Bei dem Handspiel war es auch wieder gut. In Neapel.
Der Angreifer köpft, vor ihm ein Spieler, der einfach nicht ran kommt. Der Verteidiger springt dennoch mit allem, was er hat, nach hinten ab, um den Angreifer zu stören. Die Arme ausgebreitet.
Der Angreifer köpft die ausgebreiteten Arme an.
Der fängt den Ball beinahe damit
Napoli protestiert.
Was auch sonst.
Der Sprecher sagt: „Der Schiri löst das diplomatisch. Er sagt, der Stürmer hat sich doch eh aufgestützt.“
Super, die Diplomatie.
Für jeden was dabei, nicht wahr?
Dann ist es „diplomatisch“.
So ein bisschen wie Salomon.
Was blieb für den Stürmer übrig?
Du kriegst keinen Elfer, weil du gefoult wurdest UND der Gegner Hand gespielt hat. Stattdessen kriegen die einen Freistoß. Ist doch diplomatisch, oder?
Grausamer Ellenbogencheck nach 10 Minuten in Dresden. Blutüberströmt bleibt der Mann liegen. Nichts, keine Strafe.
Wer soll sich so was noch anschauen? Es gibt niemanden mehr. Wirklich.
Fast in jedem Spiel gibt es jetzt solche Kopfverletzungen. Ich habe jetzt verstärkt darauf geachtet. Weil ich natürlich auch darüber schreibe.
Die gehen in die Duelle ohne Rücksicht. Es gab früher nicht ein zehntel von diesen Verletzungen. Schwere und Häufigkeit.
Der Verletzte musste runter.
Ist da irgendwas gerecht dran?
Nein, es ist einfach nur ein Haufen Müll, den man da zu sehen bekommt. Vorgabe: Ergebnis ist das Einzige, was zählt.
Also wenn du es schaffst, einen Gegenspieler zu verletzen und selbst nicht bestraft wirst ist es ne Art Jackpot.
Da wird man nachher in der Kabine gefeiert für. „Klasse unbemerkt den Ellenbogen ausgefahren und dem eine verplättet. Der hat ja geblutet wie ein Schwein!“
Jetzt macht Sandhausen das 1:0. Gleich danach der Sprecher: „Gar nicht mal so unverdient“ Und dann leitet er her, warum.
Immer warten bis ein Tor fällt, und dann Experte werden, indem man es für verdient erklärt. Klasse.
Insgesamt 120 Minuten Zweitligafußball — ein Tor. So macht Fußball schauen doch Spaß?
Dafür nur Genörgel von den Sprechern und ein Haufen Unterbrechungen und ein paar Verletzte.
Aber Sky hat den ganz großen Fisch an Land gezogen: „Heute ist Fußball. Guckst du auch nicht?“ „Na klar!“
Eben bei der letzten Einblendung nach Düsseldorf hat er die ganzen drei Minuten nur gelabert, was man von Düsseldorf erwarten müsste und was sie eigentlich tun müssten und dass sie doch von gewachsenem Selbstvertrauen und Spielkultur gesprochen haben. Auch ein paar Ideen hätte man in den Spielen zuvor gesehen. So werden licker drei Minuten Sendezeit gefüllt — mit völlig belanglosem, miesmacherischem Blabla. Es steht 0:0, 33. Minute. Wie sollte es denn stehen?
Tor in Düsseldorf — „Es hat sich in den letzten Minuten abgezeichnet.“
Man schaue in dem Zusammenhang auf die drei Minuten Laberei davor — und das war in der 33. Tor fiel in der 43. „Schwach, Düsseldorf, keine Ideen, keine Torsituation, es läuft nich zusammen, da musste man mehr erwarten blablabla“. 1:0 „Hatte sich angekündigt.“ Der schämt sich auch kein bisschen. Oder, dass man vielleicht darauf kommen könnte, dass das nur Unsinn ist?
„St.Pauli hatte die Chancen aber Darmstadt einfach cleverer im Abschluss.“
Er erklärt bei einem Düsseldorfer die ganze Zeit, was sie so alles falsch machen. Sie bauen eben geduldig auf. „Da ist das Tempo wieder raus.“ Und so weiter. Aus dem Angriff entsteht eine Doppelchance. „Da wird es dann doch noch gefährlich.“
Es ist so peinlich.
Ganz klarer Handelfer wieder für Heidenheim, nicht gegeben natürlich (direkter Torschuss, wen würde da eigentlich Absicht kümmern? Der Ball geht Richtung Tor, Hand ist dran —Elfer, was denn sonst?) — im Konter das 1:1.
Chance auf Chance in Düsseldorf — kein Tor. Ich bin auf over.
Da ist das 2:0.
Mehr als fällig (also das zweite Tor). Nur noch halber Verlust!
4:0 Sandhausen. „Vielleicht ein Tor zu hoch.“
91. Minute in Düsseldorf: „Ich glaube nicht mehr so recht dran, dass Lautern hier noch was holt.“
2:1 für Duisburg. „Unverdient wäre es nicht.“
Wenn jetzt Schlusspfiff also.
Sechs Spiele in der dritten Liga, 60 Minute, insgesamt zwei Tore.
6*60 = 360 Minuten. Das wären vier ganze Spielen, zwei Tore. Zwei Mal 0:0, zwei Mal 1:0. Irre.
Tor für Dortmund. Kommentar: hat sich angekündigt.
Ich hab under und Wolfsburg. 0:2 nach 24.
Torchance für Stuttgart: „Da waren die Berliner nicht bei der Sache.“
Torschrei immer nur beim einzigen under.
1:0 für Hoffenheim, 84. Minute:“Führung geht in Ordnung.“
Erste Mal Videobeweis: Elfmeter wurde gegeben — aber zurückgenommen. Weil angeblich außerhalb!
Genau was ich immer sage: außerhalb vielleicht begonnen, aber bis innerhalb „durch gefoult“.
Nee, kann man nicht aushalten.
Ich hab bis eben geschaut, grad zwei Spiele. WAC – Admira und Schalke – Leipzig.
Schalke bekommt den Elfer, ok. Aber dann eine reine Abwehrschlacht.
So wird heute gespielt.
Irgendwie ein Tor machen, dann alle Mann auf die Torlinie.
WAC hatte zwei Mann Überzahl.
Auch da standen alle Mann vorm eigenen Tor.
Dauerte 41 Minuten (mit 11 gegen 9) bis das 1:0 fiel.
Am schlimmsten rundherum: diese unendlichen „engen Abseitsentscheidungen“, die alle hinterher „ouh, das war aber knapp“ kommentiert werden. Jede könnte man auch laufen lassen.
Das exakt gleiche bei Elfmetern: so viele Situationen, am meisten die Handspiele.
Geht gleich schon wieder lost. Einblendung in Kiel, Spielstand 0:1. „In der Offensive bisher Vorteile für die Fürther“. Kurz danach fällt der Ausgleich. Der Sprecher „Ich hatte es irgendwie im Gefühl, dass hier der Ausgleich fallen würde.“ Absurd, oder? Diese Unverschämtheit und Dreistigkeit, das jetzt einfach zu behaupten? Wie sammelt man Expertenpunkte?
Eben grad Kiel im Angriff. Dieser Schindler windet sich um seinen Gegenspieler und schafft aus etwa 15 Metern einen Torschuss, der knapp am Kasten vorbei geht. Der Sprecher: „Links wäre Ducksch blank gewesen.“
Nix, keine Anerkennung, er sagt das im Satz, holt nicht einmal Luft.
Übrigens hat der Sprecher in Ingolstadt das Erfolgsrezept der Gäste gut erkannt. Erst haut ein Regensburger einen Stürmer um, viel früher, da sagt er „da versucht er natürlich, ihn VOR der Strraumgrenze zu Fall zu bringen — was ihm ja auch gelingt.“ Dann macht Regensburg das 1:0 und in der nächsten Einblendung erklärt er: „Regensburg macht das gut. Sie foulen einfach, wenn ein Ingolstädter in den Strafraum will — und die Freistöße bringen nichts.“
Klasse, oder? Immer alle umsensen, dann wird das schon…
„ Die machen das gut…“
Bei Erfurt gerade gelesen: drei Elfer nicht gegeben. Ich hatte over. Aber auch sonst typisch. Und noch dazu: ein neuer Schiri. Der führt sich gleich richtig ein. Bloß keinen Elfer geben — wird schon klappen dann.
Noch absurder eben der Kommentar: Regensburg spielt wirklich gut (trotz der erkannten Taktik des Foulens). Nun führen sie 3:2 und haben wieder einen Konter. Den spielen sie einfach nur gut. Ball behauptet, mehrfach zurück gelegt, abgespielt, wieder einen Spieler gefunden, geduldig auf den Abschluss gewartet, was wirklich immer schwierig ist und sehr gut wenn man es schafft und kann. Der Sprecher nörgelt die ganze Zeit rum. „Dauert zu lange“ alles „zu zögerlich“. Der Schuss kommt — der Torwart dreht den Ball gerade so um die Ecke. Geht nicht besser, zumal man die ganze Zeit den Ball hatte und den Abschluss hinbekam und eine Ecke dazu. Was soll man bloß noch machen, dass er zufrieden wäre? Was für ein stumpfsinniger Kommentar!
Nicht die leiseste Ahnung von dem Spiel — aber die ganze Zeit nur meckern.
„Spielt Regensburg jetzt das Eckfahnenspiel? So ist es!“ Dazu lächelt er so vor sich hin. Was für eine phantastische schöne Taktik. Das „Eckfahnenspiel“. Man führt und attackiert die Eckfahne. Das ist „clever“.
So wird’s gemacht. Irgendwie die Zeit „von der Uhr nehmen“. Die ganzen Abos sprengen die Kapazitätsgrenze. Die Leitungen glühen. Alle wollen Sky. Alle wollen Fußball sehen!
Schon wieder ein Eckfahnenangriff! Kommt schnell alle her, das müsst ihr sehen!
Ich habe aber Helge Leonard wieder gehört. „Wenn es passt, dann passt es halt nicht.“ Sagt er. Nach 56 Tagen! Außerdem haben sie ihn doch ausgesucht?
Die Frage wäre: welche Erwartungen hatten sie und was hat sich in der Zeit geändert? Irgendwo muss ja ein Irrtum vorgelegen haben.
Es ist ja so, dass der Trainer schon auch sagt, was er gerne möchte. Der wird seine Meinung nicht so sehr geändert haben.
Unfassbar eben wieder bei Salzburg – St.Pölten: Minamino zieht in der Mitte frei durch. Der Abwehrspieler grätscht rein, rücksichtslos. Er wäre sowieso zum Foulspiel bereit oder auch: er versucht, zu foulen. Minamino springt drüber, kommt aber dabei ins Straucheln und fällt im Anschluss. Entscheidung: gelb und nicht rot. Ok. Aber: der Sprecher sagt: „Kann man weiter laufen lassen. Bittere gelbe Karte.“
Weil er ihn nicht berührt hat. Tolles Argument.
Also laut Sprecher müsste Minamino NICHT springen, sich die Knochen brechen lassen, vom Platz getragen werden — dann hätte man über Foulspiel nachdenken können? Was denken diese Hornochsen eigentlich?
So was von blöd, das kann doch einfach nicht wahr sein.
Noch wichtiger aber: bald fallen GAR KEINE Tore mehr. Könnten wir Sky endlich dicht machen.
Denn: wenn das nicht mal ein Foul war, dann dürfen die Verteidiger bald noch mehr — und es ist jetzt schon mit Abstand zu viel.
Freiburg — Frankfurt. Chance auf Chance, wäre gut für over. Aber Videobeweis hat hier schon mal das 1:0 geklaut und sonst geht der Ball auch nicht rein.
Wieder ein Ellenbogen im Gesicht. Verletzt Pedersen, blutet.
Eben ein Freiburger, zieht weg, Gegenspieler hält ihn fest, einfach so. Dann Freistoß, was sonst, und Gelb. Der Sprecher: „Vertretbar.“ Also: besser wäre, kein Gelb?
Hand im Strafraum vom Frankfurter. Natürlich kein Elfer. Aber wenn man genau schaut: er dreht sich zwar weg, aber die Hand bleibt vorm Körper und Ball geht dagegen. Also korrekt wäre noch immer ein Elfer.
Meine ich. Wirst du sonst von Niemandem hören — und nicht mal Proteste.
Eben bei Freiburg – Frankfurt: Boateng wird bei der Ballannahme behindert, stoppt dadurch den Ball mit dem Arm oder sagen wir so: der Ball fliegt gegen den Arm. Entscheidung? Da Frankfurt ja im Angriff war natürlich: Freistoß für Freiburg. Hauptsache keine Torgefahr.
Ganz irre Unterhaltung wieder: Freiburg -Frankfurt 89. 0:0, LASK – Altach 45. 0:0, Salzburg – St.Pölten 1:0!!!
Ja, da ist doch schon ein Tor gefallen? Insgesamt 180 Minuten Fußball — ein Tor. Fußballherz, was willst du mehr?
Zusammenfassung der Party Gladbach – Köln bei „Alle Spiele – Alle Tore“. Cordoba bekommt einige gute Torchancen, Gladbach macht das Tor, hatte insgesamt auch mehr Chancen. Verdienter Sieg, aber ebe Köln auch mit ein paar Chancen (eigene Beurteilung). Der Sprecher sagt, nach einer der von Cordoba nicht genutzten Chancen, „er der einzige, der sich so richtig dagegen stemmte“. Das ist so absurd. Köln hat ein gutes Spiel gemacht, wie alle Stimmen nachher sich einig waren. Glabdach war besser, verdient ok, aber remis war drin. Wie kann man da so einen unsinnnigen Satz sagen? Der einzige, der sich dagegen stemmte. Nein, is ist ein uerträglicher Haufen Schrott, der da kommentiert wird.
„Hochklassig war die Partie nicht“. Kommentar aus dem Kicker zur Partie Manchester City – Everton (1:1). Warum fühlt man sich bemüßigt, etwas Nachteiliges zu sagen? Sie war nicht hochklassig – man hätte sich das Zuschauen sparen können? Womit verglichen ist das hochklassig eigentlich? Man nehme an, es käme NICHT zu einer Vielzahl von Torchancen, falls dies ein Kriterium wäre: dann wäre die positive Art des Ausdrucks ebenfalls denkbar, vorstellbar, sogar wahrscheinlich: die Abwehrreihen haben wenig zugelassen – so wie vom Trainer verlangt, antrainiert, wie der Fokus heute gesetzt wird. Und sogar, wie es die Kommentatoren einfordern. Denn sobald eine Torchance entsteht, beginnt schon die Fehlersuche, oder, bei den absoluten Oberexperten ist sie sogar schon abgeschlossen. „Kollektiver Tiefschlaf.“ Wobei für diesen der Ball auch noch einschlagen müsste.
Hintergründe für diese permanente Abwertung des Geschehens, was zugleich nicht nur Spannung und Spaß verderbend sondern in der Regel auch noch total neben der Faktenlage ist, seien hier angeführt:
1) Der Fußball ist so gigantisch groß und alle sind so begeistert und fasziniert, dass eh alle schauen und dabei sind und negative Äußerungen nicht ins Gewicht fallen beziehungsweise gesagt werden müssen, wenn sie denn zutage treten.
2) Ein lobender Kommentator würde automatisch in den Topf der Laien und Ahnnungslosen zu geraten fürchten. Er sagt: „Toller Pass, schöner Schuss“ und der neben ihm sitzende Experte lacht ihn aus: „Was war daran schön? Die haben ihm doch viel zu viel Zeit und Raum gelassen – da kann das jeder. Überhaupt standen ALLE Gegenspieler zu weit weg vom Mann und was nicht alles. Also hör mir auf mit ´gut gemacht´. Räum lieber deinen Stuhl, dass hier ein richtiger Experte hin kann, der die Fehler auch erkennt.“
3) Es gibt diesen Neidfaktor und dies gerade in Deutschland, wo derartige Abwertungen anzutreffen sind. In anderen Ländern läuft die Berichterstattung anders. Das Problem ist dies, dass vermutlich jeder – also auch die Sprecher – sich mal im Fuß gegen Ball treten versucht haben und dass sie so gigantisch weit hinter diesen überragenden Akteuren dort zurück stehen, dass sie vor Nei platzen müssten. Somit werten sie intuitiv ab – und schließen damit ein wenig zu diesen aus ihrer Sicht Halbgöttern auf. Auch die Respektlosigkeit ist Teil des Ganzen.
4) Es gibt einen vierten Grund: Deutsche Mannschaften haben zu viele Titel gewonnen. Und die inverse Schrift dabei ist natürlich beabsichtigt und wohl erwogen: zu viele sind es dann, wenn es mehr sind als einem zustehen würden. Übersetzt hieße es bedauerlicherweise auch: die Deutschen Mannschaften haben das Glück benötigt, in Anspruch genommen, voll ausgeschöpft, ihr Kontingent. Dies ist selbstverständlich eine höchst fragwürdige Aussage, wobei man im Ausland nur Zuspruch ernten würde. Denn es spürt im Grunde jeder. Außer hierzulande, wo es einfach zur Selbstverständlichkeit wurde. Eine Folge dessen: im Lande des „ewigen Weltmeisters“ fehlt jegliche Demut. Man kennt es einfach nicht, unglücklich zu verlieren, selbst wenn man die bessere Mannschaft war. Bedauerlicherweise geht jedoch auch hier eine Fehleinschätzung einher: man gewinnt aus irgendeinem Grunde, den man zwar nicht kennt, aber es muss ja einen geben, sonst würde es doch nicht immer wieder passieren? Also beginnt man, jeden Sieg für verdient zu erklären genau so wie jede Niederlage. Man erkennt alles, man weiß alles und kann jederzeit den Spielstand, das Endergebnis, die Tabelle genau erklären. Weil der Zufall, das Glück, das Pech eliminiert sind aus der Urteilsfindung. Dies sogar eigentlich der Hauptgrund oder der entscheidende Grund dafür: falls man Glück als Argument für einen Sieg zuließe, würden vielleicht eigenen Zweifel aufkommen müssen, dass der Gewinn des Weltmeistertitels sogar ein Glücksfall war? Nein, das könnte man unmöglich an sich heranlassen.