niederträchtig – dafür aber zugleich falsch. Auswechseln müsste man nur einen, Jedoch steht zu befürchten, dass es für den Mann hinterm Mikro ausschließlich „gleichwertigen Ersatz auf der Bank“ gibt. Einen ähnlich befähigten Spaß verderbenden Laberkopf.
Selbst wenn es irgendwie informativ ist, dass Werder „die Kategorie der Eigentore anführen“: Es bleibt das Negative, was herausgestrichen wird. Soll man sie nun auslachen, die Stolperkönige?
Und noch etwas: Der Begriff „der Arbeitstag“ drückt genau das aus, was hier sehr erfolgreich vermittelt wird. Man hat seine Arbeitstage und irgendwann mal Freizeit. Der Sprecher muss seinen blöden Job gerade ausfüllen, der Stürmer seinen. Letzterer hat seinen glücklich hinter sich gebracht. Er selbst muss noch ne Weile malochen, bevor er endlich auch irgendwas Interessantes, Schönes, Unterhaltsames machen kann. Bloß nicht mehr Spiele kommentieren. Mann, ist das ätzend!
Und plötzlich war natürlich für Gladbach noch was drin, so komisch, wie dieses Spiel bis dahin gelaufen war. Nur, Werder hatte keine Lust, sich auf Spielereien einzulassen und spielte nach vorne. Arnautovic mit der Riesenmöglichkeit in der 73. Minute. Eine ähnliche hatte er dann sogar eine Minute später noch. Werder jetzt so eine Vierteilstunde vor dem Ende drauf und dran, das vierte zu machen und das kam dann. Wesleys Klasse Pass verwertet Pizarro in der 74. Minute. Gladbach hat nach vorne alles riskiert, war hier zwar in der Überzahl, aber gegen diesen Pass von Wesley ist dann in der Mitte Anderson auch machtlos. Und Pizarro schreibt Geschichte in der Bundesliga, denn das war sein 134. Bundesliga Tor. Er hat damit Giovanne Elber als bester ausländischer Torschütze der Liga abgelöst.
Woran man erkennen soll, dass für Gladbach noch was drin war, ist unklar, da es keine Szene dafür gibt. So schön es auch wäre, dass er sich einfach irrte und Spannung zu verbreiten gedachte: Hier war es leider fehl am Platze.
Dass sie „keine Lust hatten, sich auf Spielereien einzulassen“ klingt so, als ob es ihnen obliegt, wie das Spiel verläuft. Entweder machen sie die Spielchen mit oder sie nehmen es selbst in die Hand. Wird das der Sache gerecht? Wird es so spannend gemacht? Sie spielten nach vorne, das ist erfreulich, sie hatten diese oder jene gelungene Aktion, die man stattdessen beschreiben könnte. Im Übrigen: Falls Gladbach tatsächlich noch zum Anschluss + Ausgleich gekommen wäre, hätte er Werders „Nach-Vorne-Spielen“ mit Sicherheit zum lächerlichen Fehlverhalten erklärt. Tatsache ist: In diesem Spiel wurde einfach Fußball gespielt. Beide wollten Tore erzielen, beiden gelang es, dem einen dank Glück etwas besser.
Die Vorhersage des vierten Werder Tores ist natürlich wieder gewohnt lächerlich. „Sie waren drauf und dran – und dann geschah es auch“. Das hat er wirklich gut „erahnt“, der Mann. Der sollte zum Fernsehen gehen…
Die Aktion ist wirklich toll anzuschauen. Wesley hat ohnehin bei all seinen Auftritten bisher absolutes Ausnahmeformat gezeigt und Pizarro, den man schon über so viele Jahre in der Bundesliga kennt, gönnt man sehr wohl die Übernahme der Führung, die natürlich erklärt werden musste, keine Frage. So richtig emotional ist er aber doch nicht geworden. Schade, wieder eine Chance verpasst, Herr Reporter und angeblich gelernter Journalist!
Es war der Höhepunkt für Werder in einem sehr guten Fußball Nachmittag, der jubelnde Bremer hinterließ, aber der natürlich grübelnde Gladbacher ebenso hinterließ. Wir allerdings beschäftigen uns erstmal mit dem Sieger. Ecki Häuser hat das getan.
So schön auch das ist, dass es mit einem Kompliment endet an das Spiel. Es war „sehr gut“. Aber: Er hat immer das Recht, es zu beurteilen und nicht dies dem Zuschauer zu überlassen? Vielleicht hat es mir als Gladbach Fan nicht gefallen? Was sind die Qualitätsmerkmale? Es war spannend, es gab viele Toraktionen und jede Menge Dramatik. Das haben wir gesehen – und hätten die Chance gehabt, es dank ihm übermittelt zu bekommen. Überflüssig, sich noch einmal auf die hohe Warte zu stellen: Dies Spiel war gut, jenes war schlecht. Wozu nur?
(Ersatztorhüter Sebastian Mielitz im Interview) Ja, ich muss das alles erst noch son bisschen begreifen, also ich hab das noch gar nicht so realisiert, was heute so passiert ist.
(Claudio Pizarro im Interview) Poh, das war überragend heute. Miele (Torwart Mielitz ist gemeint) hat uns viel geholfen, hat der Mannschaft viel geholfen heute, und ich bin sehr zufrieden für ihm, hat überragend gehalten.
(Ecki Häuser fragt Sebastian Mielitz) Die Feuertaufe haben Sie mit Bravour heute bestanden, der Höhepunkt steht aber noch Ihnen bevor, mit dem Pokalspiel gegen die Bayern, freuen Sie sich schon drauf?
(Sebastian Mielitz) Auf jeden Fall. Ich denke, dass ist dann sozusagen jetzt das Highlight, das in meiner Karriere bis jetzt so stattgefunden hat, und da freue ich mich riesig drauf.
(Häuser) Danke Ihnen vielmals. (Mielietz) Darf ich noch jemanden grüßen? (Häuser) Klar. (Mielitz) Mama und Papa, Hi, und meine Freundin und meine Oma. Danke. (Häuser) Ist angekommen. Danke Ihnen.
Viel einfacher geht es natürlich nicht, als Sieger zu interviewen. Sympathisch das Auftreten des jungen Keepers, klar.
(Martin Groß übernimmt) Ist das nicht schön? Also, da fällt es echt schwer, zu diesen Bildern überzuleiten. Schauen Sie sich das an: Wir haben den neunten Spieltag und in Gladbach fließen hemmungslos die Tränen. Aber es war auch ein verrückter Nachmittag. Mielitz hielt alles, bis auf das Gegentor von Mertesacker, und Gladbach verliert 1:4, und das, obwohl die Mannschaft wirklich gut Fußball gespielt hat. Jan bitte.
Ja, die weinenden Fans zu sehen ist schon ergreifend. Was das allerdings mit dem 9. Spieltag zu tun hat? Quatsch halt. Der weinenden jungen Frau, die sich vermutlich von ihrem Partner trösten ließ, weinte einfach, weil ihre Mannschaft so gut gespielt hat und dennoch verloren hat. Glücklicherweise sagt er es ja noch. Nur: Bis zu den Interviews ist dieser Umstand vergessen. Da zählen nur noch nackte Ergebnisse. Da hilft kein Argumentieren. Wie man gleich hören wird…
(Jan Henkel aus dem Studio) Also nach dem Spiel steht man noch völlig unter dem Eindruck von den Szenen, und der Aussage von Mielitz. Mama, Papa, Freundin, alle noch mal gegrüßt, er genießt es einfach, muss es noch realisieren, hat die Komplimente von der Mannschaft bekommen, großartige Leistung von ihm und dann kommen auch noch die Bayern am kommenden Dienstag.
Aber, Borussia Mönchengladbach, was ist dort los, es gab den einen oder den anderen Gladbach Fan, der sagte, warum musste sich unbedingt jetzt Tim Wiese verletzen, warn bisschen scherzhaft gemeint, aber die Aussagen zu dem, was seit dem 2. Spieltag passiert ist, können Sie sich vielleicht noch dran erinnern, das war dieses 6:3 gegen Bayer 04 Leverkusen, dieses tolle Spiel, danach gab es keinen weiteren Sieg mehr, das war jetzt schon die dritte Heimniederlage der Saison, und, ja, diese historische Gegentorflut: 27 Gegentore in 9 Spielen. Das ist die Aussage, die einfach mal steht, auch wenn sie heute viele Chancen selber hatten, aber Tore sind nicht gefallen, wir wollen den Trainer hören, er ist bei Ecki Häuser.
Ja, das ganze Drumherum deutet an, was es war: Pech. Man darf es halt nur nicht sagen. Natürlich gibt es dennoch ein paar mehr Hintergründe. Nur werden auch diese nicht akzeptiert, sofern angesprochen. „Historische Gegentorflut“. Ja, aber in diesem Spiel waren es zumindest zwei abgefälschte Schüsse, die reingingen. Differenzieren wäre gefragt! Gibt es aber hierzulande nicht. Verloren ist verloren und Tore zählen nun mal im Fußball…
(Ecki Häuser mit Gladbach Trainer Michael Frontzeck) Zurück im Borussia Park, bei mir der Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach. Herr Frontzeck, was macht Ihnen im Augenblick am meisten Sorgen?
Diese Frage ist bereits so suggestiv gestellt, dass es schon keinen Spaß mehr macht. Weder dem (am meisten davon gequälten)Trainer, noch dem Zuschauer. Nur einer scheint sich die Finger zu reiben, weil er jemanden abschussbereit vor der Flinte hat: Der Neunmalkluge und dummdreiste Fragemann, der zu seinem riesigen Erfahrungsschatz die einwandfreie erlernte mathematische Ungleichung „4 ist größer als 1“ zählen darf.
In England undenkbar, eine solche Frage. „Are you worried?“, „sind Sie wegen irgendetwas besorgt?“, ginge vielleicht grad noch. Aber man würde in England nicht einmal einen Fragesteller hören, geschweige denn im Bild sehen. Wer interessiert sich denn für diese Schnapsnase? Nein, man würde lediglich ein Statement, ohne Vorfrage, eingeblendet bekommen. Er würde ruhig, nüchtern, sachlich und informativ das Spiel, vielleicht auch die Gesamtsituation analysieren. Die Hyänen hätten Sendepause. Es ist ganz sicher das, was Informationszugewinn bringt, für den interessierten Zuschauer/hörer. So macht man es. Hierzulande ist es eine Qual. Bedenklich, dass sich der peinliche Frager irgendwie als Sieger aufspielt (und zu fühlen scheint), weil er einem „Verlierer“ gegenüber steht.
Was macht am meisten Sorgen unterstellt zunächst mal überhaupt Sorgen. Sicher wird er welche haben, aber warum unterstellen? Und die zugleich unterstellte Vielzahl ist einfach nur fies. Jeder hat gesehen, dass heute das Glück fehlte und die Mannschaft gut gespielt hat. Suggerieren, herauskitzeln, will er damit die Antwort: „Die Abwehr macht mir die meisten Sorgen.“ An sich nun die einzig zulässige Antwort. Nur, aus Sicht des Zuschauers könnte man sich dann das ganze Interview sparen.
Also, angenommen Frontzeck ließe sich auf das „vorgeschlagene“ Gespräch ein. Dann verliefe es so: „Was macht Ihnen am meisten Sorgen?“ Antwort Frontzeck: „Die Abwehr“. Frage: „Wie wollen Sie denn diese Probleme abstellen?“ „Wir werden nächste Woche trainieren. Haben wir in der letzten Woche auch schon getan.“ „Ja, aber es ist ja keine Besserung eingetreten?“ „Nein, Sie sagen es.“ „Wie erhoffen Sie, die Wende zu schaffen?“ „Trainieren, vorbereiten, aufstellen, spielen, danach Tore zusammenzählen, abrechnen, ob wir dafür Punkte bekommen.“ „Sind Sie dafür der richtige Mann?“ „Weiß ich nicht.“ „Sind Sie nächste Woche noch auf der Bank?“ „Weiß ich nicht.“
Dann, zum Publikum gewandt: „Der war aber schmallippig und dünnhäutig. Ein klares Indiz, dass er bald entlassen wird…
(Frontzeck) Ja, also ich meine, es ist natürlich keine angenehme Situation, das ist klar, wir hams Werder heute nicht all zu schwer gemacht, zwei null zurück gelegen, und danach haben wir, glaube ich, vier, fünf richtig große Möglichkeiten, wo das Ding nicht rein will, in der Halbzeit stellen wir uns neu auf, kommen raus, haben ne tausendprozentige, und im Gegenzug kriegst du ein Eigentor. Und das ist im Augenblick so, der Sache müssen wir uns stellen, und das ist ne schwierige Situation.
Auch er windet sich in der Kenntnis der Medien um das Wörtchen „Pech“. Denn das darf man nicht sagen. Für das letzte Aufgebot war es jedenfalls ein sehr gutes Spiel. Man kriegt halt auch bei guten Leistungen nicht immer Punkte.
(Ecki Häuser) Hat Borussia Mönchengladbach ein grundsätzliches Problem, was schnellstens abgestellt werden muss?
Da Frontzeck nicht die vorgefertigte Antwort geben wollte, muss er nun von Mister Dummdreist mit der Nase darauf gestoßen werden, so denkt jener. Für den Zuschauer eine Tortur.
(Frontzeck) Ja, es gibt verschiedene Gründe, die dann direkt nach dem Spiel zu nennen, das.. (Häuser unterbricht) Ich meine ja grundsätzlich.
einem Verlierer gegenüber kann man sich alles erlauben, auch das Wort abzuschneiden. Zumal die suggerierte Antwort sich eh einzig auf Kenntnis der Summe der Gegentore stützt. „Ja, du Vollidiot, es ist die schwache Abwehr. Und daran bin ICH schuld. Und hier, jetzt friss dein Mikro auf.“ Stopft es ihm ins Maul und stapft davon. Wäre echt ne gute Alternative.
(Frontzeck) das hört sich letztendlich immer nach Entschuldigung an, dafür bin ich nicht zu haben. Wie gesagt, wir stellen uns der Situation, gehen das gemeinsam an, schon am nächsten Mittwoch.
(Häuser) Hier geht’s nicht um eine Analyse nur von heute, sondern grundsätzlich der gesamten letzten Wochen. Ich meine, Sie haben 27 Gegentore, muss man da nicht schleunigst mal was ändern und wenn ja, wie?
Dumm, dümmer, dreister, Ecki Häuser. Er bekommt nicht die einzig zulässige Antwort. Aber er muss sie herausquetschen. Das ist wie Folter. Für Trainer und Zuschauer. „Wenn ja, wie?“ Jetzt komm endlich auf den Punkt, will er wohl sagen. Entlasse dich hier und jetzt, höchstselbst. Deinen Stuhl habe ich dir mitgebracht, stell ihn vor die Tür. Los!
Außerdem diese Frechheit, dem Trainer, dem wahren und anerkannten Fußball Fachmann vorzuschreiben, worum es geht: „Hier geht es nicht um …, sondern um …. Sie Antworten falsch.“ Ja, geht’s noch?
(Frontzeck) Ja, im Moment ist das kompliziert, weil das heute das letzte Aufgebot war. Wie Sie wissen.
(Häuser) Ja, Sie haben drei Spieler rot gesperrt, aber auch das ist ja sicherlich ein Thema, Disziplinlosigkeit im Team? Wie wollen Sie das alles abstellen?
(Ecki Häuser mit Rudimenten, die nur entfernt an Gehirn erinnern: „Ich hab aber noch was in der Hinterhand. Hehe. Du entkommst mir hier nicht mit billigen Ausreden 27 Gegentore sind 27 Gegentore. Dich kriege ich klein, mit allen Mitteln. Noch heute wirst du entlassen. Das bekomme ich hin.“)
(Frontzeck) Disziplinlosigkeit? Nee, das war Foulspiel. Foulspiel, das war eine Disziplinlosigkeit dabei, da hat er falsch reagiert, und die restlichen drei Situationen waren Foulspiel. War im Kampf um den Ball.
Die Feindschaft ist vom Fragemann gesät worden. Wie man in den Wald hineinruft… Nun hat sich aber Ecki vertan. Peinlich? Entschuldigung? Von wegen. Themenwechsel!
(Häuser) Die Situation wird nicht einfacher wenn man auf die Tabelle schaut. Wie wollen Sie da untern raus jetzt?
(„Ich hab ihn, ich hab ihn!“)
(Frontzeck) Ja, erstmal sacken lassen, am Mittwoch neu aufstellen gegen Leverkusen und hier nen ordentlichen Pokal-Fight anbieten.
(Häuser) Das heißt, Sie sind nach wie vor guten Mutes?
(Frontzeck) Ja, da wär ich ja ein ganz schlechter Trainer, wenn ich das nicht wär.
(Häuser) Danke Ihnen vielmals. Wie nennt man das dann? Sarkasmus?
(Jan Henkel aus dem Studio)
Ja, war er emotional dabei, Michael Frontzeck, und vielleicht hilft es ja, wir hatten es ja gesagt, dieses 6:3 am zweiten Spieltag, die Begegnung hieß Borussia Mönchengladbach gegen Bayer Leverkusen und exakt die gibt es ja jetzt dann auch im DFB-Pokal.
- SC Freiburg – 1.FC Kaiserslautern
Bei der Begegnung zwischen dem SC Freiburg und Kaiserslautern wird es langsam mal wieder Zeit für Lautern zu gewinnen, denn die haben die vergangenen sechs Spieltage nur einen Punkt geholt und dabei ging es ja so gut los im Laufe der Saison, ganz am Anfang 3:1 gewonnen gegen Köln, auswärts, dann zu Hause dieses 2:0 gegen die Bayern, und danach verloren, unentschieden, verloren, verloren, verloren, verloren. heißt also, zuletzt vier Niederlagen, und normalerweise, Torsten Kunde, ist ja dort eine Reaktion, dass man unruhig wird, dass der Verein unruhig ist, die Fans, die Vereinsführung, der Trainer vielleicht auch, aber bei Kaiserslautern ganz anders.
Soll die Unruhe geschürt werden? Es gibt eine einfache Erklärung, dass es Ruhe gibt: Die Fans erkennen sehr gut, wenn die Leistung stimmt. Das wird immer anerkannt und der Blick auf die Ergebnisse gerät beinahe in den Hintergrund. Medienseitig sieht es anders aus: Fußballsachverstand reduziert sich auf Ergebniskenntnis.
(Torsten Kunde) Ja, das ist in der Tat neu beim 1.FC Kaiserslautern, eine kritische Phase für den Trainer, für Marco Kurz, aber keine Unruhe, stattdessen eine realistische Erwartungshaltung, also in dem Sinne ist der FCK ein bisschen mehr Freiburg geworden, das badenova Stadion vermeldete ausverkauft.
Und Lautern in Weiß wieder mit Bugera, und Lautern begann sehr, sehr stark. Hoch konzentriert, wir sind in der 8. Minute aus einem Einwurf heraus, und das ist Ilicevic und das ist Moravek, und es steht 1:0 für den 1.FC Kaiserslautern, durch den jungen Tschechen, sein erstes Bundesliga Tor für Lautern und wir schauen mal auf die Reaktion von Marco Kurz.
Wie immer: eine Szenenbeschreibung entfällt. So schön man es sehen könnte, eine emotionale Beschreibung einer Szene, einer Ballannahme, eines Abschlusses, die Qualität hervorheben, einmal etwas ansprechen, beschreiben, erkennen, was der Zuschauer nicht sieht als immer nur fad die Namen des Spielers in Ballbesitz zu nennen und den Ball im Tor zu vermelden. Nein. Öde und fad. Wiederholt hier: Es müsste der Live Kommentare eingespielt werden. Dort wusste der Sprecher garantiert noch nicht, ob es ein Tor würde. Dies ginge aber nur dann, wenn der Live-Kommentar gut, am Spielgeschehen orientiert und emotional, leidenschaftlich wäre.
Man muss da einfach mitgehen, als Zuschauer, und der Kommentator einen begleiten. Hier eine (mögliche) Szenenbeschreibung:
„Langer Einwurf von Bugera. Sicher überraschend für die Freiburger, dass Ilicevic einfach durchläuft und an zweien vorbeikommt, blitzschnell. Jedoch was er dann macht ist Extraklasse: er tanzt noch einen Gegenspieler aus, dringt vom linken Strafraumeck in den Strafraum ein, wird dort von drei Gegenspielern umzingelt, spitzelt aber den Ball im letzten Moment noch zum mitgelaufenen Moravek rüber, der sich den Ball noch einmal kurz vorlegt, dank des von Ilicevic geschaffenen Raumes, und ihn dann hart und platziert ins vordere Toreck setzt. Klasseaktion, von allen. Auch Bugeras Einwurf sehenswert.“
Es wirkt wie ein kleiner Trick: „Du startest lang durch, urplötzlich, und ich werf ihn dir in den Lauf.“ Die kurzzeitige Panik und damit das ausgelöste zwangsläufige Verlassen der Gegenspieler der Freiburger Deckungsspieler ist halt von der Blitzaktion ausgelöst. So geht es eben, dass Tore fallen. Ein Glück ist es so.
Wir schauen auf die Reaktion von… Ok, wir haben geschaut. Und was haben wir gesehen? Sicher, ab und an kann man den Zuschauer mal mit Bildern alleine lassen. Aber immer? Das ist Begeisterung und Leidenschaft, Freude und Emotion pur, was wir sehen. Schön, dass es so ist. Könnte auch erzählt werden, als Emotionsausbruch nach längerer Durtstrecke.
Überhaupt nichts zu spüren von Verunsicherung, seine Mannschaft spielte stark, aus einem Einwurf heraus darf das natürlich niemals passieren aus Freiburger Sicht, und Moravek trifft in seinem zweiten Spiel für den 1.FC Kaiserslautern, 20 Jahre jung, die Ausleihe von Schalke 04.
Klassemerkmale bleiben ihm weiterhin verborgen. Die Aufklärung, dass es „niemals so passieren darf“ ist so überflüssig wie der berühmte Kropf. Wenn es hier nicht passieren würde und da nicht, dort aber auch nicht, weil es nämlich immer heißen könnte „darf doch niemals so…“, dann hätten wir irgendwann nur noch 0:0-Spiele. Wünschenswert? Erstrebenswert?
Das die Reaktion von Sippel und das dann die Reaktion vom Sportclub aus Freiburg. Schuster, traf noch in Bremen zum 1:1, und natürlich immer wieder Cissé beteiligt. Sieben Treffer hat er schon gemacht, traf bislang in jedem Heimspiel.
Wieder wird die Szene nur angekündigt und nicht beschrieben. Nun gut. „Natürlich immer Cissé beteiligt“? Lächerlich. Warum natürlich? Es wird auch immer wieder von Torjägern erzählt die das ganze Spiel nicht zu sehen sind und dann plötzlich zuschlagen. Manchmal bleiben sie auch durchgehend blass. „Natürlich“ soll irgendwie Fachwissen vorgaukeln. Besser sollte er beschreiben, was gerade geschieht. Eine Ecke kommt vors Tor, Cissé kommt ran, köpft, aber knapp am linken Pfosten vorbei.
Torgefahr bei den Freiburgern anfangs nur nach Standardsituationen, aus dem Spiel heraus ging wenig, aber auch das war keine ernsthafte Prüfung für Tobias Sippel.
Schön, na, dann ist man ja ab jetzt gespannt? Standards sind ein Mittel. Und ein „…ging wenig“ ist erstens negativ und zweitens überflüssig. Die Verallgemeinerung ebenso. Hier kommt ein Ball, dort fliegt er hin, der schießt, fast drin. „Keine ernsthafte Prüfung“ hebt mal wieder das Nachteilige hervor. Es war ein Abschluss, ein Schuss aufs Tor. Wenn er nicht drin ist, braucht man doch nicht dieses hervorzuheben? Wenn sie es wieder und wieder versuchen, so, auf diese Art, wird er schon irgendwann reingehen. Es war gut, von allen Seiten. Ein toller Schuss, den Sippel mit den Fäusten zur Ecke bugsiert. Der Sprecher ist und bleibt emotionslos und nicht gespannt. „Ich mach hier nur meinen Job.“
Na, kein Wunder, er weiß ja auch schon, was passieren wird. Wichtig ist es ihm auch, das zu erkennen zu geben. Ist das das Modell für die Zukunft? Na, jedenfalls wird hier ein Alternatives angeregt. Als Sprecher: Man ist gespannt, man ist aufgeregt, man ist überrascht, man ist begeistert, von diesem oder jenem, und man zeigt es auch.
Aber so langsam baute der Sportclub aus Freiburg Druck auf. Bastians, gute Flanke, und da ist natürlich Cissé. Freiburg hat einen Torjäger. Eins eins, starke Flanke von Bastians, Fehler von Rodnei, und dann Cissé, sein achtes Tor, und damit ist er wieder allein Führender in der aktuellen Torjägerliste. Pappis Demba Cissé
„Aber so langsam baute der Sportclub Druck auf…“. Ja, schauen Sie mal hin, gleich fällt ein Tor. Lächerlich und peinlich, wie immer. Der Prophet ist wieder da. Dann ist da „natürlich schon wieder Cissé“. Ja, so macht Fußball Spaß. Man bekommt alles erklärt. Freiburg hat einen Torjäger. Auch klasse. „Starke Flanke“ ist aber immerhin eine Szenenbeschreibung. Leider aber weit und breit die einzige. „Eins Eins“. Das ist abgehandelt, darüber lohnt es sich nicht, ein einziges weiteres Wort zu verlieren. Er ist da und es ist eins eins. Das war es. Der „Fehler von Rodnei“ darf natürlich nicht fehlen, so dass einem die Lust vergeht. Was interessiert einen denn nun eine Analyse, wer da einen Fehler macht, Mensch?
Alternativ oder schlicht eine Suzenenbeschreibung nachgeliefert:
Die Flanke kommt mit viel Effet aus über 40 Metern aus dem linken Halbfeld punktgenau an den hinteren Pfosten, auf welchen Cissé zustartet, der als Erster dran ist am Ball und ihn technisch perfekt als Volley aus 6 Metern, also vom Fünfmeterraumeck, dennoch scheinbar spielerisch leicht versenkt. Einfach nur Klasse, zum Zungeschnalzen. Und nix mit „Fehler, Fehler Fehler.“ Der Abwehrspieler wird überflankt, so ist es eben. Was hätte man auch davon, dem Zuschauer immer wieder die Freude an diesen schönen Toren zu verderben? Man fühlt sich ja automatisch als Laie, wenn man nun begeistert aufspringen sollte, während er von einem Fehler faselt: „Ach so, na, wenn es ein Fehler war, dann setze ich mich lieber. Ich dachte schon, da war was gut gemacht. Auf den ersten Blick hätte es mir gefallen. Mit Ton an weiß ich jetzt Bescheid: war doch nix. Ball zwar drin, aber nur wegen Fehlern.“
Cissés Jubel ist bemerkenswert, sofern man überhaupt Freude am Fußball und an Toren hat: Er hält den Ball zum Publikum, küsst ihn und wirft ihn im Anschluss hinein. Alles nicht erwähnenswert?
Und wir schauen auf die Reaktion wieder von Marco Kurz. Hat es irgendwie kommen sehen, die Flanke von Bastians wurde nicht verhindert, Kurz niedergeschlagen, aber dann auch das typisch, wieder emotional, wieder die Anfeuerung für seine Mannschaft.
Es ist so lächerlich, das Nicht-Verhindern der Flanke zu erwähnen. Kein Trainer würde seinen Spielern anordnen, dass sie Flanken aus dem Halbfeld zu verhindern haben. Wer selbst auf dem Platz stand, der weiß, was man über so etwas sagt: „Das darf er.“ Wenn daraus ein Tor wird, kann man entweder Beifall klatschen, sich grämen, wundern oder ärgern. Aber einen Fehler hat man nicht gemacht. Was sollte denn noch alles verhindert werden? Vielleicht der Anstoß? “Da muss doch einer bei ihm sein.”
Dazu die lächerliche Analyse, dass der Trainer es kommen sieht. Es ist ganz einfach: Man sieht den perfekt geschlagenen Ball, spürt, dass es gefährlich wird, pustet die Backen auf, mit dem Gedanken „Hoffentlich kommt noch einer dazwischen“, dann schlägt der Ball ein und man ist enttäuscht, schockiert.
Dennoch weiß Kurz sehr wohl, dass es zu diesem Zeitpunkt eher ein glücklicher Ausgleich war. Seine Mannschaft war die bessere. Das ist es, was ihn bewegt. Er fühlt auch ganz einfach mit seinen Jungens, was sowohl sympathisch als auch menschlich ist. Das Anfeuern geschieht, weil er weiß, dass sie nichts falsch gemacht haben. Zudem steht es 1:1, alles offen, alles drin, weiter, Männer, wir holen hier was.”
Zweiter Durchgang, und der FCK kam stark raus aus der Kabine, Rodnei, der Innenverteidiger, mit der ersten Torchance für den FCK im zweiten Durchgang.
Ja, es wird langweilig. Das, was er sagt und das, was man darüber sagen kann: Wie war die Szene? Man weiß es nicht, es wird einfach nicht beschrieben. Immerhin weiß man nun, welche Position Rodnei spielte…
„Ecke von Tiffert, punktgenau, Rodnei kommt heran, köpft, daneben.“ Das würde doch genügen? „Kam stark heraus“. Ja, gut, aber man könnte es doch an einer beschriebenen Szene auch feststellen? Sie hatten eine Chance.
Das Urteil stimmt zwar, jedoch war der FCK einfach durchgehend gut, so das bescheidene Urteil aus hiesiger Sicht.
Robin Dutt (Freiburgs Trainer) spürte, es läuft wenig zusammen, und er reagierte, nahm Yano, Stürmer, raus, und brachte Stefan Reisinger hinein in die Partie, der gab zuletzt sein Comeback für eine Minute in Bremen, war lange Zeit verletzt.
Sicher, die Auswechslung gehört zur Geschichte des Spiels und durch sie wurde es etwas sehr besonderes. Für Reisinger, für den SC Freiburg. Nur: Warum muss man zuvor erwähnen, dass es nicht so lief? Wie wäre der Kommentar ausgefallen, wenn er gar nicht gewechselt hätte? Jeder Trainer hat seine Optionen und sogar reichlich Beweggründe, etwas zu verändern. Mancher möchte das Ergebnis halten, mancher seine Reservespieler einbeziehen, mancher einem Nachrücker eine Chance geben, einen schwächeren oder erschöpften Spieler auswechseln, mal kann es aus Schutz vor einer Roten Karte geschehen. Es wird in praktisch jedem Spiel gewechselt. „Es lief nicht so“ stimmt auch nicht einmal. Im Spiel war nämlich Lautern besser und das Ergebnis war günstig für Freiburg. Also ist es sogar eher ein positiver „Lauf“. Na, man sollte es sich einfach sparen. Zumal es eben durch die Folgeszenen sozusagen zur Prophezeiung wird – und damit wegen der eigengen Kenntnis des Fortgangs lächerlich wird. Ohne Reisinger lief es nicht, mit ihm aber schon…
Wenig später: Da ist wieder Bastians, und Achtung, da ist Stefan Reisinger, drei Minuten fünfundvierzig Sekunden war er im Spiel und er bringt Freiburg in Führung.
Die Beschreibung entfällt wie immer. Hat er es nicht nötig? Überflüssig, mehr dazu zu sagen? Nachvollziehbar allemal, dass die meisten Befragten einhellig zu den Kommentaren sagen: „Na, den musst du ausschalten.“ Man erfährt einfach nichts Erhellendes, wird eher gelangweilt und beklugscheißert.
Es ist zwar informativ, die Wartezeit auf das Tor, nur klingt mit der Erwähnung bereits die (nicht wirklich entfachte) Begeisterung über ein Tor ab.
(Die Wiederholung läuft) Und wieder über die starke linke Seite, also da hatte Lautern rechts ne Menge Probleme, Kirch ist zu weit weg und dann sieht natürlich auch Bugera nicht gut aus, und Reisinger mit Risiko, mit Klasse, mit Qualität, und keine Chance natürlich bei Sippel. Er traf zuletzt, Stefan Reisinger, im November 2009, gegen Nürnberg, war lange Zeit, wie gesagt, verletzt. Alles richtig gemacht Robin Dutt.
Eben: Beklugscheißerung. Witzigerweise, aber selbstverständlich zufällig, hat er mit der einen Bemerkung beinahe Recht. Nämlich jener, dass „Kirch zu weit weg“ war. Er ist zwar nicht wirklich zu weit weg, jedoch nutzt er die verbleibende Zeit nicht zu einem wichtigen Schritt Richtung Flankengeber. Das wird offensichtlich bei der Wiederholung (dies sozusagen als Autorenurteil angefügt).
Hier nun dem Autoren die gleiche Einnahme einer höheren Warte zu unterstellen ist zwar sowohl richtig als auch angebracht. Jedoch würde hier das Mittel zur Überprüfung zur Verfügung stehen, welches gerne angeregt wird: Hat Trainer Kurz mit dem Spieler Kirch in der Folgewoche über diese „Nachlässigkeit“ gesprochen? Da war tatsächlich eine, so die Behauptung. Und man ist bereit, diese Einschätzung auf den Prüfstand zu stellen.
„Bugera sieht nicht gut aus“: Absolut richtig. Seine Mannschaft hat nämlich gerade ein Tor kassiert. Und nach einem Tor sieht kein einziger Spieler der Mannschaft gut aus. Sicher auch nicht während der Entstehung. Wie würde das klingen: „Alle verteidigen perfekt, der Außenverteidiger steht richtig zum Gegenspieler, der Innenverteidiger steht richtig zum Abfangen der Flanke, der Gegenspieler des Schützen deckt diesen goldrichtig ab – der Ball ist aber drin.“ Alle sahen gut aus. Aber sie haben grad ein Tor kassiert?
Lächerlich also. Die Wahrheit hier: Die Flanke ist genau so präzise getreten wie jene zuvor, vor dem 1:1, und sogar vom gleichen Spieler. Der Innenverteidiger wird überflankt, der Ball SOLL am langen Pfosten herunterkommen, und nicht zuvor abgefangen oder hinausgeköpft werden. Trainer, die ihren Spielern etwas beizubringen versuchen, könnten nichts anderes als dieses lehren. Wenn es aber dann gelingt, dann soll es einer Abwehrschwäche angelastet werden? Purer Unsinn eben. Diese Flanke ist so gut, wie eine Flanke nur sein kann. So muss man sie treten. Da würde auch Lauterns Trainer nix gegen sagen. Er würde nur zu Kirch etwas sagen. Denn: gelegentlich genügt es schon, den Schützen nur durch entschlossenes Auftreten unter Druck zu setzen, damit der Flankenball um ein mü verrutscht.
Noch immer unerwähnt: Der Flankenball kommt genau auf Reisinger, am hinteren Pfosten. Gegenspieler Bugera kommt nicht heran. Reisinger lässt den Ball nach vorne abtropfen (die kurze Überlegung seitens des Niederschreibenden, ob es eventuell doch mit dem Arm war, wurde an sich wieder verworfen), an Bugera vorbei, und hämmert ihn mit der zweiten Ballberührung aus spitzem Winkel ins Tor. Gezielt war es sicher nicht. Die Tornähe sorgt natürlich für höchste Gefahr, auch bei spitzem Winkel. Jedoch zu behaupten, dass Sippel „keine Chance“ hätte, ist mal wieder barer Unsinn. Das Tor ist immer klein, wenn man von dieser Position schießt. Sippel macht den Hampelmann, was auch sonst. Nur geht der Ball eben an allen Gliedmaßen vorbei. Es kommt ja dazu, dass er sagt „natürlich“. Was sollte das bedeuten? Er wusste es vorher? Oder eine typische Situation, wo er keine Chance hätte? Nein, alles ist Unsinn, das leider die einzige Wahrheit. Zwei solcher verpassten Gelegenheiten – dies wäre ebenso vollkommen normal – und der schwarze Peter landete bei den Stürmern, die, nach Reporteransicht, dann vermutlich „..mehrfach in aussichtsreichen Positionen kläglich versagten“.
Und der 1.FC Kaiserslautern kam, zeigte Reaktion und er wehrte sich, über Bugera, und dann über den starken Tiffert, aber das vielleicht so das Manko, es fehlte so letztendlich die Zielstrebigkeit und auch die Durchschlagskraft vor dem gegnerischen Tor.
Ja, diese fehlende Zielstrebigkeit merkt man ihnen direkt an. Die hängt damit zusammen, dass die Abwehr, nach seiner Ansicht, zwei Mal gepennt hat, vermutlich? Da ja immerhin Lautern 1 Tor erzielte, könnten sie ja sogar gewonnen haben, theoretisch? Abgesehen davon: wieder in Allgemeinplätzen gesprochen. Man soll an der Szene etwas von mangelnder Zielstrebigkeit erkennen? Na, so ein Blödsinn.
Seiner Mannschaft (Trainer Kurz eingeblendet). Auch Kurz reagierte. Doppelwechsel, brachte Hoffer und Nemec, volles Risiko und auch deshalb hatte Freiburg Konterchancen, hatte Reisinger (genau in dem Moment ein Schuss von Reisinger, die Stimme reißt hier hoch) Konterchancen. Chance war da, zum 3:1, für den Sportclub aus Freiburg. Er blühte richtig auf nach seinem Treffer, Stefan Reisinger.
Es ist ja nun häufig genug betont, erwähnt. Aber ein weiteres Mal gedenkt man, dadurch Spannung erzielen, dass man verallgemeinert? „Oh, jetzt bin ich aber gespannt. Freiburg hatte noch ein paar Konterchancen“? Ist das die Idee? Oder geht es doch eher darum, schlau zu sein?
Wie immer wird die Szene nicht beschrieben. Verallgemeinert und Spannung soll man am Hochreißen der Stimme erspüren. Funktionieren tut es nicht. „Er blühte richtig auf“ soll einem wie den Mund wässrig machen?
Zeig doch die Szene und beschreibe sie.
Schlussphase, zehn Minuten vor dem Ende, Lautern warf alles nach vorne. Noch einmal Lautern, noch einmal Lakic, und nur die Latte. Elfer verschossen zuletzt gegen Frankfurt, Latte jetzt in Freiburg, das Pech eines Torjägers. Das war die letzte Chance, das der Schlusspfiff und das die Emotionen von Robin Dutt. 2:1 der Endstand. Lautern verliert also erneut, und Freiburg gewinnt etwas glücklich aber keineswegs unverdient.
Die Zusammenfassung erspart mal wieder die Szenenbeschreibung, die immer gesehen, erfasst werden soll vom Zuschauer? Wozu darüber reden, wenn man alles sieht? Legt erneut nahe, ein Mal, nur ein einziges Mal, nach England zu schauen. Jeder, der es tut, wird feststellen, dass man da, selbst bei Unverständnis der Sprache, nicht mehr wegschauen kann und hier sich beinahe zwingen muss, trotz der dämlichen Kommentare hinzuschauen.
„Tolle Flanke, genau auf den Kopf von Lakic, Kopfball aus 16 Metern, viel Fahrt dahinter, der kommt ganz gefährlich – wow, nur die Latte. Was für eine Chance, gute Flanke, toller Kopfball von Lakic aus dieser Entfernung. Viel Pech für Lautern.“
Am besten noch, und kein bisschen schadhaft: „Irgendwie hätte man es ihnen gegönnt, den Ausgleich.“
Nur wäre dies eher die Aufgabe des Live-Sprechers gewesen — die jener auch nicht nutzte. Dies hätte die Nachkommentierung aber erspart. Und das nicht in erster Linie, weil sich der Sprecher etwa die Zeit hätte sparen können, sondern im Sinne von „dem Zuschauer erspart“.
Absolut unsinnig die immer wieder zu hörende – dadurch aber niemals an ausgelöstem Ärgernis einbüßende – Aussage, dass es „glücklich aber nicht unverdient“ war. „Glücklich“ ist das Gegenteil von „verdient“. Früher wusste man so etwas hierzulande auch. Durch die vielen sehr, sehr zufällig und glücklich zustande gekommenen Finaleinzüge und Turniersiege der Deutschen Nationalmannschaft verwischt sich das. Da Deutschland eben immer gewinnt – und man keinen Zweifel an der Berechtigung aufkommen lassen möchte, auch aus Selbstschutz – wird es irgendwann dazu, dass jeder Sieg per se verdient ist. Falls man spüren sollte, dass er es nicht ist, hängt man eben diesen unsinnigen Satz mit an. Man fürchtet wohl auch, dass man, sowie man von einem glücklichen Erfolg spräche, als Laie abqualifiziert würde, der die Gesetzmäßigkeiten des Fußballs nicht erkannt hat und mehr oder weniger auf dem Level „hach, ist der Rasen schön grün“ stehen geblieben ist.
(Felix Bastians von Freiburg im Interview) Das war ein ganz wichtiges Spiel, uns war klar, dass wir Lautern distanzieren konnten mit nem Heimsieg, wir sind am Anfang sicherlich nicht gut ins Spiel gekommen, unnötige Ballverluste dabei gehabt, Lautern hat es sehr gut gemacht, hat sehr diszipliniert gespielt, aber, ja, das ist im Moment der Charakter der Mannschaft, dass wir eben auch nach nem Rückstand noch mal zurück kommen können und Spiele drehen.
Perfekt zum Ausdruck gebracht. Natürlich möchte auch er nicht unbedingt das Wörtchen „glücklich“ in den Mund nehmen. Man hat irgendwann mal gelernt, dass es zwar – und sogar in Anhäufungen – Glück gibt, aber dass man es einfach nicht zu sagen hat.
(Christian Tiffert von Lautern) Es ist Wahnsinn, wie wir Spiele verlieren. Und dann nachher steht da: Freiburg gefeiert. Das ist für mich unerklärlich, das sind Flanken, die sind 10 Minuten in der Luft, und daraus macht Freiburg zwei Tore. Und wir versuchen da, nach Flanken, versuchen wir noch Fallrückzieher oder Seitfallzieher zu machen anstatt mit dem Kopf hinzugehen.
Ungewöhnlich und etwas erstaunlich, andererseits eine emotionale Aussage sollte man gerne einem Leistungsträger und in dieser Partie überragenden Akteur zugestehen. Aber die Mitspieler so anzugehen ist nicht die ganz feine Art. Die Flanken waren gut geschlagen. Und die eigene Verwertung gelang eben nicht. Natürlich ist man enttäuscht, sogar sehr enttäuscht. Aber das muss nicht sein.
Andererseits hätte ein kluger Reporter natürlich die Chance, diese Reaktion – sowie gerne auch das gesamte Spiel zuvor – richtig zu deuten: je unglücklicher eine Niederlage war, umso emotionaler können die Antworten ausfallen.
Allerdings hier angemerkt: Die Reaktionen haben einiges damit zu tun, dass man schon weiß, dass einem von der Medienlandschaft keine Gerechtigkeit widerfährt.
Er meinte mit dem Seitfallzieher wohl die eine Aktion nach einer gelungenen Flanke von ihm selbst, die eben auch nicht verwertet wurde. Sicher spürte er auf dem Platz, dass er mit einer starken persönlichen Leistung nicht verantwortlich für die Niederlage war. Die Guten machen dann manchmal den Mund auf – ohne ihn vorher zwingend zu voll genommen zu haben.
(Lauterns Trainer Marco Kurz) Fakt ist, dass wir dilettantische Fehler machen, dadurch den Gegner zum Ausgleich wirklich dann auch einladen, und nicht zwingend genug sind, ja, und wenn das weiter so geht, werden wir auch wirklich keine Spiele gewinnen auf Dauer. Wir spielen gut, wir spielen ansehnlich, wir sind gut ausgerichtet, aber diese letzte Entschlossenheit, ob das Verteidigen oder auch im Angriff ist, die fehlt, ja, und das ist erste Bundesliga, und da sehen wir, was andere Mannschaften machen, und dementsprechend höre ich gern wieder, dass wir gut gespielt haben, dass bessere Team sind, aber letztendlich fahren wir halt mit gar nichts, und das ist auf Dauer nicht zu stemmen.
Na, er windet sich, da er ja weiß, mit wem er spricht. Sicher ist es aber auch so, dass er zwecks Erhalt seiner Position diesmal für die Verantwortlichen seine Spieler nicht in Watte packt. Außerdem klingt natürlich die Enttäuschung einfach durch, so beherrscht er auch redet. Aber „dilettantisch“ ist natürlich ein rein mediengerechter Ausdruck. Er möchte das Interview geben, damit ihm nichts nachgesagt werden kann, aber den dümmlichen Frager – wie leider die Vielzahl der gehörten Interviews nicht anders zulässt, es auszulegen – so bald wie geht loswerden. Am schnellsten geht es, wenn er ihm schlichtweg „zu Munde redet“, indem er einfach den gleichen Unsinn erzählt, wie die Reporter es auch tun. Und, wie man sieht, hat er Erfolg mit dieser Strategie. Die Antwort ließ keine weiteren Fragen offen.
Hätte er die Wahrheit gesagt – zum Wohle des Zuschauers –, und geantwortet: „Wir haben gut gespielt und einiges Pech gehabt“, dann weiß man, dass nicht nur das Interview weiter gegangen wäre, sondern er auch direkt in die Mangel genommen würde, von dem überschlauen, da Ergebnis kennenden, Reporter: „Machen Sie es sich da nicht zu einfach?“ Und immer so weiter. Die so genannte gebotene „Angriffsfläche“ wäre angegangen worden.
(Torsten Kunde) Also, klare Worte von Marco Kurz, halten wir fest, Freiburg triumphiert und setzt sich erst mal ab von einem direkten Konkurrenten auch dank Cissé, und der FCK kassiert die fünfte Niederlage in Folge, die Situation für Martin Amedick und Co. wird immer schwieriger.
Geschlossenheit und Ruhe sind jetzt umso wichtiger beim 1.FC Kaiserslautern.
Na, zunächst mal wäre eine sinnvolle Zusammenfassung, ein sinnvolles Fazit gefragt, um für diese Ruhe zu sorgen. Und mit jener ist eher nicht zu rechnen, sowie auch nicht einem sinnvollen Fazit. Natürlich önnte ihm das Schicksal des FCK oder jenes des Trainers Marco Kurz gleichgültig sein. Andererseits wäre ein wenig Anteilnahme ja auch nicht schadhaft.
Sein eigener Job ist nicht in Gefahr, wie es aussieht. Der steht, wie man leicht feststellt, unter gar keinen Umständen zur Disposition. Der Grund: Die anderen machens doch auch nicht besser? Zumindest das stimmt…
(Jan Henkel im Studio) Und das ist ein Bild, das wir kennen, Marco Kurz macht ja immer nach Spielende den Kreis und die erste Ansprache an die Mannschaft. Christian Tiffert richtig angegriffen, Marco Kurz analytisch, aber beide mit der gleichen Aussage: So kann es nicht weiter gehen.
Auch Jan Henkel nimmt den zugespielten Ball auf. „So kann es nicht weiter gehen.“ Es kann schon, wenn man weiterhin kein Glück hat. Abgesehen davon: Wäre es erwünscht, wenn sie ab jetzt schlecht spielen würden und verlieren? Oder gar schlecht spielen und gewinnen?
Die Wahrheit ist die: Die guten Ergebnisse kommen an sich ziemlich zwangsläufig, langfristig gesehen, sofern man immer so viel richtig macht wie die Lauterer an diesem Nachmittag. Nur scheint die Wahrheit nicht gefragt zu sein. Oder die einzig existierende, aber dadurch so langweilige, lautet: „Das Spiel endete 2:1. Punkt.“
Apropos langfristig gute Ergebnisse: da die Verlierer nicht in Ruhe gelassen werden, sind sie beinahe gezwungen, Dinge zu verändern. Das gilt auch für die Verantwortlichen, die dann meist den Trainer, von den Medien in den Fokus genommen, entlassen. Dementsprechend gibt es auch kein “langfristig”.
Umgekehrt, bei den Freiburgern, also die sind so gut, wie lange nicht mehr, 15 Punkte aus 9 Spielen, Glückwunsch dazu, als sie zuletzt mal so gut waren, oder nochn Tick besser, das ist schon lange, lange her, da spielte noch ein Harry Decheiver, so vielleicht der letzte Torjäger der Freiburger, mittlerweile heißt der Cissé, der SC Cissé, also er ist jetzt
vorne mit acht Toren, dadurch, dass Gekas nicht getroffen hat, jetzt alleine Platz eins in der Torschützenliste und es gibt kein Heimspiel ohne ein Tor von ihm, und Cissé ist genauso gut wie der gesamte FC Bayern. Denn die Bayern haben bisher ein Torverhältnis von 8:8, acht kassiert, und acht geschossen, alle Bayern zusammen, das hat Cissé allein geschafft.
So eine Statistik ist bemerkenswert. Nur ist es ziemlich offensichtlich, dass man irgendwie mal wieder etwas Negatives hervorheben möchte. Man soll denken: „Mein Gott, sind die Bayern schlecht dieses Jahr.“ Selbst wenn dies natürlich streitbar ist, da er ja einfach behaupten könnte: „Nö, ich wollte nur aufzeigen, wie gut Cissé ist.“ Nimmt man ihm bloß nicht ab.
- 1.FC Nürnberg – VfL Wolfsburg
Richtig gute Offensive hat auch der VfL Wolfsburg, die mussten heute reisen nach Nürnberg, und die drei da vorne, ja, Diego hinter den Spitzen, hinter Dzeko und hinter Grafite, und die drei haben 13 Tore von 14 geschossen, und das ist hier noch mal die Auflistung, wie es genau verteilt ist, Grafite noch ohne Vorlage, dafür aber Dzeko eine und auch Diego eine (laut Graphik hat Diego zwei; Tore: Dzeko und Grafite je 5, Diego 3). Und Diego, der kann deshalb mitspielen, weil er frei gesprochen wurde. Da haben wir vielleicht noch die Szene von der vergangenen Woche im Hinterkopf, als er dort gegen Vidal den Tritt hatte, aber es gab keine Sperre.
Und die haben noch eine weitere Schwäche, die Wolfsburger. Sie führen häufiger in Spielen, wie zum Beispiel mal gegen Leverkusen oder gegen Mainz, mit zwei Toren. Und das ist eine Konjunktiv Tabelle. Wenn sie diese Spiele gewonnen hätten, nach Hause gebracht hätten, ja, dann stünden sie vielleicht dort, wo sie sich vielleicht selbst sehen, nämlich auf Platz 3 hinter Dortmund und hinter Mainz. Das ist eigentlich der Anspruch, mittelfristig dort wieder hinzukommen, dazu müssen sie aber auch ein Spiel wie auswärts in Nürnberg gewinnen, Oliver Seidler, aber die Nürnberger haben seit gestern ein neues, ein ganz kurzfristiges Ziel.
Die eingeblendete Tabelle ist aber wirklich mal richtig feiner Unsinn. Per beliebiger (pro Mannschaft ausgewählter) Konjunktiv-Tabelle könnte sich jede Mannschaft problemlos auf den ersten Platz hieven. Auch andere Mannschaften haben Führungen abgegeben. Ist das in der Tabelle aufgeführt? Den Wolfsburger werden mal soeben 6 Punkte gut geschrieben.
Nichtsdestoweniger waren die beiden Spiele wirklich besonders spektakulär und es auffällig, dass es beide Male die gleiche Mannschaft in negativer Hinsicht betraf.
(Oliver Seidler mit Bildern von dem Spiel)
Ja, die Clubberer, angeführt vom zuletzt überragenden Leitwolf (Andreas Wolf, der Kapitän der Nürnberger führt im Bild seine Mannschaft aufs Feld) konnten Geschichte schreiben, erstmal nach achtzehneinhalb Jahren wieder in einem so späten Zeitpunkt in der Saison am FC Bayern vorbeiziehen. 40.000 Fans hofften auf einen Sieg mit zwei Treffern Differenz für den süßen Triumph gegen den großen Rivalen aus dem Freistaat.
Und die in rot und schwarz vom 1.FC Nürnberg im ersten Durchgang sehr aggressiv im Zweikampf, schnell über die Flügel, hier mit Mike Frantz, der seine Fußverletzung auskuriert hatte, wieder in der Startformation war, für Ekici, dritte Spielminute, erste Möglichkeit für die Gastgeber.
Eine Szene wird mit Verallgemeinerungen beschrieben, erklärt. Was ist der Nutzen? Macht es dadurch Spaß?
Das Auskurieren einer Verletzung ist jedenfalls spannender als die Spielszene, wie man erkennen soll. Wenn man es nur so liest, gibt es keine Aktion zu sehen. Es gibt nur eine Chance. Die gibt es halt ab und an. Danach werden die Szenen ja wohl ausgewählt (natürlich gibt es ab und an grobe Fouls, böse Verletzungen, falsche Schiedsrichterentscheidungen oder Tätlichkeiten, Emotionsausbrüche, die alternativ eingespielt werden; wesentlich aber sind doch die Toraktionen). Im Prinzip reduziert sich demnach das Spielgeschehen auf „Torchance hier, Torchance dort“, und ein bisschen Blabla drumherum. Sonstige Differenzierungen fallen fast völlig unter den Tisch.
Wir schauen in die 11. Minute. Einwurf, Hegeler verlängert, Hasebe hat alles geklärt, die Situation bereinigt, denkste, denn Gündogan ist da und macht das 1:0, wird morgen 20 Jahre alt, macht sich da das schönste Geburtstagsgeschenk selbst.
Genau so, wieder das gleiche Prinzip. Nichts wird plastisch gemacht. Es soll auch gar nicht. „Denkste“ ist auch nicht gerade das Wort zum Aus-dem-Sessel-springen. „Er ist da und er macht das 1:0.“ Ja, aber wie denn bitte? Hat er es vielleicht gut gemacht? War es ein schöner Schuss, ein Vollspannschuss, überlegt ins Eck platziert? Ein Hammer, ein gezirkelter Ball mit Effet? Was weiß der Sprecher überhaupt vom Fußball? Einer ist am Ball und der Ball ist drin. Kläglich.
Hasebe macht auch keinen Fehler, wie hier suggeriert wird. Er kommt für einen Moment im Strafraum an den Ball, wenn er sofort reagiert hätte, hätte er möglicherweise schlagen können. Nur werden die Spieler gerade auf dem höchsten Level immer wieder angehalten, wenn es geht, die spielerische Lösung zu suchen. Blindes Wegschlagen ist die letzte Notlösung, aus der Kreisklasse entnommen.
Es sind etliche Nürnberger um ihn herum, einer hinter ihm, der stochert ihm den Ball weg. „Gut nachgesetzt“ könnte man sagen, alternativ zu „Denkste“. Brennen tut es eigentlich immer, wenn der Ball samt einiger Angreifer im gegnerischen Strafraum ist, so wie hier gelungen. Es ist eines der Ziele die man hat, um Torgefahr zu erzeugen. Das ist den Nürnbergern hier gelungen.
Der Schuss von Gündogan war genau ins Eck gezirkelt, flach.
Aber wie konnte das geschehen. Hier erst einmal Kahlenberg zu spät gegen Hegeler und dann passt Schieber auf, Hasebe hatte gepennt, die Situation nicht bereinigt, und Gündogan spielt ihn gegen die Laufrichtung des Torhüters, so hat Hitz keine Abwehrmöglichkeit.
Bei der Wiederholung wird man nun aufgeklärt, „wie das geschehen konnte“. Zum Freuen über eine gelungene Aktion, über ein Tor, bleibt weder Zeit noch Raum. „erst mal kommt einer zu spät, dann pennt der andere“, na, Tore schießen, leicht gemacht, soll das wohl heißen.
Außerdem gibt es nach einem Abschluss immer nur zwei Möglichkeiten: nicht drin: dann war der Schuss „zu unplatziert“ oder, bei Einschlag, ein „Torwart hat keine Chance“. Nachdem man weiß, dass er nicht herankam, zu sagen „Torwart hatte keine Chance“ ist irgendwie lächerlich. Denn man kennt ja das Ergebnis. Oder ist man auf Fehlersuche? Ja, das ganz sicher. „Kommt nicht ran“, und, gegebenenfalls „hätte eraber … müssen“.
Weiter: „gegen die Laufrichtung“ ist eine für diese Situation völlig unangemessene Beschreibung. Der Schütze kommt etwa 17 Meter vor dem Tor an den Ball, in idealer Schussposition. Er platziert ihn hart und flach ins vordere Eck. Der Torhüter macht sich lang, kommt aber eben nicht heran. Überhaupt schon die Überlegung anzustellen, ob er hätte können ist doch irgendwie Spannung raubend, abgesehen von Nerv tötend?
„Mensch, Junge, guck mal hin, erinner dich, warum du Fußball zu deinem Spiel gemacht hast. Hier ist Bundesliga, das höchste, beste, was es zu sehen gibt. Und die Pille ist im Kasten. Jetzt raus mit der Freude. Das war sensationell und kein bisschen weniger!“ möchte man ihm (und auch all den anderen Schlaftabletten) mal zurufen dürfen.
Es gab wieder reichlich zu notieren bei Steve McLaren, seine Abwehr ist sich oft selbst der größte Gegner. Die Nürnberger weiter mit Schwung und viel über die starke linke Seite. Da ist Pinola und alle hatten mit einer Flanke gerechnet, und der Argentinier zieht einfach mal ab und aus der Hintertorperspektive werden wir sehen, wie knapp das eigentlich war.
Dass McLaren etwas notiert, ist sicher völlig normal. Hier mal wieder ein typischer Fall, in welchem man die Gelegenheit nutzt, demjenigen, der auf der Verliererstraße ist, etwas anzudichten. Erinnert ein wenig an Kicker Bildunterschriften zu einem Spiel, in dem beispielsweise eine Mannschaft als 1:0 Sieger vom Platz ging, auf einem Foto ein Zweikampf zu sehen ist, den der Spieler der Siegermannschaft gewinnt, und man zu lesen bekommt: „Nicht nur in dieser Szene kamen die Gäste einen Schritt zu spät.“ So, als ob man an einem einzigen Foto bereits erkennen könnte, wie ein Spiel ausgehen wird.
„Die Abwehr ist sich der größte Gegner“ ist natürlich purer Unsinn und gewohnt negativ. Das Tor, was sie heute kassiert haben, kam wie beschrieben zustande. Davon lebt der Fußball. Nürnberg darf doch auch in der Bundesliga mitmischen und tut dies sehr ordentlich.
Die Szene mit Pinola wird gewohnt falsch, wenn überhaupt beschrieben. Er wollte von der Außenposition einfach einen sehr scharfen Ball hineinziehen. Dass er relativ knapp am langen Pfosten vorbeigeht, geschah eher zufällig. Torgefahr entstand dennoch, eine schöne Szene, aber kein geplanter Torschuss.
Und: Eine Zeitlupenwiederholung oder eine ungewohnte Perspektive deckt eher wenig auf, da sowohl die Geschwindigkeit als auch der Blickwinkel eben ungewohnt. Dass es knapp war spürt man im Original, nicht in der Wiederholung. Inwieweit doch Absicht von Pinola, bleibt zumindest offen.
Der VfL Wolfsburg vollkommen raus aus der Partie, kein Biss, kein Wille, wenig Leidenschaft, 28. Minute, erster Angriff, Kahlenberg darf gegen Hegeler, Simons ist nicht bei Diego, und dann Marcel Schäfer, Grafite, 1:1. 28 Minuten von der Uhr, 6. Saisontreffer für Grafite, weil Simons hier Diego nicht attackiert, Schäfer klasse Judt hinterläuft und ein Grafite braucht halt wenig Chancen, um einen Treffer zu erzielen.
„Völlig aus der Partie“ ist doch hübsch. Das ist mal wieder der aktive Part. Nürnberg hat zugeschaut, während Wolfsburg sich selbst aus dem Spiel nahm, oder so? Wieso wird Sepp Herberger in den Legendenstatus erhoben, aber seine so schlichten Weisheiten niemals in der Sprecherpraxis vom Grundverständnis her eingesetzt? Wolfsburg spielte so gut, wie es Nürnberg eben zuließ, falls man überhaupt einen Anlass hätte, sich mit der Wolfsburger Perspektive (und nicht der neutralen) zu beschäftigen. Nürnberg war gut. Punkt.
Eine Szenenbeschreibung beschränkt sich grundsätzlich auf Namensnennung. Man (Sprecher) erkennt nichts, außer, dass Grafite irgendwann an den Ball kommt und der dann drin ist. Armselig. Die Ausrede, dass der Zuschauer doch alles sieht, zieht nur insofern, als man tatsächlich auf derartiges Gequatsche vollständig verzichten möchte.
Mal der Reihe nach: Wolfsburg hat keinen Biss und keinen Willen. Na, da schaut man doch mit Freude? „Kahlenberg darf gegen Hegeler.“ Super. Der eine überlegt, ob der Gegner jetzt mal darf? Oder doch nur der Versuch, per Sarkasmus auf alberne (aus Reportersicht) Fehlleistungen hinzudeuten? Eigentlich hätte er nämlich nicht gedurft und nicht dürfen dürfen, wie suggeriert wird, und diese Aktion hätte unterbunden werden können (so wie natürlich jede andere auch und das 0:0 verbürgt wäre), wenn nicht müssen, so die dümmliche Ansicht. Oder so: Nürnberg war bereits eingeschläfert von den miserablen Wolfsburger Bemühungen und hat ihnen entsprechend auch mal den Ball gegönnt? Na, wie man es auch betrachtet: Es wird irgendwie nicht schöner.
„Simons ist nicht bei Diego“, also vermutlich nicht dort, wo er laut Anweisung hätte sein müssen oder dort, wo ein anständiger, Bundesliga tauglicher Spieler natürlich und offensichtlich zu stehen hat. Wie sieht es alternativ aus ist mit dem „geschickten Freiräume verschaffen“ oder „einen Diego auszuschalten über 90 Minuten ist schlichtweg unmöglich“? Käme der Wahrheit viel näher und würde sich wesentliche schöner anhören. Diego, so wird suggeriert, dürfte eigentlich nie an den Ball kommen, in der Szene nicht und in der nächsten auch nicht. All dies nur, damit man sich dann anhören kann, dass “Diego ganz schwach war“, „überhaupt nicht ins Spiel fand“ und „in dieser Form für die Krise der Wolfsburger verantwortlich zu machen ist“.
Marcel Schäfer, dann Grafite. Ja, er kennt wirklich alle Namen. Von dem Spiel Fußball versteht er hingegen so gut wie gar nichts, muss man annehmen. Die Kombination über die linke Seite ist einfach nur klasse. Direktspiel, präzise Pässe, ein durchbrechender Außenverteidiger, der eine scharfe, flache Flanke spielt, Grafite, der seinen Torjägerinstinkt und seine überragende Athletik einsetzt, um vor dem Gegenspieler an den Ball zu kommen, sowie ihn meisterhaft kontrolliert und ins Netz zu bugsiert per flachem Schieber, das ist einfach nur erneut zum Zungeschnalzen.
Die „28 Minuten von der Uhr“ sind so, wie man früher in der Schule immer auf die Uhr schielte in den langweiligsten Pflichtstunden, und seinen Nachbarn anstupst: „Hey, bald ham wirs hinter uns.“ Genau so kommt es einem vor: wie eine lästige Pflicht für den Mann dort am Mikro. Denn: den Ansprüchen der weisen Sprücheklopfer genügen tut nur selten einer der Kicker. Wie sollte man da von “guter Unterhaltung” sprechen können? Nicht mehr lange, dann ist Halbzeit, Pause geht immer, und die zweite kriegen wir auch noch durch.
In der Wiederholung erfährt man noch präziser von der Fehlerkette. Simons attackiert Diego einfach nicht. Wenn er es doch nur getan hatte, wäre das Tor schon verhindert, gell? Immerhin erkannte Freund Dämlichquatscher sogar die Klasse des durchstartenden Schäfer. Die Perfektion des Diegoschen Zuspiels allerdings rutschte ihm durch. „Grafite braucht halt wenig Chancen“, fertig. Damit hat es ja dann nichts mehr mit Klasse zu tun. Man kann eigentlich wegschauen. „Ach, Grafite hat den Ball? Na, dann ist er wohl sowieso drin. Das ist ja langweilig.“
In der Wiederholung sieht man, dass er ihn dem Keeper durch die Beine schiebt, allerdings aus kürzester Distanz. Nicht erwähnenswert. Wozu? Unterhaltungssendungen gibt’s am Abend, bei Gottschalk. Hier stehen die Kicker mit ihren peinlichen Bemühungen erst im Rampenlicht, dann sitzen sie auf der Anklagebank. Hier wird Fußball und Kommentieren “gearbeitet”. Kein Platz für Spaß. Vertraut man dem Kommentierenden, dann wird zwar relativ hart, aber in aller Regel auch erkennbar schlecht gearbeitet. Wie sollte man es da selbst besser tun?
Wolfsburg war wieder da, das war ein Nackenschlag für die Nürnberger, die im ersten Durchgang klasse drauf waren. Immer wieder angeführt von Andreas Wolf, er war der beste Zweikämpfer seiner Mannschaft mit einer 100-prozentigen Passquote.
Zweite Hälfte, Wolfsburg spielerisch leicht verbessert, aber vom Willen, von der Leidenschaft, vom Herzblut und vom Kampf Nürnberg stärker.
Das sieht man den Szenen an, nicht etwa dem Endergebnis, ach was. Und der Zuschauer rutscht aufgeregt hin und her. Wie wird es wohl ausgehen? „Nein, wieso, ich und etwas vorwegnehmen?“
Hier wieder eine Defensiv-Peinlichkeit beim VfL, dann Schieber, Gündogan, Frantz ist da. 2:1, der hatte ja zuletzt im Heimspiel gegen Schalke 04 auch getroffen, die Wiederholung kommt) hier räumen sich Dejagah und Kjaer gegenseitig ab, dann ein toller Antritt von Schieber, aber aufgepasst, Ekici steht beim Anspiel von Gündogan im Abseits, behindert vielleicht leicht die Sicht von Marwin Hitz, dessen Reaktionszeit da eventuell verkürzt wird, und der deshalb hier später eingreift. Kein Vorwurf an das Schiedsrichtergespann, das war extrem schwer zu sehen, aber der Ehrlichkeit halber muss man das zeigen.
„Defensiv-Peinlichkeit“ ist auf jeden Fall das, was die Menschen vor die Bildschirme lockt. Seit Jahren, ach, Jahrzehnten schon. Da springt man förmlich aus dem Sessel vor lauter Begeisterung.
Es sind so schnelle Aktionen, Schieber versucht das Dribbling gegen Kjaer, nimmt den Ball ganz schnell rum, überraschend für Kjaer, dem der Ball durch die Beine schlüpft. Die beiden Verteidiger sind natürlich überrascht von diesem Kunstgriff, von diesem irren, blitzschnellen Trick, dass sie tatsächlich in der zuvor für harmlos gehaltenen Situation in kurzzeitige Panik geraten. Kjaer fällt. Wenn „Ente“ Lippens so einen Trick früher mal machte, dann klatschte man noch Beifall oder zog den Hut, aber jedenfalls hätte man davon gesprochen, dass er seinem Gegner die berühmten Knoten in die Beine spielte, was zumindest die positive Perspektive darstellt. Im Anschluss stolpert Dejagah über Kjaer. Manchmal ist halt auch ein eigener, überraschend fallender Spieler im Weg. Warum in aller Welt soll man da von Peinlichkeit sprechen? Es gibt noch immer Möglichkeiten, eine Abwehr auszuspielen. Zum Glück.
„Schieber, Gündogan, Frantz ist da“, ist mal wieder alles, was beschreibungsmäßig verwendet wird. Da weiß man doch? So richtig anschaulich, nicht wahr? Dass Schieber den dritten hinzueilenden Verteidiger mit einer weiteren Finte, die Flanke andeutend, verlädt, wird verschwiegen. Dass Schieber den Ball dann, so, wie man es lernt und wie es für maximale Torgefahr sorgt, von der Grundlinie zurückzieht, keine Erwähnung wert. Er findet den Abnehmer, 12 Meter Torentfernung (Gündogan), er schlenzt ihn sehr schön Richtung langes Eck, aber Frantz verlängert ihn gekonnt, so dass er tatsächlich einschlägt.
Die Abseitsdiskussion ist wirklich der pure Unsinn. Man bräuchte eine Lupe, um überhaupt die Abseitsstellung nachzuweisen, sie wird hier sogar konkret angezweifelt. Wenn es dann aber zusätzlich um ein Eingreifen geht, welches dem Abseits Stehenden angedichtet werden soll, welches aber alles andere als ersichtlich ist, dann sträuben sich einem die Nackenhaare. Nie und nimmer als Abseits zu ahnden. Möchte man denn die wenigen Toraktionen auch noch vernichten? Wenn ein Schiri das hört (ja, richtig, auch sie tun es zum Glück NICHT, denn dazu müsste man ja den Ton anschalten und wer macht das schon? Hierbei handelt es sich um Zynismus…) wird er nur beim nächsten Mal auch hier noch die Fahne hochreißen. Denn: zu Unrecht unterbundene Aktionen mit anstehender Torgefahr oder Torfolge sorgen für weit weniger Aufsehen als irregulär anerkannte Tore.
Wichtig scheint ihm aber in der Wiederholung, den Zusammenprall der Verteidiger, was ja schon als Peinlichkeit konstatiert war, diesmal noch zu einem „gegenseitigen Abräumen“ zu verschlimmern.
Dann diese Szene, Schäfer kommt da raus, haut seinen eigenen Innenverteidiger Nilsson um, Wolfsburg kann auf das Tor gehen, aber Dzeko spielt gar nicht mehr mit, der ist absolut fair, kümmert sich um den Nürnberger, und hilft ihm wieder auf die Beine. Es sah übel aus aber Nilsson konnte nach einer Schocksekunde weiter spielen.
Die Szene war wirklich sehr bemerkenswert. Allerdings muss man tatsächlich erwähnen – und hier wird eigene Erfahrung mit herangeführt –, dass man als Spieler auf dem Platz schwerlich weiter spielen kann, wenn man neben sich einen Spieler quasi leblos zu Boden sacken sieht. Das sind beinahe Urinstinkte, sich um diesen zu kümmern und nicht das Bemühen an den Tag zu legen, den Ball jetzt, wo der Gegenspieler ausgeschaltet ist, im Tor zu versenken. So gerne die Menschlichkeit daran auch herausgestellt werden soll. Nilsson war eine Weile lang ohnmächtig, wie die Bilder belegen.
Und wieder Nürnberg, Kopfball Schieber mit einem überragenden Spiel — da war Marwin Hitz nicht aus dem Tor herausgekommen — die Leihgabe vom VfB Stuttgart blendend drauf, ein Unruheherd, ein steter, nicht in den Griff zu bekommen von der Wolfsburger Defensive.
Immer wieder wird die Szenenbeschreibung mit einem Allgemeinplatz angereichert, was automatisch jegliche Spannung unterbindet. Die Fehlleistungen werden im Nebensatz so beigemischt. Oder wie anders soll man es interpretieren, dass Marwin Hitz nicht aus seinem Tor herausgekommen ist? Er hätte es demnach doch eigentlich tun müssen, muss man doch interpretieren? Was für ein Fachmann!
Die Frage auch an den Herren noch, einfach mal so gestellt: Gab es auch einen Wolfsburger, der von der Nürnberger Defensive nicht in den Griff zu bekommen war? Nein? Aha. Na, dann denkt man doch nach dieser Bemerkung sicher, dass Wolfsburg das Spiel gewinnt? Oder verliert vielleicht die Mannschaft, deren Stürmer nicht in den Griff zu bekommen waren? Ja, so macht man sich zum Experten! Was der Zuschauer empfindet, denkt, was ihm am Herzen liegt, was ihm Spaß machen würde, das spielt alles keine Rolle, nicht die geringste, sowie man die Chance hat, in den Himmel der Fußballgötter aufzusteigen. Dass das Wissen ihm bereits vorliegt und er an sich die Aufgabe hätte, es dem Zuschauer spannend zu vermitteln, wird zum Randdetail. Dass er (und der Sender) das Eigentor bereits erzielt haben, ist ihnen nicht bewusst. Denn genau auf diesen Unfug möchte man als Zuschauer/hörer gerne verzichten – und hat es zum Großteil bereits getan. Wer prüft bei Sky eigentlich Einschaltquoten? Und: selbst wenn ein Gerät eingeschaltet wäre: wer hat wirklich gelauscht? Dem zu lauschen ist ein Job für Masochisten.
Es ist nur eine dieser typisch tendenziösen Bemerkungen, an welcher das Endergebnis abzulesen ist. Wozu nur, was soll das?
Einmal in eine “ideale Welt” geschaut: falls ein Reporter tatsächlich in der Lage wäre, Leistungsunterschiede auszumachen und man diesen Urteilen vertrauen könnte – er hätte das Spiel 90 Minuten geschaut, fasst hier nur zusammen, weiß aber, wer tatschlich gut war, wer herausragte und wer vielleicht nicht seinen besten Tag hatte –, dann wären derartige Hinweise durchaus sinnvoll und erhellend.
„Der Mann war toll drauf.“ Ganz einfach, weil es stimmt und nicht weil seine Mannschaft gewonnen hat. Es würde bedeuten: der Zuschauer würde informiert werden, würde aber die Spannung erhalten können. Der Unterhaltungswert käme nicht zu kurz. Ganz im Gegenteil… Nur müsste man dazu eben tatsächliche Leistungen differenzieren können und etwas Sachverstand jenseits des puren Ergebnisses mitbringen. Steht aber nicht im Anforderungsprofil für angehende Berichterstatter. Sachverstand? Wozu? Ergebnis kennen und perfide Fragen stellen. Fertig ist der Lack.
Eigler mittlerweile eingewechselt, 88. Minute, und schauen Sie, was macht Simon Kjaer, er geht da übel rein gegen Eigler, bekommt dafür von Giudo Winkmann nur die gelbe Karte, zeigt den Daumen, bedankt sich quasi beim Schiedsrichter. Er guckt gar nicht zum Ball (zur Wiederholung gesagt), das ist rohes Spiel vom Innenverteidiger vom VfL Wolfsburg, hätte hier die rote Karte sehen müssen.
So sehr hier die Richtigkeit dieser Einschätzung bestätigt werden kann – damit explizit eine Meinung zum Ausdruck bringend – so unerfreulich bleibt es stets, wenn das Urteil bereits gefällt ist, und zwar in abschließender Endgültigkeit. Sicher ist, dass Kjaers Wink Richtung Schiedsrichter die sofortige Akzeptanz der Entscheidung, sowie auch eine Entschuldigung beinhaltet.
Andererseits könnte eine solche Szene gerade einen Weckruf darstellen. Die Verteidiger werden gelehrt, niemals, aber wirklich niemals, den Gegenspieler passieren lassen zu dürfen. Alles ist besser als dass man ausgespielt wird. Im Notfall – so hört man auch oft in Interviews – muss man ihn umlegen.
Der Weckruf gilt für jedermann : Möchte man denn lieber eine solche Szene sehen oder lieber einen Angreifer alleine vor dem Tor? Warum wird das Strafmaß nicht so hoch angesetzt, dass die Verhängung ernsthaft als Strafe empfunden wird? Kjaer müsste nicht das Augenzwinkern seines Trainers zu sehen bekommen („Gut gemacht, Junge, und nicht mal Rot bekommen“), sondern einen kräftigen Tritt in den Hintern, weil er der Mannschaft damit geschadet hätte und nicht ihr geholfen. Es war eine Notbremse, abgesehen von dem rüden Spiel. Der Stürmer legt den Ball an der einen Seite vorbei, und möchte auf der anderen passieren. Kjaer stellt einfach seinen Körper in den Weg, in einer bewussten Bewegung. Übel ist es, außer der Notbremse, wegen der Verletzungsgefahr, wie man ohne weiteres erkennt.
Es müsste einfach so sein, dass das faire Spiel die größten Erfolgsaussichten hätte und das foule Spiel einem selbst und der Mannschaft Schaden einbringen würde. Man wird die Auswirkungen nicht erfahren, wenn man es nicht ausprobiert. Die Argumente der Konservativen würden immer lauten: „Na und? War doch schon immer so. Und der Fußball lebt noch immer.“ Nicht nachdenkend über das „noch“ und auch nicht über die mögliche größere Anhängerschaft sowie größerer verbreiteter Freude im Falle einer derartigen Veränderung. Vom Gerechtigkeitsgefühl ganz zu schweigen, welches bei derzeitiger Art der Regelauslegung permanent mit Füßen getreten wird.
Worduch wird es verletzt? Sofern man mit einer strafbaren, regelwidrigen Aktion Nutzen erzielt, ist es jedenfalls rein intuitiv schon mal ungerecht. Warum glaubt man, damit Massen zu faszinieren? Das Argument, dass diese „Emotionen nun mal dazu gehören“ ist zwar gut und schön und oft gehört. Nur sind die Folgen längst, dass sich die „Fans“ die Köpfe einschlagen. Nicht auch eine mögliche Folge permanent empfundener, unartikulierbarer Ungerechtigkeiten? Hier das Thema zumindest mal angeschnitten.
Letzte Szene im Spiel, wir sind in der Nachspielzeit, Diego mit der Hereingabe, und dann Kjaer, da ist Dzeko, und da ist das 2:2, aber die Fahne des Schiedsrichterassistenten Marcel Pelgrim ist oben. Treffer findet keine Anerkennung. Ähnlich Situation wie vorhin auf der anderen Seite, aber hier viel klarer. Dzeko steht nicht im Abseits, aber Grafite, der hier eindeutig Schäfer behindert, insofern klar zu erkennen, eine richtige Entscheidung vom Schiedsrichtergespann.
Die Entscheidung ist zwar absolut korrekt. Der Vergleich mit der Nürnberger Szene aber völlig unangebracht. In jener war quasi alles anders, denn hier sind sowohl das Eingreifen von Grafite als auch die Abseitsposition völlig unstrittig.
Was dennoch verwundert ist, warum Grafite — der von seinem Abseits eigentlich wissen muss — zum Ball geht. Denn der zuvor abgegebene Kopfball von Dzeko hatte das Potenzial, auch ohne dieses Eingreifen über die Linie zu gehen.
Eine Bemerkung noch: Das Schiedsrichtergespann hat vielleicht auch nur zufällig richtig gelegen, es wird nämlich einfach etwas entschieden, nachher kann aufgeklärt werden. Die Entscheidung gegen das Tor kann sehr wohl in Zusammenhang gebracht werden mit der zuvor nicht verhängten Roten Karte gegen Kjaer. Der Schiri hätte garantiert ein schlechtes Gewissen den Nürnbergern gegenüber, wenn er erst das Rot „übersieht“, und dann eine knifflige Szene zu einem Tor gegen die Abwehr, also für den Ausgleich, auslegt. Er entscheidet also so oder so gegen das Tor. Diesmal hatte er knapp Recht, nächstes Mal hätte er vielleicht nicht. Ungeschoren davon käme er so oder so.
So blieb es beim 2:1, zwei knifflige Situationen und ein Marcel Schäfer, der sich bei Schiedsrichter Winkmann beschwerte, Tim Niedernholter hat nachgefragt.
(Marcel Schäfer, Wolfsburg, im Interview)
Ich fand einfach, dass da ne ähnliche Situation bei uns war und die wurde eben nicht gegeben, und, ähm, gut, da sind natürlich auch Emotionen im Spiel, ich weiß, dass es letztendlich nichts bringt, der Schiri will auch nur n guten Job machen, und, ähmn, ja, da muss man sich vielleicht n bisschen mehr im Zaum haben.
Sehr gut ausgedrückt von Marcel Schäfer und dabei sehr höflich bleibend. Wer selbst auf dem Platz stand, der weiß, wie schwer es werden kann, mit derartigen Ungerechtigkeiten umzugehen, eben gerade, wenn man so aufgeheizt ist im Spiel. Natürlich aus Spielersicht klar, dass er die Situationen vergleicht. Jedoch, siehe oben, das war nicht wirklich so. Aber er sieht es ja im Prinzip auch ein.
(Andreas Wolf, Nürnberg, im Interview)
Zu Hause muss man die Punkte holen, das machen wir zur Zeit, da müssen wir uns weiterhin stabilisieren, weiter uns konzentrieren und schauen, dass wir auch auswärts mal drei Punkte einfahren.
(Wieder Oliver Seidler)
Für mich aber die Szene des Spiels, Edin Dzeko, der während des Spiels chancenreich einem Gegner hilft. Und Per Nilsson sagte dazu bei Tim Niedernholter.
Dzeko beugt sich besorgt hinunter zu Nilsson, der reglos am Boden liegt. Nett, so etwas hervorzuheben.
Man darf aber ruhig spaßeshalber mal etwas weiter überlegen: Wenn Dzeko nun weiter spielen würde, dann hätte er nicht nur den Gegenspieler „ausgeschaltet“ – ergänzend erwähnt: Niedergestreckt wurde Nilsson nach einer Faustabwehr des eigenen Torhüters –, sondern sich zugleich Freiraum verschafft, was die Abseitsfrage angeht. Dies wurde auch bei dem zweiten Pass nach vorne, zur Außenposition, bereits genutzt, da die Nürnberger, gut geschult, direkt nach der Faustabwehr kollektiv aus dem Strafraum hinauslaufen, jedoch Nilsson Bewusstseins bedingt einfach nicht hinterherkommt, insofern der Außenspieler nicht Abseits stand.
Wenn man noch weiter spekuliert, dass Dzeko nun angespielt wird – auch nicht Abseits wegen Nilsson – dann den Ball im Tor versenkt. Die Diskussion dann: Wie, bitte, soll ein bewusstloser Spieler, der ja eigentlich kein aktiver Spieler ist, ein Abseits aufheben können?
(Per Nilsson von Nürnberg) Ich habe immer gesagt, dass der Dzeko der beste Stürmer in der Liga ist, der kann alles und als Typ habe ich auch nichts gegen ihm zu sagen, der ist als Fußballspieler genau so als Typ, also einfach überragend.
Schön, dass man auch Per Nilsson bei bester Gesundheit vorfindet. Die Komplimente sind selbstverständlich, aber vor allem wohl dadurch, dass seine Mannschaft ja am Ende gewonnen hat. Wenn Dzeko selbst das noch einmal durch den Kopf geht und er den munteren Nilsson Sekunden später wieder wie ein junges Reh über den Platz hüpfen sieht, könnte er schon mal nachdenken: „Hmm, hätte ich nicht vielleicht doch sollen…?“
Zumal, wenn eine derartige Praxis – wie bereits längst geschehen – mit simuliert verletzt liegen bleibenden Spielern Einzug hält, erhalten bleibt, dann ist am Ende doch wieder mehr Schaden als Nutzen entstanden. Natürlich der Unterschied hier ganz klar: Nilsson hatte das Bewusstsein verloren, da gab es keinen Zweifel.
Bei einem Hertha Erstliga-Spiel in der vorigen Saison gab es übrigens mal folgende Situation: Ein Herthaner verlor im eigenen Strafraum den Ball, jedoch war die Szene strittig, ob Foulspiel zur Balleroberung vorlag oder nicht. Der Herthaner kam jedenfalls bei der Aktion zu Fall. Die anderen Spieler blieben in der Vorwärtsbewegung, so dass nach dem Ballverlust vorne viel Platz für den Gegner war. Es wurde direkt ausgenutzt, indem ein gegnerischer Spieler zurück in den Strafraum eilte, angespielt wurde und das Tor erzielte. Jedoch war der noch immer am Boden liegende – und möglicherweise durch Foulspiel dorthin geratene, zusätzlich vielleicht verletzte – Berliner Abwehrspieler einzig für die Aufhebung der Abseitssituation verantwortlich. Das Tor galt aber. Nun ja, über so etwas kann man ruhig mal nachdenken, eine empfundene Ungerechtigkeit bleibt jedenfalls, selbst wenn sich niemand direkt beschwerte.
(Wieder Oliver Seidler)
Dritter Heimsieg in Folge für den Club, das gabs zuletzt 2007. Toller Tag für Nürnberg, nur an den Bayern ist man nicht vorbei gezogen.
(Jan Henkel im Studio)
Punktgleich mit 12 Punkten, aber aufgrund des etwas schlechteren Torverhältnisses haben es die Nürnberger nicht geschafft. Aber schöne Szene auch wirklich mit Edin Dzeko.
- Hannover 96 – 1.FC Köln
Wir kommen gleich noch einmal zurück. Kurze Pause und dann gibt es noch richtig viel. Nämlich Hannover 96 gegen den 1.FC Köln, und die Kölner müssen ja fast gewinnen in Hannover.
Sie müssen gewinnen. Hmm. Was soll das heißen? Er als Kölner darf das sagen? Oder ist das ein allgemeines Bedürfnis, was da zum Ausdruck kommt? Wir sind doch alle irgendwie Kölner, heißt das? Abgesehen davon: zu welchem Zwecke müssen sie denn? Wenn sie es nicht tun, sind sie abgestiegen, oder was? Wer gibt die Ziele vor? Geht es um ein Saisonziel? Was ist mit Hannover? Nein, es ist so unsinnig, es lohnt kaum eine Kommentierung. Nur immer wieder die Frage: Wer erteilt die Sprecherlaubnis?
(Andere Stimme mit Bildern von der angekündigten Partie)
Denn sie sind seit fünf Spielen sieglos, also diese Partie in Hannover unglaublich bedeutungsvoll. Lanig probierts, ne Menge Szenen, garantiert, gleich nach ner kurzen Pause.
Bestätigung der Einschätzung? „Sehr bedeutungsvoll“ kann man natürlich immer sagen, schließlich ist Bundesliga. „Lanig probierts“ macht es auch so richtig schön schmackhaft. Die Szene selber ist so schön ausgewählt, dass man wirklich Lust bekommen könnte. Wenn nur diese Sprechblase nicht ertragen werden müsste…
(Nach der Pause Jan Henkel wieder)
Hannover 96 gegen den 1.FC Köln, und Kölns Manager Michael Meier sagte vor kurzem, unsere Außendarstellung ist zum Weglaufen, und, als hätte es noch einen Beweis gebraucht, unter der Woche, Sie haben es vielleicht mitbekommen, es war keine richtige Pressekonferenz vom Torwart Mondragon, sondern es war ein Statement, was er abgegeben hat und das war deutlich und vor allen Dingen bemerkenswert.
(Torwart Faryd Mondragon wird gezeigt bei seinem Statement. Quelle: FC-TV.de; er spricht in Heimatsprache, vermutlich spanisch{unverständlich}, ein Dolmetscher übersetzt, dessen Satz hier)
So ist das Leben. Wenn sie unfair waren, und Jesus betrogen haben, können wir alles von der Menschheit erwarten.
Also hier ist jede Menge Skepsis angebracht, da ja zunächst mal ein Dolmetscher im Spiel ist, der diese Worte so übersetzt. Es gibt mit Sicherheit in anderen Ländern andere Sitten und auch andere Sprichwörter oder Vergleiche. Sobald man diese zu übersetzen versucht, kann vieles völlig anders klingen als es gemeint ist.
Hierzulande wurde übrigens Lothar Matthäus bekanntlich nach seinem Wechsel von Gladbach zu Bayern mal in einen ähnlichen Vergleich gebracht, wenn auch nur von einigen Fans…
(Wieder Jan Henkel) Also der Vergleich ist schon mal sehr fraglich, Mondragon und Jesus, aber er hatte ja schon, als er von der Nationalmannschaft zurückkam, vor dem Spiel gegen Dortmund, vom Trainer gesagt bekommen, du spielst nicht von Beginn an, sondern du gehst auf die Bank. Da hat er gesagt, nee, wenn ich nicht gut genug bin für die Startelf, dann setze ich mich auch nicht auf die Bank. Haben sie sich geeinigt und er war nicht mit dabei. Gleiche Situation jetzt wieder, nach dieser Aussage, die er dort getätigt hatte, Mondragon sagte, auf die Bank setze ich mich nicht, und es wurde sich wieder geeinigt, er ist nicht im Kader mit dabei. Ist natürlich auch ein Zeichen an die Mannschaft, es kommt keine klare Aussage vom Verein, so geht es nicht, ein Spieler kann nicht selbst entscheiden, ob er jetzt im Kader ist oder nicht, und es ist so mehr oder weniger das Zeichen, ihr könnte machen, was ihr wollt. Da fehlt ein bisschen die klare Linie beim 1.FC Köln. Das hilft alles nichts, nur, Marco Hagemann, in der jetzigen Phase muss man sich an allem festhalten, vielleicht hilft es ja son bisschen, dass man ausgerechnet jetzt nach Hannover fährt.
Es ist immer wieder so, dass Misserfolgsserien hier und da Unruhe bringen. Es kommt zu Schuldigensuche oder generell Schuldzuweisungen, Unzufriedenheiten bei den Spielern, zumal die Reservespieler natürlich immer nach Niederlagen behaupten können – und das mit Fug und Recht – „Mit uns hätte es nicht schlechter als mit einer Niederlage ausgehen können – oder wir hätten vielleicht gewonnen.“
Die Traineraufgaben sind sehr vielfältig und gerade in solchen Phasen der Misserfolge – wiederholt erwähnt: Der Medieneinfluss ist gigantisch, auch auf das Umfeld – diese schnell über den Kopf wachsen können. Dass ein so verdienter Torhüter wie Mondragon im Alter von 37 Jahren keine Lust hat, auf der Bank zu sitzen, ist dennoch auf eine Art verständlich. Die Einigung darüber kann auf so verschiedene Arten erfolgen (Beispiel auch: Mondragon akzeptiert, sagt aber, dass es dann doch besser ist, dem Nachwuchstorhüter für den Fall eine Chance zu geben), dass man auch sehr getrost den Mantel des Schweigens darüber legen könnte. Sofern nur dann weiterhin Ergebnisse ausbleiben, muss man mit allem rechnen. Die unterstellte „fehlende Linie“ jedenfalls kann nur der Blick auf die Ergebnisse offenbaren. Im Erfolg war eh garantiert alles richtig, im Misserfolg alles falsch (so die verbreitete Medienansicht).
„Da fehlt … die klare Linie beim 1.FC Köln“ ist eine dreiste Anmaßung, wenn nicht unverschämt. Nur: Mit Verlierern kann man so was wohl machen?
(Marco Hagemann vom Spiel) Blicken wir doch einfach mal zurück in die vergangene Saison, da fuhr der 1.FC Köln am 28. Spieltag nach Hannover, zuvor sieben sieglose Spiele, und dann gewann das Team von Zvonimir Soldo hier mit 4:1, so ein befreiendes Erfolgserlebnis brauchte der FC auch an diesem Nachmittag.
Auch er schlägt in die Tonart ein. An sich ein „No-go“. Was ist mit den Hannoveranern? Was brauchen oder wollen die? Wie kann man an deren Anhängern so vorbeireden? Sie übergehen? Sie brauchen das, die anderen brauchen das. Also: alles aussparen. Szenen kommentieren!
Hannover, von rechts nach links, zuletzt mit zwei Niederlagen in Folge, begann hier so, wie man es erwartet hatte, man spekulierte auf Konter und man hatte ja einen Künstler in seinen Reihen, Didier Ya Konan. 4. Minute, die frühe Führung für die 96er. Kein Zweikampfverhalten vom FC sichtbar, Ya Konan hat alle Zeit der Welt, weil Mohamad ihn schön zirkeln lässt und der Vertreter von Mondragon, Vavrodic, ist komplett chancenlos.
Ach ja? Da war ja wieder mal die prickelnde Beschreibung eines Tores! Zunächst mal begann Hannover also, wie man es erwartet hatte? Sie spekulierten auf Konter? Wahrheitsgehalt: 0. Sozusagen jede Wette, dass der Trainer keinen Konterfußball im eigenen Stadion verordnet hat. Was soll so ein Quatsch? Man hat Heimspiel, man spielt gegen eine Mannschaft aus der unteren Hälfte, man ist verpflichtet, für die Zuschauer, nach vorne zu spielen. Natürlich darf der Gegner, so viel in seiner Macht steht, entgegenstellen und vielleicht sogar Vorteile herausspielen. Aber eine Taktik, die Kontertaktik, wurde garantiert nicht ausgerufen. Kompletter und purer Unsinn. Aber dass man zugleich in diesen völligen Unsinn hineingezogen wird, und es angeblich gleich mit erwartet hat („..so, wie MAN es erwartet hatte“), ist unfassbar dreist und dämlich. Als Krönung zum Schluss: Wie kann man nach vier Minuten von so etwas sprechen und woran sollte man es erkannt haben? Nein, nein, nein. Berufswechsel ist das einzige, was hilft. Zum Marktschreier dürfte er aber auch nicht taugen.
Zur Szene selber: Ya Konan wird ganz präzise, etwa 20 Meter vor dem Tor, angespielt. Tatsächlich ist sein Gegenspieler für den Augenblick auf 2 Meter Distanz, was dann, verglichen mit anderen Situationen, weiter ist als normal. Ya Konan bekommt dadurch die Zeit, sich den Ball optimal zurechtzulegen. Die Perfektion, mit der er den Ball trifft, ist einfach nur genial, phantastisch, überragend und verbietet jegliche andere Erwähnung, vor allem nicht jene von gegnerischen Unzulänglichkeiten. Der Ball wir mit einem solchen Effet ausgestattet, als Schlenzer ins lange Eck, dass der Torhüter zwar noch per Flugparade versucht, heranzukommen, aber es einfach nicht schaffen kann. Ein Zaubertor und nichts weiter. Herrlich, einfach herrlich.
„Kein Zweikampfverhalten sichtbar“ ist so dermaßen schwach, daneben, ernüchternd, unzutreffend, lächerlich und Spannung und Spaß verderbend, dass man die Wahl trifft: lieber heute als morgen weg mit dem Abo. „Hat alle Zeit der Welt“ passt genau in die Line, damit suggerierend, dass so einen Ball ja wohl jeder verarbeiten könnte, wenn man ihm so viel Raum lässt. Das „komplett chancenlos“ stimmt zwar, beleuchtet aber die Lage wieder mal aus der falschen Perspektive. Chancenlos deshalb, weil so herausragend geschossen.
Na, das begann ja super für Zvonimir Soldo, der ja auch in der Kritik steht, überhaupt keine Frage. Noch bekommt er Rückendeckung von Wolfgang Overath, vom Präsidenten, links (man sieht Overath und Meier auf der Tribüne) Michael Meier ist auch nicht mehr so ganz derjenige, der fest im Sattel sitzt, der Manager. Also Chaostage beim 1.FC Köln, die Spieler müssen für positive Resultate sorgen, aber Hannover hatte genau das Spiel, was es wollte, Köln musste, und Hannover konnte schnell in die Spitze spielen, mit Rausch und Ya Konan. 2:0, eine Viertelstunde erst gespielt.
Erneut eine wunderschön plastische Szenenbeschreibung. Erst einmal der Rundumschlag gegen ganz Köln, und dann das: „Hannover hatte das Spiel, was es wollte“. Das ist schon mal spitze. Jede Mannschaft möchte gerne führen. Das ist keine Hannoveraner Besonderheit. Den Platz bekommt man dann oft genug.
„Köln musste, Hannover konnte schnell in die Spitze spielen“. Auch das brillant für diese wunderschöne Szene. Es wird schnell kombiniert, der Ball kommt trotzdem eher durch Zufall nach links außen. Die Flanke ist sehr gut geschlagen, aber wie Ya Konan zum Ball durchstartet, als erster dran kommt und ihn kanonenkugelartig mit dem Kopf versenkt ist die wahre Klasse, die es hier zu bewundern gälte.
(Die Wiederholung wird gezeigt) Der Ballverlust ganz vorne, in Hannovers Hälfte, von Matuschyk, zuvor auch Jajalo mit keinem guten Zuspiel, und dann dieses blitzschnelle Umschalten, das ist das Spiel von Hannover 96, über Stoppelkamp, Abdellaoue, Rausch und Ya Konan. Es ist dann letztendlich auch schwierig zu verteidigen. Fünftes Saisontor des Ivorers.
Das ist der erste gelungene Kommentar(teil). Genau, es ist schwierig, zu verteidigen, wenn der Gegner so gut spielt, so genau flankt und so genau trifft. Er wollte wohl wie gewohnt die Fehlersuche aufnehmen, verschluckte sie aber einfach mal. Danke schön! Eine, wenn auch sehr temporäre Wohltat.
Na, bitter, (man sieht Kölns Trainer Soldo den Kopf schütteln) Viertelstunde gespielt, 0:2 zurück, ja, was willste da auch noch machen.
Der FC bemüht, ohne aber wirklich gefährlich zu werden,
Schönen Dank für die Vorwegnahme des Endergebnisses.
Podolski, die wieder einzige Spitze, er versuchte irgendetwas, aber viel kam nicht dabei heraus.
„Viel“ = ein Tor. „Nicht viel“ = kein Tor. Irgendwie die Welt der Schildbürger und Kleingeister.
Dieser Freistoß war aber wirklich recht harmlos.
Zwei null Hannover, Mirko Slomka guckt, noja, zufrieden is er nich, denn er weiß, wir ham ja noch ne Menge Fußball hier zu spielen. Aber seine Mannschaft war die gefährlichere. Mit Moritz Stoppelkamp, 37. Minute, mal ein Schuss, der nicht reinging. Pausenstand 0:2 Rückstand für den 1. FC Köln, es gab Redebedarf zwischen Overath und Meier.
„Seine Mannschaft war die gefährlichere“ = „ich kenne das Ergebnis“. Wie wäre der Kommentar zu der Szene nur ausgefallen, wenn der Schuss in der kommentierten Szene, der wirklich das Tor weit verfehlt, von der zurückliegenden Mannschaft abgefeuert worden wäre?
Der „Redebedarf“ ist natürlich auch angedichtet. Hätte man doch nur die Hannoveraner Verantwortlichen kurz eingefangen. Dann hätte man auch hier sehen können, dass sie sich unterhalten.
Unzufriedenheit spiegelt sich aber tatsächlich in den Minen wider. Wie könnte das verwundern? Welcher Manager oder Präsident würde bei einem 0:2 zufrieden ausschauen? Die Entlassung des Trainers wird unter anderem auf diese Weise von den Medien lanciert.
Novakovic kam zu Beginn der zweiten Hälfe, ihn hatten viele auch schon in der Startelf erwartet, Soldo entschied sich erst einmal dagegen.
Eine kleine weitere Spitze gegen den Trainer. „Viele hatten ihn erwartet…“ heißt: Siegen oder Fliegen.
Jetzt war er mit dabei, also Doppelspitze bim FC, Podolski und Novakovic. Erstmal kam Martin Lanig, 30 Meter, Fromlowitz. Stark pariert, 51. Minute. War das son Weckruf für den 1.FC Köln?
Wieder bleibt von dieser so schönen Szene nichts übrig. Wer jedenfalls gerade in die Chipsschale gegriffen hat, schaut nicht auf. Lanig lässt den Ball herrlich von der Brust abtropfen und trifft ihn mustergültig, so dass er genau Richtung Dreiangel fliegt. Natürlich war es sehr stark pariert, wie man im Anschluss nicht nur an den Dankesbekundungen der Mitspieler erkennt, sondern auch an dem ganz leichten, kaum zu unterdrückenden Strahlen auf des Torhüters Gesicht.
Wie sollte eigentlich eine so tolle Parade erforderlich werden ohne einen ebenso tollen Schuss? Warum immer so einseitig? Es gibt genügend Facetten. Zeigt sie dem Zuschauer auf! Oder werden sie womöglich gar nicht erkannt?
„War das son Weckruf?“ ist auch prima orakelt. Jedoch muss man gleich korrigieren. Denn a) weiß man (als Sprecher) schon und b) möchte man den Zuschauer ja gar nicht gut unterhalten, sondern nur selbst gut dastehen. Außerdem wurde ja schon ausreichend viel auf Köln herum gehackt, so dass man diese Möchtegern-Spannungmache nicht ernst nehmen kann. Ein lobenswerter Versuch dennoch: mehr davon.
Erst einmal nicht. Schnell war der Druck wieder weg, und Hannover verteidigte gut und vorne blieben die Niedersachsen gefährlich. Avevor, 59. Minute.
Hier wird jetzt aber regelrecht Spannung und Begeisterung verbreitet, oder? Der Druck war weg und die anderen waren gefährlich. Wer sollte jetzt noch an eine überraschende Wende glauben? Das Gute an der Sache: Es ist ja bald vorbei, ist doch nur ne Zusammenfassung…
Was kam noch vom FC Köln. Seit fünf Spielen sieglos. Erst ein einziger Saisonsieg, fünf Punkte, das ist zu wenig.
Eigentlich ist immer alles „zu wenig“. Sofern man die „richtige“ Perspektive einnimmt. Vor allem Unentschieden werden gerne so kommentiert als „für beide zu wenig“. Na, hätte doch lieber einer der beiden freiwillig verloren? Dann hätte man wenigstens nur auf denen, dafür umso heftiger, rumhacken können.
Djakpa, der verliert den Ball an Novakovic, der nimmt Andrezinho mit,
Wenn man sehr genau auf den Tonfall achtet, dann stellt man locker fest, dass bereits dass „der“ gefolgt von einem „der“ nicht nur Spannung tötend, sondern auch herablassend ist. Natürlich kann die Szene nichts werden, so lapidar kommentiert. Außerdem soll es eine gewisse Schlichtheit in den Versuchen deutlich machen. Diese Ansprache ist auf jeden Fall respektlos.
Was hat man davon? Man stellt sich auf den Markt und preist seine schönen, frischen, großen preiswerten Eier als klein, faul und teuer an. So wie die Schildbürger oder Münchhausen etwa. „Ich habe Ware anzubieten. Fußball. Aber der Fußball hier ist nicht gut.“
insgesamt enttäuschend, der Rechtsverteidiger, und dann Lukas Podolski. War oft beteiligt an Abschlüssen, aber eben nicht zwingend genug.
Wichtig ist, dass man noch während des Angriffes ein paar Allgemeinplätze („oft“) und Urteile („nicht zwingend“) mit einbaut, bevorzugt negative, anstatt endlich mal was über die Szene zu sagen. „Der Rechtsverteidiger“ interessiert so herzlich wenig, dass man lieber so lange seine Blumen gießen geht. Verpassen tut man jedenfalls nichts, so der Eindruck.
Podolski war oft beteiligt an Abschlüssen. Schön, mal etwas zu erfahren, mit dem man etwas anfangen kann. Das deutet zumindest an, dass Köln noch mehr als die gezeigten Abschlüsse hatte, vielleicht gar nicht so schlecht war, wie einem eingeredet werden soll, von jemandem, der sich als Meister im Tore zählen entpuppt hat?
Das „nicht zwingend genug“ ist wieder ein derartiger Anti-Climax, dass einem die gerade aufgekommene, kurzzeitige Freude, schon längst wieder vergangen ist. Besteht denn die Erwartung, dass jeder Schuss ein Treffer ist? Wie hätte er denn schießen sollen, damit es „zwingend“ ist? Natürlich ins Tor, so wohl die Ansicht. Nur: hätte Köln geführt, hätte die gleiche Aktion — wie jene aus der 37. von Stoppelkamp (die aber in Wahrheit nichts war, viel weniger als die gerade gezeigte) — das Prädikat „Köln immer gefährlich“ oder ein ähnliches erhalten (falls nicht die Schläfrigkeit der Hannoveraner Defensive angeprangert worden wäre). Will er weismachen, dass er an einer einzigen Szene Spielstand oder Endergebnis erkennen kann?
Welche Geschichte möchte er eigentlich erzählen? Die, die herauskommt, ist a) langweilig und b) falsch. Es könnte auch schlicht bei einem „Das Spiel endete 2:1“ bleiben. Auf Nachfrage: „Nichts weiter zu sagen?“ „Nein. 2:1. Das ist alles.“
Dies war einfach nur eine schöne Aktion in einem Bundesliga Fußballspiel. Man müsste dankbar sein, dass man davon ausreichend viele zu sehen bekommt. Das Ablesen von „zu wenig“ ist ausschließlich der Bekanntheit des – und durch das Verbreiten der Weisheit quasi hinausposaunten — Zwischenergebnisses (der Ball geht also nicht rein) und des Endergebnisses geschuldet.
Tatsache über die Szene: Podolski wird wunderschön frei gespielt mit einem punktgenauen Pass von Andrezinho, nimmt den Ball geschickt herum fast an der Strafraumgrenze und zieht direkt flach, hart und platziert ab, ganz knapp am Pfosten vorbei. Fußball auf höchstem Niveau (Sprecher auf unterstem…).
Und so langsam lief dem Team von Zvonimir Soldo die Zeit davon. Hannover bekam die Konterchancen, bislang spielten sie es unkonzentriert zu Ende,
Herrlich, zum Zungeschnalzen, wie man im Halbsatz erfährt, dass eigentlich beide schlecht waren. Hannover „spielte unkonzentriert zu Ende“. Wenn sie sich doch endlich konzentrieren würden. Aber halt: Dann sähen wir zwar ein Tor, aber würden garantiert nicht etwas über „konzentrierte Hannoveraner“ sondern über „unkonzentrierte Kölner Deckungsspieler“ erfahren. Wie soll man nur aus der Mühle der Unzulänglichkeiten heraus? Ganz einfach: Abschalten. Das einzige Mittel.
Ein wenig mehr Philosophie: Wenn man „konzentriert zu Ende spielt“, wie sieht das aus? Es ist eine Verallgemeinerung zunächst, weil es ja nichts Konkretes beschreibt. Da stand einer frei, der hätte mitlaufen können, rechts war viel Platz, oder Derartiges wäre konkret. Wenn es aber zu seiner Zufriedenheit verliefe, also „konzentriert“ (wie oben angedeutet ist das unmöglich, aber angenommen halt…), wie könnte man dann den Angriff beschreiben? Dann wäre es irgendwie wie Schach. Der Läufer bietet Schach (Angreifer treibt den Ball), der König muss ausweichen, der Turm kommt ins Spiel (Abspiel nach außen), der gegnerischen Springer zieht dazwischen, die Dame … (Flanke, Kopfball, aufs Tor) .. setzt Schachmatt (drin).
Wenn aber die Szenen wie Schachspielzüge wären, würde man sie dann gerne sehen wollen? Schach hat keinen besonderen Zuschauerzuspruch, genau weil es einem an Action, an Vielfalt, an Variationen fehlt. Es ist stupide und öde (für den ungeübten Zuschauer), weil es keine Facetten gibt. Wenn man also der aufgezeigten Neigung zu Verallgemeinerungen nachgeht, damit sozusagen das Spiel „flach“ macht, muss man doch zwangsläufig mit einem abnehmenden Interesse rechnen?
Alles egal. Wie dick ist der Ast noch, auf dem ich zugleich sitze, aber den ich dennoch abzusägen versuche? Wie faul sind meine schönen Eier bald, weil sie wirklich niemand kauft, da ich jeden überzeugen konnte, dass sie klein und teuer sind?
der eingewechselte Chahed, die Kölner können sich nicht befreien,
Die grammatikalisch aktiven Kölner können sich nicht befreien, während die im gleichen Sinne passiven Hannoveraner den Ball haben? Erstaunlich, wie man mit schlechtem Deutsch, gewürzt mit einer gewaltigen Prise Unlogik, eine ganze Sportart vergewaltigen kann.
Die Kölner können sich nicht befreien .. vom Ballbesitz der Hannoveraner? Ja. Die geben nämlich den Ball einfach nicht her. Wer war denn nun aktiv? Köln hat aktiv nichts gegen die Balllosigkeit unternommen. Ja, langsam wird es…
Hannover beobachtete währenddessen passiv die ballbesitzlosen Kölner.
und da kommt Korter Rausch und der Ball streicht mal so richtig knapp am FC-Gehäuse vorbei.
Da kommt einer und der Ball geht am Tor vorbei. Wunderschön. Man spürt richtig, wie der Herr Spaßverderber seiner einzigen und zugleich größten Leidenschaft nachgeht. „Zuschauer vergraulen ist mein Hobby. Denn: ich erzähle nur Unsinn.“ „…mal so richtig knapp“. Hübsch.
Es ist reichlich Platz vorhanden, so dass man von einer sehr fortgeschrittenen Spielminute ausgehen muss, in welcher die Kölner in letzter Verzweiflung alles nach vorne warfen. Dies wird uns als Zuschauer erspart, so wie auch eigentlich alles andere Interessante (hier wäre es die Erwähnung einer Spielminute als Mindestes). Eine solche Szene zu kommentieren müsste einfach Spaß machen, da man so oft dicht gedrängte Abwehrlinien sieht, oft über lange Strecken im Spiel, bei denen kein Durchkommen ist.
Hier ist Platz ohne Ende, ein einsamer Kölner Verteidiger im Zentrum, während vier Hannoveraner ausschwärmen. Die Kölner eilen allerdings zurück, so dass die Zeit knapp wird. Die Flanke kommt aber gut und wohl getimt von der rechten Außenposition, aus Strafraumhöhe. Dennoch kommt ein Kölner gerade so mit dem Kopf dazwischen, kann ihn aber natürlich nicht kontrolliert klären, eher großartig, dass er überhaupt rankommt (Kommentar dazu: „… können sich nicht befreien.“ Unsinn hoch wie viel?), der Ball kommt zu Rausch, der aber nur oberhalb des Torraumecks herankommt, also eigentlich nicht in geeigneter Schussposition. Er nimmt den springenden Ball dennoch volley – ein technisches Meisterwerk – und hämmert ihn, wie gut erkannt, hauchzart über den Kasten.
Dennoch ist dem Zuschauer von der Schönheit und Klasse so ziemlich alles vorenthalten, die muss man sich selbst zusammenreimen, falls man auf dem Kanal bleibt. Denn der Mann am Mikro hat eh längst alles gesehen, damals, in der intergalaktischen Liga, als er den Milchstraßenpokal mit der Weltauswahl, zweimal als Spieler, dreimal als Trainer, feiern durfte, und für solche irdischen Szenen nur mit Mühe das Gähnen unterdrücken kann – allerdings zur Vermittlung von Langeweile reicht es aus und dafür ist er perfekt ausgewählt.
Mann o Mann, mitten drin im Abstiegskampf (man sieht wieder Overath), Wolfgang Overath, der fuhr extra zusammen mit der Mannschaft hier im ICE nach Hannover. Aber der FC zeigte Moral.
Ach, bahnt sich da etwas an? Bei „zeigte Moral“ sieht man einen Lanig, der durch ziemlich viele Zufälle im Strafraum an den Ball kommt. Klasse allerdings, wie er ihn höchst kontrolliert am Torwart vorbeihebt. All dies wird, wie gewohnt, verschwiegen.
Ein Mann hat den Ball, der Ball ist drin. Da hat er alles rausgeholt aus der Szene, unser geliebter Unterhaltungskünstler.
Martin Lanig, erstes Pflichtspieltor des Neuzuganges und noch mal Hoffnung für den 1.FC Köln, fünf Minuten vor dem Ende. Auf, auf, n bisschen Zeit ham wir noch (man sieht Soldo am Spielfeldrand). Aus einem Einwurf resultierend, Hannovers Defensive bis dahin richtig stark, hier aber unsortiert, und Lanig stellte das Spiel noch mal so richtig scharf.
Die Wiederholung der Szene. Ach, jetzt erkennt man plötzlich alles. Aus einem Einwurf heraus. Wow! Und „stellte scharf“ fesselt den Zuschauer nun aber wirklich. Alle, die man mit blödem und permanentem Orakeln schon längst vergrault hat, sollen nun annehmen, dass noch was passiert? Nein, das kann er nicht ernst meinen.
„Unsortiert“ ist wieder die gewohnte Klasse … des Reporters. Im Aufzeigen von Fehlleistungen. Man sagt es einfach so dahin. Denn: falsch kann man kaum liegen, da der Ball ja drin war (und falls er es nicht gewesen wäre, die anderen Schuld wären, mit ihrem “unkonzentrierten Spiel” zum Beispiel). Komme mal einer daher, der widerspricht und sagt: „Wieso unsortiert? Die waren doch nicht unsortiert?“ Dem reibt er wieder die Kompetenz unter die Nase: „Und warum war er dann drin?“
Und Mirko Slomka, der wusste draußen ganz genau, in den Schlussminuten, was zu tun war. Lippen lesen: Aufpassen, aufpassen.
Schlussphase in der AWD-Arena vor über 40.000 Zuschauern, Rekordbesuch, wenn es gegen die Kölner geht. Lange Bälle, Brechstange, Mohamad und Fromlowitz.
Langweilig wird es wirklich, wenn man immer das gleiche sagt. Das gilt auch für einen Autor. Eine Szenenbeschreibung besteht aus Namensnennungen. Diesmal aber der lange Ball und die Brechstange dazu (damit es per Verallgemeinerung richtig spannend wird; Stichwort: Mustererkennung. Vermutlich, damit man nicht zu schauen braucht?).
Selbst wenn es stimmt. Die Szene ist sehr konkret. Der lange Ball ist nämlich nicht einfach nur ein langer Ball sondern einer, der ankommt. Er wird direkt weitergeleitet in den Strafraum und es wird wirklich extrem brenzlig. Torhüter und Angreifer gehen gleichzeitig zum Ball… Fromlowitz hat ihn.
Treffer hätte nicht gezählt, wenn es denn einer geworden wäre, gefährliches Spiel von Mohamad, das war nicht zu erkennen, Fromlowitz hatte den Ball eh, und das war sie auch dann, die letzte Aktion des Spiels.
Abgehandelt. Wichtig ist: „das war sie dann auch, die letzte Szene“, damit man nicht auf den Gedanken kommt, sich demnächst mal wieder ein Spiel live anzuschauen. Wenn man es genau bedenkt, dann hätte man sich eigentlich so gut wie alle Szenen sparen können. Früher hieß es gelegentlich noch: „Es gab so viele tolle Szenen, dass wir sie nicht alle zeigen können.“ Vielleicht hätte das motiviert für die nächste Livepartie? Hier und heute saugt man sich nach Möglichkeit ein paar Szenen aus den Fingern, erklärt aber, dass sie allesamt mangelhaft und an sich langweilig waren, aber darüber hinaus, dass man ja nicht erwarten solle, dass es noch mehr gegeben hätte.
Das Foulspiel ist wirklich nicht zu erkennen. Zur Sicherheit aber hatte der Schiri eh unterbunden. Zum Thema „Torhüterschutz“ gibt es ein eigens angefertigtes Kapitel, welches den übertriebenen Schutz anspricht. Auch außerhalb unterliegt er anscheinend dieser Schutzregel: “Wenn du den Ball fallen lässt oder selbst fällst, dann wurdest du gefoult.” Auf jeden Fall der Schutz des Tores ist garantiert: da kann keiner rein und wenn er ginge zählt es nicht.
Hannover gewinnt, Zitat Slomka, das Richtungs weisende Spiel, mit 2:1 und die Kritik wird nicht leiser werden Richtung Zvonimir Soldo und den 1.FC Köln. Der Matchwinner war ganz klar Didier Ya Konan. Effektiv war es von Hannover 96, also, alles wieder bergauf, oder?
(Wolf Fuhrmann fragt Hannover Trainer Slomka)
Sind Sie jetzt wieder auf dem richtigen Weg nach diese beiden Niederlagen? Ist es das schon?
(Mirko Slomka) Ja, wir haben nie aufgehört, daran zu glauben, dass wir hier zu Hause jetzt gegen Köln gewinnen können, und wir haben auch gegen St. Pauli gut gespielt, sogar noch besser als heute, aber wir haben verloren, aber heute waren wir die effektivere Mannschaft, darum geht’s im Fußball, und
Wie gewohnt: Wenn man ein objektives Urteil über ein Spiel haben möchte, sollte man dem an sich subjektiven Trainer (da parteiisch) lauschen und nicht dem an sich objektiven Kommentator, dessen Fachwissen sich aber auf der Gegenüberstellung der beiden Toranzahlen beschränkt.
Offensichtlich war Hannover gar nicht so gut, überlegen in dem Spiel. Natürlich darf man gerne den frühen Spielstand von 2:0 mit herbeibemühen, um das Verhalten auf dem Platz zu erklären, aber dennoch erscheint es klar, dass Hannover in diesem Spiel eher etwas Glück hatte.
(Wolf Fuhrmann) Ist ja auch Ihr Spiel?
(Slomka) Das ist unser Spiel, genau so ist es. Das spielen wir gerne so weiter.
Das Recht geben eignet sich immer, um das Interview hinter sich zu bekommen. Ansonsten ist es als Aussage höchst schwach, wenn nicht fraglich.
In aller Regel sollte man erst mal annehmen, dass die Floskel “die effektivere Mannschaft“ als Ersatz für „die glücklichere“ steht. Und dann: was für eine Art Fußballspiel soll das sein, bei welchem man sich auf Effektivität beschränkt? Man spielt eigentlich gar nicht, und wartet dennoch auf die Chancen? Nein, so geht es nicht. „Effektivität“ kann mal gut sein, aber langfristig geht es darum, möglichst viele und möglichst gute Chancen zu kreieren, natürlich dann so viele wie möglich davon nutzen. Aber das ist eben keine Spielart. Es wäre, wenn überhaupt, eine Qualität. Ohne das Erspielen von Chancen gäbe es nicht einmal die Erfordernis für den Begriff „Effektivität“.
Was er meinte und wie das Glücksstrahlen auch, nicht nur nach dieser Partie, zum Ausdruck bringt, hat Hannover einfach einen guten Lauf und dem Trainer ist es für den Moment egal, ob es etwas glücklich zustande kam oder nicht. „Es ist unser Spiel, Glück zu haben. Und das machen wir gerne weiter so.“
(Marco Hagemann) Na, der FC sollte nicht so weiterspielen, die Fans, die haben den Kragen hoch stehen, hören wir mal. (Fangesange mit „Wir ham die Schnauze voll“) Warum das alles erklärt uns Martin Lanig.
(Martin Lanig: ) Wenn du auswärts spielst, darfst du nicht die ersten 20 Minuten verschlafen und gleich nach drei Minuten in Rückstand geraten, somit ist es ganz schwierig, auswärts zu gewinnen, grad in unserer jetzigen Situation. Äh, wir strotzen nicht vor Selbstvertrauen, das ist normal, aber tödlich ist für uns, wenn du gleich nach 20 Minuten mit 0:2 zurückliegst.
Sehr einfach auf den Punkt gebracht. Manchmal liegt man eben zurück, manchmal gar mit zwei Toren, und das, noch bevor das Spiel so richtig begonnen hat.
(Marco Hagemann)
Das befreiende Erfolgserlebnis blieb also diese Saison aus in Hannover, Wolfgang Overath muss sich so seine Gedanken machen, es wird nicht ruhiger werden um Zvonimir Soldo und auch womöglich um Manager Michael Meier.
Falls es keine Krise vorher gab, dann wird sie einfach ausgelöst. Mit Objektivität hat das nichts zu tun.
(Jan Henkel aus dem Studio)
Spannende Tage jetzt in Köln. Spannend, weil endlich Köpfe rollen? Glückwunsch erstmal an Hannover 96, die sind zwischenzeitlich jetzt auf Platz 3 in der Tabelle, aber die Fakten zum FC, das ist auch deutlich, also die Fans haben ihre Meinung, Soldo raus und Meier auch (ein Plakat wird gezeigt im Hintergrund, aus dem Stadion) aber so schlecht war der FC noch nie. Drei Niederlagen nacheinander, da haben wir die Daten dazu, das gab es unter Soldo noch nicht, sechs Spiele haben sie jetzt schon nicht mehr gewonnen, und das ist die schlechteste Zwischenbilanz überhaupt, also nach neun Spieltagen nur fünf Punkte, und wenn Sie bei uns schon den ganzen Tag mit dabei waren, liebe Zuschauer, haben Sie mehrfach auf Zvonimir Soldo gehört, er geht ja relativ sarkastisch da mit der Situation teilweise um, bei der Pressekonferenz in Köln, sagte, na ja, hier ist ja auch immer mehr los, immer mehr Journalisten kommen, weil es eben dem FC schlecht geht und er geht sehr gelassen um mit seiner Situation. Sind wir gespannt, wie er jetzt ist im Interview bei Wolf Fuhrmann.
(Wolf Fuhrmann fragt Zvonimir Soldo)
Zvonimir Soldo, das Bemühen war da, das Anschlusstor war auch da, aber warum hat es wieder nicht gereicht.
Undenkbar in England, dass eine solch suggestive Frage gestellt wird, die ja bereits gar keinen Ausweg lässt. „Was denken Sie über das Spiel“ ist die selbstverständliche Frage, die man sich aber sparen könnte, einzuspielen. Ausreichend würde ein reines Trainer Statement. In England sähe man auch nicht eine totale Randerscheinung und die Hauptfigur auf einem Bild. Das ist Anmaßung seitens des Fragenstellers und ein Fehler seitens des Senders. Sollen diese beiden etwa auf Augenhöhe sein? Nein, es haben sich Sitten eingeschlichen, die einfach nicht zu ertragen sind.
(Zvonimir Soldo) Ja gut, das ist schwer zu erklären. Wir haben uns anderes vorgenommen, aber nach Viertelstunde waren wir, Gegner hat schon zwei null geführt und dann erste Halbzeit war schwer. Zweite Halbzeit haben wir versucht, aber das war nicht genug, gut genug, dass wir Ausgleich machen.
Gut ausgedrückt, gut beschrieben. Die Einsicht besteht aber, dass ihm die Nervensäge eh keine wahre Erklärungschance einräumt. Die Wahrheit: Es ist ein Spiel, ein einziges Spiel, das ist so ausgegangen, es hätte auch anders ausgehen können. Wenn Sie, Herr Fuhrmann, das verstanden haben, dann können wir gerne weiter reden.
(Wolf Fuhrmann)
Ya Konan, das weiß man, der hat heute sein fünftes Tor schon gemacht, er stand völlig frei, wurde kaum angegriffen, bei beiden Toren nicht, können Sie sich das erklären?
„Ja, ich kann es Ihnen erklären. Aber fressen Sie erstmal dieses Mikrofon hier.“
(Soldo) Ja, ok, wir haben uns vorbereitet für das Spiel, dann unsere größte Problem erste Halbzeit war Zweikampfverhalten, kann nicht sein, dass eine Spieler 20 Meter vor dem Tor, mit Ball, dreht sich um und schießt frei auf Tor, das, normalerweise, das darf nicht passieren.
Natürlich hat auch Soldo die 2 Meter Abstand gesehen, die sein Abwehrspieler zum Angreifer hielt. Nur: dass daraus dann direkt dieses Traumtor wird, ist dennoch zu einem Restteil Glück (beziehungsweise aus Kölner Sicht Pech). Er redet sicherheitshalber zu Munde. Das Urteil ist eh unverrückbar. Nun kann er noch für die Medien eine gute Figur abgeben (und sich entsprechend auf die Zunge beißen).
(Wolf Fuhrmann)
Da muss man ja jetzt fragen, was nun. Die Situation wird immer brenzliger, wie reagieren Sie eigentlich darauf, wenn Sie so ein Plakat sehen wie Soldo raus und Meier auch.
Denkt ernsthaft jemand, dass man Erhellung durch diese dummen Fragen erfährt? Was ist die eigentliche Idee? Reporter sollen gut aussehen und den Verlierern mal richtig (durch Kenntnis des Ergebnisses) auf den Zahn fühlen. Um selbst ein wenig wachsen zu können. Ist das der Plan? Danke, wenn, dann geschieht es ohne Zuschauer. Denn der hat bereits das vernichtende Urteil gesprochen: „Ich liebe die Bundesliga. Aber ich kaufe keine faulen Eier. Ohne mich.“ Premiere ist schon bankrott. Sky auch bald.
(Soldo) Ja, Situation ist nicht einfach, wie gesagt, aber wir haben Qualität, dass wir aus die Situation rauskommen.
Gut, perfekt, Glückwunsch Herr Soldo, ohne jede Einschränkung. Vor allem, diese Ruhe zu bewahren nötigt Respekt ab.
(Wolf Fuhrmann)
Ja, aber Sie brauchen ja Punkte. Qualität allein reicht ja nicht.
Der vorlaute Schüler, der schon wieder ahnungslos dazwischen quatscht. Er weiß aber doch was. Glaubt er. Die Gesamtpunktzahl. Sein letzter Rettungsanker. Der muss nun geworfen werden.
(Soldo) Ja, brauchen wir auch Punkte, brauchen wir Erfolgserlebnis. Das bis jetzt, das war, unterste, ich meine erste Halbzeit, schaue schlechteste Spiel dieses Jahr.
Zum Munde reden bleibt das sicherste Konzept. Ob er sie wirklich so schlecht fand? Na, gut, anzunehmen schon.
(Wolf Fuhrmann)
Wie soll das gehen gegen den HSV, das ist auch keine Mannschaft, die man mal so eben wegputzt?
Dämlich, dreister, Fuhrmann.
(Soldo)
Kein einfacher Gegner, aber jetzt haben wir Pokal am Dienstag.
Wenigstens eine kleine Backpfeife kann man in aller Souveränität austeilen. Hat der Dummkopf das Pokalspiel vergessen oder sollen sie es einfach herschenken?
Peinlich, bloßgestellt, Fuhrmann…
(Wolf Fuhrmann)
Denken Sie, dass Sie auf alle Fälle am nächsten Wochenende noch auf der Bank sitzen werden als Trainer?
Dann hat man, nach dem erzwungenen Themenwechsel wegen nachgewiesener Dämlichkeit, aber immer noch die ultimative Frage parat.
(Soldo) Kein Kommentar. Ich konzentriere mich nur auf Wesentliche, mehr kann ich nicht machen.
Extrem gute Antwort. Danke, Herr Soldo, sehr ernsthaft.
(Wolf Fuhrmann) Wünsche Ihnen alles Gute, danke schön.
Nicht geglaubt. Bitte nur nie mehr hören müssen. Wird aber a) nicht erfüllt, die Bitte und b) wäre der Ersatzmann kein bisschen angenehmer. Konsequenz? Einfach so: Kündigung.
Hast du schon gekündigt oder wirst du noch gequält?