Motivation, Lesergewinnung, Hürdenüberwindung
Sobald ein beinahe beliebiger Bundesbürger die Aussage hört „im Fußball stimmt etwas nicht, da kann man an etlichen Stellen etwas verbessern“, dann outet sich dieser Mensch zwar häufig in einen meist nur entfernt mit dem Fußball verbundenen Menschen, welcher jenen nur am Rande verfolgt, dennoch setzt er beinahe sofort die Scheuklappen auf und stopft sich Oropax in die Ohren, weil das nun Folgende von ihm Erwartete alles längst bekannt, diskutiert, vorgeschlagen, verworfen, von unendlich vielen dafür zuständigen Experten bereits bis ins kleinste Detail beurteilt wurde und somit nichts, aber auch rein gar nichts Neues für ihn zu erfahren sein kann. Abgesehen davon wird ein jeder „Weltverbesserer“ entweder als sehr jung und naiv angesehen, oder, wenn in den Jahren gereift, kann er nur versponnen sein.
Darüber hinaus jedoch lautet die getätigte Beobachtung – welche denn doch den Wesentlicheren und zugleich kurioseren Teil der Reaktion ausmacht –, dass derjenige seine eigenen, wohl durchdachten Vorschläge dazu zu unterbreiten hätte, welche jeglichen alternativ gehörten Vorschlag schlicht und einfach ausstechen. Insofern ist da im Prinzip jeder ein kleiner Weltverbesserer, nur eben haben die Vielzahl diese Gemeinsamkeit: sie werden ALLE nicht erhört.
Sollte er sich dennoch dazu hinreißen lassen, für den ersten Halbsatz die Lauscher gespitzt zu halten und den Gegenüber für den einen Moment zum Reden kommen zu lassen (genannt sei ruhig ein Beispiel: „Man müsste mal über Abseits nachdenken, denn das geht irgendwie nicht ganz auf. Also meiner Meinung nach müsste man…“) so wird der temporäre Zuhörer trotzdem, egal, was dann folgt, ab diesem Punkt in Ungeduld verfallen, weil nämlich ab jetzt egal ist, wie der Satz nun vollendet wird, er darüber schon längst nicht nur selbst nachgedacht, ein paar Ansichten eingefangen, an irgendeiner beliebigen Stelle einer Sportsendung beispielsweise, als es ein Problem damit gab und eine offensichtliche Ungerechtigkeit geschah, sondern sich zusätzlich eine feste eigene Meinung gebildet hat, die möglichst bald an den Mann gebracht werden muss.
Insofern ist jeder weitere Satz sozusagen „einfach nur so“ hier aufgeschrieben, in der sicheren Erkenntnis, dass ohnehin niemand so weit lesen wird.